Was hört Ihr gerade jetzt? (Klassik 2011)

  • Heute Morgen widme ich mich mal der Oper und zugleich einer Erstbegegnung: "Maometto" von Peter von Winter (1754 - 1825). Die Uraufführung fand in der Karnevalssaison 1817 in Mailand statt. Die Geschichte, in der es - Handlungsort Arabien - um den Propheten Mohammed geht, basiert auf einem Stück aus der Feder des großen Voltaire. Dem wiederum ging es aber nicht um den Islam, sondern er gedachte über diesen religiösen Umweg Kritik an der katholischen Kirche und dem Papsttum unterzubringen. Aufgrund der enormen Macht, die diese Institution zu Voltaires Lebzeiten noch besaß, wäre es unmöglich gewesen, eine solche Kritik direkt und offen zu thematisieren und auf die Bühne zu bringen.


    Ich bin mit dem ersten Akt 'durch' und stelle fest, dass hier schwungvolle und gut gemachte Musik zu hören ist. Angefangen bei der durchaus mitreißenden Ouvertüre, in der die schon seit der Mitte des 18. Jahrhunderts so beliebte und aus orientalischen Sujets nicht weg zu denkende 'Janitscharenmusik' anklingt. Es folgen nun eine Reihe von bunten Szenen, in denen neben dem Chor die Solisten in schönen Arien, Duetten und größeren Ensembleszenen auftreten.


    Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Live-Aufnahme (hasse ich ja eigentlich, wenn es um die Oper geht), in der es natürlich das unvermeidliche Bühnen-Gerumpel frei Haus mitgeliefert gibt. Die Aufnahme entstand während des Opernfestivals 'Rossini in Wildbad' im Kurhaus von Bad Wildbad im Juli 2002. Dass es sich angesichts dieses Ortes bei den Ausführenden nicht um 'erste' Kräfte handelt, ist natürlich klar; aber: der Tschechische Philharmonische Chor aus Brno/Brünn und die aus selbiger Stadt stammenden Tschechischen Kammersolisten sind grundsolide bis gut agierende Ensembles, die nichts falsch machen. Das durchweg italienische Solistenensemble liefert unterschiedliche Qualität ab. Manches wirkt ein wenig behäbig (das kann man bestimmt 'idiomatischer' und mit mehr Schwung singen), manches dagegen ist ohne Frage (selbst für einen wie mich, der nun kein echter Opernfanatiker ist) sehr gut gelungen. Die Gesamtleitung hat Gabriele Bellini [sic!].


    Absolut nervig ist das Kurhaus-Publikum. Man applaudiert bisweilen ohne erkennbaren Sinn und Verstand - an einer Stelle sogar mitten in die Musik hinein. So ein Verhalten ist absolut peinlich und für mich sehr anstrengend.


    Aber für ein Kennenlernen eines mir bis dato nur als Komponist einiger Klarinettenkonzerte und Sinfonien (ORFEO und HYPERION HELIOS) bekannten Meisters ist diese Aufnahme sehr geeignet. Insgesamt überwiegen positive Eindrücke. Auch vor dem Hintergrund der absoluten amazonischen Preisgünstigkeit sogar von Neuware konnte ich hier kaum einen Fehler machen.



    Grüße,


    Garaguly

  • Heute morgen passend zum Nebelwetter mal Sinfonien von Sibelius, die 2. und die 7. mit Leif Segerstam und dem Danish National Symphony Orchestra. Also die Chandos-Aufnahme in Brillant-Ausgabe.


    Wer hat den Quark erzählt, die 2. Sibelius stünde noch in Tschaikowsky-Nachfolge oder so? Bei Segerstam klingt sie ultramodern. Hört den zweiten Satz ... am Urwaldfluss-Marktplatz derzeit neu für unter €10,- zzgl. Versand.


  • Heute morgen passend zum Nebelwetter mal Sinfonien von Sibelius, die 2. und die 7. mit Leif Segerstam und dem Danish National Symphony Orchestra. Also die Chandos-Aufnahme in Brillant-Ausgabe.


    Wer hat den Quark erzählt, die 2. Sibelius stünde noch in Tschaikowsky-Nachfolge oder so? Bei Segerstam klingt sie ultramodern. Hört den zweiten Satz ... am Urwaldfluss-Marktplatz derzeit neu für unter €10,- zzgl. Versand.



    Tschaikowksy-Nähe konnte ich bei Sibelius auch nie nachvollziehen. Aber die 2. Sinfonie stammt von 1902. "Ultramodern" verglichen mit Mahlers 3., Debussys Nocturnes oder Pelleas & Melisande, Skrjabin usw. höre ich eher nicht.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Na ja, der 2. Satz halt. Jedenfalls bei Segerstam. - Wie viel Sibelius in Finnland, wo er ab 1891 nach Studien in Berlin und Wien wieder lebte, von einer 3. Mahler, von Pelleas et Mélisande, von Skriabin wusste, weiß ich nicht ... vermutlich eher wenig.

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  • Heute höre ich


    Bruckner, Anton (1824-1896)
    Symphony No 6 A major WAB 106

    Berner Sinfonieorchester
    Mario Venzago


    Mitschnitt

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Heute scheint Opern-Tag zu sein. Nach Peter von Winter und seinem 'Maometto' wende ich mich nun dem 'Germanicus' von Georg Philipp Telemann zu. Unter den Solisten dieser Aufnahme befinden sich Elisabeth Scholl und Matthias Rexroth. Es spielt das Sächsische Barockorchester unter der Leitung von Gotthold Schwarz (AD: 2010). Beim 'Germanicus' handelt es sich um ein frühes Werk Telemanns, das noch nicht einmal vollständig überliefert ist. Zahlreiche Arien fanden sich ungeordnet in der Universitätsbibliothek in Frankfurt am Main, die Rezitative sind nach derzeitigem Forschungsstand verschollen. Der Text der Rezitative wird daher gesprochen. Somit erhält der 'Germanicus' den Charakter eines Singspiels. Das Libretto übrigens stammt von einer Frau - Christine Dorothea Lachs -; wohl eine Seltenheit im frühen 18. Jahrhundert.



    Grüße,


    Garaguly


  • Lange habe ich die schon zuhause liegen, aber bis heute nicht in den Player geschoben. Nun war es soweit. "Anstrengender" als Beethoven, aber sehr schön. Tolle Musik, eine gute Abwechslung. Tontechnisch besser, d.h. neutraler als und nicht so "laut" wie Betthovens Fünfte. Repertoirewert: *****
    Beste Grüße, Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Ist das ein Kauf???


    Nein, ausnahmsweise nicht … sondern ein Mitschnitt. ;)

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

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  • Ich höre mich jetzt erst einmal quer durch :



    Richard Wagner (1813-1883)


    Die Meistersinger von Nürnberg


    "Zackig" geht es schon einmal los.
    Für das Vorspiel benötigt Janowski gerade einmal 8:33 min.


    :hello:


    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Heute morgen passend zum Nebelwetter mal Sinfonien von Sibelius, die 2. und die 7. mit Leif Segerstam und dem Danish National Symphony Orchestra. Also die Chandos-Aufnahme in Brillant-Ausgabe.


    Wer hat den Quark erzählt, die 2. Sibelius stünde noch in Tschaikowsky-Nachfolge oder so? Bei Segerstam klingt sie ultramodern. Hört den zweiten Satz ... am Urwaldfluss-Marktplatz derzeit neu für unter €10,- zzgl. Versand.



    Hab mir die erste Sibelius-Gesamtaufnahme von Segerstam auch kürzlich "an Land gezogen" für unter 10 EUR. Jetzt liegen mir beide vor. :D


    Bzgl. der "ultramodernen" Art, wie Segerstam das dirigiert, gibt es einige lesenswerte Beiträge im alten Thema zu den Sibelius-Symphonien. Ein Ex-Mitglied hat schon vor Jahren das "Expressionistische" bei diesen Aufnahmen gelobt: Jean Sibelius als Sinfoniker


    Der Direktvergleich der Chandos/Brilliant- mit den Ondine-Aufnahmen steht noch aus. Ich werde berichten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões




  • Traf heute ein:


    Berwald: Symphonie Nr. 1 (Sinfonie sérieuse)
    Dänisches Nationales Rundfunk-Symphonie-Orchester
    Thomas Dausgaard
    2003

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • "Man begegnet einem Sinfoniezyklus, der voller Überraschungen ist und eine seiner Orginalität absolut gemäße Interpretation erfuhr." Na dann hören wir doch einmal





    Gruß Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Scherzkeks! Lohnt es sich, die Aufnahme zu kaufen?


    Lieber Accuphan, ich möchte Dir nichts leichtfertig unterjubeln … die Aufnahme ist absolut nicht schlecht, aber z.B. Solti mit dem Chicago gefällt mir doch noch besser;
    sehr gerne führe ich mir die Giulini-Aufnahme zu Gemüte … zudem bin ich nicht unbedingt ein Ozawa-Fan …


    vielleicht hast Du irgendwie mal Gelegenheit Probe zu hören … schließlich ist das anscheinend eine ältere Philips-Aufnahme, DSD remastered. ;)

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)



  • Mittlerweile bei der Dritten angelangt:


    Berwald: Symphonie Nr. 3 (Sinfonie singulière)
    Dänisches Nationales Rundfunk-Symphonie-Orchester
    Thomas Dausgaard
    2000


    Die gefällt mir bisher bei weitem am besten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Habe gerade die 1. Sinfonie von Sibelius mit Leif Segerstam und dem Danish National Symphony Orchestra gehört. Fantastisch. Umwerfend. Dazu eine großartige Klangtechnik. Alleine die ersten beiden Sinfonien sind die (derzeit) knapp €10,- auf dem Urwaldfluss-Marktplatz allemal wert.



    Nachtrag: Auch die 3. hat mir sehr gut gefallen!

  • Am liebsten würde ich jetzt aus Orpheus und Eurydike "Ach ich habe sie verloren ..." auflegen, nach dem Desaster von 96 und Werder. Weiß nur noch nicht mit wem, vielleicht mit Prey, oder besser noch mit Zarah Leander. Nicht zu fassen.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Habe mich aber doch für Lohengrin aus Berlin entschieden. Tolles Orchester, hervorragender Chor. Hört sich weitaus besser an, als ich vermutet hatte. Nun ist der Samstagabend ja gerettet.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Chorwerke aus Dänemark:


    Nielsen: Hymnus Amoris [1896]; An den Schlaf [1903/04]; Frühling auf Fünen [1921]
    Dänischer Rundfunkchor
    Dänisches Nationales Rundfunk-Symphonie-Orchester
    Leif Segerstam
    1989/90

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo, Bernward!


    Du tust mir wirklich leid! Aber da ich heute mein Erfolgserlebnis mit Mönchengladbach hatte, lege ich nun den "Fidelio" auf. Besonderen Wert lege ich auf das Finale "O namenlose Freude..."


    W.S.


  • Ich lege jetzt mal die erste CD meiner neuen Box auf:


    Sibelius: Symphonien Nr. 1 & 7; Finlandia (mit Chor)*
    Polytechnischer Chor Helsinki*
    Philharmonisches Orchester Helsinki
    Leif Segerstam
    2002/03*

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ja, die Bremer sind schon zu bedauern ... gut, dass die Kammerphilharmonie besser spielt als der SV Werder.


    ... bei mir lief Sibelius' 4. + 5. Sinfonie in einer BIS-Einspielung mit Osmo Vänskä mit dem Lahti Symphony Orchestra. Ausgezeichnet, ausgezeichnet, ... der 4. Sinfonie fehlte vielleicht minimal der "sinfonische Zusammenhalt", die "Kohärenz" wie Celi das sagte ... aber die 5. macht das mehr als wett. So gelassen, wie sich der Finalsatz hier entfaltet, habe ich das sonst nicht gehört. Und das Finale behält dabei alle seine Wucht und Majestät! Ganz großes Musizieren.


    Bis auf die 6. Sinfonie habe ich damit heute alle Sibelius-Sinfonien durch ...



    By the way: Die Musiker aus Lahti haben den großen Vorteil, dass sie nicht auf irgendwelchen quäkenden Oboen und unnötig schwierig zu spielenden Hörnern spielen zu müssen. Es klingt großartig - fantastische Blechbläser - ein Orchester der ersten Liga. - Wo liegt eigentlich Wien und in welchem Jahrhundert hatte das eine gewisse Bedeutung?


    Wenn man Weltspitze ist, scheint die größte Gefahr darin zu liegen, sich auf den Glanz vergangener Jahrhunderte zu verlassen. Siehe auch Bayreuth. Irgendwie sind es keine guten Zeiten für die, die die unmittelbare Nachkriegsgeschichte hochhalten.


    Vänskäs Beethoven wird ja derzeit sehr gelobt - ich kann's verstehen.

  • Die für mich beste Eroica:



    Berlin; Jesus-Christus-Kirche, 1-7 Februar 1954 (MONO)


    Berliner Philharmoniker
    Eugen Jochum

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

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  • Martin Helmchen; Andris Nelsons: City of Birmingham Symphony Orchestra
    Mozart Klavierkonzert Nr. 24 KV 491.
    Sehr schön!


    Dank übrigens an Novencento für die Eroica Werbung. Nur... Gibt es sie auch einzeln?
    Gruß S.

  • Wo wir schon beim lustvollen Legenden-Dreschen sind: Weiter geht's mit Beethovens 2. Sinfonie mit Emmanuel Krivine und "La Chambre Philharmonique". Unglaublich, wie gut das mit einer 8-8-6-6-4-Besetzung abgeht!


    Die Musik wird perfekt zwischen der 1. und der Eroica platziert. Ist ja durchaus weiter fortgeschritten als die 1., mit der sie oft auf Augenhöhe gesehen wurde. ("Die 1. eher an Haydn, die 2. eher an Mozart orientiert" - oder so ähnlich. Oh ihr vermaledeiten Schubladendenker ... )


  • Dank übrigens an Novencento für die Eroica Werbung. Nur... Gibt es sie auch einzeln?
    Gruß S.


    ?(


    Gute Frage, ist wohl eher schwierig, der Zyklus ist ja auch nicht mehr so leicht zu haben. Dabei muss ich gestehen, dass ich den vor ein paar Jahren nur deshalb gekauft habe, weil es in via marketplace für unter 15 € gab... :pfeif:
    Erst danach habe ich gemerkt, dass ich hier einen großartigen Beethoven erstanden habe. Notfalls einfach als mp3-Download, den gibts bei amazon.


    Mag ich aber eigentlich überhaupt nicht.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Dezsö Ránki, Danish National Chamber Orchestra, Adam Fischer
    Mozart Klavierkonzert 24.
    (An KV 491 kann ich mich nicht satt hören!)
    Bei Andris Nelsons scheinen mir Solist und Orchester besser eingebunden zu sein.
    Und Fischer rummst mehr, manchmal unmotiviert. Der Pianist ist aber frei von Manierismen, Lord :D Helmchen hat welche.
    Eine schöne Aufnahme.


    Gruß S.


    Wolfram. Krivine, ja gut, aber sein unflexibler Rhythmus!! Das geht doch gar nicht bei aller Liebe!

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