Heute Morgen widme ich mich mal der Oper und zugleich einer Erstbegegnung: "Maometto" von Peter von Winter (1754 - 1825). Die Uraufführung fand in der Karnevalssaison 1817 in Mailand statt. Die Geschichte, in der es - Handlungsort Arabien - um den Propheten Mohammed geht, basiert auf einem Stück aus der Feder des großen Voltaire. Dem wiederum ging es aber nicht um den Islam, sondern er gedachte über diesen religiösen Umweg Kritik an der katholischen Kirche und dem Papsttum unterzubringen. Aufgrund der enormen Macht, die diese Institution zu Voltaires Lebzeiten noch besaß, wäre es unmöglich gewesen, eine solche Kritik direkt und offen zu thematisieren und auf die Bühne zu bringen.
Ich bin mit dem ersten Akt 'durch' und stelle fest, dass hier schwungvolle und gut gemachte Musik zu hören ist. Angefangen bei der durchaus mitreißenden Ouvertüre, in der die schon seit der Mitte des 18. Jahrhunderts so beliebte und aus orientalischen Sujets nicht weg zu denkende 'Janitscharenmusik' anklingt. Es folgen nun eine Reihe von bunten Szenen, in denen neben dem Chor die Solisten in schönen Arien, Duetten und größeren Ensembleszenen auftreten.
Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Live-Aufnahme (hasse ich ja eigentlich, wenn es um die Oper geht), in der es natürlich das unvermeidliche Bühnen-Gerumpel frei Haus mitgeliefert gibt. Die Aufnahme entstand während des Opernfestivals 'Rossini in Wildbad' im Kurhaus von Bad Wildbad im Juli 2002. Dass es sich angesichts dieses Ortes bei den Ausführenden nicht um 'erste' Kräfte handelt, ist natürlich klar; aber: der Tschechische Philharmonische Chor aus Brno/Brünn und die aus selbiger Stadt stammenden Tschechischen Kammersolisten sind grundsolide bis gut agierende Ensembles, die nichts falsch machen. Das durchweg italienische Solistenensemble liefert unterschiedliche Qualität ab. Manches wirkt ein wenig behäbig (das kann man bestimmt 'idiomatischer' und mit mehr Schwung singen), manches dagegen ist ohne Frage (selbst für einen wie mich, der nun kein echter Opernfanatiker ist) sehr gut gelungen. Die Gesamtleitung hat Gabriele Bellini [sic!].
Absolut nervig ist das Kurhaus-Publikum. Man applaudiert bisweilen ohne erkennbaren Sinn und Verstand - an einer Stelle sogar mitten in die Musik hinein. So ein Verhalten ist absolut peinlich und für mich sehr anstrengend.
Aber für ein Kennenlernen eines mir bis dato nur als Komponist einiger Klarinettenkonzerte und Sinfonien (ORFEO und HYPERION HELIOS) bekannten Meisters ist diese Aufnahme sehr geeignet. Insgesamt überwiegen positive Eindrücke. Auch vor dem Hintergrund der absoluten amazonischen Preisgünstigkeit sogar von Neuware konnte ich hier kaum einen Fehler machen.
Grüße,
Garaguly