Gesamtaufnahme oder Einzelaufnahmen ?
Eigentlich ein immer wieder aktuelles - und daher oft erörtertes Thema.
Ein Einsteiger - oder aber auch ein Neuling auf einem Spezialgebiet möchte "Rasch und billig" zu einer repräsentativen Sammlung eines Spezialgebietes (beispielsweise alle Symphonien eines Komponisten) kommen, dabei nicht allzuviel investieren - und fragt im Forum an.
Sofort wird ihm von derlei Vorhaben abgeraten - Einzelaufnahmen seine in jedem Falle vorzuziehen - und nun folgt ein Schwall von gut 400 Einzelaufnahmen die man "unbedingt haben muß"
Der Fragesteller fühlt sich jedoch verunsichert, sooo sehr wollte er sich eigentlich gar nicht engagieren.
Wollen wir mal nachsehen was für Vor- und Nachteile der Erwerb von Gesamtzyklen hat.
Es ist hiebei eher bedeutungslos um welchen Komponisten es sich handelt. Nehmen wir aber mal Mahler (weil der grad so aktuell ist)
Es gibt hier verschiedene Gesamteinspieliungen, von denen jede ihre Stäreken und Schwächen hat. Eines jedoch haben ALLE gemeinsam: Jede vermittelt ein subjektives Gesamtbild, welche sich der betreffende Dirigent von Mahler gemacht hat, soll heissen, man kennt nach dem Kauf nicht etwa alle Mahler-Sinfonien (so man sie überhaupt härt- bei Gesamtaufnahmen bleibt viles ungehört im Archiv stehen - das Hören wird "auf später" verschoben...) sondern lediglich die Sicht EINES Dirigenten auf alle Mahler Sinfonien. Ob man beispielsweise Bernstein oder Gielen kauft- dazwischen liegen Welten.
Na gut - aber es gibt doch auch verschieden "Mix" Collektionen -mit verschiedenen Dirigenten. Ist sowas empfehlenswert ?
Bedingt ja.
Aber man sollte sich vor Augen halten, daß es eben ein "Mix" ist.
Was bedeutet das ? "Schlechte Aufnahmen"? Nicht unbedingt.
Aber eben ein mix. Zwei oder drei "legendäre" Aufnahmen werden als "Aufhänger verwendet - vorzugsweise solche, deren Aufnahmetechnik nicht unbedingt auf dem letzten Stand ist.
Das misch man nun mit eim weiteren Teil "berühmter Namen" die bei den von ihnen gewählten Einspielungen "nicht ihren besten Tag" hatten oder, deren Einspielungen von noch besseren ein wenig ins Abseits geraten sind. Das restliche Drittel füllt man mit Aufnahmen, deren Verkaufszahlen einfach unbefiredigend waren, sei es durch schlechte Kritiken, eine langweileige Interpretation oder schlechte Tontechnik, aber auch durch Zufall bedingt...
Reichen solche Einspielungen für den Interessenten ?
Das hängt davon ab.
Wann man dem gewählten Komponisten ohnedies ein wenig reserviert gegenübersteht (und grade dann ist die Versucheung zum günstigen "Pauschalkauf" besonders groß) dann KÖNNTE es sein, daß gar nichts dabei ist, was einen "mitreisst" - und man hat sich auf diese Art auf einige Zeit den Zugang verbaut.
Persönlich halte ich es so, daß ich bei Komponisten denen ich mißtraue - entweder eine ganz billige Einzelaufnahme erwerbe - mit dem Ergebnis, daß die Faszination ausbleibt - was ich schon vorher wusste - oder aber die "Beste" nehme. Gefällt sie mir dann nicht- so weiß ich daß es wahrscheinlich aussichtslos ist, einen zweiten Versuch zu starten (Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel).....
Mein Tip - vor allem an jüngere Klassikfreunde.
EINE Einzelaufnahme die allgemein empfohlen wurde - kaufen und INTENSIV hören. Bei Gefallen dann nach ein bis 2 Monaten - je nach Geldbeutelfüllung oder Kontostand die nächste dazukaufen - es ist nicht anstrebenswert mit 30 schon alles was je komponiert wurde im CD-Schrank zu haben....man freut sich auch in den folgenden Jahren über Neuentdeckungen...
Mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred