Liebe Opernfreunde,
Dies ist ein besonders hinterhältiger Thread, weil er implizit eine der Begründungen von verfremdenen Inszenierungen in Frage stellt - andrerseits aber nach aussen hin - sich völlig harmlos gibt.
Im Ernst. Beide Lesarten sind möglich. Es ist mir aufgefallen, daß viele Komponisten, die im 20. Jahrhundert Opern komponiert haben, sich Librettis bedient haben, welche in der Antike, im Mittelalter oder aber in Renaissance oder Barock spielen.
Nehmen wir hier als Beispiele "Der Geburtstag der Infantin" (Zemlinsky) oder "Romeo und Julia" (Sutermeister). Die Beispiele sind willkürlich gewählt und können - nein sollen sogar - von anderen Mitgliedern ergänzt werden.
Aber natürlich drängt sich auch unterschwellig die Frage auf, warum zeitgenössische - oder "beinahe zeitgenössische" Komponisten sich historischer Stoffe oder literarischer Vorlagen aus der Vergangenheit bedienen, währen die Vertreter des Regietheaters (Verfremdungstheaters) immer wieder behaupt, die alten Stoffe müssten in unsere Zeit tranponiert werden, weil sie von den Menschen unserer Zeit ansonst nicht verstanden würden - bzw sich niemand dafür interessieren würde.....
Hier sind alsop gern erfolgreiche - oder weniger erfolreiche - Opern des 20. Jahrhunderts gesehen, die sich alter Stoffe bedienen - ebenso wieso eben diese Stoffe verwendet wurden, an Stelle von Themen des 20. und 21. Jahrhunderts...
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred
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