Persönlich vernachlässigte DIRIGENTEN (Sinfonie und Konzert) - Eine "Beichte" (2013)

  • Einen Tag nach den Anschlägen von 11. September hat MTT dort Mahlers 6. Sinfonie aufgeführt.


    Lieber Caruso41
    Vielen Dank für diesen Hinweis und Deine eindringliche Schilderung. Auch für mich und meine Frau hatte dieser Tag eine ganz persönliche Bedeutung, da wir 1989 in New York geheiratet und nach der Trauung im 107. Stock des Nordturms des WTC im Restaurant Windows of the World gefeiert haben. 2001 lebten wir schon wieder in Deutschland, aber ich habe von 3:10 (MEZ) an jede Minute des Dramas am Fernsehschirm verfolgt.
    Die Mahler 6te mit MTT habe ich natürlich. Ich hatte auch noch gar nicht realisiert, dass es einen MTT-Thread gibt.

  • Apropos Beethoven: Thomas Dausgaards Beethoven mit dem Swedish Chamber Orchestra hat noch niemand im Regal?
    Und seinen Schubert mit dem gleichen Orchester offenbar auch nicht! Kann ich nur empfehlen!


    Caruso41: Dausgaards Beethoven habe ich inzwischen komplett.


    Aber: Gegen den Zyklus mit Philippe Herreweghe zieht Dausgaard Imho den Kürzeren …
    Kürzlich auf einer sehr guten Anlage verglichen; auch die Klangqualität der SIMAX-Scheiben sieht dagegen recht alt aus …


    Jedoch Dausgaard mit Schubert – gefällt mir deutlich besser. Empfehlenswert. Aber der ist ja noch nicht komplett … :hello:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Apropos Vänska: viele sind ja ganz begeistert von seinem Beethoven. Besonders in den USA wird er dafür hoch gerühmt! Ich habe da noch nichts von gehört. Kann also nichts zur Qualität der Aufführungen sagen. Sind die denn hier auch "angekommen"?


    Hallo Caruso,


    wenn Du mit "hier" Deutschland oder Europa meinst, dann kann ich dazu nichts sagen. Ich weiß wirklich nicht, ob Vänskäs Beethoven-Zyklus aus Minnesota in der 'alten Welt' viele Freunde gefunden hat - einen ganz aber ganz bestimmt: mich! Orchester und Dirigent bewegen sich auf sehr hohem Niveau, die Spielkultur dieses Orchesters bewegt sich auf exzellenter Ebene.


    Grüße
    Garaguly

  • Jedoch Dausgaard mit Schubert – gefällt mir deutlich besser. Empfehlenswert.


    Das kann ich nur verstärken und unterstreichen. Das sind erstklassige Darbietungen der Symphonik Schuberts. Bin schon auf eine Fortführung des Zyklus' gespannt.


    Grüße
    Garaguly

  • Ich weiß wirklich nicht, ob Vänskäs Beethoven-Zyklus aus Minnesota in der 'alten Welt' viele Freunde gefunden hat - einen ganz aber ganz bestimmt: mich!

    Das ist interessant zu hören! Werde mir doch mal eine der Sinfonien ausleihen und anhören. Ob ich mir noch mal einen Komplett-Beethoven kaufe, weiss ich wirklich nicht. Ich will gar nicht sagen, wie viele ich habe!
    Der letzte war der von Paavo Järvi - eigentlich motiviert dadurch, dass ich die Kammerphilharmonie Bremen mit all den Sinfonien live gehört habe und so hinreißend fand!!



    Dausgaards Beethoven habe ich inzwischen komplett.


    Aber: Gegen den Zyklus mit Philippe Herreweghe zieht Dausgaard Imho den Kürzeren …

    Den Herreweghe-Beethoven kenne ich auch nicht! Du hast mich neugierig gemacht!



    Jedoch Dausgaard mit Schubert – gefällt mir deutlich besser. Empfehlenswert.

    Da kann ich nur voll zustimmen! Das sind massstabsetzende Aufnahmen! Und soviel Dirigenten, die mit Schubert überzeugen, gibt es ja nun wirklich nicht! Trotzdem gehört Dausgaard in Deutschland nicht zu denen, die besonders bekannt und geschätzt wären. Eigentlich sonderbar!



    Einen schönen Abend!


    Caruso41
    .

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Da kann ich nur voll zustimmen! Das sind massstabsetzende Aufnahmen! Und soviel Dirigenten, die mit Schubert überzeugen, gibt es ja nun wirklich nicht! Trotzdem gehört Dausgaard in Deutschland nicht zu denen, die besonders bekannt und geschätzt wären. Eigentlich sonderbar!


    So sonderbar finde ich das gar nicht. Dausgaards Beethoven-Aufnahmen erschienen auf dem Label SIMAX, das in Deutschland wohl nur über geringe Durchschlagskraft verfügt, das haben hier wohl nur eingefleischte Klassik-Liebhaber zur Kenntnis genommen, die 'breite Masse' der Klassikinteressierten hat das nicht erreicht. Der Schubert-Zyklus entseht jetzt für BIS, dieses Label ist natürlich bekannter, aber der Zyklus entsteht gerade eben erst, kann also noch nicht so bekannt geworden sein. Dann gibt's noch den Super-Schumann (BIS) und einen interessanten Bruckner (auch BIS).
    Aber all das macht nur einen geringen Prozentsatz der Arbeit Dausgaards aus, der viel skandinavisches Repertoire für nordische Labels gemacht hat. So jemand erreicht außerhalb Skandinaviens einfach keinen großen Bekanntheitsgrad, der über Spezialistenkreise hinausreicht.


    Grüße
    Garaguly

  • Das Label spielt m.E. keine Rolle. Viel mehr, dass viele nach Karajan, Klemperer, Leibowitz, Böhm, Bernstein, Gardiner den Absprung in die Gegenwart nicht geschafft haben. Sie sind in der Gegenwart nicht angekommen. Sie spielen immer und immer wieder die alten Aufnahmen mit wenig Lust nach Neuem. Die Bereitschaft, sich etwas Neues zuzulegen ist gering. Und wenn doch, dann müssen dafür die großen Orchester her halten (Gewandhausorchester-Chailly, Wiener Philharmoniker-Thielemann). Einige sind auch dem Hoch-Push-Järvi-Schnell-Herunterspiel-Seelenlos-Beethoven auf dem Leim gegangen. Die Zyklen unter Dausgaard, Krivine, Vänskä, Rajski, de Vriend kennen viele gar nicht, getreu dem Motto: Wer bitte schön ist Dausgaard??


    LT :hello:

  • Dausgaard findet sich in meiner Sammlung bei dem Reperoire, was ich ihm gemäss seiner nordischen Herkunft auch zutrauen würde.


    Ich habe die Langgaard- und die Berwald-Sinfonien mit Dausgaard. Wenn ich keine Vergleiche hätte, wären diese Aufnahmen soweit OK.
    :!: Doch auch hier sind zumindest die Lanngaard-Sinfonien Nr.1 mit Segerstam und die Nr.4-6 mit Järvi (Chandos) eindeutig vorzuziehen, da mit weit mehr Spannung- und Aussagekraft gesegnet.
    Bei Berwald genau so - die N.Järvi-Aufnahmen haben zum einen nicht diese eigendwilligen fremden Charakter und spitzenmässig dagegen die Okko-Kamu-Aufnahmen der Nr. 3 und 4 (Naxos).


    :?: Nach diesen und weiteren Hörerlebnissen mit Dausgaard fällt es mir verdammt schwer ihm einen schlagkräftigen Beethoven zuzutrauen. Nach den Kritiken, auch hier aktuell von caruso, scheint dies ja der Fall zu sein (ich werde es überprüfen); bin aber für dieses Testunternehmen nicht bereit für die SIMAX wer weis wie viel Geld auszugeben. Aber vielleicht ergibt sich mal die Gelegenheit.


    Genau so mit Schubert ! Ist Dausi da tatsächlich so viel besser als Kertesz (Decca) oder Harnoncourt bei 1-6 (Warner) ? Mit den Aufnahmen bin ich voll zufrieden ! Auch für den Test würde ich vorab kein Geld locker machen !


    Garaguly schreibt von :D Super-Schumann ! Ist der tatsächlich so Super ? Kann der wirklich gegen Szell (SONY), Bernstein (SONY und DG), Solti - die Nr.2 ist der Hammer (Decca) und selbst Karajan (DG) noch so entscheidend punkten ... mit einem Kammerorchester ???


    :?: Nach meinen Hörerfahrungen mit Dausi setze ich ein Riesenfragezeichen !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Meine CD-Datei verfügt über eine Suchfunktion je nach Kategorie und so kann ich ganz schnell feststellen, welche Dirigenten ich "vernachlässige":


    Paavo Järvi
    Kent Nagano
    Philippe Herreweghe
    Thomas Dausgaard
    Franz Welser-Möst
    Maurice Abranavel
    Michael Tilson Thomas
    Stanislaw Skrowaczewski
    Thomas Dausgaard
    Alan Gilbert
    Daniel Harding
    Gustave Dudamel


    Ich habe festgestellt, dass mir bei Standardwerken meine bisherigen Aufnahmen mit den bekannten großen Namen, die ich hier nicht aufzuzählen brauche, ausreichen. Und wenn ich mir dann mal eine neue Aufnahme zulege, merke ich meistens, dass ich keinen Erkenntnisgewinn habe, so z.B. bei Dudamel, wo ich wegen des allgemein Hype um ihn mir Tschaikowsky 5 zugelegt habe, das hätte ich auch sein lassen können.
    Harding erlebe ich nächste Woche in der Philharmonie mit Mahler 10, vielleicht ist das eine Entdeckung, der ich dann nachgehen werde.
    Lohnend ist allerdings für mich Andris Nelsons, da weht doch ein etwas neuer anderer Wind.


    Beste Grüße aus Berlin


    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Zitat

    wo ich wegen des allgemein Hype um ihn mir Tschaikowsky 5 zugelegt habe, das hätte ich auch sein lassen können.


    Wir müssen uns nur im Klaren darüber sein, daß es dreierlei Gruppen von Käufern gibt:


    GRUPPE 1
    Diese Gruppe sucht Aufnahmen mit Dirigenten, die sie selbst immer wieder im Konzert erleben kann, sozusagen pseudo-live.
    (und für diese Gruppe mag Dudamel meinetwegen attraktiv sein)


    GRUPPE 2
    Diese Gruppe sucht Aufnahmen von Dirigenten, die sie in ihrer Jugend im Konzert erlebt haben. Sie sind sich dessen sicher,
    daß es damals besser und eindrucksvoller klang


    GRUPPE 3
    Diese Gruppe sucht Aufnahmen von Dirigenten , die schon am Ende ihrer Tage waren, als sie als Hörer noch Jünglinge waren.
    Man hatte sozusagen das Glück, in eine vergangene Zeit zu blicken, bzw zu hören. Gleichaltrige oder gar jüngere Dirigenten haben keine Ausstrahlung auf diese Gruppe. Ich gehöre - das ist kein Geheimnis zu dieser Gruppe. Als ich 20 war, da lebten vereinzelt noch Dirigenten, die bereits vor 1900 geboren waren. Deren Platten kaufte ich, und hoffte, daß sie noch lange leben würden. Die Dirigenten der Jeunesse- Konzerte, die ich damals besuchte, hielt ich für unbedeutend. Ich hörte Konzerte mit ihnen - aber ich merkte mir ihre Namen nicht...


    Jede Gruppe erwartet etwas anderes (und es gibt sicher weitere Gruppen...) - und die jeweilige PR zielt jeweils auf eine ganz gewisse...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Wenn ich diesen Thread hier durchforste und die Beiträge durchlese - inklusive der Meinen, dann fällt mir ein, daß ich eine vierte Gruppe ganz ausser acht gelassen hab - die vielleicht wichtiger ist als man denkt:
    Es sind jene, die sich "eine Sammlung fürs Leben" zulegen wollen - und natürlich wollen sie auf Nummer sicher gehen: Nur die Berühmtesten der Berühmten kommen da in Frage. Schliesslich will man nicht in eine Aufnahme investieren, deren Dirigent in 15 Jahren niemand mehr kennt. Klar, daß dann bestimmte Dirugenten nicht in Frage kommen, notaben, wenn sie aus Ländern kommen, die nicht gerade berühmt sind für ihre Aktivitäten in Sachen Klassik....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat von Alfred_Schmidt

    Schliesslich will man nicht in eine Aufnahme investieren, deren Dirigent in 15 Jahren niemand mehr kennt.


    Ich kaufe eine Aufnahme, wenn sie mir gefällt, dabei ist mir völlig egal, ob der Dirigent jetzt oder später bekannt oder unbekannt ist. Bestes Beispiel:



    Künstler: Sao Paulo SO, Frank Shipway
    Label: BIS, DDD, 2012


    Diese CD steht schon lange auf meinem Wunschzettel, da ich sie mir bei DUSSMANN angehört habe und total begeistert bin!


    :hello: LT

  • Nun, gestern bin ich ihm quasi noch hinterhergelaufen, wohne in seiner Heimatstadt und kenne dennoch keine Aufnahme von ihm. Mein Kandidat Nr. 1 wäre also sicherlich


    Hans Knappertsbusch


    Ansonsten stehen bisher nur auf meiner Einkaufsliste, nicht aber in meinem Plattenschrank:

    Franz Konwitschny, Ernest Ansermet, René Leibowitz, Pierre Monteux, Paavo Järvi, Yevgeny Mravinsky

    und vermutlich noch ein paar andere mehr.


    Mein Augenmerk auf all diesen beruht auf Erfahrungsberichten anderer (typischerweise wahrscheinlich sogar Tamino-Mitglieder), die mein Interesse zu wecken wussten. Ich hoffe, daß auch von allen noch Stereo-Aufnahmen existieren.

  • Wenn ich diesen Thread hier durchforste und die Beiträge durchlese - inklusive der Meinen, dann fällt mir ein, daß ich eine vierte Gruppe ganz ausser acht gelassen hab - die vielleicht wichtiger ist als man denkt:
    Es sind jene, die sich "eine Sammlung fürs Leben" zulegen wollen - und natürlich wollen sie auf Nummer sicher gehen: Nur die Berühmtesten der Berühmten kommen da in Frage. Schliesslich will man nicht in eine Aufnahme investieren, deren Dirigent in 15 Jahren niemand mehr kennt.


    Bei Stücken wie Sinfonien und Konzerten von Beethoven oder Brahms gäbe es selbst bei den "Berühmtesten der Berühmten" noch ein dutzend oder mehr Optionen. Das ist also nicht besonders hilfreich, um eine Auswahl zu treffen. Und warum in aller Welt sollte man die Auswahl einer CD, die man jetzt hören will, davon abhängig machen, ob in 15 Jahren jemand anderes die Interpreten kennt oder nicht? ;) Das ist doch vollkommen irrelevant dafür, ob mir eine Aufnahme jetzt (und meinetwegen in den nächsten 15 Jahren) gefällt oder nicht.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hans Knappertsbusch


    Franz Konwitschny


    Von denen habe ich, soweit ich weiß, auch keine Aufnahmen (es könnte sich in Boxen was verbergen, aber bewusst gekauft habe ich sicher nichts).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Ansonsten stehen bisher nur auf meiner Einkaufsliste, nicht aber in meinem Plattenschrank:
    Franz Konwitschny. Ich hoffe, daß auch von allen noch Stereo-Aufnahmen existieren.

    Hallo, Tobias
    Aus eigener Erfahrung, bzw. jahrelangem Besitz, kann ich Dir alle Beethoven Sinfonien mit dem Gewandhaus Orchester Leipzig und die Chorfantasie (eine hervorragende Aufnahme mit Prof. Günter Kootz am Klavier) mit ruhigem Gewissen empfehlen. Es sind Aufnahmen von 1960 /61 in Stereo und als CD- Box bestimmt zu einem guten Preis bei unseren Werbepartnern zu haben.
    Bei evtl. Erwerb viel Freude
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...