"Die Angebetete und den meisten Applaus bekommt immer der doofe Tenor!" Inwieweit trifft dieses Bonmot des Baritons Bernd Weikl wirklich zu? Gibt es Partien, die den Erfolg durch den Charakter der Figur und die Musik, die in dieser Rolle zu singen ist, von vorne herein garantieren? Mir fallen hier spontan ein: Herzog in "Rigoletto"," Lohengrin", Calaf in "Turandot", Rudolfo in "La Bohème", Cavaradossi in "Tosca", Radamès in "Aida"," Troubadour" usw. Bei den Finsterlingen, die es offenbar wesentlich schwieriger haben, beim Hörer Sympathie zu erringen als die strahlenden Helden wären unter anderem zu nennen: Hagen in "Götterdämmerung", Hunding in "Walküre", Barnaba in "La Gioconda", Scarpia in "Tosca", Sparafucile in "Rigoletto, Wurm in "Luisa Miller" und all die Mephistos, die in den Opern ihr diabolisches Spiel treiben usw. Werden die Fragestellungen generalisiert, dann könnten sie lauten: Sind die Tenöre gegenüber den anderen Stimmfächern privilegiert? Wird die Popularität der Vertreter dieses Stimmfaches durch Rolle und Musik präjudiziert? In welchem Maße wird das Urteil über den Sänger durch die Partie beeinflußt? Bei den Damen könnte man sicherlich ähnliche Fragen stellen und Schlußfolgerungen ziehen.
Also was ist dran an der verallgemeinernden Behauptung: Tenöre sind die Glückskinder der Oper?
Herzlichst
Operus