Mozart: Die Streichquintette

  • Es gibt noch keinen eigenen thread zu Mozarts Streichquintetten, erstaunlich. Gehören sie doch zu seinen bedeutendsten Kammermusikwerken. Einzelne wurde besprochen, das letzte Mal 2009. Nun denn.


    Sechs Streichquintette sind überliefert, ein frühes von 1773, eine Umarbeitung der Bläserserenade KV 388 aus dem Jahre 1782 oder 1787 und die vier Meisterwerke von 1787 (KV 515/516), 1790 (KV 593) und 1791 (KV 614):


    Streichquintett Nr.1 in B-Dur KV 174 (1773)

    • Allegro moderato
    • Adagio
    • Menuetto ma allegro
    • Allegro

    Streichquintett Nr.2 in c-Moll KV 406 (1782/ nach neuen Erkenntnissen Frühjahr 1787 (KV 516b), Arrangement der Bläserserenade KV 388)

    • Allegro
    • Andante
    • Menuetto in canone - Trio in canone al rovescio - Menuetto
    • Allegro

    Streichquintett Nr.3 in C-Dur KV 515 (1787)

    • Allegro
    • Menuetto. Allegretto
    • Andante
    • Allegro

    Streichquintett Nr.4 in g-Moll KV 516 (1787)

    • Allegro
    • Menuetto. Allegretto
    • Adagio ma non troppo
    • Adagio - Allegro

    Streichquintett Nr.5 in D-Dur KV 593 (1790)

    • Larghetto - Allegro - Larghetto - Primo Tempo
    • Adagio
    • Menuetto. Allegretto - Trio
    • Finale. Allegro

    Streichquintett Nr.6 in Es-Dur KV 614 (1791)

    • Allegro di molto
    • Andante
    • Menuetto. Allegretto - Trio
    • Allegro


    Alle Streichquintette integrieren eine zweite Viola, im Vergleich z.B. zu Schuberts Streichquintett, das ein 2. Cello inkorporiert. Brahms war von diesen Werken sehr angetan, sie galten ihm als Muster "formaler Vollkommenheit" und inspirierten ihn, selbst zwei Werke zu schreiben.


    Die Streichquintette von Mozart werden nicht übermäßig häufig eingespielt. Ich besitze einige alte Aufnahmen auf Vinyl, z.B. das Amadeus Quartett mit Cecil Aronowitz oder das Fine Arts Quartet mit Francis Tursi, aber ich hatte noch keine digitale Version auf CD. Das hat sich jetzt geändert mit einer brandneuen Doppel-CD des schweizerischen Quutuor sine nomine und Raphael Oleg an der Bratsche. Das Label Genuin hat es nicht nur geschafft, alle 6 Quintette auf 2 CDs zu je 84 min zu bannen, die Doppel-CD kostet auch nur soviel wie eine Vollpreis CD. Da Deutschlands führendes Klassikmagazin dann auch noch 5 Sterne vergab (Zitat: Die Noblesse des Ensemblespiels genügt höchsten Ansprüchen, und man hat in jeder Phase das Gefühl, diese Formation hätte es nie anders gegeben denn als Quintett) sprach wenig dagegen, der "Mangelsituation" ein Ende zu bereiten. Das Quartett spielt mit einem transparenten aber warmen, etwas erdigen Klang. Für HIP Puristen ist das vermutlich eher nichts.



    Ältere Einspielungen:


  • Ein Heimat-Empfinden - wenn es um Mozarts Quintette geht. Eher zufällig lernte ich sie früher kennen als seine Quartette.


    Ohne deswegen die anderen im gerinsten abwerten zu wollen, ist mir von jeher das C-Dur-Quintett besonders nah. Das strukturelle Spiel mit der Zahl "5" gleich zu Beginn des ersten Satzes - wo eben nicht nur die Besetzung von vier auf fünf Streicher erweitert wird, sondern auch die "normale" viertaktige Periode durch lauter fünftaktige "ersetzt" wird... Oder das Unendlichkeit atmende Duett zwischen erster Geige und erster Bratsche im langsamen Satz... Oder das Menuett mit dem "Siebenviertel-Auftakt"... Und und und

  • Es gibt schon eine ganze Reihe von Aufnahmen, selbst wenn manchmal das frühe KV 174 fehlt. Gefühlt gibt es jedenfalls mehr als bei den Brahms-Quintetten, obwohl die auf eine CD passen.


    Ich besitze Griller Q./Vanguard, Melos Q./DG, Talich Q./Calliope, Smetana Q./Denon, sowie noch zwei Einspielungen von 515/516 auf historischen Instrumenten: Tafelmusik/Virgin(EMI) und L'Archibudelli/Sony. Das sind mehr als von den letzten 4 Streichquartetten habe
    An relativ bekannten und verbreiteten Einspielungen gäbe es außer der schon genannten Amadeus/DG noch Juilliard/(CBS) Sony und Guarneri/RCA (Sony) und sicher noch ein paar mehr.



    Meine Favoriten sind eigentlich die beiden letzten KV 593 und 614, die aus unerfindlichen Gründen in der Popularität deutlich hinter 515/516 zurückstehen. Beim c-moll bevorzuge ich die Urfassung als Bläseroktett. Das frühe B-Dur ist ebenfalls kaum bekannt; m.E. eines der stärksten Werke Mozarts aus dieser Zeit (und sicher sein stärkstes Kammermusikwerk bis dato); das verdiente so bekannt zu sein wie die Sinfonien KV 183 und KV 201.
    Ich verlinke jedenfalls mal auf zwei schon bestehende threads:


    KV 614
    KV 515,516

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Du hast Recht, eine kurze Recherche beim Werbepartner ergab, dass es doch mehr Aufnahmen gibt als ich dachte. Die Melos- und Smetana-Aufnahmen stehen auch bei mir in der Sammlung.
    Welches mein liebstes ist, kann ich noch gar nicht sagen. Gestern habe ich KV 406 und 515 gehört, die mir beide gefallen. Das KV 406 habe ich nie im direkten Vergleich mit dem Original gehört, das werde ich aber mal machen.

  • Das C-Dur-Quintett KV 515 zählt zu meinen absoluten Favoriten. Schon der Anfang des ersten Satzes mit der abwechselnden Melodieführung zwischen Cello und Geige, die dann wechseln, ist einfach mitreißend!
    Das g.moll-Quartett KV 516 enthält viel von Mozarts g-moll-Traurigkeit (Pamina-Arie, vorletzte Symphonie) und ist ebenfalls ein Meisterwerk. Beide sind für geübte Laien noch erreichbar.

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  • Eigentlich sehr schade. Dieser Thread wurde vor sechs Jahren von lutgra ins Leben geworfen und lebte etwa drei Monate lang. Das entspricht nicht im mindesten der Bedeutung des kammermusikalischen Werks Mozarts für diese Besetzung. Mozart schuf hier Gipfelwerke. Es scheint doch so zu sein, dass die Quintettliebhaber eher stille Genießer sind. :sleeping:


    Aus einem Grund, den ich nicht mehr nachvollziehen kann, höre ich meistens leider auch nur das C-Dur und das g-Moll Quintett. Vielleicht einfach, weil sie häufig gebündelt auftreten.


    Ich starte noch einen Versuch, die Diskussion wieder ein wenig nach vorne zu bringen.


    Ich möchte auf ein paar exzeptionelle Aufnahmen aufmerksam machen, die in den letzten Jahren entstanden sind.


    Das Klenke Quartett hat zusammen mit dem Violisten Harald Schoneweg eine Geamtausgabe der Streichquintette 2018 auf den Markt gebracht, die hervorragend ist.



    Die Klenkes haben eine besondere Beziehung zu Mozart, was auch schon in der Einspielung der Quartette zum Ausdruck kam. Ich empfinde einen extremen Sinn für die Proportionen, die bei Mozart eine so gewaltige Rolle spielen. Die Stimmen kommen alle zur Geltung, bei den Quintetten noch einmal schwieriger herauszuspielen, als bei den Quartetten. Der Klang bleibt modern, es wird nichts versüßlicht und trotzdem entwickelt die Interpretation Charme :). Mehr Spoiler möchte ich nicht geben!


    Auch das Auryn Quartett hat vor kurzem (2016) eine Gesamtausgabe der Quintette eingespielt. Hier übernimmt die Nobuko Imai den Part der zusätzlichen Violistin. Für mich ist dieses Ensemble der Initialfunken gewesen für einen steigenden Genuss an den Quartetten Joseph Haydns. Aber auch Mozart liegt diesem Ensemble.



    Die Einspielung ist deutlich weniger charmant ;) und betont mehr die Dynamik der Quintette. Besonders deutlich im g-Moll Quintett zu hören, das fast beethovensch beginnt. Die Musik gibt das allemal her, persönlich ziehe ich die Klenke Einspielung vor. Sie scheint mir etwas subtiler zu sein, was mehr mozartisch ist, aber hier reden wir schon über Geschmack. Technisch ist auch diese Einspielung auf überragendem Niveau.


    Am Schluss eine Einspielung in historischer Spielweise. Das Quatuor van Kuijk, ein, trotz des flämisch klingenden Namens, französisches Ensemble spielt zusammen mit dem Violisten Adrien La Marca die beiden Renner (:/) KV515 und 516 ein. Aufgenommen wurde im Mai 2019. Das Album erschien 2020, es ist also die neueste Aufnahme, die hier zur Vefügung steht.



    Der historische Klang lässt einen mit den Ohren schlackern. Der Klang alleine erzeugt eine so reiche akustische Beute, dass man nur noch gebannt zuhört und so Mozart noch einmal ganz neu erfährt. Es erinnert durchaus an das Chiaroscuro Quartett um die Geigerin Alina Ibragimova. Es baut sich eine andere Räumlichkeit auf, die natürlich durch die ausgezeichnete Aufzeichnung noch unterstützt wird.


    Mich würde interessieren, ob es seit dem Einschlafen des Threads noch Erlebnisse mit den Streichquintetten gegeben hat, die man hier in aller Stille mal posten könnte 8-).

  • Bisher nicht erwähnt: Immer noch im Katalog ist die Interpretation der sechs mozartschen Streichquintette mit Arthur Grumiaux Trio, Arpad Gérecz und Max Lesueur. Ich habe die Originale Aufnahme im Regal stehen.


    Die von dir erwähnte Aufnahme, sehr verehrter astewes, mit dem Auryn Quartett und Noboku Imai ist in einer 3er Box im herkömmlichen Stereo erhältlich. Ich hatte sie mir als SACD auf drei Einzelscheiben angeschafft, weil sie im TACET-Raumklang Verfahren aufgenommen wurden, um die Stimmen um mich herum angeordnet zum Verfolgen der Stimmen in der Partitur anhören zu können.


    Mein Herz liegt aber bei der älteren Aufnahme (Aufnahmejahr 1973) des französischen Ensembles.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Die von dir erwähnte Aufnahme, sehr verehrter astewes, mit dem Auryn Quartett und Noboku Imai ist in einer 3er Box im herkömmlichen Stereo erhältlich. Ich hatte sie mir als SACD auf drei Einzelscheiben angeschafft, weil sie im TACET-Raumklang Verfahren aufgenommen wurden, um die Stimmen um mich herum angeordnet zum Verfolgen der Stimmen in der Partitur anhören zu können.

    Lieber moderato Ich habe nur klassisches Stereo Equipment. Bei mir kommen die Instrument leider von vorne, so dass ich wahrscheinlich den Mehreffekt gar nicht bemerkt hätte. Wenn man sich allerdings die Aufführung der 10 Thousands Birds von John Luther Adams anschaut, merkt man, dass Surround Equipment durchaus sinnvoll sein könnte...


    BTW Ich kann verstehen, dass Dir das Grumiaux Trio++ besser gefällt. Bei mir ist manches auch eine Stimmungssache, was ich mir wann anhöre.


    BTW auch nicht erwähnt wurde die Einspielung der Quintette KV515 und 516 durch das Alban Berg Quartett mit Markus Wolf aus dem Jahre 1987, die ich ganz anders als viele andere Einspielungen des Alban Berg, als etwas zu flächig empfinde. Vielleicht nervt mich hier auch nur der Kirchenklang. Viele Feinheiten der Mozartschen Stimmführung muss man erahnen, die beim Klenke dem Ohr einfach präsentiert werden. JPC listet ein remasterte Version aus Japan, vielleicht passieren da ja noch Wunder?



  • Wolfgang Amadeus MOZART: Streichquintett in c-moll KV 406 (516b)


    Interessanterweise besitze ich nur EINE Gesamtaufnahme der Streichquintette von Mozart

    und zwar die mit dem Amadeusquartett und als personelle Aufstockung Cecil Aronowitz.

    Dieses Ensemble hat die Quintette seit den frühen 50er Jahren mehrfach aufgenommen, 1951, 1959, 1968/69 und eine für eine Gesamtaufnahme der Stereo-Einspielung von 1968/69 notwendige Ergänzung eines fehlenden Quintetts - 1975

    Die Aufnahme ist sauber, aber - wie von DGG dieser Tage beinahe schon gewohnt, wenig körperhaft, bzw räumlich.

    Das Amadeus Quartett galt in meiner Jugend quasi als das NonPlusUltra, in späteren Jahren wurde - vor allem hier im Forum - Kritik an seinem Interpretationsstil geäussert...

    Ich habe heute KV 406 von 1787 mit Vergnügen gehört, eigentlich ist diess Quintett kein neues eigenständiges Werk sondern eine vom Komponisten kreierte Umarbeitung der Bläserserenade Nr 12 KVin c-moll KV 388/384 a


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wer sich von der wunderschönen Aufnahme, die Alfred oben gezeigt hat, kann sich auch vermittels youtube einen ersten Hördruck verschaffen:



    Für mich ist das ein sehr beseeltes, allerdings auch zupackendes, griffiges, dynamisches Zusammenspiel von großer Schönheit.

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  • Hallo Boris

    In der Tat eine sehr schöne Aufnahme - Allerdings sind die Einspielungen auf der gezeigten DGG Aufnahme von 1968/69 - der Clip aber (in identischer Besetzung) aus Köln (live ??) von 1953 - ich würde sagen - sogar jugendlicher und impulsiver...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    oh, umso besser, dann konnte ich ja sogar eine Alternativaufnahme beisteuern, zumal es ja dann besonders interessant ist, dieselbe Formation in unterschiedlichen Momenten zu vergleichen. Da muss ich doch tatsächlich die CD auch nochmal zu Rate ziehen...danke Dir für den Hinweis!

  • Lieber Don_Gaiferos da ich mir die Amadeus Aufnahme jetzt erst bestellt habe, war die von Dir eingestellte Aufnahme für mich die einzige der Quintette vom Amadeus, die ich bisher kannte. Die Quartette hatte ich mir von dem Ensemble vor kurzem zu Vergleichszwecken besorgt, da waren aber keine Quintette dabei.


    Selbstverständlich hört man hier ein erstklassig musizierende Quintett. Und obwohl mir die Quintettaufnahme deutlich besser gefällt als die der Quartette, fällt die führende Violine, wie ich finde, doch durch starke Betonung der Dramatik in der Melodieführung auf, während die anderen Enseblemitglieder sehr häufig unterstützende Funktion leisten. Das ist an sich nichts Schlechtes und kann natürlich auch gefallen.


    Ich habe jetzt den ersten Satz dieses Quintettes in der der Einspielung des Auryn mit Nobuko Imai im Netz gefunden und stelle es zum Vergleich einmal hier rein.


  • Liebe Mozart-Freunde,


    eine IMO vorzügliche Aufnahme ist die mit dem Salomon Quartet und Simon Whistler an der 2. Bratsche. Die Musiker spielen auf Instrumenten mit HIP-Besaitung und Stimmung. Simon Standage dürfte ja bekannt sein ! Gerade in diesen kontrapunktisch-verdichteten Kompositionen ist es IMO wichtig, dass alle Stimmen gleichberechtigt zu hören sind. Und keine Sorge, HIP bedeutet hier nicht Effekthascherei, es sind sehr lyrisch-sanghafte Interpretationen. Dargeboten werden die vier 'originären' Streichquintette KV 515, 516, 593 und 614.


    Simon Standage, v

    Micaela Comberti, v

    Trevor Jones, viola

    Jennifer Ward Clarke, v'cello

    Simon Whistler, viola


    (Hyperion, DDD, 1990)


    Mozart: String Quintets by Salomon Quartet, Simon Whistler (2000) Audio CD

    LG Siamak

  • KV 174 ist ebenfalls ein originäres Streichquintett und die Bearbeitung KV 406 ist immerhin original von Mozart. HIP alle 6 komplett gibt es anscheinend nur Kuijken u.a. (Denon), schwierig zu finden (Japan bzw. dowload).

    Dann noch 515, 516, 593 und 614 mit "Hausmusik" (EMI/Virgin) und 174/406 mit "Les Adieux" (dhm). 515/516 noch ein paar mehr.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Lieber astewes, vielen Dank für das Einstellen des Videos, da werde ich auch gerne reinhören und vergleichen. Derzeit lausche ich jedoch KV 174 in einer Einspielung mit dem "Chiligirian Quartet", verstärkt durch Yuko Inoue.


    Eine blitzsaubere, sehr lebhafte und wunderbar ausbalancierte, klangschöne Einspielung, die auch mit der Besonderheit aufwartet, dass auch die erste Versuche Mozarts von Satz III (Menuetto, ma allegretto & trio) sowie Satz IV. (Allegro), die er dann wohl aufgab, auf dieser Einspielung zu hören sind.


    Die CDs sind auch außerhalb der großen Brilliant-Box mit Mozarts Gesamtwerk, die mir hier zur Verfügung steht, als Einzel-CDs erhältlich. Es handelt sich ursprünglich um eine Aufnahme aus dem Hause CRC Records.

  • Wolfgang Amadeus MOZART: Streichquintett in C-dur KV 515


    Ich schreite heute voran mit dem Abhören der Streichquintette von Mozart, angeblich waren sie dadurch entstanden, daß Mozart eines von MICHAEL Haydn hörte, mit dem er ja persönlich ebenso befreundet war, wie mit seinem Bruder Joseph. Allerdings sind wir nun schon beim ersten der beiden "himmlischen Quintette" angelangt. Vor allem im ersten Satz gibt es einige markante Stellen, die man nie wieder vergisst, wenn man sie einmal gehört hat. Im Booklet werden zwei Dinge erwähnt, die ich bislang nicht gewusst habe:


    a')Mozart liebte die Brasche über alles, und - so das Booklet - vielleicht hat ihn die Gelegenheit Kammermusikwerke mit ZWEI Bratschen zu komponieren besonders beflügelt.


    b) Ebenfalls interessant: Daß das Amadeus Quartett- es begann seinen Siegeszug von London aus - zu Lebzeiten als eines der berühmtesten Streichquartette seiner Zeit galt, das habe ich gewusst, allerdings nicht, daß in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ihre Interpretation der Streichquintette im Verein mit Cecil Aronowitz als DIE Referenz gesehen wurden, in diesem Bereich in der Nachfolge des ebenfals legendären Busch-Quartettes und des Budapester Streichquartetts...jeweils mit erweiterter Besetzung.


    mfg aus Wien

    Alfred


    Ich konnte heute wieder mit Röhren hören - die Wiedergabe ist unvergleichlich spritziger, melodiöser und dynamischer zugleich.

    Eigentlich unvereinbare Gegensätze - aber es ist so...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wolfgang Amadeus MOZART: Streichquintett in C-dur KV 515


    Beim zurücksortieren der im vorigen Beitrag gezeigten CD fand ich überraschenderweise die nun vorgestellte Cd, welche inter anderem das soeben vorgestellte Streichquartett KV 515 enthält . Gekauft habe ich die CD seinerzeit wegen der Suite für Streichquartett aus der "Zauberflöte"

    Hier handelt es sich um eine Aufnahme vom Moritzburg Festival mit einem Ad-Hoc Ensemble, bestehend aus


    Viviane Hagner, Violine

    Colin Jacobsen, Violine

    Antoine Temestit, Viola

    Tatjana Mesturenko, Viola

    Jan Vogler, Violoncello


    Eigentlich standen heute andere CDs auf dem Programm, aber die Neugier obsiegte.

    Eigentlich überraschend, wie gut ein nicht aufeinander seit Jahren eingespieltes Ensemble miteinander harmoniert.

    Allerdings fehlt (?) die stellenweise liebliche Wärme des Amadeus Quartetts, bestehend aus "Alten Hasen" was aber ein subjektive Hörerfahrung - ohne Bewertung - sein soll.

    Hier überwiegt die jugendliche Frische (die Aufnahme stammt von 2005) - zudem ist sie plastischer und analytischer aufgenommen

    Nicht nur für einen Live-Mitschnitt hervorragend.

    Kein Wunder - die Teldex Studios Berlin zählen mit zum Besten was Deutschlands Tonstudioszene zu bieten hat.


    Ein Wort noch zum Streichquintett KV 515


    Es gibt 2 verschiedenene Möglichkeiten der Satzreihenfolge - die ist nämlich umstritten.


    Hier wird - wie das angeblich bei den ersten Veröffentlichungen geschah,

    Das Menuett an 2. Stelle, also VOR das Andante gestellt - im Gegensat zur (beispielsweise) der Aufnahme des Amadeus Quartett.

    Die CD ist übrigens derzeit zu 6.99 angeboten.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wolfgang Amadeus MOZART: Streichquintett in D-Dur KV 593


    Aufgrund der Diskussion hier im Forum habe ich nun auch dieses Quintett aus dem letzten Lebensjahr Mozarts mit Konzentration und viel Ruhe mehrfach gehört. Mein Eindruck ist, dass es für meine vormalige Zurückhaltung als einzigen Grund nur Ignoranz geben kann. Das ist ein wunderbares Streichquintett, was problemlos mit den bekannteren mithalten kann. Ganz im Gegenteil ist durch den ungewöhlichen Satzaufbau der Eindruck an machen Stellen nachhaltiger.



    Ich habe die sich bei mir steigender Beliebtheit erfreuende Einspielung mit den Klenkes angehört (Auf die mit Amadeus Quartett warte ich noch).


    Der Erste Satz beginnt so langsam und mit so einem schönen Dialog mit dem Cello, dass er einen gleich gefangen nimmt und sofort im Gedächtnis bleibt. Ich weiß nicht, wieso mir das früher nicht aufgefallen ist. Der ganze Satz entwickelt sich meisterlich polyphon, um am Ende noch einmal auf die Anfangssequenzen zurückzukommen. Es ist eine wundervolle Mischung aus Melancholie und einem leicht fröhlichen Anklang. Wenn man jetzt denkt, dass man das nicht mehr steigern kann, wird man durch das folgende Adagio fast in eine Andachtstimmung gebracht.


    Die beiden folgenden Sätze sind deutlich leichtgewichtiger, aber keineswegs weniger kunstvoll. Stimmführung und Harmonik können einen von Takt zu Takt überraschen. Besonders im Mittelteil des Menuettes, wo wir einem, wie ich finde, überragenden Dialog der Einzelstimmen folgen dürfen. Das Finale schlägt ein flottes Tempo (Allegro) an und lässt den Hörer verzückt zurück.


    Es ist nicht ein kleines, es ist ein großes Meisterwerk. Wenn man mir nicht glauben mag, was nachvollziehbar wäre :(, habe ich irgendwo gelesen, dass Joseph Haydn, der das Quintett bei seiner Abreise nach London und seiner letzten Begegnung mit Mozart gehört haben soll, dies als Inspiration für seine Sinfonie mit dem Paukenschlag genommen haben soll. Die Inspiration bezog sich aber auf den Aufbau des Quintettes und nicht um einen möglichen Paukenschlag!;)


    Das Spiel der Klenkes wird der Bedeutung des Werkes gerecht.

  • Axel - oder lieber asteves?; es gab ja kürzlich eine kleine Diskussion hier bezüglich der Code-Namen - kann ich nur zustimmen. Grundsätzlich mag ich die Streichquintette von Mozart sehr. Vielleicht ist KV 516 das bedeutendere - hier dürfte die Moll-Gewichtung eine sogar klischeehafte Rolle spielen, eine Rolle, die sich sehr stark im Kontext konventioneller emotiver Zuordnung bewegt. Sei's drum - ich mag KV 593 noch lieber - zumindest seitdem ich die allgemeine Sozialisierung mit Mozart hinter mir habe. :) ;) Die gute Nachricht: Man entdeckt überall die Finessen - die schlechte: Es ist alles nicht mehr so ganz neu ...


    Ja - das Polyphone gefällt mir. Eine Polyphonie, die derart zwanglos und ungekünstelt sich geriert, dass man es nur bewundern kann.


    Eine Anmerkung noch: Um etwas zur Harmonik sagen zu können, müsste ich das Werk wieder ganz frisch hören. Das habe ich gerade nicht im Ohr, denn jede Woche lege ich es zwangsläufig nicht auf. Als späterem Werk könnte ich mir für KV 593 vorstellen und glaube ich mich zu erinnern, dass auch die Harmonik eher subtil, eher unterschwellig verläuft, so wie in den späten Streichquartetten oder im Klarinettenquintett. Vielleicht wird deutlicher, was ich mit meinem Gschmarri [ostfränkisch] meine, wenn ich auf die geniale und wirklich auffällige Harmonik der Streichquartette KV 428 und KV 464 verweise - von 465 Eingangstakte ganz zu schweigen. [Es geht dann harmonisch in 465 nicht wirklich so weiter, wie die Eingangstakte versprechen, aber irgendwo muss ja noch ein Unterschied sein zwischen Mozart und spätem Beethoven respektive Schubert ... :)]


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Die deutlich weiter oben verlinkte Integrale mit dem Quatuor Sine Nomine nebst Bratscher Raphael Oleg gefällt mir sehr gut, aber zumindest passabel erschient mir auch die folgende Einspielung mit dem Orlando Quartet und Nobuko Imai im Rahmen der diversen Mozart-Aufnahmen bei Brilliant:


    Hier ein (quasi neutrales) Cover aus der Brilliant-Serie:


    R-2056339-1496600216-1362.jpeg.jpg


    Und hier finden sich die Aufnahmen der Quintette ebenfalls:

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  • Da die Quintette für mich terra inkognita waren........


    ......habe ich jetzt die Melos Aufnahme ( mit Franz Beyer ) von 515+516 gekauft. Und gehört, eine ( für mich ) sehr gute Aufnahme, aber da die Musik für mich neu ist möchte ich keinen Interpretationsversuch unternehmen.

    Und jetzt läuft gerade KV 593 , folgend KV 614 in der Naxos Aufnahme mit dem Eder Quartett mit Janos Fehervari.

    Ich meine die hatte ich hier auch gesehen, aber wo ? Sehr intime, zarte Aufnahme. Leider habe ich sie bei JPC nicht gefunden, musste sie also "woanders" bestellen.


    Die von Alfred in Beitrag 18 genannte CD ist auch unterwegs zu mir - da interessiert mich auch die Zauberflöte Suite.


    Schönes Frühlingswochenende wünsche ich allerseits !


    Kalli

  • Leider habe ich sie bei JPC nicht gefunden, musste sie also "woanders" bestellen.

    Das ist halt immer wieder so, kalli, und nicht zu ändern.


    Eine eindeutige HIP-Produktion reizt mich jetzt doch noch.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Leider habe ich sie bei JPC nicht gefund

    Hier der Link für eventuelle weitere Interessanten....... (der nächste werde vermutlich ICH sein)



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    danke für die Links, diese Einspielungen interessieren mich auch sehr. Unterdessen habe ich auch noch diese sehr schöne LP-Überspielung des Budapest Quartett gefunden, die ich für sehr hörenswert und charaktervoll halte, und wenn man den Kommentatoren glauben darf, einen gewissen Aufnahmerang besitzt, was ich von meiner Warte aus nur bestätigen kann.


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  • Eine Anmerkung noch: Um etwas zur Harmonik sagen zu können, müsste ich das Werk wieder ganz frisch hören. Das habe ich gerade nicht im Ohr, denn jede Woche lege ich es zwangsläufig nicht auf. Als späterem Werk könnte ich mir für KV 593 vorstellen und glaube ich mich zu erinnern, dass auch die Harmonik eher subtil, eher unterschwellig verläuft, so wie in den späten Streichquartetten oder im Klarinettenquintett. [...]

    Soeben höre ich beide Einspielungen, die ich besitze, mal wieder.


    Nichts da mit "unterschwellig" ... 8) Der langsame Satz ist ein wunderbares Beispiel für Mozarts zweifellos subtile, aber eben auch nicht überhörbare harmonische Raffinesse ...


    Das Booklet der neueren Einspielung charakterisiert übrigens dieses späte Werk als "vital" und grenzt es dann ab vom allerletzten Klavierkonzert, von Klarinettenquintett und Klarinettenkonzert. Naja, ich finde zumindest das Quintett schon auch "vital".

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Der langsame Satz ist ein wunderbares Beispiel für Mozarts zweifellos subtile, aber eben auch nicht überhörbare harmonische Raffinesse ...

    Lieber WolfgangZ dem kann ich nur zustimmen. Das sind grandiose Kompositionen. Die harmonische Raffinesse des Andante setzt sich aber auch in den dritten Satz fort. Vielleicht nicht ganz so offensichtlich.


    Ich habe eben noch eine ältere Einspielung bei mir gefunden. Es ist vom Juilliard Quartett mit John Graham als Gastkünstler an der zweiten Bratsche.


    R-9686370-1584098373-9007.jpeg.jpg



    Ich habe sie schon länger nicht mehr gehört, werde mich jetzt aber auch hier noch einmal reinhören. Juilliard spielt in meiner Erinnerung eher etwas kontrastbetonter. Aber da würde ich erst nach dem erneuten Hören lieber etwas dazu sagen.

    Beste Grüße,
    Axel ( astewes)


    Axel - oder lieber asteves?;

    Lieber Wolfgang (alias WolfgangZ ) so etwa?. Du kannst mit dem Klammeraffen die Forumssoftware dazu zwingen, Dir die Namen mit dem jeweiligen Anfang zu nennen. In anderen Kollaborationstools führt das zu Notifications. Das weiß ich hier aber nicht. Ein weiter Vorteil der über den Klammeraffen referenzierten Namen könnte sich bei Änderungen des Usernamens nützlich erweisen. Das weiß ich aber in diesem Umfeld hier auch nicht. Meinen Vorschlag oben finde ich aber eine gute Lösung. Jeder erkennt die Referenz und man kann sich, wenn man es möchte, mit dem Normalnamen ansprechen.

  • bzgl. Haydn: die Verschränkung von Einleitung und Hauptsatz, die sich in seiner Sinfonie 103 findet (und bei beethoven im Trio op.70,2) dürfte hier vorgezeichnet sein. Allerdings ist Mozarts Satz (das allegro Thema und die triolen) evtl. Vom Lerchen-Quartett, nur ohne Lerche, inspiriert. Das es-dur-Quintett kv 614 ist aber vielleicht das haydnschte Werk Mozarts überhaupt. ZWar auch von den Themen (vgl. Op50,3 für den 1. und 64,6 für den letzten satz), mehr aber noch im langsamen Satz und in der derben volkstümlichkeit insgesamt.

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Ich habe in meiner Sammlung überraschend eine Aufnahme von Mozarts Streichquintetten gefunden. Sie waren in einer Box mit den 6 Haydn -Quartetten enthalten. Was nun hören- ein bislang ungehörtes Quintet - oder einmal mehr das Streichquintett N3 KV 515 ?

    Ich entschied mich für letzteres. Eine Live-Aufnahme aus dem Metropolitan Museum New York vom 26.Oktober 1984in hervorragender Tonqualität. Ich würde sagen, daß ich dieser Aufnahme den Vorzug gegenüber der des Amadeus Quartetts gebe.

    Sie hat einen spezifischen Klang (der aber nicht - wie ich vermutetet auf die Verwendung von Guarnieris zurückzuführen ist, weil die nämlich - von einer Ausnahme (Cello) abgesehen gar keiner Guarneris spielen, sonder andere Instrumente aus verschiedenen Zeitaltern und Ländern. Auch das Cell von Guarnieri war nur über einen beschränkten Zeitraum in Verwendung. Es müssen also die 5 Spieler sein, die diesen hinreissenden Klang erzielen (Auch die Wiener Philharmoniker gaben einst auf Anfrage an, daß sie keine "besonderen" Intrument verwenden - von Ausnahmen natürlich abgesehen.)

    Der Klang ist war, gelegentlich lieblich, sehr gut durchhörbar, rhythmisch beschwingt, aber dann auch wieder versonnen und gelegentlich auch attackierend. Lauter Dinge die miteinander in Konflikt stehen - aber hier gelingt die Quadratur des Kreises. Ein Glück das dieses Quartette 45 Jahre aktiv war, mit nur einem einzigen Wechsel.


    Die CD -Box ist generell gestrichen


    mfg aus wien

    Alfred



    clck 2100

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sie lassen mich scheinbar nicht los, dies Streichquintette von Mozart. Soeben habe Ich Die Nr 6, KV 614 ( April 1792) gehört und bin ganz hin und weg. Mein Favorit ist der erste Satz - eine Ohrwurmkaskade par excellence. Aber generell gibt es hier den großen Bogen, da das Werk zyklis organisiert ist.

    Welch ein Glück für die Musikwelt, daß Mozart es noch vollenden konnte, welch Verlust, daß er nicht länger lebte.

    Das Werk trägt am Erstdruck den Vermerk "für einen ungarischen Musikliebhaber" der bis heute nicht eindeutig identifiziert ist, Gelegentlich wird Johann Tost dahinter vermutet, ein einstiger Stimmführer in der Esterhazischen Hofkapelle und später, Wein- Tuch- und Musikalienhändler

    Die 4 Sätze:

    1. Allegro di molto
    2. Andante
    3. Menuetto. Allegretto – Trio
    4. Allegro

    Ich habe mit erneut die Aufnahme mit dem erweiterten Guarnieri 'Quartett angehört, die sehr überzeugend ist.

    Ein Vergleich mit dem Amadeus Quartett, ergab, daß hier ein völlig anderer interpretatorische Ansatz besteht, der aber absolut gleichwertig ist und ich bin froh, daß ich BEIDE Aufnahmen besitze....



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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