Was ist eine gute oder schlechte Inszenierung ? Erklärungen anhand von Beispielen

  • Es wird ja immr zu Recht gefordert, daß anhand von Besipielen erklärt werden soll, warum Taminos eine Inszenierung gut oder schlecht finden. Ich habe mal zwei Opern von der Arte Concert Seite hier reinkopiert, und hoffe auf eine rege Diskussion.
    Bei der ersten Oper handelt es sich um Norma aus Madrid in einer Inszenierung von Davide Livermore :


    http://concert.arte.tv/de/norm…ini-am-teatro-real-madrid


    Bei der zweiten Oper handelt es sich um Manon von Massenet in einer Inszenierung von Olivier Py aus Genf :


    http://concert.arte.tv/de/jule…r-py-mit-patricia-petibon


    Das mit der Vorschau klappt leider nicht bei mir.

  • Lieber Rudolfo
    leider hat sich zu diesem interessanten thread noch niemand geäussert, also tu ich's. Ich habe zwar jeweils nur 5-10 Minuten der eingestellten Filme verfolgt, wüsste aber schon jetzt, welche Inszenierung ich nicht und welche ich gerne sehen würde. Und ich denke, es sind auch gut gewählte Beispiele, die typisch sind für verschiedenen Herangehensweisen an den Opernstoff.
    Die Norma ist sicher etwas für unsere "konservativen" Opernfreunde; ich finde bärtige Männer mit Plastikschwertern auf der Bühne aber eher erheiternd als erhellend und würde einen Besuch im Kino mit "Herr der Ringe" oder "Merlin" vorziehen. Die Szenen aus Manon fand ich dagegen sehr eindrucksvoll, speziell auch die Personenregie und wenn ich etwas mehr Zeit habe, schaue ich mir die Aufführung mal komplett an.
    :hello:
    lutgra

  • leider hat sich zu diesem interessanten thread noch niemand geäussert,


    Ich würde gerne und habe mir beide Opern heruntergeladen. Allein, mein Urlaub ist gerade zuende gegangen und ich weiß nicht, wann ich die Zeit haben werde, mir die fraglichen Inszenierungen anzuschauen :S

  • Lieber Rodolfo,


    ich finde es hervorragend, dass du hier die Diskussion über konkrete Inszenierungen erneut ankurbelst, die alle, die hier mitreden wollen, sich mit im Fernsehen gezeigten (angekündigt im Thema "Operaufführungen als Übertragungen....") Übertragungen ansehen bzw. aufzeichnen und später ansehen konnten. Außer einigen Gegnern des verunstaltenden Regisseur-Theaters hat lediglich Michael Schenk jetzt zweimal konkret einen Beitrag aus seiner Sicht zu einer solchen Übertragung Stellung genommen, was ich ihm auch hoch anrechne, wenngleich ich nicht in allem mit seinen Ansichten übereinstimmen konnte. Ich hätte immer gerne von den Befürwortern Erklärungen gewünscht, worin der Mehrwert völlig verdrehter Inszenierungen für unsere Generation liegt.
    Du hast nun auf zwei Inszenierungen hingewiesen, die in arte concerto zu sehen sind. Ich war bisher der Meinung, dass dort nur Aufzeichnungen zu sehen sind, die auch im Fernsehen gezeigt worden sind, damit man eine versäumte Sendung nachträglich ansehen konnte. Von den beiden Inszenierungen, die du genannt hast, habe ich aber im Fernsehen keine Ankündigung gesehen oder habe ich etwas versäumt?
    Ich habe mal kurz in die Norma hineingeschaut und habe von dem Wenigen, was ich bisher gesehen habe, einen guten Eindruck gewonnen. Ich habe allerdings weder die Zeit und die Lust, mir die gesamte Inszenierung am Computer anzusehen. Ich muss dazu sagen, dass mein Computer aus räumlichen Gründen in einem entfernteren Zimmer steht und mit dem Fernseher im Wohnzimmer nicht verbunden ist. Am Computer habe ich nur sehr einfache Lautsprecher und auch die Augen ermüden am an diesem Monitor stärker. Hinzu kommt, dass das Netz hier manchmal zusammenbricht und selbst eine schon laufende Sitzung unterbrochen wird (wobei ich feststelle, dass ich zwar mit dem Netz verbunden bin und dieses auch volle Leistung anzeigt, aber der Browser - egal welcher - den Server nicht findet. Manchmal wollte ich einen Beitrag im Forum absenden und bekam die Mitteilung, dass gerade die Adresse nicht gefunden wurde, wobei der Beitrag dann verloren war und neu geschrieben werden musste. Deshalb schreibe ich längere Beiträge meist auch mit einem Textprogramm vor).
    Ich bin also hingegangen und habe mir die Norma vollständig heruntergeladen, was mir heute Vormittag mit nur geringen Unterbrechungen gelungen ist. Ich werde sie jetzt anschließend auf DVD brennen und sie mir, wenn ich morgen dazu komme, auf dem Bildschirm oder vielleicht sogar über den Beamer auf Leinwand anschauen und über die Stereoanlage hören. Es dauert als noch etwas, bis ich meine Sicht dazu äußern kann. Da das Herunterladen recht aufwendig ist, werde ich mir die Manon Lescaut wahrscheinlich nur im Querschnitt auf dem Computer ansehen, wenn sie noch so lange im Programm ist. Die Stellungnahme dazu dauert also noch einige Tage.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Also, solange hier nicht die "Lucia" und die "Regimentstochter" aufgefahren werden, zwei meiner Liebslingsopern, muss ich diesem Thema fernbleiben! 8-)

    Was ist der Unterschied zwischen der SPD und der Titanic? Die SPD kann den Eisberg jetzt schon sehen!

  • Du hast nun auf zwei Inszenierungen hingewiesen, die in arte concerto zu sehen sind. Ich war bisher der Meinung, dass dort nur Aufzeichnungen zu sehen sind, die auch im Fernsehen gezeigt worden sind, damit man eine versäumte Sendung nachträglich ansehen konnte. Von den beiden Inszenierungen, die du genannt hast, habe ich aber im Fernsehen keine Ankündigung gesehen oder habe ich etwas versäumt?


    Nein, Du hast nichts versäumt. In der Tat finden sich auf arte concert noch weit mehr Dinge, die des Anschauens wert sind, die jedoch nicht im TV liefen und zum herunterladen empfehle ich das Programm MediathekView. Eine weitere gute Anlaufstelle ist The Opera Platform , wobei dort anscheinend das Streaming-Verfahren so umgestellt wurde, dass ein herunterladen - jedenfalls mit meinen Werkzeugen - aktuell nicht zu funktionieren scheint.


    Ich bin also hingegangen und habe mir die Norma vollständig heruntergeladen, was mir heute Vormittag mit nur geringen Unterbrechungen gelungen ist. Ich werde sie jetzt anschließend auf DVD brennen und sie mir, wenn ich morgen dazu komme, auf dem Bildschirm oder vielleicht sogar über den Beamer auf Leinwand anschauen und über die Stereoanlage hören.


    Eventuell kannst Du die Datei auch einfach auf einen USB-Stick kopieren und diesen an den Beamer, an den Fernseher oder an den DVD-Player stöpseln? Geht vermutlich schneller, als das Brennen einer DVD und spart Material. Sollte die Aufführung dann des Archivierens wert sein, kannst Du immer noch eine DVD brennen.

  • Lieber Michael,


    vielen Dank für den Hinweis. Es ist lediglich das Herunterladen, das eine relativ lange Zeit beansprucht, vor allem, weil das Netz hier anscheinend örtliche Tücken hat (Das haben mir hier auch schon andere bestätigt). Erst eben wieder setzte es plötzlich beim Versenden eines Mails aus, obwohl mir volle Stärke angezeigt wird. Manchmal brauche ich - auch bei voll angezeigter Stärke - längere Zeit um überhaupt hineinzukommen.
    Du hast natürlich Recht, dass ich als Zielordner direkt einen Stick angeben könnte. Ich werde das jedenfalls probieren. Das Brennen auf eine DVD-RW beruht auf einer alten Gewohnheit, bevor ich den Beamer, den ich erst kürzlich erworben habe, noch nicht hatte. Natürlich habe ich damit die Möglichkeit, auch über den DVD-Recorder zu schauen, wenn ich die ganze Apparatur (ich habe leider keinen Raum, sie stehen zu lassen, nicht aufbauen will. Mein Fernsehen hat zwar auch einen Anschluss für einen Stick bzw SD-Karte, aber Filme habe ich darüber - aus welchen Gründen auch immer - bisher nicht ans Laufen bekommen, wohl aber Bilder (Dia-Show).
    Das Brennen geht mit meinem Programm relativ schnell. Der ganze Film brauchte etwa eine halbe Stunde und ich konnte ihn einschalten und zu Bett gehen, weil das Programm den Computer nach Brennen abschaltet.
    DVD-RW verwende ich häufig auch, um selbst erzeugte Filme auf Fehler und Unebenheiten bei Kommentar und Musik zu prüfen.
    Ich bereite Menü und alles andere schon so vor, dass, wenn der Film gelungen ist und ich ihn speichern will, ich ihn sofort auf DVD brennen kann, ohne den Prozess des Renderns noch einmal zu durchlaufen. Und das dauert dann nur wenige Minuten.
    Wenn nichts dazwischen kommt, werde ich mir die Norma heute Abend ansehen und meine Einschätzung dazu schreiben.


    Liebe Grüße
    Gerhard

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  • Lieber Gerhard,
    Ich nehme mir alles mit der Audials Software auf. Damit kann man sogar Wagner Opern aufnehmen. Kostet allerdings um die 30 Euro.

  • Lieber Rodolfo,


    Wagner Opern kann ich natürlich auch aufnehmen. Aber geht das Herunterladen mit deiner Software schneller als das Werk selbst dauert?
    Wobei bei mir hinzukommt, dass das Internet manchmal aussetzt, weil das Netz anscheinend überlastet ist. Ich komme ja häufig wie gerade eben auch - erst nach mehreren Versuchen ins Netz, oder erhalte die Meldung, das der Server nicht zu finden sei, obwohl die Verbindung mit voller Netzstärke angezeigt wird. Und manchmal bricht die Verbindung auch mitten in einer Sitzung ab. Wenn ich dabei sitze, kann ich erneut schalten und das Herunterladen geht an der Stelle weiter, wo es ausgesetzt hat. Aber wenn ich etwas herunterlade, bleibe ich ja nicht am Computer sitzen, sondern erledige andere Dinge. Das Brennen mit meinem Filmbearbeitungsprogramm ist nach Herunterladen nur noch eine kurze Sache.


    Liebe Grüße
    Gerhard

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  • Hallo Rodolfo,
    Ich finde deine Idee gut. Also habe ich mir zunächst mal die Norma vorgenommen. Den Anfang mit den Nackten
    fand ich etwas irritierend, aber ohne die geht es ja heute wohl nicht mehr. Was soll´ s. Das Bühnenbild fand ich brauchbar und zeitweise sogar stimmungsvoll. Was mich etwas gestört hat, waren die häufigen Bewegungen der Drehbühne und die Videoprojektionen, die auf die Dauer, jedenfalls für mich, reichlich enervierend waren. Die Kostüme fand ich auch grenzwertig. Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass die Gallier um die Zeitenwende ständig mit solchen Gewändern und die Damen mit solchen ausgeklügelten Frisuren durch die Wälder gestreift sind. Da haben sicherlich einige Filme Pate gestanden. Was mir wirklich gut gefallen hat, war die Personenregie. Da fand wirklich Interaktion statt, und zwar im Einklang mit Musik und Libretto. Das habe ich in einigen Produktionen schon sehr viel schlechter und vom Sinngehalt des Finales abweichender gesehen. Auch die sängerischen Leistungen konnten sich hören lassen. Insgesamt also eine stimmige Inszenierung, auch wenn ich als Regisseur einiges etwas schlichter gehalten hätte.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

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  • @ Zu Beitrag Nr 1


    Beispielt Nr 2 (Massenet: Manon)ist aus meiner Sicht nicht wert, dass man sich näher damit befasst. wie schrieb ein Mitglied in einem anderen Thread so treffend ? "Vergeudete Lebensminuten", schade um die Zeit.


    Beispiel 1 (Bellini: Norma)
    An sich passabel, wie Mme Cortese schon schrieb, allerdings vielleicht eine Spur zu detailliert, und nicht optimal beleuchtet. Die Personen scheinen bei gewissen Szenen mit der Kulisse zu verschmelzen, manches finde ich auch übertrieben, wobei ein Hauch von Parodie über der Ausstattung zu schweben scheint. Das Halten der Balance scheint heute eine ausgestorbene Kunst zu sein. Immerhin noch besser als eine in die Gegenwart übertragene Inszenierung. Letzteres wäre für mich indiskutabel, die gezeigten Szenen indes würde ich ledigllich als "suboptimal" einstufen...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Lieber Gerhard,
    schneller geht das mit der Software auch nicht, aber ich kann hinterher alles bearbeiten. Erst mal vielen Dank für eure Antworten. Bei der Norma fand ich nur die Kostüme , die mich an Asterix und Obelix erinnert haben, störend. Die Videoeinspielungen haben mich nicht gestört. Ansonsten fand ich, daß es eine gelungene Inszenierung war. Mit der Manon konnte ich mich auch anfreunden, da es hier auch eine sehr gute Perdonenführung gab und alle Sänger auch gute Darsteller waren. Die meisten Taminos werden wahrscheinlich die Inszenierung aus der Wiener Staatsoper aus den 80 Jahren mit Ediita Gruberova bevorzugen. Diese hab ich auch auf DVD nur war sie mir viel zu kitschig.

  • Lieber Rodolfo,


    bearbeiten kann ich das hinterher auch bildgenau mit meinem Filmbearbeitungsprogramm. So schneide ich z.B. die oft wirklich läppischen Kommentare (Ich nehme auch einige Konzerte auf) und die Pausen heraus. Dabei habe ich sogar manchmal getrixt, wenn ein Kommentar noch bis in dem Beginn der Musik hinein gesprochen wurde oder sofort nach dem Stück einsetzte, also den Applaus abbrach, was sich natürlich unschön anhörte. Kommt der Kommentator nicht sofort ins Bild, nehme ich z.B. nur den Ton weg, setze unter die noch folgenden Bilder ein kurzes anderes Stückchen Applaus und senke langsam den Ton ab. Oft habe ich auch schon mal ein passendes anders Stück Bild eingesetzt. So habe ich mir eine größere Sammlung geschaffen.
    Es ist mir zeitlich noch nicht gelungen, die "Norma" vollständig zu sehen. Mir fehlt noch das letzte Bild. Ich werde es aber möglichst noch heute Abend zu Ende ansehen und dann sofort meine Meinung dazu abgeben. Wenn ich es noch schaffe, werde ich mir die "Manon" wenigstens im Querschnitt ansehen und dazu auch etwas sagen. Jetzt habe ich erst noch etwas anderes vor.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich habe mir nun die Norma aus Madrid vollständig angesehen.
    Musikalisch habe ich nichts auszusetzen.

    Zur Inszenierung zunächst das Positive:
    Der Regisseur hat die Handlung der Oper nicht verdreht und durch eine absurde Fantasie ersetzt.
    Die Kostüme waren prächtig und der Zeit, in der die Handlung spielt, angemessen. Über den Kopfschmuck des Oroveso mag man sich streiten, aber auch in ernsthafteren Schriften über die Kelten sieht man Abbildungen solchen Kopfschmucks und – wie ich das in einer anderen Inszenierung der Norma aus Sydney auf DVD habe – Krieger mit behörnten Helmen. Mit den Comic-Figuren Asterix und Obelix hat das nicht im Entferntesten etwas zu tun. Alle übrigen des Volkes trugen ganz natürliche Frisuren. Längere Haare und Bärte hatten damals sicherlich fast alle.
    Die Illusion vom Hain des Gottes Irmin war durchaus gegeben, wenn auch zum Teil in stilisierter Form (vom Schnürboden herabgelassene Stangen), aber auch durch Hintergrundprojektion.
    Es gab einige eindrucksvolle Bilder, z.B. der erste Auftritt der Norma mit „Casta Diva“, dessen zweiter Teil allerdings dann durch die blöden Flatterbänder- Projektionen im Hintergrund verwaschen wurde, oder auch das Schlussbild.
    Auch das Felsengebilde konnte durchaus die Felsenwohnung Normas ersetzen, wenn es während der Szene nicht laufend gedreht worden wäre. Was sollte das?
    Insgesamt ist die Inszenierung durchaus als werkgerecht anzusehen.


    Negativ stieß mir schon am Anfang auf, dass die Ouvertüre wieder einmal unbedingt bebildert sein musste, und zwar durch ein undeutbares Ballett von Nackedeis (Anscheinend kann heute fast kein Regisseur mehr auf Nackte verzichten) Manchmal harmonierte das zwar mit der Musik, aber an anderen Stellen überhaupt nicht, z.B. das hektische Hin- und Hergerenne während einer ruhigeren Phase der Ouvertüre. Und auch bei der Gefangennahme von Pollione mussten noch ein paar Nackte mit auf die Bühne.
    Ebenso musste das Zwischenspiel nach der Pause unbedingt mit Videos und einem zappelnden Kind animiert werden. Wozu?
    Die Inszenierung litt leider stark unter den vielen überflüssigen Video- und Beleuchtungsspielereien im Vorder- und Hintergrund, wozu im Vordergrund dauern ein durchsichtiger Vorhang herunter und herauf gezogen wurde, der auch das Geschehen auf der Bühne teilweise verdeckte.
    Man hatte den Eindruck, dass der Regisseur alles Spielzeug, was für eine Bühne zur Verfügung steht, unbedingt auch einsetzen wollte. Einzig in der vorletzten Szene hatten die Nebel für mich noch einen gewissen Sinn. Dann aber wurden ein paar sehr unnatürlich wirkende Blitze mit Video erzeugt.
    Am besten gefiel es mir dann, wenn die Kamera so nah an die Personen heranrückte, dass man von den immerwährenden nervigen Projektionen wenig sah.
    Wie beschrieben, war mein Eindruck eher durchwachsen, wenngleich hier von Regisseur-Theater im üblen Sinne kaum die Rede sein kann, sieht man von der Verliebtheit des Regisseurs in die genannten meist unsinnigen Video- und Beleuchtungspielereien ab.
    Da ich zwei sehr gute Inszenierungen aus Sydney mit Joan Sutherland und aus Parma mit June Anderson besitze, werde ich diese Inszenierung nicht für ein nochmaliges Anschauen endgültig auf DVD speichern.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich lege noch gleich nach:


    Ich habe mir inzwischen auch die Manon Lescaut im Querschnitt angeschaut, und kann hier garnicht erst auf Einzelheiten eingehen, da mir eine Gesamtbetrachtung unerträglich gewesen wäre. Dafür wäre mir meine kostbare Zeit zu schade. Das sind doch wieder irgendwelche irren Fantasien eines Regisseurs, die an dem Stück völlig vorbeigehen, im Gegensatz zu der modernisierten Fassung aus Covent Garden mit Jonas Kaufmann und Kristine Opolais, die erst vor kurzer Zeit im Fernsehen (ich glaube 3sat) zu sehen war und wirklich akzeptabel war. Die hielt sich an Inhalt und Gehalt des Stückes, während dieser Blödsinn zumindest den Gehalt des Stückes in meinen Augen wieder völlig verdrehte.
    Und nun warte ich noch auf die Erläuterungen unserer Herren Theoretiker, die sich aber vermutlich wieder drücken werden.


    Liebe Grüße
    Gerhard

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  • Lieber Rodolfo,
    die Idee, über konkrete Operninszenierungen anhand von Dir eingestellten Beispielen zu diskutieren kann zu einer fairen Diskussion führen. Sie wurde von mir auch schon vorgeschlagen. Leider komme ich durch Arbeitüberlastung
    (mit fast 82 Jahren :hahahaha: ) im Moment nicht dazu, mich genügend mit den eingestellten Opern zu beschäftigen. Sowie ich wieder etwas Luft habe, werde ich das nacholen, weil ich Deine Initiative so gut finde. :jubel:


    hezrlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Zitat von Operus: Leider komme ich durch Arbeitüberlastung (mit fast 82 Jahren :hahahaha: ) im Moment nicht dazu, mich genügend mit den eingestellten Opern zu beschäftigen. Sowie ich wieder etwas Luft habe, werde ich das nacholen, weil ich Deine Initiative so gut finde. :jubel:

    Lieber Hans,


    Ob das gelingt, weiß ich nicht. Die einzelnen Inszenierungen sind, soviel ich weiß, immer nur für kurze Zeit auf arte concerto vorhanden (oft nur für eine Woche). Die Norma habe ich heruntergeladen um sie mir zu einem beliebigen Zeitpunkt und nicht am Computer, sondern am Fernseher oder mit dem Beamer mit Stereoton ansehen zu können. Die könnte ich dir dann noch auf DVD liefern. Die Manon habe ich nicht heruntergeladen, weil sie den Aufwand wirklich nicht lohnte sondern mir nur am Computer in Ausschnitten angesehen. Ob diese nächste Woche noch drin sein wird, weiß ich nicht. Teile davon findet man aber vielleicht auf youtube.
    Jedenfalls finde auch ich diese Initiative, konkrete Sendungen, die jeder ansehen kann, zu besprechen, gut, die ich selbst und auch andere schon häufiger vorgeschlagen haben. Leider sind die, die hier nur reine Theorien predigen, bisher nicht auf konkrete Besprechungen solcher Sendungen eingegangen. Ich vermisse sie auch hier und ich habe keine Hoffnung, dass sie sich in Zukunft einmal beteiligen werden.


    Liebe Grüße
    Gerhard

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  • Wie schon an anderer Stelle dargelegt, fehlte mir aus verschiedenen Gründen bisher die Zeit, mich mit der von rodolfo39 gestellten "Aufgabe" intensiver auseinanderzusetzen. Andererseits scheint es nicht nur mir so zu gehen, jedenfalls ist das bisherige Echo leider sowohl quantitativ, als auch qualitativ eher überschaubar. - Sei's drum! Bevor der Thread gänzlich in der Versenkung verschwindet, will ich wenigstens ein erstes Statement abgeben:


    Ich habe es immerhin schon geschafft, mir den ersten Akt der Manon aus Genf in der Inszenierung Olivier Pys anzusehen. Tatsächlich erschien mir diese Aufzeichnung schon allein aufgrund der (wenigen) bisherigen Stellungnahmen von Alfred und Gerhard das spannendere Projekt; unsere beiden Mit-Taminos schrieben dazu:


    Beispielt Nr 2 (Massenet: Manon)ist aus meiner Sicht nicht wert, dass man sich näher damit befasst. wie schrieb ein Mitglied in einem anderen Thread so treffend ? "Vergeudete Lebensminuten", schade um die Zeit.


    Ich habe mir inzwischen auch die Manon Lescaut im Querschnitt angeschaut, und kann hier garnicht erst auf Einzelheiten eingehen, da mir eine Gesamtbetrachtung unerträglich gewesen wäre. [...] Das sind doch wieder irgendwelche irren Fantasien eines Regisseurs, die an dem Stück völlig vorbeigehen, [...] während dieser Blödsinn zumindest den Gehalt des Stückes in meinen Augen wieder völlig verdrehte.


    Es dürfte die meisten hier kaum überraschen, dass ich nicht unwesentlich anderer Meinung bin! - Warum?


    Nun ja, ersteinmal stelle ich fest, dass die Geschichte der Manon nicht notwendig im Frankreich des 18. Jahrhunderts (vgl. den entsprechenden Wikipedia-Artikel zu dieser Oper (zuletzt aufgerufen am 19.11.2016)) spielen muß. Das Manon mit dem Zug, statt mit der Postkutsche anreist und später - gemeinsam mit des Grieux - durchbrennt, wird man kaum ernsthaft als Argument gegen die Inszenierung ins Felde führen können. Selbiges gilt m.E. für Kostüme und Bühnenbild, welches passend zur Gegend um einen größeren Bahnhof den Charakter eines Rotlichtviertels aufweist. Dies wiederum passt durchaus zum Inhalt des ersten Auftritts der Herren Guillot und Brétigny in eindeutig-zweideutiger Begleitung dreier hübscher junger Frauen. Niemand wird so naiv sein zu glauben, dass es den Herren hier nur um die leiblichen Sinnesfreuden des Essens und Trinkens geht ...


    Wie passt nun aber Manon in ein solches Bild bzw. in eine solche Umgebung? Zur Beantwortung dieser Frage genügt es, das Libretto mit etwas Aufmerksamkeit zu lesen und sofort ist klar, dass auch Manon keinesfalls "die Unschuld vom Lande" ist, die man vielleicht gerne in ihr sehen möchte. Sie sagt selber über sich "Ich bin nur ein armes Mädchen eben, hab' Schlechtes nie begangen. Nur bin ich dem Vergnügen zu gern ergeben, so sagt man bei mir zuhaus', darum ins Kloster schickt man mich gerade jetzt. Und das ist die Geschichte von Manon Lescaut!". Damit wird sie natürlich nicht unmittelbar zu einem vergnügungssüchtigen Flittchen, jedoch fällt es ihr zunehmend schwer, sich den Verlockungen der Unterhaltung und des Glitters zu erwehren (siehe "So bleib' ich hier, setz' dort mich hin. ...) und schon vorher ist ihr "Bedenken Sie die Bewegung, erklärlich ist die Erregung ..." mindestens so eindeutig-zweideutig, wie die Begleitung Guillots und Brétignys.


    Auch Manons Cousin Lescaut, mehr an Spiel und Trunk bis zur Besoffenheit interessiert, als am Wohlergehen seiner Cousine, passt in dieses Bild. Insofern ist es genauso konsequent, sie in einem Zimmer eines Stundenhotels warten zu lassen, wie auf dem Platz vor der Poststation. Seine Besorgnis gilt am Schluß des ersten Aktes nur vordergründig der geflüchteten Manon, sondern lediglich der Familienehre, um welche er selber sich kaum verdient gemacht haben dürfte. Allein, er hätte die Freiheit, anders zu handeln, was man von Manon kaum wird behaupten können.


    Aus dem Rahmen fällt des Grieux, der zu Beginn der Oper eine kleine Ansprache hält. Leider bin ich des französischen nicht mächtig und es wäre schön, wenn hier jemand übersetzen könnte!? - Auch hier ist es wieder interessant, den Charakter Manons zu beleuchten, ist sie doch die die eigentlich treibende Kraft der gemeinsamen Flucht: "Vielleicht durch Zufall, dass es leichter wird: Mit einem Wagen, dem Wagen eines Herrn ... der vorher mich verliebt angelacht. Rächen Sie sich! [...] Nun, den Wagen nehmen wir!". Recht gewollt wirkt allerdings die erste Begegnung Manons und des Grieuxs; warum tanzt Manon so unvermittelt auf dem Balkon/an der Dachkante? Wo kommt sie so plötzlich her?


    (Testzitate folgen http://www.opera-guide.ch/oper…uilang=de&id=208#libretto (zuletzt aufgerufen am 19.11.2016))


    Insgesamt ein erster Akt, der weder die Handlung verdreht, noch sich in irren Phantasien ergeht, sondern sich in Dartellung der Handlung und Zeichnung der Figuren sehr genau an den Text hält.

  • Insgesamt ein erster Akt, der weder die Handlung verdreht, noch sich in irren Phantasien ergeht, sondern sich in Dartellung der Handlung und Zeichnung der Figuren sehr genau an den Text hält


    Lieber Michael,


    danke für die Analyse. Wenn sich die Inszenierung in Darstellung und Zeichnung der Figuren genau an den Text hält und die Handlung nicht verdreht wird, dann ist dagegen kaum etwas einzuwenden. Man kann und sollte dann höchstens noch darüber diskutieren ob diese Deutung des Regisseurs gelungen ist und überzeugt hat.
    Der Ansatz von rodolfo39 hat schon einiges für sich. Voraussetzung ist, dass wir alle auf die Beispiele zugreifen können.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!


  • Wenn sich die Inszenierung in Darstellung und Zeichnung der Figuren genau an den Text hält und die Handlung nicht verdreht wird, dann ist dagegen kaum etwas einzuwenden.


    Wobei auch hier die Meinungen wohl auseinandergehen, worauf zumindest die zitierten Statements von Alfred und Gerhard hindeuten.


    Man kann und sollte dann höchstens noch darüber diskutieren ob diese Deutung des Regisseurs gelungen ist und überzeugt hat.


    Ist dies nicht eigentlich schon geschehen? - Norma gefällt, Manon gefällt nicht. Wobei sich mit einer Diskussion der Deutung nicht allzulange aufgehalten wurde.


    Der Ansatz von rodolfo39 hat schon einiges für sich. Voraussetzung ist, dass wir alle auf die Beispiele zugreifen können.


    Die von rodolfo39 angegebenen Links sind noch verfügbar.

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  • Ohne jetzt auf einzelne Inszenierungen eingehen zu wollen, kann ich dennoch einige Feststellungen treffen.


    Die GRUNDVORAUSSETZUNG, dass ich mich mit einer Inszenierung überhaupt auseinandersetze ist die Einhaltung der Regienweisung des Libretto, und hier vor allem Zeit und Ort der Handlung. Das gilt für Sprechtheater ebenso wie für Oper. Romeo und Julia wäre eine völlig uninteressante 08/15 Liebesgeschichte, wäre da nicht der Schauplatz Verona, die Zeit der frühen Renaissance und die Angabe, daß es sich um 2 der angesehendsten Familien handelt, die da verfeindet sind, und nicht um "irgendwen" Dies ermöglicht natürlich den Ausstattern aus dem Vollen zu schöpfen und ein Verona des späten 15. oder des frühen 15. Jahrhunderts auf die Bühne zu zaubern.


    Aber das ist bei einer Librettogetreuen Inszenierung noch lange nicht garantiert. Ich erinnere mich an Fernsehübertragungen aus D in meiner frühesten Jugend, wo man sich gerne mit stiliserten Kostümen und angedeuteter Architektur zufriedengab
    Somit ist meine Forderung Nr 2, daß hier eine gewisse "Naturtreue" angestrebt ist, und keine primitiven Bauten, Kostüme und Versatzstücke. Eine gewisse "Behübschung" ist natürlich nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht...


    ZUúsätzlich sollten die entsprechenden Darsteller auch optisch und akustisch den Anforderungen der Rolle entsprechen.
    Ideale Inszenierungen stammen meiner Meinung nach in der Regel von Franco Zeffirelli, Otto Schenk, Michael Hampe und Pier Luigi Pizzi, wobei es natürlich noch andere gab.


    Als der Tonfilm und danach der Farbfilm aufkam, glaubte man, dies sei das Ende des Theaters, die war aber dank aufwendigster Ausstattungen und Einsatz modernster Technik - eine falsche Prognose


    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Ohne jetzt auf einzelne Inszenierungen eingehen zu wollen, kann ich dennoch einige Feststellungen treffen.


    Die GRUNDVORAUSSETZUNG, dass ich mich mit einer Inszenierung überhaupt auseinandersetze ist die Einhaltung der Regienweisung des Libretto, und hier vor allem Zeit und Ort der Handlung. [...]


    Somit ist meine Forderung Nr 2, daß hier eine gewisse "Naturtreue" angestrebt ist, und keine primitiven Bauten, Kostüme und Versatzstücke. Eine gewisse "Behübschung" ist natürlich nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht...


    Es lohnt sich nicht, Dir in Deine "GRUNDVORAUSSETZUNGEN" hineinzureden; klar ist jedoch, dass wir bzgl. des hier in Rede stehenden Themas keinerlei Basis auch nur für den Versuch einer erntshaften Diskussion haben.

  • Dann bin ich aber auch dafür , daß in einer Aufführung mit echten Waffen geschossen wird und Violetta oder Mimi am Ende wirklich sterben :) Man muss aber auch daran denken , daß nicht jedes Opernhaus soviel finanzielle Mittel hat, sich mehrere aufwenidge Inszenierungen zu leisten. Die Liebesgeschite von Romeo und Julia kann heute in jeder anderen Stadt oder anderem Land stattfinden.

  • klar ist jedoch, dass wir bzgl. des hier in Rede stehenden Themas keinerlei Basis auch nur für den Versuch einer erntshaften Diskussion haben.


    So sehe ich das auch, trotzdem kann ich es mir nicht verkneifen, folgende Aussage von Alfred zu kommentieren:


    Romeo und Julia wäre eine völlig uninteressante 08/15 Liebesgeschichte, wäre da nicht der Schauplatz Verona, die Zeit der frühen Renaissance und die Angabe, daß es sich um 2 der angesehendsten Familien handelt, die da verfeindet sind, und nicht um "irgendwen"


    Dies zeigt so recht die Absurdität der vertretenen Position, denn natürlich ist die hier erzählte Liebesgeschichte völlig unabhängig vom Schauplatz Verona und einer bestimmten Epoche. Sie könnte genausogut in jeder anderen Stadt und in jeder anderen Epoche spielen, in der die Rahmenbedingungen dieselben sind: Mitglieder von aufs Blut verfeindeten Familien/Clans/Machtgruppen verlieben sich und scheitern tragisch an der Unmöglichkeit einer gelebten Liebesbeziehung unter diesen Umständen. Dass dem so ist, sieht man an den ungezählten gelungenen Adaptionen dieser Geschichte, wozu nicht zuletzt die "West Side Story" gehört.


    Dies ermöglicht natürlich den Ausstattern aus dem Vollen zu schöpfen und ein Verona des späten 15. oder des frühen 15. Jahrhunderts auf die Bühne zu zaubern.


    Diese Aussage ist so recht entlarvend, denn sie zeigt, worauf es dem Schreiber der Zeilen offenbar ankommt: Ausstattungstheater. Ich werfe niemandem vor, wegen üppiger Kostüme und Kulissen ins Theater oder in die Oper zu gehen, aber das hat für mich nichts, aber auch gar nichts mit dem Wesen dieser Kunstformen zu tun. Womit wir wieder beim obigen Zitat angekommen sind:


    klar ist jedoch, dass wir bzgl. des hier in Rede stehenden Themas keinerlei Basis auch nur für den Versuch einer erntshaften Diskussion haben.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich werfe niemandem vor, wegen üppiger Kostüme und Kulissen ins Theater oder in die Oper zu gehen, aber das hat für mich nichts, aber auch gar nichts mit dem Wesen dieser Kunstformen zu tun. Womit wir wieder beim obigen Zitat angekommen sind:


    Lieber Bertarido,


    wir stimmen in vielen Punkten überein. Besonders darin, dass es gute Gründe und damit berechtigte Argumente für moderne, neudeutende und traditionelle Inszenierungen gibt. Grundsätzlich ist diese Frage genau deshalb nicht zu lösen. Sie muss und kann nur am konkreten Fall, wie in diesem Thread vorgeschlagen, diskutiert werden. Dabei wird es so sein, dass der eine Opernfreund mehr traditionell tickt, der andere mehr zu modernen Deutungen neigt.
    Nun aber zum Punkt wo ich anderer Meinung bin. Selbstverständlich haben Ausstattung und Kostüme eminent viel mit dem Wesen dieser Kunstform zu tun. Das beweist die Bedeutung, die gerade diese Aspekte in der Geschichte der Oper spielen und gespielt haben. Selbst Richard Wagner forderte immer die Einheit von Musik, Text, Gesang, Schauspiel, Bühnenbild, Kostüm, Licht, um darüber zum Gesamtkunstwerk zu gelangen. Die Revolution von Neubayreuth war in erster Linie, dass Wieland Wagner und später auch Wolfgang eine neue visuelle Ästhetik besonders in Bühnenbild und Ausstattung geschaffen haben.


    Herzlichst
    Operus

    herzlichst Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!


  • [...] Dabei wird es so sein, dass der eine Opernfreund mehr traditionell tickt, der andere mehr zu modernen Deutungen neigt.


    Das ist vollkommen richtig und auch überhaupt nicht das Problem in diesen Diskussionen. Vielmehr sehe ich die stets wiederkehrenden Schwierigkeiten darin, dass mancher bereit ist, seine Neigungen zu reflektieren und darüber diskutieren, während manch anderer "keinen Deut zu weichen" bereit ist.


    Nun aber zum Punkt wo ich anderer Meinung bin. Selbstverständlich haben Ausstattung und Kostüme eminent viel mit dem Wesen dieser Kunstform zu tun. Das beweist die Bedeutung, die gerade diese Aspekte in der Geschichte der Oper spielen und gespielt haben. Selbst Richard Wagner forderte immer die Einheit von Musik, Text, Gesang, Schauspiel, Bühnenbild, Kostüm, Licht, um darüber zum Gesamtkunstwerk zu gelangen. Die Revolution von Neubayreuth war in erster Linie, dass Wieland Wagner und später auch Wolfgang eine neue visuelle Ästhetik besonders in Bühnenbild und Ausstattung geschaffen haben.


    Vielleicht ein Mißverständnis!? - Sicher, ohne Kostüme und Bühnenbild, also Ausstattung keine Oper (sondern lediglich konzertante Aufführung), aber es muß nicht "üppig" sein, sondern in der jeweiligen Deutung bzw. Inszenierung folgerichtig. So würde ich jedenfalls Bertarido verstehen.

  • Vielleicht ein Mißverständnis!? - Sicher, ohne Kostüme und Bühnenbild, also Ausstattung keine Oper (sondern lediglich konzertante Aufführung), aber es muß nicht "üppig" sein, sondern in der jeweiligen Deutung bzw. Inszenierung folgerichtig. So würde ich jedenfalls Bertarido verstehen.


    Richtig. Dies kann auch bedeuten, dass die Oper in einer modernen Kulisse spielt oder auf einer kargen Bühne ohne jede Kulisse und ohne Kostüme. Zu beurteilen ist stets das Gesamtkonzept der Regie. Macht das Sinn, ist es schlüssig? Und - das gestehe ich ja zu - wird es dem Werk gerecht? Bei Alfred und anderen scheint mir die Kulisse zum Selbstzweck zu werden, und das ist sie gerade nicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Liebe Freunde,
    Ich habe mich hier bisher nicht eingebracht, weil mich ehrlich gesagt, die beiden Opern, die hier zur Diskussion standen, nicht sehr interessiert haben.
    Nun aber möchte ich auf eine Inszenierung zu sprechen kommen, die Arte letzte Nacht gesendet hat und die auf ArteConcert noch eine Zeit lang im Netz besichtigt werdern kann:
    Boitos "Mefistofele" in einer Inszenierung aus Baden-Baden dieses Jahre von Philipp Himmelmann mit Erwin Schrott in der Titelpartie und den Münchner Philharmonikern unter Stefan Soltez.
    Es wurde modernisiert, was das Zeug hält, die Kostüme sind von heute, im Prolog im Himmel treten alle möglichen Promis der letzten Jahre (von Elvis über die Monroe, bis Mooshammer, Michael Jackson usw. ,usw.) auf und was soll ich sagen?
    Ich bin hell begeistert. Das verstehe ich unter einer fantasievollen Regie (im Gegensatz zum Faust von Gounod aus Salzburg mit Beczala), dazu ein Leistung von Schrott, die sich vor den Leistungen von Mefistofeles der letzten Jahre wie Ramey etc. nicht verbergen muss.
    Ich will jetzt nicht zuviel sagen und bin gespannt auf andere Meinungen.

  • Eine offenbar schlechte:


    AMADIS enttäuscht trotz Thomaskantor


    Zitat

    Die Oper von Johann Christian Bach, dem jüngsten Sohn von Johann Sebastian Bach, hat am Wochenende in Leipzig Premiere gefeiert. Mit dabei war MDR-KULTUR-Theaterkritiker Claus Fischer. Während ihn Regie und Bühnenbild irritiert haben, war er von der musikalischen Leistung des Chors und des Gewandhausorchsters begeistert. [...]


    Diese Hanldung – so steht im Programmfaltblatt – ist nämlich so verworren, dass man sie sowieso nicht versteht. Und so hat Regisseurin Antje Thoms denn auch sämtliche Rezitative aus der Oper herausgestrichen und lässt stattdessen die beiden Tölpel, verkörpert von den Schauspielern Paul Wenning und Pius Maria Cüppers die Oper moderieren. Mir als Kritiker schwant Übles [...]

    :rolleyes:

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Was eine gut und was eine schlechte Inszenierung ist, darüber werden die Meinungen weit auseinandergehen - letzlich ist es auch eine Geschmackssache. Ich habe hier eine ganz bestimmte Meinung, mit der ich allerdings - glücklicherweise - nicht alleine dastehe

    Für mich teilt sich die Regie - und Aussatattungsarbeit - oft ja in Personalunion geschaffen in den HANDWERKLICHEN und den künstlerischen Teil

    Der handwerklich ist eigentlich über Jahrhunderte hinweg genau definiert:

    Rgisseur und Ausstatter hab sich an die Vorgaben im Libretto zu halten. Hier sind Ort und Zeit der Handlung vorgegeben, was natürlich auf die Art der Ausstattung einen gewissen Einfluß hat.

    Dann gibt es den Spielraum für kleine Pointen und Farbtupfer, die mit Geschmack eingesetz werden müssen

    Wichtig ist IMO, daß die Geschichte farbenreich erzählt - und nicht irgendwelche - meist erfundenen Doppelbödigkeiten und politischen Aussagen nach eigenem Geschmack

    dazugepappt werden.


    Ich habe hier das Beispiel eine für mich PERFEKTEN Inszenierung verlinkt aus Dresden: Die Entführung aus dem Serail

    Eine exotisches Bühnenbild bis zum geht nicht mehr, Ein bildschöner Belmonte, der die Herzen der Damenwelt (und vermutlich nicht nur deren ?) höher schlagen lässt. Kostüme, wie sie im 18 Jahrhundert nicht schöner designed worden sind. Folterinstrumente die realistisch wirken, eine Farbenpracht und auch die heiteren Szenen kommen nicht zu kurz

    Besser gehts nicht. Leider gibts hier keine käufliche Videoaufzeichnung.



    Hier eine der besten Inszenierungen von "Hoffmanns ERzählungen" Seit etwa 20 Jahren am Spielplan.

    Hier kommt das Unheimlich wirklich zur Geltung, das Verschrobene Bösartige, aber auch das Witzige. Es werden gewisse Anleihen an die Zukunfg gamacht, aber das ist IMO hier legal. 1880 als Offenbavh stab war der Edison Phonograph immerhin bereits erfunden (nicht aber die Fernbedienung mir der Olympia vom (überraschen jungen) Spalanzani dirigiert wird. Die Lichttechnik ist superb. Ein Gustostück ist der Auftritt von "Franz" im "Antonia-Akt" Als hinweis, daß er Deutscher ist hat ihm die Maske (zumindest hab ich es so gesehen) Ein Hitlerbärtchen verpasst und die passende Frisur- Kann sein, dass es ein Zufall ist - aber daran glaube ich nicht. Aus meiner Sicht eine späte Abrechnung - aber dezent eingefügt - und somit KEIN Regietheater. Man verpasse auch nicht die unheimliche Szene mit dem Auftritt der OLympia



    Ich habe hier als Beispiel eine andere Aufnahme dergleichen Oper gewählt - und will damit zeigen, daß auch nach 2000 (als die hochauflösenden Formate eingeführt wurden)

    wunderbare Aufführungen es schöne Inszenierungen gibt. Diese hier gsit sogar naoch auf CD käuflich zu erwerben. Allein die Darstellung des Spalanzani, wie er tänzelt vor begeisterung über die Wunder der Physik ist ein kabinettstück,

    Hier ist fast alles in Schwarz gehalten, die Regie und Ausstattung lag in den Händen des Regisseurs und ausgebildeten Architekten Pier Luigi Pizzi



    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



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