ZitatOriginal von Kontrapunkt
Vor allem die Zeitverhältnisse im 2. Satz endlich mal konsequent umgesetzt zu haben, beansprucht ja Vitalij Margulis für sich. In seiner Aufnahme braucht er allein für diesen Satz 26 Minuten, was im Booklet und einem längeren eingesprochenen Essay gerechtfertigt wird (mit Vergleichsschnippseln von renommierten Interpretationen).
Ich habe freilich meine Zweifel, ob es hilft, die Tempoverhältnisse konsequent umgesetzt zu haben, wenn der Satz insgesamt etwa im halben Tempo (normale Spieldauer wären 15-17 min) gespielt wird...
Ich habe mich hier zwar mit op.111 nicht so eingehend befaßt, aber im Falle des Finales von op.109 finde ich z.B., daß die nicht mehr so bezeichnete vorletzte (?) Variation, die "tempo I del tema" markiert ist, wesentlich wirkungsvoller ist, wenn man sie langsamer spielt als das Thema (während das Thema selbst mir etwas zu gedehnt wird, wenn man dessen Tempo dieser Variation anpaßt). Gewiß ist op.111 diesbezüglich "konstruierter" (in op.109 gibt es einen munteren Wechsel ganz unterschiedlicher Tempi) und daher sind Freiheiten nicht ganz so leicht zu begründen. Aber man macht es sich manchmal auch zu leicht, wenn man Abweichen aus "Instinkt" oder "Intuition" als schlichtes Ignorieren der Vorschriften abtut.
JR