Gestern Abend wurde aus der MET die Inszenierung vom Massenets "Manon" übertragen. Hier zeigte sich, was modernes Theater kann, ohne die Handlung zu beschädigen. Die sechs verschiedenen Bühnenbilder waren nicht üppig zu nennen und in allen Szenen weitgehend in Grau gehalten, stellten aber immer den Ort der originalen Handlung eindeutig dar. Die Kostüme entsprachen der Mode am Ende des 19 Jahrhunderts, in dem die Originalhandlung angesiedelt ist. Das Grau des Bühnenbilds verstärkte in meinen Augen die Wirkung der Handlung und die hervorragenden schauspielerischen Leistungen.
Auch die Sänger waren hervorragend, wobei ich kaum einen der Hauptdarsteller besonders hervorzuheben vermag.
Insgesamt wieder ein packender Abend. Das New Yorker Publikum raste vor Begeisterung und auch die Zuschauer im Kino, mit denen ich sprechen konnte, waren von der Inszenierung sehr angetan.
Wer noch nicht von diesen Live-Übertragungen aus der Metropolitan Opera New York oder den Royal Opera House in London gehört hat, die heute in vielen Kinos angeboten werden, braucht im Internet nur unter dem Begriff "Die MET im Kino in ....." oder "ROH im Kino in ....." zu suchen, um festzustellen, ob es in seiner Nähe ein entsprechende Angebot gibt. Und unter den Übertragungen aus der MET gibt es noch eine Reihe werksgetreuer Inszenierungen. Meist lässt sich das auch im Internet bequem buchen. Ich finde inzwischen, dass das Erlebnis durch viele Naheinstellungen der Kamera teilweise noch packender als im Opernhaus ist. Auch klanglich braucht man bei den heutigen Musikanlagen kaum Abstriche zu machen.
Auch der Zulauf wurde hier bei uns in den letzten Jahren immer größer. Bei bekannten Standardwerken sind hier oft zwei große Kinosäle besetzt, so dass man sich schon am ersten Tag der Vorbuchung (in der Regel der letzte Tag der Übertragungen aus der laufenden Saison) um Karten für die neue Saison bemühen muss, wenn man einen guten Platz erwischen will. Bei uns sind - außer den ersten beiden Reihen, in denen man schon sehr nach oben schauen muss - alle Plätze gut, so dass man nirgendwo eine Kopf vor sich hat.
"Manon" von Massenet ist - wie ich aus manchen Gesprächen herausgehört habe - vielen Opernbesuchern nicht so bekannt. Dennoch war der Saal recht gut besetzt. Auch wir hatten Gäste dabei, denen diese "Manon" bisher noch völlig unbekannt war und die hellauf begeistert waren.
Liebe Grüße
Gerhard