Hallo Klassikliebhaber,
als neues Mitglied will ich mich nicht lange hinter dem Berg halten und gleich einmal eine Reihe von Liedern vorstellen, die mich in letzter Zeit beschäftigt haben und die ich gleichzeitig in letzter Zeit gekauft habe.
Kennengelernt habe ich diese Stücke bzw. eines dieser Stücke vor einiger Zeit im Klavierunterricht, mein Lehrer spielte mir einmal eines der Stücke vor (11. Premiere communion de la vierge) vor; ich war gleich gefesselt von der sanften geradezu andächtig wirkenden Stimmung des Liedes und den fesselnden Klangfarben die Messiaen hier erzielt. Jedenfalls war mein Interesse geweckt, jedoch war mir der Titel entfallen und somit war der CD Kauf erstmal aufgeschoben, vor Zwei Wochen kam ich dann im Klavierunterricht mal wieder darauf, da ich das Stück gerne selbst spielen würde, also fragte ich meinen Lehrer nach dem Titel des Stückes und er verriet mir das es aus den Vingt Regards sur l'Enfant Jésus sei, den Zwanzig Blicken auf das Jesuskind.
Also ab zum Plattenladen des Vertrauens und eine Aufnahme gesucht, gefunden habe ich zwei, beide mit mir unbekannten französischen Pianisten, gekauft habe ich letztendlich (aus Preisgründen 19,99 zu 9,99) eine Aufnahme mit dem mir unbekannten Pianisten Michel Béroff, wobei ich zunächst natürlich skeptisch war, wie ich es immer bei mir unbekannten Pianisten bin. Als die CD dann wenige Tage später bei mir im Briefkasten lag, war die Spannung bereits sehr groß und ich konnte es kaum noch erwarten die, geradezu berauschenden, Klänge Messiaens über mich ergießen zu lassen, also die CD, welche übrigens bei EMI Classics erschienen ist (Olivier Messiaen Vingt Regards sur l''Enfant Jésus, Préludes mit Michel Béroff, EMI Classics), in den Player und zurücklehnen. Da mein Player leider die erste CD nicht abspielen konnte musste ich mit der zweiten Vorlieb nehmen (Regards Nr. 9-20), dann die freudige Überraschung, eine gute Aufnahme, das erste bzw. neunte eine Kanonisches Werk, ein wenig melancholisch bzw. gedämpft wirkt die Stimmung, sehr angenehme nuancierte Interpretation - wobei ich leider die Noten nicht habe, da sie und das finde ich höchst unerhört 60€ kosten sollen. Eine Melodie, die vollstänndig aus Akkorden aufgebaut ist bekommt man zu hören. Sehr hypnotisierende Klangfarben, wie man es von Messiaen erwartet, wobei das Stück in einer einheitlichen Färbung gehalten ist und ohne großartige Umschwünge auskommt. Also weiter im Programm Lied Nummer zwei, oh welch starker kontrast eine sehr energische Melodie im Bass die abgelöst wird von geradezu euphorisch klingenden Melodien , ja wirklich Melodien nicht einer Melodie, im Violin. Abschließend möchte ich noch etwas zu meinem besagten Lieblingsstück erwähnen der Nr.11 Erste Kommunion der Jungfrau (Premiere communion de la vierge), es ist wirklich fantastisch was Messiaen hier zustande gebracht hat. Zu Beginn des Werkes wird man von ruhigen freundlichen Klängen in seinen Bann gezogen die abgelöst werden, von einer stets wiederkehrenden Meditation, die einem in variierter Form immer wieder begegnet. Im Mittelteil dann starke wieder geradezu euphorische Klänge die sich immer weiter ausbreiten und schließlich wieder in den freundlichen Klängen des Beginns münden und auch die stets wiederkehrende "Meditation" (Booklet) wird erneut aufgenommen.
Besonders erwähnenswert halte ich auch Nr. 15 Der Kuss des Jesuskindes (Le Baiser de l'Enfant Jésus) hier kehrt das Thema aus Nr.11 in leicht abgewandelter leichterer Weise zurück, das gesamte Stück wirkt sehr freundlich gefärbt.
Insgesammt kannn ich mich nur wiederholen die Vingt Regards sind allesamt sehr helle freundliche Stücke, die allerdings auch hervorragend und makellos interpretiert wurden vom Herrn Béroff.
Auch an den Préludes von Messiaen habe ich einen Narren gefressen, wundervolle Stücke.
Nun möchte ich mein kleines Porträt abschließen und hoffe ich konnte euch, falls ihr die Stücke noch nicht kennt ein wenig Lust darauf machen oder sie euch, falls ihr bereits Kenner jener Werke seit, ein wenig ins Gedächtnis zurückrufen und euren Appetit auf sie erneut wecken.
Ich bin auch sehr gespannt was ihr zu diesen zwei Werken denkt, leider kenne ich nichts außer diesen Stücken von Messiaen, allerdings habe ich Lust auf mehrr bekommen und werde auf jedenfall weiter in seine Klangwelten eindringen. Aber nun möchte ich die Bühne für euch räumen und bedanke mir fürs lesen.
Messiaen: Vingt regards sur l'enfant jesus
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Hi Seb!
Die zweite Aufnahme dürfte die hier gewesen sein:
die ich - ohne Béroffs Version zu kennen - wärmstens empfehlen kann, nicht nur, weil ich mit dem Tonmeister befreundet bin.
Deine Begeisterung für Messiaens Klangwelten kann ich gut nachvollziehen und ziehe zugleich meinen Hut vor deinen offensichtlichen pianistischen Fähigkeiten! -
hallo Seb,
ich bin kein messiaen-experte, jedoch höre ich gerne seine turangalila-sinfonie und die vingt regards. ich habe auch die aufnahme mit aimard. exzellent. die kompositionen profitieren sicherlich klaviertechnisch von den erkenntnissen eines debussy und prokofiev. eine dem aimard absolut ebenbürtige aufnahme ist die des briten steven osborne bei hyperion ! michel beroff ist übrigens durchaus eine sehr renommierter pianist des pariser konservatoriums. ich kenne seine vingt regards zar nicht aber seine mitwirkung bei der turangalila-sinfonie. er ist nicht minder messiaen-experte als aimard. zumal er damals auch messiaen-preisträger war und unter größer zustimmung des komponisten seine werke aufführte und aufnahm. beroff hatte dann nach einer steilen pianistischen laufbahn schwerstgradige probleme mit seiner rechten hand bekommen (dystonie). jedenfalls bin ich überzeugt, dass du mit beroff eine vorzügliche wahl getroffen hast. wenn die erste cd sich nicht abspielen lässt, würde ich doch beim händler umtauschen. vor allen dingen gefallen mir die ersten 10 betrachtungen am besten. wieso bezeichnest du eigentlich die stücke als lieder ?
gruß, siamak
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Nein, die andere Aufnahme war folgende:
die Béroff sieht übrigens so aus:
Ich denke jedes Stück ist ein Lied, Merkmal eines Liedes ist doch das Gesungene und ich empfinde nunmal gerade Klavier- und Streichmusik als sehr gesungen. Hat also nicht wirklich etwas zu bedeuten, ist lediglich meine Empfindung. Nunja zu meinem Klavierspiel, ich bin bestimmt kein Virtuose, jedoch spiele ich schon seit meinem fünften Lebensjahr, was mitlerweile immerhin vierzehn Jahre sind, zwar habe ich zwei bis drei Jahre pausiert jedoch stehen dann immer noch elf Jahre auf meiner Liste und da lernt man auch ohne langes tägliches Üben eine Menge.
Es fasziniert mich stets welch geballtes Wissen in diesem Forum angehäuft ist, ihr scheint hier wirklich große Kenner zu sein, ich bin sicher, dass ich hier eine Menge guter Aufnnahmen bzw. "Lieder" kennnenlernen werde.PS: Das habe ich oben nicht erwähnt, die erste CD funktikoniert lediglich in meinem Notebook nicht, ich kopiere meine CDs stets auf den Rechner, einerseits um meine Musik zu archivieren, andererseits um schnellen Zugriff zu erhalten.Und ja ich lege Wert auf Klang, jedoch ist bei 256kbits/s wirklich kein Unterschied zur CD bzw. Platte zu hören.
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Die RCA-CDs kosten aber keine 20 Euro.
Oder war es noch die ursprüngliche Auflage?
Und Peter Serkin sagt mir auch nichts.Gruß, Peter.
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Der Gebrauch des Begriffs "Lied" in dem Sinne, wie Seb ihn meint, ist mir bei Musikinteressierten der jüngeren Generation schon mehrfach aufgefallen.
Da scheint es einen Bedeutungswandel bzw eine Bedeutungserweiterung zu geben. -
...würde trotzdem empfehlen, bei korrekten Definitionen zu bleiben, um Mißverständnisse zu vermeiden...
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Zitat
Original von petemonova
(...)
Und Peter Serkin sagt mir auch nichts.Gruß, Peter.
Hallo,
Peter Serkin ist der Sohn von Rudolf Serkin und ein sehr interessanter Pianist. Hat beispielsweise sehr früh Beethoven (und ich glaube auch Schubert) auf einem historischen Hammerklavier eingespielt. War damit - ich kann mich täuschen - einer der Ersten, weit vor Leuten wie Andreas Staier.
Freundliche Grüße
Heinz Gelking
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Hallo Seb,
Da hast du doch eigentlich zwei sehr ordentliche Aufnahmen. Obendrein zum Schnäppchentarif. Den Aimard solltest du dir aber noch unbedingt zulegen: Er lotet die "Vingt regards" klangfarbenreich und dynamisch ausgesprochen kontrastreich bis an die grenzen aus - . er öffnet da schon noch ein paar Türchen mehr (der Hammer ist die X. Regard de l'Esprit de joie"!) - gint's auch bisweilen sehr günstig, wenn man Glück hat für einen Zehner.
Interessant dürfte auch die Aufnahme von Yvonne Loriaod für dich sein (Label: ERATO). Als Gattin des Komponisten dürfte ihm ihre Lesart zumindest nicht ganz gegen den Strich gegangen sein...
Eine dritte (zu langsameren Tempi neigende, aber von extremer Akuratesse geprägte) Aufnahme ist die NAXOS-Einspielung von Hakon Austbo (1993). Er nicht einmal ganz unbekannt (nur wegen deiner Skepsis unbekannten Pianisten gegenüber ;)... Die aufnahme hat übrigens zu Recht auch eine gutes Kritikerecho ausgelöst.
Interessant sind übrigens auch die "Visions d L'Amen" für 2 Klaviere - sie stehen den Vingt regards stilistisch rech nahe.
Schöne Grüße!
Daniel -
Weil hier jetzt anscheinend das Zitieren in Mode kommt, zitiere ich auch einmal aus dem Anfangsbeitrag vom Messiaen-Thread:
Vingt Regards sur l`Enfant-Jésus (zwanzig Betrachtungen über das Jesuskind) für Klavier, 1944, über zwei Stunden lang mit über 170 Seiten Notentext, teilweise von exorbitanter Virtuosität. Die Nr. 6, „Par lui tout a ete fait“ (Durch Ihn ist alles gemacht), wirkt wie eine moderne Übersteigerung der Fuge aus Beethovens „Hammerklavier-Sonate“ (evt. zwei Hammerklavier-Fugen in Modi transponiert und übereinandergelegt, oder sagen wir besser, anderthalb).
Die Nr. 10, „Regard de l`esprit de joie“ steigert noch die Klavierorgien von Stravinskys „La semaine grasse“ aus den „Trois mouvements de pétrouchka“. Es gibt aber auch stille Momente voller Beschaulichkeit in diesem großen Zyklus. Insgesamt entfalten die zwanzig Betrachtungen zwanzig Gedanken zur Menschwerdung Gottes. Man kann auch sagen: Eine Weihnachtsmusik ohne Glühwein und Lebkuchen.Der Zyklus wirkt insgesamt nicht so liedhaft, wie es der Anfangsbeitrag dieses Threads hier darstellt, auch wenn kantables Klavierspiel auch bei Messiaen eine absolute Tugend ist. Es handelt sich um zwanzig theologische Bilder oder Betrachtungen rund um die biblische Weihnachtsgeschichte und deren Auslegungstradition. Dabei treten die Personen aus der biblischen Geschichte auf, 1. Regard du Père, 3. Regard de la Vierge, 11. Première communion de la Vierge, 14. Regard des Anges, 16. Regard des prophètes, des bergers et des Mages, sodann eine Reihe von religiösen Symbolen, die vorwiegend aus der katholischen Auslegung des Geschehens kommen und deren nur schwer zu erfassender Gehalt die Wahl geeigneter musikalischer Darstellungsmittel zu einer besonderen Herausforderung macht, 3. L'échange, 5. Regard du Fils sur le Fils, 7. Regard de la Croix, 9. Regard du temps, 12. La parole toute puissante,
17. Regard du silence, 18. Regard de l'Onction terrible und schließlich einer Reihe von Stücken, die einerseits bekenntnishafte Aussagen des Komponisten zum Geschehen darstellen und andererseits Stützpfeiler der musikalischen Großarchitektur des Werkes sind, so 6. Par Lui tout a été fait, 10. Regard de l'Esprit de joie, 20. Regard de l'Église d'amour.Zwei Stücke sind extrem lyrisch geprägt, Nr. 15 Le baiser de l'enfant-Jésus und Nr. 19 Je dors, mais mon cœur veille. Während bei Nr. 19 der Grundcharakter des Stückes zu einer musikalischen Form führt, die in sich überzeugt, insbesondere auch als ruhiger Kontrast zu den sie umgebenden Stücken, ist Nr. 15 vielleicht das problematischte Stück des Zyklus. Die Verbindung von lyrischer Bildhaftigkeit und ausgedehnter musikalischer Form und ehrgeizigen pianistischen Mitteln steht hier nicht immer im Gleichgewicht. Insgesamt bewegen sich Messiaens Zwanzig Betrachtungen im Spannungsfeld zwischen großartigen Formen absoluter Musik und spiritueller Symbolik einerseits und einer relativen Naivität der Darstellungsweise in einigen Stücken andererseits. Sie sind aber ein umfassendes Portrait des theologischen Denkens und der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten des Komponisten zu dem Zeitpunkt, als er seine eigene musikalische Sprache gerade entwickelt hatte.
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Das nicht mehr aktive Mitglied Kulturvermittler hat einiges zu dem Werk gesagt, was ich unterschreiben kann.
Sie sind aber ein umfassendes Portrait des theologischen Denkens und der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten des Komponisten zu dem Zeitpunkt, als er seine eigene musikalische Sprache gerade entwickelt hatte.
Für mich ist das Erstaunliche, dass ich diese Musik "genießen" kann (Verzeih mir E. Bloch!) ohne tiefere religiöse Gefühle zu besitzen. Ich finde sie umfassend und geheimnisvoll. Beim "baiser" werde ich immer wieder etwas schwach und es klingelt die Kitsch-Alarm-Glocke. Aber die neue Einspielung von Chamayou umgeht diese Thematik für mich.
Chamayou, eigentlich aus der Liszt-Ecke kommend hat sich in einer seiner letzten Einspieluingen für dieses Wunderwerk entschieden und ich freue mich darüber. Die ganze Spannweite von extremer polyphoner Dynamik (sechste Betrachtung) "par lui tout a été fait" bis hin zu nächtlich träumerischer Lyrik (neunzehnte Betrachtung) "je dors, mais mon cœur veille" spielt er wundervoll durchsichtig und farbenfroh. Anders als der Kollege Seb finde ich die Stimmung nicht durchgehend freundlich
Insgesammt kannn ich mich nur wiederholen die Vingt Regards sind allesamt sehr helle freundliche Stücke, die allerdings auch hervorragend und makellos interpretiert wurden vom Herrn Béroff.
Auch wenn ich Béroff einen großartigen Interpreten für diese Stücke finde, scheint mir der Begriff "helle, freundliche Stücke" nicht ganz den Nerv zu treffen. Sie transzendieren, wie es häufig bei großer Kunst der Fall ist und kommen nicht mit vordergründiger Traurigkeit ...
Chamayou hat mir tatsächlich eine eigene Sicht zeigen können. Ich tue mich leider schwer, das in beschreibende Worte zu verpacken ...
Zitat von Bertrand Chamayou aus dem BookletÄhnlich wie bei einem Lebewesen ist hier alles äußerst ausgeklügelt. Jeder Akkord, jeder Rhythmus, die Dichte des Schreibflusses, die Fülle und die Lebendigkeit sind das Ergebnis eines komplexen und anscheinend raffinierten Geistes. Doch was dem Hörer besonders auffällt, sind der Triumph der Offenkundigkeit und das Gefühl, vor eine unbestreitbare Wahrheit gestellt zu werden.
Das Ergebnis ist ein Höchstmaß an Anmut und Kraft, dessen Stärke alles auf seinem Weg auszulöschen scheint.
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Lieber Don_Gaiferos diese Aufnahme mit Martha Argerich und Rabinovich habe ich auch und finde sie ebenfalls sehr schön. Wenn Dich die "Visions de l'amen" darüberhinausgehend interessieren sollten, kann ich Dich auf eine sehr neue Aufnahme mit Pierre-Laurent Aimard und Tamara Stefanovich aufmerksam machen.
Die außerordentliche Qualität der Aufnahme erlaubt das Spiel der beiden und das Erzeugen der Klangfarben und auch die beträchtliche Dynamik in den letzten Visionen zu erleben, als wäre man dabei. Es fehlt nur noch, dass man Ratschläge erteilen möchte
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Lieber Uwe,
ganz herzlichen Dank für die Empfehlung, der ich sehr gerne folgen werde, zumal mir noch keine Vergleichsaufnahme vorliegt.