Silvesterkonzerte 31.12.2020 in der ARD und auf ARTE

  • Die TV-Konzerte waren am späten Silvesterabend so platziert, dass man Beide ansehen/anhören konnte.


    Das Silvesterkonzert ARD war so gestaltet, dass Currentzis mit Thomas Gottschalk als Moderator im leeren Konzertsaal in Stuttart saßen. Es wurden ältere Konzerteinspielungen mit dem SWR SO unter Theodor Currentzis eingespielt:

    Zuerst die Rachmaninoff-Sinfonie Nr.2, die er emotional aufgeladen interpretierte, aber leider recht breit. Der 2. Satz konnte mich durch seine rhythmisch vorwärsschreitenden Gestus, der durch prägnante Pauken unterstützt wurde besonders überzeugen. Die Spieldauer der Sinfonie erreichte mit fast einer Stunde ungewöhnliche Längen (der 4.satz wurde wohl aus Zeitgründen nicht gesendet :( ) .

    Insgesamt aber schon hörenswert den "Tausendsassa" Currentzis zu sehen und zu hören.


    Folgend ein interessantes moderens Stück (mit Klangclustern) unter Einbeziehung des Publikums von Dmitri Kourliandski - The riot of Spring for Tape and Orchestra .


    Danach folgte eine barockes Werk von Ignatz Biber. Nie gehört, normalerweise nicht mein Repertoire.

    Doch wurde das Werk durch Currentzis und Patrica Kopachinskaya "modern aufgeputscht"; auch mit zahlreichen percussiven Effekten. Patricia wechselte mehrmals mit ihrer Violine den Ort auf der Orchestertribüne, es folgte einmal Sprechgesang und am Schluss begab sie sich noch an die grosse Trommel und fetzte die finalen Schläge.

    Ich könnte mir vorstellen, dass diese "Machenschaften" den Barockfan der Biber schätzt geschreckt haben dürften.

    Aus meiner Sicht fand ich das sehr interessant mit Spannung gestaltet - sodass ich meinen Hörspass daran nicht verleugnen kann. :pfeif: Ich glaube Biber im Original hätte bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.



    Nun zum Silvesterkonzert ARTE mit den Berliner PH mit Kyrill Petrenko:

    Thema war Spanische Musik.

    Programmänderung - da das Projekt Fidelio dieses Jahr nicht umgesetzt werden konnte wurde Beethoven-Leonore III gespielt. Von Petrenko am Anfang sehr bedächtig und hyperdetailreich. Erst in der zweiten Hälfte lies er die Zügel schiessen und lieferte eine packende Darstellung; sein Gesicht war dann von höchster Emotion gekennzeichent.


    Das Rodrigo - Concierto de Aranuez mit dem äusserst gefühlvoll aufspielenden Gitarristen Pablo Sáinz-Villegas habe ich schon "flüssiger" gehört. Besonders der 2.Trauersatz war von grosser Gefühlwelten beseelt. Ein absolut hohes Niveau beider Künstler muss trotzdem konstatiert werden.


    Die gute Auswahl des Programmes ging weiter mit Villa-Lobos - Bachiana Brasileira Nr.4. Ich fand Petrenkos Int exquisit. In den Sätzen 3 und 4 entfachte er auch spanisches / südamerikanisches Feuer.


    Das abschliessende Rimsky-Korsakoff - Capriccio espagnole ist immer gut für einen Abschluss und war Klasse gespielt.

    Petrenko machte insgesamt einen hervorragend vorbereiteten Eindruck.



    Fazit:

    Abschliessend hat mir Programm und Wiedergabe beider (zum Glück) rein instrumentalen Silvesterkonzerte, unter ganz "unterschiedlichen Vorzeichen" wirklich gut gefallen ... weit besser als das NK am nächsten Tag ... :pfeif:


    :hello: Nun bin ich gespannt auf Eure Eindrücke ... !??! :?:

    Ich war ja froh zum Abschluss 2020 wieder einmal Konzerte im TV erleben zu können.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Rachmaninoff-Sinfonie Nr.2

    Sehe ich das richtig, dass nur die ersten drei Sätze gespielt wurden und ausgerechnet das feurige Finale entfiel? Das fände ich ja absolut absurd, sollte es stimmen. Zumindest findet man in der Mediathek keinen Finalsatz.


    Ergänzung: Zumindest hier ist es komplett.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich war zunächst etwas irritiert als ich in das Silversterkonzert der ARD geriet. Nun finde ich bei teleton und auf der Seite des gastgebenden SWR idie Erklärung:

    "ARD und SWR haben sich schweren Herzens darauf verständigt, in diesem Jahr kein Live-Konzert zu produzieren, sondern das Jahr 2020 mit neu zusammengestellten Konzertaufnahmen des SWR Symphonieorchesters unter seinem Chefdirigenten Teodor Currentzis ausklingen zu lassen. Den Zuschauer:innen im Ersten wird damit ein hochkarätiges Programm geboten, das in seiner Vielfalt und emotionalen Tiefe großen Spielraum für eigene Reflektionen bietet, auf das vergangene, schwierige Jahr zurückzublicken und auch mit Hoffnung vorauszuschauen."

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Das ursprünglich geplante Programm war im TV zu lesen (wenn man die Programm-INFO abruft) zu lesen:

    Es sollte nur der 2.Satz der Rachmaninoff 2 gesendet werden; dann die Tschaikowsky 5.


    Das tatsächliche Programm mit Rachmaninoff 2 und dem "aufgebrezelten" Biber fand ich es dann angemessener.

    Aber dass die ARD den für ein Silvesterkonzert passenden fetzigen letzten Satz weglassen, dafür gehört den Verantwortlichen "was hinter die Ohren".

    :!: Danke für den LINK zur Mediathek, wo man die komplette Rach 2 aus dem Konzerthaus Freiburg SWR abrufen kann.


    Ich habe mir gerade den fulminaten Schluss angehört - na ja, eben Currentzis - 8) ;) unser Favorit bleibt und heisst Swetlanow !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Du sagst es, lieber Wolfgang. Eine "3/4-Symphonie" finde ich fast ja noch blödsinniger als nur einen Satz daraus.


    Mir wurde auch erst später klar, dass es sich um ein Konzertvideo bereits von Mai 2019 handelte und entsann mich dann sogar desselben. Ich hatte es damals als "ziemlich gut" abgehakt, aber wie Du sagst: Gegen Swetlanow ist das eher ein "laues Lüftchen", wobei man ehrlicherweise sagen sollte, dass das für die meisten Aufnahmen gilt. Vor einiger Zeit habe ich mir Swetlanows späte Digitaleinspielung aus den 90er Jahren mal wieder angehört und war voll und ganz begeistert, auch klanglich.

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    – Luís de Camões

  • Ja, das Finale hat leider gefehlt. Stattdessen kam wieder die Interviewsituation zwischen Th. Gottschalk und Th. Currentzis, wie schon eingangs der Sendung und vor der Symphonie. Auf dem TV- Bild erschien anschliessend ein Textblock, wo das Stück von Ignaz Franz BIBER angekündigt worden ist.


    Ich war dann 5 - 7 Minuten in meinem Hobbykeller, kam wieder zurück und sah auf dem Monitor einen Komponistennamen, Kourtschi...- ich hatte den Namen noch nie gehört, meine drei Lexika gaben mir keinen Anhaltspunkt, wie der wirklich heissen könnte.

    Jedenfalls hat dann das SWR - Symphonieorchester lediglich den Kammerton (?) angestimmt, aber mit Herrn Currentzis auf dem Dirigentenstand, Instrument um Instrument setzte ein. Immerzu diesen Ton, bis schliesslich jedes Instrument des gesamten Orchesters ihn spielte. Dann deutete der Dirigent auf einzelne Musiker, die nun sogleich aufhörten zu spielen, aufstanden und einer nach dem anderen ins Publikum liefen, einzelnen Zuschauern ihre Instrumente übergaben, soweit diese gut tragbar waren, dabei kurz einige Worte mit den Z. wechselten. Die Bühne hat sich immer mehr geleert, trotzdem stand der irgendwie weiterhin erzeugte Kammerton in der Luft, mächtiger und intensiver denn je. Ich erinnere mich noch genau, wie ein Fagottist sein Instrument übergeben hat, das der angesprochene Zuschauer dann mit äusserstem Engagement in die Hände genommen hat, dann war wieder ein Kameraschwenk, zum Schluss wurde es schwarz auf dem Monitor, der Kammerton ist allmählich erstorben - und ich bin zur Post gegangen, ein paar Briefe einwerfen... 8-):/?(:):jubel::no::saint::baeh01:

  • Mit dem Rachmaninoff war ich nicht vertraut. Im Gespräch mit Thomas Gottschalk erschien mir Currentzis in seiner total schwarzen Kluft etwas hochmütig. Die Sache mit dem Publikum war natürlich erstens von Haydn abgekupfert und zweitens konnte man sehen, dass praktisch keiner im Publikum mit dem Instrument zurecht kam. Dann ist es nur ein Gag. Das andere Konzert habe ich abgeschaltet, mich stört einfach das permanente Lächeln von Petrenko, und ich frage mich, warum er das macht.

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Uups, habe ich da im Beitrag # 1 vorhin was übersehen, oder war das vorhin noch nicht da ??? (Steht jetzt einiges zweimal da - - -)

    Na, egal.


    Mir hat die Interpretation der Rach- Symphonie Nr. 2 seitens Th. Currentzis und dem SWR Symphonieorchester recht gut gefallen, trotz einer gewissen, vielleicht sogar kritischen Langsamkeit.


    Ich sass da, hörte und hoffte, das die Musik sich weiterentwickelt, weiterfliesst auf gut empfängliche Weise und das tat sie Gott sei Dank. Der Dirigent hat es geschafft, die Musiker und das Publikum, wohl auch das vor den Monitoren, für den Fortgang dieser nicht nur harmonisch, sondern auch rhythmisch vielfältigen Musik zu faszinieren. Einzelne zu- oder gegeneinander versetzte, ergänzende, hierarchisch (?) plazierte Linien konnten schön herausgehört werden, musikalische Bögen über die nächsten Sekunden hin präsentiert waren sehr gut differenzierbar. Ich dachte an (langsame) Tanzfiguren, die immer aus kleineren Einheiten bestehen, aber nur in ihrem Gesamtablauf wirken. Doch "liedhafte" Bögen, wie sie in unserer klassischen Musik häufig und substanziell sind, Anfang und Schluss scheinen bei RACH meist zu fehlen. Themen scheinen bei RACH minimale musikalische Substanz zu besitzen. Und wenn sie es dennoch täten - enden sie dann im musikalischen Nirwana ? Teils, teils vielleicht ;).


    (während des Hörens stellte ich mir vor, welche Gefühle und Gedanken bei noch langsamerer Gangart des Dirigenten sich einstellen würden. Behäbigkeit, Trivialität, Langeweile, krankhaftes Stocken und Stop eines musikalischen Flusses, Wegnahme einer direkt empfundener Energie ?...?!


    Jetzt stelle ich entspannt fest, dass ich die 2. Symphonie sicher bald wieder hören werde, dagegen vorerst das 2. und 3. KK - die Lieblinge meiner mittleren und noch späteren Erwachsenenzeit - sachte beiseite legen werde, in Greifweite (neben einigen anderen Interpreten habe ich alle Versionen mit Hori, wie meine Frau gelegentlich süffisant bemerkt).


    Doch ein schnelleres Tempo ist mir kaum vorstellbar. Was würde passieren ?:/

  • Dottore,


    ich bemühe mich immer, dem Th.G. irgendwie nachzufühlen. Doch er stellt öfter so blöde Fragen. Theodor ist halt auch ein eleganter Mann und toller Dirigent und Bühnenstar (siehe Aufführung der Kourlianski- Idee), doch Th.G.s Cowboystiefel waren auch nicht ganz preiswert !^^^^^^

  • Besonders der 2.Trauersatz war von grosser Gefühlwelten beseelt.

    Absolute Zustimmung, lieber teleton. Ich kannte dieses Werk überhaupt nicht, Gitarrenmusik ist im Konzertsaal unverdient ein Nischenprodukt. Liegt es an fehlenden Interpreten oder fehlenden Kompositionen?

    Der von meiner Frau als ausgesprochen gutaussehend eingeordnete Gitarrist hat im 2. Satz für meinen Begriff eine rührende, mitfühlende, ja ausgesprochen mitleidende Interpretation gefunden. Ich war begeistert vom Ausdruck, aber auch der Virtuosität in den anderen beiden Sätzen. Die allseits bekannte andalusische Romanze war etwas fürs Gehör.

    Das ganze Konzert war ausgesprochen angenehm. Ich habe das Gefühl, daß ohne Publikum zwar Atmosphäre fehlt, aber die Akustik deutlich besser auf den Bildschirm kommt.

    Die TV-Konzerte waren am späten Silvesterabend so platziert, dass man Beide ansehen/anhören konnte.

    17.00 Uhr brachte auch der mdr traditionell die 9. von Beethoven. Allerdings eine Aufzeichnung von 2018.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Dottore,


    ich bemühe mich immer, dem Th.G. irgendwie nachzufühlen. Doch er stellt öfter so blöde Fragen. Theodor ist halt auch ein eleganter Mann und toller Dirigent und Bühnenstar (siehe Aufführung der Kourlianski- Idee), doch Th.G.s Cowboystiefel waren auch nicht ganz preiswert !^^^^^^

    Danke! Jetzt sehe ich etwas klarer! Du hast Recht, dass Stars sich auch als solche darstellen dürfen. Vor allem bei der Musik hat er tatsächlich eine tolle Figur gemacht.^^ Interviews liebe ich halt einfach nicht, und die von Th.G. überhaupt nicht.

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • wer das Silvesterkonzert nachträglich sehen möchte oder sich für Thomas Gottschalks Cowboystiefel interessiert:


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  • RE: Interwiev beim Currentzis-Konzert durch T.Gottschalk

    . ^^ Interviews liebe ich halt einfach nicht, und die von Th.G. überhaupt nicht.

    Interviews mit den Interpreten finde ich immer sehr anregend und die sind auch sonst sehr informativ. (Wie man es von vergangenen Silvesterkonzerten mit Thomas Gottschallk her gewohnt ist !) :S Aber mit dem megaabgehobenen Currentzis kam natürlich kaum Info für den Zuhörer dabei heraus.


    8) Thomas Gottschalk macht seine Sache bei seinen Interviews immer gut.:thumbup: Er ist aus meiner Sicht eine TOP-Wahl der ARD für diese Aufgabe, die klassischen Werke zu begleiten.

    Dieses Jahr war ja wegen Corona nicht viel los, denn die saßen Beide da alleine und dann wurden ältere Konzerte (Ausschnitte) eingespielt.


    ;) Entweder man mag Thomas Gottschalk oder man mag ich nicht.

    Mich hat er seit meiner Jugend im TV mit seiner offenen und sympatischen Art immer angenehm begleitet. Auch als bester Showmaster ever !

    Dass Thomas immer extravagant gekleidet ist, dürfte bekannt und inzwischen normal sein; seine Cowboystiefel halte ich für ebenso normal. Wäre mir sogar nie aufgefallen, wenn Damiro das nicht erwähnt hätte ... weil es einfach unbedeutend für ein Interwiev ist.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Interviews mit den Interpreten finde ich immer sehr anregend und die sind auch sonst sehr informativ. (Wie man es von vergangenen Silvesterkonzerten mit Thomas Gottschallk her gewohnt ist !) :S Aber mit dem megaabgehobenen Currentzis kam natürlich kaum Info für den Zuhörer dabei heraus.


    8) Thomas Gottschalk macht seine Sache bei seinen Interviews immer gut. :thumbup: Er ist aus meiner Sicht eine TOP-Wahl der ARD für diese Aufgabe, die klassischen Werke zu begleiten.

    Dieses Jahr war ja wegen Corona nicht viel los, denn die saßen Beide da alleine und dann wurden ältere Konzerte (Ausschnitte) eingespielt.

    ich wollte eigentlich nichts mehr dazu sagen, aber jetzt geht es irgendwie doch nicht.


    Was sollte bei diesem Gespräch rauskommen? Wir haben auf der einen Seite einen ernsten 48-jährigen Dirigenten in einer schwierigen Situation und auf der anderen einen 70-jährigen, der schon durch seine mäßig gelungene Teenager-Verkleidung jeglichem Ernst der Lage Hohn spricht. Wie man leicht erkennen kann, spricht Currentzis zum Publikum und nicht zum "Moderator".

  • RE: Silvesterkonzert der Berliner PH mit Petrenko (ARTE)

    Das andere Konzert habe ich abgeschaltet, mich stört einfach das permanente Lächeln von Petrenko, und ich frage mich, warum er das macht.

    Ehrlich gesagt, war ich bisher nie ein grosser Fan von K.Petrenko, weil viel Wind gemacht wird über einen Star, den man mangels Bekanntheit und Aufnahmen gar nicht einordnen konnte.

    In den TV-Konzerten der letzten Zeit zeigt sich doch sein recht hohes Niveau als Dirigent.

    Ich finde seinen Gesichtausdruck beim dirigieren vollkommen angemessen und dem musikalischen Ausdruckswillen verpflichtet. Ein Lächeln habe ich nie gesehn, sondern eher einen angestrengten emotionalen Ausdruck um die Musiker zu höchstem zu animieren. :saint:Vollkommen angemessen und von tiefer Liebe zur Musik gezeichnet !!!


    Wegen einem Gesichtsausdruck abzuschalten, halte ich für absolut verfehlt (um es harmlos auszudrücken =O).


    8) Weder mit Thomas Gottschalk (- Vorbeitrag zum ARD-Konzert) noch mit Kyrill Petrenko werden wir auf einen Nenner kommen ... Beides sehe ich ganz anders !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • RE: Rodrigo im Sivesterkonzert der Berliner PH

    Ich kannte dieses Werk überhaupt nicht, Gitarrenmusik ist im Konzertsaal unverdient ein Nischenprodukt. Liegt es an fehlenden Interpreten oder fehlenden Kompositionen?

    Der von meiner Frau als ausgesprochen gutaussehend eingeordnete Gitarrist hat im 2. Satz für meinen Begriff eine rührende, mitfühlende, ja ausgesprochen mitleidende Interpretation gefunden. Ich war begeistert vom Ausdruck, aber auch der Virtuosität in den anderen beiden Sätzen.

    Lieber LA Roche,


    das Rodrigo - Concierto de Aranuez ist Rodrigos meistgespieltes und beliebtestes Werk. Rodrigo hat noch einige weiter Gitarrenkonzerte mit 2 und 4 Gitarren komponiert. Die Interpretation mit dem "Charming"-Gittarist und Petrenko war wirklich sehr gefühlvoll, aber für meinen Geschmack fast zu übertrieben.


    Da das Konzert bei Rodrigo - CDs sehr oft in der Kopplung dabei ist habe ich vier verschiedene wirklich gute Aufnahmen (Romeros, Bonell, Moreno und Lagoya).

    Die Beste ist die mit Lagoya/ Monte Carlo Opera Orchestra / Antonio de Almeida (Philips). Die wirkt allerdings weit virtuoser (als mit Petrenko) und ist auch vom Tempo ungleich zügiger unterwegs = 6:10 - 9:22 - 5:16.


    Als megapreiswert und verdammt gut kann ich Dir auch die Rodrigo-4CD-Box (Brillant) mit Moreno / Batiz empfehlen, in der alle Gitarrenkonzerte und Orchesterkonzerte von Rodrigo enthalten sind. Nicht nur zum kennenlernen, sondern auch zum schätzenlernen ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • RE: Silvesterkonzert der Berliner PH mit Petrenko (ARTE)


    Wegen einem Gesichtsausdruck abzuschalten, halte ich für absolut verfehlt (um es harmlos auszudrücken =O).


    8)

    Bei allen TV-Konzerten geht es immer um Show, das war bei Karajan so, das ist heute nicht anders. Deswegen kann ich abschalten, wenn mir der Dirigent nicht gefällt. Ich könnte auch abschalten, wenn die Sopranistin im Kirchenkonzert schulterfrei oder in üppiger Robe auftaucht. Oft schalte ich auch wegen der Musik ab. Das Abschalten wird oft durch einen kleinen Fehler verursacht: "It´s the last straw that breaks the camel´s neck!" Also: ich kann abschalten, wenn ich will und bin hier niemandem Rechenschaft schuldig.:pfeif:

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Als megapreiswert und verdammt gut kann ich Dir auch die Rodrigo-4CD-Box (Brillant) mit Moreno / Batiz empfehlen, in der alle Gitarrenkonzerte und Orchesterkonzerte von Rodrigo enthalten sind. Nicht nur zum kennenlernen, sondern auch zum schätzenlernen ...

    Lieber teleton,


    danke für den Tip. Im Konzert hat ja die sprechende Dame im Hintergrund (Gerlach??) einiges über das traurige Schicksal von Rodrigo gesagt. Ich kannte den Namen gar nicht, aus Brasilien ist mir nur Villa-Lobos im Gedächtnis.

    Gitarrenmusik habe ich bei meinen häufigen Konzertbesuchen bisher noch nie gehört, von Gera über Leipzig bis Chemnitz und Dresden nicht. Ich habe sie wohl auch nicht gesucht, ein Fehler von mir.


    Habe in den letzten Tagen bei youtube bißchen rumgeguckt und werde das weiter tun. Als Tanzmusiker der 60-er Jahre ist man ja gitarrenaffin, allerdings auf anderem Niveau und anderem Musikstil. In meiner Band waren die üblichen 3 Gitarren (je ein durchschnittlicher Rhythmus- und Baßgitarrist, aber ein überdurchschnittlicher Melodiegitarrist, der sich leider aus unerfüllter Liebe 1966 mit Cyankali das Leben nahm, was auch bis zum Ende meines Studiums 1967 das Ende unserer Band war. So schnell fanden wir keinen Neuen), ich selbst habe Es-Alt Sax gespielt. Schöne Zeit.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber LaRoche!

    ... einiges über das traurige Schicksal von Rodrigo gesagt. Ich kannte den Namen gar nicht, aus Brasilien ist mir nur Villa-Lobos im Gedächtnis.

    Joaquin Rodrigo stammt nicht aus Brasilien, er ist Spanier! Es gibt in seiner Musik denn auch sehr enge Bezüge zur spanischen Volksmusik aber auch zu geistlichen Gesängen, die in Spanien in Gottesdiensten und bei Prozessionen gespielt wurden.
    In dem zweiten Satz des 'Concierto de Aranjuez' klingt die Saeta an, die in Andalusien bei Prozessionen in der Karwoche von einzelnen Sängern entlang der Prozessionsstrecke gesungen wurde. Es ist also ein unendlicher Klagegesang, in dem die Teilnahme am Leiden Christi durch die Gläubigen ausgedrückt wird. Das Englischhorn drückt diese tiefe Trauer aus aber auch das Mitfühlen und Mitleiden! Dass Sáinz-Villegas und Petrenko diese Dimension des Stücker eindrücklich zum Klingen brachten, war für mich das Besondere dieses grandiosen Konzertes. Aber das habe ich ja in dem Thread über das Silvesterkonzert schon gewürdigt!

    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Silvesterkonzert mit Currentzis ... Ignatz Biber


    Es haben wohl nicht viele das Silvesterkonzert des SWR SO mit T.Currentzis gesehen ?


    Ich hätte gerne noch ein paar Eindrücke zu dem modernisierten abschliessenden Stück aus der Barockmusik von Ignaz Biber: Battalia à 10 D-Dur. Suite für Streicher und Basso continuo von Euch gelesen !?!

    Das war mit Patricia Kopachinkaja, die mit ihrer Violine den Standort mehrmals wechselte und abschliessend an die grosse Trommel wechselte, sowie zahlreichen Schlagzuegeffekten sehr interssant gestaltet.


    Entgegen meiner Begeisterung hatte ich ehrlich gesagt eher negative Kritik erwartet ... aber wenn es kaum einer eingeschaltett hat ... dann lag das Augenmerk wohl bei vielen mehr auf dem anschliessend auf ARTE folgenden ausgezeichnetem Silvesterkonzert mit Kyrill Petrenko gerichtet, das bereits mehr Resonanz hatte.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Auch in 2021 dürfen wir den Ein- und v.a. auch Ausschaltknopf unserer Geräte völlig frei benutzen ! :D

    Das ist wohl wahr. Allerdings ist es ebenfalls erlaubt, dass jemand auf eine ihm absurd erscheinende Begründung für das Ausschalten entsprechend reagiert.

  • Lieber teleton, ich habe beide Konzerte angehört. Beider Programme waren nach meinem Eindruck ausgesprochen intellektuell angelegt. Nichts fürs gemeine Volk, das sich an Silvester unterhalten lassen will. Gottschalk mit seinem verbrauchten Fernsehgesicht wurde offebar für Unsummen nur deshalb eingekauft, damit der gestandene Wetten-dass-Zuschauer nicht das Weite suchte. Quote ist alles beim klammen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. ;) Da ich nie etwas live sehe, konnte ich bei den enstsprechenden Stellen den Schnelldurchlauf bemühen. Den höhren Unterhaltungswert hatte dann doch Currentzis zu bieten. Ich gebe für mich gern zu, dass mir das so zum Abschluss dieses ehr bedrückenden Jahres gefiel. Er verstand es, etwas loszuzmachen. Und loszutreten. Auch mit dem fetzigen Biber. Inwieweit damit das Original verlassen wurde, kann ich allerdings nicht bewerten. Darauf kam es bei diesem Konzert wohl auch nicht an. Wenn Currentzis draufsteht, ist auch Currentzis drin. Was Petrenko abgeht, hatte uns ja bereits Caruso den tieferen Sinn das dort Gebotenen verdeutlicht:

    In dem zweiten Satz des 'Concierto de Aranjuez' klingt die Saeta an, die in Andalusien bei Prozessionen in der Karwoche von einzelnen Sängern entlang der Prozessionsstrecke gesungen wurde. Es ist also ein unendlicher Klagegesang, in dem die Teilnahme am Leiden Christi durch die Gläubigen ausgedrückt wird. Das Englischhorn drückt diese tiefe Trauer aus aber auch das Mitfühlen und Mitleiden! Dass Sáinz-Villegas und Petrenko diese Dimension des Stücker eindrücklich zum Klingen brachten, war für mich das Besondere dieses grandiosen Konzertes.

    Gewiss erkannte auch ich, dass das betörend gespielt war. Für den Anlass fand ich das aber zu abgehoben. Zu depressiv. Er hätte auch die Lulu-Suite mit dem Todesschrei oder den Liebestod spielen können. Mir nötigt es schon Respekt ab, dass es den eigenwilligen Petrenko nicht zu interessieren scheint, wie die Erwartungen des Publkums sind. Er macht, was er will und zeigt sich damit voll und ganz als Künstler. Man darf auf weitere Überraschungen gefasst und gespannt sein. Das wird nach meiner Überzeugung auch aufgehen, weil ihm die Feuilletons und seine Verehrer bedingunglos folgen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Gewiss erkannte auch ich, dass das betörend gespielt war. Für den Anlass fand ich das aber zu abgehoben. Zu depressiv.

    Ich fand das Programm sehr populär. Bei Stücken wie der Leonoren-Ouvertüre, dem Concierto de Aranjuez, einer Bachianas Brasileiras und derm Capriccio espagnole kann man nun wirklich nicht von depressiver Musik sprechen. :no:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Populär kommt mir von diesen beiden Programmen eigentlich nur Rachmaninows Symphonie Nr. 2 und Beethovens Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 vor. Das Stück von Heinrich Ignaz Franz Biber kannte ich allerdings auch schon seit langem, da mich bei diesem Komponisten die Missa Salisburgensis faszinierte und ich nach anderen seiner Werke Ausschau hielt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • lieber teleton,


    ich hatte mir nur dieses Konzert und nicht das der Berliner angeschaut. Was das Konzert angeht, kann ich Deine Begeisterung teilen. Der Rachmaninoff war schön gespielt und, was für mich wichtig ist, es wurde, neben der wohl obligatorischen Artistik des Dirigenten, durch intelligente Kameraführung ziemlich sensibel das Orchester in Zusammenhang mit der Musik gezeigt, so dass ein Laie wie ich recht gut verstehen konnte, wie die Musik zu ihrem Klang kam. :)


    Der Kourliandski war ein Knaller! Das ist doch mal ein wirkliches Konzerterlebnis! Und hier machte mir auch Currentzis Gymnastk Spaß.


    Ja und der Biber, der steht seit diesem Konzert auf meiner Einkaufsliste! Musik und Tanz, ein toller Einstieg ins neue Jahr.


    Was Currentzis in seinem letzten Beitrag sagte, fand ich ziemlich klug. Sowohl zum Orchester als auch zu seinen Gewohnheiten und Helden.


    Ja, wenn nicht der Moderator gewesen wäre, hätte das ein vollendet gestalteter Abend sein können. ;). Nichts für ungut!


    Axel

  • oaquin Rodrigo stammt nicht aus Brasilien, er ist Spanier!

    Danke, da habe ich wohl etwas falsch verstanden von dem, was die Moderatorin sagte. Dumm von mir, ich hätte ja auch mal schnell bei Wikipedia nachlesen können, bevor ich den Spanier zum Brasilianer mache. Ich erinnere mich aber daran, daß die Moderatorin erklärte, daß Rodrigo blind gewesen sei und sich erklären lassen mußte, was er in den Gärten des königlichen Palastes hätte sehen können. Sie erklärte auch, daß der melancholische 2. Satz die persönliche Trauer über die Totgeburt seines ersten Sohnes ausdrücken sollte. Was ihm in meinen Ohren ausdrücklich eindrucksvoll gelungen ist.

    Meine Hochachtung gilt dem Komponisten, aber auch dem Gitarristen.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.