Die TV-Konzerte waren am späten Silvesterabend so platziert, dass man Beide ansehen/anhören konnte.
Das Silvesterkonzert ARD war so gestaltet, dass Currentzis mit Thomas Gottschalk als Moderator im leeren Konzertsaal in Stuttart saßen. Es wurden ältere Konzerteinspielungen mit dem SWR SO unter Theodor Currentzis eingespielt:
Zuerst die Rachmaninoff-Sinfonie Nr.2, die er emotional aufgeladen interpretierte, aber leider recht breit. Der 2. Satz konnte mich durch seine rhythmisch vorwärsschreitenden Gestus, der durch prägnante Pauken unterstützt wurde besonders überzeugen. Die Spieldauer der Sinfonie erreichte mit fast einer Stunde ungewöhnliche Längen (der 4.satz wurde wohl aus Zeitgründen nicht gesendet ) .
Insgesamt aber schon hörenswert den "Tausendsassa" Currentzis zu sehen und zu hören.
Folgend ein interessantes moderens Stück (mit Klangclustern) unter Einbeziehung des Publikums von Dmitri Kourliandski - The riot of Spring for Tape and Orchestra .
Danach folgte eine barockes Werk von Ignatz Biber. Nie gehört, normalerweise nicht mein Repertoire.
Doch wurde das Werk durch Currentzis und Patrica Kopachinskaya "modern aufgeputscht"; auch mit zahlreichen percussiven Effekten. Patricia wechselte mehrmals mit ihrer Violine den Ort auf der Orchestertribüne, es folgte einmal Sprechgesang und am Schluss begab sie sich noch an die grosse Trommel und fetzte die finalen Schläge.
Ich könnte mir vorstellen, dass diese "Machenschaften" den Barockfan der Biber schätzt geschreckt haben dürften.
Aus meiner Sicht fand ich das sehr interessant mit Spannung gestaltet - sodass ich meinen Hörspass daran nicht verleugnen kann. Ich glaube Biber im Original hätte bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Nun zum Silvesterkonzert ARTE mit den Berliner PH mit Kyrill Petrenko:
Thema war Spanische Musik.
Programmänderung - da das Projekt Fidelio dieses Jahr nicht umgesetzt werden konnte wurde Beethoven-Leonore III gespielt. Von Petrenko am Anfang sehr bedächtig und hyperdetailreich. Erst in der zweiten Hälfte lies er die Zügel schiessen und lieferte eine packende Darstellung; sein Gesicht war dann von höchster Emotion gekennzeichent.
Das Rodrigo - Concierto de Aranuez mit dem äusserst gefühlvoll aufspielenden Gitarristen Pablo Sáinz-Villegas habe ich schon "flüssiger" gehört. Besonders der 2.Trauersatz war von grosser Gefühlwelten beseelt. Ein absolut hohes Niveau beider Künstler muss trotzdem konstatiert werden.
Die gute Auswahl des Programmes ging weiter mit Villa-Lobos - Bachiana Brasileira Nr.4. Ich fand Petrenkos Int exquisit. In den Sätzen 3 und 4 entfachte er auch spanisches / südamerikanisches Feuer.
Das abschliessende Rimsky-Korsakoff - Capriccio espagnole ist immer gut für einen Abschluss und war Klasse gespielt.
Petrenko machte insgesamt einen hervorragend vorbereiteten Eindruck.
Fazit:
Abschliessend hat mir Programm und Wiedergabe beider (zum Glück) rein instrumentalen Silvesterkonzerte, unter ganz "unterschiedlichen Vorzeichen" wirklich gut gefallen ... weit besser als das NK am nächsten Tag ...
Nun bin ich gespannt auf Eure Eindrücke ... !??!
Ich war ja froh zum Abschluss 2020 wieder einmal Konzerte im TV erleben zu können.