Was hört ihr gerade jetzt? (Klassik 2023)

  • Da mach ich doch gleich mit der CD 2 weiter ...



    Camille Saint-Saens


    Streichquartett Nr. 1 e-Moll, op. 112

    Streichquartett Nr. 2 G-Dur, op. 153


    Quatuor Viotti

    (AD: 1984)


    Grüße

    Garaguly

  • Sie hat Größe, Atmosphäre (die leicht hallige Akustik passt wunderbar), Leidenschaft, Wärme und steht für mich auf einer Stufe mit der legendären Aufnahme von Eugen Jochum mit dem Concertgebouw Orchester Amsterdam aus Ottobeuren 1964.

    Der Vergleich erscheint mir sehr adäquat, lieber Norbert. Und ich dachte mir auch wieder, wenn es einen Komponisten gibt, wo etwas viel Hall klappt, dann Bruckner. ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich bleibe in der ollen ULTIMA-Reihe und höre CD 2 aus diesem Exemplar ...



    Bohuslav Martinu


    Les Fresques de Piero della Francesca

    Sinfonietta la Jolla

    Toccata e due canzoni


    Orchestre National de France

    James Conlon

    (AD: 1991)


    Grüße

    Garaguly

  • Am Abend nun zwei große Streichquartette von Skalkottas. Sie sind beide so gearbeitet, dass der Eintrag aus dem Booklet ohne Probleme akzeptiert werden kann


    Zitat von Booklet zur CD


    Beieits die uns heute bekannten Werke sichern Skalkottas einen Platz unter den gröBten Komponisien, durch dessen Musik Griechenland kein ,,weißer Fleck" mehr auf der modemen Weltkarte der Musik ist. Skalkottas' Musik, deren gröBter Teil bis zu seinem Tode unbekannt und unaufgeführt blieb, wurde nach 1949 alimählich ,,entdeckt" ,dank der Anstrengungen elnes Kreises von Freunden des Komponisten, dessen Seele Giannis G. Papaioannou ist




    Nikos Skalkottas


    Streichquartett Nr. 3 , AK. 34 (1935)

    Streichquartett Nr. 4 , AK. 35 (1940)



    New Hellenic Quartet

    AD: 1999, Megaron Concert Hall, Athen










    Es fällt leicht, beide Quartette als bedeutend zu erkennen .... Beeindruckend sind sie allemal.



    Allen Taminos einen schönen Abend! :hello:

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  • Der Vergleich erscheint mir sehr adäquat, lieber Norbert. Und ich dachte mir auch wieder, wenn es einen Komponisten gibt, wo etwas viel Hall klappt, dann Bruckner. ;)

    Stimmt, lieber Joseph, aber leider auch nicht immer.


    Ich erinnere mich spontan an zwei Live-Aufnahmen der 9. Sinfonie mit Günter Wand. 1979 Ottobeuren ist für mich die beste Aufnahme der 9. mit dem Dirigenten, die ich kenne. Aber 1988 im Lübecker Dom klappt's mit der Durchhörbarkeit musikalischer Motive insbesondere im Scherzo leider gar nicht, es geht zu viel im Hall verloren. Deswegen besitze ich die Aufnahme schon lange nicht mehr.


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Aber 1988 im Lübecker Dom klappt's mit der Durchhörbarkeit musikalischer Motive insbesondere im Scherzo leider gar nicht, es geht zu viel im Hall verloren. Deswegen besitze ich die Aufnahme schon lange nicht mehr.

    Der Punkt geht an Dich. ;) Ich entsinne mich, dass Du schon vor langer Zeit auf diese Aufnahme verwiesest und ich beim Hören derselben vor etlichen Jahren einen ganz ähnlichen Eindruck gewann. Nun mag das vielleicht auch etwas an diesem Scherzo der Neunten liegen, die ja doch ein für Bruckner'sche Verhältnisse sehr bewegter Satz ist. Bei Wands Aufnahme der Fünften aus demselben Lübecker Dom, die ich ganz weit vorne und als seine beste ansehe, funktioniert es.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Der Punkt geht an Dich. ;) Ich entsinne mich, dass Du schon vor langer Zeit auf diese Aufnahme verwiesest und ich beim Hören derselben vor etlichen Jahren einen ganz ähnlichen Eindruck gewann. Nun mag das vielleicht auch etwas an diesem Scherzo der Neunten liegen, die ja doch ein für Bruckner'sche Verhältnisse sehr bewegter Satz ist. Bei Wands Aufnahme der Fünften aus demselben Lübecker Dom, die ich ganz weit vorne und als seine beste ansehe, funktioniert es.

    Ich denke auch, dass es mit dem recht schnellen motivischen und rhythmischen Wechseln der Musik im Scherzo zu tun hat, wobei es in Ottobeuren ja wunderbar klappt mit der Kirchenakustik, aber dort scheint mir der Hall auch nicht ganz so groß zu sein.


    Ich gehe davon aus, es ist ein Tippfehler und Du meinst Wands legendäre Aufnahme der 8. Sinfonie, die wunderbar zur Akustik im Lübecker Dom passt.

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    Derweil beschließe ich den musikalischen Tag mit dem heißgeliebten Violinkonzert von Jean Sibelius:


    Jean Sibelius (1865-1957)

    Violinkonzert op.47

    +Sinding: Suite im alten Stil op. 10 für Violine & Orchester

    Itzhak Perlman, Pittsburgh Symphony Orchestra, Andre Previn

    Warner, ADD, 1979

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Da geht dann doch noch was. Eine Oper in der Version für Cembalo solo, transkribiert vom Komponisten ... CD3 aus



    Jean-Philippe Rameau


    Les Indes Galantes, Suite aus der Ballett-Oper arr. für Cembalo (1735)



    Steven Devine, Cembalo


    AD: 2017, Chapel of Sidney Sussex College, Cambridge

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  • SACD


    Anton Bruckner


    7. Sinfonie E-Dur


    Wiener Symphoniker, Yakov Kreizberg

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Heute morgen ganz großes Kino!



    Ferruccio Busoni


    Konzert für Klavier und Orchester und Männerchor in C-Dur Op. 39 (1901-04)


    Kirill Gerstein, Klavier

    Boston Symphony Orchestra

    Men of the Tanglewood Festival Chorus

    Sakari Oramo, Ltg.


    AD: 2017, Symphony Hall Boston

  • Bei mir noch im Original-PHILIPS-Gewand ...



    Edward Elgar


    Symphonie Nr. 2 Es-Dur, op. 63

    Cockaigne (In London Town), Konzertouvertüre, op. 40


    London Symphony Orchestra

    André Previn

    (AD: November 1993)


    Grüße

    Garaguly

  • Lieber astewes,


    da hast Du Dir wirklich "leichte Kost" für den Vormittag ausgesucht. ;)


    Ab und an höre ich das Riesenwerk gerne, aber "für mal eben zwischendurch" eignet es sich alleine schon wegen der Länge von über 70 Minuten nicht.


    Mein musikalischer Tag beginnt auch mit Klavierkonzerten und zwar mit bisher unbekannten:


    Johann Wilhelm Wilms (1772-1847)

    Klavierkonzerte Vol. 2

    Klavierkonzerte F-Dur op. 32 & Es-Dur op. 55

    Ronald Brautigam, Die Kölner Akademie, Michael Alexander Willens

    BIS, DDD, 2021

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ab und an höre ich das Riesenwerk gerne, aber "für mal eben zwischendurch" eignet es sich alleine schon wegen der Länge von über 70 Minuten nicht.

    Lieber Norbert , Ich muss gestehen, dass ich mich in der Nacht (war zum Teil etwas schlaflos) mit dem Konzert auseinandergesetzt hatte. Hurwitz' totale Begeisterung für die Einspielung von Gerstein hatte mich dann wieder neugierig gemacht. Das Werk macht nicht nur wegen seiner Länge Schwierigkeiten. Es ist unter anderem auch die Führung des Soloinstrumentes, das sich nicht wirklich im Dialog mit dem Orchester befindet. Dann das doch recht dunkle Timbre des Orchesters überhaupt. Da braucht man ein sehr analytisches Klangbild um alles verfolgen zu können .... und Ruhe ...


    Ich muss aber Hurwitz insoweit recht geben, als ich die Einspielung eben richtig genossen habe. Die Noten muss ich mir dann noch wohl holen (> 300 Seiten)!



    Jetzt werden kleinere Brötchen gebacken! Ich sprach von meiner Begeisterung für das Streichtrio ....



    Alfred Schnittke


    Fuge für Solo-Voline (1953)

    Sounding Letters, für Cello solo (1988)

    Klavierquintett (1972-73)

    Friedvolle Musik für Violine und Cello (1979)

    Streichtrio (1985)


    Irina Schnittke, Klavier

    Mark Lubotsky, Violine et al.


    AD: 1999, James Cook University, Queensland, Australien

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  • Lieber Norbert , Ich muss gestehen, dass ich mich in der Nacht (war zum Teil etwas schlaflos) mit dem Konzert auseinandergesetzt hatte. Hurwitz' totale Begeisterung für die Einspielung von Gerstein hatte mich dann wieder neugierig gemacht. Das Werk macht nicht nur wegen seiner Länge Schwierigkeiten. Es ist unter anderem auch die Führung des Soloinstrumentes, dass sich nicht wirklich im Dialog mit dem Orchester befindet. Dann das doch recht dunkle Timbre des Orchesters überhaupt. Da braucht man ein sehr analytisches Klangbild um alles verfolgen zu können .... und Ruhe ...


    Stimmt, lieber astewes, Klavier und Orchester befinden sich motivisch nicht immer im Einklang, es gibt generell wenig musikalische Motive, von Melodien will ich gar nicht erst sprechen/schreiben, die sich "fassen" lassen, die einen Wiederkennungswert haben.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Im Es-Dur Konzert schien sich Johann Wilhelm Wilms gedacht zu haben, "Moment, da war doch mal was..." und nahm zu Beginn deutliche Anleihen an Beethovens 5. Klavierkonzert.

    Ansonsten: Ach ja, das hört sich alles ganz nett und gefällig an, aber das war's dann auch.


    Weiter geht's mit:



    -Sinfonie Nr. 2 in der Urfassung von 1872 (Ed. Carragan), Kurt Eichhorn dirigiert

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Die von mir gehörte CD dem Hause PHILIPS ist in dieser Australian--Eloquence-Doppel-CD enthalten ...



    Ralph Vaughan Willisms: Romanza

    Edward Elgar: Romanze d-Moll, op. 62 / Un Idylle, op. 4 Nr. 1

    Frédéric Delius: Zwei Stücke für Cello und Kammerorchester

    Percy Grainger: Youthfull Rapture / Brigg Fair

    George Dyson: Fantasy

    John Ireland: The Holy Boy

    Henry Walford Davis: Solemn Melody

    Gustav Holst: Invocation, op. 19 Nr. 2

    Cyril Scott: Pastoral and Reel



    Julian Lloyd Webber, Cello

    Academy of St Martin in the Fields

    Sir Neville Marriner

    (AD: Januar 1994)




    Grüße

    Garaguly

  • Heute habe ich es irgendwie mit dem Klavier:


    Sergej Rachmaninoff (1873-1943)

    Klavierkonzert Nr.2

    +Symphonische Tänze op. 45

    Alicia de Larrocha, Royal Philharmonic Orchestra, Philadelphia Orchestra, Charles Dutoit

    Decca, ADD, 1980/1991

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Genau das ist es! Großes Kino! Großes spätromantisches Kino, dezent italienisch, eher deutsch, aber insofern schon einem Busoni gemäß, dem Grübler, Forscher, Liebhaber des Extremen, eigenwillig, zugleich ein wenig spröd und ein wenig melodienselig, mal in gar keiner Weise an Rachmaninoff erinnernd. Das Konzert ist nicht unumstritten, aber ich höre es hin und wieder sehr gerne in meinen beiden Einspielungen mit David Lively und mit Garrick Ohlsson, der noch etwas mehr Pranke zeigt. Eine dritte muss jetzt nicht unbedingt sein.


    Was manchmal kritisiert wird, ist genau das, was ich schätze, die Länge und die Längen. Man muss sich darauf einstellen, dann kann man wirklich 70, 75 Minuten spannend entspannen. Schon der Beginn, der recht späte Einsatz des Klaviers, welches sich dann in reizvollen Akkordfolgen ergeht. Irgendwo hat sich jemand beschwert, man könne auch mal aufs Klo und sei hinterher immer noch an der selben Stelle. Quatsch - das mag dann der Fall sein, wenn man nicht hinhört, was mir schon auch mal passiert ist bei diesem Stück. Und ich meine sehr wohl, dass die Musik sowohl genügend abwechslungsreich ist als auch klare thematische Bindungen aufweist. Mag sein, dass der Klavier- respektive der Orchesterpart bisweilen schon arg dicht ist - mich stört es nicht.


    Der Männerchor hat meines Erachtens eine gewisse Höhepunktsfunktion. Keine Ahnung, ob sich Busoni hier an gewissen Vorbildern orientiert hat. Ich könnte es vielleicht nachlesen. Mit dem gesungenen Text kann ich wenig anfangen, aber das belastet mich nicht weiter.


    Soweit ich das als leidenschaftlicher Hörer, aber Laie und sehr durchschnittlicher Hobbyklimperer einschätzen kann, ist der Klavierpart per se zwar nicht so schwer wie in einigen anderen Klavierkonzerten, aber durch die so gut wie ununterbrochen verlangte Kraft oder Geschicklichkeit oder beides eben über mehr als eine Stunde doch eine sehr große Herausforderung für die Solistin - gibt es eine? - oder den Solisten.


    :) Wolfgang


    EDIT: Ich sehe - jetzt erst -, dass bereits über das Werk diskutiert wurde oben.


    Daher noch kurz: Die Melodien sind unterschiedlich griffig und auch nicht sonderlich einfallsreich teilweise. Und doch halte ich das Einstiegsthema im Kopfsatz für einen Ohrwurm, einen simpel diatonischen, aber prägnanten. Ich habe die immerhin zehn relevanten Noten eben für mich hintereinander gesungen. Geht doch, macht's nach! :)


    Ob Orchester und Klavier immer so sinnvoll wie möglich aufeinander bezogen sind? Reinmusikalisch ist das Werk sicher kein Geniestreich allererster Güte oder so. Und es gehört auch nicht ins 20. Jahrhundert, meine ich, sondern schon noch klar ins 19. Die Pointe liegt gewiss in seiner extremen Haltung. Und natürlich hört man sich eine solche Nummer eher hin und wieder an, wenn man die Muse oder die Muße dazu hat.


    Axel empfindet das Timbre als sehr dunkel, ich ganz genauso. Dass die Nummer tendenziell auch mit der Aufnahmequalität der Einspielung steht und fällt, will ich auch nicht bestreiten. Soll ich mir Gerstein doch noch kaufen? Blöde Frage ...

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Genau das ist es! Großes Kino! Großes spätromantisches Kino, dezent italienisch, eher deutsch, aber insofern schon einem Busoni gemäß, dem Grübler, Forscher, Liebhaber des Extremen, eigenwillig, zugleich ein wenig spröd und ein wenig melodienselig, mal in gar keiner Weise an Rachmaninoff erinnernd. Das Konzert ist nicht unumstritten, aber ich höre es hin und wieder sehr gerne in meinen beiden Einspielungen mit David Lively und mit Garrick Ohlsson, der noch etwas mehr Pranke zeigt. Eine dritte muss jetzt nicht unbedingt sein.


    Es unterscheidet sich von fast allen romantischen Konzerten durch seinen der Musik inhärenten Anspruch. Der vierte Satz ist vielleicht melodienseelig, aber eben nur im Kontext des Restes zu verstehen. Das Intro ist wie das Öffnen eines riesigen Vorhanges (sowas in der Art, wie es vielleicht Tschaikowski bei seinem b-Moll Konzert vorschwebte, das aber infolge für mich nur enttäuschend ist) Es eröffnet ein Panorama mit Klavier und Orchester (und Chor). Alles fügt sich in eine immense Form, die Busoni meines Wissens mit einer eigenen Zeichnung symbolisiert hat (Finde ich jetzt gerade nicht)


    Die Einspielung von Gerstein hat schon was. Gerstein scheint selbst ein Grübler zu sein, wie ich jetzt noch einmal an seiner Einspielung von LIszt transzendentalen Etüden erleben durfte, ein Werk, das ich eher als weniger tiefsinnig einschätzen würde.


    Es gibt eine sehr schöne Einspielung mit dem Tonhalle Orchester Zürich und Boris Bloch aus dem Jahre 1986 , die wohl nur auf Platte erschienen ist



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    warum davon keine CD gemacht wurde ist mir rätselhaft ...


    Ob Orchester und Klavier immer so sinnvoll wie möglich aufeinander bezogen sind.Rein musikalisch ist das Werk sicher kein Geniestreich allererster Güte oder so. Und es gehört auch nicht ins 20. Jahrhundert, meine ich, sondern schon noch klar ins 19.


    Das sehe ich schon ein wenig anders. Busoni zeigt in der seiner Apotheose des romantischen Klavierkonzertes, eigentlich im Übersteigern und Übersteigen jeglicher Grenzen, den Beginn des 20. Jahrhunderts. Er benutzt aus dem zweiten und vierten Satz Motive dieses Konzertes für seine Elegien, in denen dann der harmonische Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts durch die notwendige satztechnische Vereinfachung besonders eindrücklich wird.


    Brahms, der mit seinen Klavierkonzerten ja zum Teil auch sinfonischen Anspruch erhebt und keine reinen Virtuosenkonzerte schreibt, gelingt das weniger, da er, anders als Busoni, in der umfassenden Form nicht so konsequent ist. Bitte nicht missverstehen, besonders das zweite Klavierkonzert ist reizvoll, gerade auch beim Klaviereinsatz im ersten Satz, aber in Busonis Augen muss es misslingen 8)


    Dann kam/kommt jetzt nach bescheidenem Kammermusizieren wieder ein "virtuoser" Klopper




    Franz Liszt


    Études d'exécution transcendente, 12 Stücke für Klavier S. 139 (1851)


    Kirill Gerstein, Klavier

    AD: 2015 , Konzertsall der Siemenshalle, Berlin

  • Mahlzeit allerseits. Dieses Werk geht mir heute durch den Kopf, dann höre ich es mir jetzt an, und zwar in dieser Interpretation :



    Anton Bruckner

    Symphonie Nr 5 B-dur


    Berliner Philharmoniker

    Herbert von Karajan

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Danke, Axel, für Deine Sicht auf Busonis Konzert bezüglich einer musikgeschichtlichen Einordnung!


    Mir scheint hier ein vager quasi ideeller und auch rezeptionsästhetischer Zusammenhang zwischen Busoni und Pfitzner zu bestehen. Busoni war ja vom Wesen her und in der Theorie ein Futurist, doch die spannende Frage lautet: Wo spiegelt sich das in seiner Musik ... oder wo gerade nicht? Pfitzner wiederum, menschlich eine fragwürdige Gestalt und ideologisch doch wahrlich kein Fortschrittler. Und doch wird seine Musik gerade auch von Anhängern der Dodekaphonie gemocht und ist sie selbst oft so spröd wie genauso melodienselig.


    Ob eben Geschriebenes sonderlich intelligent ist? Natürlich weiß ich das nicht.


    Was ich mir mal wieder anhören könnte - diese beiden dunklen, merkwürdig ungreifbaren und unheimlichen Nummern von Busoni:



    Berceuse und Nocturne


    Der Tanzwalzer wiederum ist zwar insgesamt hell und und ich finde ihn jetzt auch nicht übermäßig spannend - mit Ausnahme der Einleitungstakte!


    Busoni scheint mir ein ganz und gar eigenwiliges Chamäleon - und der Eindruck bestätigt sich, wenn man noch die Kammermusik und Klaviermusik hinzunimmt. Das Vokale kenne ich wieder mal nicht.


    Auch Pfitzner ist vielleicht ein solches Reptil ...


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Lieber astewes,


    die Aufnahme ist in dieser sehr empfehlenswerten Box enthalten:


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • In die Kammer :



    Carl Czerny

    Streichquartette a-moll & D-dur


    Sheridan Ensemble

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

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  • Auch Pfitzner ist vielleicht ein solches Reptil ...

    Das bringt mich auf Ideen ...



    Hans Pfitzner


    Kantate "Von deutscher Seele"


    Solveig Kringelborn, Nathalie Stutzmann

    Christopher Ventris, Robert Holl

    Rundfunkchor Berlin

    Deutsches Symphonieorchester Berlin

    Ingo Metzmacher

    (AD: 2007)


    Hat nicht Metzmacher dieses Werk anläsdlich des 3. Oktober aufgeführt? Gab's nicht damals auch schon Stimmen, die gegen dieses Werk und seinen Komponisten argumentierten? Frage mich, ob das Stück heute nicht noch größere Kontroversen auslösen würde. Oder weiß jemand von aktuelleren Aufführungen?

    In Wiesbaden sollte ja die Hans-Pfitzner-Straße umbenannt werden. Ich weiß aber spontan nicht, was daraus geworden ist.


    Grüße

    Garaguly

  • Lieber astewes,


    die Aufnahme ist in dieser sehr empfehlenswerten Box enthalten:


    Das nenne ich einen Schnapp! Die Box ist schon bestellt ... Den Boris B. hatte ich längere Zeit in Bonn besucht auf seinen Konzerten. Großartiger Pianist, der sich allerdings in kleineren Kreisen wohlfühlt ... Soll vorkommen :)


    Busoni scheint mir ein ganz und gar eigenwiliges Chamäleon - und der Eindruck bestätigt sich, wenn man noch die Kammermusik und Klaviermusik hinzunimmt. Das Vokale kenne ich wieder mal nicht.


    Auch Pfitzner ist vielleicht ein solches Reptil ...

    Pfitzner und Busoni haben sicher Dinge gemeinsam. Nicht umsonst hat sich Pfitzner so aufgeregt. Allerdings ist Busoni Kosmopolit und offen für alle Strömungen, während Pfitzner doch eher ein Deutschtümler zu sein scheint. Busoni hatte Schüler von Kurt Weill bis Edgar Varèse, Pfitzner ??. Der von mir gemochte Komponist Rihm hat als Ausdrucksmusiker aber an Pfitzner einen Narren gefressen


    "Pfitzner ist zu progressiv, um einfach wie Korngold eingeschlürft werden zu können, und er ist zu konservativ, um etwa wie Schönberg die Musik hörbar folgenreich beeinflußt zu haben. Wir finden nicht auf den ersten Blick das gebrochen Heutige in seinem Werk, aber auch nicht das ungebrochen Gestrige. Wir finden beides – also keines, und dies läßt Einordnungsversuche stocken.“[26]


    Als Chamäleon würde ich beide nicht sehen. Beide Komponisten suchten sich nicht anzupassen, sondern gingen sehr eigene Wege. Ich höre gerade angeregt durch das Gespräch hier zwei Streichquartette von Pfitzner


    Gab's nicht damals auch schon Stimmen, die gegen dieses Werk und seinen Komponisten argumentierten? Frage mich, ob das Stück heute nicht noch größere Kontroversen auslösen würde

    Ingo Metzmacher führte am 3. Oktober 2007 anlässlich des Tages der Deutschen Einheit die Orchesterkantate Von deutscher Seele auf.[30] Im Vorfeld wurde er dafür von Dieter Graumann, dem damaligen Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, scharf kritisiert.[31] In München, wo die Oper Palestrina 1917 uraufgeführt worden war, gab es zuletzt 2009 eine Neuinszenierung unter der musikalischen Leitung von Simone Young, 30 Jahre nach der vorletzten Inszenierung in München.[32] Metzmacher dirigierte das Werk 2011 im Opernhaus Zürich.[33]



    Nun aber zum Gehörten



    Hans Pfitzner


    Streichquartett in D-Dur Op. 13 (1902-03)

    Streichquartett in c-Moll Op. 50 (1942)


    Franz-Schubert-Quartett

    AD: 1993

  • Was für eine kraftvolle, leidenschaftliche Musik. Ich bleibe in der Kammer :



    Franz Schubert

    Streichquartette Nr 1, 2, 3 & 4


    Quatuor Modigliani

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • :) (vor allem) @ Axel: Chamäleon hat für mich keinen negativen Beigeschmack, sondern impliziert nur eine gewisse Doppelgesichtigkeit oder Doppelbödigkeit - im gegebenen Fall schwingt das dann (zumindest) bezüglich Pfitzners auch bei der Rezeption mit.


    Ich bin mir zugegebenermaßen nicht sicher, ob der Begriff nicht rein sprachlich problematischer konnotiert ist, als ich ihn verwendet habe.


    Was ich aber gewiss nicht sagen wollte, ist, dass die beiden Meister sich anzupassen wussten in musikalischer Hinsicht. Das wäre bei Pfitzner abwegig, bei Busoni vermutlich auch. Und anpassen wollte sich Pfitzner ja noch nicht einmal in politischer Hinsicht. Das ist nicht der Punkt, da würde man ihn ähnlich falsch einschätzen, so wie dies etwa auch bei Ernst Jünger der Fall wäre.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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