Lieber Holger,
während Du Deinen #154 verfaßt hast, habe ich Rubinsteins Aufnahme des Konzerts KV 453 gehört! Es ist mir immer noch peinlich, daß ich die überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, als ich diesen Thread eröffnete. Deshalb war es gut, daß Du mir auf die Sprünge geholfen hast.
Wie gesagt, die CD war bei mir in ein falsches Fach geraten, das wurde gleich behoben. Das Hören heute morgen hat reine Freude bereitet. Gleich fiel mir der lichte, unnachahmliche Rubinstein-Ton ins Ohr, sein liebevolles, beglückendes Klavierspiel. Das war ein wirklich begnadeter Musiker!
Da weiter oben eigentlich schon fast alles über das KV 453 gesagt wurde, möchte ich nur noch ein paar kurze Zitate aus dem Beiheft meiner CD anbringen:
"Das Konzert G-dur, KV 453, ist in vieler Hinsicht ein Meilenstein auf dem Entwicklungsweg dieses Genies (d.h. Mozart); es gehört zu den sechs Konzerten, die er im Jahre 1784 schrieb (die anderen sind KV 449, 450, 456 und 459). Es ist ein intimes Werk, das bereits >Die Zauberflöte< ahnen läßt, besonders in seinem fantasievoll-feurigen Finalthema. Die energische Coda gibt der Soloflöte die Rolle des Papageno; alles in allem ist dies vielleicht das opernhafteste aller Mozart-Konzerte."
Und zu Rubinsteins Mozart heißt es: "Rubinstein wandte sich ziemlich spät Mozart zu. In seinem frühen Repertoire scheint sich nur das Konzert KV 488 befunden zu haben. Umso mehr waren seine unzähligen Bewunderer erfreut, als es sich jenseits der 70 verstärkt Mozart zuwandte. Seine späten Aufnahmen der beiden Klavierquartette und der fünf Konzerte Nr. 17, 20, 21, 23 & 24, sowie des a-Moll-Rondos KV 511 sind von betont lyrisch-herbstlichem Charakter, beschaulicher Kultiviertheit und einer einzigartigen Sonorität. Besonders KV 453 zeigt den alten Meister in makelloser Form."
Neben Rubinsteins Wundertaten hat mich vor allem das schlanke, saubere Spiel des "RCA Victor Symphony Orchestra" überrascht, ein von der Aufnahmefirma RCA bei Bedarf zusammengestelltes ad-hoc-Ensemble aus diversen New Yorker Orchestern. Zur Aufnahmezeit stand Mozart nicht im Zentrum US-amerikanischer Orchester; man war mehr auf Beethoven, Brahms und Tschaikowsky spezialisiert. Umso erstaunlicher fand ich den schönen, transparenten Klang, den Alfred Wallenstein aus seinen Musikern herausholte.
Es besteht kein Zweifel: Diese Aufnahme gehört in die erste Reihe aller mir bekannten Versionen.
LG Nemorino