Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 17 G-dur, KV 453

  • Lieber Holger,


    während Du Deinen #154 verfaßt hast, habe ich Rubinsteins Aufnahme des Konzerts KV 453 gehört! Es ist mir immer noch peinlich, daß ich die überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, als ich diesen Thread eröffnete. Deshalb war es gut, daß Du mir auf die Sprünge geholfen hast.


    Wie gesagt, die CD war bei mir in ein falsches Fach geraten, das wurde gleich behoben. Das Hören heute morgen hat reine Freude bereitet. Gleich fiel mir der lichte, unnachahmliche Rubinstein-Ton ins Ohr, sein liebevolles, beglückendes Klavierspiel. Das war ein wirklich begnadeter Musiker!


    Da weiter oben eigentlich schon fast alles über das KV 453 gesagt wurde, möchte ich nur noch ein paar kurze Zitate aus dem Beiheft meiner CD anbringen:

    "Das Konzert G-dur, KV 453, ist in vieler Hinsicht ein Meilenstein auf dem Entwicklungsweg dieses Genies (d.h. Mozart); es gehört zu den sechs Konzerten, die er im Jahre 1784 schrieb (die anderen sind KV 449, 450, 456 und 459). Es ist ein intimes Werk, das bereits >Die Zauberflöte< ahnen läßt, besonders in seinem fantasievoll-feurigen Finalthema. Die energische Coda gibt der Soloflöte die Rolle des Papageno; alles in allem ist dies vielleicht das opernhafteste aller Mozart-Konzerte."

    Und zu Rubinsteins Mozart heißt es: "Rubinstein wandte sich ziemlich spät Mozart zu. In seinem frühen Repertoire scheint sich nur das Konzert KV 488 befunden zu haben. Umso mehr waren seine unzähligen Bewunderer erfreut, als es sich jenseits der 70 verstärkt Mozart zuwandte. Seine späten Aufnahmen der beiden Klavierquartette und der fünf Konzerte Nr. 17, 20, 21, 23 & 24, sowie des a-Moll-Rondos KV 511 sind von betont lyrisch-herbstlichem Charakter, beschaulicher Kultiviertheit und einer einzigartigen Sonorität. Besonders KV 453 zeigt den alten Meister in makelloser Form."

    Neben Rubinsteins Wundertaten hat mich vor allem das schlanke, saubere Spiel des "RCA Victor Symphony Orchestra" überrascht, ein von der Aufnahmefirma RCA bei Bedarf zusammengestelltes ad-hoc-Ensemble aus diversen New Yorker Orchestern. Zur Aufnahmezeit stand Mozart nicht im Zentrum US-amerikanischer Orchester; man war mehr auf Beethoven, Brahms und Tschaikowsky spezialisiert. Umso erstaunlicher fand ich den schönen, transparenten Klang, den Alfred Wallenstein aus seinen Musikern herausholte.


    Es besteht kein Zweifel: Diese Aufnahme gehört in die erste Reihe aller mir bekannten Versionen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • glücklich schätze ich mich, dass ich nun doch die große Rubinstein Box im "Opa-Alter" zur Verfügung habe

    Lieber Holger,


    soeben war ich etwas in Eile, deshalb bin ich gar nicht auf den "Rubinstein-Klotz" eingegangen. Gratulation! "Von Rubinstein gibt es nichts Schlechtes", hat einmal der Kritiker Matthias Kornemann gesagt. Recht hat er!


    142 CDs in einer Kiste, da hast Du ja, von allem anderen abgesehen, eine Menge Musik vor Dir. Doch ich denke, daß Dir die meisten Aufnahmen nicht unbekannt sind.


    Ich selber besitze auch eine ziemlich umfangreiche Rubinstein-Sammlung. Bei mir fehlen vor allem die Vorkriegsaufnahmen (HMV/EMI), doch ansonsten ist so ziemlich alles vorhanden, bis auf einige kleinere Stücke.


    Man müßte mehrere Leben haben, um alles hören zu können, was man möchte. Bei mir liegen mindestens 150-200 CDs noch original-versiegelt herum. Nach und nach "kämpfe" ich mich durch. Aber ich bin trotzdem froh, daß ich das alles habe, denn viele dieser Scheiben sind inzwischen total vom Markt verschwunden oder nur noch exorbitanten Preisen zu bekommen.


    LG Nemorino :hello:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • während Du Deinen #154 verfaßt hast, habe ich Rubinsteins Aufnahme des Konzerts KV 453 gehört! Es ist mir immer noch peinlich, daß ich die überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, als ich diesen Thread eröffnete. Deshalb war es gut, daß Du mir auf die Sprünge geholfen hast.

    Lieber Nemorino,


    das ist doch nichts zum Schämen... :D Bei mir ist es so, dass ich die Mozart-Konzerte immer nur sehr selektiv rezipiert habe. Meine Wahrnehmung war zu sehr auf andere Konzerte fixiert. Dank Deinem Thread habe ich erst realisiert, wie schön das Konzert KV 453 ist. Das ist eigentlich auch peinlich, dass ich das früher nicht so richtig bemerkt habe. Aber wie es so ist, bei den vielfältigen Interessen, die man hat in Sachen Musik, fallen dann einige Perlen leider durchs Netz. :D :)

    Neben Rubinsteins Wundertaten hat mich vor allem das schlanke, saubere Spiel des "RCA Victor Symphony Orchestra" überrascht, ein von der Aufnahmefirma RCA bei Bedarf zusammengestelltes ad-hoc-Ensemble aus diversen New Yorker Orchestern.

    Das finde ich auch. Das ist ein wirklich schöner Orchesterklang.

    Seine späten Aufnahmen der beiden Klavierquartette und der fünf Konzerte Nr. 17, 20, 21, 23 & 24, sowie des a-Moll-Rondos KV 511 sind von betont lyrisch-herbstlichem Charakter, beschaulicher Kultiviertheit und einer einzigartigen Sonorität. Besonders KV 453 zeigt den alten Meister in makelloser Form.

    ... das Rondo KV 511 ist eine Rubinstein-Sternstunde! :) :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Arthur Rubinstein -und das ist jetzt mein Maximalkompliment- gehört zu den ganz wenigen Musikern, bei denen ich nicht über HIP oder nicht HIP nachdenke. Ein von mir hochverehrter, großartiger Meister, der in seinem abwechslungsreichen Leben mit seinen Höhen und Tiefen, das Wichtigste verstanden und verinnerlicht hat: das Wesen von Musik. Das werde ich jetzt nicht als Fachexkurs einleiten oder ausführen können, es ist die Empfindung, die sein Musizieren auslöst. Ds gilt auch für Rubinsteins Mozart, den ich natürlich auf LP besitze, der sich aber auch bei mir in der von Holger gezeigten Rubinstein-Box findet.


    Neben Rubinstein schätze ich das Spiel von Christian Zacharias sehr (auch nicht HIP, aber schön). Zacharias hat die KK zweimal aufgenommen. Ich meine die zweite Aufnahme, bei der Zacharias das Orchester vom Flügel aus leitet. Die Aufnahmetechnik von DG ist superb, was mir zudem gefällt ist die feine Abstimmung zwischen Flügel und Orchester:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Vorhin, auf dem Weg nach Hause von der Chorprobe, hörte ich im norwegischen DAB-Klassikradio den 2. Satz dieses hier besprochenen Klavierkonzerts.

    Man begann mit solistischen Streichern, wirklich sehr schön musikalisch gespielt. Es klang nach HIP, aber nicht vibratolos, sehr transparent und beseelt, auch die Bläser machten einen wahnsinnig guten Eindruck auf mich.

    Ja Mensch - ist das denn der Schoonderwoerd? Tu ich dem guten Mann etwa Unrecht?

    Dann kommt das Klavier - es klingt sehr schön und singend. Ist das der Hammerflügel?! Klingt der so gut? Der Pianist ist ja ganz hervorragend - das kann doch nicht sein?!! Die zelebrieren da durchaus große Kunst!

    Ich musste so lange es noch lief anhalten und mit dem Mobiltelefon recherchieren, wer das denn wohl spielt.


    "Leider" war es nicht Schoonderwoerd ( sonst hätte ich hier die ganz große Asche- auf mein Haupt- Nummer fahren müssen) sondern Leif Ove Andsnes mit dem Norwegian Chamber Orchestra. Natürlich - NRK spielt ja meistens Andsnes!


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    Aber ich war doch ob der hohen Musikalität, der historisch informierten Artikulation, der Transparenz uvm. sehr positiv überrascht. Ich muss hinzufügen, dass über die Lautsprecheranlage des Autos meiner Frau der Klang des modernen Flügels etwas mehr in Richtung Hammerklavier tendiert...und ich aufgrund der aktuellen Schoonderwoerd-Diskussion eh voreingenommen war ;)


    Zu Hause angekommen, fand ich die Aufnahme auf TIDAL (übrigens schon wieder nicht bei JPC) und habe sie mir gerade vollständig mit dem DT1770pro angehört. Doch ja, die ist wirklich sehr zu empfehlen. An manchen längeren betonten Streichernoten hätten sie für meinen Geschmack etwas mehr vibrieren können. Aber gut, das sind sehr wenige Details. Dafür gibt es aber außerordentlich viele Stellen, bei denen mich die Holzbläser durchweg begeistern können! Die Flöte hat einen schönen Ton und vor allem das Fagott - o Mann, das Fagott!

    Da die Aufnahme und die Spielweise sehr transparent ist, kann man z.B. bei der Sequenz ab Takt 126 erster Satz sehr schön hören, was das Fagott da eigentlich für tolle Sachen macht. Es fügt sich jedoch in den runden und guten Gesamteindruck ein.


    Auch den letzten Satz mag ich in dieser Aufführung. Die Wahl der Tempi kann überzeugen, vor allem auch die zielgerichtete Artikulation der Tonwiederholungen, Violine 1 Takt 9 (nach dem Doppelstrich) wundert mich geradezu. Da hat doch einer was verstanden - sehr schön!


    Andsnes spielt einen wirklich ansprechenden Mozart. Sein Anschlag ist etwas heller und weniger "mystisch" als bei meiner Favoritin Mitsuko Uchida. Aber ich finde ihn hier besser, als mir die Pianisten bei so manchen (nicht allen) anderen Einspielungen vorkamen.

    Nun gut, die Alberti-Begleitung im Anfang Satz 1 spielt er legato, nur wenig Pedal und für meinen Geschmack etwas zu laut. Nach meinen Geschmack ist es besser, hier entweder die Zehenspitzen in der linken Hand auszufahren (Uchida) oder den weich- pulsierenden Teppich (Brendel). Doch im Verlauf des Konzerts geht es schon ziemlich gut, d.h. er spielt hier auf höchstem internationalen Niveau. Auch die Kadenz Satz 1 finde ich bei Uchida besser, warum siehe weiter oben - na gut.

    Aber dieses Andsnes-Einspielung hat einen großen Vorteil, nämlich im Bereich des Orchesters, wie ich finde.

    Die Streicher machen definitiv nicht den goldenen Klang der Wiener Philharmoniker, spielen aber durchaus nicht ohne Vibrato. So wie die Freiburger und dergleichen klingt es definitiv nicht - für mich eine positive Nachricht.

    Es ist sehr deutlich HIP-orientiert, aber doch gleichzeitig schön, ohne überflüssiges Zeigen-Wollen, ohne dieses "jetzt wollen wir hier mal einen Punkt machen", was ja die Balance bei Mozart erfahrungsgemäß eher kaputtmacht, als es einem lieb sein kann.


    Wer also HIP und Transparenz mag, gleichzeitig aber ein angenehmes Klangbild bevorzugt, sollte einmal in diese CD hineinhören. Eigentlich verabscheue ich, wenn "moderne" Orchester versuchen, wie ein Orchester mit Originalinstrumenten zu klingen. Aber hier.....nein, es ist tatsächlich sehr erfreulich.

    Sie wird gleich auf meiner Festplatte und dem Media Monkey landen. Ja, es ist schade, dass man die Booklets ( so weit ich weiß) nicht als PDF oder so bekommen kann.

    Aber es kann auch gut sein, dass ich mir eine CD dann doch noch kaufe, wenn sie mir Freude bereitet und unter die Kategorie "unverzichtbar" fällt.


    LG:hello:

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Wer also HIP und Transparenz mag, gleichzeitig aber ein angenehmes Klangbild bevorzugt, sollte einmal in diese CD hineinhören. Eigentlich verabscheue ich, wenn "moderne" Orchester versuchen, wie ein Orchester mit Originalinstrumenten zu klingen. Aber hier.....nein, es ist tatsächlich sehr erfreulich.

    Lieber Glockenton,


    auf Deine Beschreibung hin habe ich mir Andsnes in Ausschnitten zumindest angehört. Wie Du das charakterisierst und empfiehlst, genauso ist es. :) Nur genau damit habe ich dann doch ein gewisses Problem. Wie wunderbar romantisch klingt das - wie nicht anders zu erwarten ganz hervorragende - Cleveland Orchestra mit Mitsuko Uchida zu Beginn des langsamen Satzes. Bei Andsness dagegen bekommt man sozusagen "HIP soft" oder "HIP light", es wird so ein bisschen "barockisiert". Damit entsteht aber auch keine romantische Stimmung, die einen bei Uchida, Rubinstein/Wallenstein, Pires/Abbado oder Pollini so betören kann. Das "Andsnes-Problem" ist finde ich: Gerade weil die affektiven Härten des barock-rhetorischen Stils in geglätteter und gezähmter Form präsentiert werden, wirkt das um so mehr glatt geglättet, "gesoftet". Auch im ersten und letzten Satz - die sicher sehr klassisch kultiviert gespielt sind - erlebe ich diese Glätte, so dass ich mit dieser Aufnahme nie so richtig "warm werde", wie man so schön sagt. Da fehlt mir das "gewisse Etwas", was etwa ein Alexis Weissenberg in KV 271 bei aller Klassizität dann als "Plus" zu bieten hat mit seiner unerhörten lyrischen Feinsinnigkeit. :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Auch den letzten Satz mag ich in dieser Aufführung. Die Wahl der Tempi kann überzeugen

    Mich nicht ;). Ich finde das Anfangstempo für ein Allegretto einfach viel zu schnell. Natürlich kann man nicht objektiv entscheiden, was "Allegretto" bedeutet, aber man sollte doch bei seiner Entscheidung eine Art abgestuftes System berücksichtigen, also z.B. überlegen, wie man den Satz spielen würde, wenn er "Allegro" überschrieben wäre, wie bei "Allegro con brio" usw.. "Allegretto" kann dann nicht wie tendentiell bei Andsnes das schnellstmögliche Tempo sein. Und auch die Proportionen zum abschließenden Presto stimmen dadurch nicht: Dessen Grundpuls geht in ganzen Takten, und dieser Puls ist bei Andsnes sogar langsamer als der halbtaktige Puls davor. Das "Presto" wirkt deshalb paradoxerweise langsamer als das Allegretto am Anfang.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Mich nicht ;). Ich finde das Anfangstempo für ein Allegretto einfach viel zu schnell. Natürlich kann man nicht objektiv entscheiden, was "Allegretto" bedeutet, aber man sollte doch bei seiner Entscheidung eine Art abgestuftes System berücksichtigen, also z.B. überlegen, wie man den Satz spielen würde, wenn er "Allegro" überschrieben wäre, wie bei "Allegro con brio" usw.. "Allegretto" kann dann nicht wie tendentiell bei Andsnes das schnellstmögliche Tempo sein. Und auch die Proportionen zum abschließenden Presto stimmen dadurch nicht: Dessen Grundpuls geht in ganzen Takten, und dieser Puls ist bei Andsnes sogar langsamer als der halbtaktige Puls davor. Das "Presto" wirkt deshalb paradoxerweise langsamer als das Allegretto am Anfang.

    Ich kann Deine Überlegungen nachvollziehen und muss zugeben, dass bei mir das Thema der Temporelationen durch das direkte hin- und her-Vergleichen in den Hintergrund gedrängt wurde. Es ist eben gefährlich, etwas über Werke zu sagen, mit denen man nicht so lange gelebt hat, wie es bei mir z.B. mit nicht wenigen Werken Bachs der Fall ist.

    Auch durch den Übergang in Takt 165 bis 170 habe ich die Teile eher wie getrennte Stücke gehört. Jetzt wird mir deutlicher, warum Tate/Uchida es zunächst langsamer angehen.


    Doch die "drängende" breite Artikulation der Viertel Violine 1 Takt 9 mit Auftakt und ff. erscheint mir als gute Idee, die man vielleicht auch im langsameren Tempo versuchen kann, wobei man dann erst beim dritten und vierten Viertel anfinge, breiter zu werden, weil es im langsameren Tempo sonst zu merkwürdig klänge.

    "Klingt nach Harnoncourt" - dachte ich, beim Hören dieser Andsnes-CD Satz 3, speziell bei dieser Stelle.

    Einmal in die Harnoncourt/Lang Lang-Aufnahme hineingehört, und ich wurde eines Besseren belehrt. Er macht es da gar nicht in dieser Weise. Dafür artikuliert er die Achtel zweite Hälfte Takt 3 (und Parallelstellen) drei gebunden und eine gestoßen, ganz entlang der "alten Regeln": badelap pa pa, während Tate staccato spielen lässt.

    Ich würde da ggf. ein sehr enges Portato vorschlagen, wobei ich die dritte Note, hier ein C, nur ein ganz kleines bisschen kürzer als die anderen artikulieren würde. Das hat dann eine stärkere figurative Innenspannung, als wie es damals mit Tate gemacht wurde.

    Aber das müsste man probieren. Ich jedoch werde in die Situation eh nicht kommen... ^^



    auf Deine Beschreibung hin habe ich mir Andsnes in Ausschnitten zumindest angehört. Wie Du das charakterisierst und empfiehlst, genauso ist es. :) Nur genau damit habe ich dann doch ein gewisses Problem. Wie wunderbar romantisch klingt das - wie nicht anders zu erwarten ganz hervorragende - Cleveland Orchestra mit Mitsuko Uchida zu Beginn des langsamen Satzes. Bei Andsness dagegen bekommt man sozusagen "HIP soft" oder "HIP light", es wird so ein bisschen "barockisiert". Damit entsteht aber auch keine romantische Stimmung, die einen bei Uchida, Rubinstein/Wallenstein, Pires/Abbado oder Pollini so betören kann. Das "Andsnes-Problem" ist finde ich: Gerade weil die affektiven Härten des barock-rhetorischen Stils in geglätteter und gezähmter Form präsentiert werden, wirkt das um so mehr glatt geglättet, "gesoftet". Auch im ersten und letzten Satz - die sicher sehr klassisch kultiviert gespielt sind - erlebe ich diese Glätte, so dass ich mit dieser Aufnahme nie so richtig "warm werde", wie man so schön sagt. Da fehlt mir das "gewisse Etwas", was etwa ein Alexis Weissenberg in KV 271 bei aller Klassizität dann als "Plus" zu bieten hat mit seiner unerhörten lyrischen Feinsinnigkeit. :hello:

    Ich bin für jeden dankbar, der ein bisschen der Lebenszeit "opfert" um mitzuhören:), lieber Holger. Wie schon einmal erwähnte: wenn man sich über bestimme Merkmale einer Interpretation erst einmal einig ist, dann ist das ein seltener Gewinn. Normalerweise redet man aneinander vorbei, was ja auch seinen Reiz haben kann, nicht wahr...;) Wie man das dann für sich selbst bewertet, ist noch eine andere Sache. Es könnte jedoch sein, dass Dir die orchestralen Teile und überhaupt die ganze CD besser gefiele, wenn Du es nicht nur in kleinen Ausschnitten hören könntest.


    Nun weiß ja nicht, ob Du mehr auf sein Klavierspiel oder das Orchester gehört hast. Ich finde selbstverständlich, dass er super spielen und in jener Liga, in der die Luft dünn wird (genau wie in der Spitzenpolitik: die Todeszone 8) ) durchaus mitmischen kann.

    Hier finde ich aber vor allem das norwegische Orchester sehr interessant, merkwürdigerweise sogar eindeutig besser, als bei seiner neuen Einspielung mit dem Mahler Chamber Orchestra, ein Orchester, für das sich neuerdings Dame Mitsuko Uchida besonders engagiert, wenn ich mich nicht ganz irre.

    Deren "alte" Aufnahme mit Tate (mit sehr kleinen klanglichen und orchestralen Abstrichen auch die neue mit den Musikern aus Cleveland) bleibt für mich jedenfalls die Nr. 1 für dieses Konzert.


    Ihr Musizieren hat so etwas mit sich, dass auf mich wie ein Sog wirkt. Ich merke, dass es sich lohnt, hinzuhören.

    Sie kann da irgendwie bei mir eine Saite zum Schwingen bringen. Über das Thema, wie wichtig einem solche "Beziehungen" oder sagen wir besser "gefühlte Bindungen" zu ausgewählten Interpreten sind, könnte man ggf. einmal einen Thread starten, falls es den noch nicht gibt. Das könnte ja interessant sein, falls es außer mir noch andere Leute gäbe, die nahezu blind (oder taub...) CDs von Lieblingsdirigenten, Pianisten etc. bereit sind zu bestellen. In der heutigen Zeit mit dem Online-Zugriff muss der Abonnent ja nicht mehr vertrauen, sondern kann in voller Länge und möglicherweise in High-Res. seinen Eindruck gewinnen.

    Das gehörte dann aber hier nicht hin. Jedenfalls ist Uchida bei mir so ein Fall. Da bin ich erst einmal positiv voreingenommen....ach ja, was für eine wunderbare Pianistin :love:


    Es hält mich jedoch nicht davon ab, bei den Anderen gut hinzuhören! Man kann immer nur lernen.


    Gruß:hello:

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Ich bin für jeden dankbar, der ein bisschen der Lebenszeit "opfert" um mitzuhören :) , lieber Holger. Wie schon einmal erwähnte: wenn man sich über bestimme Merkmale einer Interpretation erst einmal einig ist, dann ist das ein seltener Gewinn. Normalerweise redet man aneinander vorbei, was ja auch seinen Reiz haben kann, nicht wahr... ;) Wie man das dann für sich selbst bewertet, ist noch eine andere Sache. Es könnte jedoch sein, dass Dir die orchestralen Teile und überhaupt die ganze CD besser gefiele, wenn Du es nicht nur in kleinen Ausschnitten hören könntest.


    Nun weiß ja nicht, ob Du mehr auf sein Klavierspiel oder das Orchester gehört hast. Ich finde selbstverständlich, dass er super spielen und in jener Liga, in der die Luft dünn wird (genau wie in der Spitzenpolitik: die Todeszone 8) ) durchaus mitmischen kann.

    Lieber Glockenton,


    der Witz mit der Lebenszeit ist gut! ^^ Für Mozart "verschwendet" man sie aber gerne. Natürlich hast Du Recht, Andsnes gehört in die erste Liga. Ich schätze ihn ja auch sehr und habe nur etwas unbedarft meine spontanen Eindrücke wiedergegeben. Manchmal springt der berühmte Funke gleich über, manchmal halt nicht...

    Das gehörte dann aber hier nicht hin. Jedenfalls ist Uchida bei mir so ein Fall. Da bin ich erst einmal positiv voreingenommen....ach ja, was für eine wunderbare Pianistin :love:

    Das ist sie ja auch wirklich und ich kann Dich verstehen! :) :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

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  • Einer plötzlichen Eingebng folgend habe ich mich entschlossen an geeigneten Stellen Videoclips der letzen Jahre - in 4 K Qualität ins Forum einzustellen, wobei ich ausschliesslich "traditionelle" Interpretationen verwende -und zwar (meist) mit Interpreten die so gut wie nicht auf CD zu hören sind und meinem Ideal entsprechen. Hier nun die (georgische ?) Pianistin Mariana Achba. Schon Ihr Erscheinen lässt hoffen: Jung, schlank,überaus schön, mir aristokratischer Attitüde, im schwarzen eleganten Kleid, mit strenger Clara Schumann Frisur strahlt sie eine Aura von erlesener Eleganz aus. Erfreulicherweise trügt der optische Eindruck nicht: Auch ihr Klavierspiel ist elegant und edel, stellenweise auch einen Hauch extravagant. Eine Mozart Interpretation, wie sie IMO geradezu ideal ist.



    Im Internet erfährt man nicht viel über sie, ausser daß der Familienname der eine alteingesessene georgischen Adelsfamilie ist. Ob sie Mitglied dieser Familie ist geht aus den mir zur verfügung stehenden Texten nicht hervor. Aber der Gesamteindruch ist "adelig" Am ende des Konzerts wird sie vom Dirigenten umarmt - und man spürt sofort, daß sie das erwiedert und es keinen "Skandal" geben wird., denn diese Frau ist eben eine andere Klasse, als jene, die sich über eine Annäherung an ihre Person aufregen uns Karriene zerstören. Das musste mal gesagt werden !

    Und nun: Viel Vergnügen

    Der Dirigent, Vakhtang KAKHIDSE entstammt ebenfalls einer Georgischen Musikerfamilie. Es gibt einen WIKIPEDia Eintrag über ihn - allerdings nur in englischer Sprache...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schon Ihr Erscheinen lässt hoffen: Jung, schlank,überaus schön, mir aristokratischer Attitüde, im schwarzen eleganten Kleid, mit strenger Clara Schumann Frisur strahlt sie eine Aura von erlesener Eleganz aus.

    Angesichts solcher Qualitäten können Grigory Sokolov und Maurizio Pollini natürlich einpacken.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Bleiben wir bei Mozart. Das Label alpha bringt seit einiger Zeit eine Reige mit dem Titel "Next Generation Mozart Soloists" heraus. Die Pianistin Claire Huangci, eine noch junge Amerikanerin, die einen Teil ihrer Ausbildung in Deutschland gemacht hat, hat in dieser Reihe die Konzerte K. 450, 451 und 453 eingespielt. Sie wird begleitet vom Mozarteum Orchester Salzburg.





    Das Mozarteum Orchester ist etwas größer besetzt als das oben gezeigte aus Georgien (?), was ich aber in diesem Falle nicht als Nachteil sehe. Trotz des volleren Klanges bleibt der Orchestersatz durchsichtig. Claire Huangci spielt das Werk für meine Ohren ausgezeichnet, Es wird mit tradionellen Instrumentarium musiziert. Für meine Begriffe treffen sich hier bei Huangci virtuose Spielfreude und wunderbare Musikalität, ganz zu schweigen vom Zusammenspiel zwischen Orchester und Solistin .....



    Es gibt ein kurzes Teaser-Video auf Youtube zu der Einspielung, was leider ein grässlicher Zusammenschnitt eines Gespräches ist ... Man braucht Nerven


  • Wir wollen nicht vergessen drauf hinzuweisen, daß die CD bereit bei userem Werbepartner erhältlich ist,

    Die Idee dieser Serie ist wunderbar, und das Mozarteumorchester Salzburg unter Howard Griffith ist der geeignete Dirigent dafür.

    Hier haben wir nicht nur junge Pianisten auf dr CD, sondern auch gelichzeitig ein Orchester mit "traditionellen" Hintergrund, wa gewisse frische Akzente nicht ausschliesst wol aber die entstellende Interpretationsweise mancher heutiger gehypter Aufnahmen. Angenehme Aussichten für die Zukunft.


    Warum das Label "alpha" indes sich selbst mit gleich ZWEI zeitnahen Aufnahmen des Klavierkonzerts Nr 17 DOPPELT Konkurrenz macht - das wissen vermutlich nur die Götter in den Direktionsetagen von "alpha" - HOFFENTLICH wissen sie es.....



    https://www.jpc.de/flv/376/3760014197260_1.mp4


    Inzwischen weiss ich es auch: Weil die Neue Aufnahme mit olga Pashchenko und "Il Gardellino" "HIP " ist. - übrigens eine wunderbar gelungen, weil Musikalische Aufnahme, sehr beschwingt und feurig - indes ohne jegliche harschen Töne, wie sie oft bei HIP Aufnahmen auftreten. Auch das Pianoforte klingt ausgewogen uind - fast -modern.

    Bei youtube stieß die Aufnahme kaum auf Interesse. Lediglich ein User kritisierte "Too Fast - Sorry"

    Dieser Einschätzung möchte ich auf das entschiedenste widersprechen. Ein Mozart voller Temperament....aber nicht dahingehudelt...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Warum das Label "alpha" indes sich selbst mit gleich ZWEI zeitnahen Aufnahmen des Klavierkonzerts Nr 17 DOPPELT Konkurrenz macht - das wissen vermutlich nur die Götter in den Direktionsetagen von "alpha" - HOFFENTLICH wissen sie es.....

    Ich vermute, dass hier verschiedene Initiativen zeitgleich zusammenkamen. Einmal die Reihe mit Mozart-Interpreten der neuen Generation. Eric Le Sage ist schon lange sehr erfolgreich bei diesem Label mit Schumann und Brahms unterwegs. da wollte man vielleicht keine Steine in den Weg legen. Olga Pashchenko ist, als Schülerin von Lubimov, immer schon affin zu historischen Instrumenten und selbst ein großes Talent. Ich denke, dass alpha sich gar nicht so sehr im Wege steht.


    Mozart-Begeisterte nutzen vielleicht eher die Chance gleich drei sehr interessante Neuaufnahme der Konzerte zu bekommen! :)

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • auf Ewa Poblocka wurde ich letzens aufmerksam, als ihre neue CD "Bachs Wohltemperiertes Klavier, Teil II." geradezu "euphorisch" im Radio besprochen wurde.


    Jetzt habe ich von ihr eine CD entdeckt, auf der sie eben dieses Klavierkonzert Nr. 17 (und das Konzert nr. 21) von Herrn Mozart spielt.

    Und was ich da gerade zum zweiten mal mit großer freude höre (Konzert 17) gefällt mir sehr gut!

    Komisch, dass diese CD hier noch nicht erwähnt wurde, weil sie ist ja bereits 2011 erschienen.

    Oder habe ich das übesehen?


    Nun ja, es spielt übrigens das Wroclaw Chamber Orchestra Leopoldinum unter Jan Stanienda

    Am Klavier, wie gesagt, ist Ewa Poblocka.


    Orchester und Dirigent waren mir bislang vollkommen unbekannt, aber das Orchester spielt (nach meiner Laienhaften Auffassung) sehr klangschön. Gefällt mir

    Das Spiel der Pianisten ist wunderbar. Luftig leicht und locker gespielt . So höre ich Mozart's Klavierkonzerte gerne. Sie spielt übrigens eine Kadenz von Herrn Mozart.

    Der lyrische zweite Satz ist wunderschön gespielt von Frau Poblocka und Orchester.

    Im Schußsatz geht dann mehr die Post ab, wie man so schön sagt. Und auch das gefällt mir gut.

    Das Orchester spielt schwungvoll und die Pianistin hält mit, bewahrt aber doch einen etwas "lyrischen" Grundton (wie soll ich das ausdrücken ?)


    Eine echte Entdeckung für mich.

    Bin gespannt ob das Konzert Nr. 21, KV 467 ähnlich gut klingt.



    Ach ja, Angehört habe ich mir das hier:


    Bei JPC ist die CD übrigens momentan nicht zu erwerben

  • es spielt übrigens das Wroclaw Chamber Orchestra Leopoldinum unter Jan Stanienda

    Am Klavier, wie gesagt, ist Ewa Poblocka.

    Orchester und Dirigent waren mir bislang vollkommen unbekannt, aber das Orchester spielt (nach meiner Laienhaften Auffassung) sehr klangschön. Gefällt mir

    Hallo, "yrrepnadohr",


    zunächst einmal danke für de Hinweis auf diese auch mir bisher unbekannte Aufnahme. Ich habe sie ausschnittweise via Youtube angehört und teile Deine Eindrücke.


    Es handelt sich bei dem "Wroclaw Chamber Orchestra Leopoldinum" um das Kammerorchester der Universität Leopoldina in Breslau (Schlesien). Diese Universität wurde 1702 nach einer längeren Vorgeschichte vom römisch-deutschen Kaiser Leopold II., einem Habsburger, gegründet und erhielt ihren Namen zu Ehren des Gründers. Von 1911 bis 1945 hieß sie "Schlesische Friedrich-Wilhelm-Universität". Im Jahr 1879 wurde Johannes Brahms die Ehrendoktorwürde der Universität Breslau verliehen. Er bedankte sich mit der "Akademischen Festouvertüre op. 80", die am 4. Januar 1881 in der Aula der Universität uraufgeführt wurde. Der Dirigent war der Komponist persönlich.


    Obwohl Breslau am Ende des Zweiten Weltkriegs fast völlig zerstört wurde, blieben große Teile der Universität weitgehend unversehrt erhalten, darunter auch die prächtige Aula, die jedoch nach der Übernahme von den Polen kaum genutzt und mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben wurde. Erst am Ende der 1990er Jahre wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten vorgenommen, vor allem durch Spendengelder aus Deutschland, an den sich vorrangig der damalige Bundespräsident Johannes Rau beteiligte. Und so stellt sich die Aula dem heutigen Besucher dar:

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    Am 17. September 2001 wurde sie mit einem klassischen Konzert feierlich wieder eröffnet. Zu diesem Anlaß spielte das Wroclaw Chamber Orchestra Leopolina (Breslauer Kammerorchester), das kurz zuvor als gemischtes deutsch-polnisches Ensemble gegründet wurde. Die Aula wird heute zu offiziellen Anlässen, u.a. für die jährlich stattfindenden Immatrikulationen, aber auch wegen ihrer guten Akustik häufig als Konzertsaal genutzt. Sie ist Heimstatt des Kammerorchesters.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).