Regietheater und HIP - ein eklatanter Widerspruch

  • EIGENTLICH soll das kein typischer Regietheaterthread werden - vermutlich wird sich nicht verhindern lassen - sondern es soll hier die Frage des Zusammenpassen zweier unterschiedlichen Moden diskutiert werden - wobei ich persönlich durchaus ein Vorstellung davon habe, warum beide Tendenzen als Symbiose genutzt werden, obwohl Sie ja offensichtlich nicht wirklich zusammenpassen - freundlich formuliert.

    Einerseits soll "modernes" Theater geboten werden, das noch dazu -ironischerweise - als "intellektuell" verkauft wird - andrerseits redet man uns ein Musikstück sollen so unverfälscht klingen wie möglich - so wie sie einst der Komponist gehört haben mag. Die erste Gemeinsamkeit der beiden Moden: Sie sind beide auf Lügen aufgebaut...


    mfg

    aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • .... es soll hier die Frage des Zusammenpassen zweier unterschiedlichen Moden diskutiert werden ....

    Da bietet sich doch die häufige und bestens dokumentierte Zusammenarbeit der "Hipsters" Nikolaus Harnoncourt mit dem sogenannnten "Opernverunstalter" Martin Kušej an.


    Unbenannt.jpg


    Spektakuärer Showeffekt in der Zauberflöte war die Königin der Nacht, die nicht auf der Schinkelschen Mondsichel stand, sondern durch die sich öffnende Tür eines Kühlschranks auf die Bühne trat.


    Unbenanntiu.jpg


    Kušej und Harnoncourt waren auch privat befreundet und haben sich ergänzt.

    Mehr in einem Interview von Anna Mika mit Martin Kušej

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Die Kühlschrankszene finde ich zwar nicht, aber der Kühlschrank spielt auch mit geschlossener Tür eine Rolle bei Elena Mosucs "Der Hölle Rache". Kalt ist es auch außerhalb des Geräts.


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Erklärungsversuch: Beides richtet sich gegen das Tradierte, gegen "Opas Theater". Auf der Bühne möglichst "aufregend", im Orchestergraben möglichst kratzig-verstörend. So trifft man das "abgehobene" Publikum, das natürlich angeblich keine Ahnung hat, doppelt. Kommen und zahlen sollen die Herrschaften natürlich weiterhin, da andernfalls das eigene Lebensmodell zusammenbräche.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Kühlschrankszene finde ich zwar nicht, aber der Kühlschrank spielt auch mit geschlossener Tür eine Rolle bei Elena Mosucs "Der Hölle Rache". Kalt ist es auch außerhalb des Geräts.

    Erklärungsversuch: Beides richtet sich gegen das Tradierte, gegen "Opas Theater". Auf der Bühne möglichst "aufregend", im Orchestergraben möglichst kratzig-verstörend. So trifft man das "abgehobene" Publikum, das natürlich angeblich keine Ahnung hat, doppelt. Kommen und zahlen sollen die Herrschaften natürlich weiterhin, da andernfalls das eigene Lebensmodell zusammenbräche.

    Grässlich! Obwohl ich nach wie vor der Meinung bin, dass "neue Wege" beschritten werden müssen/dürfen/sollen bei der Inszenierung, ist das hier Gezeigte einfach nur schauerlich und lächerlich. Da passen Musik und Bühnenbild wie die "Faust auf´s Auge" zusammen. Kühlschrank auf, Kühlschrank zu. Was uns der Regisseur allerdings verschweigt: Ob auch was Essbares drin war...

    "Von Herzen - Möge es wieder zu Herzen gehen"

    (Ludwig van Beethoven über den Beginn des "Kyrie" seiner "Missa Solemnis")

  • Erklärungsversuch: Beides richtet sich gegen das Tradierte, gegen "Opas Theater". Auf der Bühne möglichst "aufregend", im Orchestergraben möglichst kratzig-verstörend.

    Das trifft es ziemlich gut !!

    Absichtliches zerstören von Traditionen !!

    Egal wie - Hauptsache das Alte wird vernichtet.

    DAs Motiv mag sein, daß diese mittelmäßigen bis unterbegabten, teilweise auch dummen Personen sehr wohl wissen, daß sie mit den Standards der Vergangenheit nicht mithalten können und somit jede Vergleichsmöglichkeit ausschalten wollen.

    Wobei die beiden von mit angprangerten und beschriebenen Phänomene IMO nur der Ausdruck eines Weltbildes zu sehen sind: Man möchte Standes- Bildungs und Rassenunterschiede abschaffen, Benimm-Dich regeln ignorieren und Wertungen generell verbieten.

    Die Zerstörung der Kultur (der Dadaismus wird heute als "Kunst betraschtet !!) ist nur ein oberflächliches Symptom, für das was uns erwartet, wenn wir hier nicht energisch gegensteuern.

    Eine kleine Bemerkung am Rande, die scheinbar nichts mit dem Thema zu tun hat, aber dennoch entlarvend ist:

    Seit einige Wochen ist ein Tabu bei der Aufnahm zu Wiener Polizei gefallen: Es stellt nunmehr KEINEN Hinderungsgrund mehr dar, wenn der Anwärter SICHTBARE TATTOOS trägt.


    Zitat

    Auch mit Tattoos an sichtbaren Körperstellen kann man sich künftig bei der Österreichischen Polizei bewerben. Denn ab 1. Juni 2023 werden die Vorschriften gelockert.
    ÖSTERREICH. Schon bald stehen Tätowierungen einer Karriere bei der Polizei nicht mehr im Wege. Das kündigte das Innenministerium im März an – die neue Regelung tritt ab 1. Juni 2023 in Kraft.

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat von Alfred_Schmidt

    Sie sind beide auf Lügen aufgebaut

    Zitat von Joseph II.

    im Orchestergraben möglichst kratzig-verstörend

    Naja, dann kann ich ja meinen HIP Thread schließen!, da ich ja Lüge und kratzig verstörende Posts verbreite!

    Warum hat mir das vorher keiner gesagt, ich hätte mir unendlich viel Zeit sparen können!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • diese mittelmäßigen bis unterbegabten, teilweise auch dummen Personen

    Schon 1974 wies F. J. Strauß auf "spinnerte Studenten" und "aus dem Leim geratene Akademiker" hin. Längst sitzen genau diese Leute in den verantwortlichen Positionen. Da braucht man sich wahrlich nicht zu wundern.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • "aus dem Leim geratene Akademiker"

    Da wäre Herrn Strauß Sepp - wenngleich ohne Doktortitel - wohl zu entgegenen gewesen, dass sich derjenige, der im Glaushaus sitzt, besser im Dunkeln ausziehen sollte ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • DAs Motiv mag sein, daß diese mittelmäßigen bis unterbegabten, teilweise auch dummen Personen sehr wohl wissen, daß sie mit den Standards der Vergangenheit nicht mithalten können und somit jede Vergleichsmöglichkeit ausschalten wollen.

    Oh nein, dumm ist von den mutmaßlich gemeinten Herrschaften vemutlich kaum einer. Im Gegenteil, die meisten Macher von Regietheater beispielsweise sind keineswegs doof oder verstehen ihr Handwerk nicht, sondern sie sind vermutlich talentiert und könnten-wenn sie es denn wollten- durchaus sehr gut auch anders, nämlich "opamäßig traditionell".... wenn sie es denn wollten.


    Sie haben leider nur einen etwas - sagen wir- eigenwilligen Geschmack und sind weltanschaulich eher nicht konservativ unterwegs ( was kein Makel sein muss ;)). Hauptsächlich dreht es sich aus meiner Sicht um eines : Provokation-Provokation-Provokation.


    Plus natürlich eine gehörige Portion Selbstverliebtheit.


    Da ist die eigene Wichtigkeit zentraler als etwa das zugrundeliegende Werk und daraus resultierende Verbindlichkeiten.smilie_happy_319.gif smilie_happy_319.gifsmilie_happy_319.gif


    :jubel:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

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  • )Hauptsächlich dreht es sich aus meiner Sicht um eines : Provokation-Provokation-Provokation.

    Wenn Du auch nur einen schwachen Schimmer einer Ahnung hättest, wieviel hatte Arbeit nötig ist, um eine Inszenierung zustande zu bringen, wäre Dir Klar, dass das niemand mit dem Ziel machen würde, ein paar ihm unbekannte und vollkommen gleichgültige Leute zu ärgern. In Wahrheit steckt hinter dieser Behauptung, die man öfter mal hört, nur eine große Portion Überschätzung der eigenen Bedeutung bei denen, die grad äußern.

  • Naja, dann kann ich ja meinen HIP Thread schließen!, da ich ja Lüge und kratzig verstörende Posts verbreite!

    Warum hat mir das vorher keiner gesagt, ich hätte mir unendlich viel Zeit sparen können!


    LG Fiesco

    Wehe!

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Naja, dann kann ich ja meinen HIP Thread schließen!, da ich ja Lüge und kratzig verstörende Posts verbreite!

    Warum hat mir das vorher keiner gesagt, ich hätte mir unendlich viel Zeit sparen können!

    Vielleicht sollte ich meine Aussage etwas Präzisieren:


    Ich war von Anbeginn - aus historischen Gründen - interessiert an Aufnahmen mit "Originalinstrunmenten" (oder deren Nachbauten)

    Federführend in meiner Jugend war hier das Label "Harmonia Mundi" - ich glaube da war nicht mal die Trennung zwischen deutscher und französischer Harmonia Mundi vollzogen.Einerseits gab es Klaviersonaten, auf Flügeln aus Schuberts und Beethovens Besitz - oder auf Instrumenten, auf denen historisch belegt ist, daß sie zumindest einmal damit aufgetreten sind. Und dann gab es Aufnahmen aus dem Zedernsaal Schloss Kirchheim. Es spielte meist das Collegium Aureum. Der klang hatte etwas betörend Historisches - und man fühlte sich - nicht zuletz dank der suggestiven Werbung der aufwändigen Hochglanzkataloge - in ein anderes Zeitalter versetzt.


    Plötzlich war alles ganz anders. Harnoncourt und andere Interpreten traten auf - und boten einen harschen und oft "falsch" scheinenden Klang

    Plötzlich war es einigen Orchestern nicht mehr wichtig "Originalistrumente" zu verwenden , sondern man sielte (angeblich) "historisch informiert.

    Ich glaube nicht daß vieles so geklungen hat wie man uns heute weismachen will, Bach, Vivaldi und einige Barockkomponisten haben vom "Originalklang" (den ich von HIP unterschieden wissen will !!) teilweise gewonnen. Mozarts Klavierkonzert sind interessant und nicht unangenehm amcembalo oder Pianoforte. Schubert solle man zumindest mal auf einem Broadwood gehört haben. Beethoven ist am Pianoforte nicht ideal - er hätte ein modernes Instrument bevorzugt - war er duch zeitlebens auf der Suche nach den modernsten Klavieren mit dem grössten Tonumfang.

    Über all das kann man geteilter Meinig sein. Bemerkenswer auch, daß speziell DEUTSCH HIP Formationen aggressiv klingen. "The englisch Concert" unter Trvor Pinnock war trotz HIP klangschön.

    ABER niemand wird mir einreden können, daß Opern "modern" inszeniert werden müssen - und dazu "historisch korrekt" Musik daz gemacht werden muß.

    Es ist aus meiner Sicht etwa so, wie die vielen gefälschten , Bilder und Statuen (oft sogar zeitgenössische !) Reliqien und Edelsteine.....

    Aber mit Deinen Beiträgen zum Thema hat das IMO nichts zu tun....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Regietheater und HIP ein eklatanter Widerspruch“ zu „Regietheater und HIP - ein eklatanter Widerspruch“ geändert.
  • Wenn Du auch nur einen schwachen Schimmer einer Ahnung hättest, wieviel hatte Arbeit nötig ist, um eine Inszenierung zustande zu bringen, wäre Dir Klar, dass das niemand mit dem Ziel machen würde, ein paar ihm unbekannte und vollkommen gleichgültige Leute zu ärgern.

    Diese Arbeit ist in meinen Augen leider eine Verschwendung von Talent, Zeit und handwerklichem Können. Wenn die Vorlage, das zugrundeliegende Werk des ursprünglichen Schöpfers, für Normalsterbliche kaum noch wiedererkennbar ist- nicht nur, aber vor allem optisch- ist das Ergebnis für mich unbefriedigend. Es geht hauptsächlich um die Umsetzung des Willens des Regisseurs, ohne Rücksicht auf Verluste und wohl auch darum, Szenekollegen zu beeindrucken, wie weit man sich traut zu gehen und was für ein geiler Typ man ist. Und eben um Provokation, so meine ich. Der gemeine Zuschauer ist nebensächlich.


    In Wahrheit steckt hinter dieser Behauptung, die man öfter mal hört, nur eine große Portion Überschätzung der eigenen Bedeutung bei denen, die grad äußern.

    Kann sein. Entscheidend ist für mich aber letztlich immer noch, was hinten bei rauskommt. Und das ist oft Murks, obwohl es -unter streng theaterwissenschaftlichen Gesichtspunkten gesehen- vielleicht gerade noch als technisch korrekt durchgehen würde. Aber das sind Feinheiten des Innenlebens einer bestimmten, hauptsächlich um sich selbst drehenden Subkultur samt ihren ganzen Eitelkeiten und Befindlichkeiten, die für einen normalen Besucher, der eine bestimmter Erwartungshaltung bei der Ankündigung eines bestimmten, namentlich bekannten Opernwerkes mitbringt, in aller Regel nicht relevant sind.


    :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Aber das sind Feinheiten des Innenlebens einer bestimmten, hauptsächlich um sich selbst drehenden Subkultur samt ihren ganzen Eitelkeiten und Befindlichkeiten, die für einen normalen Besucher, der eine bestimmter Erwartungshaltung bei der Ankündigung eines bestimmten, namentlich bekannten Opernwerkes mitbringt, in aller Regel nicht relevant sind.

    Und warum sollte die Erwartungshaltung eines normalen oder unnormalen Besuchers von irgendeiner Relevanz bei der Erschaffung eines Theaterkunstwerks sein?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Es mag ja verschiedene Motive geben Regietheaterinszenierungen zu realisieren. Oft will der Regisseur seine Werke ins Publikum bringen

    Das interessiert sich aber mehreitlich nicht dafür sondern will Werke von "Großen Meistern" sehen.

    Als Ausweg bietet sich da das Verstecken hinter den Werken dieser großen Meister an. Man segelt quasi unter Falscher Flagge und dem selbst aufgestellten Postulat, der "Freiheit der Kunst" (wobei das Meist mit Kunst aber schon überhaupt nichts zu tun hat) UND mißbraucht schöne Stimmen um das Publikum in die Oper zu locken. Das Publikum geht in die OPer um die Stimme zu hören - oder dem vergötterten Star nahe zu sein - aber nicht um eine entstellende nszenierng zu sehen.

    Wenn das wirklich solche Mühe macht, dann ist das ein Armutszeugnis für die Macher - denn das Ergebnis ist meist schlechter als dereins bei Schüleraufführungen der Grundschule.

    Ähnlich ist es bei heutigen Aufführungen von Musik. Sie wird bewusst gegen den Strich gebürstet. Da man genau weiss daß das Publikum unter Normalumständen den grässlichen Klang der modernen Aufführungspraktiken nicht akzeptieren würde - versteckt man es hinter der Behaupting, so habe es zu Mozarts Zeit (etc) geklunge. Wer sich Je ein Gemälde von Fragonard oder Boucher etc angesehen hat, der wird erkennen, daß Musik des Rokoko niemals so aggressiv geklungen hat, wie man uns heute weismachen will

    PUNKTUM


    Mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Naja. Vielleicht es ja deshalb »historisch informierte Aufführungspraxis« und nicht »historische Aufführungspraxis«? Eben weil keine Rekonstruktion beabsichtigt ist, sondern Aufführungen, die in dieser unsere Zeit gehören und dem Stil der Zeit entsprechen? Das ist gar nicht anders als bei Furtwängler usw., nur dass sich die Zeiten geändert haben und damit auch der Stil. Und zu diesem gehört nun auch, dass man sich informiert, wie damals gespielt wurde, was in früheren Zeiten kaum interessierte. Das hieße dann, dass der Vorwurf, dass die Musik gar nicht so klingt, wie die Gemälde jener Zeit (wo kann man die eigentlich hören?) ins Leere geht, weil das gar nicht beabsichtigt ist. Und die Behauptung, dass modernes Musizieren nicht zum modernen Theater passt, würde sich in Luft auflösen. Was dann?

  • Eben weil keine Rekonstruktion beabsichtigt ist, sondern Aufführungen, die in dieser unsere Zeit gehören und dem Stil der Zeit entsprechen?

    Das mag schon sein - und da widerspreche ich nicht großartig:

    ABER: Der EINDRUCK sollentstehen, es handle sich - zumindest um "historische Nähe"

    Und das ist ABSICHT - denn wäre das Was Du behauptes (und ich zweifle eigentlich nicht daran) - die Wahrheit, dann würden viel das nicht interessieren.

    In Wahrheit wurde hier erneut ein verteckter hinterhältiger Weg gesucht - und gefunden - den Leuten einzureden, hier gäbs was kostbares Museales - und stattdessen so zu spiel, wie es "zeitgemäß" ist - was mormalewrweise auf breite Ablehnung der Klassikgemeinde stiesse.....

    Und die Behauptung, dass modernes Musizieren nicht zum modernen Theater passt, würde sich in Luft auflösen. Was dann?

    Was Dann?

    Dann würden die Leute sehen, daß man sie wissentlich betrogen hat - und ihnen unter dem Deckmantel "historisch" (mal abgesehen davon, daß viele gar nicht wissen was HIP bedeutet) - und der Widerstand würde weiter wachsen.

    Man könnte nun darauf bauen, daß die Generation der Kenner und Nörgler wegstirbt.

    Aber so einfach ist das nicht. Denn unabhängig von der Generation hört jeder (oder zumindest die meisten), daß das, was da viele Produzieren grauslich klingt - in Verbindung mit dem Regietheater ein wunderbarer Synergieeffekt.

    Was dann ?

    Da gibt es zwei Optione die mir spontan einfallen ?

    a) Man bekämpft die neuen Strömungen und gräbt alte Spielweisen aus (das ist möglich aber eher unwahrscheinlich)

    b) Man meint Oper biete keine ästethischen Genüsse mehr - schreibt sie als Kunstform ab - und Oper - und klassische Musik ist (weitgehend) Geschichte

    Ein kleiner harte Kern wird bleiben - so wie jene Leute, die noch Edison Phonographen oder Oltimer Automobile sammeln.


    Aber das iste ausser meiner Lebenserwartung - und ich sehe das entspannt - und mit einem Hauch Ironie


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred, ist schon OK, danke für deine Rückmeldung!


    Und der Kaiser hat sich nicht gemeldet, das heißt für mich, ........., denn ich habe noch keine kratzig-verstörende Aufnahme in den Händen gehabt und meine Ohren auch nicht gehört!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Und warum sollte die Erwartungshaltung eines normalen oder unnormalen Besuchers von irgendeiner Relevanz bei der Erschaffung eines Theaterkunstwerks sein?

    Guten Morgen Bertarido,


    was sollte denn sonst relevant sein?


    Für wen ist denn das Ergebnis dieser Erschaffung eines Theaterkunstwerkes eigentlich gedacht?


    Nur für den Erschaffer selber oder für die Rezipienten/Besucher ? smilie_tra_188.gif


    :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Vielleicht ist Die ja schon mal aufgefallen, dass keineswegs alle Deiner Meinung sind? Warum also, so ist die Frage zu verstehen, soll Deine Vorliebe oder Abneigung relevant sein und nicht die eines anderen, der Deine Meinung nicht teilt?

  • Vielleicht ist Die ja schon mal aufgefallen, dass keineswegs alle Deiner Meinung sind?

    Ich glaube nicht, irgendwo geschrieben zu haben, dass alle meiner Meinung sind. Wenn doch, dann war das nicht absichtlich. Aber egal. Um zu präzisieren: ich schreibe meine Privatansichten stellvertretend (wie anmaßend!) für jenen Teil des Opernpublikums, das modernen Inszenierungen kritisch gegenbersteht oder komplett ablehnt. Übrigens bin ich keinewegs in allen Lebensbereichen so konservativ wie in meiner Vorstellung, wie die Präsentation einer namentlich plakatierten bestimmten Oper aussehen sollte. Aber in dieser Beziehung dann eben schon.


    Warum also, so ist die Frage zu verstehen, soll Deine Vorliebe oder Abneigung relevant sein und nicht die eines anderen, der Deine Meinung nicht teilt?


    Meine bescheidene Meinung und privaten Vorlieben sind in keiner Weise relevant. Ich bin nur Hobbyhörer und -sammler und nur noch seltenener Besucher von Liveaufführungen. Die Macher von Regietheater und ihre Ambitionen sind viel wichtiger. Die sind nämlich die großartigen Künstler und Profis, um die sich das Opernuniversum zu drehen hat. Meine Äußerungen sind also, um es noch einmal zu wiederholen, stellvertretend für einen bestimmten Teil des Publikums zu verstehen, der eine gewisse Vorstellung davon hat, wie die werknahe Umsetzung einer Vorlage aussehen sollte. Von Theaterwissenschaft und Dramentheorie habe ich keine Ahnung, mich interessiert als Genießer das Endergebnis, was "da oben"zu sehen und zu hören ist und da gefällt mir und mutmaßlich einigen anderen "Staubis" so manches nicht, was da so heutzutage alles angeboten wird.


    ( Außerdem diskutiere ich gern völlig ahnungsfrei in Regietheaterthreads mit, das ist hier im Forum traditionell Kult, macht großen Spaß und ist ein weiteres großes Hobby von mir. Aber pssst, bitte nicht weitersagen. ;))


    Schönen Sonntag noch....MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Gegen "Originalklang", wie er zu Beginn der Bewegung angestrebt wurde, habe ich überhaupt nichts einzuwenden. Es wurden gute Beispiele wie das Collegium aureum angeführt. Und es gab auch später immer wieder Interpreten, die man sich m. E. mit Gewinn anhören kann, etwa Frans Brüggen und bis heute Jordi Savall, wo man nicht den Eindruck hat, da wird auf Gedeih und Verderb alles gegen den Strich gebürstet und heruntergehetzt. Dann gibt es aber auch viele Darbietungen, die sich HIP heißen und wo ich mich - ähnlich wie Alfred - frage, ob das damals wirklich so ähnlich geklungen hat. Ich kann es mir in vielen Fällen nicht vorstellen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Meine Äußerungen sind also, um es noch einmal zu wiederholen, stellvertretend für einen bestimmten Teil des Publikums zu verstehen, der eine gewisse Vorstellung davon hat, wie die werknahe Umsetzung einer Vorlage aussehen sollte.

    Anscheinend ist es sehr schwer zu verstehen. Also noch mal: Es gibt Leute, die mögen dies, und es gibt Leute, die mögen das. Du meinst nun, einzig die Wünsche der Leute mit der Vorliebe für dies müssen für die Macher relevant sein. Die Frage ist, warum das so sein soll. Warum nicht die Wünsche der Leute mit der Vorliebe für das?


    Es ist eines zu sagen, dass einem etwas gefällt oder nicht, ein anderes ist zu fordern, dass zu geschehen hat, was einem gefällt. Ersteres steht jedem frei, letzteres keinem.

  • Es gibt Leute, die mögen dies, und es gibt Leute, die mögen das. Du meinst nun, einzig die Wünsche der Leute mit der Vorliebe für dies müssen für die Macher relevant sein.

    Für die Macher von Theasterinszenierungen war immer nur eines relevant:

    Der Text im Libretto und die Noten in der Partitur - und die Regieanweisungen des Librettisten.


    Da bedarf es nich MEINE oder DEINER Meinung. das ist Fakt.

    Da brauche ich nicht am Begriff Werktreue oder Vorliebe herumdeuteln

    oder Sophismen einzusetzen um das Abgelehnte durchsetzbar zu machen


    Du meinst nun, einzig die Wünsche der Leute mit der Vorliebe für dies müssen für die Macher relevant sein. Die Frage ist, warum das so sein soll. Warum nicht die Wünsche der Leute mit der Vorliebe für das?

    WEil die Anzahl der Vorlieber der Leute "für das" ene extrem Minderheit sind - die sich - aus unerfindlichen Gründen -in Schlüsselpostionen gegievt gat, wa o dann der Schwanz mit dem Hund wedelt.


    Regietheater ? Von mir aus

    Aber nicht an den von Adeligen und dem gehobenen Bürgertum gebauten Opernhäuser - sondern dort wo es hinpasst: In die Tiefgaragen, Höfe von Strafanstalten :baeh01: , Säle von einschlägig politischen Institutionen und irgendwelchen eigens dafür errichteten Betonbauten....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Für die Macher von Theasterinszenierungen war immer nur eines relevant:

    Der Text im Libretto und die Noten in der Partitur - und die Regieanweisungen des Librettisten.

    Ich bin nicht sicher, wie das zu verstehen ist. Wenn es eine historische Anmerkung sein soll, ist sie falsch. Der Gedanke, dass das Theater sich an die Wünsche des Autors zu halten hat, kommt erst sehr, sehr spät in der Theatergeschichte, nämlich Ende des 19. Jahrhunderts auf und wurde bis in die Mitte des 20. hinein nur äußerst selten umgesetzt. Vorher wäre niemand auf die Idee gekommen, ein Stück ohne zum Teil heftige Eingriffe zu spielen.


    Sollte das aber eine Festlegung sein, an die sich sich Theaterleute zu halten haben, erhebt sich wieder die alte, nach wie vor unbeantwortete Frage, wer das festlegt und mit welchem Recht. Irgendwelche gefühlten Privatstatistiken helfen da gar nichts. Zumal Kunst noch nie eine Frage von Mehrheitsentscheidungen war und selbstverständlich auch nicht sein kann.

  • Heute ist wieder Murmeltiertag im Tamino-Regietheaterforum. I love it! :jubel:

    Du meinst nun, einzig die Wünsche der Leute mit der Vorliebe für dies müssen für die Macher relevant sein.

    Einzig nun auch wieder nicht. Ich weiß immer gar nicht, wo ich das alles geschrieben haben soll. Ich kann ja schließlich nicht jeden meiner Sätze mit "Meiner Meinung nach sowie derer, die der gleichen Meinung wie ich sind....." oder so beginnen. Wer gewagte und sehr frei interpretierte Inszenierungen bestimmter klassischer Opern sehen will, sollte das unbedingt tun. Nur sollte das der Gerechtigkeit Willen dann auch entsprechend als "Eperimentelles Musiktheater von Herrn sowieso frei nach der Vorlage , nach Motiven von sowieso, unter der Verwendung der Musik von sowieso" oder so ähnlich ausgewiesen werden. Den Macher sollte jedoch, wenn er -ausdrücklich so plakatiert- sich berühmter Namen und Werke der Vergangenheit bedient, noch irgendwo interessieren, was ein nicht unerhebliches Teil seines Publikums daraufhin erwartet oder will er mit aller Macht und Berufung auf die Kunstfreiheit jeden Mist verzapfen können, ohne dass das kritisch hinterfragt werden darf?


    Die Frage ist, warum das so sein soll. Warum nicht die Wünsche der Leute mit der Vorliebe für das?


    Es ist eines zu sagen, dass einem etwas gefällt oder nicht, ein anderes ist zu fordern, dass zu geschehen hat, was einem gefällt. Ersteres steht jedem frei, letzteres keinem.

    Wir sind hier schnell wieder bei diesen ganzen Fragen rund um Werktreue/-gerechtigkeit, warum sie Verbindlichkeiten schafft, wenn man sich eines bestimmten Werkes bedient und so weiter. Holger hat hier am Beispiel von "Hänsel und Gretel" für mich sehr einleuchtend ausgeführt, wieso dies kein neuzeitliches Päderastendrama, sondern eine romantische, biedermeierliche Märchenoper ist und von dieser Prämisse ausgehend auch wie eine Umsetzung ungefähr aussehen sollte. Giancarlo Del Monaco ( ich bin Fan seines Vaters MDM) hat hier an den Intentionen von Engelbert Humperdinck vorbeiinszeniert. Klar kann er das tun, weil er einen er anderen theaterwissenschaftlichen ( konstruktivistisch heißt das wohl, wenn ichs richtig gelernt habe ) Denkschule angehört aber mit der ursprünglichen Idee des Komponisten hat das wenig bis nichts zu tun und er muss sich deshalb entsprechende Kritik gefallen lassen. Dem Regisseur ist anscheinend piepegal, was er aus dem Stoff macht, wenn er nur seinen Willen durchsetzt, aber einem Teil des Publikums eben nicht. Zu dem gehöre ich und einige andere.


    Diese ganzen Diskussionen sind so herrlich absurd und ich liebe sie deshalb, weil, wie an anderer Stelle von Bertarido mal ganz gut zusammengefasst, eigentlich keine gemeinsame Diskussionsgrundlage besteht. Das ist ungefähr so, als würde ein Klimawissenschaftler mit einem Verschwörungstheoretiker über die Ursachen der Erderwärmung diskutieren wollen: Der eine erkennt die Prämissen und Quellen des jeweils anderen gar nicht erst an und darum diskutieren beide stets so herrlich aneinander vorbei.


    Na dann, bis später!


    MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<