Antonio Vivaldi: Die Oboenkonzerte

  • Ich bin ein großer Freund der Oboe und dazu ein Fan der Oboenkonzerte Vivaldis. Doch einen Thread zu dieser Werkgruppe habe ich nicht gefunden. Deshalb eröffne ich diesen hier, mutmaßlich ein kleiner Nischen-Thread.


    Im Ryom-Verzeichnis sind die Obenkonzerte unter den Nummern RV 446 bis 465 zu finden. Dazu kommen drei Konzerte für zwei Oboen RV 534 bis 536 (das RV ist nach Anzahl der Soloinstrumente strukturiert). Und das ursprünglich als Violinkonzert gezählte Werk RV 184 reiht sich ebenfalls noch ein. Man kommt also auf 24 Konzerte. Das meint die 'reinen' Oboenkonzerte, nicht die Konzerte für mehrere verschiedene Instrumente, wo auch Oboen vorkommen.


    Am bekanntesten ist wahrscheinlich das a-Moll-Konzert RV 461. Ich mag am liebsten RV 451 und 453. Ich werde diese und einige andere hier vorstellen.


    Es gibt einige sehr hörenswerte GA, dazu gelungene Einzelaufnahmen:


    L'Arte dell'Arco mit Fabretti an der Oboe (hier ist mir das Cembalo oft etwas zu dominant):


    Hier eine schöne Sammlung (nicht ganz vollständig) aus Perugia mit Thomas Indermühle:


    Ich persönlich mag die Aufnahmen mit Burkhard Glaetzner, die einst in der 40-CD-Box von Brilliant enthalten waren. Es gibt noch einige davon zu haben:


    Ausgewählte Konzerte mit Heinz Hollinger

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Oboenkonzert RV 451

    Das Allegro molto dieses C-Dur-Konzertes glänzt mit einem großartigen Hauptthema. Das eingängige Ritornell besteht aus einem verschnörkelten Motivbaustein, der zu pochenden Begleitakkorden dreimal in Folge absteigend wiederholt wird, bevor es zu Echo-Effekten der Streicher kommt. Die Solooboe bearbeitet den Gedanken sogleich, ohne ihn im gesamten Satz ein einziges Mal wortgetreu wiederzugeben. Der Satz verklingt mit barocker Spielfreude. Das Largo wird durch einen subtilen schreitenden Grundrhythmus bestimmt. Die Oboe fantasiert hierzu in weiten Bögen ein konturloses Thema. Größtenteils geschieht dies auf einem schwebenden Untergrund, da der Generalbass im gesamten Mittelteil schweigt. Das abschließende Allegro beginnt mit einem forsch aufsteigenden Motiv, welches analog zum ersten Satz mehrfach wiederholt wird. Die Oboe übt sich in den Soli einmal mehr in virtuosen Umspielungen und Entwicklungen des Themas ohne dabei einen gewissen lyrischen Grundton zu verlieren.


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Oboenkonzert RV 453

    Der unbestrittene Höhepunkt dieses Konzertes ist der gefällige Kopfsatz. Dieses Allegro wird durch ein markantes Ritornell geprägt, welches in seiner Melodik an ein fröhliches Lied erinnert. Das freudig aufsteigende Thema singt sich in barocker Spielfreude aus und wird zu einem brillanten Schluss geführt. Die Solooboe spielt es in manchen Aufnahmen durchgängig mit dem Tutti mit (bei L'Arte dell'Arco aber zum Beispiel nicht). Im Mittelteil kommt es zu reizvollen Bearbeitungen des Themas durch die virtuose Oboe. Das verkürzte Ritornell beendet den mitreißenden Satz. Largo (eine schreitend-klagende Melodie ohne größere Artikulation) und Schluss-Allegro (ein freudiges Unisono-Thema mit Umspielungen der Oboe) sind knapp gehalten und fallen im Verhältnis zum Kopfsatz meiner Meinung nach ein wenig ab.


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Lieber Tristan ,

    ich mag die Oboe als Soloinstrument auch sehr gerne, auch die Oboe als Orchesterinstrument (kurze Soli?) höre ich auch sehr gerne.

    Danke für diesen thread und danke für die vielen CD Vorschläge.


    Ich habe noch nichts von den Vivaldi Oboenkonzerten und werde da bestimmt mal reinlauschen (youtube und so)


    Peter

  • Ich habe noch nichts von den Vivaldi Oboenkonzerten und werde da bestimmt mal reinlauschen


    Danke - schon wieder !

    Die Oboenkonzerte sind wie ich finde eine tolle Werkgruppe bei Vivaldi!

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Oboenkonzert RV 447

    Das Allegro beginnt mit einem verhaltenen, zögernd klingenden Ritornell. Es ist durch absteigende Tonleitern charakterisiert. Das Solo übernimmt dieses Motiv zunächst notengetreu, bevor es zu brillanten Umspielungen ausholt. Im Verlauf des Satzes steigert sich die Virtuosität bei gleichbleibender Thematik. Das Larghetto wird von einigen absteigenden, harmonisch interessanten Akkorden geprägt. Auf dieser Basis entwickelt die Oboe ein zögerndes Thema, das kein Ziel zu kennen scheint.

    Das Hauptgewicht dieses Konzertes liegt aber auf dem langen Schlusssatz, ein schnelles Menuett. Das Tutti akzentuiert den Tanzrhythmus in einem ausführlichen Ritornell. Das Solo nimmt das Hauptthema zunächst nicht auf, sondern exponiert virtuose Läufe im Menuett-Rhythmus. Eine Steigerung erreicht Vivaldi durch das Zusammenspiel dieser virtuosen Skalen mit dem im Generalbass auftauchenden Grundrhythmus' des Menuetts. Der Mittelteil wendet sich nach Moll und bringt eine wehmütige Melodie des Soloinstruments, abgleitet vom Hauptthema. Fast liegt hier ein kleiner Variationssatz vor.




    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Es ist ein wahrer Segen für das Forum, daß wir mit Tristan2511 einen Freund und Kenner der Barockmusik - wie wir jetzt sehen -über Bach hinaus - ins Forum bekommen haben


    Ich habe sofort in meiner Sammlung zu stöbern begonnen und die Gesamtaufnahme mit Fabretti gefunden, da liegt jetzt mal die erste CD im Player. Die beginnt mit RV 449.

    Einzelaufnahmen - den Beschreibungen von Tristan 2511 folgend werde ich zu einem späteren Zeitpunkt - in einer meiner schlaflosen Nächte - hören.


    mfg aus Wien

    Alfred

    PS: Beim Abhören ist ein Dauerfehler (ständiges Klicken) aufgetreten, der sich indes als Inkompatibilität mit einem meiner beiden Computerlaufwerke herausgestellt hat. Derzeit läufts ohne Beanstandung.:)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Neugierig geworden, habe ich auch mal in der Sammlung gestöbert und habe ein sehr mageres Ergebnis.

    Lediglich RV 454 habe ich gefunden. Mit dem Rundfunk-Kammerorchester Leipzig unter Herbert Kegel. Und damals sicher nicht wegen Vivaldi gekauft, sondern wegen Herbert Kegel.

    Ich werde mich mal - im Wortsinne - ein bißchen umhören. Vielleicht habe ich ja was verpasst.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Das motiviert natürlich zu weiteren Vorstellungen.


    Oboenkonzert RV 452

    Dies ist mit nur etwa 6 Minuten Spielzeit das kürzeste Oboenkonzert Vivaldis. Das muntere Allegro beginnt mit dem verschnörkelten Ritornell einer fröhlichen Melodie. Die Oboe nimmt dieses Thema unverändert auf, färbt es mit ihrem wehmütigen Klang jedoch interessant ein. In seiner ganzen Konzeption weist dieses Allegro auf die Orchestermusik Händels. Im schnellen Wechsel von Tutti und Solo entwickelt sich das Ritornell seinem unvermittelten Ende entgegen. Höhepunkt des Konzertes ist das eindrucksvolle Adagio. Die Oboe exponiert sogleich eine klagende Melodie auf der Begleitung der tremolierenden Streicher. Der Klang wird durch eine Laute im Generalbass angereichert. Die Klage der Oboe steigert sich im folgenden zu einer verzierten 'endlosen Melodie'. Viel zu schnell verklingt der bewegende Satz. Es folgt ein mit markanten Akkorden eingeleitetes Allegro, das erneut an Händel erinnert. Die Oboe entwickelt das kurze Hauptthema in ihren Soloteilen, die sich in kurzen Intervallen mit dem Tutti abwechseln.


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Derzeit höre ich RV 451 - entsprechend der Reihenfolge von Tristan 2511. - und ich bin begeistert.

    Man solllte nicht den Fehler machen - was ich gestern getan habe - kritiklose eine gesamte CD "durchzuhören". Die Aufmerksamkeit lässt nach und man beurteilt die Werke als "seicht" - was nicht der Realität entspricht.

    Ich werde mich mal - im Wortsinne - ein bißchen umhören. Vielleicht habe ich ja was verpasst.

    Die von mir hier gezeigte 3 CD Box ist -überraschendermweise - nach zehn Jahren seit ihrem Erscheinen - noch immer verfügbar

    Im jpc Bereich hat EIN "Rezensent" mit Nickname "Musiksachverständiger 67 sie als : Weder "traumhaft", noch "magisch" oder "ausgezeichnet", sondern ordentlich (immerhin...).

    bezeichnet. Dafür wurde er von den restlichen Amateurezensenten quasi "abgewatscht., die vor Begeisterung überschäumten.Vermutlich haben beide Seiten recht. Der "Musiksachverständige 67" beanstandete unter anderem die Auswahl. Es waren einige Zuschreibungen bzw. "unterschobene" Konterte (RV464, RV465 RV 456, mit aufgenommen, die er nicht zu den "Kostbarkeiten der Barockmusik" zählt, er hätte lieber 3 andere Konzerte, welch mit 2 Oboen etc... hier geshen. Seis drum

    Wahrscheinlich haben beide Seiten recht, je nach Standpunkt. Ich hatte allerdings nicht den Eindruck, daß hier die Aufnahme schlecht gemacht werden sollte, er wollte ein Gegfengewicht zu den euphorischen Bewertungen der Anderen herstellen.

    Persönlich finde ich die Aufnahmen für sehr gelungen, auch von der Tontechnik her. Die Oboe scheint sich förmlich im Hörraumm zu befinden.

    Ich habe die Konzerte natürlich nicht musikwissenschaftlich analysiert, aber einfach mit Genuss gehört- und da lässt die Aufnahme IMO wirklich keine Wünsche offen.

    Es ist übrigen interessant wie unterschiedlich -beispielsweise RV 541 interpretiert wird (Clip saus dem Internet gehört)und hier macht die genannte Aufnahme IMO eine gute Figur.



    mfg aus Wien

    Alfred


    PS: Der Preis ist übrigens auch ein "Hammer"

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Als Oboe spielender Amateur muss ich mich hier melden. Wenn mich meine Ohren nicht täuschen, spielt Pierluigi Fabretti auf einem Nachbau eines historischen Instrumentes. Die Produktinformation bestätigt meinen Höreindruck.


    Seine Mitmusiker des Arte dell' Arco unter der Leitung Federico Guglielmo spielen auf gleich hohem Niveau wie der Solist. Ich habe mir das Konzert a-Moll RV 461 angehört. Das ist mit seinen Verzierungen im Larghetto differenziert wiedergegeben. Das Continuo-Cembalo mögen manche aufdringlich empfinden. Die kleine Besetzung bekommt den Werken gut.


    Pierluigi Fabretti ist ein Meister auf seinem Instrument: lupenreine Intonation, schön gestaltete Bögen, tadellose Phrasierungen. Dass er sich mit diesen Konzerten intensiv beschäftigt hat, ist die Tatsache, dass er eine Notenedition aller Vivaldi-Konzerte für Oboe herausgegeben hat.


    Luigi Fabretti ist für seine Darbietungen auf historischen Instrumenten bekannt, die auf dem barocken bis romantischen Repertoire basieren.

    Nachdem er 1982 am Konservatorium von Venedig ein erstklassiges Diplom erworben hatte, spielte er in verschiedenen Symphonie- und Opernorchestern die erste Oboe und widmete gleichzeitig der zeitgenössischen Musik große Aufmerksamkeit.

    Seit 1992, als er zum Solo-Oboisten des European Union Barockorchesters (EUBO) ernannt wurde, konzentriert er sich ausschließlich auf Aufführungen mit historischen Instrumenten. Seit 1996 ist er Solo-Oboist bei Les Arts Florissants und von 1998 bis 2008 Erster Oboist bei Concerto Köln. Derzeit erster Oboist der Academia Montis Regalis, deren Mitglied er ist, arbeitet er regelmäßig mit bedeutenden Barockorchestern wie I Barocchisti, La Scintilla und dem Kammerorchester Basel zusammen, mit denen er häufig in Europa, den USA, Asien und Südamerika auf Tournee geht .

    Fabretti hat außerdem eng mit Il Giardino Armonico, L'Europa Galante, La Petite Bande, L'Orchester des Champs-Élysées, Le Cercle de l'Harmonie, Orquesta Barroca de Sevilla, Piccolo Concerto Wien und dem Balthasar-Neumann-Ensemble zusammengearbeitet andere unter der Leitung von Dirigenten wie William Christie, René Jacobs, Alessandro De Marchi, Diego Fasolis, Giovanni Antonini, Daniel Harding, Enrico Onofri, David Stern und Sigiswald Kuijken. Seine zahlreichen Aufnahmen fanden großen Anklang bei der Kritik.

    Pier Luigi Fabretti ist seit 2014 bei ILMA tätig.


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Oboenkonzert RV 461

    Schon gelegentlich erwähnt wurde dieses a-Moll-Konzert. Ich glaube es ist das bekannteste Oboenkonzert Vivaldis, jedenfalls ist es das einzige das mir gelegentlich im Konzertleben und außerhalb der gezielten Beschäftigung mit Vivaldis Oboenkonzerten begegnet. Es ist großartige, virtuose Musik.

    Das elegante Ritornell des Allegro wird durch einen markanten Schnörkel bestimmt, der sofort harmonisch verändert wiederkehrt. Dieses Motiv bestimmt den gesamten Satz, denn auch die Oboe übernimmt diesen Baustein in jedem ihrer Soli. Im zweiten Solo entwickelt die Oboe darüber hinaus eine Art Gegenmelodie, die in Ansätzen einen 'Krebs' des Hauptthemas darstellt. In größter barocker Spielfreude endet der Satz. Das Hauptthema des Larghetto hat mit seinen langsam aufsteigenden Akkorden einen hymnischen Charakter. Die Solooboe, wie gewohnt ohne Generalbass, erfindet eine ergreifende Kantilene auf Grundlage der Akkordfolge des Hauptthemas. Immer neue Fortsetzungen findet der traurig-schöne Gesang der Oboe, die in einem großen Melodiebogen immer weiter fließt. Höchst virtuos gibt sich das abschließende Allegro. Ein schnell auf- und absteigendes Thema verleiht dem Satz Kehraus-Charakter. Die Solooboe findet in ihren Soli lyrischere Zwischentöne, ohne dabei Tempo aus dem musikalischen Geschehen zu nehmen.


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Wo wir grade bei a-Moll-Konzerten sind: Oboenkonzert RV 463

    Dieses weitere Oboenkonzert in a-Moll ähnelt in Klang und Duktus dem Schwesterwerk RV 461. Das Allegro beginnt mit einem ganz ähnlichen Thema: Der markante Schnörkel taucht erneut auf, bleibt aber im Tutti verhaftet und führt nicht zum eigentlichen Hauptthema. Dieses exponiert die Solooboe wenig später aus der Einleitung heraus. Es bleibt weniger profiliert als in RV 461. Im Largo exponiert die Oboe einen klagenden Gesang auf repitierten Tönen der Streicher. Auf einen wiederholten A-Teil, folgt ein erweiternder B-Teil. Das abeschließende Allegro fasziniert durch seine kontrapunktische Struktur. Es ist dies einer der wenigen explizit im Fugato-Stil gehaltenen Konzertsätze Vivaldis. Das absteigende Ritronell-Thema wird sogleich durchgeführt und erst der Eintritt der Solooboe beendet das Fugato. Die Oboe beteiligt sich im folgenden Satz kaum an der Kontrapunktik der Streicher, so dass das Fugato im Ritornell verbleibt und die Oboe sich dazwischen frei aussingt. Dem Tutti-Part kommt in diesem Satz somit ein größeres Gewicht als üblich zu.


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Noch so eine kleine Perle: Oboenkonzert RV 455

    Der Kopfsatz (Ohne Tempoangabe) zieht seinen Reiz aus dem klangvollen Zusammenspiel von Tutti und Solooboe. Das Ritornell mit seinem stampfenden Unisono-Thema wird sofort mit der Solooboe bereichert. Nichtsdestotrotz stimmt sie wie üblich immer wieder anspruchsvolle Soli an. So hat es einen besonderen klanglichen Reiz, wenn die Oboe den brillanten Schluss der zweiten Wiederkehr des Ritornells mitgestaltet und sich gleich darauf mit ihrem nächsten Solo aus dem Tutti erhebt. Das Grave beginnt mit dem Vortrag des liedhaften Hauptthemas allein durch die Oboe. Zu ihrem sich entfaltenden Gesang gesellen sich wie üblich nur die hohen Streicher, die das Thema zeitweise kanonisch aufnehmen. Das abschließende Allegro erinnert mit seinem vollen Streicherklang in den symptomatischen Akkord-Repetitionen an die Violinkonzerte und Concerti Vivaldis. Sogleich übernimmt die Oboe dieses Motiv, was mit höchsten technischen Schwierigkeiten verbunden ist. In der Folge kommt es auch zu kontrapunktischen Verarbeitungen, wenn die Streicher eine Gegenmelodie zum Solo der Oboe erfinden.


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Oboenkonzert RV 454

    Dieses Konzert ist eigentlich ein Solokonzert für Orgel und Oboe. Das Allegro beginnt mit einem drängenden und forschen Thema, welches eher harmonisch als melodisch interessant ist. Es wird von schnellen Läufen der Orgel umspielt. Die Oboe vermag es anschließend ein wenig Gesanglichkeit in den Satz zu bringen. Im zweiten Solo tritt die Orgel umspielend zur Oboe hinzu. Das Largo wird durch eine Kantilene der Oboe auf Akkorden der Orgel geprägt. Im Satzverlauf ergänzt die Orgel die Melodie der Oboe mit eigenen Läufen und lässt fast einige Kontrapunkte entstehen. Der Satz endet mit einer klagenden Solokadenz der Oboe. Das Allegro ist ein äußerst schneller Kehraus-Satz. Im Grunde besteht das von der Orgel unterstützte Ritornell nur aus einem Zweiton-Motiv mit Akzent auf dem ersten Akkord. In den Soli wird der Oboe höchste technische Schwierigkeit abverlangt.


    In dieser Aufnahme wird leider auf die ursprünglich obligate Orgel verzichtet

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Konzert für 2 Oboen RV 536

    Für mich das schönste Konzert für zwei Oboen. Die Musik ist brillant, klangschön, begeisternd. Der leidenschaftliche Kopfsatz (Ohne Tempoangabe) beginnt mit einem markanten Motiv der beiden häufig im Terzabstand geführten Oboen, das man sich auch in einer Bachkantate vorstellen könnte. Die den g-Moll-Tonraum auslotenden Skalen und Figuren wirken brillant und voller Spielfreude. Für mich ist das Musik die unglaublich viel Spaß macht und im Kopf bleibt. Im Largo etablieren die weiterhin im Terzabstand agierenden Oboen ein zögernd schwärmerisches Thema, welches jeweils durch das einsetzende Tutti Schwung erhält. Allzu schnell findet die Musik zu Schlussformeln. Das Finale (Allegro) erinnert im Duktus wieder an den Kopfsatz. Hier verhalten sich die beiden Soloinstrumente zueinander gelegentlich ganz leicht kontrapunktisch. Sehr deutlich sind in diesem Satz Tutti und Soli voneinander abgehoben.


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • So,


    ich folge Alfreds Rat, erstmal hier lesen und nicht einfach drauf los hören. Heute ist die 3er CD Box ( Glaetzner ) angekommen und ich höre RV 454. Mit der Orgelbegleitung. Herrliche Musik ! Leider kenne ich den gender gerechten Ausdruck für herrlich nicht. Fraulich bedeutet ja was völlig anderes, vielleicht eslich oder diverslich ? :)





  • Oboenkonzert RV 457

    Das Allegro dieses F-Dur-Konzerts ist durch ein umfängliches und mehrteiliges Ritornell gekennzeichnet. Es beginnt mit dem F-Dur-Akkord in alternierenden Oktaven und einigen daraus hervorgehenden Verzierungen der Streicher. Hierauf erfolgt ein mit Pizzicati begleitetes, eher harmonisches Motiv. Die Solooboe übernimmt in ihrem ebenfalls zweigeteilten Solo interessanterweise die Begleitfiguren der beiden Teile des Ritornells. Der recht lange Satz wirkt in seiner unmelodischen Anlage und strikten Tutti-Solo-Abfolge zugegeben ein wenig träge. Das schreitende Andante ist hingegen von höchstem Ausdruck und großer Brillanz. Das elegante Hauptthema steht im langsamen Menuett-Rhythmus. Die Oboe übernimmt dieses Menuett-Thema und bearbeitet es. Hierbei verlässt sie einige Male den vorgegebenen Menuett-Rhythmus, indem sie ohne Auftakte agiert. Erst der zurückkehrende Generalbass kann die Melodie der Oboe zum Ausgangsrhythmus zurückbringen. Das Allegro hat ein typisches Unisono-Thema, welches im Abgesang mit einigen Trillern der Streicher verziert wird. Die Oboe exponiert eine vergnügt-tänzerische Melodie auf dieser Grundlage. Auch sie bestreitet ihre Soli mit den markanten Trillern des Ritornells.


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Vivaldi: Oboenkonzerte mit Burkhard GLAETZNER und das neue Bachsch Kollegium unter Max Pommer


    Ende Jänner gebrauch bestelltt - Ich habe schon gar nicht mehr damit gerechnet - kam heute aus irgendeinem Winkel des Erdballs diese drei CD Box in quasi neuwertigem Zustand bei mir an.

    Da das Kammerorchester auf moderenen Instumenten spielt (was ich bei Wiener Klassik bevorzuge, aber bei Barock skeptisch bin) habe ich diese Aufnahmen"übersehen"

    Dazu kommt, daß ich italienischen Barock üblicherweise von italienischen Ensembles bevorzuge.

    Aber diese Aufnahmen wurden einerseits hier mehrfach erwähnt - und haben mich andrerseits durch ihreren wunderbaren Klang überzeugt.

    Es war kaum möglich sie aufzutreiben. Aber nun sind sie hier....


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    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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    Ich habe nun 2 der drei CDs dieser Box gehört. Musikalisch gibt es eigentlich nicht viel auszusetzen.

    Allerdings empfinde ich die Aufnahmen as wesentlich weichgespielter, als jene der italienischen Ensembelsmit Originalinstrumenten

    Zudem orte ich einen "deutschen" Unterton - es fehlt das Spritige, da man heut so gern mit Vivaldi in Verbindung bringt- ohne daß dieser Anspruch irgendwo Ermunterung fände - es ist halt die Lesart unserer Tage. Die war - als diese Aufnahmen gemacht wurden - noch nicht in Mode. Sie klingt daher ein wenig "brav" - und ein wenig Bach der 80iger Jahre klingt auch mit.

    Wenn man das Veröffentlichungsjahr 1988 einbezieht, dann ist es eine hochkarätige Aufnahme

    Es gab zwar damals schon "moderneres"Interpretationen von Vivaldis Konzerte ("The English Concert" unter Pinnock) - aber das waren damals sozusagen Pioniere oder Aussenseiter....


    mfg aus Wien

    Alfred


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe die Oboenkonzerte Vivaldis mit Glaetzner kennengelernt. Ich bin da deshalb wahrscheinlich ein wenig nostalgisch - aber mir gefallen diese Aufnahmen ungemein.

    Das etwas zurückgenommen spritzige und schroffe tut den Konzerten durchaus gut, es betont nämlich die gesangliche und oftmals leicht wehmütige Klangwelt dieser Konzerte. Eben diese Charakteristik weist der Oboenklang ja ganz allgemein auf und ist einer der Gründe, warum ich dieses Instrument und diese Werkgruppe bei Vivaldi so mag.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ich habe die Oboenkonzerte Vivaldis mit Glaetzner kennengelernt. Ich bin da deshalb wahrscheinlich ein wenig nostalgisch - aber mir gefallen diese Aufnahmen ungemein.

    Das etwas zurückgenommen spritzige und schroffe tut den Konzerten durchaus gut, es betont nämlich die gesangliche und oftmals leicht wehmütige Klangwelt dieser Konzerte. Eben diese Charakteristik weist der Oboenklang ja ganz allgemein auf und ist einer der Gründe, warum ich dieses Instrument und diese Werkgruppe bei Vivaldi so mag.

    So sehe/höre ich das auch - eine tolle Box !