Tristan und Isolde - Wagners visionäre Oper

  • Ok. Dann habe ich etwas nicht oder falsch verstanden. Hilfst Du mir bitte? (Wenn es noch in diesen Thread paßt)

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Eine gründliche Analyse würde sicher zu weit führen. Aber in diesem Falle ist sie auch erst einmal nötig, weil schon eine vorurteilsfreie Lektüre des Librettos (das an einigen Stellen freilich etwas schwer zu verstehen ist) reicht aus, um schon mal klarzumachen, dass die Liebe der beiden (so weit es darum dann überhaupt noch geht) alle Grenzen sprengt und keineswegs unerfüllt bleibt. Die Musik macht das natürlich noch viel deutlicher. Man muss bei der Lektüre nur bereit sein, alles, was man schon zu wissen glaubt, über Bord zu werfen und sich auf Gedanken einzulassen, die man noch nie gedacht hat und möglicherweise auf den ersten Blick für unsinnig hält, weil sie dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen scheinen. Zum Beispiel wird sicherlich jeder, der nicht an ein Leben im Jenseits glaubt (von dem im Stück keine Rede ist), den Gedanken, dass man sterben muss, um zu leben, sofort ohne weitere Prüfung verwerfen. Wenn man aber nicht so hurtig agiert, sondern erst einmal schaut, wie dieser Gedanke entsteht und welche Rolle er spielt, sieht das anders aus. Und dann liegt auch der Gedanke, dass von einem Scheitern der Helden des Dramas keine Rede sein kann, schon ganz nahe.


    Wenn man dann noch die Musik zu Rate zieht (was natürlich der wichtigste Schritt ist), wird es vollkommen klar. Aber selbst wenn man das zurückstellen will, kann einen die Tatsache, dass Wagner Isoldes letzte Tirade nicht als »Liebestod«, sondern als »Verklärung« bezeichnet hat, auf die heißeSpur führen.


    Man kann nicht bestreiten, dass es nicht leicht ist, das Stück zu verstehen. Das lieht aber daran, dass man hier mit dem gesunden Menschenverstand nicht weit kommt, weil es in dem Stück gerade darum geht, die Grenzen des gesunden Menschenverstands zu sprengen. Wenn man das akzeptiert, merkt man. schnell, dass das, was einem bisher als sinnloses Kauderwelsch erschienen ist, eine sehr präzise Darstellung einer sehr klaren Argumentationslinie ist. Wenn man sich von der einmal führen lässt, kommt man zu erstaunlichen Ergebnissen. Und wenn man am Ende zu dem Schluss kommen sollte, dass das doch Blödsinn ist (was ich nicht glaube), ist ja nichts weiter passiert, als dass man nun genauer weiß, was man ablehnt, und das kann ja nie schaden. Und auf jeden Fall hat man den Vorteil, sich einmal eine Weile außerhalb der Grenzen seines Kirchspiels bewegt zu haben, und das ist ja immer interessant.

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Ich zitiere mal aus einem recht aktuellen Text:

    >>Tatsächlich ist im fertigen Drama gar nichts mehr von einem "Sich-sättigen" am "Glück der Liebe" festzustellen, sondern wirklich nur "furchtbare Qual". Schon das Vorspiel hat gezeigt, dass das Tristansche "Sehnen" ewig unerfüllbar und deshalb leidvoll bleiben muss.<<

    Peter Berne: Wagner zwischen Todessehnsucht und Lebensfülle. Tristan und Meistersinger. Hollitzer 2020, S. 39.

  • Ja. Wenn das da so steht, ist selbstverständlich keine andere Meinung mehr möglich. Obwohl, wie ich ganz leise anmerken möchte, mir scheint (ich kann mich da irren und lasse mich gern belehren) die letzten Worte des Stücks nichts »furchtbare Qual« lauten, sondern »höchste Lust«. Auch scheint mir Isoldes letzte Tirade, die Wagner als »Isoldes Verklären« bezeichnete, musikalisch nicht eben von »furchtbarer Qual« geprägt zu sein, was übrigens auch schlecht zur »Verklärung« passen würde.

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich verstehe so ein kommentarloses Zitat als finalen Einwand. Ein Diskussionsangebot habe ich nicht bemerkt.

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Nein, das ist das übliche Verfahren im Internet.


    Aber kläre mich auf: Wo ist denn Dein Diskussionsangebot?

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Das Diskussionsangebot habe ich immer noch nicht gefunden. Aber versuchen wir es anders: Da ich offensichtlich zu dumm bin, das zu verstehen, bitte ich um Aufklärung: Was hattest Du denn mit diesem unkommentierten Zitat sagen wollen?

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Eine gründliche Analyse würde sicher zu weit führen. Aber in diesem Falle ist sie auch erst einmal nötig, weil schon eine vorurteilsfreie Lektüre des Librettos (das an einigen Stellen freilich etwas schwer zu verstehen ist) reicht aus, um schon mal klarzumachen, dass die Liebe der beiden (so weit es darum dann überhaupt noch geht) alle Grenzen sprengt und keineswegs unerfüllt bleibt. Die Musik macht das natürlich noch viel deutlicher. Man muss bei der Lektüre nur bereit sein, alles, was man schon zu wissen glaubt, über Bord zu werfen und sich auf Gedanken einzulassen, die man noch nie gedacht hat und möglicherweise auf den ersten Blick für unsinnig hält, weil sie dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen scheinen. Zum Beispiel wird sicherlich jeder, der nicht an ein Leben im Jenseits glaubt (von dem im Stück keine Rede ist), den Gedanken, dass man sterben muss, um zu leben, sofort ohne weitere Prüfung verwerfen. Wenn man aber nicht so hurtig agiert, sondern erst einmal schaut, wie dieser Gedanke entsteht und welche Rolle er spielt, sieht das anders aus. Und dann liegt auch der Gedanke, dass von einem Scheitern der Helden des Dramas keine Rede sein kann, schon ganz nahe.


    Wenn man dann noch die Musik zu Rate zieht (was natürlich der wichtigste Schritt ist), wird es vollkommen klar. Aber selbst wenn man das zurückstellen will, kann einen die Tatsache, dass Wagner Isoldes letzte Tirade nicht als »Liebestod«, sondern als »Verklärung« bezeichnet hat, auf die heißeSpur führen.


    Man kann nicht bestreiten, dass es nicht leicht ist, das Stück zu verstehen. Das lieht aber daran, dass man hier mit dem gesunden Menschenverstand nicht weit kommt, weil es in dem Stück gerade darum geht, die Grenzen des gesunden Menschenverstands zu sprengen. Wenn man das akzeptiert, merkt man. schnell, dass das, was einem bisher als sinnloses Kauderwelsch erschienen ist, eine sehr präzise Darstellung einer sehr klaren Argumentationslinie ist. Wenn man sich von der einmal führen lässt, kommt man zu erstaunlichen Ergebnissen. Und wenn man am Ende zu dem Schluss kommen sollte, dass das doch Blödsinn ist (was ich nicht glaube), ist ja nichts weiter passiert, als dass man nun genauer weiß, was man ablehnt, und das kann ja nie schaden. Und auf jeden Fall hat man den Vorteil, sich einmal eine Weile außerhalb der Grenzen seines Kirchspiels bewegt zu haben, und das ist ja immer interessant.

    Das ist schon eine sehr verkopfte Interpretation, mit der man jede Textvorlage , quasi willkürlich , so deuten kann wie es einem gerade passt. Kennen wir ja aus diversen RT-Ansätzen. Aber, die Kunst ist frei !

    Natürlich ist es eine unerfüllte Liebe, sowohl äußere Grunde ( z.b. Freundesverrat), als auch innere Gründe ( z.b. Tötung des Verlobten, Verplichtung dem Ziehvater usw) stehen dem holden Glück entgegen, daß nur die Selbsttötung beider eine Perspektive aufzeigt. So meine Sichtweise. Mal schauen, wie es in Bayreuth gesehen wird!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Können wir persönliche Angriffe aus der Diskussion rauslassen? Jeder Kollege hat seinen eigenen Diskussionsstil. Offensichtlich kann man den missverstehen. Wenn das dann geklärt ist, sollte es gut sein. Ich fände es fruchtbar, wenn wir den Tristan diskutieren könnten.


    Unerfüllte Liebe als Hauptaussage, das ist IMO die Frage: ja oder nein.


    Natürlich ist es eine unerfüllte Liebe, sowohl äußere Grunde ( z.b. Freundesverrat), als auch innere Gründe ( z.b. Tötung des Verlobten, Verplichtung dem Ziehvater usw) stehen dem holden Glück entgegen, daß nur die Selbsttötung beider eine Perspektive aufzeigt


    Obwohl, wie ich ganz leise anmerken möchte, mir scheint (ich kann mich da irren und lasse mich gern belehren) die letzten Worte des Stücks nichts »furchtbare Qual« lauten, sondern »höchste Lust«. Auch scheint mir Isoldes letzte Tirade, die Wagner als »Isoldes Verklären« bezeichnete, musikalisch nicht eben von »furchtbarer Qual« geprägt zu sein, was übrigens auch schlecht zur »Verklärung« passen würde.


    Auf der einen Seite nur die Selbsttötung als Perspektive (was, nur so unter uns, sicher nicht die einzige Möglichkeit als Konsequenz aus einer unerfüllten Liebe sein muss , selbst wenn man Shakespeare lieben sollte) auf der anderen Seite eine Verklärung ( auch hier fällt mir ein Verständnis schwer - ich habe eine etwas unreligiöse Ader)


    Die Tristan-Musik gefällt mir übrigens in manchen Teilen, nur das Drama als solches ist für mich so gut wie nicht verdaulich ... Kann man mir helfen?

  • Ich halte das für verhältnismäßig müßig. Unerfüllbar im einen Sinn, erfüllt in einem anderen, fertig. Dass die Musik das unerfüllte Sehnen ausdrückt auf eine Weise, die die musikgeschichtliche Entwicklung wesentlich beeinflusst hat, sollte man halt nicht ganz aus den Augen verlieren, wenn man an ein Happy-End glaubt.

  • Was glaubst Du übrigens, wo andere Kompositionen geboren werden?

    Wahrscheinlich "aus dem Bauch heraus". Darüber hat schon Giselher Klebe mir gegenüber gespottet: "Was bei mir aus dem Bauch heraus kommt, ist eher unappetitlich" :).

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich mache pflichtschuldigst darauf aufmerksam, daß die die Geplänlel schonungslos löschen werden.

    Da ich selbst in diesen Thread involviert bin - und Kurzstückmeister - wie man sieht ebenfalls - wird sich liebenswürdigerweise ein anderer Moderator finden - bitte neutral - aber erbarmungslos löschen !! Danke

    Ich vertehe, daß man auf Wortspiele gern reagiert, mich packt auch oft die Versuchung - aber im Sinne der Forendisziplin und er Reputation des Forums müssen wir leider konsequent durchgreifen.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Das ist schon eine sehr verkopfte Interpretation, mit der man jede Textvorlage , quasi willkürlich , so deuten kann wie es einem gerade passt.

    Keineswegs, denn Werner Hintze hat Belege im Text und der Musik von "Tristan und Isolde" angeführt, die seine Interpretation stützen.

    Unerfüllbar im einen Sinn, erfüllt in einem anderen, fertig.

    Findest Du nicht, dass das etwas dürftig als Interpretation des "Tristan" ist? Wenn das die Quintessenz einer musikwissenschaftlichen Seminarbeit wäre, gäbe es dafür sicher keine gute Note. ^^ Die Frage ist doch genau, in welchem Sinne jeweils. Als Liebe in einem konventionellen Sinne - und sie lebten als Paar happily ever after - ist vielleicht keine Erfüllung möglich. Wobei auch das schon fraglich ist, weil das Stück ja am Ende genau ein solches Happy End durch König Marke anbietet, der nach Kenntnis der Umstände auf Isolde verzichten will und herbeigeeilt kommt, um sie mit Tristan zu vereinen. Das wäre die Hollywood-Fassung mit konventionellem Happy End, aber in Wagners Director's Cut kommt es dazu nicht. ;) Dass ein solches irdisches Happy End von den Liebenden gar nicht angestrebt wird, wird schon im 2. Aufzug mehr als deutlich, wenn die Nacht der Liebe besungen wird, womit natürlich der Tod gemeint ist:


    So starben wir,
    um ungetrennt,
    ewig einig
    ohne End',
    ohn' Erwachen,
    ohn' Erbangen,
    namenlos
    in Lieb' umfangen,
    ganz uns selbst gegeben,
    der Liebe nur zu leben!


    Und weiter:


    O ew'ge Nacht,
    süsse Nacht!
    Hehr erhabne
    Liebesnacht!
    Wen du umfangen,
    wem du gelacht,
    wie wär' ohne Bangen
    aus dir er je erwacht?
    Nun banne das Bangen,
    holder Tod,
    sehnend verlangter
    Liebestod!
    In deinen Armen,
    dir geweiht,
    ur-heilig Erbarmen,
    von Erwachens Not befreit!


    Um den "Tristan" zu verstehen, muss man verstehen, was dieser "Liebestod" ist und warum er von den beiden als Erfüllung ihrer Liebe ersehnt wird. "Sterben um der Liebe zu leben" - um hier einem Verständnis näherzukommen, wird man sich mit Wagners Beschäftigung mit Schopenhauer und den Lehren des Buddhismus befassen müssen. Haben wir da nicht einen Fachmann im Forum? :)

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Man muss gar nicht unbedingt Schopenhauer oder den Buddha herbeizitieren. Man muss nur das Stück lesen. Es führt einen ganz zielsicher zu dem Kerngedanken, um den es geht. Irgendwo auf dem Weg merkt man dann, dass die Wörter ihre Bedeutung wandeln und schließlich ablegen. Dann wird auch irgendwann klar, dass »Tod« in diesem Zusammenhang nicht heißen kann, was der gesunde Menschenverstand darunter versteht.


    Der scheitert ja schon an der ersten von Dir zitierten Stelle in ihrer ersten Gestalt. Zunächst singt nämlich Tristan »so starben wir...« (was ein bedeutender Unterschied ist, den man zur Kenntnis nehmen sollte – sagt einer, der nach dem unfehlbaren Urteil von Dr. Holger Kaletha reiner Willkür und oberflächlicher Verwurstung der Heiligen Werke das Wort redet). Hier haben wir nun die Wahl. Wir können dem gesunden Menschenverstand folgen und Tristan (mithin Wagner) in der Annahme, dass sie das nicht wussten, darüber belehren, dass man nicht erzählen kann, dass man gestorben ist, weil man dann tot ist und nicht mehr sprechen kann; oder wir können annehmen, dass sie auch wussten, was jeder andere weiß, und dass ihnen auch aufgefallen ist, was jedem beim ersten Hinsehen sofort auffällt, und dann versuchen, die Frage zu beantworten, warum das trotzdem so gesagt wird.


    Wenn man dann nicht gleich den ersten sich bietenden Notausgang nimmt und von einem Jenseits zu reden anfängt (das ja nicht gemeint sein kann, denn Tristan ist ja offensichtlich im Diesseits, wenn er das sagt, zumal von einem Jenseits ja nirgends die Rede ist), sondern die Not der Ungewissheit, was das sein kann, einfach lange, lange aushält und weiterdenkt und dem Gedankengang, wie das Stück ihn vorführt, folgt, kommt man mit etwas Glück zu anderen Schlüssen – und irgendwann stellt sich dann heraus, dass das alles gar nicht kompliziert, sondern vollkommen klar und unmittelbar verständlich ist. Man kann dann natürlich (aber nachträglich) bei Schopenhauer nachlesen und wird erstaunliche Parallelen finden, noch erstaunlichere bei Nāgārjuna und seiner Schule (so besonders erstaunlich, weil Wagner von denen keine oder nur eine sehr vage Kenntnis gehabt haben kann). Aber man muss das gar nicht tun. Es genügt, das Stück genau und unermüdlich zu lesen und sich nicht mit seinen Vorurteilen zufrieden zu geben, sondern es zu genießen, wie diese unter der Wucht dieses Werkes nach und nach zu Staub zermahlen werden wie die Rüstungen der beiden Helden im ersten Akt.


    Aber selbstverständlich muss man auch das nicht tun. Das ist keineswegs verbindlich. Man kann auch still und zufrieden in den Grenzen seines Kirchspiels bleiben und es sich gut gehen lassen. Das geht in Ordnung. Es ist nur schade um die vertane Chance.

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Kann man mir helfen?

    Ja. Das Stück kann da sehr helfen. Wenn man dieses liest und nicht die Vorurteile, die sich auf ihm abgelagert haben, wird es ziemlich klar. Wenn man allerdings die Musik vom dramatischen Verlauf ablöst, wird es nichts. Ohne sie bleiben weite Strecken des Dramas unverständlich, wie auch der größte Teil der Musik ohne die Berücksichtigung der dramatischen Vorgänge, die sie prägt und kommentiert, unverständlich bleibt.

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Zunächst singt nämlich Tristan »so starben wir...« (was ein bedeutender Unterschied ist, den man zur Kenntnis nehmen sollte – s

    Du hast völlig recht. Ich habe die Stelle aus einer Online-Version des Librettos kopiert (opera-guide.ch), und da steht an dieser Stelle falsch "stürben". :( Ich habe als Buch noch die schöne Ausgabe "Richard Wagner. Alle Libretti" aus der Reihe "Die bibliophilen Taschenbücher", wo dort richtig "starben" steht. Das macht natürlich einen großen Unterschied. Ich habe es in meinem Beitrag korrigiert.


    Dass Tristan schon "starb", macht auch diese Stelle sehr deutlich:


    Wer des Todes Nacht

    liebend erschaut,

    wem sie ihr tief

    Geheimnis vertraut:

    des Tages Lügen,

    Ruhm und Ehr',

    Macht und Gewinn,

    so schimmernd hehr,

    wie eitler Staub der Sonnen

    sind sie vor dem zersponnen!

    In des Tages eitlem Wähnen

    bleibt ihm ein einzig Sehnen ---

    das Sehnen hin

    zur heil'gen Nacht,

    wo ur-ewig,

    einzig wahr

    Liebeswonne ihm lacht!


    Tristan hat also "des Todes Nacht erschaut", und sein Sehnen geht nun einzig dahin, wieder in diese Nacht zurückzukehren, wo die "ur-ewig [...] Liebeswonne ihm lacht".

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose