Mozartliteratur von A bis Z

  • Hallo


    Ich wollte hiermit mal einen Thread zur Literatur zu Mozart (Biographien, Werkeinführungen, Mozart-Opernführer, phliosophisches und literarisches zu Mozart, Ausgaben von Mozarts Briefen, Mozarts Umfeld, etc.) starten.


    Es gibt sicher einige, die hier sofort dutzende Bücher auflisten können, daher bitte ein essenzielles Buch pro Posting und ein mehr oder weniger ausführlicher Kommentar dazu.


    (eine alphabetische Reihenfolge braucht selbstverständlich NICHT eingehalten zu werden...)

  • Hallo,


    schon am 1.1. des Mozart-Jahrs im ORF in einer ersten interessanten Mozart-Sendung empfohlen, muss das folgende Buch für ein aktuelles Mozart-Bild sehr wertvoll sein.




    PS: Heute war in Ö1 bereits die nächste interessante Dokumentation (mit einigen Kommentaren von Harnoncourt!). Der ORF scheint uns heuer mit viel Hintergrundinformation zu Mozart beglücken zu wollen!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Mozartfreunde,


    von Reclam gibt es sowohl einen Führer als auch eine Textsammlung der Libretti aller 22 Mozartopern.Beide Werke sind handlich und verschaffen schnell einen guten Überblick auch über die unbekannteren Werke.Wer die Texte der italienischen Opern in der Originalsprache sucht,wird allerdings enttäuscht,denn alles ist nur in deutsch zu lesen.
    Ich habe mich daher auf den Kauf des Opernführers (RUB 18370 für EUR 5,00) beschränkt und werde die Libretti anderweitig suchen.
    Hinweise hierfür werden dankend angenommen.

    Freundliche Grüße Siegfried


  • In diesem hübschen Büchlein gibt es (mindestens!) zwei Aufsätze, die im Zusammenhang mit Mozarts Opern lesenswert sind.


    Doch vorweg: Eckhard Henscheids "Opernführer" "Verdi ist der Mozart Wagners" ist kein Opernführer im herkömmlichen Sinne. Er ist eine 260 Seiten starke Sammlung von Henscheids Texten zum Thema Oper. Wie schon der Titel verrät, geht es hier sehr heiter zu, viele der 47 Kapitel sind sehr kurze Humoresken, es gibt aber auch ernsthafte und fundierte lange Aufsätze.


    In "Schöne Seelen, sehr konfus" untersucht Henscheid einige weibliche Rollen der Opern Mozarts, der Aufsatz "Seine Nobilität, der Landedelmann Don Ottavio" ist zum schreien komisch und doch so wahr und aufschlußreich. Henscheid erklärt hierin seine Symphatie gegenüber Don Ottavio aus dem Don Giovanni. Eine großartige und erheiternde Analyse!!!

  • Zitat

    Original von Theophilus
    schon am 1.1. des Mozart-Jahrs im ORF in einer ersten interessanten Mozart-Sendung empfohlen, muss das folgende Buch für ein aktuelles Mozart-Bild sehr wertvoll sein.



    Ich dachte dieses Buch sei eine der Pflichtlektüren, die Alfred prüft, bevor er zum Forum zuläßt... ;)
    Zwar bald 20 Jahre alt (kurz vor dem letzten Jubiläum erschienen), aber auf jeden Fall lesenswert, allerdings praktisch nichts zur Musik, dafür Hochinteressantes zu Zeitläuften und Leben. Es gibt von Braunbehrens noch ein kürzeres Buch "Mozart - Ein Lebensbild", das ist auch nicht schlecht (noch eins über Salieri habe ich im Regal, aber noch nicht gelesen). Eine explizite Empfehlung meinerseits folgt später, ich muß erstmal mein Material sichten....


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Joachim Kaiser stellt im Feuilleton der SZ vom 30.12.05 die Mozart-Biographie des Historikers Piero Melograni vor.


    Nach der Rezension geht das Buch auch ausführlich auf die familiären Umstände ein. Kaiser nennt das die "Leitmotive" des Buches, zuerst was die Reisen betrifft:



    "Nur, wenn man "Reise" sagt, dann stellt sich der heutige Leser eine vielleicht drei Monate oder womöglich auch ein halbes Jahr dauernde, darum weiß Gott strapaziöse Vorbereitungen nötig machende Unternehmung vor. Doch Mozarts umfangreiche Reise nahm mehrere Jahre in Anspruch! Anderthalb Jahre hielt man sich in London auf. Und als man wieder zurück war, beim einigermaßen verdutzten, ja indignierten Salzburger Brotgeber, da stand eigentlich bereits die nächste Reise an. Dazu bedurfte es einer ausgeklügelten Logistik, die Leopold Mozart clever entwickelte. Er machte 1000 Gulden Schulden, er musste endlose Übernachtungen bei Freunden oder Aristokraten organisieren."


    Als zweites nennt er das Verhältnis zwischen Vater und Sohn Mozart:


    "Melograni schildert den Vater Mozarts als einen geizigen, pedantischen und umsichtigen Regisseur seines Sohnes, der es nicht zu ertragen vermag, dass dieser ihm entwächst. Natürlich hat Leopold im einzelnen, wenn er sich über Wolfgangs phantastische Pläne und aberwitzige Hoffnungen väterlich-welterfahren aufregt, durchaus recht. Doch wenn Melograni uns darauf hinweist, dass Leopold seinem Sohn, der nach Wien gleichsam emigriert war, wie zur Strafe für seine Widersetzlichkeit nicht die benötigte Garderobe nachschickt (so dass Mozart in Wien alles neu arbeiten lassen musste), wenn Melograni darüber staunt, dass dieser Raben-Vater nicht zur Premiere der "Entführung" nach Wien war, ja sogar die ihm vom Sohn zugesandte Partitur keineswegs öffnete, dann kommen wir kaum umhin, ein qualvolles Ressentiment beim enttäuschten Vater, der halt darunter litt, dass Mozart sich bei den schlamperten Weberischen offenbar glücklicher fühlte als unter der Aufsicht eines wohlmeinenden Despoten, dem er zu Hause anscheinend alles verdiente Geld abliefern musste. Denn der Vater hatte riesige Reise-Schulden zu begleichen."


    Kaiser übt auch Kritik an dem Buch. So scheint Melograni nicht immer objektiv in der Beurteilung des Verhältnisses zwischen Wolfgang und Nannerl, es gibt einige Druckfehler bei Angaben aus dem Köchelverzeichnis, ist stellenweise anderer Meinung wenn es z.B. um das 1. Finale aus dem Don Giovanni geht. Aber all das schmälert Kaisers´ Begeisterung nicht.


    Und er schafft es förmlich, mich mit dieser hinreißend formulierten Besprechung nicht nur mal wieder für sich einzunehmen, sondern auch auf Mozart, sein Leben und seine Musik neugierig zu machen.


    Grüße
    Sophia

  • Noch nicht erwähnt wurde das lesenswerte (und aufgrund der kurzen Einzeltexte auch gut portionsweise lesbares) Büchlein von Ulrich Dibelius:


    "Mozart-Aspekte" dtv/Bärenreiter München 1991 (erw. Aufl., ursprgl ca. 1970 ersch.),


    leider wohl vergriffen (daher kein Bild), aber sehr leicht und preiswert antiquarisch oder per marketplace erhältlich.
    Viele Denkanstöße, wobei Dibelius es m.E. schafft, weder der Heiligenverehrung noch einer Nivellierung des Außerordentlichen an Mozart zu verfallen. (In einigen Fällen, wie etwa der angeblichen Verarmung Mozarts, hängt er jedoch leider inzwischen wohl nicht mehr haltbaren Irrtümern an.) Interessant auch ein für die 1991er Neuauaflage hinzugefügtes letztes Kapitel mit kritischen Bemerkungen u.a. zu Aufführung auf alten Instrumenten und zu Operninszenierungen.


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Gestern Abend ist mir beim Stöbern dieses Buch aufgefallen:



    Nach amazon soll es im Januar 2006 erschienen sein. Kennt schon jemand dieses Buch? Ist es auch so sensationell gut, wie 't Harts sehr persönliche und feinsinnige Auseinandersetzung mit JS Bach "Bach und ich"?

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard


    Hallo Markus,


    nachdem Du das Buch inzwischen mindestens 5x empfohlen hast, konnte ich mich dem Druck nicht mehr widersetzen: Habe das Buch heute bekommen (musste daher kein Porto beim Dreibuchstabenversand zahlen ;) ).


    Beste Grüße aus Leipzig
    Misha

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Zitat

    Original von Misha
    Hallo Markus,


    nachdem Du das Buch inzwischen mindestens 5x empfohlen hast, konnte ich mich dem Druck nicht mehr widersetzen:


    Jaja, ich kann schon penetrant sein... :D


    Dann bin ich mal gespannt, wie Deine Meinung zu diesem Buch ausfällt!


    Gruß, Markus

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  • Tamino Beethoven_Moedling Banner

  • lockerer kuriositätensammler, gut verwertbar für taminopostings ;)


    teilweise an kurt palm erinnernd, dessen




    ich (noch) nicht gelesen habe. verweise nochmals auf seinen sehenswerten film "der wadenmesser" (bettina und wilfried scheinen ohnehin keine zeit zu haben sich zu ärgern :D )


    :beatnik:

  • Hallo!


    Ein ganz heißer Tip ist der nachfolgende:




    Beide "Brocken" sind derzeit für zusammen 20,-- Einheiten europäischer Einheitswährung bei 2001 zu haben... Wie ich bei dem Preis soooo lange für meine Kaufentscheidung benötigte, weiß ich auch nicht...


    :hello:


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Da ja nur ein essenzielles Buch vorgestellt werden soll , entscheide ich mich für Wolfgang Hildesheimer- mein Lieblingsbuch.
    " Ich" bin da Meinung, dass es Hildesheimer in vorzüglicher Art und Weise versteht, dem musikalischen Laien, Mozart verständlich zu machen und näher zu bringen.
    Deshalb habe ich das Buch auch am meisten in der Hand!


    Viele Grüße
    Padre

  • Hallo!


    Ich lese gerade:



    Lea Singer. Das nackte Leben


    Das Leben der Constanze Nissen Wittwe Mozart geb. Weber.


    Sehr interessante Perspektive, die sich sehr eng an die bekannten neuesten Fakten hält. Etwas mehr als nur reine Trivialliteratur.


    :hello:


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)


  • Lieber Obsi,


    es gibt Dinge, die wir absolut ignorieren können! :D


    Ulli - "Experiment Aufklärung" gehört mittlerweile zu unseren Heiligtümern - obwohl wir noch gar nicht ganz durch sind. Das Kapitel "Der Korrespondenz - Amadè" von Otto Brusatti hat uns jedoch etwas geärgert, hast Du das schon gelesen?


    Wir haben soeben ausgelesen:



    Ein sehr interessantes Buch - Rudolf Reiser behauptet, dass er als erster und einziger Mozartbiograph die Bäsle Briefe entschlüsseln konnte. Wir würden das hier gerne diskutieren - trauen uns aber (noch) nicht, weil einige Stellen dann doch ziemlich heftig sind...


    Also Hildesheimers Mozart - finden wir - ist die schlechteste Biographie, die es überhaupt gibt...


    :hello:


    Bettina und Wilfried

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  • Zitat

    Original von Bettina und Wilfried
    Ulli - "Experiment Aufklärung" gehört mittlerweile zu unseren Heiligtümern - obwohl wir noch gar nicht ganz durch sind. Das Kapitel "Der Korrespondenz - Amadè" von Otto Brusatti hat uns jedoch etwas geärgert, hast Du das schon gelesen?


    Hallo,


    freut mich bzw. uns, daß es eine Bibel neben der Bibel bei Euch gibt. :]


    Soweit ich mich erinnere, beschäftigt sich das Kapitel mit Mozarts Ausdrucksweise in seinen Briefen? Ich fand den Artikel wie viele andere interessant - geärgert hat mich bisher in dem Buch nichts, aber vieles uninteressante vergesse ich auch wieder. Besonders interessant finde ich jene Artikel, die nicht direkt Bezug auf Mozart nehmen, sondern sich mit dem Drumherum beschäftigen, z.B. die Hausnummernvergabe im Wien Jospehs II. und dergleichen... was Mozart betrifft waren die Ausführungen zu Mozarts "Verzeichnüß aller meiner Werke..." besonders interessant.


    Die Zusammenfassung rund um das Requiem ist abschließend und perfekt - allerdings für Kenner eher uninteressant, mag vielleicht zur Auffrischung des Wissens dienen. Die Kompaktheit und Übersichtlichkeit diesbezüglich ist bestechend!


    :hello:


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)