Sind Klassikliebhaber schlecht manipulierbar ?

  • Hallo Martin


    kein Problem


    Diese Reizbarkeit ist im Moment allgemein - wer ein Forum führt, braucht ene dicke Haut.


    Ich hab die Formulierung auch durch Übermüdung versaut, aber deswegen schreibe icht trotzdem weiter. Wenn alle die übermüdet sind,
    aufhören zu schreiben, dan schläft am Ende noch das Forum ein :baeh01:


    Ende gut, alles gut :hello:


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von mimi



    Das Spielchen ist nur darauf ausgelegt, die Informationen zu sondieren, entsprechend zu speichern und weiterzuverkaufen - mit der Adresse des Kunden wird dann richtig Geld verdient...


    ...oder auch nicht:


    Salut, gerade in der Rheinpfalz vom Wochenende gelesen [ich habe den Text ein wenig abgeändert, der Inhalt allerdings ist autentisch]:


    KÖLN (ddp). [...] Eine Firma hatte unter der Postanschrift des [Kölner] Doms den Maler Stefan Lochner angeschrieben und ihm eine exklusive Kreditkarte angeboten [...]. Der Künstler jedoch ist bereits seit 555 Jahren tot. Lochner [1410-1451] schuf unter anderem den "Altar der Stadtpatrone" für den Dom. Der Domprobst informierte das Kreditkartenunternehmen über den Irrtum und erwähnte, dass der Dom zwar keine Kreditkarten, dafür aber Spenden akzeptiere. Daraufhin überwies das Unternehmen 555 Euro. Die Adresse von Stefan Lochner hatte der Kreditkartenanbieter nach eigenen Angaben von einem Adressenhändler übernommen. Dieser habe Lochner als ehemaligen Leser einer großen Hamburgischen Wochenzeitung geführt.


    GiselherHH?


    :D


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Ulli,


    wenn´s die große Frankfurter Tageszeitung gewesen wäre, hätte man ja noch entschuldigend erklären können, daß Stephan Lochner sicher ein kluger Kopf gewesen sein muß und daher als Leser gepaßt hätte. Aber so weit denken die Adressenhändler nicht, ist schließlich ein Massengeschäft. Der Mann hätte sicher auch dem ehemaligen "Führer" eine Kreditkarte angeboten... :wacky:


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Sieben Jahre Pause bei diesem zeitlos gültigen Thema
    Nein - ganz zeitlos eigentlich nicht.
    Die Methoden haben sich gewandelt - Die User auch.
    Ich habe heute erfahren, daß der Zugriff zu meinem Paypal- Konto eingeschränkt wurde
    Wegen "ungewöhnlicher Kontobewegungen"


    Zitat

    Zur Zeit haben Sie nur begrenzten Zugang zu Ihrem Pay Pal Konto.
    Wir bitten Sie daher die von uns angeforderten Kontodaten zu enrneuern.


    Ich habe nicht geantwortet
    Allerdings ist es schon ungewöhnlich , daß sich das Paypal Konto bewegt hat:
    Ich habe nämlich gar keines
    Betrug erkannt - Gefahr gebannt
    Klassikfreunde sind wohl doch schwer manipulierbar.


    Ausser man erwischt sie bei ihrer Achillesferse
    Und somit sind wir nach einem kurzen Beinahe -OFF-Topic
    wieder mitten im Thema.


    Es ist nicht nötig ALLE Beiträge zu lesen um hier mitzumachen - die ersten 5 Beiträge genügen..


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Solche sogenannten "Phishing mails" werden von Yahoo, hotmail, etc.. recht gut ausgefiltert, auf meinem Uni-Mailaccount erhalte ich solche Mails jedoch laufend. Manche von diesen sind sehr ausgefeilt, weshalb man schon gut aufpassen muss. Prinzipiell aber nie Kontodaten per e-mail verschicken - kein seriöser Geschäftspartner verlangt so etwas...

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  • Zur Ausgangsfrage: ich halte mich im Prinzip für einen extrem schlecht manipulierbaren Kunden.


    Ausgehend von der zugegebenermaßen wohl etwas über-romantischen Annahme, daß nur wirbt, wer es nötig hat (will sagen: daß wirklich gute Dinge sich auch ohne Markt-optimiertes Geschrei durchsetzen sollten), stehe ich per se allem höchst skeptisch gegenüber, was den Anschein erweckt, nur darauf ausgerichtet zu sein, möglichst viele Leute zum Konsum zu verführen.


    Ob das jetzt Klassik-Plattencover in Pop-Farben mit leicht beschürzten Geigenmädchen sind, Preisschilder, die auf .99 enden, irgendwelche Vertreter, die merkbar nur ihren gelackten Lehrgangs-Werbesprech runterleiern, grell-debile Fernseh- oder Radiowerbung, das mittlerweile übliche stromlinienförmige wie substanzlose 'Service'-Gefloskel, mit dem mittlerweile so gut wie jedem Kunden-Anliegen begegnet wird, oder was auch immer für Auswüchse: meine instinktive Reaktion ist erstmal immer Ablehnung. Das schließt eine tiefergehende Beschäftigung mit dem Gebotenen nicht notwendigerweise aus, aber ein gewisser Widerwille will immer erst überwunden sein.


    Interessant ist allerdings der folgende Punkt (zwar nicht aus den ersten 5 Beiträgen, aber dennoch):

    Zur Manipulierbarkeit noch: Gebildete Menschen sind weniger leicht zu manipulieren als ungebildete, und Klassikliebhaber sind im allegemeinen gebildet. Allerdings gibt es wohl eine Manipulierbarkeit des Gebildeten. Der Gebildete ist eben genau an dem Punkt manipulierbar, wo sein "Ruf", seine "Bildung" auf dem Spiel steht. In dieser Hinsicht befindet er sich durchaus nicht im Stadium "paradiesischer Unschuld". Wo "große Namen" fallen, "anerkannte Experten" ihr Urteil ausdrücken, wo hochgebildete Akademiker ihre Meinung kundtun, da sind viele durchaus gebildete Menschen sogar sehr leicht zu manipulieren. Sie sind nicht nur leicht "einschüchterbar", sondern übernehmen diese Meinungen dann auch.


    Da finde ich mich zugegebenermaßen teilweise wieder. Teilweise, da ich z. B. durchaus schon Platten gekauft habe, die man 'kennen muß'. Andererseits allerdings auch wieder nicht, da ich mir durchaus einbilde, mir auch ein Urteil bilden und erlauben zu können, das dem der 'Experten' entgegensteht.

  • Selbstverständlich sind auch gebildete Menschen zu manipulieren, ansonsten wäre dem Volk der "Dichter und Denker" nicht widerfahren, was ihm nur wenige Jahrzehnte nach der Hoch-Zeit der Klassik widerfahren ist.


    Mir geht auch alles auf den Keks, was mit "Herzlich willkommen" anfängt, ich weiß auch, sie meinen nicht wirklich mich, sondern die Taler in meiner Börse. Ich finde auch "Formatradio" wenig interessant und höre im Radio lieber Wortbeiträge. Ich verstehe hier jeden, der Marketing oder den Teilbereich Marktforschung für unproduktive Schnüffelei hält, dem es sich weiträumig zu entziehen gilt.


    Dennoch halte ich Marketing für eine interessante und durch und durch anwendbare Sammlung von Kochrezepten (um nicht "Wissenschaft" zu sagen, denn dafür fehlt es dann doch an zu vielen Ecken an guten Theorien. Allerdings ist Marketing vermutlich immer noch präziser als Musiktheorie, Soziologie, Psychologie oder gar Philosophie, um mich mal wieder mit einem Rundumschlag überall beliebt zu machen :D ).


    Wie wirksam Marketing ist, sieht man an den Rauchern: bei denen hat man es geschafft, ihnen ein Produkt anzudrehen, das nicht nur völlig nutzlos ist (aus der Sicht der Nichtraucher und vermutlich aller vernünftigen Leute), sondern auch noch völlig überteuert, was analog auch für die meisten "Pflegeprodukte" oder Religionen gilt.


    Wie sehr wir uns an Werbung und ein einladendes Bild von "Einkaufsstraßen" gewöhnt haben, kann man verstehen, wenn man mal durch die öden Innenstädte des früher marketingfreien sozialistischen Ostens gegangen ist - man vergleiche nur einmal die frühere Karl-Marx-Allee in Ostberlin mit der Regent Street in London, oder einen beliebigen sozialistischen Paradeplatz mit Time Square oder Picadilly Circus.


    Wenn man bunte Cover mit wenigbekleideten Maderln für aufdringlich hält, so hat das eine gute Marketingabteilung natürlich erkannt und zeigt anspruchsvollere Bilder, die irgendwie gedankenträchtig daherkommen, aber auch nicht notwendigerweise was mit Musik zu tun haben.


    Und wenn es genügend "Nonkonformisten" gibt, die ein mausgraues Cover in alter, irgendwie gebraucht aussehender Umhüllung wollen - voila, Messieursdames, greifen Sie zu.


    Bei Marktforschung geht es ja nun gerade darum, herauszufinden, was die Leute wollen (oder wollen werden, wenn die Produkte denn mal da sind, obwohl die Verbraucher jetzt noch gar nicht wissen, was sie denn dann wollen werden...).


    Glaubt noch irgendwer, die Automobilindustrie käme ohne Marktforschung aus und würde mal so auf blauen Dunst ein paar Milliarden in den Sand setzen, weil die Kunden ihre Produkte nicht mögen, wenn sie nach 5 Jahren teurer Entwicklung und dem Bau noch teurerer Produktionshallen auf den Markt kommen? (Ja, doch, gibt es, siehe Elektroauto, Ford Scorpio oder VW Phaeton, aber das sind zum Glück eher spärliche Gegenbeispiele).


    Und natürlich gilt das auch in allen anderen Industrien, die ein wenig erfolgreich sein wollen (heißt, genügend Geld zu verdienen, um auch noch im nächsten Jahrzehnt auf dem Markt zu sein).


    Quintessenz: Klassikhörer sind nicht schwerer manipulierbar als andere, nur werden wohl die Mittel etwas subtiler sein.

  • Mir geht auch alles auf den Keks, was mit "Herzlich willkommen" anfängt, ich weiß auch, sie meinen nicht wirklich mich, sondern die Taler in meiner Börse.


    Dazu paßt ein wirklich ehrlicher Werbespruch:
    "Wir wollen nur Ihr Bestes- und Ihr Bestes, ist Ihr Geld"

    Allerdings ist Marketing vermutlich immer noch präziser als Musiktheorie, Soziologie, Psychologie

    Hinter einem guten und wirkungsvollen Marketing stecken aber, neben manchem anderen, auch ganz sicher speziell geschulte Psychologen.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat

    Allerdings ist Marketing vermutlich immer noch präziser als Musiktheorie, Soziologie, Psychologie oder gar Philosophie,


    Diese Aussage halte ich für falsch, denn gekonntes Marketing bedient sich ALLER dieser Disziplinen.


    Es ist aber so, daß - obwohl ich auch intelligente* Menschen für manipulierbar halte - daß zum einen der Gesellschaft in den letzten Jahren ihre Manipulierbarkeit BEWUSST gemacht wurde** - zum anderen manche Manipulation nur SCHEINBAR funktioniert - sie war gar nicht erforderlich.***


    *jene die manipulieren sollten zumindest so intelligent sein, wie die zu manipulierende Zielgruppe UND zudem deren "Strickmuster" durchschauen, weites sich mit dem Spezialgebiet dieser Gruppe selber auskennen
    Allein schon diese Anforderungen zeigen, daß die Realisierung relativ unrealistisch - oder aber sehr teuer ist.


    ** Ich fand es immer lustig, wenn mir in meiner Eigenschaft als Angestellter des Handels in (imo primitiven) Schulungen von irgendwelchen selbsternannten Markstrategen Taktiken beigebracht wurden, wie man den Kunden manipuliert - und ich als Kunde dann erleben durfte, wie man genau diese Taktiken dann an MIR anwenden wollte.... :hahahaha:


    *** Wer Werbematerial dafür vergeudet, daß ich etwas einkaufe, das ich sowieso schon vorhatte - oder es sogar bereits besitze - der hat mich nicht manipuliert, er rannte -wie das Sprichwort so schön sagt - bei mir nur "offene Türen" ein.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Chrissy,


    Du hast natürlich Recht damit, daß Marketingexperten sich mit den Wünschen und Träumen ihrer Kunden auskennen müssen - aber auf diese Disziplin hat nun die Psychologie kein Monopol.


    So glaube ich nicht, daß hinter der Mehrzahl der erfolgreichen Werbung Werbepsychologen stecken, sondern wohl meist einfach nur erfahrene "alte Hasen" aus der Betriebswirtschaft.


    Und selbstverständlich verwenden die nützliche Erkenntnisse, wo sie sie auch herbekommen können.

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  • Ja, doch, gibt es, siehe Elektroauto, Ford Scorpio oder VW Phaeton, aber das sind zum Glück eher spärliche Gegenbeispiele

    Finde ich nicht. Der Phaeton ist ein grandioses Stück Auto. Er war eine technische Neuentwicklung und bei seinem Erscheinen so ziemlich das beste Auto der Welt (was man Flüsterpropaganda zufolge auch in Stuttgart mit wenig Begeisterung zur Kenntnis nahm). Dass man in diesem Preissegment als "VW" Anlaufzeit benötigt, ist klar, aber auch dem Audi A8 ging es anfangs nicht besser. Die Verkaufsstatistik zeigt aber permanent nach oben und er wird wohl noch längere Zeit das Aushängeschild des VW-Konzerns sein.
    Um auf Stuttgart zurückzukommen, da gäbe es einen besseren Anwärter für deine Auflistung. Da hatte man nämlich im Unterschied zu VW die Idee, bewährte aber schon etwas angestaubte S-Klasse-Technik mit einer neuen luxuriösen Hülle zu versehen und zu Apothekerpreisen an die Käufer bringen zu wollen. Unverständlicherweise blieben diese aber aus und so musste das Projekt Maybach kürzlich unrühmlich zu Grabe getragen werden...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Bei der Werbung für Zigaretten dürfte es doch wohl (wie bei den meisten Produkten) nicht in erster Linie darum gehen, jemand überhaupt zum Rauchen (Autofahren, Schokolade essen usw.) zu bringen, sondern darum, genau diese Marke zu kaufen.
    Da Nikotin ein Suchtmittel ist und Menschen schon Jahrhunderte geraucht haben, bevor es überhaupt Werbung gegeben hat, ist das ein ganz schlechtes Beispiel für gelungenes Marketing. Wenn man einmal süchtig ist, ist das ein echtes Bedürfnis, kein künstlich erzeugtes. Vielleicht gibt es ja inzwischen Daten, wie viel weniger Leute rauchen, seit die Werbung verboten ist. Wenn es die Werbung machen würde, dürfte es kaum noch Raucher geben... Es ist also Unsinn zu behaupten, es sei ein Marketingerfolg, dass Menschen rauchen, weil das so sinnlos wäre und sie nur der Werbung wegen rauchen würden. Marketing ist vielleicht dafür verantwortlich dass mehr Marlboro als Gauloises rauchen (oder umgekehrt).
    Bessere Beispiele für Manipulation und das Erfinden von Bedürfnissen wäre so was wie Tamagotchi oder Smartphones u.ä.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Bei der Werbung für Zigaretten dürfte es doch wohl (wie bei den meisten Produkten) nicht in erster Linie darum gehen, jemand überhaupt zum Rauchen (Autofahren, Schokolade essen usw.) zu bringen, sondern darum, genau diese Marke zu kaufen.
    Da Nikotin ein Suchtmittel ist und Menschen schon Jahrhunderte geraucht haben, bevor es überhaupt Werbung gegeben hat, ist das ein ganz schlechtes Beispiel für gelungenes Marketing. Wenn man einmal süchtig ist, ist das ein echtes Bedürfnis, kein künstlich erzeugtes. Vielleicht gibt es ja inzwischen Daten, wie viel weniger Leute rauchen, seit die Werbung verboten ist. Wenn es die Werbung machen würde, dürfte es kaum noch Raucher geben... Es ist also Unsinn zu behaupten, es sei ein Marketingerfolg, dass Menschen rauchen, weil das so sinnlos wäre und sie nur der Werbung wegen rauchen würden. Marketing ist vielleicht dafür verantwortlich dass mehr Marlboro als Gauloises rauchen (oder umgekehrt).

    Das trifft wohl nur zum Teil zu. Du hast sicher Recht: Wenn jemand erstmal an der Droge hängt, braucht man keine Werbung mehr, um ihn an der Ware an sich zu halten
    Allerdings ist es in Bezug auf Jugendliche wohl wirklich so, dass das Verschwinden von Nikotinwerbung aus großen Teilen der öffentlichen Wahrnehmung und auch die Antiwerbung auf den Packungen sowie der Preis zu einer signifikanten Abnahme der jugendlichen Raucher geführt hat. Das kann ich jeden Tag an meinem Arbeitsort feststellen. Und da ich das sonstige Konsumverhalten unseres Nachwuchses auch recht gut kenne, bin ich sicher, dass Geld nur eine mindere Bedeutung hat.

  • Zitat von Theophilus

    Finde ich nicht. Der Phaeton ist ein grandioses Stück Auto.


    Ja, das ist wohl so, aber es ist auch ein hervorragendes Beispiel für schlechtes Marketing. Da es technisch ein so gelungenes Produkt ist (wie man sagt, habe noch in keinem dringesessen), ist es umso erstaunlicher, daß sie nix davon verkaufen. Und es hat den bei weitem höchsten Wertverfall aller Oberklasse-Autos, man sehe sich mal die Preise für gebrauchte Phaetons auf Autoscout24 an.


    Es ist schlicht die falsche Marke, wenn man Luxus will und einen bewährten Wagen aus dem VW-Konzern haben möchte, wird man sich wohl für einen A8 entscheiden. Da kommt der imageträchtige Name gleich mit.

  • @ JR


    Daß Leute schon in der "Vormarketingzeit" geraucht haben, spielt keine Rolle, damals war nicht bekannt, WIE schädlich es ist, und es war ein billiges Vergnügen, vermutlich die preiswerteste Reise in den kurzfristigen Auszeit-Traum.


    Die Kunst besteht ja nun darin, den Leuten ein Produkt "schmackhaft" zu machen, von dem sie WISSEN, daß es der reine Dreck ist, und das zudem tiefe Löcher in das Budget reißt. Nicht wenige rauchen eine Packung pro Tag, bei 5 Euro pro Packung kommt das auf 150 Euro pro Monat, für so manche Leute ein erheblicher Teil des frei verfügbaren Einkommens.


    Marlboro hat es immer glänzend verstanden, Rauchen (natürlich ihrer eigenen Marke) mit Freiheit zu verbinden, und sie waren damit erfolgreich, solange sie werben durften; und es ist ein Lehrstück für fehlgeleitetes Marketing, wie zunächst Camel versuchte, die größere Freiheit zu verkaufen ("ich geh meilenweit...") und damit vergleichsweise erfolgreich waren, und dann bei dem Versuch, Marlboro zu überholen, mit kecken und lustigen Sprüchen (z.B. "Laß Dich von einer Camel verwöhnen", im Hintergrund ein Kamel in Domina-Outfit) eine andere Masche entwickelten, was sich als ein extrem teurer Irrtum herausstellte - ohne den "reason why", also das für den Raucher im Hintergrund stehende Motiv des kurzfristigen Entkommens aus dem eher zwanghaften Alltag, mit Monument Valley und Cowboy im Kopf, fanden nur Nichtraucher die Camel-Werbung erfrischend. Der Camel-Marktanteil brach drastisch ein.


    Außerdem ist es sehr verkürzt, Marketing mit Werbung gleichzusetzen, es gibt viel mehr Kommunikationsansätze als Plakate oder Werbeclips (z.B. Platzierung des Produktes in Filmen, etc.), wenn ich Zigarettenhersteller wäre, würde mir vermutlich so einiges einfallen.


    Tamagotchis sind gegen Zigarretten das reinste Wunderprodukt, ersparen sie doch einen ECHTEN Hund, mit dem mal sehr viel mehr Verdruß haben würde. Dito Smartphone, ich kenne kaum etwas, das so sinnvoll ist. Ich kann mit meinem telefonieren, navigieren, mich im Chor aufnehmen, Fotos oder Filme machen in gigantischer Qualität (34 MP-Sensor) und notfalls auch mal damit Zeitung lesen. Mir ist komplett unklar, wieso Du Smartphones zu den erfundenen Bedürfnissen zählst.

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  • ..., aber es ist auch ein hervorragendes Beispiel für schlechtes Marketing.

    Möglich, aber es ist vermutlich auch ein Kunststück, einen "VW" im Luxussegment zu etablieren. Es ist wahrscheinlich auch kein Zufall, dass rund 70% der Gesamtproduktion außerhalb Europas verkauft wird.



    Es ist schlicht die falsche Marke, wenn man Luxus will und einen bewährten Wagen aus dem VW-Konzern haben möchte, wird man sich wohl für einen A8 entscheiden. Da kommt der imageträchtige Name gleich mit.

    Ja, aber auch der A8 hat für sein Image einen langen Anlauf benötigt.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Smartphones passen in die heutige "Multitasking-Kultur", sie sind ein "Musthave" unserer Zeit. Sie haben es in die Riege der Statussymbole geschafft.


    Hier sind die Autos schon längst angekommen. Es sollen z.B. so viele SUV`S verkauft werden, weil die Hausfrau damit morgens im Schlafanzug die Kinder in den Kindergarten bringen kann ohne von außen gesehen zu werden.


    Natürlich greift eine Marketingstrategie auch bei Klassikhörern: Es werden immer noch prima die großen Alten verkauft, ganz einfach weil Klassik mit diesen Namen verbunden wird. Eine unveröffentlichte Furtwängler-Aufnahme, die aus irgendeinem versteckten Archiv auftauchen und veröffentlicht würde hätte doch wohl auch im Tamino eine "Musthave"- Hysterie zur Folge.

  • Smartphones passen in die heutige "Multitasking-Kultur", sie sind ein "Musthave" unserer Zeit. Sie haben es in die Riege der Statussymbole geschafft.


    und


    Es werden immer noch prima die großen Alten verkauft, ganz einfach weil Klassik mit diesen Namen verbunden wird.

    Hier werden zwei klischeehafte Behauptungen angeführt, die - so gut dürfte ich meinen geschätzten Disputanten Sternberg inzwischen kennen - subjektive Aversionen des Autors unterstreichen. Zur ersten übrigens kann ich nur meine Zustimmung geben, nebenbei bemerkt.


    Allerdings zielen die beiden bemühten Beispiele in so konträre Richtungen, dass deren Letzteres das Erste leider grandios widerlegt. :baeh01:
    Denn gerade das Gegenteil von Modeerscheinung, Schnelllebigkeit und medial protegierten Kurzzeitphänomenen stellt es doch dar, wenn ein 'Großer Alter' (so ein dämlicher Ausdruck...) wie Furtwängler noch immer gehört und geschätzt wird.


    Denn eine verrauschte Aufnahme eines Wilhelm Furtwängler, in der ein hoch subjektiver Beethoven von einem strengen alten Mann präsentiert wird, passt so gar nicht in das Klischee des Smartphone-Nutzers, der sich von Werbung, Hoschglanzcovern und virtueller Dauerverfügbarkeit seichter Information und Unterhaltung beeinflussen lässt.
    Furtwängler ist als Person total 'out', sein Interpretatorischer Stil ist 'out', und für die technischen Aspekte der Aufnahmen ist das Wort 'out' schon gar nicht mehr hinreichend.
    Ich glaube, wer sich dafür entscheidet, eine solche Aufnahme anzuhören, der tut dies sehr wohl bewusst und nicht, weil ihn irgendwer manipuliert hätte. Es mag vielleicht seine Präsenz hier im Forum bei geringer Reflexion diesen Eindruck erwecken, aber an sich ist Furtwängler, abgesehen von sehr selektiven, differenziert konsumierenden Klassikhörern - und auch Musikern! - sicher kein 'Must-Have'.


    Dass Furtwängler gehört wird - oder sonst irgendein historischer Dirigent - ist eher ein schlagkräftiges Argument gegen die Manipulierbarkeit des Klassikhörers.
    Denn bei den Werbestrategen der großen Plattenfirmen spielen derart alte Einspielungen aus leicht nachvollziehbaren Gründen keine große Rolle. Die Beeinflussung via Vermarktungsstrategie dürfte also fast ebenso überschaubar sein wie der Stellenwert solcher Einspielungen als Stautussymbol.


    Im übrigen könnte eine Aversion gegen die 'Großen Alten' und ein beständiges Hinweisen auf zeitgenössische künstlerische Strömungen konsequenterweise dazu führen, dass man sich nicht mehr weiter mit dem 'Großen Alten' Beethoven und seinesgleichen beschäftigt, sondern mit Komponisten, die im Hier und Jetzt leben.
    Denn auch die Werke Beethovens sind, wie die jedes anderen Komponisten, nun zwangsläufig dem Zeitgeschmack verhaftet. In jedem Kunstwerk gibt es überzeitliche und zeitgebundene Elemente. Der Anteil dieser beiden Aspekte zueinander nimmt Einfluß, ob ein Kunstwerk überdauert, ob es uns auch in der heutigen Zeit zu berühren vermag. Reine Modeerscheinungen verblassen rasch, doch nichts kann seine Entstehungszeit verleugnen.


    AETATI ARS!

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Die beiden Beispiele sollten sehr wohl provozieren, aber sie in einen Bezug zueinander zu setzen halte ich für sinnlos und gewagt.


    Ich hege keinerlei Aversionen gegen die "Großen Alten", zugegeben ein blöder Begriff, aber jeder weiß, was damit gemeint ist. Ich nehme mir nur das Recht heraus, ihre Aufnahmen kritisch zu hören.


    Wenn ich eine Aversion habe, dann gegen solche Sprüche wie "ja, so wollte das Beethoven haben, nur so kann er es gemeint haben" , da läuft es mir kalt den Buckel runter.


    Wenn hier von Beethoven gesprochen wird, ist doch wohl die überlieferte Musik-Literatur dieses Komponisten gemeint. Diese geschriebene Musik enthält natürlich Stücke, die mit dem Gedankengut der Entstehungszeit verhaftet sind, aber auch absolut zeitlose Kompositionen, die heute und auch in Zukunft Interpreten herausfordern. Beethoven zu verallgemeinern halte ich für genauso verwerflich wie ein Gedankengebilde zwischen einem Smartphone-Besitzer und einem Furtwängler-Hörer zu konstruieren.

  • Nachdem wir uns von der Zigaretten- und Autowerbung dankenswerterweise wieder entfernen - vielleicht waren diese "Ausreisser" aber notwendig, das will ich nicht bewerten - finde ich wieder Interessantes für mich an diesem Thread.
    Es wurde ja weiter oben - meiner Meinung nach völlig zu recht - schon angeführt, daß man Marketing nicht mit Werbung gleichsetzen sollte - daß aber Werbung viele Aspekte hat.
    Natürlich ist es möglich mittels Werbung auf ein Produkt AUFMERKSAM zu machen, das man herstellt oder aber auch nur vertreibt, bzw vertritt. Die Strategie wird davon abhängig sein, ob es ein URBEDÜRFNIS für dieses Produkt gibt - oder aber ob ich ein Bedürfnis für ein Produkt erst künstlich schaffen muß.
    Wenngleich es auch für mich verkockend wäre Beispiele aus anderen Bereichen zu erwähnen übe ich mich (derzeit noch ?) in Threaddisziplin und versuche beim Thema "Klassische Musik" - Interpreten und Schallaufzeichnung zu bleiben.
    Schon in vergangenen Jahrhunderten fand so etwas wie Interpretenvergötterung statt, zuerst waren es die berühmten Violinvirtuosen die Triumphe feierten ("der berühmthe Signor Veracini ist gestern hier angekommen"), ebenso wie die Kastraten, und Primadonnen. Es stand also oft das "Event" im Vordergrund, wie zahlreiche Beispiele von "Wunderkindern" trefflich belgen - allen voran "Nannerl" und "Wolferl" Mozart. Alle Welt wollte Paganini hören, Beethoven wurde zuerst durch seine Improvisationen, und erst später durch seine Kompositionen bekannt.
    "Klassische Musik" wurde - als Phänomen - nie wirkich beworben, sondern man bewarb innerhalb des Bereichs gewisse Produkte.
    Die Trauer, daß Musik vergänglich ist, daß große Interpreten nur eine beschränkte Lebensspanne haben, der Wunsch eine berühmte Stimme immer wieder zu hören - unabhängig von Zeit und Raum - kann getrost zu den unterschwellig vorhandenen Wünschen der Menschheit gezählt werden. Nach Zähmung der Zeit durch Schrift und gemaltes Bild kam eine weitere Dimension hinzu: Die Tonaufnahme. Edison, der die Erfindung gemacht hatte, erkannte deren Potential in Bezug auf klassische Musik und deren Reproduktion vorerst NICHT. Das blieb später anderen vorbehalten. Die Werbung der ersten Jahre baute darauf auf, Stimmen der Publikumslieblinge ins Zuhause zu bringen. Publikumslieblinge dürften damals vorzugsweise Klassikinterpreten gewesen sein, denn auf den meisten "Schlagern" jener Zeit wurden "Refrainsänger" nicht mal namentlich genannt....
    Die Kunst der damaligen Werbung lag vor allem darin, beispielsweise über "Caruso und Patti im eigenen Heim" zu schreiben -und die wirklich unzureichende Tontechnik geschickt zu cachieren.
    In den dreißiger Jahren war die Tontechnik so weit fortgeschritten, daß man klassische Musik - soweit sie für das Medium "Grammophon" geeignet erschien - in erträglicher bis akzeptabler Tontechnik geniessen konnte. Das unverwechselbare Timbe von (vor allem männlichen) Stimmen konnte recht gut festgehalten werden - wenn man den Rauchteppich im Hintergrund akzeptierte. Die nächsten Werbeaktivitäten betrafen vorzugsweise die Detailverbesserungen der Schallplatte, deren Klang seit 1925 ("Elektrische Aufnahme") mehrfach verbessert wurde. Seit ca 1950 trat die Langspielplatte ihren Siegeszug an, seit etwa 1960 die Stereophonie und HIFI. Alle diese Neuerungen brachten dem Klassikpublikum reale Verbesserungen - aber man reagiert in ALLEN Fällen stets zögerlich - und zu Beginn meist ablehnend. Der Durchbruch gelang meist über die "U- Musik" wie man alles andere einst nannte. Die klassischen Musikliebhaber waren ihren Interpreten treu und wollten hier keinen Wechsel.
    Erst die Stereophonie brachte eine Änderung. Sie wurde mit geradezu beispiellosem Werbe-Aufwand durchgeboxt. Dennoch war es schwierig den Leuten den Vorteil (und den Preis - nebst sonstigem Aufwand) schmackhaft zu machen. Als es sich aber durchgesetzt hatte waren für viele Jahre MONO-Aufnahmen unverkäuflich, was zu schrecklichen Auswüchsen, wie beispielsweise elektronisch "stereophoniserten" Nachbearbeitungen führte.
    Die Werbung stellte stets berühmte Künstler mit an die Rampe um ihre Produkte zu verkaufen. Schon Schaljapin war auf Photos zu sehen, wo er seinen eigenen Aufnahmen lauschte. Alle Werbe- und Marketingmaßnahmen waren vorzugsweise darauf aufgebaut, dem Klassikliebhaber "seine" Künstler näher zu bringen - etwas wofür Bedarf bestand. Sie waren daher eher unterstützend als manipulierend.
    Heute ist die Gesellschaft etwas anders gestrickt, schwerer einzuordnen. Die Bindung an zeitgenössische Künstler ist schwächer geworden. Karajan, Böhm, Bernstein, Karl Richter, Klemperer, Callas, Caruso, Gigli, Haskil, Rubinstein, Horowitz, Backhaus, Kempff etc etc. sie alle wurden in den Augen der älteren Generation nicht wirklich durch gleichwertiges ersetzt - Die Jungen indes - ich bin hier immer noch beim Klassikhörer - sind meist nicht so auf Interpreten fixiert. Sie wollen das Werk hören - und es sollte nicht zu teuer sein. Große Ausnahmeerscheinungen gibt es zwar auch - aber sie gehen im Wust der "gepushten" Stars unter - es wird zunehmend schwieriger sich all die Namen zu merken, bei der Fluktation die derzeit in der Branche herrscht.
    Gepushte Interpreten werden vorzugsweise an ein "schick-Micki" Publikum verkauft, das sowieso nichts davon versteht, der Klassikfreund wartet erst mal ab - meist so lange, bis man den Interpreten nicht mal dem Namen nach kennt, bzw er kauft unbekannte Interpreten auf Budgetlabeln - und ist zufrieden.
    Zudem - und jetzt hab ich den Bogen zum Thema wieder - sind viele Klassikfreunde der Meinung, daß die Plattenindustrie zuviel verdient - und verweigern - unter etlichen fadenscheinigen Ausreden den Kauf.
    "Werbung" im Klassikbereich ist daher oft eher INFORMATION für Kaufwillige - selten eine erfolgreiche Manipulation von Klassikfreunden.
    Dort wo Promotion und Marketing einsetzt - versagt im Klassikbereich die Werbung zumeist - Wir sehen es ziemlich deutlich, wenn ich versuche im Forum Threads über LEBENDE Künstler zu starten - Sie werden kaum weiterverfolgt, weil nur wenige die Aufnahmen dieser Leute gehört haben - geschweige denn besitzen...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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