Britische Komponisten des 20. Jahrhunderts

  • Hallo blackadder,


    ich habe sie alle - die Sinfonien.
    Rubbra ist auch einfacher "zu verdauen" als Bax.
    :] Aber auf die die Bax-Sinfonien mit Hanley (wem sonst ?) bin ich auch gespannt, die sind zu mir unterwegs.


    Die Rubbra-Chandos-Box habe ich zufällig, denn mein Stiefvater, der sie 2005 bei einem von uns allen bekannten CD-Versand bestellte, erhielt diese Box doppelt (für den Preis von einer), sodaß ich diese auch hatte.


    Da nun gar kein Hintergrundwissen über Rubbra bei mir vorhanden war, hörte ich mal rein und stellte fest, dass die Musik "brauchbar" ist und mir auch teilweise ganz gut gefallen hatte. Es sind zwar auch "Langweiler" (Sinf.Nr.10) dabei, aber sonst rundum zufriedenstellend, aber nicht "vom Hocker reißend".
    Bisher (von 2005 bis jetzt) habe ich diese Box noch nicht oft angefaßt, aber was nicht ist kann ja noch werden.



    Sinfonien Nr. 1 - 11
    BBC National Orchester of Wales, Richard Hickox
    Chandos, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Vielen Dank, Robert. Auf der englischen Wikipedia-Seite gibts auch noch was, aber auch nicht sehr erschöpfend. Was ich bezeichnend in Deinem Zitat finde:



    Deswegen klingt's weniger pastoral :D . Vielleicht mag ich es deswegen...


    Das stimmt tatsächlich, auch wenn sich der Hinweis eher darauf bezieht, daß Rubbra nicht zur "Folksongbewegung" gehörte wie Holst, Gurney und andere, weniger auf den Stil seiner Musik.


    Ich hatte mal eine Lyrita-CD mit Symphonien, die ich aber schon vor langem auf Ebay verkauft habe. Mich interessiert eher sein Kammer- und Vokalmusik.

  • Vor wenigen Wochen war ich - seit mehreren Jahren erstmals wieder - im Leipziger Gewandhaus. Das Gewandhausorchester spielte unter Richard Hickox als Gastdirigenten Musik von Elgar, Britten und Frank Bridge (Enter Spring).


    Letzterer war für mich die Entdeckung. Ich hatte zwar schon (auch hier im Forum) von ihm gelesen, aber noch nie etwas gehört. Tolle Musik, sehr klangschön bei hochinteressanten lichtdurchfluteten Dissonanzverläufen in einem sehr groß besetzten Orchesterapparat. Ich hatte kurz danach eine Naxos-CD von u.a. dem gespielten Stück in Händen, war mir aber unsicher wegen der Klangqualität. Kann dazu jemand etwas sagen?


    Zweites Thema: Britten, Symphonie für Cello u. Orchester
    Dieses Werk wurde nach meinem Kenntnisstand unter Leitung des Komponisten mit Rostropowitsch in Moskau uraufgeführt. Neulich las ich in einer Zeitschrift von einer CD-Aufnahme dieses Werkes, ebenfalls unter Leitung von Britten und mit Rostropowitsch am Cello, aber mit einem englischen Orchester. Nun entstanden bei mir zwei Fragen:
    1. Gibt es eigentlich eine Aufnahme der Moskauer Uraufführung?
    2. Wie ist die letztgenannte Aufnahme musikalisch und klanglich zu beurteilen?
    Ich würde mich freuen, wenn jemand von den Spezialisten unter Euch dazu etwas sagen kann.


    N.B.: Im Konzertprogramm des Gewandhauses war im Textteil zu der Cellosymphonie ein Bild von EDWIN !!! Unfaßbar! Keine Ahnung, warum! :baeh01:


    Grüße :)

  • Hallo Rainer Klang,


    Du wirst die Cellosymphonie und die Sinfonia da Requiem kaum irgendwo besser hören können, als auf dieser hervorragenden Decca-CD:



    Symphonie f. Cello & Orchester op. 68
    +Sinfonia da Requiem op. 20;Cantata Misericordium

    Rostropovich, Pears, Fischer-Dieskau,
    English Chamber Orchestra, Britten

    DECCA, 1963/64 ADD



    Diese CD ist auch in der preiswerten Decca-7 CD-Box enthalten.
    Dann hast Du Britten aus erster Hand vom Komponisten in sehr guter Klangtechnik.
    :hello: Was kann es besseres geben ?



    Britten conducts Britten Vol. 4
    Klavierkonzert op. 13; Violinkonzert op. 15; Symphonie für
    Cello und Orchester op. 68; Sinfonia da Requiem op. 20;
    Cantata misericordium op. 69; Prelude and Fugue for Strings
    op. 29; Simple Symphony op. 4; Variations on a Theme of Frank
    Bridge op. 10; The Young Person's Guide to the Orchestra
    op. 34; The Prince of the Pagodas op. 57; Diversions op. 21
    für Klavier linke Hand und Orchester; Michelangelo-Sonette
    op. 22; The Holy Sonnets of John Donne op. 35; Songs and
    Proverbs of William Blake op. 74; Winter Words op. 52; Tit
    for Tat; Serenade for Tenor Horn and Strings op. 31; Les
    Illuminations op. 18; Nocturne op. 60

    Sviatoslav Richter, Mark Lubotsky, Mstislav Rostropovich,
    Benjamin Britten, Dietrich Fischer-Dieskau,
    London SO, English Chamber Orchestra, New PO, Covent Garden
    Orchestra, Benjamin Britten

    Decca, ADD (Stereo)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Danke, Wolfgang, für die schnelle Antwort! Das klingt schon mal sehr gut!


    Meine Fragen zu Bridge und zur Moskauer Uraufführung von Brittens Cellosymphonie möchte ich aber noch einmal in Erinnerung rufen.


    Grüße :)

  • @KSM:
    Danke für den Hinweis. Ich hatte Euren kleinen Bridge-Dialog mitten im Bax glatt überlesen.


    Allerdings: "Erschöpfend" wurde meine Frage nicht beantwortet, denn zu der Naxos-Aufnahme konnte Michael leider auch nichts sagen.


    Grüße :)

  • Zitat

    Original von Reiner_Klang
    Zweites Thema: Britten, Symphonie für Cello u. Orchester
    Dieses Werk wurde nach meinem Kenntnisstand unter Leitung des Komponisten mit Rostropowitsch in Moskau uraufgeführt. Neulich las ich in einer Zeitschrift von einer CD-Aufnahme dieses Werkes, ebenfalls unter Leitung von Britten und mit Rostropowitsch am Cello, aber mit einem englischen Orchester. Nun entstanden bei mir zwei Fragen:
    1. Gibt es eigentlich eine Aufnahme der Moskauer Uraufführung?


    Hallo Reiner_Klang,
    ich habe einen Mitschnitt der Moskauer Uraufführung von Brittens Cellosinfonie, sie fand am 12. März 1964 statt, Benjamin Britten leitete die Moskauer Philharmoniker. EMI hatte diesen Mitschnitt in der Edition "The Russian Years" herausgebracht, das sind 13 CDs mit Aufnahmen aus Rostropowitschs "sowjetischen" Jahren (bzw. eigentlich 12 CDs mit einer Bonus-CD, welche Aufnahmen von 1996 enthält). Diese CD-Box ist anlässlich Rostropowitschs 70. Geburtstag im Jahre 1997 erschienen, hinsichtlich der Repertoirezusammenstellung sehr interessant, aber leider natürlich längst aus dem Katalog genommen (habe sie glücklicherweise rechtzeitig kaufen können). Es könnte sein, dass folgende derzeit erhältliche CD den Mitschnitt der Uraufführung enthält:



    Jedenfalls passen Solist, Dirigent und Orchester. Das Aufnahmedatum, das jpc angibt, (1961) lässt keine Rückschlüsse zu, denn es ist mit Sicherheit falsch (die Cellosinfonie stammt aus dem Jahre 1963...). Bezüglich der Klangqualität: ich muss zugeben, dass ich diese Aufnahme im Speziellen länger nicht mehr gehört habe. Allgemein muss man aber sagen, dass gerade die Live-Aufnahmen dieser Box nicht immer höchsten Ansprüchen genügen. Mich stört das nicht allzusehr, wer jedoch Wert auf exzellente Klangqualität legt, könnte unter Umständen nicht ganz zufrieden damit sein.


    Viele Grüße
    Holger

  • Hallo Holger,
    vielen Dank für diesen Tip. Das ist doch schon mal ein vielversprechender Ansatz. In diesem speziellen Fall wäre mir aufgrund der Besonderheit bzw. Authentizität des Ereignisses die Klangqualität nicht so wichtig.


    Grüße :)

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  • Habe mir kürzlich diese CD mit Werken von John Ireland zugelegt:



    Und muß sagen: ich bin ein wenig enttäuscht. Die Chorwerke "These Things Shall Be" oder "Greater Love Hath No Man" finde ich mäßig spannend, um nicht zu sagen: langweilig. Hauptsächlich habe ich mir die CD wegen der "London Ouverture" gekauft, aber auch die reißt mich nicht wirklich vom Hocker. Ganz nett der Rhythmus, der den "dilly, Picadilly" - Ruf des Busschaffners damals angeblich imitieren soll.


    Ich habe die CD gekauft, weil ich neugierig war. Neugierig, was der Mann, der das Lied Sea Fever geschrieben hat und das mir dermaßen unter die Haut geht, daß ich behaupten kann, es ist mein Lieblingskunstlied überhaupt und ich habe "Angst" es mir jemals zu überhören, noch so geschrieben hat. Ja diese Violkinsonate Nr. 2 kannte ich auch noch. V.a. der letzte Satz, fantastisch. Deswegen und weil Benjamin Britten wohl sagte Ireland sei der talentierteste Engländer seiner Zeit gewesen, wolle ich mehr kennenlernen. Gestern noch das Klavierkonzert angehört - und Legend. Aber auch die Werke sind für meine Ohren ganz nett - mehr aber nicht. Schade.


    Kann mir jemand vielleicht noch andere Werke ans Herz legen?


    Cyril Scott gehört, finde ich wesentlich interessanter......


    :hello:

  • Hallo Wulf,
    die Klavierwerke wie "Sarnia" und die Sonate sowie natürlich die Cellosonate schätze ich sehr!
    Die Cellosonate finde ich ein ganz herausragendes Werk :jubel:


    Mit den Chor-Orchesterwerken gebe ich Dir recht, das Klavierkonzert mag ich allerdings auch sehr, kann aber verstehen, wenn es für den einen oder anderen nicht so interessant ist.


    LG,
    Michael

  • Hallo Michael,


    danke für den Tip mit der Cellosonate!


    Welche Einspielung des Klavierkonzertes beitzt Du denn? Habe gestern die mit Parkin unter Thomson gehört. Ich muß zugeben, der dritte Satz gefällt schon, ich bin beiM KK etwas zwiegespalten. Es kann aber auch and er Aufnahme liegen. Könnte mir das ganze etwas packender interpretiert vorstellen....


    :hello:

  • Hallo Wulf,
    die m.e. besten Aufnahmen des Klavierkonzertes sind leider nicht mehr erhältlich:
    Eine Unicorn mit Geoffrey Tozer und dem Melbourne S.O.
    sowie die historische Aufnahme mit Eileen Joyce auf Dutton.
    Diese Aufnahmen sind wesentlich packender gespielt als von Parkin.
    Die neue Hyperion mit Piers Lane liegt dazwischen, ich möchte sie also nicht ausdrücklich empfehlen.


    Die Cellosonate habe ich häufig aufgeführt und sie gehört zu meinen absoluten Lieblingswerken.


    LG,
    Michael

  • Lieber Wulf,
    stimmt schon, die Chorwerke Irelands sind etwas zu handwerklich (aber das Gefühl habe ich bei vielen Chorwerken von der Insel jenseits des Ärmelkanals), doch da gibt es ein mäßig langes Orchesterstück "Mai Dun", das mich ziemlich begeistert hat.
    Überhaupt fand ich unter Irelands Orchesterstücken doch einiges, das ich mit Vergnügen mehrfach hörte, etwa "The Forgotten Rite". Mag sein, daß er in seiner Klaviermusik feinfühliger ist, aber von Zeit zu Zeit hör' ich auch die Orchestermusik des Alten gern'.
    :hello:

    ...

  • Hallo Edwin,


    stimmt schon - es gibt viele Chrowerke, die ähnlicher Natur sind und bisher nur wenige Ausnahmen, die mich überzeugen.


    Gestern hörte ich ein Werk für Bariton, Chor und Orchester, das mich allerdings in seiner Schönheit und Perfektion trotz der fehlenden Greifbarkeit von Themen sehr fasziniert hat:


    Frederick Delius: Sea Drift


    in dieser fantastischen Aufnahme:



    Vertont über einen Text von Walt Whitman, der von zwei sich paarenden Vögeln, dem Tod des Weibchens und die großte Trauer des Männchens geht.
    Es wird im Verlauf immer mehr zur Methapher menschlichen Verlusts und Trauer.


    Gehört vielleicht neben der "Mass Of Life", die zu Delius wenigen extrovertierten Werken gehört zu dem Besten, was er verfasst hat.


    nochmals ad Ireland: Von "Mai Dun" habe ich nur den Anfang gehört, ich wollte noch in andere CDs reinhören....



    :hello:

  • Hallo Wulf,
    hast Du schon die "Songs of Sunset" gehört?


    Die sind mein Favorit, allerdings bevorzuge ich die Beecham-Einspielung.


    Mai-Dun und "The Forgotten Ride" habe ich vergessen und schließe mich Edgars Empfehlung an.
    Betreffend John Ieland habe ich desweiteren noch
    die Werke für Kammerorchester, hier vor allem das vorzügliche "Concertino Pastorale", welches ich sehr liebe und mit Genuss einmal spielen konnte, vergessen zu erwähnen.
    Sein bekanntestes Werk für Streichorchester dürfte neben diesem noch das Stück "The Holy Boy" sein.
    Der Titel verleitet allerdings zu Spekulationen über seine Neigungen.
    Von Bax ist der Ausspruch "Ach John und seine Chorknaben" überliefert............ :O


    :hello:
    Michael

  • Ok, ein ganz wenig - aber wirklich nur ganz wenig - atonement:


    Das "Concertino pastorale" ist mir außerordentlich gut im Gedächtnis geblieben.


    :hello:

  • Zitat

    Die "Songs Of Sunset" habe ich noch nicht gehört, wird aber demnächst dran sein.


    Hallo Wulf,
    ich kann nur wärmstens empfehlen, neben der vorzüglichen Hickox-Aufnahme zu versuchen, noch an die EMI-Stereoaufnahme unter Beecham heranzukommen.
    Diese Aufnahme gehört für mich zu den allerallerbesten Delius-Aufnahmen überhaupt.



    Ansonsten sind von Delius auch noch die "Songs of the high Hills" für mich sehr bemerkenswert.
    Hier http://www.amazon.de/Delius-Co…sic&qid=1183064892&sr=8-4
    kann man meine persönliche Referenzaufnahme tatsächlich noch zu einem normalen Preis kaufen!
    Die CD ist längst gestrichen, es handelt sich um eine Unicorn-Produktion unter dem Delius-Intimus Eric Fenby.


    Die Cellosonate von Delius habe ich auch relativ häufig aufgeführt.
    Dieses Werk benötigt einen enormen Aufwand an Hilfe von Seiten des Interpreten.
    Komponiert wurde es für Beatrice Harrison, und Delius hat überhaupt keine weitergehenden Vortragsbezeichnungen hereingeschrieben, da er wußte, das Harrison von sich aus das richtige tun würde.
    In der Beecham-Ausgabe wurden zudem einige Schreibfehler korrigiert.


    Man steht dann als Interpret vor einer Sonate, die irgendwie unfertig aussieht, trotz der Beecham-Edition.
    Sie ist sehr einfach in einer einsätzigen A-B-A-Form gehalten, wobei der Klaviersatz sehr "blockartig"zu sein scheint und der B-Teil der langsame Satz ist.


    Wenn man sich allerdings einmal tiefer mit dieser Sonate beschäftigt und alle möglichen Klangfarben und Tempomodifikationen ausprobiert, wird man mit einem herrlichen langsamen Satz belohnt und einer unendlichen Melodie im ersten Satz, welche allerdings eine sehr geschmeidige und phantasievolle Klavierbegleitung voraussetzt.
    Der Höhepunkt im letzten Satz, richtig angesteuert, läßt an Dramatik nichts zu wünschen übrig.
    Um weitergehend zu verstehen, was ich meine, möchte ich sehr empfehlen, sich diesen Videoausschnitt
    http://www.youtube.com/watch?v=2Yb3DnPg6MM


    einmal anzusehen.
    Julian Loyd-Webber ist m.e. live ein wesentlich interessanter Cellist als auf vielen seiner Studioaufnahmen.
    Wie er hier den Schluß der Delius-Cellosonate interpretiert ist schlichtweg perfekt.
    Man kann auch das "blockhafte" der Klavierbegleitung erkennen, aber auch dies ist hier vom Pianisten excellent gelöst worden, da sehr geschmeidig und die Melodielinie des Cellos dezent unterstützend.
    Es gibt leider m.e. völlig indiskutable Aufnahmen dieser Sonate von Starker oder Aldulescu(einem ansonsten wirklich tollen Cellisten, bei welchem ich auch einmal studierte), die einfach nur den Notentext abspielten.
    Aber das reicht bei Delius leider nicht.
    :hello:
    Michael

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  • Hallo Michael,


    vielen Dank für Deine ergänzenden Ausführungen.


    Wie sehr Interpretation über Sympathie entscheiden kann und wie interpretationssensibel manche Werke irgendwie sind, habe ich gestern noch mal erfahren dürfen.


    Nachdem ich nun Irelands "London Ouverture" in der Hickox - Aufnahme kennenlernte und als ganz o.k. einstufte, hörte ich sie mir noch mal in der jetzt günsitgen EMI-Aufnahme unter Barbirolli an. Und siehe da: es zündete!!


    Barbirolli ist weniger brachial zu Beginn und überdreht das Tempo dafür nicht im "Picadilly-Teil" des Werkes, das hat mir richtig gut gefallen!!


    :hello:

  • Weiß jemand, was aus David Bedford geworden ist? Geboren in den 30ern riecht er zunächst ein wenig nach Nono, soll aber auf der Suche nach engerer Fühlung mit dem Publikum mit Pop-Musikern crossovert haben (vor 1985, da das im Dibelius "Neue Musik 1965-85" steht). Ich kenne nur ein Chorwerk aus den 60er Jahren, das zwar relativ effektvoll mit Glissandi und Clustern bzw. bewegten Flächen gegen solistisch Hervortretendes gesetzt arbeitet aber nicht gar so sehr unter die Haut geht.


    Birtwistle, Cardew und Davies scheinen wesentlich eigenständiger gewesen zu sein, Goehr und Bennett kenne ich noch nicht, Harvey kann ich momentan nicht mehr ausstehen. Vielleicht erweitere ich einmal meine Cardew- und Davies-Bestände, von denen kenne ich nur Sachen aus den 50er und 60er Jahren.
    :hello:

  • Hallo Wulf,
    ja, das hätte ich noch ergänzen können, das m.e. die Barbirolli-Aufnahme die beste ist, aber Du warst ja augenscheinlich an dem Werk nicht mehr interessiert.
    Dieser große Unterschied zwischen Interpretationen gilt natürlich auch für die "Songs of Sunset" .
    Ich habe ja schon darauf hingewiesen, daß m.e. die Beecham-Aufnahme unübertroffen ist.


    LG,
    Michael

  • Hallo KSM,
    Bedford ist nahezu eine Tragödie von Inspirationsverfall.
    Ende der 60er Jahre schrieb er ein wirklich faszinierendes Stück: "The Tentacles of the Dark Nebula" für Tenor (bei der Uraufführung Britten-Intimus Peter Pears) und Streicher. Während der Tenor seinen Part in weiten, aber immer noch kantablen Intervallen singt, erzeugen die Streicher einen nahezu unabhängigen, erregenden Klanghintergrund mit Verdichtungen und plötzlichen Ausdünnungen, Triller- und Glissandomontagen, die dermaßen raffiniert strukturiert sind, daß man rein akustisch kaum die Instrumentalbesetzung feststellen könnte.


    Dann geriet Bedford in die Fänge der U-Musik und produzierte grauenhafte Crossovers. Und damit war es um ihn geschehen.
    Neotonalität ist jetzt bei ihm angesagt, und zwar ohne Brechung. Pathetische Bläsergesten münden in noch pathetischere Dreiklänge, mittelalterliche Kanons werden üppig instrumentiert und über quasi-Orff'sche Rhythmen gelegt. Mitunter glaubt man, Instrumentalversionen der "Carmina Burana" zu hören - als habe Orff ein paar Zwischenspiele gestrichen. An anderen Stellen wird Britten herbeizitiert, oder Bedford sucht bei Prokofjew nach melodischer Inspiration.



    Übrigens: Richard Rodney Bennett ist ein ähnlicher Fall. Am Anfang war er eine Art britischer Boulez, der genau trennte zwischen dem hohen Anspruch seiner Konzertmusik und seiner rein kommerziellen Filmmusik, in der er auch Jazziges einfließen ließ ("Mord im Orientexpreß") oder Anleihen bei der britischen Pastoral-Romantik machte.
    Dann kommt eine Phase, in der er als Opernkomponist erfolgreich ist, wobei seine Werke zwar auf strenger ("abzählbarer" und nicht tonalisierter) Zwölftontechnik beruhen, aber diese wird so raffiniert gehandhabt und so clever instrumentiert, daß sie auch für ein Publikum, das sonst über Britten nicht hinausgeht, leicht akzeptabel sind. Die Oper "Mines of Sulphur" etwa ist ein echter Reißer und wäre als Repertoirestück geeignet.


    Und dann wird's wirklich übel: Zuerst beginnt Bennett, die Reihen tonal zu harmonisieren, danach läßt er die Reihen ganz weg. Und jetzt klingt er in seinen "ernsten" Werken ungefähr so, wie am Anfang in seiner Filmmusik.


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Charakteristisch für die Musik Großbritanniens sind auch geniale Eigenbrötler wie Havergal Brian, der einen großen Teil seiner herben, aus kurzen Blöcken zusammengesetzten Symphonien im Alter von über 70 Jahren komponierte


    Hallo Edwin,


    ich kannte bislang nur die 3. und vom einmaligen Hören die 1. und hatte daher Deine Beschreibung für charakteristisch für die späten Werke des Meisters gehalten.


    Die Werke der 30er (3. Symphonie und Violinkonzert) sind wunderbar wirr und antiklassisch mit einer Freude am komplizierten und widersprüchlichen Detail komponiert. Sie sind absolut eigenartig und meines Erachtens interessanter und auch besser als etwa die 3. von Bax. Es gibt zwar unzählige Abschnitte, die z.B. sequenziert gearbeitet sind und nahtlos aneinander anschließen, aber "blockhaft" wäre nicht mein Vokabel dafür. Außerdem sind sie extrem effekt- und klangverliebt aber stets genüßlich "falsch gebaut" und deshalb in meinen Ohren das Gegenteil von herb, eher orgiastisch.


    Nun habe ich erwartet, dass mich in seiner 18. aus den frühen 60ern ein ganz anderer, zurückgenommener, kargerer Spätstil begrüßen wird. Nun, finsterer ist es schon, fast boshaft in der gesteigerten Freude am "falschen" - so mein erster Höreindruck. Aber karg ist es wirklich nicht, fast ebenso wirr wie in früheren Zeiten (fast hätte ich geschrieben: jugendlich - ha! - bei seiner 3. war er schon fast 60!)


    Ich habe Brian außerordentlich gerne - seine Schwächen sind so offensichtlich, dass man ungestört seine Stärken geniessen kann.
    :hello:

    PS: Ist die Aufnahme der "gotischen" wirklich so schlecht, wie ich sie in Erinnerung habe?
    ;)

  • Moin,


    habe gerade Neues für Bantockianer entdeckt.



    Weis jemand darüber mehr? Die Hörbeispiele klingen erstmal interessant.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Hallo Stefan,


    Zitat

    Original von Radagast
    habe gerade Neues für Bantockianer entdeckt.


    Weiß jemand darüber mehr? Die Hörbeispiele klingen erstmal interessant.


    Habe in zwei anderen Threads ebenfalls bereits auf diese überraschende Neuerscheinung hingewiesen.
    Außer den Hörbeispielen bei jpc kenne ich auch noch nichts daraus.
    Wie ich gelesen habe, handelt es sich wohl um eines von Bantocks größten Projekten. Da es sich bei der Komposition um keine sonderlich dramatische, sondern eher um eine episch breit erzählende Vertonung handelt, könnte das Oratorium mit seiner Dauer von 172 Minuten durchaus Längen enthalten. Allerdings finde ich das, was ich anhand der Ausschnitte bereits hören konnte, sehr attraktiv. Scheint bezüglich schöner Melodik und geschmackvoller Orchestrierung ähnliche Qualitäten zu haben wie der 'Sappho'-Liederzyklus. :]
    Wenn ich im Moment nicht so total pleite wäre :motz:, hätte ich mir die 3 SACDs schon längst bestellt. Muß also noch ein wenig warten. :rolleyes:


    Herzliche Grüße
    Johannes


  • Hallo,


    hach. das ist wieder was zum Schwelgen. Eine der besten Anschaffungen bisher in diesem Jahr. Eine Sinfonie in 3 Teilen für Chor, Solisten und Orchester. Klare Empfehlung, allerdings sollte man ein Faible für lyrische Spätromantik haben.


    Gruß
    Jörg

  • Hallo Jörg,


    Zitat

    Original von Arietis
    Hach. das ist wieder was zum Schwelgen. Eine der besten Anschaffungen bisher in diesem Jahr. Eine Sinfonie in 3 Teilen für Chor, Solisten und Orchester. Klare Empfehlung, allerdings sollte man ein Faible für lyrische Spätromantik haben.


    haaaab' ich's doch geahnt! Werde ich wohl 'nen kleinen Kredit aufnehmen müssen. :rolleyes:
    Vielen Dank für Deine Empfehlung!


    Herzliche Grüße
    Johannes

  • Hallo, miteinander!


    Auf die oben schon erwähnte Komposition Tintagel, ein viertelstündiges sinfonisches Gedicht von Sir Arnold E.T. Bax aus dem Jahre 1917 möchte ich nochmals zu sprechen kommen.


    Seit Kurzem besitze ich die Gesamtaufnahme der Sinfonien mit dem BBC Philharmonic unter Vernon Handley, auf der das Stück enthalten ist (Aufnahme von 2003), seit Längerem einen Mitschnitt der älteren Aufnahme mit dem London Philharmonic unter Sir Adrian Boult; wahrscheinlich gibt es diese Aufnahme noch auf dem Amazon-Marktplatz, die Angaben bei der CD "Boult conducts Bax" sind aber zu vage.


    Bax wurde vom Blick auf den Arthur-Felsen und den Atlantik - sonnig, warm, aber nicht windstill - inspiriert, in den rascheren Teilen auch von der Sagenwelt um Artus. Die Reste des King Arthur Castle kann man beispielsweise von einem schicken Hotel aus bewundern (am besten mit Sonnenuntergang), man kann den Felsen auch gegen Eintritt erwandern, er ist touristisch erschlossen.


    Die dunkel timbrierte, pathetisch-impressionistische Musik lässt sowohl die Eigenart des Komponisten selbst wie - etwas verdeckter - jenen spezifisch englischen Tonfall erkennen, von dem in diesem Faden schon des Öfteren die Rede war. Jedenfalls sehr ansprechende Musik. Die Chandos-Box bezeichnet das Werk als das bekannteste des Komponisten.


    Beide Aufnahmen sind sehr passabel, Handley natürlich klangtechnisch moderner, transparenter. Boult ist aber leidenschaftlicher und rauer. Zu wesentlich unterschiedlichen Ergebnissen gelangt man indes nicht.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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