Ich kann gerne etwas dazu sagen. Der Klang ist meines Erachtens einwandfrei, wie ein nochmaliges Nachhören ergab (Yamaha Amp., KH Grado signature SR 325 e, DVD-Player).
Das Orchestra Mozart spielt mit 22 Violinen, 8 Violen, 7 Violoncelli, 5 Kontrabässen, zweifachem Holz, 2 Hörnern, 2 Trompeten, 3 Posaunen und Pauken, insgesamt also mit 58 Musikern.
Von daher ergibt sich ein sehr transparentes, aber gleichzeitig warmes Klangbild. Manchmal liegt es, wenn man ein "miserables Klangbild" empfindet, auch am eigenen unzureichenden Equipment oder an den eigenen Ohren.
"Warm" würde ich ja noch gelten lassen, aber wenn Du dieses Klangbild als transparent empfindest, würde ich einen Gang zum Ohrenarzt empfehlen
Was die Qualität des Equipments betrifft: Je besser die Wiedergabekette ist, umso stärker treten Unterschiede zwischen guten und schlechten Aufnahmen zutage.
Ich finde den Klang auch nicht unbedingt ideal. Etwas dumpf, die Pauken ziemlich verschluckend. Das wäre 2011 definitiv besser gegangen.
Das ist amüsant! Man merkt, wie wenig Klassik-Liebhaber von Tontechnik verstehen. Davon habe ich zum Glück einiges mitbekommen, weil ich bei manchen Aufnahmen meines Lehrers dabei war und auch mit der Problematik der Saalakustik etwas vertraut bin.
Ich habe mir also vorhin die späte Abbado-Aufnahme auf CD gebrannt. Und ich muss wieder einmal Willi Recht geben. Meine Anlage klingt gerade in den Bässen puristisch trocken und sauber und der Klang der Lautsprecher hat die Ehrlichkeit eines Studiomonitors. Gespielt habe ich mit der alten Anlage (Yamaha-Vollverstärker und Marantz CD 80). Den Tontechnikern kann man keinerlei Vorwurf machen. Beide Aufnahmen sind auf dem technisch neuesten und besten Stand was Natürlichkeit, Durchsichtigkeit und die Ortbarkeit der Instrumente angeht. Nur ist das Resultat einer Aufnahme nun mal von der Saalakustik abhängig - die wird letztlich als "natürliche" Raumakustik mit wiedergegeben, wenn es sich bei der Aufnahme nicht um ein synthetisches Studioprodukt handelt. Die alte Abbado-Aufnahme mit dem Chamber Orchestra of Europe klingt weiter entfernt - d.h. offenbar war der Aufnahmesaal größer. Die später Aufnahme klingt näher und präsenter, man steht quasi vor den Instrumenten, die sehr groß abgebildet werden. Hörbar hat der Saal relativ viel Hallanteil und unten herum klingt er nicht so "trocken". Das ist in der Berliner Philharmonie oder einem pulvertrocken klingenden Rundbau wie der Tonhalle Düsseldorf z.B. natürlich anders. Wenn man eine wirklich sehr gute Anlage hat, stört das aber überhaupt nicht. Solche Aufnahmen sind eine gute Lautsprecher-Testplatte. Wenn der heimische Lautsprecher unten herum nur ein klein wenig "schwimmt", dann klingen solche weniger trocken aufgenommen Anlagen leicht dumpf. Bei mir aber nicht. Mit meiner puristisch klar und sauber klingenden AVM-Anlage höre ich unter Garantie aber auch nicht den geringsten Anflug von Dumpfheit.
Interpretatorisch gefällt mir die späte Abbado-Aufnahme deutlich besser. Bei der frühen merkt man doch, dass hier ein etwas erwachseneres Jugendorchester spielt. Alles klingt ein bisschen "aufgepeppt" spritzig. Dagehen hat die späte Aufnahme die Tugend, die der alte Beranrd Haitink mal schön auf den Punkt brachte: "I don´t like overemphasizing!" Schon das Tempo des Kopfsatzes ist viel natürlich fließender - da ist diese Selbstverständlichkeit des musikalischen Fließens da, eines musikalischen Pulses, dem man einfach folgen kann wie ein fließender Bach, was ich sonst eigentlich nur von der alten Böhm-Aufnahme kenne. Und der Klang des Orchesters ist reifer, sinnlicher, gesättigter. Einfach wunderbar! Abbado trifft genau das, was die Philosophie der Romantik war: die völlig ungekünstelte Naturhaftigkeit einer Notwendigkeit des "So-sein-Müssens". Ich finde das übrigens in jeder Sekunde spannend - nur eben nicht im vordergründig effekthascherischen Sinne eines betonten "Spannend-sein-wollens". Einfach wunderbar. So kann ich die Symphonie immer wieder hören!
Schöne Grüße
Holger