Warum ist "klassische Musik" nicht "populär"

  • Dass es bei Dir 100 % in den vergangenen 3 Wochen sind, das wundert hier sicher keinen :hello:

    Ich denke, dass das für unser Forum hier eher typisch ist. Aber man kann eben auch erkennen, wie weit man von "Durchschnittshörer", den es natürlich nicht als Einzelperson gibt, entfernt ist.

  • daß knapp 8 Millionen "Follower" doch schon ganz ordentlich ist.

    Liebe Mitdiskutanten m-müller, Garaguly und astewes! Heißt das im Umkehrschluss, dass wenn 8 Millionen eigentlich in der Tat ganz ordentlich sind, klassische Musik gar nicht so unpopulär ist, oder ist diese Fragestellung - alleine aufgrund von statistischen Angaben - nicht erlaubt/nicht begründet?

    "Von Herzen - Möge es wieder zu Herzen gehen"

    (Ludwig van Beethoven über den Beginn des "Kyrie" seiner "Missa Solemnis")

  • Lieber Bernd, typischerweise werden doch heute alle möglichen Schlußfolgerungen "nur" auf der Grundlage von (zum Teil allerdings fragwürdigen) statistischen Erhebungen gezogen. Ich kenne jetzt keine Details der Erhebung, die zu den 8 Millionen anscheinend (scheinbar?) klassikaffinen Personen in Deutschland geführt hat, aber wenn die Zahl zutrifft, finde ich, daß Klassik nicht so unpopulär ist, wie man im Allgemeinen zu glauben geneigt ist.


    Ein weiteres Indiz ist, wie hoch die Aufrufzahlen bei populären Klassikstücken bei youtube sind-

    nur mal so ins volle Leben gegriffen:

    - Beethoven Symphonie Nr. 5: die verschiedenen Angebote haben überschlägig über 20 Mio. Aufrufe, allein Barenboim auf den 2012-Proms 16 Mio.

    - Nr. 9: allein Muti mit Chicago 45 Mio.

    - Vivaldi, 4 Jahreszeiten: vielfältiges Angebot, im Summe bestimmt über 100 Mio. Aufrufe


    natürlich nicht mit der obigen Statistik zu vergleichen, weil youtube weltweit aufrufbar ist, aber man kann sicherlich sagen, daß klassische Musik auch weltweit keine Randerscheinung ist


    noch eine Bemerkung zur Fragwürdigkeit von Statistiken:

    - ein dazu passendes Buch: Walter Krämer: So lügt man mit Statistik

    - relativiert so manchen Aufreger: http://www.unstatistik.de

  • Du wirst keinen finden, der das auch nur versucht. Denn da kämen unbequeme Sachen zur Sprache und es würde sich herausstellen, dass Adorno seine Position mit einigen überaus bedenkenswerten Gedanken und Argumenten untermauert. Die sind allerdings heute total out, und der postmoderne Famulus Wagner weiß genau, dass »wir es dann zuletzt so herrlich weit gebracht«, womit die Gedanken derer, die vor der Postmoderne gedacht haben, durch diese überholt entwertet sind. Das ist sehr bequem, weil Adorno (vor allem mit seinen Gedanken, die in diesen Bereich gehören), bei allen Überspitzungen, Inkonsequenzen und anderen Erbsen, die man unter dem Matratzenstapel fühlen kann, wenn man nur will, gerade mit diesen Gedanken nach wie vor unbequem ist. Es sei ihm gedankt, dass er sie immer wieder notiert hat. Nicht nur im Zusammenhang mit Sibelius, aber eben auch dort. Hoffen wir, dass die Flaschenpost irgendwann ankommt. Die Welt kann sie gebrauchen.


    Das sehe ich ähnlich. Zu den Kuriositäten der Postmoderne gehört, dass sie zwar viele Geschichten (mit Betonung auf dem Plural) zulässt (um es mal mit Holger zu sagen), sich aber gerade mit der Moderne als Geschichte schwertut (sonst wäre sie ja nicht post-modern). Auf die Musik übertragen: man sieht Glass, Pärt oder dem späten Penderecki ihre seichten Dudeleien nach, kommt aber mit dem rigoros modernistischen ästhetischen Ethos eines Stockhausen oder des frühen bis mittleren Boulez nicht mehr klar.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Ein paar alte "verlogenen" Statistiken .... ;)


    Wer hört wie häufig (2010-2012)


    und noch einmal geschönt mit Altersgruppen


    31_Bevorzugte_Musikrichtungen_2022_1.jpg






    31_AWA_2022_6.jpg?itok=e4UbQFwi


    und


    31_AWA_2022_14.jpg?itok=Wy8b_6jO


    Die Unterteilung Klassische Musik (Konzerte Sinfonien) entsteht durch andere Kategorien mit Oper und Operette. Kammermusik taucht nicht direkt auf :D


    Und hier noch einmal ein Artikel, der ins Horn des Kollegen m-mueller tutet ... :)


    "Die Klassik wird immer wieder und gerne totgesagt, aber tatsächlich ist das Interesse an klassischer Musik ungebrochen." Das sagt einer der renommiertesten deutschen Klassikjournalisten, Oswald Beaujean. Der Leiter des Programmbereichs BR-KLASSIK freut sich aktuell über steigende Umsätze seines Labels BR-Klassik. Trotzdem müsse die Branche für neue Geschäftsmodelle wach sein und bleiben. Die Digitalisierung könnte sich als große Chance erweisen.

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  • Zitat vom BR Rundfunk:

    "Die Klassik wird immer wieder und gerne totgesagt, aber tatsächlich ist das Interesse an klassischer Musik ungebrochen."


    Das Interesse an klassischer Musik ist in der Tat ungebrochen. Bei wie vielen Menschen (wie vorliegend besprochen) z.B. in Deutschland, darüber haben wir nun Statistiken ausgetauscht. Populär im Sinne von "bei der großen Masse, volkstümlich" (Bing-Übersetzung) wird sie sicher nie werden.


    Wenn sich unser Interesse als Mitglieder dieses Forums u.a. auch so zusammenfassen lässt, dass wir uns wünschen, viel mehr Menschen an unserem "Glück" des Hörens/Verstehens dieser Musik teilhaben zu lassen, dann können wir über moderne Formen der Verbreitung (Digitalisierung, Internet etc.) sprechen, "alle" werden wir dennoch nicht erreichen. Und das können und wollen wir vielleicht auch gar nicht...


    Wir sollten aber auch über die Fragen Bildung/Wissensvermittlung/Schule/Chancengleichheit etc. sprechen. Und/oder auch das Thema Elternhaus und Umfeld wie z.B. Freunde/Freundinnen bedenken. Wenn wir uns also daran erinnern, wie wir selbst zur klassischen Musik "gestoßen" sind, dann wird es uns vielleicht wie Schuppen aus den Haaren :) fallen.


    Da gibt es sicher die tollsten Geschichten.


    Deshalb meine Frage hier im Forum für diejenigen, die Lust dazu haben:


    Wie bist Du zur klassischen Musik gekommen?

    "Von Herzen - Möge es wieder zu Herzen gehen"

    (Ludwig van Beethoven über den Beginn des "Kyrie" seiner "Missa Solemnis")

  • Deshalb meine Frage hier im Forum für diejenigen, die Lust dazu haben:


    Wie bist Du zur klassischen Musik gekommen?

    Da wirst Du wahrscheinlich im Begrüßungsthread fündig. Als ich im Forum anfing war ich genauso neugierig wie Du und startete einen Thread


    Wie soll man Musik konsumieren?


    wo sich viele aktiv beteiligten und auch gerne mitteilten, was ihnen an der Musik etwas bedeutete. Meine eigene Genese ist wahrscheinlich ein wenig abwegig. Ich bin schon als sehr kleines Kind mit Operetten und Big Band Jazz bekannt geworden. Mein Vater spielte vor dem Krieg Saxophon als Hobby in seiner Tanzkapelle (so sagte man wohl damals) , eine Liebe, die er nach dem Krieg leider nicht mehr ernsthaft verfolgen konnte. Ich bin also mit der Musik mittelgroß geworden, die Adorno sicher nicht gemocht hätte. ;)


    Wenn es Dich interessieren sollte


    Mitglieder stellen sich vor


    In diesem Thread stellen sich auch viele andere Mitglieder vor ...

  • Wenn es Dich interessieren sollte

    Was heißt hier "Wenn es Dich interessieren sollte"? Natürlich interessiert mich das! Gerade bei Dir, lieber astewes, wo Du mir so toll bei meinen technischen Problemen geholfen hast. Bin schon am Lesen! Und berichte natürlich gerne später auch, wie ich zur klassischen Musik gekommen bin. Vorab nur soviel: Mit Gewalt. Durch den Vater "eingebleut", wofür ich ihm, obwohl wir als Kinder sehr "gelitten" hatten, heute noch sehr dankbar bin...

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  • Da wirst Du wahrscheinlich im Begrüßungsthread fündig. Als ich im Forum anfing war ich genauso neugierig wie Du und startete einen Thread

    Mit größtem Interesse beides gelesen, lieber Axel. Und voller Staunen und Entzücken...

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    (Ludwig van Beethoven über den Beginn des "Kyrie" seiner "Missa Solemnis")

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  • Mein Vater spielte vor dem Krieg Saxophon als Hobby in seiner Tanzkapelle (so sagte man wohl damals) ,

    So hat man das auch in den 60-ern noch gesagt. Ich habe als Chemiestudent autodidaktisch Saxophon (Es-Alt) gelernt und in einer Kapelle mit 2 Saxophonen, 3 Gitarren, Klavier und Schlagzeug Tanzmusik gemacht (ein bißchen Billy Vaughn, ein bißchen the Shadows). Und wenn der Schlagzeuger die Stöcke nicht mehr halten konnte (wir bekamen bei Wünschen des Publikums reichlich Freibier, und ich hab gut vertragen), habe ich auch am Schlagzeug gesessen. Und nach 23.00 Uhr habe ich auch gesungen, alles deutsch, und Titel von Rony, Peter Kraus, Freddy Quinn u.a. standen auf dem Programm. Das Publikum war nach 23.00 Uhr weniger kritisch.

    Aber schon damals galt meine heimliche Liebe der Oper, geprägt durch meinen Vater, der gut singen konnte, im Geraer Mandolinenorchester und in einem Schrammelquartett Mandoline und Gitarre spielte. Und bei der Feuerwehr sich immer für den Theaterdienst einteilen ließ und mir dann vorschwärmte, was er gesehen hat. Ich erinnere mich, daß ihn im 2. Akt der Meistersinger die Prügelei besonders imponiert hatte. Ich lernte 5 Jahre bei einem Privatlehrer Zither, kannte dadurch Noten, und so fiel mir das Saxophonspielen nach ca. einem halben Jahr des Übens nicht ganz so schwer.

    1956, mit 14 Jahren sah ich über die Jugendweihe meine erste Oper, ausgerechnet den fliegenden Holländer. Endgültig weg war ich dann, als ich zwischen 1957 und 1960 Helge Rosvaenge 4x live in Gera erleben durfte. Auch Walter Ludwig und Karl Schmitt-Walter waren in Gera a.G. Meine Liebe zur Oper wurde mit dem Aufkommen der Opernverfremdung durch die Regisseure Anfang der 90- er zerstört. Ich besuchte nur noch ausgesuchte Vorstellungen und bevorzugte nach 2000 das Konzert. Schlager höre ich heute noch, als Trallala beim Frühstück im Hintergrund. Um Oper oder Konzert zu hören bedarf es bei mir keiner Ablenkung, sondern der Konzentration, sonst kommt keine Freude auf.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Auf die Musik übertragen: man sieht Glass, Pärt oder dem späten Penderecki ihre seichten Dudeleien nach, kommt aber mit dem rigoros modernistischen ästhetischen Ethos eines Stockhausen oder des frühen bis mittleren Boulez nicht mehr klar.

    Ich glaube, dass das aus derselben Quelle stammt, wie das allgemeine Konsens-Gedöns, die allgemeine Überempfindlichkeit und das ewige so verlogene wie nervtötende »ich will dich ja nicht dominieren«. Konfliktscheu und der Wunsch nach unkomplizierter Kuschelei stehen dahinter. Die haben ihre Wurzeln im Neoliberalismus und gehören darum zwingend zur Postmoderne, die ja nichts als die ideologische (wenn das einen erschreckt, soll er »gedankliche« einsetzen) Basis des Neoliberalismus ist.

  • Wie bist Du zur klassischen Musik gekommen?

    Tha - auch hier gibt es einenThread und zwar die Nr 220 (der neueste derzeit hat die Nr 22848 ^^ ) Er stamm von 2003, ist bis 2019 gelaufen und hat es auf 90 Beiträge gebracht:


    Mein Weg zur Klassischen Musik :baeh01:


    mfg aus Wien

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



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  • Das sehe ich ähnlich. Zu den Kuriositäten der Postmoderne gehört, dass sie zwar viele Geschichten (mit Betonung auf dem Plural) zulässt (um es mal mit Holger zu sagen), sich aber gerade mit der Moderne als Geschichte schwertut (sonst wäre sie ja nicht post-modern). Auf die Musik übertragen: man sieht Glass, Pärt oder dem späten Penderecki ihre seichten Dudeleien nach, kommt aber mit dem rigoros modernistischen ästhetischen Ethos eines Stockhausen oder des frühen bis mittleren Boulez nicht mehr klar.


    LG :hello:

    Da ziehe ich doch die seichten Dudeleien den langweiligen, unsinnlichen Kopfgeburten von Boulez und Stockhausen vor, und ich denke, dass sie zwar rigoros und modernistisch sind (modernistisch ist an sich ja abwertend, modern wäre der richtige Ausdruck), aber wo da das Ethos und die Ästhetik sind, das wird ja auch nur behauptet.

    Auf diesen Eintrag sehe ich schon die Antworten: Symbol, astewes, Werner Hintze und ChKöhn. Das ist aber schon die ganze Fan-Gemeinde dieser Musik in diesem Forum.

    P.S. Mein Lieblingswerk von Stockhausen ist übrigens das "Helikopter-Quartett". Die Videoversion davon steht bei meinen DVDs in der Humorabteilung, gleich neben Otto und Heinz Ehrhardt. Wie wäre es übrigens als nächstes mit einer Autobahn-Sinfonie, bei der in 100 LKWs je ein Musiker sitzt? Der Abspielort könnte dann wahlweise das Bundesverkehrsministerium oder der Kölner Dom sein, vielleicht in Verbindung mit einer Messe, die Kardinal Woelki zelebriert, oder in der Halbzeitpause eines Bayern-Spiels in der Allianz-Arena, wo man dann auch das gleiche musikalische Niveau anträfe.

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Auf diesen Eintrag sehe ich schon die Antworten: Symbol, astewes, Werner Hintze und ChKöhn. Das ist aber schon die ganze Fan-Gemeinde dieser Musik in diesem Forum.

    Mitnichten.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Du zählst nicht. Du liebst richtige Musik auch.


    Deine Bemühungen zum Verfassen von Satire müssen nicht bis zur Selbstparodie reichen.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Nimms nicht so genau. Dr. Pingel ist imstande Ariosts Rasenden Roland mit dem einige Jahrhunderte älteren Rolandslied zu verwechseln und auf der festen Basis seiner umfassenden Halbbildung ein dümmlich-abfälliges Urteil über eins der vergnüglichsten Werke der Weltliteratur abzugeben. Dem ist nichts peinlich.

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  • Das sehe ich ähnlich. Zu den Kuriositäten der Postmoderne gehört, dass sie zwar viele Geschichten (mit Betonung auf dem Plural) zulässt (um es mal mit Holger zu sagen), sich aber gerade mit der Moderne als Geschichte schwertut (sonst wäre sie ja nicht post-modern). Auf die Musik übertragen: man sieht Glass, Pärt oder dem späten Penderecki ihre seichten Dudeleien nach, kommt aber mit dem rigoros modernistischen ästhetischen Ethos eines Stockhausen oder des frühen bis mittleren Boulez nicht mehr klar.


    LG :hello:

    Hier darf ich nun doch mal an die anspruchsvollste Definition der Postmoderne erinnern, wo Postmoderne eben nicht einfach nur Pluralismus und Beliebigkeit meint und auch nicht als ein Epochenbegriff im zeitlichen Sinne verstanden wird ("post" im Sinne von "nach"). Die stammt von dem französischen Philosophen Jean-Francois Lyotard. Demnach ist die Postmoderne nur eine andere Art, die Moderne zu "lesen" ("Die Moderne redigieren"), Lyotard betont, dass es Identität nicht ohne Differenz gibt und die Postmoderne die Widerstreite aktiviert. Postmoderne ist, dass man eben die Widerstreite aushalten kann, also Stockhausen und Rachmaninow schätzen kann.

  • Also ist Postmoderne, dass man alles schätzt, egal, welchen Wert es hat? Das liest sich ja wie eine Verteidigung der Beliebigkeit. Wie kommt denn das plötzlich?


    (Ganz nebenbei geflüstert: Manche erinnern sich bestimmt noch der Zeit, da Dr. Holger Kaletha ein glühender Apologet des sog. »Regietheaters« war. In jener Zeit hat er Leute, die seiner Meinung widersprachen, ebenso als dumm und ungebildet bezeichnet, wie heute die Leute, die Auffassunhen vertreten, die er damals für unumstößlich wahr erklärte, so dass sie zwangsläufig ohne Diskussion und Beweis akzeptiert und geglaubt werden müssen. Dagegen ist es gar nichts, wenn sich ein wackerer Kämpfer gegen die Beliebigkeit über Nacht in ihren Apologeten wandelt. Damskus ist eben überall. Vermutlich ist das gerade postmodern.)

  • [...] oder dem späten Penderecki ihre seichten Dudeleien [...]

    LG :hello:

    Ich fürchte, wir müssen uns dazu bekennen, dass Penderecki in jüngeren Jahren ebenso seichte Dudeleien produziert hat, nur eben nicht in C-Dur. So sehr es schmerzt, es zuzugeben, er hat uns alle an der Nase herumgeführt. Ich kann mich immerhin damit trösten, dass die Ernüchterung einsetzte, als ich zum ersten Mal mit dem Monumentalkitsch der »Lukaspassion« beglückt wurde, und vollendet war, als ich »Die Teufel von Loudun« sah...

    Aber das hilft nichts, und der Fall ist trotzdem lehrreich. Anscheinend haben wir alle einen Nerv, der von dem Schwulst angesprochen wird, der die Fimmusik so beliebt macht. Für den, der sich da immun wähnt, muss sich der Schwulst nur etwas verstecken (z. B. hinter Clustern). Kürzlich kam ich am Radio zufällig dazu, als »Polymorphia« lief. Ich habe das Stück, dass ich seit rund 40 Jahren nicht mehr gehörte hatte, sofort erkannt und dabei festgestellt, dass ich es nach wie vor auswendig kann. Bei dem Gedanken, dass ich auf diesen Kitsch einmal reingefallen bin, hat es mich geschüttelt. Ich glaube aber (in Momenten der Ehrlichkeit erinnere ich mich auch), dass es das Erfolgsgeheimnis dieses Komponisten war, dass er denen, die es sich selbst schuldig zu sein meinten, dass sie alles, was Neue Musik ist, gut finden, eine Möglichkeit gab, ihrer vor sich selbst verheimlichten Liebe zur guten alten Zeit nachzugeben...

  • Nach unserem gestrigen "Ausflug" in die Statistik zwecks Suche nach einer Antwort auf die Frage, warum "klassische Musik" angeblich nicht "populär" sei (so das Thema das Threads mit gleich zweimal Begriffen in Anführungszeichen) erlaube ich mir am Tag danach die höfliche Anfrage, ob der Blick in die Statistik einen Erkenntnisgewinn gebracht hat - oder anders herum gefragt:


    Ist die klassische Musik (nicht nur wegen der laut Umfrage rund zehn Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre) nicht viel populärer als es auch unter uns "Klassikfreunden" diskutiert wird? Ich hatte ja u.a. auch die Frage gestellt, wie wir dazu beitragen können, mehr Menschen zu motivieren, sich mit klassischer Musik zu beschäftigen, um festzustellen, ob das etwas für sie ist oder eben auch nicht.


    Das wird sicher nicht mit Schönberg oder Penderecki gelingen, aber vielleicht mit "leichterer Kost" für den Anfang. Doch natürlich wird sicher schon die Frage, was "leichte Kost" ist, Anlass zur Diskussion geben. Das Anliegen indes, mehr Menschen "auf den Geschmack" zu bringen, bleibt zumindest für mich ein erstrebenswertes Ziel.

    "Von Herzen - Möge es wieder zu Herzen gehen"

    (Ludwig van Beethoven über den Beginn des "Kyrie" seiner "Missa Solemnis")

  • Nach unserem gestrigen "Ausflug" in die Statistik zwecks Suche nach einer Antwort auf die Frage, warum "klassische Musik" angeblich nicht "populär" sei (so das Thema das Threads mit gleich zweimal Begriffen in Anführungszeichen) erlaube ich mir am Tag danach die höfliche Anfrage, ob der Blick in die Statistik einen Erkenntnisgewinn gebracht hat

    Ich nehme daraus mit, dass ein nicht zu vernachlässigender Prozentsatz sporadisch Klassik hört. Ich vermute (um es genau zu wissen, müssten die Fragen spezifischer sein) dass es in diesem Fall um sog. Highlights geht, wie Mozarts kleine Nachtmusik (erster Satz), ein ungarischer Tanz von Brahms oder ein Liebestraum von Liszt. So etwas findet sich auf Scheiben, wie "Klassik zum Schmusen" oder so ähnlich ;)


    Es ist die Frage, ab wann man von ernsthaften Interesse für Klassik sprechen kann. Ich wäre da ein wenig skeptisch. Die Volumenübersicht über die Streamingdienste gibt da in meinen Augen ein klareres Bild. Und sicher ist Liszts Liebestraum auch noch dabei :)

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  • Ich verstehe, ehrlich gesagt, die Relevanz der Frage nicht. Was habe ich denn davon, wenn statt 7% sagen wird mal 30% die Musik hören, die ich bevorzuge. Wird sie dadurch besser? Oder welche andere Bedeutung hat das?

  • Ich verstehe, ehrlich gesagt, die Relevanz der Frage nicht. Was habe ich denn davon, wenn statt 7% sagen wird mal 30% die Musik hören, die ich bevorzuge. Wird sie dadurch besser? Oder welche andere Bedeutung hat das?

    Na ja, es gibt ja eine vielleicht nicht unberechtigte Angst, dass Musik, die man liebt, einfach nicht mehr zu bekommen oder zu hören ist, wenn die Menge der Interessenten unter einen Schwellenwert rutscht.


    Ansonsten ist es mir eigentlich egal, ob man meinen Geschmack teilt oder nicht ...

  • Es ist die Frage, ab wann man von ernsthaften Interesse für Klassik sprechen kann. Ich wäre da ein wenig skeptisch.

    Ja, und eben, wie wir dieses ernsthafte Interesse unterstützen, entwickeln, "herauskitzeln"/wecken/fördern können. Bei all den Erhebungen spielen natürlich - genau die hatte ich auch im Kopf vorhin - die "Kleine Nachtmusik", die "Ungarischen Tänze" und der "Liebestraum" eine Rolle. Nicht zu vergessen unser geliebtes Albumblatt für Elise.


    Aber unabhängig davon stellt sich mir nach wie vor die Frage, ob die bestimmt vorhandene Lust bei viel mehr unserer Zeitgenossen als wir denken, die Lust also, hier "Neuland" kennenzulernen, ausreichend gefördert wird (Schule/Bildung/Medien).


    Angesichts der in diesem Thread hier unserem jetzigen Dialog vorausgegangenen Themen und Diskussion kann man nun ja nicht unbedingt einem Klassik-Novizen empfehlen, in unserem Forum nachzulesen. Der würde bestimmt eher verschreckt werden und nur "noch Bahnhof" verstehen...womit ich mitnichten etwas gegen die Notwendigkeit und Qualität dieser Diskussion ausgesagt haben möchte. Aber für einen Einsteiger ist das natürlich nichts.


    Vielleicht finden wir beim Ringen geeignete Wege zum sicher gemeinsamen Ziel.

    "Von Herzen - Möge es wieder zu Herzen gehen"

    (Ludwig van Beethoven über den Beginn des "Kyrie" seiner "Missa Solemnis")

  • Na ja, es gibt ja eine vielleicht nicht unberechtigte Angst, dass Musik, die man liebt, einfach nicht mehr zu bekommen oder zu hören ist, wenn die Menge der Interessenten unter einen Schwellenwert rutscht.

    Kann ich mir nicht vorstellen. Denn das kann ja nicht passieren. Nehmen wir an, morgen interessiert sich niemand mehr für die Musik, die ich gern höre. Sind dann alle meine CDs und Dateien, auf denen diese Musik ist, verschwunden? Oder kommt jemand und versiegelt die Geräte, mit denen ich Musik hören kann? Das kann ich mir nicht vorstellen.

  • Nehmen wir an, morgen interessiert sich niemand mehr für die Musik, die ich gern höre. Sind dann alle meine CDs und Dateien, auf denen diese Musik ist, verschwunden?

    Haha. Ne, aber vielleicht gibt es nicht mehr viele neue CDs oder die Konzerte mit der Musik verschwinden vom Programm. Wenn ich jetzt streame und keine CDs horte (ist in diesem Forum vielleicht die Ausnahme) gibt es die Musik eventuell nicht mehr.....


    Es scheint mir in dem Sinne schon interessant zu sein, ob es außer mir noch einen anderen gibt, der sich für die Musik interessiert, für die ich mich interessiere.

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