Hallo Forum,
ich denke, in dem älteren Thread Edward Elgar (1857 - 1934)
ist Sir Edward Elgar ein wenig zu schlecht weggekommen. Dort entspann sich eine für meine Begriffe recht fruchtlose Diskussion um die "Einstufung" des Komponisten vor/zwischen/hinter anderen Kollegen. Mit Verlaub: so eine Diskussion, ist, öffentlich vorgetragen, schlichter Unsinn. Schließlich obliegt es jedem Hörer und Musikliebhaber selber, eine solche Reihung für sich vorzunehmen, so etwas ist absolut subjektiv.
Was man gerechterweise allenfalls versuchen kann, ist, eigene Präferenzen klarzustellen und dezent für bestimmte Werke eines Komponisten ein wenig zu werben, keinesfalls jedoch, im Sinne der eigenen Meinung zu missionieren. Weil genau das versucht wurde, beginne ich hiermit einen neuen Thread.
Eines vorweg: man darf mich getrost als anglophil bezeichnen, ich mag Elgar, Vaughan-Williams und sogar William Walton. Britten ist mir persönlich schon zu modern. Ich bedauere es außerordentlich, daß in Deutschland so wenig Elgar gespielt wird, vor allem seine 2 bis 3 Sinfonien höre ich, auch im Radio, viel zu selten.
Von den dreien ziehe ich die zweite vor, der langsame Satz ist eine ergreifende Totenklage Elgars für "seinen" König, Edward VII. Elgar ahnt hier womöglich schon das Ende seiner Epoche im Jahre 1918 voraus. Empfehlenswerte Aufnahmen neben Handley sicher Tate.
Daß er danach noch 16 Jahre lebte, ermöglichte ihm z.B. die Aufnahme seines Violinkonzertes mit Yehudi Menuhin 1932. Diese Aufnahme ist allererstes Pflichtprogramm für den Elgarfreund. Die Erinnerungen Menuhins zu dieser Aufnahme in seinen Lebenserinnerungen werfen einen recht interessanten Blick auf den alten Elgar.
Noch später begann die Planungsphase seiner 3. Sinfonie, die, wenn ich mich recht erinnere, sogar ein Auftragswerk für die BBC sein sollte. Die hat er leider nicht vollenden können, er starb 1934 qualvoll an Krebs. Vor ein paar Jahren erschien bei Naxos eine Aufnahme eines in meinen Augen sehr gelungenen Komplettierungsversuches von Anthony Payne mit dem Bournemouth Symphony Orchestra unter Paul Daniel (Naxos 8.554719).
Eine weitere CD möchte ich erwähnen, ich fand sie letztes Jahr bei Saturn in Köln: eine Aufnahme des ebenfalls komplettierten Klavierkonzertes mit dem Pianisten David Owen-Norris und dem BBC Concert Orchestra unter David Lloyd-Jones (Dutton CDLX7148 ).
Das Klavierkonzert ist interessant, aber m.E. nicht so gelungen, wie die 3. Sinfonie. Die CD wird durch die Zugaben erst rund, von denen ich eine herausgreifen möchte, um ein wenig den Kaufappetit zu fördern: die Spanish Serenade op.23 von 1892 auf Worte von Henry Wadsworth Longfellow (1807-82):
Stars of the summer night!
Far in yon azure deeps,
Hide, hide your golden light!
She sleeps!
My lady sleeps!
Sleeps!
Moon of the summer night!
Far down yon western steeps,
Sink, sink in silver light!
She sleeps!
My lady sleeps!
Sleeps!
Wind of the summer night!
Where yonder woodbine creeps,
Fold, fold thy pinions light!
She sleeps!
My lady sleeps!
Sleeps!
Dreams of the summer night!
Tell her, her lover keeps
Watch! while in slumbers light
She sleeps!
My lady sleeps!
Sleeps!
Was Elgar hier mit dem Chor anstellt, ist für mein unbedarftes Ohr nicht einfach bloß gut, es ist genial. Duftig und leicht, sehr empfehlenswert für den bekennenden Spätromatiker, der in nunmal bin.
Jetzt bin ich gespannt, ob sich die Kontroverse hier fortsetzt.
Holger