Betrachtungen über die deutsche Oper

  • Ich bitte um Geduld Stimmenliebhaber, belastbare Aufführungszahlen für den Zeitraum ab etwas 1920 bis in die frühen Jahre der Nazi-Herrschaft sind nicht so leicht zu beschaffen. Mein letzter Beitrag zum Thema ist ein Fundstück auf dem Weg dahin...


    :)

    Der freilich belegt, dass die französische Oper noch 1939 gespielt wurde, sonst hätte man Aufführungen derselben zu Kriegsbeginn nicht verbieten müssen. :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • ich besitze einen Opernführer von Leo Melitz (1855-1927), der eine Widmung von 1916 enthält, also vermutlich die Auflage von 1913 - weitere Aufuflagen - früher und später existieren. Wen auch die Seiten mit dem Erscheinungsjahr fehlen, so kann man es anhand der gelisteten Opern von Richard Strauß herausfinden. Die letzte enthalten Oper ist "Ariadne auf Naxos"


    Ich werde hier nun einige gelistete Opern in deutscher Sprache hier zeigen


    D' Albert Eugen

    Die Abreise

    Flauto solo

    Izehl

    Kain

    Liebesketten

    Der Rubin

    Tiefland

    Die toten Augen

    Die Verschenkte Frau


    Blech Leo


    Das war ich

    Versiegelt


    Brüll Ignaz


    Dasgoldene Kreuz

    Gringoire


    Cornelius Peter


    Der Barbier von Bagdad

    Der Cid


    Dittersdorf Karl


    Doktor und Apotheker


    Flotow Friedrich von:


    Allessandra Stradella

    Indra

    Martha:, oder Der Markt zu Richmond


    Goldmark Karl:


    Götz von Berlichingen

    Das Heimchen am Herd

    Die Königin von Saba

    Merlin

    Ein Wintermärchen


    Götz Hermann:


    Der Widerspenstigen Zähmung


    Humperdinck Engelbert:


    Hänsel und Gretel

    Die Heirat wider Willen

    Königskinder


    Kienzl Wilhelm:


    Don Quixote

    Der Evangelimann

    Der Kuhreigen


    Kretschmer Edmund:


    Die Folkunger


    Kreutzer Konradin:


    Das Nachtlager von Granada



    Lortzing Gustav Albert:


    Die beiden Schützen

    Regina, oder: Die Marodeure

    Undine

    Der Waffenschmied

    Der Wildschütz oder: Die Stimme der Natur

    Zar und Zimmermann


    Marschner Heinrich August:


    Hans Heiling

    Der Templer und die Jüdin

    Der Vampir


    Mozart Wolfgang Amadeus:


    Bastien und Bastienne

    Die Entführung aus dem Serail

    Mozart und Schikaneder (Der Schauspieldirektor)

    Die Zauberflöte


    Neßler Viktor


    Der Rattenfänger von Hameln

    Der Trompeter von Säckingen


    Nicolai Otto


    Die Lustigen Weiber von Windsor


    Pfitzner Hans


    Der arme Heinrich

    Die Rose vom Liebesgarten


    Rüser Philipp: Merlin


    Merlin


    Schenk Johann


    Der Dorfbarbier


    Schillings Max


    Ingwelde

    Molock

    Der Pfeifertag


    SPOHR Ludwig


    Jessonda


    Straus Oscar


    Das Tal der Liebe


    Strauß Johann jr.


    Die Fledermaus

    Strauß Richard


    Ariadne auf Naxos

    Elektra

    Feuersnot

    Guntram

    Der Rosenkavalier

    Salome


    Zoellner Heinrich


    Das hölzerne Schwert

    Die versunkene Glocke


    -----------------------------------------------------------


    Man beachte, daß hier einerseits wichtige Werke fehlen, die eben erst NACH 1912 komponiert, bzw veröffentlicht wurden und das überdies nicht alles was hier im Opernführer nominiert wurde noch auf den damaligen Spielplänen stand. Aber es gibt doch einen groben überblich, was man damals an deutschen Opern für wichtig hielt....


    Es gibt aber auch Anmerkungen, beispielsweise bei Johann Strauß, daß es sich bei der Fledermaus nicht um eine Oper handle, aber, da si an führenden Opernhäusern gespielt werde, habe sie ein Recht darauf in diesem Opernführer erwähnt zu werden.....


    Humperdinck wird als "einer der hervorragendsten Komponistern der Gegenwart von gediegener musikalischer Bildung, voll ernsten Strebens und gesunder Anschauung" bezeichnet,


    zu Lortzing: "..ist unstrittig einer der beliebtesten und am meisten zur Aufführung gebrachten deutschen Opernkomponisten. Seine Werke sind einfach und gesund, voll ursprünglichen Humors, und da wo sie sentimental werden, gehen sie nicht über das Maß hinaus.Besonders glückich erfunden sind die in den Werken eingestgreuten Lieder, sowohl heiterer, wie ernster Art. Bei dem Mangel an guten komischen Opern dürften die Lortzingschen Werke noch lange ihren Platz im Spielplan der deutschen Bühnen behaupten....


    Bei Pfitzner findet sich folgender Eintrag:einer der hervorragendsten deutschen Komponisten von besonderer Eigenart. Er zeichnet sich durch Tiefe der Empfindung und feine Kunst der Instrumentation aus. Seine Werke brechen sich nur langsam Bahn, finden aber mehr und mehr verdiente Anerkennung...


    mfg aus Wien:hello:

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred!


    Was willst Du uns denn mit dieser Liste sagen ? ? ? ?

    Ich werde hier nun einige gelistete Opern in deutscher Sprache hier zeigen

    Von den genannten Opern Glucks ist keine in deutsche Sprache geschrieben.

    Und von Mozarts Opern sind immerhin fünf auch nicht in deutsche Sprache geschrieben.


    Nichts für ungut!

    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Man erhält einen Eindruck vom Repertoire (sofern der Opernführer dafür halbwegs repräsentativ ist) im deutschsprachigen Raum vor gut 100 Jahren. Dafür ist die Originalsprache der Opern zweitrangig

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Marschner Heinrich August:


    Das Glöckchen des Eremiten

    Kleine Korrektur. Das Glöckchen ist von Aime Maillart.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ein Flüchtigkeisfeihler beim Abschreiben. Wird korrigiert

    Kleine Korrektur. Das Glöckchen ist von Aime Maillart.

    Ein Flüchtigkeisfehler beim Abschreiben. Wurde korrigiert

    Dank an Dich und Caruso für Berichtigungen - wurde alls korrrrigeirt die Hinweise werden demnächst gelöscht.

    Was willst Du uns denn mit dieser Liste sagen ? ? ? ?

    Es ist hier keine essentielle Aussage damit verbunden, es sollte lediglich ein Hinweis sein, welche deutschen Opern um 1912 ffür würdig gehalen wurden in einem Opernführer zu erscheinen, vobei gesagt werden muß, daß dier Oprerbführer für heiiige Verhältinsse sehr bescheiden gehqalten war - insgesamt etwa 280 Opern im Gegensatz zum Harenberg, dessen erste Auflage bei ca 550 Opern liegt, und dem Tamino Klassikführer , der DERZEIT knapp über 1000 Opern enthält, wobei sowohl der Harenberg-Opernführer, als auch der Tamino-Opernführer mehr Opern beinhaltet als derzeit auf den Spielplänen sind, wobei jeder der beide ein individuelles Profil aufzeigt, den jeweiligen Autoren geschuldet - und ein wenig auch meiner Person, die sehr selten - aber doch - Kleine Anregungen eingebracht hat, was allerdings schon lange her ist, da verzichtbar, weil die Autoren ohnedies auf meiner Linie liegen.


    Sträflich vernachlässigt werden übrigensheute die Opern und Singspiele von Baron Dittersdorf - er schrieb 32


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Seine Werke sind einfach und gesund, voll ursprünglichen Humors, und da wo sie sentimental werden, gehen sie nicht über das Maß hinaus.Besonders glückich erfunden sind die in den Werken eingestgreuten Lieder, sowohl heiterer, wie ernster Art. Bei dem Mangel an guten komischen Opern dürften die Lortzingschen Werke noch lange ihren Platz im Spielplan der deutschen Bühnen behaupten....

    Lieber Alfred,

    bei diesen Aussagen könnte ich jedes Wort unterschreiben. "Totgesagte leben länger"! Allein durch die Eingängigkeit und den Melodienreichtum werden die Hits der Spieloper ihren Platz in Musikaufführungen behalten. Vielleicht nicht so häufig in ganzen Opernaufführungen, aber in Opernkonzerten. Da Open-Air-Konzerte sich immer größerer Beliebtheit erfreuen und dort leichtere Kost ein Erfolgsrezept ist. werden in diesen Veranstaltungen Stücke aus Spielopern und Operetten gerne gehört und auch von renommierten Gesangssolisten gesungen.

    In der aktuellen FAZ findet sich ein sehr ausführlicher Artikel über das Verschwinden der deutschen Spieloper aus dem gängigen Repertoire:


    https://m.faz.net/aktuell/feui…lotow-fehlt-17133223.html


    Der Autor spekuliert, dass in einer Post-Corona-Zeit wieder mehr Akzeptanz für das Biedermeierliche herrschen könnte und den Werken eventuell so der Weg zurück auf die Bühne gebahnt werden könnte. Ich muss gestehen, dass mir etwas der Glaube daran fehlt...

    Danke für die Einstellung des Artikels:

    Der Autor Gerald Felber betrachtet die Situation der deutschen Spieloper sehr gründlich und ausgewogen. Sicherlich sind Gründe wie das Schrumpfen der Ensembles, Internationalisierung und Globalisierung der Oper und Sprachhürden nicht wegzudiskutieren. Auf der anderen Seite wird von deutschsprachigen Sängern verlangt, dass sie in "Boris Godunow russisch, in Mignon" französisch singen,- Italienisch wird als selbstverständlich vorausgesetzt- schwieriger wird es z. B. bei "Herzog Blaubarts Burg" wenn deutsche Sänger ungarisch singen müssen, wie es im Jahr 2018 Claudia Mahnke und Falk Struckmann in Aufführungen der Stuttgarter Staatsoper virtuos meisterten. Die deutschsprachigen Sänger müssten sich doch auch die Frage stellen: Lohnt sich der Aufwand und wie oft werde ich diese Oper singen? Ganz kritisch sehe ich es, wenn z. B. "Die Verkaufte Braut" vor einem nicht durchweg opernaffinen Publikum in tschechischer Sprache gesungen wird. Wie soll denn zum Beispiel der köstliche Humor im Duett "Komm mein Söhnchen auf ein Wort" wirken, wenn der Text nicht verstanden wird?

    Deshalb kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Spieloper nach dem Erwachen aus dem Corona-Tiefschlaf eine gewisse Renaissance erleben wird. Nach den Schrecken der Pandemie ist eine Rückbesinnung auch auf traditionelle Werte gut möglich, Kulturaufwendungen werden sicherlich in dieser Situation vermehrt kritisch hinterfragt, Musiktheater werden dadurch mit einer noch stärkeren wirtschaftlichen Ausrichtung ihrer Häuser konfrontiert. Da liegt es doch nahe, dass über Opern nachgedacht wird, die mit relativ günstigem Aufwand, Sängern aus dem eigenen Haus und Nachwuchskräften aufgeführt werden können. Besonders wichtig erscheint mir der Hinweis des Autors beim Schlussresümee seines Artikels: Auch Spielopern offenbaren zeitlos menschliche Abgründe, die zu einer ambitionierten Repertoire-Neuausrichtung führen könnten. Wenn die Verantwortlichen und die Regisseure, also die Potentiale, die auch in diesen leider vernachlässigten Werken stecken, erkennen und ohne Vorurteile und Scheuklappen an diese herangehen, ergeben sich Möglichkeiten, diese in Teilen neu zu deuten und zeitgemäß zu inszenieren. Ich hoffe sehr, dass diese Chancen genutzt werden und die deutsche Oper wieder den Stellenwert gewinnt, den sie hatte und aufgrund ihrer Qualität auch verdient.

    Herzlichst

    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Von einigen Taminos wird bedauert, dass die deutsche Spieloper bei vielen - insbesondere großen - Häusern so gut wie gar nicht mehr auf den Spielplänen vorkommt, also aus dem Repertoire gestrichen wurde. Manche Taminos betrachten das allerdings als "Glück" (z. B. Post Nr. 52).


    Das Opernhaus Leipzig erweitert sein Repertoire um eine Neuinszenierung von Lortzings Undine . Die musikalische Leitung hat Christoph Gedschold. Die Inszenierung hat Tilmann Köhler übernommen.


    Deutschlandradio Kultur überträgt die Premiere am 29. 10. 2022 ab 19.05 Uhr.


    Liebe Grüße


    Portator

  • Manche Taminos betrachten das allerdings als "Glück"

    Ich habe mal blind geraten und erst dann die Seite 2 aufgerufen - Volltreffer!:D


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich habe mal blind geraten und erst dann die Seite 2 aufgerufen - Volltreffer!:D

    Die ist nicht (pseudo)intellektuell genug für manch einen, die deutsche Spieloper. Ich höre sie gerne mal. Man kann doch nicht ständig Wagner und Verdi hören.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Der Wildschütz war die 3. oder 4. Oper, die ich in meinem Leben gesehen habe, 1957. War das eine "Heiterkeit und Fröhlichkeit" damals. In dieser Spielzeit kommt sie erstmalig wieder nach Gera/Altenburg. Ich mache meinen Besuch von der Inszenierung abhängig, d.h. bei einer Verlegung in die Jetztzeit verweigere ich mich, denn "Heiterkeit und Fröhlichkeit" bedarf einer anderen politischen Gegenwart. Allerdings würden "5000 Taler" passen, nur die Währung sollte korrigiert werden in "5000 Dollar". Paßt auch vom Reim her.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Die ist nicht (pseudo)intellektuell genug für manch einen, die deutsche Spieloper.

    :thumbup::thumbup::thumbup:


    Dabei sind viele dieser Werke (Nicolai, Lortzing, Cornelius, Flotow, Kienzl etc.) nicht nur textlich (im Vergleich mit mancher Verdi-Oper) durchaus akzeptabel, sondern musikalisch oft von hohem Wert. Ich nenne als Beispiel das "Billard-Quintett" aus Lortzings "Wildschütz", das sich, selbst nach Meinung von Musikexperten, nicht hinter den besten Mozart-Ensembles zu verstecken braucht. Und es steht auch Verdis berühmtem Quartett aus dem "Rigoletto" nicht nach. Oder die "Fünftausend Taler", ebenfalls aus dem "Wildschütz", sind sie nicht mindestens so gut wie z.B. Verdis "heimatliches Land" (Di provenca il mar) aus "La Traviata"?

    Der Wildschütz war die 3. oder 4. Oper, die ich in meinem Leben gesehen habe, 1957. War das eine "Heiterkeit und Fröhlichkeit" damals.

    Lieber La Roche,


    ich habe mal eine Aufführung der "Undine" erlebt, im Koblenzer Stadttheater. Eine schlichte, aber sehr schöne Bühnenausstattung und ein glänzendes Sängerensemble. Unvergessen. Übrigens war das die Lieblingsoper von Kaiser Wilhelm II., was aber nichts über Wert oder Unwert des Werks aussagt:).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)