Bitterböse Lang - Lang - Kritik

  • Es ist uns allen klar, daß wer je ein Konzertpodium mehrmals bestiegen hat - über hervorragende mechanische Fähigkeiten am Klavier verfügen muß. - Notabene wenn er internationale Preise gewonnen hat.


    Aber es gibt wesentlich mehr was von einem Pianisten verlangt wird: Emotion und guter Geschmack.


    Wo hier die Grenzen zu setzen sind ist wiederun eine persönliche Geschmacksfrage. Kritiker sind in der Regel nicht in der Lage, gebotene Leistungen OBJEKTIV zu werten - und wahrscheinlich waren sie es nie.
    Virtuosität wurde zu Liszt Zeiten hoch geschätzt, gegen Mitte des 20. Jahrhunderts weniger. Eddie Fischer und andere Klaviergrößen waren geradezu berühmt für ihre Patzer - aber sie hatten individuellen Ausdruck - und zählen noch heute zu den Großen ihrer Zunft.


    Dann gab es Pianisten ohne Patzer, welche aber - ohne virtuos zu sein - einfach himmlisch spielten.


    Heutzutage setzt man perfekte Technik einfach voraus (ich will hier nicht werten ob das richtig oder falsch ist) und bewertet sie nicht - sie gilt als Basis eines modernen Pianisten überhaupt.


    Und wenn jemand der Meinung ist, dies sei zuwenig für einen Welklassepianisten - dann soll er das IMO sagen (schreiben) können.
    Es gibt eben einen gewissen Widerstand gegen "Klavierspielroboter" aus dem fernen Osten - Letztlich weil sie Komponisten spielen, deren "Geist" sie emotionell nie erfassen können. Sie prägen diese Stücke nach ihren Klangvorstellungen und zwingen sie somit uns auf. Ich liebe chinesisches Essen, chinesische Vasen, historische chinesische Baukunst und Philosophen, chinesische Akupunktur..
    Chinesischen Beethoven, Mozart und Schubert indes schätze ich nicht.


    Hier verweise ich auf Backhaus, Kempff, Gulda, Brendel, Zacharias und Badura-Skoda.


    Oder - um jüngere Interpreten zu nennen:


    MarkusSchirmer,Michael Endres Matthias Kirschnereith, Robert Levin und Till Fellner.


    Ich habe sicher einige wichtige vergessen - aber die Plattenkonzerne tun das ja auch.


    Sie holen sich ihre "Stars" vorzugsweise aus Billigländern wie China, Russland oder Lateinamerika. Hier wollen sie sie dann teuer verkaufen.



    Mir nicht.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Es gibt eben einen gewissen Widerstand gegen "Klavierspielroboter" aus dem fernen Osten - Letztlich weil sie Komponisten spielen, deren "Geist" sie emotionell nie erfassen können. Sie prägen diese Stücke nach ihren Klangvorstellungen und zwingen sie somit uns auf.


    Lieber Alfred,


    mir fiel gerade die Kinnlade auf den Schreibtisch - zum Glück lag da das dicke Buch über Central Banking weshalb der Knochen heil geblieben ist...


    Nimm's mir nicht krumm, aber WIE BITTE?


    Noch aus meiner aktiven Zeit als Musiker kann ich mich an japanische, chinesische und koreanische Studienkollegen erinneren, die neben unvorstellbarem Fleiß und entsprechenden technischen Fertigkeiten auch ein brennendes Interesse für die kulturellen Hintergründe hatten - und an Emotionalität waren ihre Wiedergaben ebenfalls kaum zu überbieten. Yasuyo Yano (Korrepetitorin an der Musikhochschule Luzern) habe ich mal in einem frühen Mozart-Klavierkonzert im Orchester begleiten dürfen - ich kriege heute noch Gänsehaut, wenn ich an ihr hochexpressives Spiel denke.


    Ein guter koreanischer Freund von mir (Korrepetitor an einer großen deutschen Oper) ist so ziemlich der leidenschaftlichste Brucknerianer und Wagnerianer den ich kenne - und glaube mir, wenn man ihn denn ließe würde er Dir schon einen Bruckner oder Wagner dirigieren dass Du mit den Ohren schlackerst...


    Und das sind jetzt nur Beispiele aus meinem persönlichen Erleben - ich denke nicht, dass die Herkunft aus einem anderen Kulturkreis in Verbindung mit brillanter technischer Ausbildung notwendig zu musikalisch-emotional-künsterlischen Defiziten führt!


    Nein, nein, nein und nochmals nein.


    Mit Lang Lang hat das jetzt nichts zu tun, von dem kenne ich zuwenig - wie ich auch sonst zuwenig namhafte Künstler kenne, um prominentere Beispiele anführen zu können, was aber auch kaum nötig sein dürfte...


    Und zum "aufzwingen" fehlt es m.E. auch noch ein ganzes Stück: die Majors suchen eben das große Geschäft - aber niemand ist gezwungen, die CDs zu kaufen oder die Konzerte zu besuchen. Aber dieses Thema hatten wir in den unterschiedlichsten Variationen schon an den unterschiedlichsten Orten.


    Ich melde also 100% Widerspruch an.


    LG,
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Zitat

    Original von Holger
    Es ist ja auch bei anderen Instrumenten so, dass "Technik" (i. d. R. wohl im Sinne von Spielgeschwindigkeit gebraucht) und "Gefühl" (angemessene Dynamik, etc. - was doch also eigentlich genau genommen auch "Technik" ist, oder?) sich geradezu gegenseitig ausschließen.


    Lieber Holger,


    Natürlich bin ich subjektiv. Das möchte ich zuerst feststellen.
    Ich bin nicht anti-Lang Lang, aber hier muß ich doch was bemerken: Clara Haskil spielte technisch fabelhaft. Sie "interpretierte" auch so fabelhaft, daß bei Mozart m.E. bis jetzt noch keiner an ihr heran reicht.


    LG, Paul

  • Mir war bisher nicht in voller Tragweite bewußt, daß ich mit zwei solcher

    Zitat

    "Klavierspielroboter" aus dem fernen Osten

    Kammermusik mache. :no: :no:


    Ich kann zu diesem Vorurteil nur beisteuern, daß auch ich hier 100% Widerspruch anmelde.


    Gruß,
    Michael

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Chinesischen Beethoven, Mozart und Schubert indes schätze ich nicht.


    Die kenne ich alle nicht. Mozalt, Schubelt? :D :D :D


    Aber japanischen Bach beispielsweise kann man sehr gut mögen, egal ob am Pult, am Cello oder Cembalo. :yes:


    Nur so – als Gegenbeispiel.

  • Hallo Alfred,
    Ich habe auch grosse Schwierigkeiten mit Deinen Aussagen ! Nebenbei gesagt wurde Lang Lang from Curtis Institite of music in den USA rekrutiert und nicht direkt aus China.
    Bei grossen Solisten geht es um Einzelpersönlichkeiten, da spielt die Nationalität überhaupt keine Rolle. Ich kenne hervorragende Musiker aus aller Herren Länder und auch ganz schlechte aus Deutschland und Österreich. also was soll das ?


    Zitat

    Sie holen sich ihre "Stars" vorzugsweise aus Billigländern wie China, Russland oder Lateinamerika. Hier wollen sie sie dann teuer verkaufen.


    Ach so, deshalb kommen die meisten grossen Pianisten aus Russland, die Tenöre in letzter Zeit aus Lateinamerika, :yes: :D :faint:


    @ Marc


    Danke für Deinen Beitrag ! Die NZZ-Kritik zeigt, dass man wenigstens versuchen kann, faire Kritiken zu schreiben, die trotzdem nichts beschönigen und in der Kritik bei der Sache bleiben.


    Loge


    Grundsätzlich wurde ja schon in einem anderen thread über Lang Lang und seine Fähigkeiten diskutiert. Insofern sind wir hier vielleicht schon OT, aber trotzdem:

    Zitat

    Lang Lang gehört im Hinblick auf seine manuellen Fähigkeiten und seine Brillanz fraglos zur Weltspitze. Das ist in technischer Hinsicht die Extraklasse. Ich warte noch immer darauf, dass mir einer nachvollziehbar (also am pianistischen Detail) erklärt, warum z. B. das Klavierspiel Lang Langs auf der Aufnahme seines Auftritts in der Carnegie Hall das Spiel eines mittelmäßigen Pianisten sein soll. Das ist einfach nur lächerlich! Es gibt Menschen, die machen sich offenbar keinen Begriff mehr davon, was es heißt, einen solchen Auftritt mit diesem Programm und an diesem Ort so zu meistern, noch dazu in so jungen Jahren. Dem geht – trotz allen überragenden Talents – ein Leben voller Hingabe und Entbehrungen voraus. Das gilt nicht nur für Lang Lang, sondern natürlich in gleichem Maße für alle ausführenden Weltklassemusiker, die sich in dieser Weise ihrem Instrument verschrieben haben. Unser Applaus und unsere Anerkennung sind zunächst einmal das Mindeste, was wir ihnen schulden - jedenfalls wenn wir vom unausgesetzten Hören der ultimativen und jederzeit verfügbaren Einspielungen anderer Weltklassepianisten nicht jegliches Maß verloren haben.


    Das die meisten Menschen sich grundsätzlich keine Vorstellungen davon machen, wieviel Arbeit es braucht um auch nur in die Nähe eines solchen Klavierspiels zu kommen steht ausser Frage. Wenn wir das berücksichtigen würden, könnte man gar keine Kritik an Pianisten und Geigern etc. mehr üben. Aber hier gehts nun mal um die pianistische Weltklasse. Um Jahrhunderpianisten, einzigartige Genies und als solches wird er verkauft. Das Altersargument ist in dieser Liga wirklich nicht mehr tragbar- Auch Horowitz hat schon mit 24 sein Debut in der Carnegiehall gegeben. Martha Argerich hat mit 23 absolute Weltklasseaufnahmen hinterlassen. Auch das Argiment mit den manuellen Fähigkeiten ist nicht mehr tragbar, wenn Du einmal auf einem grossen internationalen Klavierwettbewerb zugehört hast.
    Mir würde es persönlich reichen, wenn ich eine, nur eine einzige Aufnahme von LAng Lang hören würde, die mich voll überzeugt. Er überzeugt mich aber eben auch mit seinem virtuosen Repertoire nicht. Vergleich mal eine ungarische Rhapsody mit Volodos Versionen, ob live oder nicht. Oder wenn man einen Liebestraum spielt ohne irgend etwas vom wagnerschen Vorbild zu spüren, dann ist das nicht Weltklasse.
    Dazu kommt noch, dass zumindest ich ihm seine Emotionalität nicht abnehme und das die Verrenkungen seines Gesicht nicht in dem Mass musikalisch hörbar werden, dass ich es ihm abnehmen könnte.
    Das LL ein hochbegabter Pianist ist, bezweifle ich nicht und wenn er als aufstrebendes Talent verkauft würde, hätte ja auch niemand was dagegen. Aber so wie er sich verkauft (verkauft wird?) bleibt er eine Art Mogelpackung.


    Gruss :hello:


    Syrinx

  • Hallo Holger,

    Zitat

    Es ist ja auch bei anderen Instrumenten so, dass "Technik" (i. d. R. wohl im Sinne von Spielgeschwindigkeit gebraucht) und "Gefühl" (angemessene Dynamik, etc. - was doch also eigentlich genau genommen auch "Technik" ist, oder?) sich geradezu gegenseitig ausschließen.


    Technik und Musikalität bzw. geistige Durchdringung eines Werkes schliessen sich keinesfalls aus, dafür gibt es im pianistischen Bereich, aber auch bei anderen Instrumenten genug Beispiele, jetzt wie in der Vergangenheit. Virtuosität ist EINE Sache von vielen, die man als Musiker braucht.


    Hirnloses Herumhämmern und ständiges zu-schnell-spielen und Musikalität schliessen sich weitgehend aus, aber das kann man LL nun auch nicht undifferenziert vorwerfen.


    Gruss


    Syrinx

  • Zitat

    Original von Hildebrandt



    Hier ballen sich aber auch die Klischees bis hin zur Unterstellung. Woran erkennst Du das denn?


    das ist nur eine vermutung, eine beobachtung, die ich immer wieder gemacht habe und zwar in den verschiedensten kreisen, den verschiedensten schichten: das reicht vom philosophie-studenten, der von harry frankfurt schwärmt, bis dessen bullshit-essay nachträglich die bestseller-listen stürmt, bis zum anhänger alternativer musikrichtungen, der von entsprechenden künstlern so lange begeistert ist, bis sich herausstellt, dass er erfolgreich genug für das musikfernsehn ist et cetera. das war auch allgemein gesagt und sollte sich nicht auf alfred beziehen. überhaupt hab ich im nachhinein den eindruck, dass mein post viel aggressiver geklungen hat, als er gemeint war ... vorallem muss man alfred ja zugute halten, dass er ein großer verteidiger von herbert von karajan ist, wenn ich das hier richtig in erinnerung habe :D was ja ... vermutlich auch eine gewisse standfestigkeit nötig macht :D


    trotzallem glaube ich in der tat, dass es eine weit verbreitete verachtung gegenüber dieser schwer zu umreißenden "masse" gibt, dass es für viele erstrebenswert ist, irgendeiner form von minderheit anzugehören, mit der man sich erheben kann, dass viele alles, was in der masse, der breite, erfolgreich ist, von vornherein negativer einschätzen - und das finde ich genauso ... kritisierenswert wie den umgekehrten fall.
    als beispiel für diese negative wertung brachte ich ja das mit dem "tourismus", weil mit der bösen masse davor aus dem harmlosen tourismus der massentourismus wird, aus dem netten publikum wird das ablehnenswerte massen-publikum (zu dumm zum klatschen!)


    und ... das mit dem "kommerz" ... naja, muss ich das jetzt noch erklären?

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!


  • Nein, musst Du nicht. :D

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  • Zitat

    Original von Loge
    Lang Lang gehört im Hinblick auf seine manuellen Fähigkeiten und seine Brillanz fraglos zur Weltspitze. Das ist in technischer Hinsicht die Extraklasse.


    Das stimmt sicherlich alles, aber da seine zuletzt gezeigten interpretatorischen Leistungen IMO nicht gerade berauschend waren, bezeichnen ihn einige als Klavierroboter - seelenloses brillantes Geklimper. Vom Stil her erinnert mich das an die Spielweise eines Schachcomputers...
    Mich interessiert halt der manuelle Teil da eher peripher - Mindestvoraussetzungen sind natürlich erwünscht. :beatnik:
    Wissenschaftler könnten sicher an verschiedene Vorstellungen der Hörer von gelungenen Interpretationen forschen (d.h., welche Details diese erwarten, fernab von manuellen Fähigkeiten die zu rein steriler Wiedergabe des Notentextes à la Midi-Datei führen kann...), solange dazu zu wenig publiziert wurde, kann nur Jeder für sich beurteilen, was er von Lang Lang hält - das gestern gesehene/gehörte Forellenquintett (Arte 19:00) war jedenfalls furchtbar und zwar nur von ihm; die restlichen 4 Musiker (Mitglieder des Symphonieorchesters des BR) spielten ordentlichen Schubert, Lang Lang irgendetwas anderes (mein Vater meinte nur: zu abgehackt, kein Schubert :D )...


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Sagitt meint:


    Am Beispiel Lang-Lang offenbart sich einmal mehr,Hören ist nicht einfach ören. Es ist Hören von Lang-Lang. Zu dem hat sich ein Urteil gebildet und dann hört man sein Urteil.
    Ich glaube, diesem Pianisten wird man nur gerecht, wenn man nicht weiss, dass es Lang-Lang ist.
    Wie beim Probespiel- hinter dem Vorhang. Dann wird gehört, einfach gehört.


    Ich fand seinen Schubert differenziert und gefühlvoll, zweiter Satz, auch leidenschaftlich, dritter Satz und die heftigen Variationen des Forelle-Themas.


    Aber auch ich sah und hörte Lang-Lang.

  • Hallo.


    Ich denke, dass sich doch eine herrschende Meinung zu Lang Lang bereits herausgebildet hat, die sich eben auch hier in Mehrzahl wiederfindet: Technisch sehr gut, aber ohne Ausdruck, seelenlos.
    Nun bin ich überhaupt kein Klavier- oder eher Pianisten-Experte, muss aber auch esehen, dass ich Lang Lang im vergangenen Jahr mit den Berliner Phil unter Mehta mit Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 3 erlebte. Seine Virtuosität war beeindruckend; sein Ausdruck eben weniger, so mein Eindruck. Mir schien es aber nahezu darum zu gehen, diese besondere technische Möglichkeit quasi auszutsellen.


    Dies ist natürlich auch der einfachere Weg, Wirkung bei einer Vielzahl von Hörern zu erzielen. Man muss sich innerlich nicht unbedingt auf die Musik einlassen, sie auch nicht zum Vergleich kennen - man kann einfach feststellen, wie unglaublich schnell der Mann spielt. Und das beklatscht man dann.
    Dass einem Kritiker das zu wenig ist, ist sein gutes Recht. Dass er dafür eindeutige Worte findet, ist kein Nachteil, es ist nur konsequent - eine Meinung zu haben (die er begründen kann) ist sein Job.


    Gerade gestern morgen habe ich im Kulturradio eine Kritik zu einem Auftritt der Netrebko in Berlin gehört, die ein Verriss war. Am erstauntesten war auch dieser Rezensent, dass am Ende das Publikum sich zu standing ovations veranlasst sah. In der Morgenpost beispilsweise fand sich dagegen eine nahezu hymnische Kritik. Mittlerweile glaube ich nicht mal mehr, dass das ein Widerspruch ist. Der eine Kritiker befasste sich mit der musikalischen Leistung, der andere mit dem Ereignis als solchem.


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Hallo saggit,


    Unvoreingenommenheit ist sicherlich etwas sehr, sehr wichtiges bei der Beurteilung musikalischer und anderer Leistungen. Und genau so unvoreingenommen war ich vor ca. 2 Jahren. Als Quasi Klassik Einsteiger hab ich mir die Aufnahme seines vielgelobten Auftritts in der Carnegie Hall besorgt. Meine Erwartungen waren hoch. Ich war quasi nicht nur nicht voreingenommen sondern entgegengesetzt voreingenommen :D. Am Ende stand die nackte Enttäuschung. Übertrieben nahm auch ich das Gehörte als ausdrucksloses, gefühlloses Gehacke war. Damals, als absoluter Rooky zweifelte ich natürlich zunächst an mir selbst. Schloß nicht aus, Lang Lang einfach noch nicht begriffen zu haben. Dies dürfte auch der Grund, dass es mir heute verdammt gut tut, wenn andere meine Eindrücke teilen. Substaziell begründet oder nicht.


    Aber Künstler entwickeln sich weiter und einem grandiosen Virtuosen sollte man vielleicht von Zeit zu Zeit unvoreingenommen eine neue Chance geben. Letztes Jahr tat ich dies, als sie Ihn mal mit Mozart im Fernsehen ausstrahlten. Ich musst ausschalten...


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Zitat

    Original von GalloNero
    Aber Künstler entwickeln sich weiter und einem grandiosen Viruosen sollte man vielleicht von Zeit zu Zeit unvoreingenommen eine neue Chance geben. Letztes Jahr tat ich dies, als sie Ihn mal mit Mozart im Fernsehen ausstrahlten. Ich musst ausschalten...


    Das war damals ja der Abschuss - und auch noch als das große Geburtstagskonzert mit furchtbarem Orchester dazu... ?(
    Lang Langs erste Auftritte fand ich ja noch sehr interessant, da bewegend - mittlerweile spielt er allerdings sehr viel Repertoire, das ich SO nicht hören möchte. :rolleyes:
    Unser Freund sagitt hat entweder eine andere Interpretationsvorstellung als wir LL-Skeptischen oder aber wir können wirklich nicht mehr objektiv sein - k.A.; war aber nicht der Einzige, der den Schubert sehr seltsam (und unschubertianisch) fand. Zur Erläuterung: ich liebe Schubert in Aufnahmen von Kempff, Buchbinder und etlichen Anderen...


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Sagitt meint:


    Liebe Kontrahenten,


    ist ja eine Diskussion wert. Was ist Schubert-gemäss ? oder genauer: was ist dem Forellenquintett gemäss. Es sind nicht die letzten Sonaten ,um die es hier geht oder ein anderes seine Zeit transcendierendes Werk.
    Für mich ist das Forellenquintett auch etwas in Richtung Unterhaltung,natürlich auf dem Niveau von Franz Schubert.
    Die lyrischen Teile hat Lang Lang gut erfasst, die etwas herrischeren Teile auch ohne grosse Pomp gespielt, Schubert ist halt auch Zeitgenosse Beethovens.
    Was also fehlte Euch ?
    Was war nicht Schubert-like ?


    Interessiert..

  • Ein bisschen tief- oder abgründig hätte es schon sein dürfen ;)
    Ich fand es nicht ansprechend lyrisch und phasenweise zu abgehackt - man kann das halt schlecht beschreiben...
    Auch als Beethovenzeitgenossen fand ich Schubert so nicht gut - LLs Beethoven haut mich auch nicht gerade vom Hocker... :rolleyes:


    Geprägt hat mich beim Forellenquintett übrigens die Aufnahme mit
    Clifford Curzon - Klavier
    Willi Boskovsky - Violine
    Nikolaus Hübner - Violoncello
    Günther Breitenbach - Viola
    Johann Krump - Kontrabaß
    (die 4 Letztgenannten sind Mitglieder des Wiener Oktetts)


    :hello:
    Stefan,
    der zugeben muss, wohl auch nicht so 100 %-ig objektiv hören zu können ;)

    Viva la libertà!

  • Hallo zusammen


    Beim Ueben spielt LL m.E. gemäss Fernsehberichten bei weitem sensibler als auf der Bühne. =)


    Sogar Schumann's Träumerei, welche LL sonst häufig - aber nicht unbedingt überzeugend ;) - als Da Capo gibt, liess erkennen, dass LL grundsätzlich zu stärkeren Leistungen fähig wäre. :)


    Gruss Beat