Beethoven-Streichquartette ordnen

  • Hallo!


    Nun gibts ja endlich zu jedem Streichquartett Beethovens einen thread, so daß keines mehr in Vergessenheit geraten kann.
    Zudem ist mir aufgefallen, daß sich einige um ihre persönliche Rangfolge der op.18-Quartette bemühen. Das soll hier auf das gesamte Streichquartett-Oevre ausgeweitet werden...
    Über den Sinn solcher Aktionen braucht nicht mehr diskutiert zu werden, das wurde in einigen ähnlichen threads schon zu genüge geklärt. 8)


    Bitte nur vollständige Listen posten! (ob mit oder ohne op. 133 oder als Finale von op. 130 sei jedem freigestellt, ebenso wie die Berücksichtigung von op. 14/1)
    Nach jeder 20. vollständigen Antwort mache ich eine Auswertung. :D


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Ich fange dann auch gleich mal an:
    Nach tagelangem Kopfzerbrechen kamen zumindest separate Rangfolgen für die späten, mittleren und früheren Quartette heraus, op. 14/1 und op. 133 habe ich weggelassen.


    früh:


    18/6
    18/1
    18/2
    18/5
    18/4
    18/3


    mittel:


    59/1
    74
    95
    59/2
    59/3


    spät:


    131
    132
    135
    127
    130


    Das muß ich jetzt nur noch irgendwie vermengen. Sicher wird dann die Liste mit op. 131 anfangen und mit op. 18/3 aufhören. Aber dazwischen? ?(

  • Ich mach's mal wie Pius - getrennte Rangfolgen für frühe, mittlere und späte Quartette:


    früh:


    18/1
    18/6
    18/5
    18/2
    18/4
    18/3


    mittel:


    59/1
    95
    59/2
    59/3
    74


    spät:


    131
    130 mit 133
    132
    127
    135



    Bei Bedarf kann das alles auch in eine Liste gebracht werden:


    131
    130 mit 133
    59/1
    132
    95
    127
    59/2
    135
    59/3
    18/1
    74
    18/6
    18/5
    18/2
    18/4
    18/3


    So ungefähr jedenfalls :rolleyes:.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Fast unlösbare Aufgabe, auch von Tagesform und Ensemble abhängig.


    Heute, am 16.9., sieht das so aus:


    Op. 131
    Op. 74
    Op. 59/3
    Op. 95
    Op. 18/1
    Op. 132
    Op. 130 mit 133
    Op. 127
    Op. 59/1
    Op. 59/2
    Op. 18/4
    Op. 18/6
    Op. 18/3
    Op. 18/5
    Op. 18/2
    Op. 14/1
    Op. 135


    Ungerecht ist es, die frühen Quartett ans Ende zu setzen, deshalb noch einmal anders:
    Frühe Quartette:
    Op. 18/1
    Op. 18/4 in diese Gruppe würde dann auch Op.14/1 gehören, was
    Op. 18/6 mir besser gefällt, wie die Klavierversion
    Op. 18/3 und 5
    Mittlere Quartette
    Op. 74
    Op. 95
    Op. 59/3
    Op. 59/ 1 + 2
    Späte Quartette
    Op. 131
    Op. 130 mit 133
    Op. 132
    Op. 127
    Op. 135


    Warum Op. 135 so schlecht wegkommt? es ist für mich noch zu sperrig.


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Ich finde das fast unmöglich, weil eigentlich kaum ein wirklicher Aussetzer dabei ist und ich die Quartette immer zu den gelungsten und spannendsten Werken der jeweiligen Schaffensperioden zähle.
    (wirkliche Aussetzer gibts auch sonst bei Beethoven sehr selten, klar)


    die op.14 Bearbeitung lasse ich weg, die interessiert mich nicht besonders, 133 gehört zu 130.


    früh (ein wenig revidiert, um eine echte Reihenfolge zu kriegen):


    18,1
    18,6
    18,2
    18,5
    18,3
    18,4


    mittel (die Reihung fällt mir mit Abstand am leichtesten):


    op.59,1
    op.95
    op.59,2
    op.59,3
    op.74


    spät (die am schwersten, die drei zuletzt genannten möchte ich ungern gegeneinander einstufen):


    op.131
    op.132
    op.130/133
    op.127
    op.135


    op.131
    op.132
    op.59,1
    op.130/133
    op.127
    op.95
    op.135
    op.59,2
    op.18,1
    op.18,6
    op.59,3
    op.18,2
    op.74
    op.18,5
    op.18,3
    op.18,4


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Hallo,


    Zitat

    Original von Stabia
    Fast unlösbare Aufgabe, auch von Tagesform und Ensemble abhängig.


    Da hast Du sehr recht! Trotzdem hier mein Versuch.


    Bei den frühen Quartetten ist der Spitzenreiter leicht ausgemacht, bei den restlichen ist der Abstand knapper, einige höre ich auch nicht sonderlich häufig. Allgemein mag ich die Mozartquartette (ab KV 387, die davor kenne ich nicht) teils wesentlich lieber als die frühen von Beethoven (mit Ausnahme von op. 18,1):


    op. 18,1
    op. 18,4
    op. 18,5
    op. 18,6
    op. 18,2
    op. 18,3



    Die mittleren sind recht einfach, relativ gleich gut finde ich nur op. 59,2 und 59,3:


    op. 59,1
    op. 95
    op. 74
    op. 59,2
    op. 59,3



    Eine Präferenzordnung der späten Quartette ist wieder schwer. Da sehe ich auch noch viele Schwankungsmöglichkeiten. Mit der Fuge komme ich noch nicht zurecht.


    op. 127
    op. 132
    op. 130
    op. 131 (obwohl ich mich häufiger dabei erwische, dass ich das Finale vor mich hinpfeife, kein Scherz... )
    op. 135
    op. 133


    So, das jetzt noch zusammenbasteln. The winner is ...


    ...op. 59,1!


    Danach:


    op. 127
    op. 132
    op. 95
    op. 18,1
    op. 130
    op. 131
    op. 74
    op. 135
    op. 59,2
    op. 59,3
    op. 18,4
    op. 18,5
    op. 18,6
    op. 18,2
    op. 18,3
    op. 133



    Zitat

    Original von Pius
    Nach jeder 20. vollständigen Antwort mache ich eine Auswertung. :D


    Hmm, dann sollten wir jetzt nach jeder Änderung der Präferenz eine (vollständige, versteht sich) Wasserstandsmeldung abgeben. Und Stabia hat ja schon festgestellt, dass die sich jeden Tag ändern kann... :D



    Gruß,
    Spradow.

  • Hallo Spradow, bei Dir kommt Op. 74 ganz gut weg.
    Ansonsten ist mir aufgefallen, daß dieses Quartett nicht zu den Beliebten gehört, wogegen 131, wirklich harte Kost, besonders der Variationensatz, immer ganz oben landet.


    Op. 74 und 95, die so singulär in Beethovens Quartettlandschaft stehen, sind für mich ein Paar, ähnlich wie die Sinfonien 5 und 6 .
    Das freundliche, eingängige und das herbe, schroffe Quartett.


    Die Biographie gibt die Paarung nicht her.
    Op. 74 wurde geschrieben in dem Wunsch, dem Publikum auch mal etwas Gefälliges zu bieten, auch für den Geldbeutel Angenehmes. Und was ist dabei herausgekommen: ein wirklich origineller, wunderschöner erster Satz, ein herrliches Adagio und dann der für mich himmlische 3. Satz, den ich auf meiner Lieblingsliste auf den 1. Platz setze. Der Variationensatz ist dann nicht mehr so interessant.


    Und Op.95 als entfesselter Kummer, Wut, Enttäuschung, Resignation, nicht für den Geldbeutel, sondern für sich geschrieben und auch erst nach Jahren veröffentlicht.
    Die Wissenschaftler des Beethoven-Hauses würden das nie sagen (denn der letzte Beweis fehlt), aber für jeden, der will, ist zu hören, daß das ganze Quartett aus Josephinen-Rufen besteht (Josephine hatte gerade statt Beethoven den Herrn v. Stackelberg geheiratet). Man höre die Jammerrufe des 3. Satzes und die gleiche Tonfolge resignativ im 4. Satz.
    Meiner Meinung nach ist nie vorher und nachher die Gemütslage so in Musik umgesetzt worden, wie in diem Quartett, auch nicht in Op.57.


    Insofern müßte Op. 95 außer Wertung laufen. Es ist etwas ganz Außergewöhnliches, Kostbares. Denn wer von uns ist in der Lage, sein Innenleben so nach außen zu kehren, ohne daß er sich prostituiert und es peinlich wird.


    Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Hallo,


    es ist bei Vergleich und Bewertung Vieles auf unterschiedlicher Ebene abzuwägen. Mit meiner persönlichen Rangfolge (absteigend) bin ich nun aber ganz im Reinen:


    op. 130 (mit Fuge)
    op. 131
    op. 132
    op. 127
    op. 135
    op. 18/1
    op. 18/2
    op. 18/6
    op. 74
    op. 95
    op. 59/1
    op. 18/5
    op. 59/3
    op. 59/2
    op. 18/4
    op. 18/3


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hallo!


    Meine komplette Reihenfolge bin ich ja noch schuldig.
    Ich hatte es heute zweimal probiert, mit ca. drei Stunden Zeit dazwischen - und kam auf verschiedene Ergebnisse. :wacky:


    Ich probiers einfach mal spontan:


    131
    59/1
    132
    74
    135
    95
    18/6
    18/1
    127
    59/2
    130 (ohne 133)
    59/3
    18/2
    18/5
    18/4
    18/3


    ...wer denkt sich bloß solche threads aus? :rolleyes:


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Stabia,


    das Harfenquartett ging mir sofort ins Ohr, es war anfangs sogar mein Lieblingsquartett. Nach und nach sind dann die späteren daran vorbeigezogen, aber ich höre es immer noch gerne.
    Mir scheint es auch ein bisschen so, als sei das Gewandhaus-Quartett bei opus 74 mit besonders viel Liebe bei der Sache, schließlich ist es ja "ihr" Quartett, 1811 von der damaligen Formation uraufgeführt.



    Gruß,
    Spradow.

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  • Freut mich, denn wo kann man solche Klangbilder finden, besonders im 3. Satz.
    Der ist mein absoluter Lieblingssatz, danach kommt der Finalsatz von Op. 132.
    Hörst Du da auch Anklänge an argentinischen Tango? Piazzola?


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Den mag ich ebenfalls, aber die Tangoanklänge sind mir bisher entgangen. Das wird aber vor allem meiner mangelnden Kenntnis lateinamerikanischer Tanzformen zuzuschreiben sein. ;)



    Gruß,
    Spradow.

  • Zitat

    Original von Spradow
    Den mag ich ebenfalls, aber die Tangoanklänge sind mir bisher entgangen. Das wird aber vor allem meiner mangelnden Kenntnis lateinamerikanischer Tanzformen zuzuschreiben sein. ;)


    Da Tango normalerweise in einem mäßig schnellen geraden Takt steht, das Finale von op.132 aber in schnellem 3/4 (ungefähr wie ein schneller Walzer), halte ich die Ähnlichkeiten eher für oberflächlich. ;)


    Das "Harfenquartett" mochte ich zwischenzeitlich überhaupt nicht, und es wird wohl nie ein Favorit werden. Ich finde die pizzicato-Stellen auf Dauer etwas albern, obwohl mir sonst der erste Satz gut gefällt. Das Stück ist natürlich immer noch verdammt gut, aber einfach nicht mein Fall (ähnlich wie sein Violinkonzert und Pastorale, obwohl ich letztere als Anfänger liebte).
    Interessanterweise hatte Radagast bei seinem Quiz vor knapp zwei Jahren ebenfalls einen Ausschnitt aus dessen erstem Satz (weil/obwohl er mit Beethovens Quartetten nicht so warm geworden ist?!)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Was mich interessieren würde: Wäre diese Reihenfolge der Streichquartette genauso, wenn es nicht um Sympathie oder Bedeutung ginge sondern um die beste Reihenfolge zum Kennenlernen?


    Konkret gefragt: Jetzt, wo ich mich mit op. 18.1 und op. 59.1 schon recht gut angefreundet habe: Wie weiter?


    Hoffentlich stört das jetzt hier nicht die Auswertung der eigentlichen Fragestellung. Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Einstiegsfrage auch für andere interessant ist. Und ein "Beethoven Streichquartette ordnen" ist es auch, nur unter einem anderen Gesichtspunkt.


    Mit Gruß von Carola

  • Zitat

    Original von Carola
    Was mich interessieren würde: Wäre diese Reihenfolge der Streichquartette genauso, wenn es nicht um Sympathie oder Bedeutung ginge sondern um die beste Reihenfolge zum Kennenlernen?


    Konkret gefragt: Jetzt, wo ich mich mit op. 18.1 und op. 59.1 schon recht gut angefreundet habe: Wie weiter?


    Das ist unmöglich zu beantworten, da noch viel subjektiver als die bisherigen Ordnungen. op.59,1 ist zwar eines meiner Lieblingswerke, aber ich halte es zugleich für eines der schwierigeren Werke. Auch op.18,1 ist weniger eingängig als z.B. Nr.2. Du solltest eigentlich keine Schwierigkeiten mit dem Rest von op.18 haben.
    M.E. kannst Du von diesen beiden ausgehend alles hören (ich weiß, völlig unhilfreich ;))
    Der einzige wirkliche Hammer ist op.133. Die kann man sich ja (mit op.130) für den krönenden Schluß aufsparen.
    Eins der beliebtesten Stücke ist ziemlich sicher op.59,3, vermutlich wegen des Finales und weil es recht kurz ist, auch op.74 ist dem üblichen Verständnis nach "eingängig" (ich mochte von Anfang an op.59,2 lieber als beide...).
    Bei den späten würde ich op. 132 und 127 als erste hören. Letzteres ist teils etwas "abstrakt", aber zumindest äußerlich relativ konventionell.
    op.132 hat sehr passionierte Ecksätze, die nicht so weit vom "mittleren" Beethoven entfernt sind und einen eigentlich unmittelbar beeindruckenden langsamen Satz.
    op.130 finde ich zwar das sperrigste, aber es hat sehr eingängige Einzelsätze (Cavatina, Scherzo, danza tedesca)
    op.131 hat mich vom ersten Hören an fasziniert (und zwar wirklich als relativen Anfänger mit ca. 17), aber es ist formal natürlich das Ungewöhnlichste. Dennoch können der langsame Kopfsatz und der Variationensatz ebenso wie das Scherzo und das wuchtige Finale unmittelbar beeindrucken.


    usw.


    Ich habe das ja schon mehrfach betont, meiner Ansicht nach bauen viele Hörer hier erstmal künstlich unnötigen Respekt auf. Unbefangen hören, auch dann weiterhören, wenn man mal nicht versteht, was das gerade soll (wenn ich das immer verstehen würde, würde ich keine Musik hören, sondern schreiben :D), es gibt genügend "schöne Stellen", die man eigentlich sofort mitkriegt, an denen man sich dann entlanghangeln kann.


    :hello:


    JR

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  • Du hast ja recht, dieser "Nimbus" der Streichquartette schafft nur unnötige Schwellenängste. Andererseits ist eben auch für mich nicht zu überhören, dass hier etwas wirkliches Großes komponiert wurde und ich doch das ein oder andere mal schlucken muss beim Hören, weil es auch emotional sehr bewegend ist. Und so etwas nötigt dann eben schon eine gehörige Portion Respekt ab.


    Ich mach dann wohl am besten einfach mal mit op. 18,2 weiter.


    Danke!


    Mit Gruß von Carola

  • Hallo Carola!


    Warum nicht mal ein spätes Quartett probieren, wo Du schon ein frühes und ein mittleres kennst? Zugegeben, die brauchen etwas Zeit, aber je eher man anfängt.... :)
    Die meisten haben zumindest ein paar Sätze, mit denen man sofort klarkommt. Und der Rest kommt mit der Zeit. Opus 131 oder opus 127 würde ich da als Einstieg vorschlagen, die Gründe für die beiden hat eigentlich schon Johannes genannt.



    Gruß,
    Spradow.

  • Also gut, nach Opus 18,2 traue ich mich und mache einfach mal mit Opus. 131 weiter. :)


    Meine Reaktionen, Entzücken, Kopfschmerzen, Kofpschütteln, was auch immer, werden dann von mir berichtet.


    Mit Gruß von Carola

  • Diese Abweichungen vom Threadthema werden nur toleriert, wenn Carola am Schluß auch ihre Reihenfolge aufstellt! :motz: :D


    Und was ist mit den anderen Beethoven-Hörern? Kennen nur sechs Leute hier alle Beethoven-Quartette? ?(

  • Meine Rangfolge unterscheidet sich wohl von den meisten hier, muss aber zugeben dass ich die Quartette noch nicht so lange kenn und die späten, die ich mir bisher noch aufgehoben habe, bis ich mir die vorherigen richtig erschlossen habe, mal einfach weglasse:


    Früh:


    18/4
    18/6
    18/1
    18/2
    18/5
    18/3


    Mittel:


    59/3 (übrigens nicht wegen des Final- sondern wegen des Kopfsatzes)
    74
    95
    59/2 + 59/1 im Moment noch gleich (noch nicht wirklich erschlossen)


    Auf was muss man denn bei den Streichquartetten besonders achten, um sie schätzen zu lernen? Ich finde sie ungleich schwieriger als z. B. die Sinfonien, bei denen jeder Satz jeder Sinfonie mit wunderschönen und vor allem sehr eingängigen Themen glänzt, welche dann den weiteren Weg zum Werk sehr leicht machen.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

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  • Kann ich Dir nicht sagen, rappy, aber, als ich sie zum ersten Mal bewußt hörte,(von hinten, also 135 zuerst, vom Gewandhaus), da dachte ich mir, das ist ja wie eine Sinfonie.


    Inzwischen sind sie zusammen mit den Klaviersonaten das, was ich am meisten höre. Sie sind meiner Meinung nach der individuellste Ausdruck dessen, was Beethoven bewegte. Die großen Sinfonien sind für eine Außenwirkung geschrieben, die Sonaten und die Kammermusik damals für den kleinen Kreis. Ich könnte mir denken, daß hinterher auch noch darüber diskutiert wurde, obwohl ich nirgends dafür einen schriftlichen Beleg gefunden habe.


    Heute abend werde ich im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses Op. 95 und Op. 130 mit dem nachgeschriebenen Finalsatz hören.


    Op. 95 ist für mich neben Op. 57 und Op. 27/2 1. + 3. Satz die persönlichste Aussage zur Situation, Stimmung, die geschrieben wurde.
    Gerade bei Beethoven trifft meiner Meinung nach das Postulat der absoluten Musik von Hanslick nicht zu. Man kann manches nicht gut verstehen und einordnen, wenn man Fakten aus dem Leben nicht kennt.
    Das trifft natürlich auch für die Streichquartette zu. Vielleicht hilft es Dir für den Einstieg, wenn Du Dir z.B. das schnell zu lesende Bändchen aus dem Rohwolt-Verlag (Monographien) besorgst.


    Mit Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Hallo,


    in der letzten Zeit habe ich vermehrt über meine Rangfolge nachgedacht; das Ergebnis ist, dass ich gegenüber meiner Nominierung vor 4 Monaten etwas korrigieren muss, und zwar sieht die stimmigere Wertung nun so aus (absteigend):


    op. 131
    op. 130 (mit Fuge)
    op. 132
    op. 127
    op. 135
    op. 18/1
    op. 18/2
    op. 59/1
    op. 95
    op. 59/2
    op. 18/6
    op. 59/3
    op. 74
    op. 18/5
    op. 18/4
    op. 18/3


    besonders op. 59/1 schneidet etwas besser ab. Ich habe mich anfangs durch das etwas platte Motiv im Eröffnungssatz zur allzu negativen Bewertung leiten lassen, den tollen Verlauf dagegen in den Hintergrund gedrängt. Op. 18/6 habe ich zuvor zu positiv bewertet, das war ebenfalls eine Nachlässigkeit. An der Spitze habe ich nun op 131 mit 130 getauscht; der ausschlaggebende Punkt ist wohl der, dass mir op. 131 insgesamt etwas runder erscheint (sehr schwierige Entscheidung).


    Im Gegensatz zu den meisten hier gefällt mir op. 18/2 wohl etwas besser. Ich finde es gemeinsam mit seinem Schwesternwerk 18/1 sehr erfrischend und gut gelungen.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hab jetzt, wo ich die Stücke besser kenne, auch eine neue Reihenfolge:


    59/1
    59/2
    130 (mit Fuge)
    59/3
    131
    127
    132
    95
    74
    135
    18/6
    18/4
    18/3
    18/1
    18/5
    18/2

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Hallo!


    Da mir neulich die Gesamtaufnahme des Guarneri-Quartetts (Eloquence) in den Einkaufskorb gefallen ist, habe ich mich mal wieder etwas mit den Quartetten beschäftigt. Ob es jetzt die sehr gute Durchhörbarkeit der Aufnahmen oder mein inzwischen Haydn-Quartett-geübtes Ohr ist oder beides - ich habe viel neues entdecken können, so dass ich mal eine neue Liste herausgeben kann. Außerdem ist mein Entdeckergeist hier wieder erwacht, so dass ich mich endlich durchgerungen habe, das "Büchlein" von Indorf anzuschaffen. Als kleines Experiment erstelle ich wieder eine neue Liste, wenn ich das Buch durch habe - mal schauen, was sich tut!


    op. 130 (inkl. Fuge)
    op. 127
    op. 59,1


    op. 74
    op. 18,1
    op. 18,6
    op. 59,3
    op. 132


    op. 95
    op. 135


    op. 18,2
    op. 18,4
    op. 14,1
    op. 131


    op. 59,2
    op. 18,3
    op. 18,5


    Kommentar: Opus 130 hatte ich mir schon seit der letzten Liste mit dem Gewandhaus-Quartett "schöngehört"; nach Andante und Cavatina fand ich auch den Kopfsatz zunehmend faszinierender. Die Fuge kam mit den Guarneris hinzu: Die spielen zwar nicht am sportlichsten, aber dafür sehr, sehr gut durchhörbar, so dass es endlich auch vor meinen Ohren zur Fuge wird. ;)
    Op. 127 hat von den beiden umfangreichen Variationssätzen in den späten Quartetten den mir eingängigeren - aber auch mit diesem habe ich noch mehr Probleme als mit den Variationssätzen in den späten Klaviersonaten. Die beiden Schlusssätze gefallen mir zunehmend besser.
    Zu op. 18,1 gesellt sich jetzt vorne auch Nr. 6: Die 18er profitieren für mich allgemein sehr von der guten Durchhörbarkeit bei Guarneri, auch wenn die Spielweise (Vibrato, Tempoverschwankungen) möglicherweise nicht ganz angemessen ist. Das F-Dur-Quartett nach op. 14,1 mag ich lieber als die Sonatenfassung.
    Meine größten Probleme bei den späten Quartetten habe ich bei op. 131, und zwar vor allem im Variationssatz und im Finale (dummerweise nicht gerade die unwichtigsten Sätze...). Bei op. 132 liegen meine Probleme eher beim zweiten Satz und dem Finale, letztere durch Guarneri schon deutlich abgemildert. Mal schauen, ob Indorf mir hier helfen kann - beide haben sicherlich Potential ( :D ).



    Gruß,
    Frank.



    PS: Das ist jetzt die neunte vollständige Liste. Noch 11, bis Pius auswertet! :P

  • meine momentane Hitparade des DSDS-Beethoven :jubel: :jubel: :stumm:


    op. 131
    op. 130 (Fuge nur mit Emerson, allenfalls Hagen)
    op. 59 Nr. 1
    op. 59 Nr. 2
    op. 59 Nr. 3
    op. 127
    op. 132
    op. 95
    op. 74
    op. 135
    bei der op. 18-Reihe habe ich noch Schwierigkeiten vielleicht so:
    18/4
    18/3
    18/6
    18/5
    18/1
    18/2


    am liebsten mag ich Emerson, dann Guaneri, Pratzak (live), Alban Berg und z.Tl. Hagen. Den besten alla marcia aus op. 132 habe ich bisher mir mit dem völlig unbekannten Emrich-Quartett (richtig live) reingezogen


    :hello:

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  • Also ich finde op.131 und 132, gerade die langsamen Sätze und Finali eingängiger als das komplette op.18! (und vor knapp 20 Jahren, als ich die Sachen zum ersten Mal gehört habe, erst recht)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Auch mir geht es ähnlich wie JR.
    Gerade die letzten Quartette opp. 130, 135 aber auch die anderen begeistern mich von jeher weit mehr als die Quartette op. 18.
    Nur warum JR op 130 sperrig findet ist mir unklar ich finde es wieder sehr eingängig, dagegen finde ich den 1. Satz von op. 131 sehr schwierig
    Als einzelner Satz steht für mich die "hl. Danksagung eines Genesenden an die Gottheit" weit über allem. Es ist unvergleichlich wie intensiv im Zwischensatz das Gefühl rüber kommt wenn man nach langer Krankheit zum ersten Mal die Fensterläden öffnet und strahlender Sonnenschein und frische Luft das Zimmer durchströmen.
    Ich werde auch noch versuchen die Quartette in eine persönliche Reihenfolge zu bringen, finde es aber teilweise sehr schwierig da sie teilweise auch gleichrangig sind.
    Die Reihenfolge:


    op. 130
    135
    127
    132
    131
    95
    74
    59,3
    59,1
    59,2
    18,1
    18,6
    18,2
    18,3
    18,5
    18,4
    14

    Aber die op. 18 Reihenfolge ist vorläufig, da ich mich mit ihnen noch nicht intensiv beschäftigt habe.


    Mich faszinieren bei Beethoven allgemein mit am meisten seine Variationswerke (egal ob als eigenständiges Werk oder als Satz innerhalb eines grösseren Werkes).
    Besonders erwähnt sei noch der 2. Satz von op 132, zwar finde ich das "Scherzo" etwas lang geraten, aber die (Dudelsack ähnlichen) Klänge des "Trios" faszinieren mich immer wieder. Solche ungewöhnlichen faszinierenden Klänge sind es u.a. die ich bei Beethoven so liebe und die sich bei ihm immer wieder finden. Weshalb auch Beethoven für mich nicht nur der Komponisten raffinierter musikal. Formen und Entwicklungen ist und viel weniger der heroische Komponist sondern ganz besonders der Komponist mit viel Lust an eigenwilligen besonderen Klängen.
    Weshalb ich auch die Pizzikato in op. 74 und auch anderen Werken keineswegs albern sondern gerade besonders schön finde.
    ----------
    Solche unterschiedlichen Sichten auf und Erlebnisse von Musik finde ich besonders spannend. kennt jemand vielleicht Bücher - etwa aus der Psychologie - die hierfür Erklärungsmuster oder psych. Konstanten oder ähnliches zu finden versuchen?


    Gruss Ulrich

  • Hallo,


    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Also ich finde op.131 und 132, gerade die langsamen Sätze und Finali eingängiger als das komplette op.18! (und vor knapp 20 Jahren, als ich die Sachen zum ersten Mal gehört habe, erst recht)


    Das sieht Indorf ja schon auf der ersten Seite anders! :D
    Scherz beiseite: Du hast das schon an anderer Stelle damit argumentiert, dass die 18er vom Ausdruck viel neutraler seien und dass die Uneingängigkeit der Späten häufig nicht aus den Werken selbst, sondern aus dem übermäßigen Respekt ihnen gegenüber resultiere.
    Aber: Ist das nicht eine Sache des Blickwinkels? Nicht, dass ich das ganze op. 18 gleich homogen eingängig fände (das sieht man tendenziell ja auch an meiner Liste), aber Du argumentierst oben ja auch, das komplette op. 18 sei uneingängiger; und da fallen dann auch Sätze wie die ersten beiden von op. 18,1, die Ecksätze vom op. 18,6, der zweite von op. 18,4, etc. drunter. Und ist es nicht erheblich einfacher, diese Sätze zu verstehen oder auch zu schätzen als die aus den späten Quartetten, wenn man aus der Wiener Klassik kommt?
    Was dazukommt: Bei den späten Quartetten mindert doch auch die schiere Länge einzelner Sätze die Eingängigkeit; dafür neigt man (bzw. ich) wieder dazu, die kurzen Zwischensätze zu unterschätzen, was auch nicht förderlich ist.
    Ich glaube jedenfalls, zum aktuellen Zeitpunkt die meisten Quartette aus op. 18 besser verstanden zu haben als alle späten. Ob's stimmt, wird die weitere Indorf-Lektüre (über das Vorwort hinaus ;) ) zeigen...



    Gruß,
    Frank.

  • Ich finde auch Op. 18 viel eingängiger, insb. die Nummer 4.
    Op. 131 und 132 eingängig?! Das widerlegt doch schon die Tatsache, dass über sie, obwohl sie zu den größten Werken der Musikgeschichte gehören, beispielsweise hier bei Tamino kaum ein Wort fallen gelassen wird.
    Am eingängigsten von den späten Quartetten finde ich die Große Fuge, kein Scherz :D


    @Signor: Interessant, das Scherzo aus Op. 132 ist eindeutig mein Hasssatz unter den späten Beethovenquartetten!
    Langweile pur. :untertauch:

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Zitat

    Original von Spradow


    Scherz beiseite: Du hast das schon an anderer Stelle damit argumentiert, dass die 18er vom Ausdruck viel neutraler seien und dass die Uneingängigkeit der Späten häufig nicht aus den Werken selbst, sondern aus dem übermäßigen Respekt ihnen gegenüber resultiere.


    Habe ich das? Dem zweiten Satz stimme ich noch immer zu (obwohl es natürlich sehr anspruchsvolle Stücke sind, keine Frage). Wenn ich das über op.18 so gesagt haben sollte (ich vermute eher ein Mißverständnis), möchte ich das unabhängig vom Ausdruck anders formulieren: op.18 ist durchaus sperrig, sogar im Klang. NICHT gemessen an op.95 oder den späten oder auch einigem aus op.59. Aber gegenüber Mozart und gegenüber Beethovens 1. Sinfonie, Septett usw.


    Zitat


    Aber: Ist das nicht eine Sache des Blickwinkels?
    [...]
    Und ist es nicht erheblich einfacher, diese Sätze zu verstehen oder auch zu schätzen als die aus den späten Quartetten, wenn man aus der Wiener Klassik kommt?


    jaaa, wenn man sich monatelang mit Haydn- oder Mozart-Quartetten konditioniert hat, klar! Mit "eingängig" meinte ich jetzt (aus eigener Erfahrung): für den "naiven" Hörer, der keinen großen Anspruch auf "Verstehen" usw. hat, mehr oder minder unmittelbar beeindruckend (und nicht nur auf solch zunächst "äußerliche" Weise wie vielleicht op.133 oder op.106). Dabei ist eingeräumt, daß es lange Passagen geben kann, die eher "erduldet" werden.
    Ich kann das leider nicht mehr genau rekonstruieren. Aber unter den allerersten Quartetten, die ich gehört habe, waren op.127 und 135, die ein Freund auf Kassette hatte. Hier erinnere ich mich eigentlich nur noch an 135, das mir gefallen hat. op.127 ist vermutlich ziemlich an mir vorbeigegangen. Wenig später muß ich aber sowohl Bernsteins Streichorchesteraufnahme von op.131 und eine gewöhnliche von op.132 aus dem Radio mitgeschnitten. Mag sein, daß der satte Sound der Orchesterfassung dazu beigetragen hat, aber ich war sofort fasziniert von diesem Stück, da war ich etwa 17 und hatte seit 2 Jahren Klassik gehört. op.18 habe ich erst kennengelernt, als ich mir gut ein Jahr später oder so eine Gesamtaufnahme gekauft habe. Das hat relativ lange keinen besonderen Eindruck gemacht.


    Daher bin ich tatsächlich der Ansicht, daß, wer nicht schon ziemlich gut mit einigen Quartetten Mozarts und Haydns vertraut ist, sondern eben mit den üblichen Einsteigerwerken aus der Sinfonik von Klassik bis Spätromantik besser mit op.132 oder evtl. 59,2 oder 3 bedient ist als mit op.18.
    Ich kenne (z.B. in dem Sinne, daß ich Dir auswendig die wichtigen Motive vorsingen oder -pfeifen könnte) bis heute op.18 (und 74) tendenziell am schlechtesten von allen Beethoven-Quartetten. Was nicht heißt, daß ich nie Wiederhören ihre Struktur vielleicht nicht doch besser wahrnehmen würde als in einigen späten.


    Klar, vielleicht schließe ich hier nur extrem naiv von mir selbst auf andere. Glaube ich aber nicht. ;)
    In jedem Fall, wenn es dazu beiträgt, daß bei anderen potentiellen Hörern Hürden abgebaut werden, kann man es auch mal ein bißchen so herum einseitig darstellen.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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