Es lebe die Melodie - der bel canto

  • Lieber Mini DiFiDi,


    trotz Deiner regionalen Einengung des Belcanto-Begriffs: Würdest Du tatsächlich der Juliette, der Ophélia, der Dinorah usw. Belcanto-Qualitäten absprechen wollen? Der Manon?
    Was ist mit "Les Huguenots"?


    Im übrigen: Wie weit der Einfluß des Belcanto reicht, zeigt, denke ich, die reflexive Figur der Zerbinetta.


    LG,


    Christian

  • An sich ist dieser Thread ja nicht eröffnet worden um den Begriff des "Belcanto" wissenschaftlich zu definieren,
    Das ist sicher ein interessantes Thema - gehört aber in einen eignen Thread.(Titelvorschlag: "Wurzeln und Entwicklung des Belcanto")
    Als ich mich das erste Mal mit Pacini auseinandersetzte und einen Thread über diesen Komponisten startete, wollte ich mich vergewissern über - was meine Meinung war - überhaupt dem Belcanto zuzuordnen war (die Frage ist zu bejahen) - damit ich mich nicht blamierte.


    Zum einen war mir der Komponist damals noch nicht bekannt, zum andern konnte ich mir nicht vorstellen, daß ein Komponist mit dieser Menge an Opern (und hunderten Ohrwurmthemen !!!) nicht im öffentlichenBewusstsein sein sollten - dennoch ist es so.


    Bei dieser Gelegenheit habe ich in diversen Musiklexika nachgeschlagen, und fstgestellt dass allein die Definition ein Lexikon für sich allein beanspruchen würde) Es ist richtig, daß der belcanto bereits seit dem 17 Jahrhundert besteht - und sich weiterentwickelte - ich verwende jedoch in Zusammenhang mit diesem Thread den Begriff so, wie er gemeint war - landläufig. Damit meine ich jenes Segment der italienischen Oper, welches sich um Bellini, Donizetti und Rossini, sowie den frühen Verdi dreht. Denn es war ja nach Komponisten gefragt, welche weniger bekannt sind, aber genau dieses Ouver abdecken.
    (Gioachino hat übrigens recht - es handelt sich gerade bei dieser Gruppe schon um "verwässerten" Belcanto, der schon teilweise mit dramatischen Elementen angereichert wurde.......


    Dennoch gesucht waren Aufnahmen gerade aus dieser Epoche - und daran halte ich mich.


    mfg aus Wien


    Alfred



    PS:


    Den Pacini-Thread hat übrigens Carl eröffnet - Ich hatte das schon beinahe vergessern - Mein Konzept des Eröffnungsbeitrages verschwand ungenutzt in der Schublade, weil Carl mir überraschenderweise zuvorgekommen ist.


    Giovanni Pacini - Opernkomponist in Vergessenheit geraten?

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mir geht es tatsächlich darum, auf die Wurzeln des Belcanto zu verweisen, also erst Händel und dann die Trias Rossini, Donizetti, Bellini, sowie der frühe Verdi, wobei die zuletzt Genannten zur " Verwässerung " des Begriffs beigetragen haben, wie Alfred zurecht angemerkt hat.
    Mit der Abkehr vom mythologischen Sujet, dem Verschwinden der Kastraten und dem damit verbundenen überaus reizvollen androgynen Touch musste sich das Ideal des Belcanto notgedrungen ändern.
    Geblieben ist die Sehnsucht nach und die Freude an schönem Gesang, der uns ja selbst im Verismo nicht vorenthalten wird. Der inflationäre Gebrauch des Wortes Belcanto, zumal oft genug von B e l l kanto gesprochen werden muss, hat mich zu meinem Zwischenruf veranlasst, was mich nicht daran hindert, die belcantesken Eingebungen der großen Italiener weiterhin in vollen Zügen zu genießen ! Das gilt auch, Her Großinquisitor, für die nicht minder eindrucksvollen, sängerfreundlichen Werke der Franzosen.


    Ciao. Gioachino :pfeif:

    MiniMiniDIFIDI

  • Hallo Fairy Queen,


    es gibt noch die Neuaufnahme mit Edita Gruberova und Vesselina Kasarova, einen Live-Mitschnitt aus dem Konzerthaus Wien vom 1992-02-01.
    Er ist in Gruberóvas eigenem Label Nightingale erschienen (damals Bestellnummer NC 070560-2). Mittlerweile ist Nightingale wieder in den üblichen Großvertrieb integriert, ich glaube über Universal.


    Mit bereitet diese Aufnahme stets große Freude.
    Es ist so schade, daß Beatrice so selten aufgeführt wird.


    Nachfolgend die wichtigsten Mitwirkenden:
    Steinberg Pinchas Dirigent
    Gruberóva Edita Beatrice di Tenda
    Bernardini Don Orombello
    Kasarova Vesselina Agnese
    Morosow Igor Filippo
    Wiener-Jeunesse-Chor Leiter: Theuring, Günther
    ORF-Symphonieorchester


    LG, Ulmo

    SINE IRA ET STUDIO (Tacitus)

  • Danke lieber Ulmo, für mich ist das eine echte Alternative! Kommt sofort auf die Wunschliste.
    Und ich freue mich über jeden bellini-Verehrer! :]


    F.Q.

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  • Es lebe die Melodie! - da hab ich eine Frage an die Donizetti-Spezialisten, welche im weitesten Sinne zum Thema passt. Leider kenne ich seinen "Belisario" nicht, aber es würde mich nicht wundern, wenn er hier zitiert worden sein sollte.


    Wie gesagt, nur eine Vermutung - inspiriert vom Libretto. (Und dem Wissen um Offenbachs später mehrfach benutzte Technik.)


    Ist ein derartiger Bezug auszuschließen oder zu bestätigen?


    Danke!
    Fantasio

    «Bewundern Sie Offenbach nicht zu sehr: Er ist zwar ein exzellenter Harmoniker, aber
    im Hinblick auf den Kontrapunkt verdient er keineswegs Ihre ausschließliche Bewunderung.»
    Richard Wagner, 14.11.1867

  • ich danke für die rege beteiligung. :] einiges neues habe ich gelernt - wunderbar. nicht nur musikhistorisches (siehe begrifflichkeit), sondern auch einige opernempfehlungen. insb. der pacini interessiert mich sehr, danke, alfred.


    nichtsdestotrotz möchte ich gerne noch neue vorschläge haben ... da mangelte es noch etwas ... ;) :P


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    Original von rita
    Bei uns in der Oper wurden viel Belcanto Opern
    konzertant aufgeführt.
    Damals sang das immer die lucia Aliberti,unteranderem
    auch die beatrice.


    Folgende Aufnahme könnte im Zusammenhang dieser Aufführungsserie entstanden sei - kennt die jemand?


    Vincenzo Bellini (1801-1835)
    Beatrice di Tenda


    Gavanelli, Aliberti, Capasso, Orombello,
    Orchester der Deutschen Oper Berlin, Luisi
    Label: Berlin , DDD, 91



    LG, Elisabeth

  • Ja, die Aufnahme kennt jemand, nämlich ich, der die Aufführung erlebt hat :jubel: :jubel: :jubel:
    Im übrigen sollte auch Mercadante nicht vergessen werden, ebenso Gomez; beide können zu den leider unterrepräsentierten Vertretern des Belcanto gezählt werden.....


    Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

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  • Zitat

    Original von heldenbariton
    Im übrigen sollte auch Mercadante nicht vergessen werden, ebenso Gomez; beide können zu den leider unterrepräsentierten Vertretern des Belcanto gezählt werden.....


    Danke für diese Erinnerung - machmal sehe ich nämlich dem Wald vor lauter Bäumen nicht mehr!


    Zu Mercadante kann ich folgenden großartigen Mitschnitt einer konzertanten Aufnahme der Wiener Staatsoper empfehlen:


    Saverio Mercadante (1795-1870)
    Il Giuramento


    Robert Kerns, Agnes Baltsa, Mara Zampieri, Placido Domingo,
    Chor & Orchester der Wiener Staatsoper, Gerd Albrecht
    Label: Orfeo , ADD/LA, 1979



    Es heißt, Domingo habe damals seine Rolle innerhalb von drei Tagen gerlernt, um für einen erkrankten Kollegen einzuspringen und so die Vorstellung gerettet.
    Wunderschöne Musik, die leider zu selten aufgeführt wird!


    :hello:


    Elisabeth

  • Liebe Elisabeth,


    diese Aufnahme habe ich auch noch in einer alten mc-Box - leider.


    Ich kann aber gerne bestätigen, dass sich Oper und Aufnahme sehr lohnen.


    Nur: ob das noch Belcanto ist? Natürlich sind die Gene noch deutlich erkennbar, wie auch bei mindestens dem frühen Verdi und sogar noch Puccini. Andererseits ist der Weg zum Verismo, als mit gioacchinos Wortwitz der bel canto tatsächlich oft zum Bellcanto wurde, auch schon deutlich erkennbar.


    Wieder so ein Beispiel, dass solche Kästen und Schächtelchen in der Kunst allenfalls zur Griffigkeit im Feuilleton taugen.


    :hello: Rideamus

  • Hallo Elisabeth,
    auch ich kenne diese Aufnahme.
    sie wurde kurz nach der Aufführung an der DOB auf den Markt gebracht.
    Der einzige Unterschied liegt daran ,das auf der Bühne der Bariton
    Wladimir Chernov war.(Auf CD singt Gavanelli)


    Rita

  • Zitat

    Original von rita
    Der einzige Unterschied liegt daran ,das auf der Bühne der Bariton
    Wladimir Chernov war.(Auf CD singt Gavanelli)


    Liebe Rita,


    dann würde mich Deine vergleichende Einschätzung zu den beiden Baritonstimmen sehr interessieren! Chernov habe ich nämlich noch nie live gehört - Gavanelli dagegen kenne ich aus München.


    Zitat

    Original von Rideamus
    Nur: ob das noch Belcanto ist? Natürlich sind die Gene noch deutlich erkennbar, wie auch bei mindestens dem frühen Verdi...


    Lieber Rideamus,


    sicher ist die stilistische Verwandtschaft zum frühen Verdi unverkennbar, und der Verismo tritt ja dann in der jüngeren Vertonung des Stoffes durch Ponchiellis "La Gioconda" noch deutlicher auf.


    Insofern gebe ich Dir darin recht, dass Il Giuramento sich nur schwer in eine "Schublade" einordnen läßt.



    LG, Elisabeth

  • Diesen alten Thread habe ich wiederbelebt um auf einen Konzertmitschnitt hinzuweisen, der am kommenden Sonntag auf WDR 3 gesendet wird:


    Sonntag, 11.03.12 um 20:05 Uhr WDR 3


    Belcanto!
    Ouvertüren und Arien von Rossini, Bellini und Donizetti


    Gioacchino Rossini, Der Barbier von Sevilla:
    Ouvertüre
    Una voce poco fà (Kavatine der Rosina)


    Gaetano Donizetti, Don Pasquale:
    Ouvertüre
    Quel guardo il cavaliere (Kavatine der Norina)
    Der Liebestrank:
    Una furtiva lagrima (Romanze des Nemorino)
    Una parola, o Adina (Duett)


    Gioacchino Rossini, Die seidene Leiter:
    Ouvertüre


    Gaetano Donizetti, Roberto Devereux:
    Ed ancor la tremenda porta (Szene und Arie des Roberto)


    Vincenzo Bellini, Norma:
    Ouvertüre


    Gaetano Donizetti, Lucia di Lammermoor:
    Regnava nel silenzio (Arie der Lucia)
    Tombe degli avi miei (Arie des Edgardo)
    Sulla tomba che rinserra (Duett Lucia – Edgardo)


    Aleksandra Kurzak, Sopran
    Francesco Demuro, Tenor
    WDR Rundfunkorchester Köln
    Leitung: Carlo Montanaro


    Aufnahme vom 13. November 2011 aus dem Kölner Funkhaus.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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