Elīna Garanča - wieviel ist von ihr zu erwarten?

  • Zitat

    Original von Dreamhunter
    Ich freue mich auf jeden Fall schon, wenn sie wieder in Wien auftritt. Und ihre Rosina am 30.12. könnte ja vielleicht schon der letzte Auftritt in dieser Rolle in Wien sein (und ich bin froh, dass ich dafür schon Karten habe :D)...


    Hoffentlich kommt es dazu. In einem Interview hat sie gesagt, daß die MET Rosina ihre letzte Rosina war und auch auf ihrer Homepage, die ihren Kalender bis 2009 führt, steht nichts von diesem Barbier.
    Wird sie denn von der Staatsoper für diese Rolle noch genannt?


    Gregor[/quote]


    Nach einer Kurier-Meldung hat sie "krankheitshalber" die Rosina in Wien abgesagt. Der Direktor Holender kocht derweilen wieder über, da sie zu diesem Termin in Baden-Baden ein vielbejubeltes Konzert ohne Spuren einer Erkrankung gesungen hat.


    Der nächste Konflikt (nach der Salzburg-Absage im "Stabat Mater" an der Seite der Netrebko) scheint vorprogrammiert zu sein.


    Im "Rosenkavalier" soll sie aber angeblich auftreten.


    Wünschen wir ihr beste (vor allem moralische) Gesundheit ...

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Die Frage, die vom Autor des Threads gestellt wird lautet: Was ist von Elina Garanca zu erwarten? Die ganz lapidare Antwort ist: Erfreulich viel bis Außergewöhnliches. Die Stimme ist ein hoch liegender, hell gefärbter Mezzo-Sopran, technisch makellos geführt, in allen Lagen hevorragend ansprechend, mit einem warmen, haftenbleibendem Timbre, das auf mich süß und jugendfrisch wirkt. Hoffentlich hat die Wahrnehmung der Optik und die dadurch ausgelöste Sympathie zu diesem Urteil nicht zu viel beigetragen. Ich hörte mir aber bereits eine ganze Reihe von Aufnahmen an und der Höreindruck bestätigte das Bühnenerlebnis. Insgesamt finde ich Stimme, Ausstrahlung, Persönlichkeit und Darstellung sehr authentisch. Elina Garanca verkörpert tatsächlich den bezaubernden blonden Engel, zu dem sie auch die Marketingstrategen aufbauen wollen. Außerdem hörte ich aus Insider-Kreisen, dass sie eine sehr kluge Persönlichkeit sei, die neue Partien in Bratislava, betreut von ihrem dirigierenden Ehemann, ausprobiert und erst wenn diese richtig sitzen damit an die großen Häuser geht. Hoffentlich läßt sich Frau Garanca nicht in eine publicitywirksame Rivalität mit Frau Netrebko hineinmanövrieren so unter dem Motto:"Rassige Teufelin contra blonder Engel". Mit Erstaunen lese ich aus den Ausführungen von Milletré, dass die junge Künstlerin bereits gewisse Allüren haben soll. Jammerschade wär's, wenn also Eskapaden die Entwicklung belasten würden.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Original von operus
    Die Frage, die vom Autor des Threads gestellt wird lautet: Was ist von Elina Garanca zu erwarten? Die ganz lapidare Antwort ist: Erfreulich viel bis Außergewöhnliches. Die Stimme ist ein hoch liegender, hell gefärbter Mezzo-Sopran, technisch makellos geführt, in allen Lagen hevorragend ansprechend, mit einem warmen, haftenbleibendem Timbre, das auf mich süß und jugendfrisch wirkt. Hoffentlich hat die Wahrnehmung der Optik und die dadurch ausgelöste Sympathie zu diesem Urteil nicht zu viel beigetragen. Ich hörte mir aber bereits eine ganze Reihe von Aufnahmen an und der Höreindruck bestätigte das Bühnenerlebnis. Insgesamt finde ich Stimme, Ausstrahlung, Persönlichkeit und Darstellung sehr authentisch. Elina Garanca verkörpert tatsächlich den bezaubernden blonden Engel, zu dem sie auch die Marketingstrategen aufbauen wollen. Außerdem hörte ich aus Insider-Kreisen, dass sie eine sehr kluge Persönlichkeit sei, die neue Partien in Bratislava, betreut von ihrem dirigierenden Ehemann, ausprobiert und erst wenn diese richtig sitzen damit an die großen Häuser geht. Hoffentlich läßt sich Frau Garanca nicht in eine publicitywirksame Rivalität mit Frau Netrebko hineinmanövrieren so unter dem Motto:"Rassige Teufelin contra blonder Engel". Mit Erstaunen lese ich aus den Ausführungen von Milletré, dass die junge Künstlerin bereits gewisse Allüren haben soll. Jammerschade wär's, wenn also Eskapaden die Entwicklung belasten würden.


    Welche Eskapaden denn? Die Sängerin sagte selbst schon vor Monaten, daß sie die Rosina nicht mehr singen wird. Mich hat es daher nicht überrascht, daß sie die Rolle im Dezember in Wien nicht gesungen hat. Es bestätigte nur, was sie selbst bereits vor längerer Zeit erzählt hat.


    Gregor

  • Auch unter der Prämisse, die Garanca hätte die Partie der Rosina zurückgelegt, was ich äußerst bedauerlich fände, wäre es wünschenswert gewesen, wenn sie sich mit Holender zuvor besprochen und irgendwie geeinigt hätte.


    Aber krankheitshalber abzusagen und dabei woanders aufzutreten - sollte diese Meldung auch stimmen -, ist sicherlich nicht die richtige Vorgangsweise.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Zitat

    Original von Milletre
    Auch unter der Prämisse, die Garanca hätte die Partie der Rosina zurückgelegt, was ich äußerst bedauerlich fände, wäre es wünschenswert gewesen, wenn sie sich mit Holender zuvor besprochen und irgendwie geeinigt hätte.


    Aber krankheitshalber abzusagen und dabei woanders aufzutreten - sollte diese Meldung auch stimmen -, ist sicherlich nicht die richtige Vorgangsweise.


    In der Liga, in der Garanca singt, werden Verträge mindestens vier Jahre vorher unterzeichnet. Was soll eine Sängerin/ein Sänger also tun, wenn er in der Zwischenzeit feststellt, dass er einer Partie entwachsen bzw. nicht mehr gewachsen ist? Trotzdem singen und die Stimme nachhaltig beschädigen? Da ist mir eine Absage lieber. (Floréz hat auch die Rigoletto-Serie in Madrid gecancelt, nachdem er in Dresden festgestellt hat, dass ihm der Duca stimmlich schadet, und das finde ich sehr vernünftig und verantwortungsvoll. Dieser Meinung wäre ich übrigens auch, wenn er in Wien abgesagt hätte ;) )
    Natürlich bin ich traurig, dass Elina Garanca, meine Lieblingssängerin, abgesagt hat, aber ich unterstelle ihr ebenso wenig wie anderen Künstlern sofort schnöde pekuniäre Motive. Sie hat als Ensemblemitglied der WSO jahrelang viele Vorstellungen gesungen, auch die ganz kleinen Rollen, und ich kann mich nur an wenige Absagen erinnern.
    Ich hatte für diesen "Barbiere" natürlich auch eine Karte, aber damit muss man als Opernfan leben, dass nicht immer die Wunschbesetzung auf der Bühne steht.
    lg Severina :hello:

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  • Zitat

    Original von severina


    In der Liga, in der Garanca singt, werden Verträge mindestens vier Jahre vorher unterzeichnet. Was soll eine Sängerin/ein Sänger also tun, wenn er in der Zwischenzeit feststellt, dass er einer Partie entwachsen bzw. nicht mehr gewachsen ist? Trotzdem singen und die Stimme nachhaltig beschädigen? Da ist mir eine Absage lieber. lg Severina :hello:


    Liebe Severina!


    Wie kann man nur so genial aneinander vorbeireden? Den ersten Teil Deines Einwands unterstreiche ich voll und ganz.


    Mein Einwand war nicht, dass sie die Rosina absagte, sondern dass sie sich für Wien krank meldete, jedoch anderswo pumperlg'sund aufgetreten ist. Und dazu hast Du wohl nichts zu sagen?

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)


  • Lieber Milletre,
    ich habe deinen Einwand schon verstanden, aber hat sie denn tatsächlich am 30. ein Konzert gegeben? Ich habe diese Sache nicht verifiziert, glaube mich aber zu erinnern, dass die beiden Konzerttermine davor bzw. danach gelegt waren. Wobei es natürlich so gewesen sein kann, dass ihr alle drei Sachen einfach zu viel waren, aber nix Genaues weiß man eben nie ;)
    Außerdem: In Wien scheint das nicht die Praxis zu sein, aber von anderen Opernhäusern weiß ich, dass man Sänger im Programm ankündigt, ohne dass die für diesen Termin je zugesagt (also mit unterzeichnetem Vertrag) hätten. Ich erinnere mich, dass M. Alvarez seine Fans in Wien einmal beschworen hat, ja nicht nach XY zu fahren, er hätte für dort nie unterschrieben, während man in der dortigen Direktion steif und fest behauptete: "Natürlich singt Herr Alvarez am soundsovielten!" Wie gesagt, das steckt sicher nicht hinter der aktuellen Garanca-Absage, ist aber sehr wohl öfter der Grund, als man glaubt.
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina


    Lieber Milletre,
    ich habe deinen Einwand schon verstanden, aber hat sie denn tatsächlich am 30. ein Konzert gegeben? Ich habe diese Sache nicht verifiziert, glaube mich aber zu erinnern, dass die beiden Konzerttermine davor bzw. danach gelegt waren. Wobei es natürlich so gewesen sein kann, dass ihr alle drei Sachen einfach zu viel waren, aber nix Genaues weiß man eben nie ;)
    Außerdem: In Wien scheint das nicht die Praxis zu sein, aber von anderen Opernhäusern weiß ich, dass man Sänger im Programm ankündigt, ohne dass die für diesen Termin je zugesagt (also mit unterzeichnetem Vertrag) hätten. Ich erinnere mich, dass M. Alvarez seine Fans in Wien einmal beschworen hat, ja nicht nach XY zu fahren, er hätte für dort nie unterschrieben, während man in der dortigen Direktion steif und fest behauptete: "Natürlich singt Herr Alvarez am soundsovielten!" Wie gesagt, das steckt sicher nicht hinter der aktuellen Garanca-Absage, ist aber sehr wohl öfter der Grund, als man glaubt.
    lg Severina :hello:


    Severina spricht da ein sehr interessantes Thema an. Es gibt wohl so einige Opernhäuser, die Sänger in den Besetzungslisten anführen, obwohl es mit diesen gar keine Verträge gibt. Das Beispiel mit Alvarez beweist dies ja nur.
    Ich finde es daher schon bedenklich, daß Milletre Frau Garanca hier unbedingt mangelnde Professionalität vorwirft und ihr den schwarzen Peter zuschiebt.


    Als sie die Rosina in New York gesungen hat, sagte sie in einem Interview, daß sie die Rolle dort das letzte mal gesungen hat.
    Severina, hättest mich gefragt, hätte ich dir sagen können, daß das mit Wien nichts wird. ;)


    Gregor


  • Werde ich in Zukunft natürlich tun ;) :D !
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina


    Werde ich in Zukunft natürlich tun ;):D !


    Nein, stimmt gar nicht. In meinen Einträgen vom 27.01. und 28.08.2008 habe ich bereits darauf hingewiesen. Ich muß aufpassen, daß ich mich nicht zu oft wiederhole. ;)


    Gregor

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  • Weil's im Massenet-Werther-Thread vielleicht untergeht, poste ich hier schlankerhand noch einmal meinen Eindruck, den ich kürzlich (Anfang Dezember) von Elina Garanca in einer Münchner Repertoirevorstellung von Massenets Werther gewonnen habe:


    In der Langeweiler-Inszenierung von Jürgen Rose wurde Garanca als Charlotte natürlich unmäßig bejubelt und war in der Tat sehr gut - technisch sicher, schöner Stimmklang, wunderbare Piani, engagiertes Spiel. So ganz doll wollte bei mir der Funke aber nicht überspringen, sonst hätte ich wohl damals auch was über die Aufführung geschrieben. In der gleichen Produktion hat mir Vesselina Kasarova mindestens genausogut gefallen, mit dem dunkleren Timbre und dem stärkeren Gestaltungswillen (manche sprechen hier allerdings von Manieriertheit).


    Ich war der festen Überzeugung, dass ich hier Garanca zum erstenmal live erlebt hätte. Gerade habe ich aber in einem alten Posting von Sophia Kirch entdeckt, dass ich die Sängerin schon 2003 in der Salzburger Harnoncourt-Kusej-Produktion von Mozarts La clemenza di Tito in der vergleichsweise kleinen Rolle des Annio gehört haben muss. Das ist mir allerdings entfallen, ganz im Gegensatz zu dem fantastischen Rollenporträt des Sesto, das Vesselina Kasarova in der gleichen Aufführung ablieferte... ;)



    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo Gregor,


    über Liveerlebnisse kann ich bezüglich Elina Garanca nichts berichten, ich kenne sie eben nur von TV-Sendungen usw.
    Kürzlich habe ich mir nun ihre neue CD Bel Canto zugelegt, da Donizetti und Bellini zu meinen bevorzugte Komponisten gehören.
    Ich bin von dieser CD sehr begeistert. Ihre Stimme wirkt darauf sehr warm und ausdrucksvoll und ihre Technik ist excellent.


    Viele Grüße
    Jolanthe

  • Zitat

    Original von Jolanthe
    über Liveerlebnisse kann ich bezüglich Elina Garanca nichts berichten, ich kenne sie eben nur von TV-Sendungen usw.
    Kürzlich habe ich mir nun ihre neue CD Bel Canto zugelegt, da Donizetti und Bellini zu meinen bevorzugte Komponisten gehören.
    Ich bin von dieser CD sehr begeistert. Ihre Stimme wirkt darauf sehr warm und ausdrucksvoll und ihre Technik ist excellent.


    Hallo Jolanthe und willkommen in diesem Forum.
    Ich habe Garanca schon einige male in Wien gesehen, darunter auch in Belcanto-Partien wie der Rosina und der Adalgisa. Ich bin kein Experte was Belcanto betrifft und somit ist mir auch nicht klar, ob sie eine ideale Interpretin für dieses Fach ist. Die Meinungen über diese Sängerin gehen ja sehr weit auseinander. Mir hat sie jedesmal sehr gut gefallen. Da du aber eine Belcantokennerin bist, freut mich dein positives Urteil über diese Sängerin in diesem Fach.
    Die CD sollte man sich also doch zulegen.


    Ich möchte in diesem Zusammenhang noch auf ihren Bellini-Romeo hinweisen, den ich ebenfalls von ihr konzertant im Wiener Konzerthaus gesehen habe. Da war sie wirklich umwerfend. :jubel: Gemeinsam mit Netrebko und Calleja bildete sie ein vokal traumhaftes Trio. :faint: :faint: :faint: Der Mitschnitt von I Capuleti e i Montecchi erscheint Ende Februar auf CD. Ich habe im Calleja-Thread diese Doppel-CD bereits vorgestellt.


    Gregor

  • Hallo Gregor,


    von I Capuleti e i Montecchi mit Elina Garanca habe ich schon seit einiger Zeit einen Radiomitschnitt und auch Calleja und Netrebko habe mir sehr gut gefallen. Tolle Besetzung und Bellini liebe ich sowieso.


    Viele Grüße
    Jolanthe

  • Am kommenden Sonntag ist "Terra Baltica" Schwerpunkt-Thema im Kultursender 3sat.
    Dabei gibt es auch eine Sendung über Elina Garanca:


    Sonntag, den 19.04.2009 - 08:55 Uhr (Wdh. Mo. 4.00 h)

    Elina Garanca - Eine Sängerin, natürlich ...
    Porträt von Claire Alby


    Innerhalb weniger Jahre hat die lettische Mezzosopranistin Elina Garanca die bedeutendsten Bühnen der Welt erobert und die Herzen des Publikums für sich gewonnen. Wenn man die Sängerin auf der Bühne erlebt, vergisst man beinahe, welchen harten und arbeitsreichen Weg sie bis dahin zurückgelegt hat. Denn hinter dem Stern am Opernhimmel steht eine zielstrebige und starke Frau, die gleichzeitig bestimmend und sensibel agiert. Unter anderem gab sie den Octavian in "Der Rosenkavalier" an der Wiener Staatsoper und den Sesto in "La clemenza di Tito" an der Opéra Garnier in Paris. Bei den Salzburger Festspielen 2006 glänzte sie mit einem Konzertarienprogramm von Wolfgang Amadeus Mozart.
    Der Film "Elina Garanca: Eine Sängerin, natürlich ..." begleitet die lettische Mezzosopranistin in ihrem Alltag. Er blickt hinter die Kulissen der Opernwelt und zeigt, wie hart der Weg zum Erfolg ist.


    Wen es interessiert: Elina Garancia singt Ausschnitte aus:

    Madrigal sobre un tema popular - X. Montsalvatge
    Von ewiger Liebe, op, 43 - J. Brahms
    Per lui che adoro, L´italiana in Algeri/G. Rossini
    Der Rosenkavalier
    Las hijas del Zebedeo, R. Chapi
    Al desio di ti chi t´adora. K. 577 W.A. Mozart
    Voi che sapete, Le nozze di figaro/W.A. Mozart
    J´ai deux amants, A. Messager
    La clemenza die Tito, Mozart
    Chanson boheme, Carmen, G. Bizet


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Zitat

    Original von Zwielicht
    In der Langeweiler-Inszenierung von Jürgen Rose wurde Garanca als Charlotte natürlich unmäßig bejubelt und war in der Tat sehr gut - technisch sicher, schöner Stimmklang, wunderbare Piani, engagiertes Spiel. So ganz doll wollte bei mir der Funke aber nicht überspringen, sonst hätte ich wohl damals auch was über die Aufführung geschrieben. In der gleichen Produktion hat mir Vesselina Kasarova mindestens genausogut gefallen, mit dem dunkleren Timbre und dem stärkeren Gestaltungswillen (manche sprechen hier allerdings von Manieriertheit).


    Lieber Bernd!
    Ich finde wie du, Elina Garanca hat eine sehr schöne Stimme und eine gute Technik, auch die wunderbaren Piani kann ich unterschreiben, und Intonationsprobleme hat sie auch keine - aber leider macht sie so wenig draus! Sicher, wenn man sie sieht - schauspielen kann sie ja wie viele heutige Sängerinnen (gottseidank, denn ich will auch kein Rumstehtheater!) -, dann fällt der mangelnde stimmliche Gestaltungswillen nicht so ins Gewicht, das Gesamtpaket Garanca ist durchaus eine Lobeshymne wert; aber auf CD ist sie meiner Meinung nach - zumindest bislang, vielleicht muss sie noch reifen - einfach langweilig.


    Liebe Grüße,
    Martin

  • Also mangelhafte Gestaltungsfähigkeit (ihren "Willen" kennt nur sie!) kann man ihr wahrlich nicht unterstellen. Da sie sehr attraktiv ist, wird ihre Bühnenpäsenz meiner Meinung nach zu sehr mit schauspielerischer Fähigkeit verwechselt, denn im Grunde ist ihre Gestig zwar tadellos, ihre Mimik aber wirkt doch sehr eingefroren.


    Wer Schöngesang quasi l'art pour l'art geniessen kann, dem sind ihre CD-Aufnahmen sicherlich ein großer und wunderbarer Gewinn. Also keine Spur von Fadesse.


    Dass die Kasarova-Fans den Garanca-Thread zum Anlass nehmen, auf die Lettin "hinzuhauen", finde ich betrüblich und absolut ungerecht.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Zitat

    Original von Milletre
    Dass die Kasarova-Fans den Garanca-Thread zum Anlass nehmen, auf die Lettin "hinzuhauen", finde ich betrüblich und absolut ungerecht.


    Lieber Milletre!


    Also wenn man einen Einwand gegen Elina Garanca macht, ist man gleich ein Kasarova-Fan? :wacky:


    Ich bin bekanntermaßen lediglich ein Fan von packender (aber auch nicht zu aufdringlicher!) Rollengestaltung und ein Gegner von unbeteiligtem Schöngesang! Dass Elina Garanca bezüglich ihrer Rollengestaltung noch ausbaufähig ist, hast du aber auch schon selbst festgestellt:


    Zitat

    Original von Milletre
    Sie singt wunderschön, aber leider ist ihrem Gesang kaum innere Beteiligung anzumerken. Ihre Stärken findet sie im 2. Akt, als sie den (schwachen) José verführerisch umgurrt.


    Im 3. Akt findet sie zu einer achtbaren Kartenarie, die aber auch nicht das erwartete Schaudern erzeugt. Einfach zu schön und irgendwie beliebig. [...]


    Wer nicht dort war, hat eigentlich nichts versäumt. Es sei denn, man begnügt sich damit, eine Sängerin mit aussergewöhnlich schöner Stimme, die vornehmlich in den langgezogenen Legatopassagen beeindruckt, sein Auslangen zu finden.


    Ich kann nicht finden, dass meine obige Kritik sich wesentlich von deiner hier unterscheidet, in allen Punkten sind wir uns einig. Der einzige Unterschied ist, dass ich diese Dinge - sowohl die positiven als auch die negativen - bei Elina Garanca generell konstatiere, während du dich hier nur auf ihre Carmen bezogen hast.


    :hello: Martin

  • Da kann ich mich Martin nur anschließen (sowohl seinem letzten wie seinem vorletzten Posting). Ich bin auch gar kein "Fan" der von mir - trotz einiger Merkwürdigkeiten in der jüngsten Vergangenheit - geschätzten Frau Kasarova. Zudem schrieb ich ja, Kasarova sei in der Rolle der Charlotte "mindestens genausogut" wie Garanca gewesen - "hinhauen" ist was anderes.


    Also nochmal anders formuliert: Ich fand Frau Garanca als Charlotte vorzüglich, sängerisch und darstellerisch. Nur den von Martin angesprochenen "stimmlichen Gestaltungswillen" habe ich ebenfalls ein wenig vermisst, der ist m.E. eine Stärke von V. Kasarova. Wenn ich in die Zukunft schaue, ist mir allerdings für Kasarova banger als für Garanca...



    Viele Grüße


    Bernd

  • Also habe ich das mit V.Kasarova falsch verstanden. Dies deshalb, da E.Garanca nicht nur einmal gegen sie ins Feld geführt wurde, obwohl Kasarova ein wesentlich anderer Stimmtyp ist.


    Meinen Einwand gegen Garanca als Carmen halte ich aufrecht, da sie einfach keine Carmen ist und wahrscheinlich nie werden wird, das ändert aber nichts daran, dass ihre Belcantofähigkeiten zumal bei Bellini von mir höchst geschätzt werden.


    Dazu kommen ihre grossartigen stimmlichen Leistungen vor allem als Oktavian, Sesto (kenne aber nur die Arie "Parto, parto") und Dorabella. Auch ihre CD-Einspielungen, gewürzt mit spanischer Ohrenweide, lösen in mir helle Begeisterung aus. Das ist höchste Erfüllung, vergleichbar eher mit der Bartoli vor etwa zehn Jahren.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

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  • Nachdem Angela Gheorghiu ihre Carmen an der MET abgesagt hat, springt nun Elina Garanca ein, welche ursprünglich den Nicklausse im MET-Hoffmann hätte singen sollen.
    Ob das eine gute Idee ist? Die Garanca hat die Carmen erst einmal gesungen, in ihrem Heimatort Riga, und da auch nur mit mäßigem Erfolg.
    Sie wollte sie doch nach ihrem Debüt erst mal ruhen lassen. Sie hatte zwar einen Vertrag für eine Carmen an der MET, aber erst für eine spätere Saison.


    Die MET ist ja noch dazu ein Riesenhaus und sich gleich mit einer der berühmtesten Mezzorollen an einem der wichtigsten Häuser zu exponieren kann schon ein Risiko darstellen. Noch dazu wird ja eine der Vorstellungen weltweit in Kinos übertragen. Ist da der Reiz einfach zu groß für die Sängerin um Nein zu sagen und doch noch ein Weilchen zu warten?
    Noch dazu ist sie vom Typ her so gar keine Carmen. Sicher, man kann ihr eine schwarze Perücke aufsetzen, aber das alleine macht ja auch noch keine Carmen.


    Schade, daß sie dafür den Nicklausse hergibt, in dieser Partie habe ich sie bereits gesehen und sie war ausgesprochen gut.


    Ich mag die Garanca sehr, sie ist eigentlich mein derzeit liebster Mezzo. Aber ich hoffe sie will nicht allzu schnell allzu viel.


    Gregor

  • Zitat von Gregor

    Ich mag die Garanca sehr, sie ist eigentlich mein derzeit liebster Mezzo. Aber ich hoffe sie will nicht allzu schnell allzu viel.


    Gregor


    Lieber Gregor. Da auch für Dich die Garanca so bedeutend ist, möchte ich Dir mitteilen, dass ich aus Riga eine lettische Porträt-DVD (mit englischen Untertiteln) mitgebracht habe.


    Wenn Du Interesse hast, kopiere ich sie Dir. Meine Tel.-Nr. Wien 95 30 225.

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  • Ich habe anderswo über Garancas Baden-Badener "Mon coeur s´ouvre à toi voix" geschrieben, es höre sich an wie eine exilierte Königin, die sich der Gärten und Landschaften ihrer Jugend erinnert. Also eine Interpretation, die nicht über eine gewisse elegische Grundstimmung hinauskommt.


    Gerechter Weise muß ich gestehen, daß ich auch einer Christa Ludwig eine überzeugende Dalilah nicht zugetraut hätte (in Kenntnis einer sehr langweiligen späten Konzertdarbietung der Arie bei utube und z.B. ihrer deutschen Carmen unter Horst Stein).


    Leider nicht mehr bei utube verfügbar ist ein ORF-Ausschnitt einer kostümierten Dalilah-Szene (ich kenne die Oper nicht so gut; es war wohl die Frohlockungs-Szene in Dalilahs Haus, vor Samsons Besuch, Beginn Akt 2; es war aber nicht Nacht). Das war ganz ungeheuer (wie ja eigentlich alles von Christa Ludwig), hochdramatisch, voller Haß, vorausgeahntem Triumph und - Erotik.


    Die Garanca live kenne ich nicht - wie empfindet man denn hier z.B. ihren Octavian? Der ist doch sicher auch sehr stilvoll und damenhaft, und nur sehr wenig burschikos? Denn so wird er heute ja meistens gesungen ...

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

    4 Mal editiert, zuletzt von farinelli ()

  • EG stellt den octavian im ersten Akt als jungen, ungeduldigen, verliebten Burschen dar - an jeder kleinen Geste zu sehen. Bei der Überreichung der Rose merkt man den (Hormon)Schock, den der junge Rofrano bekommt als er zum ersten Mal Sophie erblickt - stürmisch und jähzornig beim "Duell" mit dem Ochs. Das Mariandl wird von ihr in einem - ich glaube oberösterreichischem - Dialekt gebracht, um dann wieder beim Auftritt der Marschallin zu einem - diesmal sehr beschämten - jungen Mann zu werden.


    Elina Garanca ist als Octavian da ebensowenig damenhaft wie in den anderen Hosenrollen, wo ich sie gesehen habe (Sesto, Cherubino, Orlofsky).

    Hear Me Roar!

  • Ich schäme mich fast meiner Nachfrage; EG ist eine so wunderschöne Frau, daß ihre Bühnenerscheinung gewiß zu 90% allein davon getragen wird. Außerdem verführt eine konzertante Darbietung zweifellos dazu, besonders tonschön eine Kantilene (Ah, reponds ma tendresse) zu formen, weniger dramatisch als absolut.


    Andererseits kann man auf utube "Una voce poco fà" gleich zweimal von der Garanca vergleichen, einmal konzertant auf dem ZDF, einmal (ohne Optik) live aus der Met, mit Szenenfotos. Während ich dies schreibe, höre ich die Metversion ohne visuelle Reize und vermisse so einiges. Das Lächeln in der Stimme kann ich bei der Callas (live aus Paris, konzertant Neunzehnhundertachtundfünfzig) auch ohne Optik hören (ich wähle diese Version, weil sie ja rein vokal auch nicht unproblematisch ist).


    Bei "Ah scostati!" aus Aix en provence kann man EG live erleben (bei utube). Ebenso "È Amore un ladroncello", das ich ziemlich nichtssagend finde, pace. Es ist ja eine recht leichtlebiges Couplet ("Amor ist ein kleiner Spitzbube"), EG singt es wie eine tragische Angelegenheit.


    Ihre Stimme ist sehr sehr schön; aber sie eignet sich besser für hochklassizistische elegische Rollen (Barock und Seria-Mozart). Als Orlowsky kann ich sie mir nun gar nicht vorstellen. Aber ich hab sie halt nicht live gesehen, sorry.

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


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    3 Mal editiert, zuletzt von farinelli ()

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  • Sie ist vom renommierten US-Magazin «Musical America» zur Sängerin des Jahres 2010 gewählt worden:


    "Die lettische Sopranistin Elina Garanca setzt in der Rolle der Carmen an der Met dazu an, neben dem europäischen auch das amerikanische Publikum zu erobern", heißt es in der Begründung.


    Ausgerechnet die "Carmen" (aus dem Kühlschrank)......


    LG


    :pfeif: :pfeif: :pfeif:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Die Sopranistin Elina Garanca verabschiedet sich diesen Sommer in eine Babypause.



    Ihr Ehemann ist der Dirigent Karel Mark Chichon, Chef der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken.


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    in deinen beiden letzten Beiträgen titulierst du die Mezzosopranistin Elina Garanca als Sopranistin.


    Grüße aus Wien
    von Fritz

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  • Am 17. Mai überträgt Ö 1 um 19.00 Uhr live aus der Wiener Staatsoper:


    La clemenza di Tito


    Mit Michael Schade (Tito), Juliane Banse (Vitellia), Chen Reiss (Servilia), Elina Garanca (Sesto) u. a.
    Chor und Orchester der Wiener Staatsoper; Dirigent: Louis Langrée
    (Übertragung aus der Wiener Staatsoper)


    :hello:
    Jolanthe

  • Ich habe gerade die Live-Übertragung des Tito aus der Wiener Staatsoper gehört. Elina Garanca ganz hervorragend. Die Stimme in allen Lagen da und stets stimmschön. Technisch ausgezeichnet.
    Ebenfalls sehr hörenswert die junge Serena Malfi als Annio. Eine richtige Entdeckung. Und verdienter Riesenjubel.
    Juliane Banse hingegen klang ausgesungen. Die Stimme viel zu schwer für Mozart. Da schepperte es gewaltig und die Höhen waren ein Graus.
    Chen Reiss scheint ihr überbordendes Vibrato in den Griff bekommen zu haben und klang voller als bisher.
    Michael Schade hat seine besten Mozart-Tage leider schon hinter sich. Zu wenig mozartesk.
    Adam Plachetka als Publio nicht erwähnenswert.


    Demnächst werde ich das ganze live sehen. Was mich da inszenatorisch erwartet weiß ich noch nicht genau. Soll aber nicht wirklich für's Auge sein.


    Gregor

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