Hallo zusammen,
also ganz ehrlich: Ich bin bezüglich solcher Sachen auch ein recht konservativer Mensch, auch jemand, dem das haptische Element sehr wichtig ist. Ich komme nicht ohne Morgenzeitung aus, und ziehe auch gebundene Bücher den Taschenbuchausgaben vor.
Aber: Man muss doch unterscheiden zwischen einer emotionalen Vorliebe - und technischen Argumentationen. Und da steht aus meiner Sicht dem Siegeszug des Downloads wenig entgegen, wenn das Konzept gut gemacht ist.
Die Angst um die Flüchtigkeit der Daten hat für mich einzig eine emotionale, keine technische Grundlage. Nichts lässt sich so einfach sichern, wie Datenmengen. Die CD-Sammlung im Regal ist auch bedroht, vor Diebstahl, Wohnungsbränden, Materialverschleiß ect. Und wenn man nun seine Sammlung von einigen Tausend CDs sichern möchte, dann ist das letztendlich am leichtesten bei Datenmengen auf Festplatte möglich, sogar das Auslagern auf geographisch weit entfernte Orte ect.
Musik auf CD zu erwerben, und sie ohne Sicherungskopie im Schrank stehen zu haben, ist aus Sicht des Verlustrisikos in der Tat deutlich leichtsinniger, als eine Sammlung auf der Festplatte, die regelmäßig gespiegelt wird.
Und wenn immer mit Arbeitsaufwand und Wertigkeit argumentiert wird: Sorry, das Angebot muss einfach nur entsprechend gut sein und ich rechne fest damit, dass sich da in den nächsten 10 Jahren was tun wird.
Nur mal eine Vision:
Zu erwerben ein Computersystem, extra designed für den klassischen Musiksammler. Das Gerät sieht erstmal qualitativ hochwertig aus (Apple lässt grüßen), durchaus ein Schmuck für den Wohnraum. Die 15000 Tonträger rauben nicht länger Platz in der Wohnung, sondern sind in einem kleinen, schön anzuschauenden Modul untergebracht. Es gibt keine Threads bei Tamino über die Frage, wie man seine Sammlung archiviert, weil der Hersteller bereits eine Software installiert hat, die alle Wünsche befriedigt. Man möchte kurz wissen, welche Aufnahmen einer einzelnen Arie man besitzt, und zwar nur die Aufnahmen vor 1945 ? Keine Frage, das System spuckt es aus. Weiterhin ist es natürlich auch parallel möglich, zu vergleichen, wenn man etwas nicht hat, ob es dann aktuell auf dem Markt verfügbar ist. Wobei das Problem der mangelnden Wiederveröffentlichungen damit ja drastisch sinken sollte. Die Benutzeroberfläche ist auch graphisch hochwertig gestaltet und bietet neben der Möglichkeit, Musik abzuspielen, auch noch viele andere Optionen. Beispielsweise Direktzugriff auf Artikel des MGG über Komponisten und Werke, oder beispielsweise die Option, die Partitur parallel zum gehörten Werk mitzulesen. Der Monitor ist zu klein ? Kein Problem, ein eingebauter Beamer wirft die Seiten in augenfreundlicher Größe an die Wohnzimmerwand. Hier kann auch die historische Opernaufnahme illustriert werden. Je nach ausgewähltem Staubi- oder Regili-Modus bewirft der Beamer die Wohnzimmerwände mit Bildern von Plüschmobiliar oder Exkrementansammlungen. Mittels weiterem Knopfdruck werden natürlich 100 ausgewählte Lieblingswerke für die nächste Arbeitswoche ins Auto-System überspielt bzw. ein Großteil der Sammlung auf den tragbaren Player, wenn man mal länger in Urlaub fährt. Das Backup läuft regelmäßig automatisch, man kann verschiedene Möglichkeiten wählen, von der mobilen Festplatte fürs andere Zimmer bis zur Serverspiegelung in NORAD gegen einen gewissen Aufpreis.
Das ist natürlich de facto jetzt alles schon realisierbar, aber zukünftig dann sicher auch so, dass man nur noch das System im Laden kaufen und insgesamt 3 Knöpfe drücken muss, so dass es jeder nutzen kann, so er denn will.
Wie gesagt, man kann natürlich gerne sagen, dass man mit solchen Entwicklungen nix zu tun haben möchte. Wie gesagt, es gibt auch Sammler, die schon LPs für Teufelswerk halten. Das bleibt letztendlich jedem selbst überlassen. Aber mit technischer Unsicherheit und Unpraktikabilität zu argumentieren, ist dann doch ein fragwürdiger Weg.
Sascha