Bayerische Staatsoper München

  • Verzeihung aber Herr Gavanelli ist Bariton und kein
    Verdi Tenor, dies nur nebenbei.
    Stimmen sind ja nun bekanntlich Geschmackssache
    und den meisten scheint Herr Gavanelli hier in
    München zu gefallen. Das hindert mich jedoch nicht
    daran das er mir als Nabucco überhaupt
    nicht gefallen hat!!!
    Da ich ja auch nicht nur schimpfen will muß
    ich objektiv sagen dass die Inszenierung vom
    "Holländer" von Konwitschny mir ganz toll
    gefallen hat!!!!
    :yes::yes::yes:

    mucaxel

  • Zitat

    Original von mucaxel
    Verzeihung aber Herr Gavanelli ist Bariton und kein
    Verdi Tenor, dies nur nebenbei.


    O ja, unverkennbar :D :O


    Hatte davor das Takt-Heft gelesen und eben das Interview mit P.G. und da wurde ständig hervorgehoben, dass er für Verdi-Baritonrollen prädestiniert wäre. Wie komme ich da nur auf Tenor :rolleyes: Vielleicht deshalb, weil ich bei einem Tamino-Besuch ja meist noch im Thread eines schönen Münchner Tenors mitlese und wo da meine Gedanken letztendlich hängen bleiben, ist ja offensichtlich :untertauch:


    Freue mich, dass wir in vielen Dingen einig sind.
    :hello: Ingrid

  • Irgendwie sollte man sich hier aber schon einigen, was man will und was nicht. Die einen nehmen Bezug auf die aktuelle Situation, die anderen nennen als Indizien für das sinkende Niveau Produktionen aus der Ära Peter Jonas, die teilweise schon über 10 Jahre alt sind (den herausragenden Parsifal z.B.), und haben wahrscheinlich die Ära Everding als goldenes Zeitalter erlebt. Einmal ist's regiemäßig zu modern (Eugen Onegin, diverse Konwitschny- und Alden-Produktionen), das anderemal zu konservativ (Nabucco). Dem einen gefällt der Sänger nicht, dem anderen der andere. Die Eintrittspreise sind sowieso immer zu hoch. Usw. usf.


    Unleugbar befindet sich die Staatsoper z.Zt. in einer nicht besonders erfreulichen Übergangsphase. Allerdings ist sie nicht das erste und einzige Haus, in dem der Zeitraum zwischen zwei Intendanzen eher orientierungslos und unbefriedigend erscheint. Man muss einfach abwarten, was die Intendanz Bachler bringen wird.


    Bevor man sich dann wieder mit den üblichen Pauschalurteilen (gefällt mir/gefällt mir nicht) darübermacht, sollte man vielleicht vorher klären: Wie soll das Haus denn in Zukunft geführt werden? Welche Repertoireschwerpunkte möchtet Ihr sehen (man kann bekanntlich nicht alles allen recht machen)? Viel Barockoper wie unter Jonas? Mehr 20. Jahrhundert? Mehr Uraufführungen? Konzentration auf das angestammte Kernrepertoire der BSO von Mozart bis Strauss? Sollen die Opernfestspiele so bleiben, wie sie sind?


    Soll es einen klaren Kurs in Sachen Regie geben - und wenn ja, welchen? Welche Regisseure würdet Ihr bevorzugen? Der unglückliche Eindruck der laufenden Saison wird ja auch dadurch verursacht, dass überhaupt kein Konzept zu erkennen ist: Warlikowski, Kokkos, Brieger, Carsen sind so verschieden wie nur überhaupt irgendwie denkbar. Darüber hinaus: Welche Sänger/innen würdet Ihr gerne öfter hören?


    Eigentlich sind die Ausgangsvoraussetzungen gut: nach wie vor ein relativ hoher Etat (der höchste in Deutschland), ein funktionierender Repertoirebetrieb (wenn man bei einem Repertoiresystem überhaupt von "funktionieren" sprechen kann, aber das ist eine grundsätzliche Frage) und vor allem gibt's mit Kent Nagano einen wirklich hervorragenden Chefdirigenten (was in diesem Thread aber auch noch niemand der Erwähnung für wert gehalten hat).



    Viele Grüße


    Bernd

  • Die derzeitige Situation an der Münchner Oper ist
    wohl einzigartig denn:
    1. Es wurde ein Direktor bestellt der Albrecht hieß.
    2. Herr Nagano konnte mit ihm nicht.
    3. Herr Jonas wurde gebeten länger zu bleiben, wollte nicht.
    4. Herr Albrecht wurde gegangen mit einer Abfindung in un-
    bekannter Höhe...
    5. Herr Minister Goppel ernannte Herrn Bachler,obwohl bekannt war, er könne aus Wien erst im Jahre 2008 kommen.
    6. Es wurde ein 4 er Direktorium gegründet, wovon Herr Adler
    ab 1.Januar nach Berlin zur Lindenoper wechselte.


    Also k e i n normaler Übergang wie das an jedem Theater üblich ist.
    Nun kommt Herr Bachler im August nach München, aber auch erst einmal paralell zum Burgtheater.


    Ich finde das ein relativ unverantwortliches Verhalten gegenüber den Mitgliedern eines sehr hoch subventionierten Opernhauses.


    Die Voraussetzungen sind es kann nur besser werden, aber die
    Erfahrung lehrt.
    es wurde immer schlechter..................


    :no::no::no:

    mucaxel

  • Lustig finde ich das nun heute im Münchner
    MERKUR ein Artikel steht der genau die Zustände
    an der Münchner Oper anprangert, die ich gestern
    in meinem Beitrag schrieb. Unter
    "Tabula rasa an der Staatsoper",
    im heutigen MÜNCHNER MERKUR zu lesen.
    Herr Bachler gibt im Mai eine Pressekonferenz
    und verkündet dort seinen ersten Spielplan.
    Eine Kündigungswelle ist offenbar über das
    Haus gegangen.
    Auch die Frage wird gestellt nach einer Vertragsverlängerung
    für Herr Nagano, der ja hier bisher noch keine
    wirklichen Erfolge für sich verbuchen konnte.



    :hello:

    mucaxel



  • Natürlich kein normaler Übergang, das habe ich auch nicht behauptet. Mir ging es aber weniger um die eher unerfreuliche Gegenwart als um die Zukunftsperspektiven ab der nächsten Saison.


    Mit der Aussage "Es wurde immer schlechter" kann ich wenig anfangen. Was wurde immer schlechter? Seit wann? Wenn damit gemeint sein sollte, dass seit den 80ern oder 90ern ein Abstieg zu verzeichnen sei und in den 60ern/70ern oder wann auch immer das goldene Zeitalter geherrscht habe - dann scheint mir das eine reichlich nostalgische Sichtweise zu sein.





    Lassen wir mal die Frage beiseite, was von einem Revolverblatt wie dem Münchner Merkur zu halten ist. Ob Nagano "keine wirklichen Erfolge" verbuchen konnte, sei ebenfalls dahingestellt - da gibt's auch andere Meinungen. (Abgesehen davon geht der Vertrag Naganos bis 2011 und alles was über seine Verlängerung gemunkelt wird, ist reine Spekulation).


    Ansonsten kritisiert der Artikel in der Tat die gegenwärtige Lage, richtet den Blick aber wenigstens auch mal in die Zukunft. Ich zitiere Auszüge:


    Darüber hinaus möchte der neue Intendant „so viele Premieren machen, wie das Haus verkraften kann”. Bislang waren fünf Opernprojekte pro Saison der Durchschnitt, Bachler plant für seine erste Spielzeit sieben Opern plus zwei Ballettabende. Dass er das Repertoire „mediterraner”, also italienischer gestaltet, schlägt sich gleich 2008/ 09 nieder. Eröffnet wird im Oktober mit Verdis „Macbeth” in einer Inszenierung von Martin Kusej, ab 2011 Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels. Nadja Michael singt die Lady, Nicola Luisotti, designierter Musikdirektor der San Francisco Opera, dirigiert.


    Als gesichert gelten im Anschluss folgende Opern: Bergs „Wozzeck”, inszeniert von Andreas Kriegenburg mit Michael Volle in der Titelrolle; Pfitzners „Palästrina” (sic!), dirigiert von Simone Young (zunächst wurde mit Christian Thielemann verhandelt); Donizettis „Lucrezia Borgia” mit Edita Gruberova und Regisseur Christof Loy (beide bescherten hier mit „Roberto Devereux” einen Sensationserfolg); Janáceks „Jenufa”, inszeniert von Barbara Frey; Verdis „Aida”, wohl mit Daniele Gattí am Pult; Wagners „Lohengrin” als Festspielpremiere, geleitet von Kent Nagano und mit Jonas Kaufmann als Schwanenritter.


    Für die Folge-Spielzeiten sind „Hoffmanns Erzählungen” von Offenbach mit Diana Damrau in allen großen Frauenpartien im Gespräch, ein neuer „Rosenkavalier” mit Luc Bondy als Regisseur und Anne Schwanewilms als Marschallin, ein „Don Giovanni” mit Erwin Schrott (dem Lebensgefährten von Anna Netrebko) und Wagners „Ring des Nibelungen”, inszeniert von Martin Kusej.



    Das ist doch immerhin schon mal was, worüber man diskutieren kann.



    Viele Grüße


    Bernd

  • War jmd. im Parsifal in München?
    Wenn ja: Ist er empfehlenswert? Läuft ja noch zweimal im März.


    Liebe Grüße :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • @Felipe II.


    Der Orchesterpart letztes Jahr war eine der besten Wagner-Aufführungen die ich je gehört habe (Dirigent Kent Nagano), die Sänger dagegen sehr unterschiedlich, wirklich überzeugen konnte mich John Tomlinson als Gurnemanz, der allerdings dieses Jahr nicht dabei zu sein scheint.
    Die Inszenierung (Peter Konwitschny) ist auszuhalten aber sicher streitbar, sollte dich jedoch nicht davon abhalten dir selbst ein Bild zu machen.


    Vielen Grüße,
    Jonathan

  • Hallo Jonathan,


    dankesehr für die Antwort.
    Ist die Inszenierung eher modern oder altmodisch?


    Liebe Grüße :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Ist die Inszenierung eher modern oder altmodisch?


    Wie Jonathan schon sagte: Die Inszenierung ist von Peter Konwitschny - wenn Du im Forum nach dem Namen suchst, wirst Du feststellen, dass er für manche hier den leibhaftigen Gottseibeiuns bedeutet... :D


    Im Klartext: es handelt sich um "Regietheater", 1994 gab's auch heftige Proteste gegen die Regie. Inzwischen haben sich allerdings wohl die meisten Münchner Opernbesucher mit der Inszenierung angefreundet.


    Für mich ist das die beste Parsifal-Inszenierung, die ich je gesehen habe (und ich kenne einige aus den letzten 15-20 Jahren). Sehr durchdacht und überaus poetisch. Eigentlich habe ich nie verstanden, warum die Inszenierung zunächst so skandalumwittert war - im Vergleich zu anderen Konwitschny-Arbeiten ist diese durchaus gemäßigt (und hat sich außerdem im Repertoirebetrieb abgeschliffen). Und die Ausstattung, auf die es "konservativen" Opernfreunden immer besonders ankommt, ist im landläufigen Sinne auch nicht als "hässlich" zu bezeichnen. Ein paar Bilder findest Du z.B. auf der Website der Bayrischen Staatsoper.


    In Bezug auf Nagano stimme ich Jonathan vorbehaltlos zu. Die Sänger: Man kann sich vorher immer täuschen, aber eher auf der Haben-Seite sind für mich Doris Soffel (Kundry) und vor allem Michael Volle (Amfortas) zu verbuchen. Kurt Rydl (Gurnemanz) ist sicherlich ein verdientes Urgestein der Opernwelt - wie er die Partie jetzt gesanglich bewältigt, weiß ich nicht. Der Parsifal wird von Nikolai Shukoff gesungen, den ich nicht kenne. Allerdings hege ich bei gegenwärtigen Wagner-Tenören eh keine großen Erwartungen...


    Fazit: sehr empfehlenswert!



    Viele Grüße


    Bernd



  • Hallo,


    jetzt kann ich meinerseits dir zustimmen. Die Inszenierung ist wirklich gemäßigt, mir war allerdings einiges einfach zu plakativ, besonders im Hinblick auf die zweite Gralsspeisung (im dritten Akt) oder auch Kundry. Es gibt aber auch wirklich geniale, beeindruckende Szenen (auf die Inszenierung bezogen).
    Also wie Bernd sagt: Auch für konservative Operngänger gut zu ertragen :)


    Zu Nagano wolle ich noch erwähnen dass er relativ rasche Tempi vorgibt, damit aber meinem Empfinden nach trotzdem der Weite und "Langsamkeit" des Parsifals gerechter werden kann als einige Kollegen (ich denke hier an die CD-Produktion mit Barenboim), die scheinbar um jeden Preis langsamer als Knappertsbusch sein wollen.


    Viele Grüße,
    Jonathan

  • Lieber Bernd, lieber Jonathan,


    vielen lieben Dank für eure Einschätzungen!
    Ich hoffe, daß ich noch dazu komme, die Aufführung zu besuchen.


    Liebe Grüße :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    In Bezug auf Nagano stimme ich Jonathan vorbehaltlos zu. Die Sänger: Man kann sich vorher immer täuschen, aber eher auf der Haben-Seite sind für mich Doris Soffel (Kundry) und vor allem Michael Volle (Amfortas) zu verbuchen. Kurt Rydl (Gurnemanz) ist sicherlich ein verdientes Urgestein der Opernwelt - wie er die Partie jetzt gesanglich bewältigt, weiß ich nicht. Der Parsifal wird von Nikolai Shukoff gesungen, den ich nicht kenne. Allerdings hege ich bei gegenwärtigen Wagner-Tenören eh keine großen Erwartungen...


    Fazit: sehr empfehlenswert!

    Bernd


    Nikolai Schukoff ist wieder einer der Sänger, der Frauenherzen höher schlagen läßt (zumindest meins), also könnte ich ihn als Parsifal nur empfehlen. Er ist bisher wohl auch der Einzige gewesen, der ohne Double, an einer Liane hängend, über die Bühne flog. Bei allen anderen Rollenvertretern wäre sicherlich jeder Strick gerissen :untertauch:. Man war halt früher bass erstaunt, wie man in Sekunden mindestens das Doppelte seines Gewichts zunehmen konnte ;)
    Auf jeden Fall singt Herr Schukoff nicht nur gut, sondern spielt auch hervorragend. Herr Volle wird sicherlich ein ergreifender und exzellenter Amfortas sein. Herr Rydl wäre mir zu viel an Urgestein und Waltraud Meier war halt "die" Kundry und an Frau Soffel wird man sich deshalb gewöhnen müssen.


    Lieber Felipe, schätze mal, Du würdest Freude an der Vorstellung haben, vor allem auch an der musikalischen Leitung.


    Herzl. Gruß
    Ingrid

  • Hallo Ingrid,


    Waltraud Meier sang die Kundry in München in eben dieser Inszenierung?
    Da ist es ja direkt schade, daß sie es nicht mehr macht, denn diese Berühmtheit hab ich nie live erlebt.


    Rydl und Shukoff - gleich zwei Österreicher, laut der Homepage der Staatsoper. Wie alt ist eigtl. Kurt Rydl mittlerweile?


    Liebe Grüße :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Filipe,


    habe wahrscheinlich Frau Meiers Glanzzeiten nicht mehr voll und ganz mitbekommen (gehe erst wieder seit 12 Jahren regelmäßiger in die Oper), sie aber doch einige Male in verschiedenen Rollen an der BSO erlebt. Beim letzten Mal gab sie nach dem ersten Akt (Tristan und Isolde) leider aus gesundheitlichen Gründen auf, aber in der Vorstellung davor soll sie noch atemberaubend gut gewesen sein. Müßte man mal auf ihrer HP nachforschen, wann sie wieder in München auf der Bühne steht.


    Herr Rydl müßte so zwischen 55 und 60 sein, wirkt aber doch schon älter :untertauch:


    Herrn Schukoff schreibt man wirklich mit Sch. Ich habe extra noch einmal nachgeschaut, da die Schreibweise hier unterschiedlich war.


    :hello: Ingrid

  • Zitat

    Original von Ingrid
    Müßte man mal auf ihrer HP nachforschen, wann sie wieder in München auf der Bühne steht.



    Ende Juni/Anfang Juli singt sie in München wieder die Isolde (übrigens auch eine Konwitschny-Inszenierung).



    Viele Grüße


    Bernd

  • @FelipeII


    Kurt Rydl , Baß, * 8.10.1947 Wien


    LG


    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Dankesehr an alle für die Informationen!


    Rydl ist also nicht mehr der große Hit mittlerweile?


    Liebe Grüße :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Zwielicht

    Ende Juni/Anfang Juli singt sie in München wieder die Isolde (übrigens auch eine Konwitschny-Inszenierung).


    Ach ja, stimmt. Hatte diese Festspielvorstellung wegen Marke ganz schnell aus meinem Gedächtnis gestrichen.


    LG Ingrid

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  • Zitat

    Original von Ingrid


    Ach ja, stimmt. Hatte diese Festspielvorstellung wegen Marke ganz schnell aus meinem Gedächtnis gestrichen.


    LG Ingrid



    Naja, man kann doch zum Ende des zweiten Akts schon mal ein Glas Sekt trinken oder einen Spaziergang machen... :D


    Ein schlechter Marke ruiniert für mich noch keine Tristan-Aufführung. Mehr Bedenken habe ich allerdings, was den Titelhelden selbst anbelangt... :wacky:



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht

    Ein schlechter Marke ruiniert für mich noch keine Tristan-Aufführung. Mehr Bedenken habe ich allerdings, was den Titelhelden selbst anbelangt... :wacky:
    Viele Grüße
    Bernd


    Du hast natürlich vollkommen Recht, dass Treleaven das größere Problem in dieser Vorstellung ist, obwohl er im 3. Aufzug wirklich gut war. In meiner Vorstellung mußte man dann ja eben noch den Ausfall von Frau Meier und die Umstellung auf Frau Watson verkraften und so waren Pape, Volle und Sindram die eigentlichen Glanzlichter.


    LG Ingrid

  • Kurt Rydl ist eine Stütze für jede gute Repertoirevorstellung an einem großen Haus. Ein solider Bass eben. Sänger wie Kurt Moll oder Matti Salminen hatten bzw. haben seine Konkurrenz jedoch kaum zu fürchten. Ich sah Rydl in München als Hunding und vor zwei Jahren in Erl bei den Tiroler Festspielen (Gustav Kuhn) als Gurnemanz. Auf mich übertrug sich jener berühmte Funke, der den Gesang zum Erlebnis werden läßt, jedenfalls nicht. Und das Spiel wirkt sehr statuarisch und wenig inspiriert. Die ungewöhnliche Nähe zur Erler Bühne (das Orchester sitzt dort am hinteren Bühnenrand) erlaubte mir, den Sänger Rydl aus 10 bis 20 Meter Entfernung bei seinen Auftritten zu beobachten. Eine innere Teilnahme an dem, was er tat und sang, konnte ich nicht entdecken. Stattdessen entdeckte ich, daß der Begriff des Musikbeamten auch im 21. Jh. den Musenalltag bestimmt.


    Und was den Münchner Parsifal des berühmten Herrn Konwitschny betrifft, so gestatte ich mir den Hinweis, daß mich seine Mätzchen eher langweilen: Kundry rutscht auf einem Baumstamm (Achtung Phallussymbol) in den ersten Akt, die Blumenszene verkommt zum Flitterkram, Gurnemanz erscheint im 3. Akt in hüfthohen Stiefeln, als wolle er in den nächsten Teich zum Fischen steigen etc. Das Bühnenbild ist sicher hochintellektuell durchdacht, doch ich bin der ewigen Rätselspiele müde. Nicht daß ich mich ärgere - ich langweile mich. Gerade im 3. Akt läßt Konwitschny nichts unversucht, um der Handlung auch das letzte Quentchen an Poesie auszutreiben. Gott sei Dank läßt sich die Musik davon nicht beeindrucken.


    Wer den Parsifal in dieser Interpretation kennenlernt, wird vielleicht Geschmack daran gewinnen. Wer wie ich 30 Parsifale auf der Bühne gesehen hat, wird zwangsläufig andere Kriterien anlegen, muß dann aber wohl damit leben, daß die Fans des Herrn Konwitschny mich einen unverbesserlichen Nostalgiker zeihen. Halten zu Gnaden: Dem Münchner Parsifal unter Wolfgangf Sawallisch in der Inszenierung von Dietrich Haugk in den phantastischen Bühnenbildern von Günther Schneider-Siemssen kann der Konwitschny-Parsifal nicht das Wasser reichen. Ich habe diese Haugk-Inszenierung gut zehnmal gesehen - in unterschiedlichsten Gesangsinterpretationen, die gelegentlich sogar enttäuschend waren (z.B. ein völlig abgesungener Jess Thomas als Gesangsschatten seiner selbst). Aber das schmälerte kaum die Zustimmung zu Inszenierung und Bühnenbild. Doch ich weiß natürlich, daß Konwitschny-Inszenierungen ein Hit sind (übrigens seinen Tristan halte ich für recht gelungen!) - und welcher "Nostalgiker" hat schon die Chance, sich kritisch gegen einen Hit zu stemmen, wo ihm doch der Jubel der Jüngeren gewiß ist? Nichts für ungut...


    Florian

  • Zitat

    Original von florian
    Wer den Parsifal in dieser Interpretation kennenlernt, wird vielleicht Geschmack daran gewinnen. Wer wie ich 30 Parsifale auf der Bühne gesehen hat, wird zwangsläufig andere Kriterien anlegen, muß dann aber wohl damit leben, daß die Fans des Herrn Konwitschny mich einen unverbesserlichen Nostalgiker zeihen.



    Letztlich läuft's wieder auf das in diesem Forum wahrlich erschöpfend diskutierte Thema "Moderne vs. traditionelle Operninszenierungen" hinaus.


    Trotzdem ganz konkret zu "Parsifal": Ich habe die Oper keineswegs in dieser Inszenierung kennengelernt. In den 80ern und 90ern konnte man (ich) auf deutschen Bühnen noch Parsifal-Inszenierungen im alten Stil erleben (die von Kurt Horres in Düsseldorf/Duisburg würde ich z.B. dazuzählen - läuft übrigens immer noch). In den "Genuss" einer Wolfgang-Wagner-Produktion in Bayreuth bin ich auch schon gekommen und durfte (bzw. musste) mir einmal die Otto-Schenk-Regie der MET per DVD einverleiben.


    Mein Bedarf an solchen Inszenierungen ist gedeckt - gerade was "Parsifal" betrifft. Konwitschny, dessen Arbeit man nicht auf eher unwesentliche Ausstattungsdetails wie Baumstämme und Stiefel reduzieren sollte, war weißgott nicht der erste, der sich dem "Parsifal" auf etwas andere Art genähert hat - aber er macht es überzeugend. Die Inszenierung empfinde ich keineswegs als "hochintellektuell", sondern als theatralisch überzeugend und lebendig. Wallegewänder und Weihrauchschwenker reduzieren dieses vielschichtige Werk dagegen auf seinen vergänglichsten Aspekt.



    Viele Grüße


    Bernd

  • "Moderne vs. traditionelle Inszenierung" macht auch meiner Meinung nach wenig Sinn. Mich interessiert weder das eine noch das andere, sondern allein die Beantwortung der schlichten Frage: Überzeugt mich die Inszenierung oder nicht?
    Was den Parsifal betrifft, so bin ich weder von Weihrauch noch Wallegewändern belästigt worden. Hab ich Glück gehabt?
    Eines muß man jedoch zugestehen. Ob mans will oder nicht - man wird über die Jahre hin in seiner Opernästhetik natürlich geprägt. Das heißt, ich schleppe mit mir Bilder von Wieland Wagner, Günther Rennert, O. F. Schuh, Jean-Pierre Ponnelle und Rudolf Noelte mit - Regisseure, die für mich trotz mancher Kritik wegweisend waren. Und so werden sie für mich ganz zwangsläufig auch zu einem Gradmesser fürs Gegenwärtige.
    Doch alles in allem: ein weites Feld fürwahr, das so sehr von Suibjektivismus durchpflügt ist, daß es schwer wird, ohne hinderliche Mißverständnisse zu einem Resultat zu kommen.


    Florian

  • Zitat

    Original von florian
    Eines muß man jedoch zugestehen. Ob mans will oder nicht - man wird über die Jahre hin in seiner Opernästhetik natürlich geprägt. Das heißt, ich schleppe mit mir Bilder von Wieland Wagner, Günther Rennert, O. F. Schuh, Jean-Pierre Ponnelle und Rudolf Noelte mit - Regisseure, die für mich trotz mancher Kritik wegweisend waren. Und so werden sie für mich ganz zwangsläufig auch zu einem Gradmesser fürs Gegenwärtige.


    Das verstehe ich gut. Und auch wenn ich aus Altersgründen mit Ausnahme Ponnelles von den genannten Regisseuren - wenn überhaupt - nur bildliche Aufzeichnungen kenne, so bin ich doch überzeugt, dass es sich um hervorragende Vertreter der Musiktheaterregie gehandelt hat.


    Nur habe ich immer Bedenken, wenn man bestimmte Regiestile einfrieren will (ohne dass ich Dich damit meinen würde). Das kann m.E. nicht funktionieren - Theater ist etwas Lebendiges.


    Weil ich inkonsequenterweise selbst polemisch auf Äußerlichkeiten ("Wallegewänder" etc.) abgehoben habe, noch eine grundsätzlichere Bemerkung: Ich habe Probleme mit Aufführungen, in denen die Welt der Gralsritter (relativ) ungebrochen gezeigt wird und in denen die pseudoreligiösen Riten einfach nur reproduziert werden. Gerade Konwitschnys Idee, Kundry als "Inhalt" des Grals zu zeigen, trifft m.E. den Kern und den faszinierenden Grundwiderspruch der Oper.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Felipe II.


    Rydl ist also nicht mehr der große Hit mittlerweile?


    Liebe Grüße :hello:



    In aller gebotenen Subjektivität - ich höre Herrn Rydl seit gut 30 Jahren in zahllosen Rollen und Aufführungen an der Staatsoper. Aber für mich war er nie der große Hit; nicht einmal der zweitgrößte. Und der letzte Sarastro, den ich von ihm in der Volksoper gehört habe (vergangenes Jahr) war nahe daran, die Grenze der Peinlichkeit zu überschreiten X(. Das waren bloß marginale Reste einer einstigen Stimme.


    Michael 2

  • Ich bin am Gründonnerstag im "Parsifal" - die Insznierung habe ich mittlerweile fünf Mal gesehen und bin jedes Mal begeistert. Konwitschny ist hier relativ brav - es gibt jedenfalls keinen Aufreger wie in seinen "Meistersingern" (unterbrochnene Sachs-Ansprache) oder "Lohengrin" (im Klassenzimmer).
    Allein Naganos Dirigat lohnt den Besuch, ihm zuliebe war ich letztes Jahr bereits zwei Mal anwesend. Dieses Jahr bin ich auf Volles Amfortats gespannt - das kann richtig gut werden.... Leider hat man den Eindruck, das KBB macht sich eine Freude daraus, dem "Musikkochkünstler" Zutaten von gestern zu geben - Soffel hat ihre besseren Tage hinter sich und Rydl hat diese vielleicht nie gehabt. Schukoffs Parsifaldebüt war im letzten Jahr ganz interessant - vielleicht kann er noch ein bisschen zulegen....

  • Liebe Taminen!


    Eigentlich sollte hier nun, wie manchen versprochen und von manch einem oder anderem erwartet, die Analyse der Münchener Inszenierung des Gluck-Berliozschen Orphée folgen.


    Mit vielen bunten Szenenphotos, Zitaten des Komponisten und seines kongenialen Arrangeurs, harten Eckdaten und weichen Randanekdoten zur doppelten Entstehungsgeschichte, detaillierten Darlegungen der Konzepte des Regiesseur-Gespanns Amir Hosseinpour und Nigel Lowery, Aufschlüsselung der Bildsprache und Beurteilung der msuikalischen Leistungen.


    Doch auch indem ich dieses niederschreibe, schon warnt mich was…halt! Vielleicht lebt Goethe ja noch. Wie Elvis.

    Nochmal.


    Bereits während der Niederschrift dieser Zeilen durchzuckt es mich, ich könne sie nicht so stehen lassen. Denn wie kann ich Ajurist und Nononomastiker wissen, ob nicht die Namen Gluck, Berlioz, Orphée, Hosseinpour und/oder Lowery durch Vererbung, Übertragung, Enteignung, Ersteigerung, Zukurztotsein oder Nochleben nicht rechtlich in irgendeiner Weise geschützt sind?


    Doch ich gehe, im Wissen um die Gefahren, die Tamino aus allen Kanzleien dieser Welt wie der nächsten drohen, das Risiko nicht ohne einen Happen Opportunismus ein, aber ausgleichend mit der beruhigenden Gewissheit, dass auch dieser Thread unmittelbar in den Tiefen des, entgegen der Aussage eines Berufenen, von außen nicht einsehbaren Satireforums verschwinden, wie ein Normalmitglied es auszudrücken wusste, wird, womit das Regressoklesschwert für Tamino sich auf ein Taschenmesserformat reduzieren sollte.


    Ich lasse die Erklärung also stehen, verzichte jedoch auf rechtlich heikle Details, bis unsere gottlob emsig die Nächte durcharbeitenden, foreneigenen Gesetzesgelehrten auch noch die letzten Fragen der Jurisprüderie geklärt und uns ein umfassendes, verbindliches wie alle Eventualitäten berücksichtigendes Regelwerk an die Hand gegeben haben werden, was wir dürfen, und vor allem, was nicht.


    So wird keine Regiekonzeption besprochen, bei der das Theater auf dem Theater wieder einmal Thema ist oder das Menschenbild in Zeiten der Gottlosigkeit, wie auch das Prinzip des Zyklischen, indem die gesamte eigene Geschichte am Ende noch einmal erzählt und von einem passiven Protagonistenpaar vor dem naiv gemalten TV-Gerät als Ballett verfolgt wird, ebenso wenig wie die Genese des Werkes, an der der hochverdiente Peter sich die Finger verbrennen möchte, wenn er nicht sowieso bereits in lodernder Lohe steht. (An dieser Stelle eine dezente Dreiachtelverbeugung vor dem Feuergott, der mit Lostreten dieses ganzen Lemmingaktionismus seinem Berufsstande alle Ehre gemacht hat und irgendwo händereibend im Kühlen stehen mag.)


    Nicht einmal das umrahmende Lehrerfortbildungsprogramm soll näher kommentiert sein, da ich fürchte, dass der verantwortliche Hausdramaturg noch lebt und die Veröffentlichung von Begrüßungsklatschritualen, Rollenspielen zum Wandel des Orpheusbildes durch die Jahrhunderte und selbst der Dialog- wie Hausführungscharakteristika in wundersamer Weise Judikative wie Exekutive auf den Plan rufen könnte.


    So beschränke ich mich darauf, wenige selbstverfertigte, dies betont einzig, um keinem Vorwurf des Plagiats, der Copyrightverletzung oder sonstiger strafrechtlicher Fußangeln Vorschub zu leisten, Skizzen eigener Eindrücke (forensisch nachvollziehbar der Winkel zur Bühne bezüglich meines Platzes 2. Rang rechts, Eintrittskarte liegt als Beweis B vor) der Aufführung mit lediglich knappen, unverfänglichen Kommentaren einzustellen, denen ich folgende Aussagen voranstellen kann, ohne fremdes Gedankengut bemühen und Anzeige wegen übler Nachrede befürchten zu müssen:


    Sängerin C. sang gut.
    Dirigent B. dirigierte fein.









    Großküche Hölle mit orchestre à l’orange im Bosch-Topf.







    Reigen seliger grüner Männchen mit unkonventionellem Gestikrepertoire.







    Wieder vereint auf dem Biedermeiersofa.







    Zur Zeit der Premiere war Knut noch nicht geboren, kann also nicht klagen.






    So, und nun gehe ich hin und verklage mich selbst.
    Ich hoffe, die haben Internet im Knast.


    Von dort aus hört Ihr dann wieder von Eurem




    © audiamus ®



    .

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