Konzertbesuche und Bewertung

  • Hallo Taminoforum,


    möchte einmal einen neuen Thread starten über besuchte Konzerte und ihre Bewertung-Kritik...


    werde gleich nach Königslutter fahren, wo J.E. Gardiner mit dem Monteverdi-Choir die
    Matthäus-Passion von J.S. Bach aufführen wird.
    Bin sehr gespannt auf seine Wiedergabe und Interpretation.


    Werde mich nach dem Konzert-Besuch an dieser Stelle wieder melden.


    Euch allen einen schönen Sonntag..


    Grüsse reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • @Reklov:
    Viel Spaß, habe die entsprechende DGG-Archivaufnahme und bin deshalb guter Hoffnung, dass es eine gute Aufführung werden mag. ;)



    @Topic:


    Gestern in Scharounschen Gefilden:


    Bruckers 5. Sinfonie
    Christian Thielemann
    Berliner Philharmoniker


    Die hiesige Zeitungskritik stilisiert das Konzert derartig zum Ereignis, dass ich mich bei aller Begeisterung genötigt sehe, etwas auf die Bremse zu treten.
    Ja, das Orchester war sicher in Hochform. Das Blech habe ich selten so strahlend gehört, die Streicher haben die "markige" Streicherhymne im zweiten Satz so gespielt, wie es sicher nur ganz wenige Orchester können und Stefan Dohr als Solohornist war grandios - und sein fast zu bersten scheinender hochroter Kopf im finalen Choral zeugte davon, dass die Jungs und Mädels wirklich um Ihr Leben spielten. Das pustete einen dann auch um - Thielemann hatte die Besetzung im Blech noch aufgestockt, insgesamt 4 Posaunen und 4 Trompeten (Haitink beließ es vor zwei Jahren bei jeweils drei Instrumenten).
    Mein besonderes Lob gebührt hingegen vor allem einigen leisen Stellen, so zum Beispiel einem kontrapunktischen Flötensolo über einem Streicherpizzikato, das Thielemann mit einer Detailverliebheit herausarbeitete, wie ich es auch noch nicht gehört habe. Ebenso gelangen die Steigerungen im zweiten Satz grandios.


    Die Detailverliebtheit hatte aber auch Ihre Schattenseiten. War es diese oder auch das wichtige Bemühen, sein Pulver in diesem Werk nicht schon im dafür reichlich Gelegenheit bietenden ersten Satz zu verschießen - dieser zerfiel in einzelne Fragmente, begeisterte nicht. Auch das Scherzo blieb eher blass. So spannte sich der Bogen vom Adagio zum Finale, wo er allerdings sein hörenswertes Ende fand.


    Fazit: Eine gute Aufführung, aber aus meiner Sicht kein hymnisch zu besingendes Jahrhundertereignis. Und Thielemann ist sicher auch nicht der einzige "Klangmagier" unter den heutigen Dirigenten, wie dass die Kritikerin des Tagessspiegels behauptete.


    Gruß
    Anti

  • Hallo reklov, das ist ja ein hübscher zufall,


    soso, da war gardiner mit seiner mathäuspassion also gestern (6.3.) in königslutter - wo liegt denn das in aller welt???


    Ich hatte Gardiner soeben (7.3.; 19:00 - 22:40 uhr) mit der Mäthäus-Passion in der alten Oper Frankfurt gehört, für lächerliche 11 euro auf einem guten platz :P


    Wenn ich als "Bezahlung" das restliche jahr auf musik hätte verzichten müssen - es wäre auch ein fairer Preis gewesen. Gardiner war besser als in seiner schnellen Einspielung aus den 80ern bei DG-Archiv. Jetzt hat er genau das richtige Tempo.
    Beispielsweise besonders im Schlußchor des ersten Teils fand ich, daß das Orchester schon ziemlich dünn war, aber der Klang der EBS ist so schön geworden!
    Besonders angetan hat es mir heute die Altistin - ich wünsche ihr eine große Karierre (morgen geb ich noch ihren namen an, habe das Programmheft jetzt nicht zur hand)
    Ich habe jetzt vier Konzertprogramme gehört mit Gardiner, es ist immer der Höhepunkt der Konzertsaison für mich!
    Grüsse an alle Gardiner-Freunde, Markus

  • Hallo Forum,


    nun meine versprochene Bewertung über das gegebene Konzert der Matthäus-Passion (J.S.Bach) von Sir J.E.Gardiner mit dem Monteverdi-Choir und English Baroque Soloists am 6. März 2005 aus dem Kaiserdom zu Königslutter bei Braunschweig.



    Als Problem erwies sich im Vorfeld die Meisterung der vorhanden schlechten Akustik in dem alterwürdigen Kaiserdom aus dem 11.Jahrhundert, viele Säulen,Nischen und Gänge, die ein ungetrübtes Klangbild behindern.
    Gardiners Idee, in der Mitte des Hauptganges eine Bühne mit Resonanzboden aufstellen zu lassen, sodass die Akustik besser zu beherrschen war, erwies sich als einigermaßen gelungen.
    Die Besucher um die Bühne gruppiert, ergab einen intimen Rahmen und der Kontakt zu den Besuchern
    war dadurch enorm verbessert worden.


    Die Aufführung der Matthäus-Passion erfolgte in der Fassung von 1736, in der Bach größere Eingriffe
    in der Substanz und Instrumentierung vorgenommen hatte.
    Der erste Teil, den Cantus Firmus im Eingangssatz von den "Trinity Boys Choir" dargeboten, erwies sich als schöne Einstimmung auf das nun folgende - wohl gewaltigste christliche Meisterwerk - des Universums.


    Hier hätte ich dem 1. Chor mehr an Klangvolumen gewünscht, was sicherlich auch an der problematischen Akustik gelegen haben mag.
    Die Gesangssolisten hatten ebenfalls große Mühe, verständlich den Text und mit ihrem Stimmvolumen den Raum zu füllen.
    Die Instrumentierung der English Baroque Soloists war grandios, die unterschiedlichsten Nuancen
    wunderschön gespielt und umgesetzt, kein Piepser auf den alten Instrumenten, eine wahre
    berauschende Klangfülle, welches von diesem Orchester ausgeht.
    Hier erwies sich ein in Jahren gereifter Leiter und Dirigent J.E. Gardiner als eine wunderbare Offenbahrung.
    Wie schön getragen und interpretiert die Choräle, ohne Hetze, wie schon so oft bei ihm kritisiert, wurden sie gesungen, eine absolute Meisterleistung von Könnern an Gesangskräften, die dieses
    hervorragend umsetzten.
    Desweiteren als Idealbesetzung den Part des Evangelisten mit Mark Padmore besetzt, sein Stimmvolumen brachte keine akustischen Probleme, verständlich in der Textaussage und eine zusätzliche
    Bereicherung des gesamten Emsemble. Etwas dagegen abfallend, der Bassbariton Dietrich Henschel,
    (Jesus singend) der vom Gesangsvolumen in den tieferen Lagen überfordert erschien.


    Nach einer 3/4 stündigen Pause geriet der 2. Teil zum absoluten Höhepunkt des konzertierten Werkes.
    Die Solopartien der Gesangssolisten, bestückt mit geschulten Nachwuchs-Gesangskräften der 2 Chöre,
    hier einmal herausgestellt -der Nachwuchs-Countertenor



    Mark Chambers -, der die Altpartien Nr.51.. Erbarm es Gott! Hier steht der Heiland angebunden...
    und Nr.52... Können Tränen meiner Wangen Nichts erlangen.... in einer so beeindruckenden Weise
    gesanglich vortrug, die einfach zu Herzen ging. So manche Träne wurde im Publikum verstohlen
    weggewischt.
    Wie überhaupt die Arien, Rezetative des 2. Teiles - inniger, unter die Haut gehend -, nicht musiziert
    werden können, ob gesanglich oder instrumentalisch von allen Beteiligten dargeboten,war es für mich
    die bisher schönste und ungewöhnlichste Matthäus-Passion, die ich Live erleben durfte trotz mancher
    Abstriche, infolge der ungewöhnlichen Akustik.
    Besonders beeindruckend, wie innerlich bewegend die gesamten Solisten, ob Chor oder Orchester
    sowie J.E. Gardiner, bei den Gesangspartien des Evangelisten, die Augen geschlossen und die Hände
    gefaltet, den Worten und der Musik lauschend zuhörte.
    Das Publikum wurde im 2. Teil dermassen von dem Werk eingenommen, dass selbst das Husten unterblieb.
    Hier an dieser Stelle nochmals ein riesiges Dankeschön an diese unvergleichlichen Stunden, die ein
    überragender J.E. Gardiner mit seinen Spitzensängern- Chören und seinem betörenden Barockorchester den Besuchern beglücken konnte.


    Herzliche Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Markus,


    vielen Dank für Deinen Beitrag, ich hoffe, auch Du hast es geniessen können, diese grandiose
    Aufführung von Gardiner erleben zu können.
    Bei der von Dir erwähnten Altistin kann es sich sicherlich nur um Clare Wilkinson gehandelt haben?





    @ Anti, die Liveaufführung ist mit der von Dir zitierten CD absolut nicht mehr zu vergleichen. Ein geläuterter
    und mehr an Erfahrungsschatz besitzender Gardiner ist mit der damaligen Aufführungspraxis nicht mehr vergleichbar.


    Viele Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Reklov


    Es war ein Genuss!
    Ja, muß wohl Clare (Claire?) Wilkinson gewesen sein. Sie war gestern aber eher blond und hatte nicht viel Ähnlichkeit mit deinem Bild.
    was mir an ihr gafallen hat, war, daß sie in tieferen Lagen ihre Stimme fast obszön erotisch klingen lassen hat, gewiss, unpassend für die Matthäuspassion, aber ich liebe das. (Zu ärgerlich, daß die Alt-Arie "Erbarme dich" in meiner Koopman-Aufnahme ein Mann singt!)
    Der große Saal der Frankfurter Alten Oper war übrigens auch zu groß für die kleine Besetzung. Aber alle Sänger waren sehr verständlich.
    Gruß, Markus

  • Hallo Markus,

    das angegebene Bild von Clare Wilkinson ist aus der Jugendzeit, kannst Du sie auf diesem Foto entdecken?



    Grüsse

    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • pffft, naja, so richtig entdecken kann ich sie da auch nicht. die mit dem grauen schal? aber du hast sie doch vor wenigen Tagen auch gesehen, oder? sie hatte mords gestylte haare, etwas gedauerwellt, mit etwas Glitzerzeug in den blonden haaren.
    Schönen abend, gruß, Markus

  • Hallo Markus,
    Zitat:
    sie hatte mords gestylte haare, etwas gedauerwellt, mit etwas Glitzerzeug in den blonden haaren.
    -------------------------------------------------------------------------------------------


    Genau, dass ist sie, auf dem obigen Bild aus Herne vor 3 Jahren aufgenommen, ist sie es mit dem Schal.


    Nun wäre das geklärt.


    Sie singt nur gelegentlich für Gardiner, da sie eine internationale Solokarriere
    gestartet hat und durch ihr Können mehr denn je gefragt ist.



    Gruss
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo Taminos,


    das letzte "große" Konzert haben wir im Sommer 04 gehört. Das Münchener Rundfunkorchester (bzw. Mitglieder davon)



    boten ein wahnsinns Programm. Traumhaft (wir glauben, man kann das an dem Bild erkennen) mit welcher Hingabe Frau Birgit Kolar ihre Violine spielt:



    Wieviel Spaß die Musiker hatten, und welche Stimmung generell geherrscht hat, zeigen diese Photos sehr gut:





    Wir hoffen, dass die Bilder nicht sooooo klein `rüberkommen...


    Liebe Grüße


    Bettina und Wilfried


    PS: So wie es aussieht, sind sie sehr klein.... @Alfred, kannst Du die
    irgendwie größer machen???


    PPS: WIR HABEN ES SELBST HIN BEKOMMEN :yes: :yes: :yes: :jubel: :jubel: :jubel: :hello: :hello:

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Noch zur Information, es war geplant, dass Konzert unter freiem Himmel auf zu führen.
    Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, so das kurzfristig ein Zelt organisiert und aufgestellt werden musste - was der Stimmung aber keinen Abbruch tat, wie man sehen kann.


    Das Programm:


    Serenata Notturna KV 196 für Streichorchester und Pauken
    Symphonie Nr. !0 KV 74
    Violinkonzert in A-dur KV 219
    Ouvertüre "Gärtnerin aus Liebe" KV 196
    Oboenkonzert C-dur KV 314
    Aus Bastien und Bastienne "Diggi Daggi" - Colas' Zauberarie
    Divertimento Nr. 11 KV 251 (Nannerl Serptett)


    Es war KLASSE!!!


    Liebe Grüße


    Bettina und Wilfried

  • Hallo Taminos,


    nachdem auch wir jetzt hier einen ellenlangen Bericht offline geschrieben haben, der uns beim Verbindung aufbauen verloren gegangen ist, dass Ganze in verkürzter Form. Mozarts 249ten Geburtstag feierten wir in angemessener Form, die wohl auch ihm Freude gemacht hätte. Es moderierte in bekannt charmanter Form, B & W Hofkompositeur Ulrich Blees:



    Das quartetto artefice:



    bewältigte ein Mammutprogramm:


    W.A. Mozart Divertimento F-Dur KV 138
    F.J. Haydn Streichquartett C-Dur op. 9 Nr. 1
    Juan Cristòstomo de Arriaga Streichquartett d-moll
    Ulrich Blees Streichquartett e-moll (jetzt "Mozartwirt-Quartett" die original Partitur ging nach dieser Uraufführung in unser Eigentum über :jubel: )
    W.A. Mozart Streichquartett D-Dur KV 575
    W.A.Mozart Streichquartett C-Dur KV 465


    Das war mit Sicherheit nicht das letzte Konzert, dass wir mit dem quartetto artefice gemacht haben, so sehr haben sie uns und das Publikum begeistert.
    Und ganz nebenbei bemerkt, wir hatten letztens die Möglichkeit Ulli nicht nur als Komponist, sondern auch als Pianist kennen zu lernen. Beides macht er absolut "mozärtlich" - in Perfektion!


    Liebe Grüße von den moziwis


    Bettina und Wilfried

  • Salut,


    so, dann werde ich mal - mit Alfreds gegebenem Einverständnis ! – Euch meinen ganzen Charme vor die Füße kippen:


    Wir – meine Angebetete und ich – waren heute in einem lokalen Karlsruher „Restaurant“, welches wir zärtlich Casa Schniposa nennen (für die nicht gourmetisch* Bewanderten im Forum: Schnitzel, Pommes und Salat). Dort eingetreten, wurden wir mit Werbeplakaten mit der Aufschrift GOURMÄÄÄÄÄH konfrontiert, was wohl ein versteckter Hinweis auf das in der Speisekarte angepriesene marinierte Osterlamm sein sollte. Wir bestellten das Tagesgericht: Zigeunerschnitzel mit Reis für 5,-- €. Zwei Minuten später stand es schon da, grinste uns an... Iß mich... oder? Nach dem Zerteilen des “Schnitzels” (ein Fleischbrocken, der überwiegend aus schwabbeligem Fett zu bestehen schien) riefen wir den Ober: Das Fleisch war innen roh und teils noch gefroren. Hm! Der Ober nahm’s wieder mit und versprach, es nochmals kurz durchzubraten. Wir vermuten – vermuten es aber nur – dass er beide Schnitzel vom Teller in die „Allgemeinpfanne“ schmiss, um sie uns dann sechs Minuten später wieder zu bringen. Nun gut, sie waren durch! Irgendwie kam es uns so vor, als wären die Schnitzel meiner Frau und mir vertauscht worden... aber es kam uns nur so vor... Immerhin gab es wegen der seltenen Unannehmlichkeiten jeweils noch einen Espresso gratis!


    So sollte man es natürlich nicht machen. Wer wissen will, wie es richtig geht, wende sich an unsere Mozartwirte, Bettina Mittelstaedt und Wilfried Alt.


    Beispiele aus der göttlichen Gerichteküche:



    Geräucherte Gänsebrust mit Waldorfsalat, Kürbiskernen und steirischem Kürbiskernoel



    Mozarttaler auf Ruccola mit Meeresfrüchten


    Mein kurzer Kommentar: ...non posso piú resistere...


    Natürlich gab es an den Mozartabenden (einen haben wir als Gäste erlebt, den letzten am 27.01.2005 selbst gestaltet) viele solcher unwiderstehlicher Leckereien aus der Mozartküche!


    So komponieren wir uns gegenseitig die Hucke voll und das beste daran ist: Wir können uns so gegenseitig genießen!


    Wer also wirklich führnehm und perfekt zubereitetes Essen zu sich nehmen und nicht lediglich den kopfgesteuerten tierischen Hunger beiseite schaffen möchte, für den weiß ich keinen anderen Rat...


    Herzliche Grüße
    Ulli



    * eigene Wortkomposition aus Gourmet und Tisch mit Lautassimilation ©2005 by mir

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Wow,
    steirisches Kürbiskernöl in Bayern. Die wissen auch schon, was gut ist, die Bayern! :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Tja, beim Liederabend von Thomas Quasthoff und Daniel Barenboim im Rahmen der Staatsopernfestspiele - auf dem Spielplan stand die Winterreise von Schubert - zeigte sich wieder mal, wie konzentriert und wohlerzogen ein internationales Festspielpublikum zuzuhören vermag.
    Ich bin mir aber sicher, das werte Publikum war immerhin korrekt gekleidet. :stumm:


    Zitat

    Wolfgang Fuhrmann in der "Berliner Zeitung" vom 24.03:


    Hätten die Musiker doch das Publikum aufgelöst und ein anderes gewählt! Mit bis zu 98 Euro für die Karte meinten sich zahlreiche Hörer im Großen Saal der Philharmonie das Recht erkauft zu haben, die Aufführung von Franz Schuberts "Winterreise" bei den Staatsopern-Festtagen mitgestalten zu dürfen. Ein gewisses formales Empfinden ist hier vor allem jenen Hustern, Schnaubern und Röchlern nicht abzusprechen, die ihre Laute punktgenau hinter den letzten Ton, aber noch mitten in das Ausklingen der Musik hinein setzten. Leider machte sich auch während der Darbietung selbst immer wieder jener Hörertypus bemerkbar, der sich nicht krank genug fühlt, um daheim zu bleiben, und doch wieder nicht gesund genug, um anderen die Konzentration auf die Musik zu gönnen. Der Bariton Thomas Quasthoff blickte zwischendurch reichlich streng; der Pianist Daniel Barenboim hielt sich einmal, demonstrativ ins Publikum blickend, sein Schweißtuch vor den Mund. Es half alles nichts....


    Zitat

    Klaus Geitel in der "Berliner Morgenpost" , auch 24.03


    Winterreise im Hustensturm. Er blies und keuchte von den philharmonischen Rängen Thomas Quasthoff und Daniel Barenboim ins Gesicht, als sie in ihrem Festtagskonzert Schuberts "Winterreise" vortrugen. Quasthoff schüttelte den Kopf, Barenboim blickte strafend (auch das kann er)....



    Gruß
    Anti

  • Hier mein zugegeben etwas längerer Bericht von Lucerne Festival Ostern


    Das farbige Glasmosaik mit den fünf Erdteilen und der Weltzeituhr der Luzerner Uhrenfabrik Gübelin am Eingang der Pasarelle des Bahnhofs Luzern versinnbildlicht symbolhaft die Weltverbundenheit der 60 000 Einwohner zählenden zentralschweizer Kantonshauptstadt, die in diesen Tagen rund 10 000 Konzertbesucher an die Ufer des Vierwaldstättersees gelockt hat. Denn so viele Tickets haben die Veranstalter für die zehn Konzerte abgesetzt, was bei einer Auslastung von 80 Prozent eine Steigerung um 7 v.H. im Vergleich zum Vorjahr ausmacht. Wer spricht da noch von Kulturpessimismus? Der Konzertbetrieb unserer Schweizer Nachbarn brummt also. Hotellerie, Handel und Gastronomiegewerbe verdienen kräftig mit an diesem Boom. Doch die nackten Zahlen verraten nur wenig über das unwiderstehliche künstlerische Flair von Lucerne Festival Ostern (so der offizielle Name), dem Frühjahrs-Ableger des Sommerfestivals. Konsequent wurde in Luzern in die Kultur investiert: Neben dem seit Toscaninis „Festival Toscanini à Tribschen“ 1938 durchgeführten Sommerfestival fand ab 1988, ab 1992 jährlich, das Osterfestival statt, dem sich 1998 das „Piano“ genannte Klavier-Festival (jährlich im November) hinzugesellte. Und wenn Festspielzeit ist, schmückt sich das Städtchen mit noblen Bannern und das Rahmenprogramm wird aufgepeppt. Das Konzept geht auf. Nicht verschweigen darf man allerdings, dass mit Großversicherern und Banken mächtige Finanziers Gewehr bei Fuß stehen und sich auch werbewirksam die Kulturförderung auf die Fahnen geschrieben haben. Davon können wir in Deutschland noch lernen.


    Wenn es dieser Tage heftig im Schweizer Blätterwald rauschte, weil die Lufthansa sich die Swiss einverleibte und der Nationalstolz der Eidgenossen angekratzt wurde, so ist es mehr als eine noble Geste, wenn mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem drittgrößten Symphonieorchester der ARD, ein deutsches Ensemble als „Orchestra in Residence“ bei Lucerne Ostern auftritt. Die beiden Vorstellungen des Orchesters mit dem Requiem B-Moll von Antonín DvoYák, am nächsten Abend mit Bruckners 3. Symphonie kombiniert mit Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“, jeweils unter der Leitung des einzigartigen Chefdirigenten Mariss Jansons an der Spitze, gehörten zum Nonplusultra dieser Festspiele. Famos wie Jansons aus der Totenmesse des Tschechen ein packendes Seelendrama zimmerte. Besonders eindrucksvoll zu erleben, wie die 68 Mitglieder des Chors des Bayerischen Rundfunks die Pianissimi zum Schluss des Graduale hauchten und zuvor das „Kyrie eleison“ a cappella zu einem gesungenen Gebet werden ließen. Im Vergleich zu seinem Vorgänger Lorin Maazel gelang dem 1943 in der lettischen Hauptstadt Riga geborenen Jansons ein wohlabgetöntes Klangbild weichster Konturierung, was emotional beflügelte. Ohne Makel agierte das ihm zu Gebote stehende Solistenquartett mit Krassimira Stoyanova (Sopran), Elina Garan
    a (Alt), Stuart Skelton (Tenor) und Robert Holl (Bass). Stoyanova beeindruckte mit kräftiger, wundervoll intensiv vibrierender Stimme, die ein überraschendes Mezzavoce bereithielt; berührend war der Alt der ebenfalls in Lettland geborenen Garanca. Raumfüllend und dennoch butterweich erklang Skeltons Tenor. Holls Bass sucht wohl an Wuchtigkeit (Mors stupebit) seinesgleichen.


    Das zweite Konzert des Symphonieorchesters des BR stand im Zeichen des Luzerner Debüts des amerikanischen Bariton Thomas Hampson (voraussichtlicher Sendetermin im Bayerischen Fernsehen: 1. Mai, 11.45 Uhr) , der bisher vor allem mit Verdi-Produktionen hervorstach. Diesmal flog der in Wien lebende Startenor aus London ein, wo er im April als Renato in Verdis „Un ballo in maschera“ debütiert. Genüsslich sezierte Hampson das Innenleben der „Lieder eines fahrenden Gesellen“, übrigens Gustav Mahlers erstes Meisterwerk, das seine idiomatische Kompositionszüge trägt. Noch in Kassel 1885 widmet der Komponist die zunächst sechs Lieder seiner unglücklichen Liebe Johanne Richter, schreibt sie später um und reduziert die Anzahl der Gesänge von sechs auf vier. Hampson gelang eine bemerkenswert authentische, nuancenreiche, tief psychologisch angereicherte Umsetzung von Mahlers Partitur. Akzentfrei in der Aussprache beeindruckte der Amerikaner mit lyrischem Pathos und sinnlichem Stimmmelos. Glücklich gewählt die Tempi, die Jansons mit dem plastisch wirkenden BR-Orchester anschlug, das allerdings erst bei Bruckners III. zu seiner künstlerischen Hochform auflief. Die Anfangszeit des Konzerts um 17 Uhr widerstrebte wohl dem Biorhythmus einiger Ausführender. Je später der Abend, desto mehr lockte Jansons seine Musiker aus der Reserve, ja über sich hinaus. Nahtlos hingen sie bereits im „Mehr langsam.Misterioso“ am Taktstock des Maestro, die Violinen lieferten ein glänzendes Sul G, unbekümmert peilte der Lette das Satzfinale mit seiner Stretta an. Im zweiten Satz glühten die Violen auf, angeführt von Solobratscher Hermann Menninghaus, bei ihrem Solo im „Adagio bewegt, quasi Andante“, zeigten ihr dichtestes Legato. Auf pulsierendem Orgelpunkt federten die Kontrabässe, Hörner vollzogen schluchzend ihre dramatisch absteigenden Linien. Das Pianissimo allein gen Ende des Satzes lohnte die Reise zum Kultur und Kongresszentrum Luzern. Überhaupt bietet die Akustik des KKL-Konzertsaals, erbaut 1995-2000 vom französischen Architekten Jean Nouvel, eine enorme Abbildungskraft und Präsenz, die weltweit Maßstäbe setzt.


    Sehr forsch erlebte der Zuschauer András Schiff sowohl am Pult des Chamber Orchestra of Europe als auch als Solist in Haydns Klavierkonzert D-Dur, Hob. XVIII/II. Dieses Orchester lieferte damit einen erfrischenden konzertanten Kontrapunkt im vorwiegend von sakralen Werken der Passionszeit geprägten Programmen. Schiff hatte allerdings diesbezüglich auch etwas Feines mitgebracht: „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ in der Erstfassung für Orchester. Die nahezu einstündige Auftragskomposition, angetragen von einem Domherrn aus Cadiz, wo dem Bischof beliebte, alljährlich zur Fastenzeit in der Hauptkirche ein Oratorium aufzuführen und über die letzten Worte Jesu zu Predigen, besteht aus acht langsamen Sätzen und einem Presto, welches das Jerusalemer Erdbeben nach Jesu Tod musikalisch darstellt. Brillant strahlender Klang schmetterte den Hörern schon in Haydns Sinfonie C-Dur Hob. I/82 entgegen, wobei András Schiff - auswendig dirigierend - punktgenaue Anweisungen streute. Erste und zweite Violinen korrespondierten vorbildlich. Ein guter Wechsel von Spannung und Entspannung im "Vivace assai" - aufgehängt an den harmonischen Gegebenheiten - führte zu packender Interpretation, die Schiff im Klavierkonzert mit Exaktheit der Phrasierung, Souveränität in der Beherrschung der technischen Mittel und überzeugenden musikalischen Linien bestätigte.


    Nicht zu verstecken hinter den internationalen Stars brauchen sich die Luzerner Lokal-Matadoren, mit dessen Einbeziehung der Festivalleitung der Zirkelschlag „orbi et urbi“ gelingt. Mit dem Collegium Musicum und dem Akademiechor Luzern unter der Leitung des Rektors der Musikhochschule Luzern, Alois Koch, verfügt die Festivalstadt über ausgezeichnete Kräfte. Insbesondere der mit jungen Talenten angereicherte Chor gab Anlass zu heller Freude, als Haydns sogenannte „Nelsonmesse“ in der Jesuitenkirche am Reusskai mit unglaublichem Drive aufgeführt wurde. Das ausschließlich mit Schweizer Sängerinnen und Sängern besetzte Solistenquartett ergänzte Monika Henking (Orgel), die vorab Bachs Präludium und Fuge H-Moll BWV 544 maßvoll gestaltete.


    Was Jordi Savall mit seinem „Consort des Nation“ nur bedingt gelungen war, nämlich Tiefgang, meisterte der alte Hase Nicolaus Harnoncourt im Handstreich. Der Spanier Savall zielte mit seinem Programm „Die Französische Suite im Europa des Barock“ vornehmlich auf Popularität und munterte das Publikum in seinen zahlreichen Zugaben von Händel bis Rameau – wie neujahrs in Wien – gar zum Mitklatschen auf, nachdem er anhand von Suiten von Jean-Babtiste Lully (Orchestersuite zu Alceste), Marin Marais (Alcione-Suite des Airs a jouer), Bach (Ouverture „Suite“ Nr. 4) und Händel (Feuerwerksmusik) einen Crashkurs in Sachen europäischer Barocksuite erteilt hatte. Harnoncourt spürte dagegen den authentischen liturgischen Bedingungen von Mozarts „Vesperae solennes de Confessore“ KV 339 nach. Der 75-Jährige hatte zusätzlich zu seinem brillant aufgelegten Concentus Musicus Wien, der den Arnold Schönberg Chor Wien begleitete, das Spezialensemble für Gregorianischen Choral „Schola Romana Lucernensis“ geladen, welches unter der Leitung des 86-jährigen Benediktiner-Mönchs Pater Roman Bannwart OSB die Original-Antiphonen zu Mozarts 1780er Sturm und Drang-Meisterwerk intonierte. Harnoncourt ballte ungeheure musikalische Kräfte. Dies vollzieht er durch seine distinkten Gesten, ganz ohne Taktstock aber mit glühenden Augen. Das Ergebnis ist einzigartig, vom klanglich knalligen, lichtdurchfluteten „Dixit Dominus“ bis zum opulenten, würdigen Magnifikat. Auch die Missa Cellensis, „Mariazellermesse“, von Joseph Haydn erblühte in diesem strahlenden Originalklang, bei dem der Concentus Musicus noch immer zu den führenden Gruppierungen zählt.


    Mit „Les Jeunes Solistes“ trat unter der Leitung von Rachid Safir ein französisches Vokalensemble der Spitzenklasse ,gegründet 1988, an, das den Blick fest auf die Probleme dieser Zeit richtete. In seinem Konzert in der Franziskanerkirche führten zwei Sopranistinnen, ein Kontratenor, zwei Tenöre und ein Bariton in Begleitung einer Bassklarinette und einer Theorbe Klaus Hubers (*1924) „Lamentationes Sacrae et Profanae ad Responsoria Iesualdi“ auf. Darin klagen die Texter Ernesto Cardenal, Mahmud Doulatabadi, Klaus Huber in drastischen Worten (auf Französisch) die gesellschaftlichen Unzulänglichkeiten der Gegenwart an (Zitat: „Die Selbstsucht deiner Geschäftsleute, Politiker, breitet sich aus wie ein Virus.“, oder „Die Reklame deiner multinationalen Konzerne hat die Bedürfnisse der Menschheit verdorben...Babylon, Babylon, wende dich ab vom Goldenen Kalb!“). Die zeitkritischen, emotional durchaus ins Mark treffenden, in eindrucksvolle musikalische Form gegossenen „Lectiones I-III“ waren mit aufwühlenden Madrigalen Gesualdos vernetzt; eine wirkliche Innovation des Passionsgedankens. Ebenso vorösterlich flackerte der Zeitgeist des 20. Jahrhunderts in Pierre-Laurant Aimards sensationeller Darstellung der „Vingt Regards sur l’Entfant-Jésus“ (1944) für Klavier von Olivier Messiaen auf. Als der auf die Musik des 20. Jahrhunderts eingeschärfte Schüler der Widmungsträgerin (Yvonne Loriod ) dieses exorbitanten zweistündigen Zyklus, zog der französische Pianist alle Register seines fabulösen Könnens. Packte energischst zu und vernebelte den Klang anderer Nummern geschickt, so dass ihm eine großartige Performance gelang.


    http://www.lucernefestival.ch

  • Sagitt meint:


    gestern auf N 3: Johannes-Passion mit Gardiner aus Königslutter. Ich habe mich immer wieder kritisch zu der Bach-Praxis von Gardiner geäußert, meist war es das unangemessen schnelle Tempo.
    Abbitte. Er scheint sich gründlich geändert zu haben. Was da gestern zu hören war, war excellent. Der Chor muss an erster Stelle genannt werden. Da sich Gardiner genug Zeit nahm, konnten sich die Stücke auch entwickeln. Wunderbar, wie einzelne Sequenzen in den Chorälen herausgehoben werden konnten. Dass er Lasset uns den nmicht zerteilen virtuos ablaufen ließ, ist ihm nicht vorzuwerfen. Irgendwann muss der Monteverdi choir seine Weltklasse auch zeigen können. Chorisch habe ich dieses Werk nie besser gehört( nebenbei hört man von diesen Engländern jedes Wort- unglaubliche Textverständlichkeit).


    Die Solisten war alle sehr gut, besonders hat mir der Evangelist gefallen.


    Gardiner hat zu einem Bach gefunden, der eine geistliche Aussage hat.


    Dank.

  • Hallo Sagitt,


    das Konzert der Johannespassion unter J.E. Gardiner wurde März 2004 im Kaiserdom Königslutter
    vom NDR aufgezeichnet.
    Leider konnte aus rechtlichen Gründen die jetzige Matthäus-Passion aus Königslutter nicht aufgezeichnet
    werden, was im Vorfeld beabsichtigt war.
    Jammerschade, eine Aufführung die ich oben schon rezensiert habe.
    Gardiner ist nicht wiederzuerkennen, geläutert in seiner Interpretation, jetzt hat er das richtige Teaming
    für die Choräle, ein absoluter Genuss.


    Du meinst sicherlich Mark Padmore, als Evangelist, siehe auch hier



    schöne Osterfesttage und
    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Wow,
    steirisches Kürbiskernöl in Bayern. Die wissen auch schon, was gut ist, die Bayern! :D


    :yes: :yes: :yes:
    (Wenn es nicht anmaßend wäre, würden wir sagen - seitdem es den Mozartwirt gibt :stumm: :wacky:


    Spaß beiseite - wir möchten noch betonen, dass diese Photos keine Profi - Aufnahmen sind, sondern regelrecht zwischen Küche und Gast aufgenommen wurden. Und da geht nicht mehr als ein "knipser", da das Essen ja nicht kalt werden soll.


    Um wieder auf das Thema zurück zu kommen:
    Wir haben hier im Forum schon so oft von unseren UUUPS 8o - das gehört zum Thema Gestern in der Oper... flitzen da mal kurz rüber...


    Liebe Grüße


    Bettina und Wilfried

  • Hallo Bettina und Wilfried,


    Gratulation für Euren Mut, so etwas zu veranstalten. Wenn ich mir Euren neuen Link im Tamino Forum
    an qualifizierter Stelle plaziert


    einmal anschaue, läuft mir das Wasser im Munde zusammen bei der Angabe der Köstlichkeiten, die Ihr
    auf den Tisch bringt.


    Sollte nochmals eine Mozartveranstaltung geplant sein, habe ich grosses Interesse, daran teilnehmen zu
    können. Gebt den Termin im Forum rechtzeitig bekannt, sicherlich werden auch andere Forumsmitglieder
    daran interessiert sein.


    So wünsche ich Euch weiterhin viel Erfolg mit der Philosophie:
    natürlich Mozart.
    Wir sind begeistert von seinem Genie und seiner Musik, und versuchen sein musikalischen Kompositionen mit den unseren (kulinarisch) zu vereinen.


    Herzliche Sonntagsgrüsse
    aus Ostwestfalen/Bielefeld
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo reklov29,


    Danke für dieses tolle Kompliment :hello: - hat uns wirklich riesig gefreut :jubel:


    Aber soooo mutig sind wir gar nicht (oder vielleicht doch? Konzerte in einem 100 Seelen - Dorf aufzuführen ist mit Sicherheit eine gewagte Sache).
    Entstanden sind unsere Aufführungen aus der Not heraus. Da wir einfach NIE WIRKLICH Zeit haben ein Konzert zu besuchen ;( haben wir die Musik zu uns geholt.
    Das diesjährige Sommerkonzert lassen wir ausfallen, da unser Verpächter im März verstorben ist. Aber 2006 (natürlich) ist was ganz großes geplant - eventuell auch die Aufführung einer kleinen Oper. (Langwaider Mozartfestspiele :yes: )
    Am Herzen liegt uns auch "Mozarts Opern für Kinder" aber das ist noch "Zukunftsmusik".
    Wir hatten uns am Anfang ein wenig gescheut, unsere Konzerte hier bekannt zu machen. Aber letztendlich SIND es Konzerte und dazu keine schlechten. Also werden wir es wagen, auch in Zukunft zu berichten...


    Liebe Sonntagsgrüße


    Bettina und Wilfried

  • Konzertbesuch, Solo-Werke von Georg Philipp Telemann, aufgeführt durch die Berliner Barocksolisten.


    Im Rahmen der Pro-Musica-Konzertreihe trat der Flötist Emmanuel Pahud mit den Berliner Barocksolisten
    unter der Leitung des Violonisten Rainer Kussmaul in Bielefeld auf.


    Galant ohne virtuoses Machwerk wollte Telemann seine Solokonzerte gespielt sehen.
    E. Pahud hat damit keine Probleme, seine phänomentale Spielweise und Ausdrucksform kann sich auch
    in einfachen Melodiebögen entfalten.
    Der charmante Flirt zwischen Soloflöte und Solovioline im 1.Satz des A-dur Konzertes ist nur der Anfang.
    Im 2. Satz geht es schon etwas derber zu. Pahud und Kussmaul an der Sologeige werfen sich
    munter die melodischen Bälle zu, bis sie eng umschlungen mit dem Zuspiel des Ensembles beseelt ausklingen.
    In dem Flötenkonzert für Soloflöte, Streicher und Generalbass G-Dur von Telemann, wird durch
    die bescheidene Schönheit und den warmen, lebendigen Ton der Flöte gerade im 1. Satz zu einem intimen Moment. Wie selbstvergessen spielt Pahud seine Melodien mit den Streichern aus.
    Im D-Dur Konzert von Telemann lässt Pahud seine Virtousität erstrahlen, er reisst das Ensemble mit und
    ist darauf bedacht, nicht im egoistischen Alleingang es angehen zu lassen.
    Die 12 Berliner Barock-Solisten folgen einer solchen Aufforderung gerne. Sie präsentieren einen
    äusserst lebendigen und vielseitigen Telemann.
    Durch die Klasse und dass Können des Streicheremsembles, der historischen barocken Aufführungspraxis mehr als gewachsen gezeigt, erklingen die Werke Telemanns mühelos durch die Ausdrucksvielfalt eines
    grandiosen aufspielenden Berliner Barockorchesters der allerersten Güte.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo,


    da der Thread ja "Gestern im Konzert" heißt möchte ich auch nicht all zu lange warten und meine "frischen" Eindrücke des gestrigen Abends hier schildern.


    Wie der Titel schon zeigt war ich bei Olli Mustonen im Mozartsaal der Alten Oper in Frankfurt.
    Geboten wurde folgendes Programm:


    Johann Sebastian Bach:
    aus den Inventionen und Sinfonien
    Domenico Scarlatti:
    5 Sonaten: h-Moll (K 87), G-Dur (K 146), As-Dur (K 127), a-Moll (K 175), E-Dur (K 380)
    Sergej Rachmaninow:
    Sonate Nr. 1 d-Moll Op. 28


    Insgesamt würde ich sagen war der Abend eher befriedigend, vielleicht stellenweise gut.


    Eine große Enttäuschung war für mich das Publikum, zumindestens der Teil, der in meiner Umgebung gesessen hat.
    Hinter mir wurde immer wieder getuschelt, der Depp hinter mir konnte seine Füße nicht ruhig halten und trat mir dadurch immer wieder gegen den Stuhl. Zwei Sitze neben mir fing einer während des ersten Teils einer an im Programmheft zu blätter und das so laut, daß man es nicht überhören konnte.


    Eine Dame, die brereits nur unter Mühe, sichtlich verstört und mit nur mit Hilfe überhaupt in den Saal gelangt war, wurde nach 5 min. mit Hilfe von Mitarbeitern der Alten Oper aus dem Saal getragen. Glücklicherweise saß sie unmittelbar am Rand.
    In diesem Zusammenhang meine Bewunderung für Olli Mustonen, der die zweifelsfrei mitbekommen hatte, aber eine kleine Verlängerung der Pause zwischen 2 Stücken einbaute und seine Konzentration halten konnte.


    Die Bach Werke wurden IMO eher befriedigend "runter" gespielt! Zu selten wurde eine Ebene erreicht, die ich sonst bei seinen Werken entdecken kann. Zu selten entstand dieser Sog der mich verführt alles andere zu vergessen.


    Die Scarlatti Sonaten, die ich größtenteils ja auch von Aufnahmen her kenne, fand ich da schon besser und würde sie als gut, aber eben auch nicht besser, gespielt bezeichnen. Hier war allerdings mehr Wille zur Gestalltung festzustellen. Allerdings hatte ich den Eindruck als hätte es ein paar "unsaubere" Anschläge gegeben.
    Von der Brillianz eines Pogorelichs oder Horowitz kann man hier sicherlich nicht sprechen. (bezogen auf deren Aufnahmen)


    Rachmaninov's Sonate No.1 hat mich gar nicht überzeugt! Es war eher eine Präsentation technischer Fähigkeiten und mehr ein Kraftakt als ein Gestalllten und Formen!


    Es bleibt folgende Erkenntnis:


    Mustonens Aufnahmen (besonders die Diabelli Variationen und die Aufnahme mit Präluden und Fugen von Bach und DSch) haben mich mehr überzeugt als seine gestrige performance.


    Daheim in Ruhe eine Aufnahme zu genießen hat auch gewisse Vorteile, denn auch Leute in Anzügen und Abendkleidern haben nicht unbedingt so etwas wie Anstand und Niveau.
    Das zeigte sich daran, daß einige unmittelbar nach der Rachmaninov Sonate aufgesprungen sind oder gar bei der Zugabe aufstanden und gingen. Einfach indiskutabel.


    Frage mich auch, warum jemand während der eine Sonate anfängt ein Programmheft zu lesen? Zwingt jemand die Leute da hin zu gehen ?


    Ach, hatte was vergessen! Der Steinway im Mozartsaal klang IMO nicht unbedingt gut! Besonders bei hohen Tönen bekam er eine unangenehme metallische Klangfarbe.


    Gruß

  • Salut,


    ich war zwar nicht im Konzert, aber auf dem Weg nach Freiburg und habe im Auto ein Konzert [offenbar live] auf dem französischen Sender Musique gehört. Es gab zunächst eine [rel. späte] Haydn-Sinfonie, dann - ganz erstklassig - Robert Schumanns a-moll-Klavierkonzert mit einem gewissen François Fréderique [oder Fréderic] als Pianist und dem Orchestre Philharmonique de Monte Carlo... ich war [fast] fassungslos... Eine sehr gute [live] Aufführung, sehr lebendig, phantastisch gespielt. Kennt jemand zufällig die Aufnahme? Etwas blöd geraten fand ich, dass Haydn neben Schumann gespielt wurde, wo Schumann doch so degradierend über Haydn geschrieben hat. Zudem fand ich die Ritardandi im jeweils letzten Takt bei den Haydn-Sinfonien unerträglich... sonst aber alles ausnahmslos genial!


    Grüße,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    in Freibrug angekommen, hörte ich in der Fußgängerzone [offenbar] Musikstundenten, welche zunächst aus Vivaldis Vier Jahreszeiten und danach Bachs[?] Toccata und Fuge d-moll spielten. Und zwar - kaum zu glauben - als Trio auf zwei Schifferklavieren und einem riesigen dreieckigen Zupfinstrument [etwa 80-90 cm Seitenlänge x 3]... ich war schon wieder fasziniert, wie zwei Schifferklaviere wie ein ganzes Streichorchester resp. wie eine große Orgel klingen können... Es war alles sauber und erstkalssig gespielt. Leider hat es in Dosen geschifft...


    Grüße,
    Ulli


    [Vielleicht kann Alfred hier ein Bild einfügen, welches ich ihm noch zumailen werde??]

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    Zitat

    Original von Ulli
    - ganz erstklassig - Robert Schumanns a-moll-Klavierkonzert mit einem gewissen François Fréderique [oder Fréderic] als Pianist und dem Orchestre Philharmonique de Monte Carlo... ich war [fast] fassungslos... Eine sehr gute [live] Aufführung, sehr lebendig, phantastisch gespielt. Kennt jemand zufällig die Aufnahme?


    Möglich, dass es der französische Pianist François-Frédéric Guy war?


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Zitat

    Möglich, dass es der französische Pianist François-Frédéric Guy war?


    Salut,


    @C. Huth: Durchaus möglich; konnte mich bei ca. 230 Sachen nicht so auf das frz. Gequake konzentrieren. Kennst Du evtl. eine Einspielung von ihm mit dem Schumann-Konzert und dem Orchestre Philharmonique de Monte Carlo? Bzw. kannst Du über Guy etwas sagen/schreiben?


    Liebe Grüße,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Noch ein Nachtrag:


    Etwas schwach fand ich auch, daß Mustonen alles vom Notenblatt gespielt hat!
    IMO ist es nicht unbedingt ein gutes Zeichen!

  • Salut Ulli


    Zitat

    Durchaus möglich; konnte mich bei ca. 230 Sachen nicht so auf das frz. Gequake konzentrieren.


    Du hast "irrtümlich" geschrieben, du seist im Auto unterwegs gewesen. Aber im Hubschrauber ist es ganz verständlich, wenn man im Radio etrwas überhört....



    :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Ulli,


    Zitat

    Original von Ulli
    Kennst Du evtl. eine Einspielung von ihm mit dem Schumann-Konzert und dem Orchestre Philharmonique de Monte Carlo? Bzw. kannst Du über Guy etwas sagen/schreiben?


    Soweit ich weiss, gibt es keine Einspielung des Schumann-Konzertes auf CD mit Guy, daher kann ich wenig dazu sagen. Ich habe von ihm eine Einspielung der Beethoven-Sonaten op. 106 und op. 109, die ich sehr gut finde. Gerne erinnere ich mich an die Übertragung von Prokofiews 2.Klavierkonzert auf France musique, die ich ganz wunderbar fand. Auf CD dürften in Deutschland neben den erwähnten Beethoven-Sonaten noch die Beethoven-Cellosonaten mit Anne Gastinel, einige Prokofiew-Klaviersonaten und eventuell das 2. Brahms-Klavierkonzert erhältlich sein - in Frankreich wohl mehr. Ich habe das etwas aus den Augen verloren, leider. Jedenfalls ein Pianist, der mich aufhorchen lies - seitdem ist sein Name im Hinterkopf gespeichert.


    Auf die Schnelle und französische Sprachkenntnisse vorausgesetzt siehe auch hier und hier .


    Beste Grüsse,


    Claus

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

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