Abschluss einer Amerikareise - Antonín Dvorák: Cellokonzert h-Moll, op. 104

  • Hallo, eine wunderbar klare und dynamische Aufnahme gibt es auch mit Ludwig Hoelscher und Joseph Keilberth , als CD bei APEX erschienen (sehr günstig, daher ist das booklet wohl so dürftig). Ist in den 50er Jahren als Schallplatte erschienen.
    Gruß Andi

  • Ich habe bisher nur die Aufnahme mit du Pre und Barenboim, die mir gut gefällt. Ich will mir jetzt mal eine zweite anhören.


    Weiß aber nach all den Hinweisen hier noch gar nicht so recht, welche. Vielleicht leihe ich mir einfach eine, die in der Bibliothek gerade da ist. Und wenn sie mir zusagt, kann ich sie ja dann kaufen. Nur leider haben diese Cds aus der Bibliothek öfters Gebrauchsspuren, teilweise sogar Sprünge.


    hat noch jemand Erfahrungen mit geliehenen Cds?

    Anna-Beate

  • Hallo, Anna-Beate!


    Zitat

    Original von Anna-Beate
    Ich habe bisher nur die Aufnahme mit du Pre und Barenboim, die mir gut gefällt. Ich will mir jetzt mal eine zweite anhören.


    Weiß aber nach all den Hinweisen hier noch gar nicht so recht, welche. Vielleicht leihe ich mir einfach eine, die in der Bibliothek gerade da ist. Und wenn sie mir zusagt, kann ich sie ja dann kaufen. Nur leider haben diese Cds aus der Bibliothek öfters Gebrauchsspuren, teilweise sogar Sprünge.


    hat noch jemand Erfahrungen mit geliehenen Cds?


    Ich habe so manches Musikstück durch Leih-CDs aus der Bibliothek kennengelernt - darunter auch das Cellokonzert von Dvorak, und zwar in dieser Aufnahme:



    Die hat mir so gut gefallen, daß ich sie mir später gekauft habe.
    Meistens konnte ich die CDs ohne Beeinträchtigung durch Kratzer hören. Und wenn doch - sie sind ja nur geliehen.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Ich habe jetzt neben meiner eigenen Cd mit der Interpetation von Barenboim / du Pre auch eine ausgeliehen mit Maazel / Yo Yo Ma.


    Ich habe bisher nur das Adagio in beiden Versionen gehört. Und festgestellt, dass mein Gehör noch nicht sehr ausgebildet ist. Ich habe jdenfalls keine wesentlichen Unterschiede hören können; wüßte auch nicht, ob ich die Interpetationen im "Blindtest" auseinander halten würde.


    Kennt jemand von euch diese beiden Interpetationen? Und kann mich auf Stellen, bei denen es Unterschiede gibt, aufmerksam machen? Worauf sollte man denn beim vergleichenden Hören besonders achten?


    Ist es vielleicht auch hilfreich, sich das Ganze über Kopfhörer statt über Lautsprecher anzuhören?

    Anna-Beate

  • Hallo Anna-Beate,


    es ist bei vergleichendem Hören auf jeden Fall ratsam und einfacher, Kopfhörer zu benutzen, da man einfach mehr mitbekommt.
    Man wird nicht groß von Nebengeräuschen abgelenkt und kann sich besser auf die Musik an sich konzentrieren.


    Die Ma/Maazel-Aufnahme habe ich auch, mit der du Pré habe ich die Aufnahme mit Celibidache. Der Unterschied müsste vor allem in der Cellopartie zu hören sein, da Jaqueline du Pré im Gegensatz zu Ma einen sehr forschen, eher aggressiven Angang hat.
    Das hört man aber besser in den Ecksätzen als im langsamen, zweiten Satz. Ob das in der Barenboim-Aufnahme auch so ist, weiß ich nicht, ich vermute es aber mal.



    Gruß, Peter.

  • Celloton, "Attacke" usw. sollten bereits beim ersten Einsatz deutlich zu unterscheiden sein. Ich kennen diese Aufnahmen nicht, aber aber andere mit diesen Cellisten. Ma pflegt häufig einen Schönklang, teils glatt bis zur Charakterlosigkeit, mäßiges vibrato, präzise; Du Pre meist starkes vibrato, extreme Leidenschaft, die sich nicht an Feinheiten aufhält usw. (ich bin nicht gerade ein Fan...meinem Cello-Ideal entsprechen her Feuermann oder Fournier)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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    Hallo Cellofreunde


    meine Aufnahmen des op. 104 sind folgende:


    Emanuel Feuermann/Staatskapelle Berlin/Michael Taube (1928-29)
    Gaspar Cassadò/Berliner Philharmoniker/Hans Schmidt-Isserstedt (1936)
    Pablo Casals/Tschechische Philharmonie/George Szell (1937)
    Emanuel Feuermann/National Orch. Association/Léon Barzin (1940)
    André Navarra/Tscheschiche Philharmonie/Frantisek Stupka (1951)
    Antonio Janigro/RSO Köln/Erich Kleiber (1955)
    Pierre Fournier/Wiener Philharmoniker/Rafael Kubelik (1956)
    Paul Tortelier/Tonhalle-Orch. Zürich/Otto Ackermann (5oer Jahre)
    Zara Nelsova/RSO Berlin/Georg Ludwig Jochum (1961-Angaben vermutlich unrichtig)
    Lynn Harrell/DSO Berlin/Vladimir Ashkenasy (1993)


    Hervorheben möchte ich die Aufnahme mit Casals, der durch das Orchester kongeniale Ünterstützung erfährt. Széll am Pult läßt keinen Wunsch offen.
    Ebenso ist die Aufnahme mit Fournier und K u b e l i k eine Aufnahme, die mich immer wieder fasziniert. Aus Sicht der Aufführungspraxis ist die erste Feuermann-Aufnahme, die ohne Schnörkel und Pathos auskommt
    empfehlenswert (wenn man sich an den historischen Klang der Aufnahme gewöhnt). Die Aufnahme mit Tortelier ist wegen dem hervorragenden Dirigat des von der Industrie vernachlässigten Otto Ackermann von Bedeutung.
    Gaspar Cassadòs Einspielung zeigt die hohe Spielkultur dieses spanischen Meistercellisten, der auch nicht viele Aufnahmen hinterließ.


    Am besten: HÖREN.


    Gruß Heldenbariton :hello:





    Gruß Guido


    __________________
    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Ich habe inzwischen beide Cellokonzerte von Dvorak in der orchesterfassung mit Sadlo als Cellist. Es scheint sich aber eher um eine "Randerscheinung" zu handeln. Außer Maik wird diese Aufnahme hier von niemandem genannt.


    Wirklich gründlich habe ich es noch nicht anhören können. Aber nach dem ersten Eindruck war ich etwas enttäuscht im Vergleich mit meiner bisherigen einzigen Aufnahme mit du Pre/Barenboim.
    Das Ganze mit Slado wirkt für mich weniger lyrisch, gefühlvoll, weich; vor allem im 2. Satz. Das Orchester scheint mir bei Slado etwas mehr im Vordergrund; da muss ich aber nochmals genauer zuhören, um dabei sicher zu sein.


    Mich würden Erfahrungen und Eindrücke von anderen zu dieser Aufnahme interessieren.

    Anna-Beate

  • Ich habe mir dieses Stück jetzt mit Casals/Szell, Fournier/Szell und Rostropovich/Szell zu Gemüte geführt - alles Aufnahmen, denen es nicht an Liebe, Hingabe und Kompetenz fehlt, wie auch in diesem Thread schon ausführlich dargestellt wurde.


    Aber ich kann mir nicht helfen: diese Musik widert mich aktiv an, ich weiß nicht warum.


    Ich werde dieses Stück dann wohl ein paar Jährchen "ruhen" lassen, vielleicht erschließt es sich mir ja dann.


    :hello:
    BBF

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Hallo zusammen,
    Ich mag das Dvorakkonzert sehr und habe verschiedene Aufnahmen. Nur ein paar Anmerkungen zu den Du Preaufnahmen. Die Aufnahme mit Barenboim ist gemacht worden, als JDP schon an den Anfängen der multiplen Sklerose litt. Ein Bekannter von mir hatte mal bei ihr Unterricht und sie war wohl selber überhaupt nicht zufrieden mit dieser Aufnahme und sie hat ihm eine andere bessere von ihr vorgespielt. Welche lässt sich leider nicht mehr eruieren. Die Celibidache-Aufnahme soll, nach Auskunft eines Tonmeisters von Barenboim an die Teldec geschickt worden sein mit Bitte um Veröffentlichung, er war wohl offenbar auch nicht mit der eigenen zufrieden.
    Ich finde auch, dass JDP auf der Aufnahme mit Barenboim doch schon sehr mit dem Cello kämpft und dass es einfach überhaupt keine ruhigen Stellen gibt. Aber zum Glück gibt es noch diese hier:





    Das ist eine wunderbare Liveaufnahme, in der die Leidenschaft und die Ruhe in einem wunderbaren Verhätnis stehen und auch von der Aufnahmetechnik ist die Aufnahme viel natürlicher als die Barenboimaufnahme.


    Grüsse aus der Schweiz :hello:


    Syrinx

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  • Zitat

    Original von petemonova
    Die Arbeit an dem Werk begann Dvorák am 8. November 1894 und beendete sie am 9. Februar 1895. Nach seiner Rückkehr in die Heimat überarbeitete er den Schluß des Finalsatzes.
    Gewidmet ist das Konzert Hanuš Wihan,


    Gruß, Peter.



    Hallo Peter und natürlich alle anderen!


    Da muss ich mal etwas ergänzen bzw. leicht korrigieren - man kann diese Überarbeitung des Finalsatzes fast gar nicht mehr als solche bezeichnen, denn Dvorák hatte einige Monate später in Böhmen 60 neue Takte geschrieben, welche er den bisherigen 8 Schlusstakten zufügte.
    Auslöser des Ganzen war die Nachricht vom 27.Mai, dass seine Schwägerin Josefina verstorben ist. Man muss dazu wissen, dass Dvorák, ehe er seine Frau Anna heiratete, deren Schwester Josefina liebte - nur sie ihn halt nicht. Als Tante seiner Kinder war sie aber um diese immer sehr besorgt, gerade zu der Zeit, als er nach Amerika ging.
    Jedenfalls kamen ihm nach der Todesmeldung wieder alle Erinnerungen hoch, wie man so schön sagt. Und deshalb beschloss Dvorák, das Finale im Gedenken an Josefina umzuarbeiten.


    Auf dem Autograph vermerkte er dazu: "Das Konzert habe ich in New York beendet, aber als ich nach Böhmen zurückkam, habe ich den Schluss völlig geändert, so steht es jetzt vor uns.
    Písek, 18 - 11/6-95"


    Dieser neue Schluss soll einen Teil der Melodie 'Kéz duch muj sám' (Möge mein Geist selbst) zitieren. Selbige klingt wohl schon im zweiten Satz als Paraphrase an...


    Das einmal zum Schluss. Seitdem ich diese Informationen zum Finale gelesen habe, habe ich das Werk nicht mehr gehört - aber ich bin gespannt, ob mir da dann etwas am Schluss auffällt...



    Wolfgang (teleton)
    Ich habe mittlerweile die Janos Starker Einspielung unter Dorati. Wirklich mal wieder eine Interpretation mit vollstem Hochgenuss! Es macht von Anfang bis Ende ungemein viel Freude da zuzuhören. Besonders markant finde ich die Verzögerung am Ende, mit einer anschließend überschlagenden Temposteigerung...hab ich so bisher bei keiner meiner Einspielungen (9) gehört, aber die Stelle übt einen Reiz auf mich aus - macht immer wieder Spaß.



    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • bislang ist noch nicht die mit Miklós Pérenyi, dem Budapester Festspielorchester unter Iván Fischer geannte worden. Völlig unerklärlich! Diese, eher lyrisch gehaltene Interpretation, sollte man unbedingt einmal gehört haben! (Außer bei Hugaroton gabs sie auch billig bei LaserLight, gepaart mit dem Hindemith-Cellokonzert, das derzeit nicht einmal mehr bei Hungaroton erhältlich ist.)





    Einen Eindruck von diesem einzigartigen Musiker kann man auch hier erwerben.

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Schon merkwürdig, dass ich mich in diesem Thread noch nicht zu Wort gemeldet habe, liebe doch auch ich das Dvorak-Cellokonzert heiß und innig. Nun ja, wollte ich all meine Aufnahmen näher vorstellen, hätte ich längere Zeit zu tun, dreizehn sind es mittlerweile.


    Den Thread aufgesucht habe ich, um meine neueste Erwerbung vorzustellen: Die Aufnahme Jan Voglers.



    Dabei geht es mir nicht um die Interpretation, die ist sehr ordentlich, kann meines Erachtens aber nicht mit den Top-Aufnahmen konkurrieren (für mich liegen Casals/Szell und Fournier/Szell vorn, cellistisch ist Feuermann gigantisch (in beiden Aufnahmen), du Pre mag ich hier gar nicht, Queyras spielt beeindruckend, ist mir aber nicht feurig genug), sondern um das Konzept der CD.


    "The Secrets of Dvoraks Cello Concerto", heißt es vollmundig auf dem Titel. Nun denn, wollen wir uns mal drauf einlassen. In dem Booklet interviewen Vogler und der Musikwissenschaftler Michael Beckermann einander. Ich möchte den Inhalt nicht referieren und mich sodann damit auseinandersetzen (Beckermann äußerst sich recht pointiert, am Ende des Konzerts sieht er z.B kurz vorm das Konzert abschließenden Abschied eine herzzereißende und erotische Umarmung), sondern nur darauf hinweisen, dass Dvorak bekanntermaßen in seinem Konzert das Lied "Lasst mich allein" verwendet hat. Dieses Lied steht nun im Zusammenhang mit seiner Schwägerin Josefina Kounicova. Beckermann behauptet, Dvorak sei in Josefina verliebt gewesen, bevor er seine Schwester geheiratet habe (ob das zutrifft, ist umstritten) und "Lasst mich allein" sei Josefinas Lieblingslied gewesen. 1894 habe er in einem Brief von ihrer schwindenden Gesundheit erfahren. Dvorak habe daraufhin im zweiten Satz das "Liebeslied" zitiert und ihm eine Trauermarsch-Einleitung vorangestellt. 1895 habe Dvorak, nachdem er die Nachricht von Josefinas Tod erhalten hat, die Coda beigefügt und darin erneut das Lied zitiert, diesmal in der Originaltonart, gespielt von der Solovioline. Vogler äußert seine Ansicht ("Irgendwie glaube ich ...", dass Dvorak wohl am Ende nur deshalb nach H-Dur moduliere, um das Lied in seiner Original-Tonart zu erklingen zu lassen. "Vielleicht eine weitere Gelegenheit, um Josefina zu ehren?"


    Das Besondere an der CD ist nun, dass auf ihr das Lied "Lasst mich allein" enthalten ist, einmal gesungen von Frau Kirchschlager (die nicht so mein Fall ist), einmal als Cellofassung gespielt von Vogler. Im Booklet sind die Stellen angegeben, an denen das Lied im Konzert erklingt. Man kann dem Gelesenen also prima nachlauschen.


    Auch enthalten sind zwei Lieder von Stephen R. Foster, zu denen Beckermann im Booklet ebenfalls Bezüge herstellt (in meinen Augen sehr spekulativ) und Zigeunerlieder, abwechselnd gesungen und von gecellot - was die Zigeunerlieder mit dem Konzert zu tun haben, erschließt sich mir allerdings nun gar nicht.


    Ohnehin scheinen die Leute sich nicht ganz einig zu sein. Das wundervolle Hornthema des ersten Satzes wird einerseits immer wieder gern als böhmisch ausgegeben, andererseits aber auch immer wieder als Beleg für amerikanischen Einfluss - Beckermann nennt Foster. Ja was denn nun?


    Habe gerade mal gesucht: Hier habe ich doch schon etwas geschrieben.


    Viele Grüße
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    es ist immer interessant auch Aufnahmen vorzustellen, die man nicht für "die große Empfehlung" hält.


    Du hattest Dich an anderer Stelle mal über die Virgin-Cellokonzerte-Box mit Truls Mork geäußert.
    Wie findest Du diese Aufnahme des
    Dvorak Cellokonzertes op.104 mit Truls Mork / Oslo PO / Mariss Jansons (VIRGIN) ???


    Meine Eindrücke:
    Der Celloton von Truls Mork liegt mir nicht 100%, weil er mir zu romantisch wirkt; die Aufnahme hat für meinen Geschmack nicht den erforderlichen Biss und ließ mich kalt; das hat auch mit der Orchesterbegleitung zu tun, die nicht die Durchschlagskraft hat, die ich von meiner absoluten Favoritenaufnahme Starker/Dorati her gewohnt bin.



    Nun habe ich durch meine CD-Sammlungsübernahme noch eine Aufnahme, die ich heute erstmalig höre:
    Rostropowitsch / LSO / Giulini (EMI, 1977, ADD)-Great Recordings of the Century


    Meine ersten Eindrücke sind:
    nicht schlecht, sehr intensives und gefühlvolles Cellosolo des Meisters seines Faches; inspirierte Orchesterbegleitung durch Giulini.
    Aber gegen Starker - auch hier keine Chance !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    du hast ja ein elefantöses Gedächtnis. Das muss doch Jahre her sein, dass ich die Mörk-Box empfohlen habe! Tatsächlich halte ich sie weiterhin für höchst empfehlenswert.



    Mörk ist meines Erachtens einer der besten lebenden Cellisten. Sein sehr reicher, eher dunkel timbrierter, saftig vollmundiger Celloton gefällt mir sehr.


    Auf deine Frage hin habe ich speziell sein Dvorak-Konzert gestern nach längerer Zeit mal wieder gehört und so mehrere aktuelle Eindrücke gewonnen:


    Mörk spielt sehr satt und voll, ein Eindruck der noch dadurch verstärkt wird, dass er im Vergleich zum Orchester aufnahmetechnisch bevorzugt wird. Er und besonders das Orchester unter Jansons beschäftigen sich in dieser Einspielung weniger mit Einzelheiten, sondern mit der großen Linie, die mit großem Pinsel gemalt wird. Es wäre nicht gerecht, das als undifferenziertes, pauschales Musizieren zu brandmarken. Vielmer geben Jansons und Mörk dem spätromantischen Affen reichlich Zucker. Warum auch nicht? Mich jedenfalls hat die Aufnahme gestern gut unterhalten. Allerdings habe ich selten mal Veranlassung gehabt, genauer hinzuhören, ist kaum mal etwas zu hören, das ich mit Finesse beschreiben würde, habe ich nie den Impuls gespürt, eine Stelle noch einmal zu hören, weil sie mir so gut gefallen hätte. Recht hast du auch damit, dass die Aufnahme nicht den Biss hat, den feurigere Interpretationen aufweisen. Flotan hat irgendwo mal den Begriff samtig für Mörks Ton verwandt. Diese Beschreibung trifft auch auf das Dvorak-Konzert zu. Scherer Samt in wundervollen Herbstfarben, nicht Schärfe machen Mörks Spiel aus. Und das Orchester? Ja, dem kann man vielleicht doch den Vorwurf des zu pauschalen Spiels machen. Mir scheint manchmal, dass Lautstärkeveränderung in dieser Aufnahme Jansons einziges Gestaltungsmittel ist. Norweger sind halt keine Böhmen.


    Ja, du hast recht, die Aufnahme ist sehr romantisch. Kann aber das Dvorak-Konzert zu romantisch gespielt werden? Ich denke nicht. Wie oben gesagt, mag ich Feuer im Dvorak-Konzert. Meine Lieblingsaufnahme ist Mörks daher auch nicht. Gleichwohl gefällt sie mir sehr. Ich freue mich im Übrigen darüber, dass du nicht schreibst, die Aufnahme sei schlecht, sondern nur, dass sie deinem Geschmack nicht entspreche, dir nicht liege.


    Die Starker-Aufnahme kenne ich bislang nicht. Irgenwann werde ich sie mir sicher zulegen.


    Rostropowitsch kenne ich nur mit Karajan. Karajans Begleitung ist nicht mein Fall. Ich habe immer den Eindruck industriell-maschinellen Spiels ohne Gefühl, von Ingenieursmusik.


    Viele Grüße
    Thomas