Violinkonzerte im 20. und 21. Jahrhundert



  • Das Pfitzner Violinkonzert kenne ich auch, allerdings auch noch in einer Einspielung mit Gerhard Taschner. Mir gefällt das Stück ganz gut, halt etwas zu romantisch für mich, um es wirklich zu einem meiner Lieblinge zu machen. Das Duo für Violine, Cello und Orchester habe ich auch, hat allerdings keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.





    Zitat

    Nein, das kenne ich, glaube ich, noch nicht. Ich meine das "Offertorium", habe eine wunderbare Einspielung mit Gidon Kremer.


    Ein aktuelles Violinkonzert? Kannst Du dazu etwas sagen?


    Uwe


    Nein, mehr als den Titel leider nicht: "The Lyre of Orpheus". Ist Teil eines Triptychons über den Tod ihrer Tochter. Instrumentierung ist für Violine, Streichorchester und Schlagwerk. Ist am 12. Januar 2007 uraufgeführt worden von Gidon Kremer und der Kremerata Baltica. Wurde bei BBC3 ausgestrahlt, habe aber leider noch keinen gefunden, der mitgeschnitten hat.

  • Auf der Suche nach noch mehr Violinkonzerten? Warum nicht gleich die
    komplette Übersicht über alle Violinkonzerte:


    wewewe klassika.info/index_Violinkonzert.html


    eine beeindruckende Liste von illustren und obskuren Namen, natürlich unabhängig vom Jahrhundert, aber so Namen wie Frank Zappa etc. lassen sich ja leicht einordnen ;)
    Nach zwei Mausklicks gibt es u.a. auch einen diskographischen Hinweis (na gut, hier ist das Taminoforum z.T. auf einem neueren Stand...).


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    Jetzt meine Empfehlung -
    Zufällig habe ich dieses hier, und es gefällt mir gut:



    Inhalt: Violinkonzert (1958 - Solo: Jenny Abel), 2. Klavierkonzet (1960), Violinsonate (1962) - hochklassige WDR-Aufnahme.


    Pascal Bentoiu, rumänischer Komponist, verschmilzt Elemente der Tonalität, Polytonalität, Dodekaphonie mit der rhythmisch prägnanten Folklore seiner Heimat. Besinnlich bis mitreißend und klangschön.


    Gruß, Khampan

  • Zitat

    Das Duo für Violine, Cello und Orchester habe ich auch, hat allerdings keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.


    Ich muß gestehen, daß mir das in der Grundhaltung sehr lyrische Duo op.43 noch viel besser gefällt als das Violinkonzert. In Otto Schumanns altem Kammermusikführer heißt es zu dem Stück, von dem es ja auch eine vollgültige Fassung mit Klavier statt des kleinen Orchesters gibt: "Hier läßt Pfitzner einmal alles Grübeln beiseite und musiziert, musiziert um der Schönheit willen, lebendig und erfüllt bis in jeden Halbtakt hinein. Die Krone solchen Musizierens trägt das 39taktige Moderato....Dieses kleine Moderato jedenfalls möchte man zehnmal wiederholen und dann die Mitspieler um einer abermaligen Wiederholung willen bittend ansehen."


    Wenn man mit der Romantik an und für sich nicht so zurechtkommt, dürfte man mit dem Duo allerdings mehr Probleme haben als mit dem Violinkonzert.


    Beste Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Khampan
    Auf der Suche nach noch mehr Violinkonzerten? Warum nicht gleich die
    komplette Übersicht über alle Violinkonzerte:


    wewewe klassika.info/index_Violinkonzert.html


    eine beeindruckende Liste von illustren und obskuren Namen




    Danke für den Hinweis, aber die Liste und (fast) alle Einträge von Violinkonzerten des 20. und 21. Jahrhunderts stammen auf der Seite von mir.... ;)

  • Stark spätromantisch, aber von ganz eigener Prägung mit irischem Tonfall präsentiert sich das wunderschöne Violinkonzert von Ernest John Moeran (1894 - 1950), welches zu meinen absoluten Lieblingskonzerten gehört.


    Allerdings erst seit ich die Einspielung unter Boult mit Sammons as Solisten gehört habe. (Ich besitze leider nur die Mordkovitsch/Handley - Variante, die leider nicht annähernd die Ausdruckskraft besagter älterer Aufnahme besitzt.)
    Die Boult-Einspielung gibts als Downstream auf der offiziellen Moeran-Homepage.


    Das Konzert entstand in den Jahren 1937 - 1941 und ist dem späten Cellokonzert von 1945 IMO an Ausdruck weit überlegen.


    Der erste Satz ist deutlich - wie so häufig bei Moeran - von Landschaft inspiriert. Meditative Träumerei und vitale Phasen halten sich die Waage.
    Der 2. Satz ist ein feuriges Rondo - eine Cavalleria rusticana - voller Energie und Tatendrang. Der 3. Satz ist dann beinahe von Wehmut , vielleicht auch Sehnsucht geprägt. Sehnsucht nach einem harmonievollen Leben inmitten grüner Hügel, eine Illusion, die sich der Kompon ist stets versuchte zu bewahren. Die Realität dankte es ihm mit einem Schrapnellschuss im Kopf, die ihm zum Alkoholiker werden ließ..


    Auf alle Fälle ein wundervolles Konzert, vielleicht sogar das schönste britische Violinkonzert des 20. Jhd. :yes:


    :hello:
    Wulf.

  • Zitat

    Original von Wulf
    Auf alle Fälle ein wundervolles Konzert, vielleicht sogar das schönste britische Violinkonzert des 20. Jhd. :yes:



    Du hast Recht, aber....
    Wenn man ungefähr in der Zeit und in der ungefähren Ausdrucksart wie Moeran bleiben will, so hat Moeran doch für meinen Geschmack starke Konkurrenz durch Alwyn, Dyson, Rubbra und Howells (Three dances).
    Auf jeden Fall ist Großbritannien zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein wahrer Quell von wundervollen Violinkonzerten!



    Nebenbei: Es gibt noch eine weitere Aufnahme des Moeran Konzertes mit Boult und Campoli, erschienen beim englischen Label Dutton Epoch. Nur zur Info...

  • Zitat

    Original von van Rossum


    Nebenbei: Es gibt noch eine weitere Aufnahme des Moeran Konzertes mit Boult und Campoli, erschienen beim englischen Label Dutton Epoch. Nur zur Info...


    Morgääähn van Rossum,


    ich weiß. ;) Habe sogar vernommen, daß die Aufnahme mit Campoli die mit Sammons sogar noch um Nuancen schlagen soll. Leider kenne ich die Aufnahme noch nicht...


    Ich bin ja großer Fan britischer Musik im 20.Jhd, aber Dyson fand ich mit Ausnahme seiner Canterbury Pilgrims bisher eher schwach. Seine Symphonie in G ganz nett, ansonsten? Na ja, vielleicht sollte ich mal wieder ins VK reinhören. Schaden tuts bestimmt nicht.


    Übrigens: Hilf doch mal dem armen Jonathan Feller mit seiner Frage nach VK, die ähnlich sind wie jenes von Leif Segerstam...


    :hello:
    Wulf.

  • Hallo van Rossum,


    ich habe mal eine Violinsonate von Franz Reizenstein (Schüler von Hindemith und Vaughan Williams) gehört, die mir sehr gefallen hat, und daher nach weiteren Werken gefahndet. Und siehe da, es gibt auch ein Violinkonzert, das auf der Klassika-Seite noch nicht erwähnt ist.
    Vermutlich existiert keine Einspielung.


    Info: wewewe complete-music.co.uk/writers/midlengnickreizenstein.htm


    Der aus Nürnberg stammende Reizenstein emigrierte nach England und erlitt das typische Schicksal eines Komponisten, der wegen des doppelten Handycaps von Emigration und veralteter Tonsprache nie richtig Fuß fassen konnte.


    Gruß, Khampan

  • Hallo Khampan,


    ganz Recht, das Reizenstein Violinkonzert kenne ich dem Namen nach auch, ich lade allerdings nur Werke auf der Klassika Seite hoch, die ich auch real als Einspielung habe. Ansonsten könnte ich gut noch 2000 weitere Violinkonzerte (des 20./21. Jhds) nennen.


    Vom Reizenstein Konzert existiert ein Radiomitschnitt bei einem Sammlerkollegen, der sie mir aber nicht abtreten will (weil er soooo beschäftigt ist). Da hilft also nur warten.

  • Ich beobachte den Thread schon eine Weile, aber ein paar meiner Favorites fehlen beharrlich.
    :D
    Da hätten wir zum Beispiel das Violinkonzert von Nikos Skalkottas. Eine wunderbare Zwölftonorgie der gesanglichen Art mit mehreren Reihen parallel und einem schwungvollen Abschlußsatz, dessen Beginn wirklich mitreißt ...



    Das Cover schaut zwar merkwürdig aus, aber Christodoulous Einsatz für Skalkottas, der sich bereits in einigen CDs niederschlägt, wirkt sehr seriös und Demertzis fiedelt auch nicht schlecht!

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  • Die Skalkottas Aufnahme habe ich auch und eigentlich gefällt es mir auch ganz gut, aber ich denke, du *liebst* dieses zwölftönerische, ich dagegen höre es nur von Zeit zu Zeit ganz gern. Skalkottas ist also nicht einer meiner Lieblinge. Da sagen mir die Griechen Papadopulos, Kalomiris oder auch eher modern Tsoupaki mehr zu.


    Ach ja, alles was ich über Komponisten sage, bezieht sich immer nur auf das Violinkonzert. Was anderes kenne ich in 99% der Fälle auch nicht. Nicht das man mich missversteht...



    @Kurz: Was sind denn deine Lieblinge?

  • Wolf-Ferrari, Violinkonzert



    Eigentlich passt das Werk nicht so recht in den Thread, handelt es sich doch um ein derart unbetrübt lyrisches Werk, dass es, wüsste man es nicht besser, ohne Zweifel als einer der Höhepunkte der Romantik durchgehen könnte. Nur entstand das Violinkonzert eben 1946 – im Beiheft steht 1943, wenn ich mich recht erinnere. Und es stellt sich mir die Frage, wie man zu dieser Zeit – einerseits politisch, andererseits kompositionstechnisch – ein solches Scheuklappen-Stück schreiben kann. War Wolf-Ferrari, der zurzeit der Komposition bereits das Pensionsalter erreicht hatte, einfach nur ein Gestriger? Oder handelt es sich bei diesem Werk um ein lyrisches Manifest?


    fragt Thomas (der von Wolf-Ferrari sonst nichts kennt)


    Die oben abgebildete Einspielung ist übrigens hervorragend.

  • Weil der Name Friedrich Cerha gefallen ist -
    aus dessen Umfeld bzw. Freundes- und Kollegenkreis möchte
    ich von mir geschätzte Werke erwähnen;
    da wäre zunächst das 2.Violinkonzert von
    Kurt Schwertsik (geb.1935)



    - ein reines, intelligentes Vergnügen - mit Augenzwinkern auf Alban Bergs Violinkonzert ! Dieses empfehle ich auch jenen Hörern, die sonst nicht so viel mit zeitgenössischer Musik anfangen können. Auch die anderen Stücke auf der CD sind großartig !




    Dann wäre das Violinkonzert (1971) von Erich Urbanner (geb.1936) - erschienen auf ORF-CD97/II - leider ohne Cover-Foto.
    u867924a.jpg



    Dieses Konzert scheint direkt aus der Alban Berg - Nachfolge zu kommen,
    mit einigen aleatorischen Elementen (dennoch sehr kontrolliert und konzentriert) - erfordert mehrmaliges, geduldiges Hören!





    ...und schliesslich das Violinkonzert von
    Otto M.Zykan (1935-2006) - welches leider noch nicht auf CD
    erschienen ist (hoffentlich bald), dessen Uraufführung mich aber sehr begeistert hat! Auch hier handelt es sich um "leichtere Kost" im Vergleich zu Urbanners Konzert.



    Die herausragende Solistin war Patricia Kopatchinskaja,
    die das Konzert immer wieder mal aufführt - man kann dies auf ihrer Internet-Seite nachlesen.





    Dann müßte man noch die großartigen Violinkonzerte von
    Ivan Eröd (geb.1936)
    und HK Gruber (geb.1943) erwähnen -
    beide sehr angenehm zu hören !



    Gruß
    MFP

    Gruß,


    Michael

  • Hey, ein echter österreichischer Violinkonzert-Profi! Schön!


    Die gennanten Werke kenne ich auch alle und besitze sie auch auf CD, kann mich aber ehrlich gesagt nur mit Ivan Eröd und HK Gruber so richtig anfreunden. Wobei die beiden Violinkonzerte von HK Gruber doch recht ähnlich sind und mir dann das erste doch mehr zusagt.
    Wenn ich mich recht erinnere ist auch das 1. Violinkonzert von Schwertsik leichter zugänglich für meinen Geschmack gewesen.


    Ansonsten kann ich Österreichern noch empfehlen: Gunter Waldek "... meins traurens ist..."

  • Hallo van Rossum !


    Vielen Dank für die Blumen :hello:


    hast Du eine Aufnahme des Eröd- Konzerts?
    Radiomitschnitt oder LP ?


    Zur Ergänzung: nachdem fast alle diese Herren aus einer gemeinsamen
    Kompositionsklasse kommen, empfehle ich noch das Violinkonzert
    ihres Lehrmeisters Karl Schiske (1916-1969) ,
    von dem ich allerdings nur einen Klavierauszug habe.
    Aufnahmen wird es kaum geben, Aufführungen leider noch viel seltener!



    Hier in Innsbruck wurde vergangenen Dezember das
    Violinkonzert vonRainer Bischof (geb.1947)
    aufgeführt, welches mich sehr positiv überrascht hat,
    Dir aber kaum gefallen dürfte!





    Zum Schluß noch einen CD-Tipp aus Ungarn:




    Das Violinkonzert von Sándor Szokolay (geb.1931) -
    bedient sich einer gemäßigten Tonsprache voll von ungarischem Musikantentum (aber deutlich herber als z.B. Eröds Tonsprache) !



    herzliche Grüße


    Michael

    Gruß,


    Michael

  • Hallo Michael,


    deine Einschätzung des Bischof Konzertes "Der narrische Uhu" ist korrekt - eher nicht so mein Fall. Da gefällt mir Szokolay schon besser. Schiske kenne ich nur dem Namen nach, leider kenne ich keine Aufnahme davon.
    Von Eröd habe ich i.Ü. einen LP-Transfer auf CD.


    Wen ich auch noch mag ist Egon Wellesz, dann das Zigeunerkonzert von Grete von Zieritz und das Konzert von Gerhard Schedl. Die kennst du sicherlich auch schon alle ;)

  • Hallo van Rossum,


    Wellesz gefällt mir auch sehr, Zieritz kenne ich noch nicht
    und von Schedl nur das Cellokonzert.


    Ich weiß jetzt nicht, ob es schon erwähnt wurde -
    aber das Violinkonzert von Erkki-Sven Tüür ·(geb.1959)
    dürfte Dir auch zusagen ! Ein energisches, mitreissendes Werk -
    kommt ohne "gepflegte Fadesse" aus ;)



    Dann noch der als "verschrobener Spinner" in die Geschichte eingegangene Havergal Brian (1876-1972) ,
    dessen Werke mich wegen ihrer Unberechenbarkeit einfach faszinieren
    (im übrigen interessiere ich mich für "Aussenseiter") -
    dessen Violinkonzert könnte Dir auch gefallen:






    Gruß Michael

    Gruß,


    Michael

  • Ja, Tüür ist super! Ich mag generell sehr die baltischen Komponisten (so im Großen und Ganzen gesehen). Insbesondere die estnischen Komponisten, zu denen ja auch Tüür gehört. Da kann ich noch sehr empfehlen Rene Eespere und Jaan Rääts. Schlagen ungefähr in dieselbe Richtung wie Tüür, allerdings noch minimalistischer vom Konzept. Gefallen mir sehr, sehr gut. Und dann gibts noch ein witziges Violinkonzert vom Esten Egils Straume. Das beginnt im Stile von Vivaldi und endet im dritten Satz als moderne, elektronische Komposition. Ein Erlebnis!


    Havergal Brian kenne ich auch, gefällt mir auch ganz gut. Allerdings muss ich sagen, dass es noch dutzende andere britische Violinkonzerte gibt die deutlich besser sind (IMHO). Wie zum Beispiel Britten, Moeran, Finzi oder Dyson (um nur ein paar aus demselben Zeitraum zu nennen).

  • Zitat

    Original von MFP
    Zur Ergänzung: nachdem fast alle diese Herren aus einer gemeinsamen
    Kompositionsklasse kommen, empfehle ich noch das Violinkonzert
    ihres Lehrmeisters Karl Schiske (1916-1969) ,
    von dem ich allerdings nur einen Klavierauszug habe.
    Aufnahmen wird es kaum geben, Aufführungen leider noch viel seltener!


    Ja Schiske kenne ich leider nur "live", auf CD hab ich ihn noch nicht finden können, und das obwohl er wesentlich besser ist als alle seine Schüler ...


    Vielleicht erleben wir noch eine "Wiederentdeckung" dieses "Unbekannten". Gar nicht so unwahrscheinlich, zumal wir Klassikforumsposter ja noch eher jung im Durchschnitt sind.
    ;)

  • Zitat

    Original von van Rossum
    @Kurz: Was sind denn deine Lieblinge?


    Da ich nicht gezielt Violinkonzerte sammle, sind die etwas zufällig ...
    Bergs Violinkonzert muss ich noch besser verinnerlichen, bei Schönberg begeistert mich der erste Satz wogegen ich dem letzten Satz wenig abgewinnen kann. Pfitzners kenne ich nur vom kurz hineinhören, würde sicher ein Liebling werden, allein wegen der Instrumentation sehr anziehend. Tanejew und Reger waren/sind Lieblinge, Rosslawetz befindet sich noch in der Anwärmphase was das VK betrifft. Oft und gern habe ich das von Stephan gehört, besonders oft das von Weill, die entsprechende "Kammermusik" von Hindemith und Bergs Kammerkonzert. Das besetzungsgleiche von Stranz ist auch ein besonderer Liebling von mir, Holliger habe ich nur einmal - dafür aber recht begeistert - im Konzert gehört. Früher habe ich Berios Chorale sehr gern gehört, die CD hab ich nicht mehr. Jetzt fallen mir nur noch Konzerte mit dem falschen Soloinstrument ein ...
    :hello:

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  • Das ist in der Tat eine bunte Mischung, und eine ziemliche ungewöhnliche Aufzählung zudem. Ich meine, wer kennt sonst schon das Violinkonzert von Roslavets? Nun ja, ich mag es auch, kann ansonsten deiner Aufzählung nur dem Violinkonzert von Rudi Stephan etwas abgewinnen. Das halte ich dafür aber für sehr individuell und absolut hörenswert!


    Mir hat sich ja nie erschlossen, warum jemand Schönbergs Violinkonzert mag. Ich höre es alle Jahre wieder und finde alle Jahre wieder absolut gar keinen Zugang zu dem Werk. Ich erkenne beim Hören nichts. Keine Struktur, nur Töne aneinander. :wacky:
    Das Gleiche mit Holliger. Wie oft habe ich davon schon Lobpreisungen gehört. Ich höre es dann und wieder es immer wieder stinklangweilig.


    Aber das zeigt ja sehr eindrucksvoll, dass unsere Musikgeschmäcker ziemlich unterschiedlich sind. Wenn ich also demnächst etwas ganz schrecklich finde, sollte das für dich eine Kaufempfehlung sein ;)

  • Hallo,


    heute habe ich als Neulieferung von jpc folgendes Violinkonzert erhalten:



    Necil Kazim Akses (1908-1999): Violinkonzert (1967-69) gespielt von Cihat Askin / Radio-Philharmonie Hannover des NDR / Rengim Gökmen - Da ich die CD heute nachmittag schon anhören konnte und mein Eindruck eigentlich ganz positiv war, hier ein paar Worte dazu:


    Akses war ein türkischer Komponist, gehörte zur Gruppe der sogenannten "türkischen Fünf", offensichtlich Komponisten, die (westliche) klassische Musik in der Türkei etablierten (Ahmed Adnan Saygun, von dem CPO das ein oder andere veröffentlicht hat, war ein weiteres Mitglied dieser Gruppierung). So ist Akses' Violinkonzert auch deutlich von türkischer Folklore inspiriert, es klingt schon relativ "exotisch".


    Das Stück ist in zwei Sätze aufgeteilt, die allerdings ohne Pause ineinander übergehen. Aufhorchen lässt bereits der dramatische Beginn, der für die eher angespannte Grundstimmung des Konzertes charakteristisch ist. Was folgt, ist ein ausgedehntes Allegro (26 Minuten) in eher rhapsodischer Form, die Musik schweift auf eine gewisse Art und Weise hin und her. Am Ende des ersten Satzes steht eine Solokadenz, die dann in den zweiten Satz, ein Adagio, überleitet. Das Adagio wirkt fast romantisch, sehr ausdrucksvoll auf jeden Fall. Unterbrochen wird es durch einen kurzen Scherzo-Abschnitt, und am Ende steht wiederum eine Solokadenz, die letzlich in die Wiederaufnahme der dramatischen Einleitungstakte mündet, bevor das Konzert mit einigen (fast brutalen) Orchesterschlägen endet. Es handelt sich also eigentlich um einen dreiviertelstündigen Musik-"Block".


    Zu Akses' Tonsprache: wie gesagt, man hört die türkische Herkunft deutlich heraus. Akses verwendet üppige Orchesterfarben, weitestgehend tonale Harmonien (sonderlich modern ist das Werk für seine Entstehungszeit nicht), manchmal mag man vielleicht an Chatschaturjan denken. Die Grundhaltung ist eher dunkel und dramatisch, sehr ausdrucksstark. Das Konzert wirkt wie eine große orientalische Rhapsodie. Akses schreibt oft recht dicht und vielstimmig. Da ich mich mit türkischer Musik bisher nicht auskenne, fällt es mir naturgemäß schwer, Parallelen zu ziehen.


    Zur Einspielung: es handelt sich hier um einen Live-Mitschnitt eines Konzertes aus dem Jahre 2000. Das merkt man teilweise, zumal es sich um ein großangelegtes, den Musikern wahrscheinlich bis dahin unbekanntes Werk handelt. So sind eben hin und wieder gewisse Abstimmungsprobleme zu konstatieren, auch die dichten Tutti wirken mitunter wenig durchhörbar. Zudem hat der Solist (v.a. bei den Doppelgriffpassagen) zum Teil intonatorische Probleme. Am gelungensten ist das Adagio.


    Insgesamt aber trotz dieser Mängel eine empfehlenswerte Produktion, das Werk ist für mich eine interessante Entdeckung. Ich würde ja gerne noch mehr Werke dieses Komponisten kennen lernen, aber der CD-Markt gibt derzeit nichts her.


    Viele Grüße
    Holger

  • Zitat

    Ich meine, wer kennt sonst schon das Violinkonzert von Roslavets


    Interessantes Konzert, leider sind bei meiner CD, der Aufnahme mit Tatjana Grindenko, die Stereokanäle vertauscht-dies hällt mich leider davon ab, mich näher mit dem Konzert zu beschäftigen-so etwas kann ich nicht ertragen.


    Ist schon mal Robert Farnon's Rhapsody für Violine und Orchester genannt worden?
    Ich liebe dieses Werk und besitze zwei Einspielungen mit Raymond Cohen auf LP und CD sowie eine mit Steven Staryk auf CD.
    Sehr romantisch und süffig orchestriert.
    Bei mir ein Dauerbrenner :]


    LG,
    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Interessantes Konzert, leider sind bei meiner CD, der Aufnahme mit Tatjana Grindenko, die Stereokanäle vertauscht-dies hällt mich leider davon ab, mich näher mit dem Konzert zu beschäftigen-so etwas kann ich nicht ertragen.


    einfach mit einem passenden Soundprogramm die Kanäle umtauschen und auf CD brennen. Ich sehe mich oft noch zu ganz anderen Eingriffen veranlaßt.


    Gruß, Khampan

  • Angeregt durch diesen langen und schönen Thread habe auch ich meine CD-Sammlung nach Violinkonzerten aus dem 20. Jahrhundert durchgestöbert und bin dabei auf ein Werk des schwedischen Komponisten Hilding Rosenberg (1892 - 1985) gestoßen.


    Rosenbergs Violinkonzert Nr. 2 stammt aus dem Jahr 1952. In den späten 80er Jahren erschien eine CD bei CAPRICE. Ich hatte mir damals die Aufnahme gekauft, aber ich konnte dem Stück nicht viel abgewinnen, wahrscheinlich weil ich eingängige Themen vermisst habe.


    Nach fast 20 Jahren habe ich mir heute die Aufnahme wieder einmal angehört (wie gesagt Dank dieses Threads), und sie gefällt mir heute viel besser als damals. Das Konzert klingt sperrig und teilweise sehr extrovertiert. Es zwingt daher zum aufmerksamen Zuhören. Meiner Meinung nach kann man dem Konzert sogar seine skandinavische Herkunft anhören (bisweilen schimmert für mich ein wenig Sibelius durch). Besonders der Schlusssatz ist wahnwitzig virtous.


    Es gehört vielleicht nicht zu bedeutendsten Violinkonzerten des 20. Jahrhunderts, aber ich muss meine bisherige Meinung revidieren und kann nur empfehlen, einmal reinzuhören.


    Viele Grüße
    Frank

  • Es ist schon erstaunlich, wenn ich hier die verschiedenen Einschätzungen der User lese. Zum einen solche Menschen, die für mich sperrige Stücke wunderschön und ergreifend finden, und wiederum andere, die meinen Ohren nach eingängige Werke (für was ich bis jetzt das Rosenberg Violinkonzert Nr.2 gehalten hatte) sperrig finden. So unterschiedlich kann man das also hören...


    Ich persönlich empfinde das Rosenberg Konzert Nr.2 als eingängiges, hörenswertes Stück, aber sicherlich kein Meilenstein der Musikgeschichte. Aber immerhin noch so gut, dass ich mir eine 3-CD-Box (ich glaube es war auch bei Caprice) mit historischen Aufnahmen von Rosenberg Werken für nicht ganz wenig Geld gekauft habe, da dort auch das Konzert Nr.1 enthalten ist. Das wiederum ist eine Enttäuschung. Schade. (Dafür ist auf einer CD auch die Symphonie Nr.3 (oder so) für Rezitator und Orchester, und das wiederum ist ein spektakuläres Werk! Aber das gehört zu einem anderen Thread)

  • Zitat

    Original von van Rossum
    So unterschiedlich kann man das also hören...


    Möglicherweise sprechen wir von verschiedenen Einspielungen. Die von mir erwähnte CD enthält eine Aufnahme aus dem Jahr 1981. Solist ist Leon Spierer, Dirigent Arvid Jansons.
    Diese CD enthält übrigens auch ein hübsches Violinkonzert von Lille Bror Söderlundh (1912-1957).


    Viele Grüße
    Frank

  • Eigendlich verwunderlich warum man hier bei TAMINO so wenig über Martinu hört und ließt !???!



    Bohuslav Martinu (1890-1959)ist ein teschichischer Komponist der in der Nachfolge Dvorak´s und Zeitgenosse von Janacek ist und in seinen Kompositionen einen unverwechselbaren eigenen vom Impressionismus beinflußten Stil hat.
    Für seine Zeit hat Martinu wesentlich moderner wirkende Werke geschrieben, als viele seiner Zeitgenossen. Es ist keine angepaßte Musik.
    Der von mir eingestellte Thread über sein Doppelkonzert, für Klavier Pauken und 2Streichorchester (1938)blieb bis heute unbeantwortet. Ein Werk, das ich zu den interessantesten Werken des 20.Jhd. zählen würde.


    Die Violinkonzerte Nr.1 und 2 sind wichtige und wirklich hörenswerte Dokumente dieser Sparte.



    Violinkonzerte Nr. 1 & 2;
    Rhapsody-Concerto f. Viola & Orchester

    Josef Suk, Tschechische Philharmonie, Vaclav Neumann
    Supraphon, 1973 ADD


    Es dürfte kaum bessere und autentischere Aufnahmen dieser Konzerte geben als unter Josef Suk.
    Das Violinkonzert Nr.1 (1931/32) ist auf dem Postwege abhanden gekommen, sodaß Martinu es selber nie gehört hat.
    Es wurde 1970 von Josef Suk mit dem Chicago SO unter Georg Solti zum ersten mal aufgeführt.


    Das Violinkonzert Nr.2 (1943) hatte einen besseren Start und gehört mit Martinus Doppelkonzert zu seinen beliebtesten Werken.
    Es wurde mit J. Suk / Boston SO / Serge Kussewitzky uraufgeführt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Ich "gestehe" hiermit, daß ich ein großer Fan von Martinus Musik bin !
    Habe ebenfalls die Aufnahme mit Josef Suk, sie ist fantastisch !


    ...eine Musik, bei der einem niemals langweilig wird; erfüllt von Leben und Energie !

    Gruß,


    Michael

  • Hi!


    Kann es sein, das martinu auch ein klaviertrio geschrieben hat ?


    Ich entsinne mich, einmal eines gespielt zu haben ?(


    LG florian


    :hello:

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."

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