Eine Entwicklung zu einzigartiger Größe - Die Streichquartette von Antonin Dvorák

  • Ausgehend von einer Box mit dem Prager Streichquartett, das in den 70er Jahren eine Gesamtaufnahme vornahm, liegen folgende Werke von Antonín Dvorák für Streichquartett vor (B. bezieht sich auf das Werkverzeichnis von Jarmil Burghauser):


    Streichquartett Nr. 1 A-Dur op. 2 B. 8 (März 1862, 48 ½ Minuten)


    Streichquartett Nr. 2 B-Dur B. 17 (um 1869/70, 49 ½ Minuten)


    Streichquartett Nr. 3 D-Dur B. 18 (um 1869/70, fast 70 Minuten)


    Streichquartett Nr. 4 e-Moll B. 19 (um Dezember 1870, fast 36 Minuten)


    Streichquartett Nr. 5 f-Moll op. 9 B. 37 (September/Oktober 1873, 33 ½ Minuten)


    Quartettsatz a-Moll (um 1873, 6 ½ Minuten)


    Streichquartett Nr. 6 a-Moll op. 12 B. 40 (November/Dezember 1873, fast 32 Minuten)


    Streichquartett Nr. 7 a-Moll op. 16 B. 45 (September 1874, 29 ½ Minuten)


    Streichquartett Nr. 8 E-Dur op. 80 B. 57 (Jänner/Februar 1876, knapp über 27 Minuten)


    Streichquartett Nr. 9 d-Moll op. 34 B. 75 (Dezember 1877, 34 ½ Minuten)


    Streichquartett Nr. 10 Es-Dur op. 51 B. 92 (Dezember 1878-März 1879, 31 ½ Minuten)


    Zwei Walzer op. 54 B. 105 (um Februar 1880, 7 Minuten)


    Streichquartett in F-Dur B. 120 (Fragment) (Oktober 1881, 9 Minuten)


    Streichquartett Nr. 11 C-Dur op. 61 B. 121 (Oktober/November 1881, 39 Minuten)


    Zypressen B. 152 (April/Mai 1887, 39 Minuten)


    Streichquartett Nr. 12 F-Dur op. 96 B. 179 “Amerikanisches Quartett” (Juni 1893, 24 ½ Minuten)
    Tamino Klassikforum Link:
    Dvorak, Antonin: Streichquartett Nr 12 op 96 "Amerikanisches"


    Streichquartett Nr. 13 G-Dur op. 106 B. 192 (November/Dezember 1895, knapp über 37 Minuten)


    Streichquartett Nr. 14 As-Dur op. 105 B. 193 (März-Dezember 1895, fast 32 Minuten)
    Tamino Klassikforum Link:
    Dvorak: Die zwei letzten Streichquartette op.105 und op.106



    Ich versteige mich gerne schwärmerisch zur Formulierung, nach dem Durchhören dieser neun CDs (DGG Collectors Edition Box 463 165-2), eingespielt zwischen Dezember 1973 und April 1977 in Prag (Narodní dom Žižkov), sowohl kompositorisch als auch aufnahmegeschichtlich sicher etwas ganz Großes, in der Musikgeschichte Einmaliges gehört zu haben. Es widerstrebt mir, allzu viel ins Detail zu gehen, da sich die Größe der gehörten Musik für mein Empfinden einer verbalen Analyse vielfach ob ihrer Genialität, die für sich selbst spricht, verschließt. Ich lausche ihr staunend und immens bereichert und es gelingt mir dabei öfter als bei anderer Musik, das Denken zu vergessen und mich ganz der Musik an sich hinzugeben.


    Es ist zuallererst das kompositorische Talent, die Erfindungsgabe dieses Antonín Dvorák, die für diese Musik einnimmt. Sicher, er baut auf die klassische Viersätzigkeit auf, meist ein schneller erster Satz, manchmal mit langsamer Einleitung, die Binnensätze einer langsam, einer Scherzo, und dann das rasche Finale. Doch nichts ist Konvention. Schon die Entwicklung fasziniert, wie Dvorák bis zum achten Quartett hin aus einer unerschöpflichen Fülle an Ideen und kompositorischer Kompositionskunst heraus seinen Weg sucht und findet, um ihn mit einfach nur grandiosen Meisterwerken zu krönen.


    Im zweiten Satz des ersten Quartetts (Adagio affetuoso ed appassionato) sowie in dessen Trio des dritten Satzes mag man das Vorbild Schuberts durchhören, im ganzen zweiten Quartett die ungemeine Leidenschaft der Musik bewundern, das fließende Element des dritten Quartetts macht die 70 Minuten Spieldauer keineswegs langatmig, das dreisätzige vierte Quartett, in dem die Sätze direkt ineinander übergehen, wirkt auf mich wie ein großes dramatisches Gedicht, im fünften Quartett kristallisiert sich dann doch dieser eigenständige, kontrastive, inspirierte, vielfach tschechisch-wehmütige Stil heraus, im sechsten hebe ich jetzt einmal den dritten Satz hervor, ein großartig expressives Poco adagio (der Quartettsatz a-Moll gehörte ursprünglich auch zu diesem Werk), und im siebenten Quartett fällt der „flügelschlagende Bauerntanz“ des dritten Satzes auf - Momentaufnahmen zwischen all dem elegischen, dramatischen, innigen, fließenden Geschehen, ein Satz inspirierter als der andere.


    In den sieben Meisterwerken ab dem achten Streichquartett ist der Personalstil vollkommen ausgeprägt – was für Stimmengeflechte, was für Rhythmen, und dann natürlich das slawische Element! Nach dem achten Quartett (was für ein zweiter Satz, ein Andante con moto!) staune ich, dass mit dem neunten, Johannes Brahms gewidmet, noch eine Steigerung möglich ist – mit der sanftem Wehmut im Geschehen und mit dem wunderbar beseelt fließenden dritten Satz (Adagio). Und dann das zehnte Quartett, mit dem Dumka (Elegia)-Satz an zweiter Stelle (mit Vivace-Mittelteil) – eines schöner als das andere! Ich habe beim Anhören zu einzelnen Sätzen Notizen gemacht, aber ich finde es spannender, all diese genialen Sätze jedes Mal neu zu hören, als sich am Geschriebenen wie an einer Gedächtnisstütze festzuhalten. Die Verinnerlichung der beseelten, leidenschaftlichen Musik des elften Quartetts, die so wunderbar weiter gesanglich umgearbeiteten „Zypressen“-Lieder (ein ursprünglich 1865 komponierter Zyklus, jetzt zwölf großteils lyrische „Lieder für Streichquartett“), das so ungemein positiv gestimmte, mit seiner Pentatonik „amerikanisch“ anmutende zwölfte Quartett (Dvoráks kürzestes Werk für diese Gattung), und dann das für mich allergrößte Streichquartett Dvoráks, das dreizehnte – eine Bejahung des Seins schlechthin, in höchster kompositorischer Reife, inspiriert und kunstvoll, allein dieser große Adagiosatz an zweiter Stelle, traumhaft schöne Musik! Dvoráks letztes Streichquartett ist dann reif wie das vorige, das zupackend-musikantische Finale schließt eine Werkreihe ab, die für den Rest meines Lebens sicher zu den schönsten Hörerfahrungen für mich zählen wird.


    Das Prager Streichquartett ist hörbar ganz zu Hause in dieser Musik. Da fließt Herzblut, da wird mit Leidenschaft, mit innerster Anteilnahme musiziert, auf allerhöchstem Niveau. Es schreibt sich ja so leicht und salopp, aber bedenkt man die Verantwortung dem Werk und der Hörerschaft gegenüber, sind für mich Projekte wie so eine Gesamtaufnahme wahre Großtaten der Menschheit.


    Die Aufnahme des Prager Streichquartetts bietet als wertvolle Ergänzungen neben den 14 Streichquartetten und den „Zypressen“ auch den Quartettsatz a-Moll, ein Fragment in F-Dur und zwei herrlich slawische Walzer an.



    Das „Amerikanische Quartett“ (aufgenommen im Februar 1986 im Großen Saal des Mozarteums in Salzburg) und die Nummern 1, 2, 5, 9 und 11 aus den „Zypressen“ (aufgenommen im Zentralsaal von Bamberg im Juni 1986) finden sich auch auf einer CD, die das Hagen Quartett (damals noch mit Annette Bik, 2. Violine) 1987 veröffentlicht hat (DGG 419 601-2). Der Unterschied zum Prager Streichquartett streicht die Qualität des Hagen Quartetts brillant heraus, offenbart aber auch, dass man als Hörer dieses Quartetts einmal mehr bereit sein sollte, eine gewisse „sensationell ausbalancierte Überlegenheit“ der Musik gegenüber zu akzeptieren, die schärfere Akzentuierungen bietet, vielfach strenger, unerbittlicher erscheint, aber auch Dimensionen offenbart, die man beim Prager Streichquartett, das so wunderbar „ganz drin“ ist in der Musik, nicht so hört. Da wird das fünfte „Zypressen“ Lied „Im Buch verwahrt, der alte Brief“ fast zu einer Opernarie, und da schafft die differenzierte Feingliedrigkeit im zweiten Satz des op. 96 eine irisierend spannende Gefährlichkeit. Das ist auch wieder einmalig und beweist einmal mehr, dass es keine einzige Wahrheit der Musik gibt, sondern nur viele Möglichkeiten, die man für sich als durchaus gültig akzeptieren kann, so verschieden sie sich auch anhören.


    Vielleicht gibt es völlig andere, divergierende Hörerfahrungen, ich finde auf jeden Fall, der Kosmos der Streichquartette dieses großen Komponisten sollte in seiner Gesamtheit einen Platz in diesem Forum haben.


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Hallo, Alexander!


    Danke für die Statistik und die kleinen Analysen!


    Ich besitze die offensichtlich vergriffene Brilliant-Gesamtaufnahme (10 CDs) mit dem Stamitz-Quartett, die meinen Ansprüchen durchaus genügt.


    Die Entwicklung bei Dvorak ist unverkennbar von einer unausgereiften und (meines Erachtens) doch recht hypertrophen Tonsprache in dem extrem umfangreichen D-Dur-Quartett hin zu der Handvoll gänzlich unverwechselbarer Spätwerke. Mit dem schwärmerischen op. 51 würde ich diese Reihe beginnen lassen.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ich würde die Reihe mit dem Quartett op. 80 beginnen, dem die Quartette op. 34 und op. 51 folgen. dann die herrlichen Quartette op.61 und natürlich op. 96 und dann noch die Gipfelpunkte op 106 und op. 105. Das sind alles großartige bewunderungswürdige Meisterwerke europäischer Streichquartett-Komposition.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo!


    Ich habe auch die Gesamtaufnahme mit dem Stamitz-Quartett bei Brilliant Classics und bin doch eher enttäuscht davon. Von einer preisgekrönten Aufnahme (denn das ist sie wohl) hätte ich mir mehr erwartet. Mir gefallen fast alle Einzelaufnahmen von Dvorak-Quartetten, die ich kenne, besser. Ich würde sie mir heute nicht mehr kaufen.


    Innerhalb der Werke sehe zumindest ich enorme Gefälle in Bedeutung und Niveau der Werke.
    Bei den frühen Streichquartetten muß ich mich zum Zuhören zwingen, sie sind IMO langweilig und langatmig (betrifft nicht nur das in dieser Hinsicht allerdings besonders herausragende 70minütige D-dur-Quartett).
    Die letzten drei Quartette hingegen sind IMO der Gipfel der Quartettkompositionskunst nach 1828.
    Auch noch sehr gerne höre ich op. 51 Es-dur.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Die Qualitäten der frühen Quartette von Dvorak werden offensichtlich sehr unterschiedlich eingeschätzt. Während der Thread-Eröffner Werbung für alle Werke macht, scheinen die meisten Nachredner die letzten 6-7 für ausreichend zu halten. Ich muss zugeben, mich mit dieser Frage noch gar nicht beschäftigt zu haben. Ich kenne eigentlich nur die letzten drei op. 96, op. 105 und op. 106. Über deren stellare Qualitäten muss man nicht streiten. Da inzwischen die vierte Gesamteinspielung auf uns zukommt und da ich dem Buch über das Vogler Quartett entnommen habe, dass es auch bei den frühen Quartetten etwas zu entdecken gibt, werde ich mich in den kommenden Woche mal diesen zuwenden.
    Mir stehen dazu zwei GA zur Verfügung, die in Beitrag 1 erwähnte mit dem Prager Streichquartett (als Vinylinkarnation) und die in Beitrag 4 erwähnte mit dem Stamitz Quartett. Die Aufnahme mit dem Panocha Quartett wird allseits sehr gelobt, aber die scheint hier keiner zu kennen. Die kommende mit dem Vogler Quartett besteht erst aus 2 Doppel-CDs.

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  • Zu meiner Überraschung und Schande muß ich gestehen, daß ich derzeit nur einige einzel CDs von verschiedenen Formationen in meiner Sammlung habe - irgendwann muß das Thema meinem Bewusstsein entglitten sein. ich besitze 2 Einzel CDs mit dem Talich-Quartett, sowie 3 mit dem Vlach Quartett Prag, 1 mit dem Hagen Quartett, sowie eine Doppel CD mit dem Volgkwe Qartett. Letztere werde ich voraussichtlich bis zum Ende ergänzen. Da dies aber ein Langzeit-Projekt zu sein schein, werde ich zuvor - vermutlich schon morgen - in Wien schauen, welche Folgen der Naxos-Serie mit dem Vlach Quartett derzeit verfügbar sind. Diese Budget-Aufnahmen wurden von der Presse durchwegs positiv beurteilt. Mal sehen....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Ich habe zwei Folgen mit dem (neuen) Vlach Quartett. Die sind ziemlich gut, sicher mehr als nur Lückenfüller. Die wohl besten Aufnahmen sind annähernd historische der 50er bis 70er Jahre mit dem Smetana-, Janacek- und dem (alten) Vlach Quartett (meistens Supraphon, drei oder vier Werke mit dem Janacek Quartett habe ich in einer DG-Box). Die sind aber nicht leicht zu kriegen und es wurden vermutlich auch längst nicht alle eingespielt.
    Das bekannteste außer den letzten dreien ist das Es-Dur op.51. Wenn ich recht erinnere, war ich auch von dem d-moll op.34 ziemlich angetan. An die anderen habe ich keine allzu genaue Erinnerung; selbst die relativ späten E-Dur und C-Dur, die ich häufiger gehört habe.



    Es sind sogar vier Quartette (und das Klavierquintett) enthalten: d-moll op.34, Es-Dur op.51, F-Dur op.96 und As-Dur op.105. Leider preislich wohl nur noch als Download attraktiv.


    Ich habe dann noch die Box mit dem Stamitz-Quartett, das G-Dur op.106 mit ABQ, Vlach (alt) und Artemis, das As-Dur mit Smetana(BBC), op.51/105 und 61/80 mit Vlach (Naxos) und noch ein paar "Amerikanische" (Hagen, Juilliard,...). Das langt mir eigentlich, auch wenn es bei Testament noch mehr mit dem Smetana Qt. gäbe. Die Brilliantbox war mal extrem billig, sonst hätte ich die nicht genommen, sondern den Rest mit Vlach/Naxos aufgefüllt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Das bekannteste außer den letzten dreien ist das Es-Dur op.51. Wenn ich recht erinnere, war ich auch von dem d-moll op.34 ziemlich angetan. An die anderen habe ich keine allzu genaue Erinnerung; selbst die relativ späten E-Dur und C-Dur, die ich häufiger gehört habe.


    Das op. 51 habe ich gerade gehört, ein sehr schönes Werk. Die alte Supraphon-Aufnahme von 1962 klingt immer noch hervorragend.


  • Die wohl besten Aufnahmen sind annähernd historische der 50er bis 70er Jahre mit dem Smetana-, Janacek- und dem (alten) Vlach Quartett (meistens Supraphon, drei oder vier Werke mit dem Janacek Quartett habe ich in einer DG-Box). Die sind aber nicht leicht zu kriegen und es wurden vermutlich auch längst nicht alle eingespielt.
    Das bekannteste außer den letzten dreien ist das Es-Dur op.51

    Das op. 51 habe ich gerade gehört, ein sehr schönes Werk


    Ja, dem kann ich nur zustimmen. Das Es-dur-Streichquartett op. 51 ist ein wunderbares Werk, und ich höre es von allen DVORAK-Streichquartetten am liebsten. DVORAK komponierte dieses 1879 in der überwiegend slawischen Periode seines Schaffens. Zuvor hatte er die Slawischen Rhapsodien op. 45 und die Slawischen Tänze op. 46 komponiert. Es entstand auf das Ersuchen des Geigers JEAN BECKER, der sich ausdrücklich ein slawisches Quartett wünschte. DVORAK komponierte das Werk innerhalb von 3 Monaten und verarbeitete in diesem stellenweise folkloristische Stilelemente. Besonders im 2. Satz wechseln sich schwermütige Stimmung und Ausgelassenheit eindrucksvoll ab.


    Die von mir präferierte Einspielung dieses Quartettes ist die durch das JANACEK-QUARTETT, benannt nach dem mährischen Komponisten, ein in jeder Hinsicht imponierendes Ensemble, das z. B. auch HAYDN-Quartette großartig interpretiert und eingespielt hat (Nr. 39, op. 33/3!!). Die vier Herren JIRI TRÁVNICEK, 1. Violine, ADOLF SYKORA, 2. Violine, JIRI KRATOCHVIL, Viola, und KAREL KRAFKA, Violoncello, spielen das Werk technisch brilliant, äußerst homogen und glutvoll, und man verspürt bei jedem Takt die Vertrautheit mit der Seele des Koponisten.


    com/watch?v=q5yGzooHnoI



    wok

  • Die Aufnahme mit dem Panocha Quartett wird allseits sehr gelobt, aber die scheint hier keiner zu kennen.


    Der Schein trügt … :baeh01:


    Besitze seit einiger Zeit die Gesamtaufnahme – bin jedoch erst zur Hälfte durch. Und ich bin froh, diese inzwischen mehrmals hören zu können.
    Es gibt hier noch einige Forianer, die diese Aufnahmen besitzen …


    Jedoch der Meinung, dass die letzten 6-7 Quartette ausreichen, kann ich mich – leider – nicht anschließen. :no:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

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  • Ja, ich hätte es eigentlich wissen müssen - die frühen Streichquartette von Dvorak sind natürlich alles anderes als langweilige und langatmige Übungen eines Anfängers. Gleich das erste Werk des 21-jährigen von 1862 ist ein voll gültiges Werk, das Freude macht zu hören. Die Länge von fast 50 min ist natürlich für einen Erstling gewagt, aber ich fand es trotzdem kurzweilig. Es wird häufig geschrieben, dass dieses Werk noch stark an Schubert erinnert. Das mag für die Mittelsätze gelten, die Ecksätze klingen für mich aber schon wie Dvorak in statu nascendi. Eingänge dankbare Themen, gute Verarbeitung, einige Überraschungen, was will man mehr. Die Großzahl der sog. Kleinmeister hat nichts besseres für das Genre geschrieben. Ich habe heute die Aufnahme mit den Pragern gehört, Bretislav Novotny, Karel Pribyl, Lubomir Maly und Jan Sirc sind die vier musizierenden Herren und sie machen ihre Sache gut. :jubel: .

  • Anscheinend ist die laufende Einspielung des Vogler-Quartetts die fünfte Gesamtaufnahme; ich bin allerdings nicht sicher, ob es vielleicht schon in den 1960ern eine "gemischte" GA mit tschechischen Ensembles gegeben hat (meines Wissens wurden die ganz frühen Werke damals selbst in der Tschechoslowakei eher ignoriert). Mit dem Talich- und dem Prazak Quartett gibt es jeweils Nr. 10-15 (oder so).


    Prager Streichquartett (DG)
    Stamitz Quartett (Bayer Records/Brilliant)
    Panocha Quartett (Supraphon)
    (Neues) Vlach Quartett (Naxos)


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  • Ich bin eigentlich erst über diesen Thread ein zweites Mal zu den Streichquartetten Dvoraks gekommen. Meine Sammmlung wurde vorsischtig aufgestockt , die Komplettbox mit dem Stamitzquartett steht auf meiner Bestelliste für Mai, was bedeutet, daß sie - so noch lieferbar - sich in etwa ab 15 Mai in meiner Sammlung befindet. Inzwischen habe ich mir einiges von dem erneut angehört, was ich bereits besitze, und meine, daß die Geschichte von Dvoraks Streichquartetten interessanter und verworrener ist, als ich angenommen hatte. Das Streichquartett Nr 2, welches mit einer Spieldauer von ca 66-70 Minuten als das längste der Musikgeschichte gilt - zumindest fand ich dieses Attribut in der einschlägigen Literatur - habe ich bereits 2 mal gehört - und seine Länge doch akzeptiert - dazu mehr in jenem Bereich wo näher auf die einzelnen quartette eingegangen wird. Und hier kommt bereit meine Frage, wo ich bitte, es mögen sie vorzugsweise jene beantworten, die sich dann auch betiligen möchten: Sollen wir die einzelnen Quartette hier besprechen oder jedem einzelnen einen eigenen Thread widmen.
    Für den eigenen Tjread spräche eine bessere übersichtlichkeit, die einzelnen Quartette könnten in beliebiger Folge geschrieben und auf lange Zeit durch Mitglieder - auch künftige ergänzt werden. Dagegen spräche allerdings, daß es gut möglich - ja sogar wahrscheinlich wäre, daß die einzelenen Threads mangels Beteiligung nur sehr kurz ausfallen könnten.
    Alles in diesen Thread zu packen wäre naürlich bequemer, aber natürlich könnte man eine zeitliche Systematik von Nr 1-14 nicht realisieren, weil man ansonst keine zusätzlichen Beiträge in Zukunft mehr anfügen könnte ohne ins Chaos zu verfallen. In manchen Fällen ist das dennoch der bessere Weg, dann nämlich wenn es sich um Themen handelt, wo wenige Alternativaufnahmen am Markt existieren und wo auf für die Zukunft keine zu erwarten sind. Das ist aber hier sicher nicht zutreffend.....
    mfg aus Wien
    Alfred

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  • 10 Jahre Pause.


    In dieser Zeit hat sich die Frage: "Eigener Thread für jedes Quartett oder Sammelthread" von selbst beantwortet.;)

    Es scheint nicht genügend Interesse an Dvoraks Streichquartetten zu geben - oder aber sie sind zu "selbstverständlich", als daß man allzuviel schreiben könnte.

    So bleiben wir also hier in diesem Thread. Ich selbst habe in der Zwischenzeit keine Gesamtaufnahmebox gekauft, aber einzelne Ausgaben, die zumeist noch ungespielt und originalverpackt gestapelt sind. Ich werde sie nun nach und nach abhören und dann der Sammlung einverleiben.

    Ich finde übrigens, daß der unverwechselbare Dvorak-Ton sich durch ALLE Quartette zieht.

    EIN Problems Dvoraks mag sein, daß alles am "Amerikanischen Quartett" und an der Sinfonie "Aus der neuen Welt" gemessen werden, so als hätte er nur diese beiden Werke geschrieben.

    Und als Pointe darf ich hier noch eine Berichtigung anfügen. Während ich hier noch schreibe und zwischendurch meine Bestände überprüfe, finde ich völlig überraschend DOCH eine Gesamtaufnahme aller Dvorak-Streichquartette nämlich die hier gezeigte mit dem Stamitz Quartett (noch originalversiegelt)

    Dazu ist zu sagen, daß meine Dvorak CD-Sammlng nunch wirklich klein ist, aber ich habe von überal etwas, oft doppelt, dreifach oder vierfach.

    Ungeachtet dessen werde ich -im Laufe des Jahres die einzelnen Quartette der Brilliant-Box - nach und nach anhören

    Und noch eine Überraschung: BRILLIANT CLASSICS hat die Box mit den Streichquartetten (Stamitz Quartett) ERNEUT aufgelegt - mit anderem Coverbild.

    Links die alte Box, die ich besitze, rechts die Neuauflage.

    Es handelt sich um die gleiche Aufnahmeserie, eine Lizenzausgabe von Bayer Records (1987/1993)


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Einige Zwischenbemerkungen:

    Die Aufnahme der Streichquartette für Naxos mit dem Vlack Quartett Prag ist bestimmt eine gute Aufnahme , indes gebe ich der IMO weicheren und "gefälligeren" Aufnahme des Stamitz Quartetts (Bayer/BRILLIANT den Vorzug. Ist aber eher subjektiv als eindeutig, das Vlach Quartet hat dagegen stellenweise mehr Biss und Contour.

    Abgesehen davon ist die Naxos-Aufnahme IMO nicht mehr preislich konkurrenzfähig, als ich einzelne CDs der Serie erwarb, kosteten sie die Hälfte....

    Andere Editionen indes wurden im gleichen Zeitraum immer wieder günstiger angeboten. Siehe cpo mit dem Vogler Quartett.(kpl. 29,99) Meine persönliche Empfehlung git indes dem Stamitz Quartett. Brilliant ist sich offensichtlich bewusst, welchen Schatz sie sich da eingefangen haben und verlangen derzeit für die Box 47,99 Euro (derzeit nur ein Stück auf Lager !!) - nur übertroffen vom Panocha Quartet (€ 59,99) - inzwischen auch schon ein Klassiker aus den ersten Tagen der Digitaltechnik.

    Der Harenberg Kammermusikiführer war mir eine große Hilfe. Er schätzt offenbar Dvorak sehr hoch ein, denn jedes Quartett (und auch andere Kammermusikwerke) wird ausführlich besprochen. Hier mal ein verdientes Lob von meiner Seite.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Antonin DVORAK: Streichquartett Nr. 1 in A-dur op. 2


    Das erste Quartett von Dvorak wurde um 1862 komponiert und - Dvorak berichtet 1885 darüber - im kleinen Kreis von Freunden uraufgeführt (der Zeitpunkt ist indes unbekannt). Die offizielle Uraufführung fand indes erst - nach einer Revision con 1887 - 1888 statt. der Erstdruck erfolgte indes erst 1948.

    Der Harenberg weist darauf hin, daß Dvorak "das Hauptthema des 1. Satzes fast wörtlich in sein Cellokonzert in A-Dur übernommen hat.

    Es wird gelegentlich drauf hingewesen, daß Beethoven und Schubert dieses Werk beeiinflusst han könnten, Dvorak selber aber bekennt sich zu Mendelssohn als Vorbild. Anders als andere Werke Dvoraks die er in seiner Jugend geschrieben hat, ist dieses der Vernichtung entgangen.

    Die Sätze:

    1) Andante- Allegro

    2) Andante affetuoso ed appassionato

    3 Sallegro scherzando

    4) Allegro animato


    Die Streichquartette mit den niedrigen Nummern wurden - wie bei vielen andern Komponisten -relativ selten Augenommen und seind hauptsächlich in Gesamtaufnahmen verfügbar.

    Hier eine wunderbare Aufnahme des 1. Satze des Quartetts Nr 1

    Hätten eine Chance auf einen Spitzenplatz - aber -

    - typischerweise bereits gestrichen


    mfg aus Wien

    Alfred



    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 6.600

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  • Antonin DVORAK: Streichquartett Nr. 2 in B-dur ohne Opuszahl


    Das Streichquartett Nr. 2 verdankt sein Überleben einem Zufall, denn es gehört zu jenen Jugendwerken, welche Dvorak vernichtet hat.

    Er vernichtete zwar das Autograph, aber die einzelnen Stimmen - verteilt auf verschiedene Standorte - wurden aufgefunden. Das erschwert die zeitliche Einordnung der Entstehung, man geht aber davon aus, daß es so um 1868/69 gewesen sein muß. Eine weitere Theorie besagt, daß Dvorak das Quartett quasi als Fingerübung für die Zukunft betrachtet hat - und nicht als komplettes Werk. An Hand der Anfang des 20. Jahhunderts gefundenen Stimmen konnte es wieder hergestellt werden und 1962 (!!) ging es dann erstmals in Druck.

    Es wird Wagners Einfluss auf das Werk behauptet.

    Foto von antonin Dvorak 1868


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Antonin DVORAK: Streichquartett Nr. 3 in B-dur ohne Opuszahl


    Das Streichquartett Nr. 3 zählt ebenso wie sein Vorgänger -und die folgende Nr 4 zu jenen Werken, wo Dvorak die Autograph vernichtete, aber vergass die Einzelstimmen ebenfalls zu zerstören. Das Streichquartett Nr 3 ist mit eine Länge von über 70 Minuten nicht nur Dvoraks längstes Streichquartett, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit das längste Streichquartett überhaupt. Auch hier wird immer wieder Dvoraks Wagner-Begeisterung erwähnt und, daß man die angeblich heraushören kann.Tatsächlich ist das Stück aber monumental und etwas spröde, Dvorak wird gewusst haben, warum er es vernichten wollte.

    Bei den frühen Streichquartetten muß ich mich zum Zuhören zwingen, sie sind IMO langweilig und langatmig (betrifft nicht nur das in dieser Hinsicht allerdings besonders herausragende 70minütige D-dur-Quartett).

    Das passt ja dann ganz gut ins Gesamtbild. Persönlich würde ich sagen, das beruht auf der Erwartungshaltung, die sich durch Dvoraks "Amerikanisches Quartett" und zeitnahes andere entwickelt hat. Dementsprechend groß ist dann die Enttäuschung.

    Der genaue Zeitpunkt der Enstehung ist unbekannt, allerdings muss es zwischen 1868 und 1870 gewesen sein.

    Gedruckt wurde das Quartett erstmals 1964, die offizielle Uraufführunge war 1869 am Rudolfinum in Prag

    Die erste Aufnahme 1976 produzierte die Deutsche Grammophon mit dem Prager Streichquartett


    mfg aus Wien

    Alfred


    Viele der Fakten entnahm ich der engllischsprachigen WIKIPEDIA - eine deutsche gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht.

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  • Antonin DVORAK: Streichquartett Nr. 4 in e -moll ohne Opuszahl


    Es ist schon einigermaßen mühsam sich in dem Gewirr von Bezeichnungen zurechtzufunden. Dieses Streichquartett - mit der Nr 4 hat eigentlich keine Opuszahl. Es ist eines jener 3 Streichquartette von denen Dvorak glaubte, er habe sie zerstört. Im Booklet der Box mit dem Stamitz Quartett

    scheint es als op 10 auf, was schon deshalb nicht stimmen kann, weil die Sinfonie Nr 3 diese Opuszahl zugewiesen bekommen hat. Es gibt noch ein Werkeverzeichnis von Jarmil Burghauser. Demnach hätte das Quartett Nr 4 die Bezeichnung B19. Aber Schallplattenfirmen negieren mit Genuss solche Werkverzeichnisse. Die Bedeutung dieses Quartetts wurde und wird scheinbar als sehr gering eingestuft. Es gibt keinen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag

    und wurde erstmals 1976 für Deutsche Grammophon auf Platte aufgenommen - hingegen die erste öffentliche Aufführung vor Publikum erfolgte später, nämlich 1990 durch das Martinu Quartet in Prag.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Antonin DVORAK: Streichquartett Nr. 5 in f - moll op. 9 (B37)


    So - Mal zur Abwechslung ein Hinweis auf eine andere Gesamtaufnahme (cpo -Vogler Quertett)

    Hier nun ein paar Fakten zum Streichquartett Nr 5.

    Es entstand 1873. Dvorak verlässt hier die Phase der Experimente und auch der Einfluß von Wagner und Liszt ist nicht mehr vorhanden.

    Es gibt Ansätze zu einem slawischen Stil (vor allem im Finalsatz) der eine Ahnung auf die späten Werke vermittelt.

    Das Quartett wurde vom Bennewitz Quartett zwar ins Programm genommen, dann aber "wegen Fehlen eines Quartettstils" nicht gespielt.

    Dvorak reagierte wütend und riss die Titelseite aus der Partitur (vermutlich war drauf eine Widmung für Antonin Bennewitz ?) Auch hier ist die Originalpartitur verloren gegangen, 1929 wurde sie von Günther Raphael rekonstruiert und 1930 in Prag durch das Quartett Kramác uraufgeführt.


    Hier eine Aufzeichnung mit dem Sullican Quartet (2022)

    das heute auch schon wieder in einer anderen Besetzung spielt.


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



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  • Antonin DVORAK: Streichquartett Nr. 6 in a-moll op. 12 (B40)


    Entstanden ist das Werk im November /Dezember 1873.Bald darauf begann Dvorak damit, das Werk zu revisionieren, verlor aber bald das Interesse daran und schloss diese Fassung nie ab. Mann könnte annehmen, halbfertige und korrigierte Werke seien eine Dömäne Schuberts - und in gewisser Hinsicht auch Bruckners - gewesen, aber auch bei Dvorak finden wir eine Menge solcher Werke: Halbfertig, revidisioniert, fast vernichtet und dann restauriert - irgendein Verfasser vermutet daß es einige Frühwerke gab, die überhaupt nicht überlebt haben.Die Uraufführung des Quartetts Nr 6 erfolgte 1888 Das Streichquartett Nr 6 wurde schliesslich von Jarmil Burghauser (1921-1997) in die viersätzige Form gebracht. Diese Version wurde erstmal 1977 in der Gesamtaufnahme für die deutsche Grammophon verwendet. Eigentlich unverständlich, daß sie gestrichen ist, denn sie ist in vielerlei Hinsicht ein Stück Musikgeschichte. Dennoch -Es fehlten einige Passagen, die dann von Burghauser ergänzt wurden - diese endgültige Form wurde erstmals 1982 ebenso von ihm erstellt und 1990 in Prag vom Kocian Quartett aufgeführt.

    Harenberg bezeichnet diese Version als seriös un plausibel - aber nicht als authentisch (Es gibt keine wirklich authentische Verion, weder "original" (einsätzig) noch revisioniert. Bei der ersten Revision entfernte Dvorak einige Stellen der Originalpartitur und liess dann aber die Revision unvollendet.

    Burghauser war Komponist, Musikwissenschafter und Mitherausgeber des Werkverzeichnisse von Dvorak (siehe die B Nummern)

    Das Quartett Nr 6 verwendet erstmals jene typisch böhmische Tonsprache, die wir an Dvorak so lieben. Allerdings gibt es wieder leichte Einflüsse des neudeutsch Stils, den man im Quartett Nr 5 bereits überwunden glaubte.

    Musikkritiker tun sich mit der Bewertung des Stücks offenbar schwer, weswegen WIKIPEDIA insgesamt nur in 4 Sprachen zu deisem Werk exitiert: Deutsch und Tschechisch sind nicht dabei.....


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 6.900

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  • Antonin DVORAK: Streichquartett Nr. 7 in a-moll op. 16 (B45)


    Das Streichquartett op. 16 schrieb Dvorak im September 1874 innerhalb von nur 10 Tagen. Er widmete es dem Dirigenten Ludevit Procházka (1837-1888) Es wurde im Juni 1875 im kleinen Kreis ("Verein junger Musiker, Prag) erstmals gespielt und im Dezember 1878 durch das Bennewitz-Quartett offiziell uraufgeführt, jenes Bennewitz Quartett, welcher abgelehnt hatte Opus 9 zu spielen. Auch wenn dieses Quartett noch nocht in vollem Umfand den "echten" Dvorak repräsentiert, ich fand es stellenweise lieblich, stellenweise witzig und originell (3. Satz) und mir hat es sehr gut gefallen.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Antonin DVORAK: Streichquartett Nr. 8 in E-dur op. 80 (B57)


    Das Konzert Nr 8 komponierte Dvorak im Jänner/Februar 1876. Es trug zuerst die Opuszahl 27, wurde dann aber gegen den Willen des Komponisten von dessen Verleger Simrock 1888 unter der Opuszahl 80 veröffentlicht. Dies war ein Kunstkniff des Verlegers, der dadurch vertuschen wollte, daß die Komposition bereits 12 Jahre alt war. Eine brandneue Veröffentlichung hatte bessere Absatzchancen.

    Die Uraufführung fand lt. englischer Wikipedia 1890 durch das Joachim Quartett in Berlin statt, aber andere Qullen widersprechen und vermuten, die Aufführung im gleichen Jahr durch das amerikanische Kneisel Quartett in Bosten, könne möglicherweise ein paar Tage früher gewesen sein. Eindeutig ist das nicht mehr feststellbar. Wärend Simrock 1878 an dem Quartett etliches auszusetzen hatte (vermutlich um den Preis zu drücken) war es 1890 ein triumphaler Erfolg, ein Werk um daß sich viele renommierte Quartette gradezu rissen. Auffallend daran ist ein düsterer Grundton mit chromatischen Färbungen.-Zumindest wird das so beschrieben.

    Persönlich empfand ich das Werk nicht als düster oder traurig, sondern im Grundton eher sehnsüchtig, melancholisch verträumt. Der 4. Satz steht dazu in starkem Kontrast. Kein Wunder dass das 1890 alle namhaften Quartette ins Programm nahmen....


    mfg aus Wien

    Alfred

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