Hallo,
Ja es ist richtig, ich will Euch zu richtigen Haydnerianern machen !!
Deshalb folgt heute wieder ein Werk aus seiner Feder.
Um es euch leicht zu machen, hab ich eines aus der "Londoner Periode" gewählt, welches auch jenen gefallen sollte, die mit dem "jungen Haydn" wenig anzufangen wissen.
Die Sinfonie Nr 103 in Es Dur "Mit dem Paukenwirbel" ("Drumm roll ")verdankt ihren Namen dem Paukensolo, das den Beginn dieser Sinfonie so charakteristisch gestaltet, und welches gegen Ende des ersten Satzes quasi als Abschluß wiederholt wird.
Schon allein die Gestaltung des "Paukenwirbels" auf verschiedenen Aufnahmen zeigt, wie groß die Bandbreite für Interpretation durch das Notenmaterial gelassen wird, manchmal hat man bei zwei verschiedenen Lesarten Zweifel, ob es denn doch tatsächlich dasselbe Werk ist, daß das gespielt wird.
Wie wenig man Musik "beschreiben" kann zeigt sich besonders am 2. Satz. Manche sehen ihn als Trauermarsch (Sergiu Celibidache, Sandor Vegh), wobei es Vegh gelingt diese Lesart überzeugend rüberzubringen, Celibidache (im unmittelbaren Vergleich) jedoch trotz annähernd gleicher Spieldauer IMO nicht. Bei Jochum (meine Referenz *) ist in diesem Satz von Trauer nichts zu spüren, er ist auch wesentlich schneller, ebenso wie Abbado mit dem Chamber Orchestra of Europa. Bei Jochum gelingt jedoch das Geigensolo besser als bei Abbado, auch bei Vegh klingt es einfach betörend.
Haydn verwendete in dieser Sinfonie einige kroatische Tanzweisen, alles ist bis heute nicht völlig identifiziert, weil Haydn sie so sublimiert hat, daß eine Trennung des einen von anderen kaum möglich erscheint.
wunderschön auch der Beginn des letzten Satzes, der mit den Hörnern eröffnet, dem sich dann die Streicher zögernd anschließen...Die Sinfonie endet schließlich heiter und strahlend.
Die Jochum Aufnahme erwies sich einmal mehr als äusserst stabil. Damit meine ich, daß bei anderen Aufnahmen, die oft sehr interessante "Einzellösungen" anbieten, diese meist durch Verzicht auf Wahrung der Proportionen erkauft werden.
Jochum ist hier im besten Sinne "Klassisch"
Irgendwer hat neulich geschrieben diese DGG wäre klanglich nicht perfekt, das mag sein. Gemessen an den anderen mir zu Verfügung stehenden "Probanden" ist sie geradezu ein Klangwunder
Wer sich dafür interessiert, aber nicht wie anti und ich, "alle" Londoner unter Jochum haben möchte, für den hab ich folgendes in der Serie Eloquence gefunden:
Vorteil: Spottpreis
Nachteil: Kann dann nicht mehr mit weiterern Aufnahmen aus dieser Aufnahmeserie ergänzt werden, da es die nicht einzeln gibt.
Es gibt aber auch eine Box, wo sämtliche Londoner Sinfonioen unter Jochum (und soweit ich weiß zwei weitere) enthalten sind.
Grüße aus Wien
Alfred
Dieser Text wurde bereit an anderer Stelle veröffentlicht
unterliegt aber meinem Copyright Alfred Schmidt Wien 2004