Wieder so lustiges Beispiel für die bulgarische Namensgebung und ihre Adaptation im Westen. Ich lernte bei Stockhausen in Kürten mal eine sehr nette und kluge bulgarische Musikwissenschaftlerin kennen, die in Paris lebt mit dem Namen "Stoianowa" (sie ist mit dieser Sängerin wohl nicht verwandt.). Dann im Gespräch erwähnte ich die berühmte Philosophin Julia Kristeva. Darauf sie: "Das ist meine Schwester!" Das Geheimnis dieser Geschichte (wenn man eine Bulgarin als Ehefrau hat, weiß man das!
In Bulgarien gibt es immer einen doppelten Nachnamen. Die beiden Schwestern heißen mit vollem Nachnamen also eigentlich "Stoianowa Kristeva". Der erste Nachname wird gebildet aus dem Vornamen des Vaters (der heißt "Stoian" - ein männlicher Vorname!) - so ist es Tradition in Bulgarien. Der zweite Name ("Kristeva") ist der eigentliche Familienname. Um nicht beständig verwechselt zu werden, haben die beiden Schwestern jeweils die eine oder andere Hälfte ihres "eigentlichen" doppelten Namens gewählt. Westliche Ämter kann man mit dieser typisch bulgarischen Namensgebung zur Verzweiflung bringen - davon kann ich ein Lied singen! Diese Sängerin hat also (die, wie ich zu meiner Schande gestehe, bislang nicht kenne, Vesselina Kasarova dagegen ist mir natürlich ein Begriff!) Vaters Vornamen als alleinigen Nachnamen gewählt, mit dem sie identifiziert wird in der Musikwelt. Wie ist wohl ihr Familienname? Das weiß nur sie selbst!
Schöne Grüße
Holger