Anton Bruckner: 8. Sinfonie c-Moll - Das Mysterium


  • Diese Zeitangaben machen mich noch ganz irre. Meine CD mit Bruckners Achter, 1966 mit den Wiener Philharmonikern unter Georg Solti aufgenommen, ist diese. Aber irgendwie unterscheiden sich die Zeitangaben bzgl. der Track-Dauern:
    [1] 15:10 -- [2] 14:35 -- [3] 24:55 -- [4] 20:49
    Gibt es zwei Aufnahmen aus 1966 oder wird in Australien die Musik einfach schneller auf CD gebrannt? Oder schneiden die was weg?


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Lieber enkidu,


    du kannst die Zeiten selbst am PC oder CD-Spieler überprüfen. Ich habe das auch gemacht, als ich im Adagio merkte, dass es mehr als eine Minute länger war als angegeben. Und so habe ich die o. a. Zeiten herausgefunden:


    15:25-14:50-25:16-21:10 (76:41);


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Diese Zeitangaben machen mich noch ganz irre. Meine CD mit Bruckners Achter, 1966 mit den Wiener Philharmonikern unter Georg Solti aufgenommen, ist diese. Aber irgendwie unterscheiden sich die Zeitangaben bzgl. der Track-Dauern:
    [1] 15:10 -- [2] 14:35 -- [3] 24:55 -- [4] 20:49
    Gibt es zwei Aufnahmen aus 1966 oder wird in Australien die Musik einfach schneller auf CD gebrannt? Oder schneiden die was weg?


    Sind Deine Zeiten vom Computer / CD-Spieler ausgelesen oder vom Backcover der CD übernommen?


    Meine Spieldauern der mp3-Tracks entsprechen recht genau denen, die Willi angegeben hat, enthalten allerdings auch alle zum Schluß noch ein paar Sekunden Leerlauf. Eben dieser wird allerdings mal in der Tracklist des Tonträgers angegeben, mal auch nicht. Ohne Deine Ausgabe zu kennen würde ich da mal die Ursache der Verwirrung vermuten. :) Daß zwei Aufnahmen mit Solti und den Wienern aus dem Jahr 1966 existieren halte ich zumindest für ausgeschlossen.


    Ein Vergleich der Aufnahme-Daten schafft da evtl. letzte Klarheit. Bei mir (Ovation-Vorgänger von Willis Ausgabe) steht: Sofiensaal, Wien, Nov./Dez. 1966





    Edit: da war ich wohl mal wieder zu langsam... ;)

  • Willi, auf Deine 76:41 Gesamtspielzeit komme ich auf keinen Fall. Wenn ich meinen PC konsultiere, heißt's [1] 15.13 -- [2] 14:40 -- [3] 25:00 -- [4] 20:51 (75:44). Und auch mein CD Spieler nennt 75.45 als Gesamtspielzeit.


    Schlage ich bei abruckner.com nach, werden irgendwie beide Versionen bestätigt, wobei angeblich meine CD (Decca 442 9235) mit 76:46 gelistet wird, und daher eher Deiner Messung entspricht, wobei Deine CD ja eigentlich die Katalognummer 473 474-2 haben müsste, wenn mich JPC nicht ganz täuscht.


    Recording location: Sofiensaal, Vienna, Austria, December 1966.


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Offenbar sind CD-Spieler nicht von Funkuhren gesteuert. Ich habe gerade meine Solti-CD in den Laptop geschoben und da sagte mir die Uhr im Windows-Media-Player:


    15:26-14:53-25:18-21:10 = 76:47 min.


    Da sind die Leersekunden natürlich inbegriffen, denn nach den Leersekunden springt das Zählwerk automatisch auf 0:00 des neuen Satzes. Schieb`du doch deine CD auch mal in den PC. Mal schau'n, was er sagt, aber dann ist es auch gut, denn wir sind allmählich off topic. Die Sinfonie wir hier in der Überschrift als Mysterium bezeichnet, die Spielzeiten sollten es nicht sein.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • Na, so ungenau sollten die Messungen aber nicht sein. Ich habe zwei weitere CD- bzw. SACD-Player konsultiert, die aber alle meine Zeitangaben bestätigt haben. Ich sehe schon, das lässt sich heute nicht klären. Dazu brauche ich die andere CD.


    Bis dann,
    enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Ich habe zwei weitere CD- bzw. SACD-Player konsultiert, die aber alle meine Zeitangaben bestätigt haben.


    Hast du abgespielt und die Zeit gemessen oder einfach den Wert des Inhaltsverzeichnis der CD angeschaut? Es steht ja nirgends geschrieben, dass nicht auch dort einmal ein Fehler gemacht werden kann.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Was habt ihr nur immer für Probleme mit ein paar Sekunden mehr oder weniger ?


    Es gibt von der Solti-Aufnahme von 11./12.1966 mindestens 3 CD-Ausgaben:
    Die Beiden die ich in Beitrag 142 abgebildet habe = Eloquence (die später berichtigt wurde und zuerst die Aufschrift Chicogo SO mit falschen Zeiten hatte); die Ovation-Ausgabe und die von enkidu abgebildete.
    Die Elequence ist ein anderes Rematering. Von daher kann es da Sekundenverschiebungen unter den CD-Ausgaben geben.
    Meine Zeiten aus Beitrag 142 habe ich vom CD-Player abgelesen, da ich ja die Eloquence mit den falschen Aufschriften besitze; und die decken sich mit Willis Angaben.
    :!: Die Zeiten von Enkidus anders remasterter CD-Ausgabe haben einfach kürzere Pausen zwischen den Sätzen als bei der ELOQUENCE von Willi und mir.


    Darum hier meine gemessenen Zeiten der reinen Spielzeiten ohne Pausen am SONY ES-Player: 15:20 - 14:45 - 25:12 - 21:05


    ELOQUENCE mit AMSI:
    Wenn ihr mal die Eloqunce - CD´s (alle) anschaut, dann steht dort auf der Innenseite AMSI (Ambient Sound Imaging). Das ist ein Verfahren damit die Aufnahme auch auf Dolby Surround Anlagen (5.1) ein optimiertes Sounderlebnis liefern kann (mit den Schallreflexionen des Orchestersaales von hinten). Ich habe von daher mit Eloquence bisher nur gute Klang-Erfahrungen gemacht, weil ich ja fast immer DS Pro Logic II höre.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Für mich persönlich ist neben vielen beeindruckenden Aufnahmen und gelegentlichen Konzerterlebnissen vor allem die Karajan-Interpretation (Wien, 1988), auch wenn einige diesen Dirigenten permanent boykottieren, das herausragende Bruckner-Mysterium, schon deshalb, da ich dieses Konzert erleben durfte. Daß es auf CD (wie auch die Siebte 1989) herauskam, erfüllt mich immer wieder mit großer Freude.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)


  • Ich habe diese großartige Aufnahme nicht nur auf CD, sondern auch auf DVD, lieber Fritz und kann daher dein Erlebnis des LIVE-Konzertes in etwa nachvollziehen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • Ich möchte ein paar kurze Sätze zu einer Aufnahme verlieren, die ich auf die kurze Lobeshymne von klingsor in eben diesem Thread hin erworben habe:



    Carlos Païta - The Philharmonic Symphony Orchestra (ed. Haas)
    (Eintrag bei musik-sammler.de)



    Beim Werbepartner ist noch eine andere Ausgabe zu haben:

    (Link zu amazon.de)



    Leider muß ich bekennen, daß ich reichlich wenig begeistert war. Wohlgemerkt in Unkenntnis des Notentextes klingen für mich schon die ersten Takte so als ergäbe sich Païta gleichsam willenlos der Brucknerschen Partitur, da ihm entweder das Bestreben und / oder die künstlerische Kraft fehlt, Bruckners Noten mit dem richtigen Ausdruck zu versehen und in eine eigene Klangform zu gießen. Da stürzt der Maestro das Orchester ohne erkennbare Linie von einem Extrem ins andere, scheint mir im Zweifelsfall aber gern (zu) schnelle Tempi zu wählen - und selbst die werden oft nicht sonderlich sorgfältig durchgehalten. Auch hier ist mein Eindruck, daß hier der gegenüber dem gehaltenen Spannungsbogen einfach der leichteren Lösung der Vorzug gewährt wurde.


    In gewisser Weise eine Ausnahme stellt das Adagio dar, wo sich mir die Tempi schon deutlich besser erschließen als in den anderen Sätzen, aber der Eindruck sonderlicher Geschlossenheit weiß sich leider auch hier nicht einzustellen. Und schon beim Finale beweist Païta wieder desöfteren, daß die Begriffe "feierlich, nicht schnell" offenbar einigermaßen weit ausgelegt werden können. Ich muß allerdings zugestehen, daß ihm das große Coda-Finale recht beeindruckend gelingt.


    Um auf das früher in diesem Thread von klingsor gesagte einzugehen: "gewaltige Ausbrüche" werden ohne Zweifel geboten, wobei dafür maßgeblich die gern monumental auftretende Bläserbatterie verantwortlich zeichnet - ohne allerdings besonders kultiviert zu klingen.


    Unter dem Strich wirkt das ganze fasrig, gehetzt und reichlich wenig beseelt, Bruckners Geist und Wesen werden für meine Begriffe deutlich verfehlt. Kurz und gut: Païtas Interpretation hat ihre 'Stellen', alles in allem halte ich sie aber für ziemlich verzichtbar. Oder ich habe nur etwas nicht verstanden… ;)


    Und für die Statistiker noch die Spielzeiten:
    13:16 – 13:40 – 25:57 – 21:02


  • Ich habe jetzt die Achte unter Jochum aus 1964 mit den Berliner Philharmonikern gehört. Mein Gott, da geht es aber zur Sache. Ich habe mir die Augen gerieben und den Weihrauch gesucht, den pseudoreligiösen Ballast, von dem "moderne" Interpretationen den armen Bruckner befreien.
    Wenn irgendwo dieses ganze "Gedöns" (Lieblingswort von Günter Wand, mit dem er irgendetwas Unpassendes gerne bezeichnete) fehlt, dann ist es hier in dieser mitreißenden Interpetation, die nun schon fast 50 Jahre alt ist und sicherlich zu den herausragenden Achten eines herausragenden Bruckner-Dirigenten gehört.
    Das Allegro moderato fegt schon mächtig durch die Landschaft und gehört zusammen mit dem Scherzo mit der gleichen Satzbezeichnung (außer für das Trio) zu den Schnellsten in meiner Sammlung bzw. sind die Schnellsten in meiner Sammlung. Der Klang ist, abgeshen von einem moderaten Grundrauschen, exzellent und das Spiel der Berliner Philharmoniker spricht für sich. Besser geht es wirklich nicht. Werner Thärichen mit seiner Paukenbatterie hat ständig das Feuer an der Lunte, und die Blechbläser erzeugen ein Klangbild, das weniger zu der Bezeichnung dieses Threads "Mysterium" passt als vielmehr zu der englischen Bezeichnung "The Apocalyptic". Da ist abseits des Adagios wirklich "fast" die Hölle los. Die von mir schon mehrfach erwähnte Klangkuppel ist hier natürlich auch in voller Größe gegeben.
    Jochum dirigiert das Adagio noch ruhiger, teilweise in sich gekehrt, sehr emotional und ergreifend, ähnlich wie Wand, ähnlich wie Celibidache, und da hätten wir die drei wieder beieinander, die ihr Leben so überaus in den Dienst von Anton Bruckner gestellt haben. Und noch eines haben sie (fast) gemeinsam, keinen oder kaum Mahler. Jochum hat ja wenigstens noch in Amsterdam mit dem Concertgebouw und Nan Merriman und Ernst Haefliger das Lied von der Erde aufgenommen, die anderen beiden gar nichts.
    Das Finale in der vorliegenden Interpretation setzt die Eindrücke der ersten beiden Sätze fort, ungeheuer viel Brio und Tempo, so gar nicht zu der Satzbezeichnung "nicht schnell" passend, aber irgendwie doch schlüssig und mitreißend. Um es noch einmal zu wiederholen: Weihrauch sucht man hier vergebens.


    Die Spielzeiten: 13:36-13:54-26:35-19:49 (73:54)


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
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  • Die Einspielung unter Mravinskij (in guter mono-Qualität bei Melodija) ist für mich allerdings wie eine Erfüllung: Größte Noblesse des Klanges, zum Zerreißen gespannte Bögen, die Details deutlich hörbar, aber strukturell integriert. Und die von einem Vorredner wunderbar beschriebene und tatsächlich zutiefst bewegende Stelle im Finale ist bei Mravinskij so intensiv, dass mir die Tränen kommen. Eine vergleichbare Aufnahme kenne ich nicht.


  • Weil sie hier glaube ich nicht erwähnt wurden:



    Celibidaches Aufnahmen mit dem RSO Stuttgart und dem Schwedischen RSO sind in den Tempi deutlich weniger breit als die späteren mit den Münchnern.


    Beste Grüße
    Holger

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  • Lieber Holger, gut dass du gerade davon sprichst. Die erste Celi-Aufnahme fehlte mir noch in meiner vergleichenden Hörbetrachtung der Achten. Ich hatte die Box im Thread über die Fünfte schon mal erwähnt, aber das Hören habe ich wohl wegen der Jochum-Aufnahme vergessen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Mravinskij dirigierte seine Leningrader in Wien (z.B. 1978) und auch die Wiener Philharmoniker (im selben Jahr) und auch sonst gelegentlich:


    mit den Leningradern: 2.Brahms + 5.Tschaikowskij
    mit den Wienern (2.6.1978): Oberon-Ouvertüre + Schuberts Unvollendete

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Mravinskij dirigierte seine Leningrader in Wien (z.B. 1978) und auch die Wiener Philharmoniker (im selben Jahr) und auch sonst gelegentlich:


    mit den Leningradern: 2.Brahms + 5.Tschaikowskij
    mit den Wienern (2.6.1978): Oberon-Ouvertüre + Schuberts Unvollendete


    Ich meinte eher auf Tonträgern, für mich war Melodija ja ein Heimspiel wie Eterna.

  • Ich meinte eher auf Tonträgern, für mich war Melodija ja ein Heimspiel wie Eterna.


    Das war es nicht sonderlich gut bestellt. Ostblockaufnahmen wurden teilweise von Eurodisc im Westen herausgebracht. Originale Ost-Platten wie z.B. Melodija waren im regulären Plattenhandel Objekte von Seltenheitswert. Dafür gab es eher spezielle Kanäle. So gab es in Graz z.B. die Volksbuchhandlung. Diese führte auch "normale" Bücher, hatte aber viele DDR-Verlage im Programm. Es gab dort auch einige Schallplatten aus dem Osten. Wichtig war aber, dass man auf dem Bestellwege wirklich viel bekommen konnte. Allerdings musste man als Gegenleistung viel Geduld mitbringen, Wochen, ja Monate konnte es schon dauern...


    :hello:

    Ciao


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  • Es gibt viele sehr gute Aufnahmen der 8. Symphonie von Bruckner. Es gibt eine Reihe herausragender Aufnahmen dieses Werkes (u. a. Klemperer, Wand, Maazel, Barbirolli, Karajan). Aber mein Favorit wird wohl immer Knappertsbusch bleiben.



    So muss das klingen. Und seit ich das einmal so hörte, ist mir fast jede andere Interpretation zu schnell oder das Blech zu dezent.


    Rein subjektive Grüße
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Coda klingt ja sehr eindrucksvoll, lieber Joseph, und die Münchener Philharmoniker habe ich ja schon in zwei Achten (Celi und Wand), aber wie habe ich mir die "Schalk"-Edition vorzustellen? Hat Franz Schalk nicht in unverantwortlicher Weise in Bruckners Sinfonien eingegriffen, bevor er sie aufführte, gestrichen, uminstrumentiert etc.?

    Zitat

    Wikipedia: Franz Schalk war wie sein älterer Bruder Joseph ein Schüler von Anton Bruckner. Zwar trug er wesentlich dazu bei, Bruckners Symphonien bekannt zu machen, jedoch muss einschränkend erwähnt werden, dass er diese Werke, oft in Gemeinschaftsarbeit mit seinem Bruder und/oder Ferdinand Löwe, für seine Aufführungen stark bearbeitete und nicht selten vollkommen entstellte.

    Warum hat sich Knappertsbusch nicht, wie Karajan, Böhm oder Klemperer bei Erscheinen der neuen Haas-Ausgabe, hingesetzt und die neuen Notentexte, die letzten Endes der Originalversion am nächsten kamen, studiert und neu eingeübt? Warum hat er sich da verweigert? Auch Furtwängler macht da wohl keine so glückliche Figur.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    dass Knappertsbusch zeitlebens an den Schalk-Bearbeitungen festhielt, ist ja allgemein bekannt. Wieso, ist die Frage, und ich erlaube mir, das Beiheft zur ORFEO-Ausgabe (Aufnahme 1955 mit dem Bayerischen Staatsorchester) zu zitieren:

    Zitat

    Knappertsbusch hat das Problem der retuschierten Ausgaben noch mit Schalk diskutiert. Der Hofrat hat ihm dabei von Bruckners beschwörender Bitte berichtet, nie die Originalpartituren, sondern stets nur die Bearbeitungen zum Klingen zu bringen. Knappertsbusch hat in diesen Worten des von ihm hochverehrten Franz Schalk stets eine künstlerische Verpflichtung gesehen.


    Und weiter:

    Zitat

    Warum sollte er von diesem Weg abweichen — das an Wagner angenäherte Klangbild der Schalk- und Löwefassungen kam ihm, dem überzeugten Wagnerianer, entgegen.
    [...]
    Im Falle der Achten Symphonie erweist sich die Fassungswahl als vergleichsweise wenig problematisch, war doch am Zustandekommen der 1892 bei Haslinger in Wien erschienenen Erstausgabe, die Hans Knappertsbusch stets favorisierte, neben Franz und Josef Schalk sowie Max von Oberleithner auch Bruckner selbst beteiligt. Die Unterschieder zur originalen Zweitfassung (Erstdruck im Rahmen der von Leopold Nowak edierten Bruckner-Gesamtausgabe 1955) bleiben relativ marginal und betreffen vor allem Instrumentationsretuschen. Bedenkt man, dass die jahrzehntelang missverständlicherweise als Originalfassung bezeichnete Ausgabe von Robert Haas (Wien 1939) großen Bruckner-Dirigenten von Wilhelm Furtwängler, der sie "uraufführte", bis zu Herbert von Karajan und Sergiu Celibidache als Vorlage diente, entfernt sich Knappertsbusch keineswegs weiter von Bruckners Intention als andere.


    Wie Du siehst, halten sich grad bei der Achten die Unterschiede in engen Grenzen. Die Schalk-Fassung ist kaum weiter weg von der "richtigen" Nowak-Fassung als die Haas-Fassung. Insofern kein Grund, diese hervorragende Aufnahme zu verschmähen. ;)


    Ich persönlich verstehe die Aufregung wegen der verschiedenen Versionen sowieo nicht so ganz. Mir ist wichtig, wie es im Ergebnis klingt, und da punktet Kna einfach. Dass mir als Wagnerianer die Schalk-Fassungen sowieso nicht so fern liegen, verbindet mich wiederum mit Knappertsbusch.


    Beste Grüße
    Joseph
    :hello:

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    – Luís de Camões

  • Na, ich weiß nicht, lieber Joseph, ob der von Knappertsbusch hochverehrte Hofrat da die Wahrheit gesagt hat. Dass Kna ihm das abgenommen hat, kann ich mir daher gut vorstellen. Aber mit meinen Informationen deckt sich das nicht, dass Bruckner seine Originalpartituren nicht aufgeführt haben wollte.
    Es sah doch wohl eher so aus, dass er sich zähneknirschend mit erheblichen Änderungen einverstanden erklärte, damit seine Sinfonien überhaupt aufgeführt wurden.
    Im weiteren Verlauf des Zitates kommt mir auch die Einlassung suspekt vor, dass die Haas-Edition jahrzehntelang missverständlicherweise als Originalfassung bezeichnet worden wäre. Nach dem, was mir bekannt ist, hat Haas in akribischer Weise Streichungen und Änderungen, auch Uminstrumentierungen, die in Originalfassungen vorgenommen worden waren, wieder rückgängig gemacht, um den Originalfassungen wieder näher zu kommen, hat aber auch Änderungen von des Komponisten letzter Hand berücksichtigt. Insofern war Haas' Arbeit eher so etwas wie ein bestmöglicher Kompromiss.


    Noch ein Drittes: Celibidache verwendete sowohl in seiner Stuttgarter als auch in seiner Münchener Interpretation die Nowak-Edition, desgleichen Jochum in seiner Berliner und Dresdner Einspielung, desgleichen Solti in der Aufnahme mit den WPh, desgleichen Harnoncourt.


    Nichtsdestoweniger achte ich deine Vorliebe für die dem Wagnerklang nähere Schalkfassung.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Sorry, mir hat es einfach keine Ruhe gelassen. Ich muss noch einmal darauf zurück kommen, auch wenn manche meinen, man soll sich wegen ein paar Sekunden nicht so anstellen. Und ich mir vielleicht einen Off-Topic-Rüffel einhandele.


    Ich habe mir daher die andere CD besorgt und heute mit einander verglichen:



    Australian Eloquence gegen "Deutsche"/AMSI Eloquence


    1.) Feststellung: Alle hatten recht und 2.) Es liegt nicht an den Pausen.


    Ich habe beide CDs auf die Festplatte gezogen und mir dann den 2. Satz vorgenommen. Beide Tracks Nr. 2 wanderten in den WAV-Editor, die Stille am Anfang und Ende wurde weggeschnitten. Und das Ergebnis ist: Einmal eine Netto-Zeit von 14:32 (ich hatte bei der Australian Eloquence recht) und eine Netto-Zeit von 14:45 (alle anderen hatten bei der AMSI Eloquence recht). Natürlich sind poplige 13 Sekunden Unterschied nicht die Welt (1 zu 1,015). Nächste Auffälligkeit ist das WAV-Bild. Die Australian Eloquence hat wesentlich mehr (Zwischen-)Plateaus, die AMSI mehr Zacken, als wären bei der Australian Eloquence die Spitzen häufig gekappt worden. Dabei ist Australian Eloquence wesentlich leiser, die AMSI Eloquence zwar lauter, aber optischen noch im Rahmen, d.h. ohne sichtbar zu übersteuern. Vom Höreindruck spricht mich die AMSI Eloquence unter meinen Köpfhörern (hier Denon AH-D5000) mehr an, das Klangbild erscheint mir eine Nuance differenzierter und frischer.


    Was lehrt mich das: Einspielung ist nicht gleich Einspielung, wenn sie unterschiedlich bearbeitet auf CD gepresst wird. Wenn zwei also über das Gleiche zu reden vermeinen, könnten sie doch Verschiedenes hören.


    Ansonsten stelle ich mal wieder fest, warum ich CDs der Deutschen Eloquence Serie nicht mag: Es fehlen die Recording Daten. Es somit eigentlich gar nicht belegt, dass es sich hier um die Aufnahme vom Dezember 1966 aus dem Wiener Sofiensaal handelt. Wenn ich zu Verschwörungstheorien neigen würde …


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

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  • sorry fürs offtopic, aber "deutsche" eloquence ist m.E. eine der miesesten low-price-Serien, die es je gegeben hat (oder gar die mieseste). "Resonance"-CDs waren wenigstens nicht mit AMSI verschlimmbessert und hat ansprechendere (wenn auch etwas altmodische) Coverdesigns.


    Australian Eloquence ist dagegen eine der besten...


    Könnte es sein, dass AMSI-Bearbeitung zu einer Verlangsamung um ein gutes Prozent geführt hat?
    Oder gab es nicht schon mal eine Verwechslung zweier Solti-Aufnahmen des Werks...?

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes,


    was die Elequence-CD´s mit AMSI angeht kann ich Dir gar nicht zustimmen. Ich finde die Covergestaltung auch keine Meisterleistung und das Textheft fehlt in dem "Klappcover", in dem innen nur für weitere Eloquence CD´s geworben wird, auch.
    :!: Aber der Klang ist doch wichtig und da habe ich noch bei keiner Eloquence schlechte Erfahrungen gemacht - habe >10. Ganz im Gegenteil, das sind alles klanglich sehr gute Aufnahmen. Durch AMSI wird nur die Räumlichkeit an DS-Anlagen verbessert; keinesfalls am Tempo etwas gedreht! Bei reinem Stereo kein Unterschied zu alten Abmischungen; wie ich mich bei zwei anderen Beispiel-CD´s (R.Strauss und Strawinsky) überzeugen konnte.
    ;) Und enkidu schreibt doch auch zu der Bruckner 8 mit Solti / WPO:


    Vom Höreindruck spricht mich die AMSI Eloquence unter meinen Köpfhörern (hier Denon AH-D5000) mehr an, das Klangbild erscheint mir eine Nuance differenzierter und frischer.


    @enkidu
    Ich habe mal einige ELOQUENCE_CD´s angesehen: Das Aufnahmedatum ist immer als Jahreszahlangaben in der Form P 19XX dabei !
    Nur bei der Bruckner 8 mit Solti gab es wegen der ursprünglichen Falschbeschriftung mal die Verwechslung mit den Aufnahmen !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Durch AMSI wird nur die Räumlichkeit an DS-Anlagen verbessert; keinesfalls am Tempo etwas gedreht!


    Dann wirst du uns ja die 13 Sekunden Differenz anders erklären können. ;)


    Außerdem: auf einer CD ist ein reines Stereo-Signal abgespeichert. Wenn ich dieses Signal bearbeite, so dass die Wiedergabe bei DS "verbessert" wird (wie auch immer das funktionieren soll), dann geht das nicht ohne Auswirkungen auf die Stereowiedergabe. Das ist schlicht und einfach technisch unmöglich. Wie sich das jetzt praktisch auswirkt kann ich mangels der Vergleichsmöglichkeit nicht sagen. Aber Tontechniker haben sich in der Vergangenheit schon mehrmals Verschlimmbesserungen einfallen lassen, die für eine Zielgruppe interessant, objektiv jedoch fragwürdig waren. Man realisiert eine interessante Idee, schaut sich an, wie der Markt darauf reagiert und verwirft es wieder, wenn es nicht ankommt...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • die Stille am Anfang und Ende wurde weggeschnitten


    :!: Und jetzt lasst uns doch wieder zu wirklich Wichtigem = Bruckner 8 und den entsprechenden Aufnahmen zurückkommen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Es ist immer wieder ein Fest, wenn ich Zeit und Ruhe habe, mir diesen Riesenschinken zu schenken. Heute also mit BArenboim, über den man ja hier selten Gutes liest. Ich finde aber, dass er seine Sache hervorragend macht. Nur das Ende, da kommt er mir doch ein bisschen sehr ins Hoppeln, das ist so bonanzamäßig.
    Der Rest aber gefällt mir ausnehmend gut. Vor allem finde ich, dass er die besondere Stimmung jedes Satzes sehr schön herausarbeitet. So hat das Scherzo bei ihm wirklich eine beeindruckende Fröhlichkeit, eine Lebensbejahung, die mir eben sehr gut getan hat.
    So sehr, dass ich mich gefragt habe: Ist das Bild von Bruckner, der stets in Erhabenheit schwebte vielleicht ganz falsch? Es gibt ja schon auch ANzeichen dafür, dass er auch ein Genießer war. Und dann könnte der zweite Satz auch ein wenig aus den Erinnerungen an schöne Kneipenabende leben. Eine schöne Vorstellung.
    Ich empfehle hiermit diese Aufnahme!

    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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