Nicolae Herlea

  • Nur drei Treffer bei Benutzung der Suchfunktion im Forum verblüfften micht doch einigermaßen, daher also nun endlich der gebührende Thread.



    Nur relativ wenig konnte ich ausfindig machen über Nicolae Herlea, einen rumänischen Bariton, der am 28. August 2007 seinen 80. Geburtstag feierte.



    1950 sein Operndebüt an der Rumänischen Nationaloper Bukarest, 1963 schließlich an der Scala. 1972 sang er in Tokio den Baron Scarpia an der Seite von Montserrat Caballé, 1975 dieselbe Rolle, wiederum mit Caballé und auch di Stefano. Der teuflische Scarpia war sowieso eine seiner Paraderollen, den berühmteren Interpreten Gobbi und Warren darin nicht nachstehend.


    Nähere Informationen auf der offiziellen Seite: http://www.nicolaeherlea.com

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber FelipeII.
    Es ist schön, daß Du an diesen großen Bariton, wie heute weltweit keiner zu hören ist erinnerst. Er ist natürlich in seiner Heimat noch in aller Munde, weil ja ein Großteil seiner Karriere in Bukarest stattfand. Wie Du schon erwähntest, hatte er aber viele Gastverträge an den großen Bühnen der Welt, trotz der Diktatur in seinem Heimatland. Er besaß eine große individuelle Stimme, die hauptsächlich im italienischen Fach große Triumpfe feierte. Wenn man ihn mit Warren vergleicht, muß man allerdings einräumen, daß er nicht dessen Pianokultur besaß. Mich erinnert Herlea mehr an Metternich, der auch immer mit voller Kraftentfaltung sang.
    Ich besitze einige Gesamtaufnahmen italienischer Opern mit Herlea,
    die alle aus seiner Bukarester Zeit stammen und die auch in den anderen Rollen mehr als durchschnittlich gut besetzt sind.


    Il Barbiere di Sivilla,
    Lucia di Lammermoor,
    Rigoletto,
    La Traviata
    La forza del destino,
    I Pagliacci,
    Tosca.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Herbert hat die CD-Gesamtaufnahmen von Nicolae Herlea genannt, die gehören ja zur Grundausstattung jedes Plattensammlers (wo kriegt man sonst noch soviel gute Oper zu so billigen Preisen?)
    Ein Recital als Essenz zu den Opern gibt es auch:



    Inhalt: (auf rumänisch, Label: Electrecord, Bucuresti)


    NICOLAE HERLEA * ARII DIN OPERE


    1. Barbierul din Sevila -“Largo al factotum” (G.Rossini)


    2. Traviata -“Di Provenza il mar” (G.Verdi)


    3. Rigoletto- “Pari siamo” (G.Verdi)


    4. Rigoletto- “Cortigiani. vil razza dannata” (G.Verdi)


    5. Paiate -“Si puo-prolog” (R.Leoncavallo)


    6. Bal mascat -“Alzati / Eri tu che macchiavi” (G.Verdi)


    7. Don Carlos- “Per me giunto il di supremo” (G.Verdi)


    8. Don Carlos- “O, Carlo, ascolta / lo morro” (G.Verdi)


    9. Trubadurul – “Tutto e deserto / Il balen del suo sorriso” (G.Verdi)


    10. Forta Destinului –“Morir, tremenda cosa / Urna fatale” (G.Verdi)


    11. Ernani –“Gran Dio / Oh, de verd’anni miei” (G.Verdi)


    12. Andrea Chenier –“Nemico della patria” (U.Giordano)


    13. Othello –“Iago’s Monologue”(inreg. reconditionata) (G.Verdi)


    14. Tosca –“Tre sbirri, una carozza..(Te Deum) (G.Puccini)


    Orchestra Cinematografiei (1), Orchestra Simfonica Radio (2, 6-9, 11-13), Orchestra Studio Radio (10), Orchestra Operei Romane (3-5, 14)


    Dirijori: Jean Bobescu (1,3,4,5), Iosif Conta (2, 6-9, 11-13), Carol Litvin (10), Cornel Trailescu (14)


    Man sollte aber die Aufnahmen, die auf den Auslandsgastspielen entstanden, auch nicht vergessen (z.B. "Forza" und "Don Carlos", New York u.v.a.)
    1965 holten ihn Karajan zu den Salzburger Festspielen (Boris Godunow).
    Ferner gibt es noch Aufnahmen aus Barcelona und Las Palmas.


    In "youtube" gibt es m.w. auch einen Ausschnitt aus einer "Tosca" aus Yokohama/Japan mit Caballe und Guiseppe di Stefano!


    Bei einem beruflich bedingten Aufenthalt in Bukarest hatte ich mal das Glück, ihn selbst auf der Bühne erleben zu dürfen. Sein Name stand nicht auf dem Programmzettel, er war eigentlich schon unterwegs zu einem Gastspiel, als im Bukarester Opernhaus der "Figaro" im "Barbier von Sevilla" ausfiel. Herlea hatte zu dieser Zeit diese Rolle längst an jüngere Bariton-Kollegen abgegeben, aber, um die Vorstellung zu retten, ist er kurzfristig nochmal als Figaro - im wahrsten Sinne des Wortes "eingesprungen"!.


    Oft ist ihm von den Kritikern - zuletzt auch im "fonoforum" zuwenig Spielwitz oder mangelndes Bühnentemperament vorgeworfen worden. Ich kann das nicht bestätigen, was ich von ihm als "Figaro" gesehen habe, läßt manchen jungen Sänger vor Neid erblassen!


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Was für ein Germont père !!!! :jubel: :jubel: :jubel:
    Er hat in den 60er-Jahren mehrmals an der DOB gastiert.


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Bei der Gesamtaufnahme aus Bukarest, hat er auch noch eine


    berühmte Partnerin als Violetta: Virginia Zeani.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Leider war Virginia Zeani zu dem Zeitpunkt (1968 ), als diese "Traviata" aufgenommen wurde, schon ein bisschen alt für die "Violetta", die hat sie früher besser gesungen. Zugegeben, sie singt - für heutige Verhältnisse - immer noch perfekt, aber ihre beste Zeit als Traviata war von 1955 bis 1960 (Es gibt eine Aufnahme von 1956 mit Gianni Raimondi und Ugo Savarese). 1959 hatte sie Riesenerfolg als Violetta im Covent Garden, London.


    Im "Hermes"-Opernlexikon heißt es, diese "Traviata"-Einspielung sei 10 Jahre zu spät für sie gekommen!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich hatte das Glück, diesen tollen Bariton in den 60er Jahren einmal an der Wiener Staatsoper als Luna im Troubadur erleben zu dürfen.


    Warum hat man ihn nach diesem Gastpiel nicht mehr geholt, Sänger dieses Formats kann man nicht oft genug hören.


    Liebe Grüße -


    vom Operngernhörer :hello:

  • Eine LP (Ariola? weiß ich nicht mehr) mit den "schönsten Baritonarien" gesungen von Nicolae Herlea, gefunden auf einem Grabbeltisch vor einem Elektrowaren-Musikgeschäft, war so ziemlich meine erste von eigenem Geld als Grundschülerin erworbene Schallplatte und damit auch meine erste Bekanntschaft mit Bariton-Arien überhaupt... Ich habe die Stimme von Herlea (die LP ging bei einem meiner zahllosen Umzüge verloren) als nobel in Erinnerung, von großer Klangschönheit und einer Eleganz, die heute nicht mehr selbstverständlich ist. Wie einige andere rumänische Sänger war er wahrscheinlich gerade zur falschen Zeit aktiv: mit den heutigen Reise- und Auftrittsmöglichkeiten wäre er sicher bekannter.

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Honoria Lucasta


    Besagte LP hatte ich auch, sie war aber nicht meine erste Begegnung mit dem Sänger, gab es doch schon einen LP-Querschnitt durch "La Traviata" mit ihm auf dem 5-Mark-Billig-Label "Europa".


    Heute besitze ich sämtliche Aufnahmen von ihm auf CD, auch seine Lieder (bei denen er sich meist selbst auf dem Klavier begleitete). Als ich vor über 20 Jahren mit ihm in Bukarest sprach, erzählte er, dass er nie irgendwelche Reisebeschränkungen hatte. Er konnte ab 1958 alle Gastspielmöglichkeiten wahrnehmen, kehrte aber immer wieder nach Rumänien zurück.


    Heute lebt er längst im Ruhestand, gibt aber immer noch Meisterkurse am Bukarester Konservatorium.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Harald Kral


    Vielen Dank für den Hinweis auf die Traviata mit Herlea, danach werde ich mal schauen...Ist fast auch eine Sache der Nostalgie, die Erinnerung an erste Hörerlebnisse auf ihre Authentizität zu prüfen.

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat von Herbert Henn


    Es gibt ja auch immer noch diese Gesamtaufnahme für 7,99 €.


    :hello:Herbert.


    Ein "Muß" für jede Verdi-Sammlung!
    Das ist die Aufnahme, die dem Querschnitt seinerzeit zugrunde lag:



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Bald jährt sich der Todestag dieses großen Sängers, ich werde ihn ganz sicher nicht vergessen, als Giorgio Germont finde ich ihn schlichtweg unerreicht. Hier noch ein schönes Foto, das ihn mit Angela Gheorgiu zeigt, die ein sehr gutes Verhältnis zu ihm hatte:



    Es gibt auch ein sehr rührendes Video, in dem sie ein Konzert gibt und der alte Herr im Konzert sitzt. sie begrüßt ihn eigens und wirft ihm Kusshände zu. sie hat auch sehr rührende Worte auf ihrem Facebook-Profil über ihn geschrieben:


    "He was and remains the perfect artist, man and voice. A school in his own right. An unrepeatable godly phenomenon. He is the 'unique' Nicolae Herlea,(...)My dear friend Nicolae, here we are, giving you standing ovation, bowing with joy and awe, thanking God for letting us have you to elicit oceans of tears and emotions with your art, your voice, forever. I kiss you with endless love, you know better, sleep in peace, so long, maestro dei maestri,"


    Ich erlaube mir, zu übersetzen:

    "Er ist und bleibt perfekt als Künstler, Mensch und Stimme. Eine ganz eigene Schule. Ein unwiederholbares, göttliches Phänomen. Er ist der einzigartige Nicolae Herlea(...)Mein lieber Freund Nicolae, wir sind hier und bringen Dir stehende Ovationen, verneigen uns voller Freude und Bewunderung, und danken Gott dafür, dass wir Dich bei uns haben durften, damit Du uns mit Deiner Kunst, Deiner Stimme zu Ozeanen voller Tränen rühren und Emotionen in uns hervorrufen konntest, für immer. Ich küsse Dich voll endloser Liebe, Du weißt es besser, ruhe in Frieden, leb wohl, Meister aller Meister."


    Die Übersetzung vom Rumänischen ins Englische und dann ins Deutsche wird immer fehlerbehaftet sein, ungeachtet dessen wird dennoch deutlich, welch ungeheure, immense Wertschätzung und Bewunderung Angela Gheorghiu in ihren persönlichen, warmherzigen Worten zum Ausdruck bringt. Daran wird deutlich, dass Nicolae Herlea besonders in Rumänien auch unter den heutigen Sängern und Opernliebhabern größte Sympathien genießt und sicherlich nicht vergessen werden wird.

  • Er war der beste Graf Luna, den ich je gehört habe!


    Und auch in vielen anderen Partien ist er mir unvergesslich!


    Den Titel dieses Threads kann nur jemand formuliert haben, der ihn nie live gehört hat!
    Die sensationell schöne Stimme allein bleibt einfach im Ohr!
    Und dazu verfügte Herlea über eine vorzügliche Technik und einen untrüglichen Sinn für den Fluss einer musikalischen Phrase! Ich werde mir gleich ein paar Aufnahmen von ihm auflegen, die ich besonders liebe! Ich fange mal mit der Ballade des Carlos aus der Forza an! Wie er da mit wunderbarer Eleganz singt und immer die dunkle Hintergründigkeit und Gefährlichkeit aufblitzen lässt, ist unvergleichlich - zumindest solange man nur die Baritone der Stereo-Ära nimmt!


    Caruso41


    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Herlea gastierte auch mehrfach an der Deutschen Staatsoper Berlin:


    - am 17. Februar 1960 als Silvio im "Bajazzo" (neben Helge Rosvaenge, Maria Corelli und Frans Andersson)


    - am 22. Februar 1960 als Eugen Onegin (neben Hedwig Müller-Bütow, Sona Cervena, Margarethe Klose, Martin Ritzmann und Theo Adam unter Horst Stein)


    - am 3. und 9. Dezember 1965 zwei Mal als Posa in "Don Carlos" (neben Julia Wiener, Gertraud Prenzlow / Nadja Afejan, Theo Adam, Ljubomir Bodurow und Rolf Kühne unter Heinz Fricke)


    - am 9. Oktober 1975 im Rahmen eines Gastspiels der Rumänischen Staatsoper Bukarest als Posa in "Don Carlos" (neben Maria Slatinaru, Mihaela Maracianu, Nicolae Florei, Cornel Stavru und Valentin Longhin unter Paul Popescu)


    Die Auftritte 1960 sang er in deutscher Sprache (zumindest ist nichts Gegenteiliges vermerkt), den Posa 1965 sang er in italienischer Sprache (während Bodurow den Carlos in bulgarischer Sprache sang und alle anderen Solisten in deutscher Sprache sangen).

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • - am 9. Oktober 1975 im Rahmen eines Gastspiels der Rumänischen Staatsoper Bukarest als Posa in "Don Carlos" (neben Maria Slatinaru, Mihaela Maracianu, Nicolae Florei, Cornel Stavru und Valentin Longhin unter Paul Popescu)


    Mit dem Tenor Cornel Stavru hat er gemeinsam diese Einspielung realisiert, die gebraucht günstigst erhältlich ist:


  • Heute hat er wieder Geburtstag. Dazu habe ich diese Aufnahme ausgesucht:




    Heute wäre er 88 Jahre alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).