James McCracken -
Das erste Mal, als ich ihn hörte, war mehr durch Zufall - ich hatte eine Audio-Kassette mit italienischen Opernchören geschenkt bekommen, und beim Glockenchor aus I Pagliacci hörte ich diesen einzigen Tenoreinwurf, den es in diesem Stück gab "Ma poi, ricordatevi, a veintitre ore!", und diese einzige Phrase elektrisierte mich, so dass ich die Kassette immer. und immer wieder zurückspulte...
Was ich hörte, war eine Stimme, die mächtig und überwältigend war, satt in der Tiefe, von strahlendem squillo in der Höhe, mit einem Volumen und einer Durchschlagskraft, einem prachtvollen, farbenreichen Timbre, dass es eine Wonne war.
Diese Stimme gehörte James McCracken, der von manchen Kritikern als der größte amerikanische Tenor bezeichnet wird - und das, obwohl er nur sehr wenig Wagner gesungen hat, aus Angst, dadurch seine Höhe einzubüßen. Dafür war er umso erfolgreicher in anderen Rollen, v.a. als Othello.
1926 geboren, gelangte er nach Anfangsjahren am Broadway an die MET, entschloss sich, ab 1957 seine Gesangstechnik in Europa zu verbessern, weitere Stationen waren Bonn und Zürich, in Konstanz studierte er lt. engl. wikipedia bei Elsa Seyfert. Den Rest seiner Karriere trat er v.a. als feste Größe immer wieder in der MET auf, auch wenn es mindestens zweimal zu größeren Streitigkeiten kam (einmal ging es darum, dass er fast nur Nebenrollen singen durfte, ein anderes Mal um eine TV-Produktion, die man ihm zugesagt hatte und bei der er dann doch außen vor blieb), weswegen er dem New Yorker Opernhaus zeitweilig den Rücken kehrte. Auch in Salzburg und Wien sang er öfter.
An seiner Stimme scheiden sich die Geister. Manche kritisieren seine unorthodoxe Gesangstechnik oder den Klang seiner Stimme, viele waren und sind von ihm beeindruckt, zumal er auch eine beeindruckende Erscheinung auf der Bühne gewesen sein muss.
Er starb 1988 mit nur 61 Jahren nach mehreren Schlaganfällen.
Aufgrund vertraglicher Querelen ist die Zahl seiner Plattenaufnahmen leider recht überschaubar.
Beethoven: Fidelio / Lorin Maazel, Birgit Nilsson, Mccracken, Tom Krause
Bizet: Carmen / Leonard Bernstein, Marilyn Horne, Adriana Maliponte, Tom Krause
Meyerbeer: Le Prophete / Henry Lewis, Marilyn Horne, Renata Scotto, Mccracken
Schoenberg: Gurrelieder / Seiji Ozawa, Jessye Norman, Tatiana Troyanos, Werner Klemperer
sowie mit dem LSO unter Stokowski
Verdi: Otello / John Barbirolli, Mccracken, Gwyneth Jones, Dietrich Fischer-Dieskau
Es gibt ein Album mit irischen und schottischen Liedern, das aber wohl leider nicht mehr erhältlich ist, daher hier leider nur das Coverbild ohne Link:
, hier ein Beispiel auf youtube:
Ein Porträt Album mit verschiedenen Arien
Wer ihn einmal gehört hat, wird diese eigenwillige, ungemein kraftvolle, üppige, verschwenderisch leuchtende Stimme nicht mehr vergessen. Leider ist James McCracken bereits mit Anfang 60 gestorben. In seinen
Aufnahmen lebt er weiter. Bravo, Jimmy!