Anlass für diesen Thread war eine Bemerkung im Regietheaterbereioch, wo jemand meinte, es müsse genügen, den Namem des Regisseurs in der Besetzungsliste anzuführen, das sei Information für den Opernbesucher genug.
Das mag im Bereich des "Stammpublikums" durchaus zutreffend sein, wie schauts aber mit "Erstbesuchern" und "Gelegenheitsoperngehen aus ?
Vielleich helfen hier einige Beispiele aus. Jemand der daheim ganz gern in seine Opernquerschnitte - der schönen Stimmen wegen - hineinhört hat sich entschlossen das erste Mal die Oper aufzusuchen. Welche Motive hat er ? Welche der Protagonisten kennt er ? Was erwartet ihn ? Wie reagiert er darauf ?
Das ist natürlich schwer zu sagen, und jeder wird hier andere Erklärungen anbieten, meist geprägt durch sein Weltbild in Sachen Oper.
Daher werde ich hier als "Dummy" einspringen und aus meiner Jugend berichten.
Ich habe meine Lehrzeit bei der Buchgemeinschaft Donauland absolviert (später dann auf Grund meines Vorzugszeugnisses pro Forma bei "Kremayr und Scheriau" damit ich als "Buchhändler" abschliessen konnte (Buchgemeinschaften durften keine Buchhändler ausbilden, die Herren Kremayr und Scheriau, welche damals noch Alleineigentümer von Donauland waren, besassen aber auch meherer Verlage, eine Versanduchhandlung und eine Druckerei.
Praktisch verbrachte ich meine Lehrzeit in der Haupsache in diversen Donauland Filialen. Hier gab es auch ein Schallplattenangebot und so konnte ich dienstlich den ganzen Tag Musik hören und durfte meisten das Programm selber auswählen. Allerdings war - zumindesten in den ersten zwei Jahren meines Dortseins das Programm auf selektierte DGG Aufnahmen beschränk, welche unter der Donauland-Eigenmarke "Atlas Records" in Lizenz vertrieben wurden . Später kam dann der richtige Markenname rauf mit dem Zusatz "Klub-Sonderauflage" Meiner Einschätzung nach machte der Klassikanteil ses Programms ca 200-300 LPs aus. Jedes Vierteljahr wurden etwa 30 Aufnahmen aus dem Programm genommen und durch neue ersetzt. So konnte ich im Laufe der Zeit doch sehr vile Klassik hören - und ich hörte sie intensiver als heute, weil ich einerseits immer wieder die "Lieblingsaufnahmen" auflegte, und andrerseits das Progrann doch ein eingescränktes war. Ich kann mich eigentlich an keine "Raritäten" und "ungeniessbare Klassik" erinnern - Alles war auf ein "allgemeines " Publikum ausgerichtet...
Daher kannte ich auch nur eine gewisse Auswahl von Dirigenten: Herbert von Karajan, Karl Böhm, Ferencz Fricsay, Ferdinand Leitner, Eugen Jochum.
Bei den Sängern waren Fritz Wunderlich, Dietisch Fischer-Dieskau, Hermann Prey, diejenigen, die mir von damals in Erinnerung geblieben sind, Bei den Pianisten eigentlich in der Hauptsache Wilhem Kempff.
Meine ersten Opernbesuche beruhten auf Freijarten, die mir immer wieder zugespielt wurden.
Ich war begierig endlich die ganzen Werke zu sehen, die ich sonst nur von Opernquerschnitten her kannte.
Ich habe mich damals werder um die Namen der Sänger gekümmert (oft waren die Freikarten ja vergeben worden, weil die "erste Garnitur" aus welchen Gründen immer - abgesagt hatte) noch um den Namen des jeweiligen Dirigenten, den ich meist sowieso ncht kannte, weil es sich oft um "Durchschnittsvorstellungen" handelte, Business as usible. Später waren mir dann doch etliche Sänger-Namen auf den Besetzungslisten vertraut, bei den Dirigenten war das eher nicht der Fall, den die "Großen" Dirigenten waren zu teuer. Regie ? Ich habe mich nie darum gekümmert wer Regie geführt hat, ebensowenig wie wer Inspizient , Abendspielleiter, Choreinstudierung etc etc war.
All das wusste ich nicht und es interessierte mich auch nicht. Ich ging mit gutem Vertrauen, daß mir das Werk "naturgetreu" geboten wurde in die Oper - und wurd kaum je enttäuscht. EIN Phänomen der damaligen Zeit hat sich indes DOCH eingeprägt: Von Inszenierung zu Inszenierung wurden die Bühnenbilder raffinierter und prächtiger, da wurden ganze Paläste realisiert, oft ein Zeitfenster in die Vergangenheit. Das erste das man vom Stück mitbekam, sobald sich nach der Ouvertüre der Vorhang hob, war (zumindest in Wien war das so) frenetischer Applaus für das Bühnenbild.
Und nach dieser langen Vorrede aus persönlicher Erfahrung (Ca 1965-1975)
frage ich mich, welche Namen dem Quereinsteiger oder Gelegenheitsbesucher ein Begriff sind, bzw inwieweit er wehrlos dem jeweils gezeigten ausgeliefert ist....
mfg aus Wien
Alfred