Lieber Holger,
erst einmal vielen Dank für Deinen Beitrag !!
Den ersten Fairaudio-Test kenne ich gut, den zweiten hatte ich noch nicht gelesen (habe ihn schon eben einmal überflogen und werde noch einmal genauer hineinlesen). Da stehen ja viele Eigenschaften drin, die mir sehr sympathisch sind !
Ein bisschen Stirnrunzeln habe ich immer, wenn ich die Musik sehe, die so mancher Tester da auflegt. Ob Heavy Metal über den Schallwandler gut klingt, ist für unsereiner ja nicht so ganz relevant... Die armen Dynaudios! Für den Bereich Schwermetall würde ich den Fans eher empfehlen, in den PA-Bereich zu gehen. Da gibt es auch durchaus beeindruckend und sehr druckvoll klingende Sachen (ich meine das jetzt ohne Arroganz).
Übrigens glaube ich, dass die Dynaudio X38 möglicherweise etwas klarer auflösen als die Dalis (hatte früher einmal eine Contour 1.8 MK I). Sie sollen aber auch diese Wärme im Grundton und die Entspanntheit haben. Ich halte von Dynaudio immer noch eine ganze Menge...
Das nur als Überlegung! Die braucht man ja reichlich bei so einer Entscheidung!
Das "Schöne" dabei ist, dass ich diese Zeit definitiv haben werde ;), denn ich kann mir ja nicht ständig neue Audiogeräte kaufen. Musik beruflich zu machen, finde ich auf jeden Fall besser, als sich morgens in irgend so einem Betrieb wiederzufinden, aber reich wird man dadurch leider recht selten....
Besser als jede Überlegung wären natürlich eigene Vergleichstests, am besten hier in meinem Hörraum. Das ist schon bei neuen Lautsprechern schwierig hinzubekommen. Wenn man dann hohe Ansprüche hat, aber auf den Preis schauen muss, demzufolge im Gebrauchtsegment sucht, dann wird es noch schwieriger mit dem Vergleichen.
So eine Ascendo einmal gegen die Dynaudio zu hören....das wäre sehr interessant. Überhaupt gibt es ab einem gewissen Preisbereich im High-End nicht mehr diese Automatik, dass alles was teurer ist (man schaue nur in die aktuelle Bestenliste bei stereoplay) auch dementsprechend hörbar besser ist. Das ist wie bei den echten Spitzenkopfhörern: Irgendwann geht es nicht mehr um objektiv besser oder schlechter, sondern um die jeweils andere Interpretation des Themas High-End-Musikreproduktion.
Jetzt weiß ich nicht, ob Du mit den aktuellen Stax-Modellen auf dem Laufenden bist. Der von mir oben gepostete SR009 ist das derzeitige Spitzenmodell, was sich auf jeden Fall preislich deutlich von allen anderen entfernt. Ich habe Dir hier einen Test verlinkt.
Interessant auch, das hier das Wort "emotional" für den Stax fällt, weil gerade dieser SR009 in den internationalen und nationalen Threads der Kopfhörerforen eher als nüchtern bezeichnet wird. Wieder einmal sieht man, dass der eigene Hörtest durch nichts zu ersetzen ist.
Das Verhältnis Klang < ---> Preis dürfte im Vergleich zu anderen Hörern, wie etwa dem K812, dem HD800 oder meinem Audeze sicher Anlass zu Diskussionen geben. Es gibt auch immer Leute, die einen dieser Hörer dem SR009 sogar vorziehen. Wie ich es beurteilen würde, weiß ich nicht, da ich das Teil leider noch nie hören konnte.
Ansonsten muss man auch sehen, dass Kunden, die sich eine Kopfhöreranlage in diesem Preissegment kaufen, ggf. auf eine große Anlage mit Lautsprechern und dergleichen verzichten. Gründe können sein: man hat keinen Platz, eine intolerante Frau, intolerante Nachbarn (ich habe zum Glück keine Nachbarn...) extrem hohe Klangansprüche, denen begrenzte finanzielle Mittel entgegenstehen. Da ist dann eine High-End-Kopfhöreranlage relativ preiswert und bietet höchst sauberen Klang (obwohl sie in absoluten Zahlen immer noch sehr teuer ist) .
Noch zur Frage analytischer oder genießerischer Klang: Ich war mein Leben lang Detailfanatiker, weshalb für mich damals der Jecklin Float und heute der K812/HD800 wirklich Offenbarungen waren. Ich hätte nie, aber wirklich nie gedacht, dass ich anderen Philosophien etwas abgewinnen könnte. Nach der Hörsession in Oslo war ich über mich selbst erschrocken. Die Verführungskunst des LCD-X war schon sehr hoch. Aber man muß auch sehen, dass er - wie gesagt - wesentlich mehr Höhenenergie hat, als etwa ein LCD 2. Dieser ist der dunkelste im Audeze-Programm, dann kommt der LCD-3 (mit Fazor schon etwas heller) und an der Spitze, fast schon neutral (oder, wie es jemand schrieb: "die Audeze-Interpretation der Neutralität") der LCD-X. Manche meinen, dass der LCD-3 (er ist der teuerste KH im Programm) noch etwas feiner auflösen soll, als mein LCD-X, was ich aber am Ende des langen, aber in dieser Beziehung leider zu kurzen Hörtests (eine ganze Kopfhörerwand war das....) so nicht gehört habe. Zum Glück sind die Details ja auch alle da, aber man wird nicht so sehr mit der Nase draufgestossen. Das Mitgebrumme von Yo Yo Ma habe ich in der Brahms e-moll-Sonate für Cello und Klavier übrigens noch nie so deutlich wahrgenommen, wie neulich über den LCD-X-. Ich habe mich tatsächlich umgeschaut, um zu sehen, ob mein Sohn im Raum sei, und vor sich hinsänge....
Nun müssen wir aber aufpassen, dass wir hier dem Thema Lautsprecherkauf nicht zu sehr OT werden, denn hier ist ja der Kopfhörerthread. Aber es gibt ja andere Threads, in denen wir das Lautsprecherthema nach Herzenlust weiterführen könnten.
Alles Gute!
Gruß
Glockenton