Leider bin ich hier ja fast ein Einzelkämpfer, was die französische Musik des 17. und 18. Jahrhunderts anbelangt.
In meinem Bekanntenkreis gibt es recht ambivalente Meinungen zu dieser „Sonderform“ der barocken Musik.
In jedem Fall führt sie ein Schattendasein hierzulande und wird wohl auch nicht sonderlich geliebt. In alten Lexika, Konzert und Opernführern sind auch nicht gerade objektive Beschreibungen dieser Musik zu finden.
An ihr klebt ein enormes negatives Image.
Hinzu kommt wohl auch noch diese Fabel von dem Wettstreit zwischen Louis Marchand und Johann Sebastian Bach, der aber eben nur reine Erfindung ist.
Dabei hatten sich die Romanciers einen französischen Organisten ausgesucht, der Bach absolut hätte gefährlich werden können.
.. ob sie das überhaupt wussten ?
Woher kommen diese Vorurteile ? Und warum existieren sie überhaupt ?
Denn auf der einen Seite wird diese Musik schlecht geredet, als langweilig abgestempelt, auf der anderen Seite basiert aber das was wir als „Barockmusik“ verstehen zum großen Teil eben genau auf dieser Musik.
Das Orchester ist eine französische Erfindung.
Oder anders gesagt, die berühmtesten Werke, wie die 4 Orchestersuiten von Bach, oder die Wassermusik und die Musick for the Royal Fireworks von Händel sind ja direkte Adaptionen des französischen Stil.
Mehr noch, Bach hat die Ouvertüre zu seiner 3. Suite fast 1:1 von Michel Richard Delalande übernommen.
Ob diese Adaption nun das Original übertrifft, lasse ich mal dahin gestellt sein....
Händel hat in seinen frühen Opern ebenso stark französisch geprägte Musik geschrieben.
Wer diese Werke liebt, müsste normalerweise auch von der Musik Lullys, Campras, Delalandes und Rameaus begeistert sein.
Liegt es am schlichten nicht kennen ?
Einer gewissen Orientierungslosigkeit ?
Der französischen Sprache ?
In anderen Foren ist sogar recht abfälliges über diese Musik zu lesen, was aber nach meiner Beobachtung eher in reiner Borniertheit und teilweise auch purem Unverständnis und Unkenntnis ihre Wurzeln hat.
Da bin ich doch ganz froh hier zu sein , denn solche Flachmännischen (kein Verschreiber) Meinungen brauchen wir hier nicht.
Ich selbst verstehe die französische Sprache nur schlecht,
als gebürtiger Hesse ist meine französische Aussprache auch recht exotisch Aber das hat mich nicht daran gehindert diese Musik jedweder anderen vorzuziehen.
Das ein unbedingtes Verständnis des Textes da sein muss, kann ich jetzt nicht behaupten, ich bin auch so von dieser Musik begeistert - aber ich gebe zu, dass diese Musik gerade in den sehr expressiven Rezitativen absolut umwerfend ist, wenn man dem Text folgen kann. Mit Übersetzungen die meistens ja mitgeliefert werden, geht das ja so halbwegs.
Ähnlich extrem ist mir das bisher nur noch bei Gluck aufgefallen.
Nimmt man die Tragödien von Racine im Original, dann ist das ja auch schon fast Musik.
Ich habe z.B. lange einen Bogen um die Oper des 19. Jh. gemacht, weil mir diese Ästhetik einfach fremd war. Aber über die Linie „Mozart – Rossini – Meyerbeer“ hab ich irgendwie diese Musik für mich entdecken können.
Natürlich gehört meinem Herzen immer noch die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, aber ein oder zweimal die Woche höre ich eine Oper von Wagner oder Verdi.
Eventuell wäre es ja denkbar über eine ähnliche Schiene, sich dieser Musik zu nähern ?
Ganz zu Anfang hab ich mich mit dem französischem Gesang auch etwas schwer getan, es waren vor allem die Instrumentalstücke, die mich gefesselt haben.
Mich würde es interessieren, warum die französische Musik so wenige Liebhaber hat.
Ist das denn wirklich so ?
Woran liegt das ?
Welche Werke kennt ihr überhaupt ?
Falls Interesse besteht könne ich auch mal einen Thread machen, gewissermaßen eine Einführung in die französische Musik des Barock.
Ein langsames Heranführen an diese faszinierende Welt – denn ich kann nur sagen, euch entgeht echt etwas.