ZitatZitat von Operus: Sie signalisiert allerdings nach meinem Empfinden strikte Ablehnung.
Lieber Hans,
genau das ist es, was ich damit nicht sagen wollte. Ich habe dieser Wort gewählt, weil ich damit diese völlig entstellten Inszenierungen, die ich tatsächlich strikt ablehne, gegenüber dem - wie ich es oft auch schon betont habe - verwaschenen Begriff "Regietheater" abgrenzen wollte. Wie schon mehrmals hier erklärt und an Beispielen verdeutlicht habe, kenne ich auch einige Inszenierungen, die man als "Regietheater" bezeichnen würde, die für mich durchaus akzeptabel sind, weil sie die Handlung unangetastet lassen und man auch Ort und Zeit zu erkennen vermag. Beispiele habe ich ja mit dem fliegenden Holländer von Harry Kupfer (Bayreuth 1985) gegeben, den ich so durchaus so akzeptieren kann, obwohl mir andere Inszenierungen noch besser gefallen. Im Vergleich zu dem derzeit laufenden entsetzlich entstellten fliegenden Holländer in Bayreuth ist das ja wirklich Gold. Ebenso habe ich die Tristan-Inszenierung von Chereau aus der Scala gelobt. Und ich besitze noch weitere Inszenierungen. Und so besitze ich noch weitere Inszenierungen, die ich mir gerne ansehe (z.B. den auch schon genannten Faust von Gounod und den Mefistofele von Boito - mit beiden konnte sich z.B. auch LaRoche ein wenig, wenn auch nicht vollständig - anfreunden). In allen Fällen ist die Handlung, die Werk des Schöpfers darstellt, unangetastet (und nur der ist für mich der Künstler, den Regisseur kann ich allenthalben als Künstler ansehen, wenn er es versteht, - wie Hami es sehr schön ausgedrückt hat, im Rahmen des vorgegebenen Werkes kreativ zu sein. Eine neue Handlung zu erfinden, dazu aber die Musik eines Fremden zu missbrauchen, ist für mich kein Kunststück). Der Fliegende Holländer ist auch der Fliegende Holländer und nicht irgendein Produkt mit QR-Code, Daland auch Daland und kein Ventilator- oder Püppchenfabrikant und die Spinnerinnen Spinnerinnen und keine Ventilatorverkäuferinnen im Krankenschwesterdress, Erik ein Jäger und kein Hausmeister mit Silikonpistole, Gewitter und Sturm sind miterlebbar, der Auftritt des Holländers (mit Geisterschiff und nicht in irgendeinem Computerraum) ist wirklich dramatisch und nicht durch lächerliche Gestalten, die um ihn herumtanzen nur noch eine Farce. Ebenso könnte man es für Tristan, Faust und Mefistofele ausdrücken. Und ich habe noch weitere, aber dann würde dieser Beitrag zu lang.
Wenn ich mich aber in der letzten Zeit umsehe, ich kann es ja nur noch im Fernsehen oder auf DVD erleben, weil hier rundherum fast auch nur noch entstellte Inszenierungen laufen, wie nach dem Nazi-Tannhäuser der kürzlich in Düsseldorf inszenierte Bankensanierer Lohengrin, der hier auch schon besprochen wurde, und bei uns auch nur noch völlig veränderte und umgedeutete Inszenierungen eingekauft werden, und wenn ich auch erlebe, was das Fernsehen die letzen Jahre bietet (Inszenierungen wie der Salzburger Don Carlo oder die Wiener Fanciulla del West bilden die seltene Ausnahme), dann ist das für mich leider fast nur noch Verunstaltungstheater. Und dieses Wort soll auch bewusst Sprengkraft haben, es ist ja gegen eine Sache und deren Verursacher, nicht gegen ein Mitglied dieses Forums gerichtet, das anderer Meinung ist.
Einzelne andere drücken sich hingegen oft drastisch, ja beleidigend, gegen Mitglieder dieses Forums. Oder findest du es als "Brücke", wenn -gleich nachdem du dieses vermittelnde Wort in die Diskussion geworfen hast - die Zuschauer, die solche Sachen nicht goutieren, als anspruchslos bezeichnet werden? Ich wollte das nur konstatieren, es berührt mich aber in keinem Fall.
Liebe Grüße
Gerhard