Oper - Original oder Übersetzung

  • Rosenkavalier


    In der DOR wurde die "Carmen" bis vor einigen Jahren - trotz mehrerer Neuinszenierungen - immer noch in deutscher Sprache gegeben - in einer furchtbaren Übersetzung und in der Rezitativ-Fassung von Giiraud - einfach gräßlich. Auf Anfrage wurde mir erklärt, man hätte der Rechte - und das ganze Aufführungsmaterial - damals teuer gekauft und jetzt wäre kein Geld dafür da, das originalsprachige Material neu zu kaufen.
    Erst nach dem Intendantenwechsel wurde dann bei der nächsten Neuinszenierung das Original eingeführt.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von severina
    Dann müssten manche Vorstellungen an der Volksoper geradezu gestürmt werden, davon kann aber keine Rede sein, weshalb man dort in den letzten Jahren auch schon vom ursprünglichen Konzept, alles deutsch zu singen, abgerückt ist. Mit dem Erfolg, dass man bessere Sänger kriegt und damit ein besser besuchtes Haus!
    lg Severina :hello:


    Also ich habe dort vor ein paar Jahren eine Hochzeit des Figaro genossen (die - jungen - Sänger und die Textverständlichkeit, das Orchester weniger - aber das Staatsopernorchester mag ich auch nicht mit Mozart hören).


    Schade, wenn es das nicht mehr gäbe, die Volksoper als "schlechtere Kopie" der Staatsoper kann doch kaum besseren "Marktwert" haben.
    ?(

  • Zitat

    Original von der Lullist


    "Deutsch zu primitiv für den Gesang"


    :D


    Meinst Du damit auch die Opern/Operetten/Lieder/Oratorien etc., die Deutsch als Originalsprache haben????? :evil:


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    ja, er mag reinhard keiser nicht.
    :D


    Ich hab schon Keiser gesungen, da gibt es schlimmeres...... ;)
    Aber Keiser ist ja sicher nicht das Maß aller Dinge, oder?


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Zitat

    Original von Rosenkavalier
    Ich hab schon Keiser gesungen, da gibt es schlimmeres...... ;)
    Aber Keiser ist ja sicher nicht das Maß aller Dinge, oder?


    Aber Keiser ist ja geradezu "modern", wenn man bedenkt dass bei ihm die Mehrsprachigkeit in ein und demselben Werk ein sehr unterhaltsamer Kunstgriff ist...

  • Zitat

    Original von der Lullist

    Zitat

    "Deutsch zu primitiv für den Gesang" :D


    Da sitze ich jetzt doch zwischen den Stühlen. Auch wenn du mir aus der Seele spricht, die Schuhe deiner ironischen Zuspitzung zur deutschen Sprache ziehe ich mir nicht an. Händel auf deutsch geht - zumindest bei den Oratorien.


    Wie viele meiner Generation und wohl auch ein Stück danach habe ich den MESSIAS auf deutsch kennen und lieben gelernt und mich sogar gewundert, als ich zum ersten Mal eine Aufnahme des Werkes von Bernstein abspielte und mich wunderte, warum er eine englische Übersetzung benutzt hatte (ja, nicht jeder weiß schon immer alles). Wenn ich heute lieber englische Aufnahmen höre, dann deshalb, weil mir die neueren Einspielungen musikalisch durchweg mehr zusagen. Gerade bei Texten, die man aus der Bibel in der eigenen Sprache kennt, wirkt das Deutsche für mich aber keineswegs unnatürlich.


    Das gilt aber nur für den englischen Händel, weil die englische Sprache zwar ideal für Wortspiele und deshalb Komödien, eigentlich aber nicht sehr klangvoll ist. Pauls Verweis auf die Übersetzung des Erlkönigs durch Walter Scott ist da ein hochinteressantes Beispiel. Natürlich funktioniert es, in dem Fall sogar nicht mal schlecht, aber gegenüber der Wortmelodie des Originals ist Scotts Übertragung doch nur eine matte Imitation, zumal sie die Vokalhäufung etwas übertreibt.


    Andererseits kann ich Knusperhexe gerade bei Dvoraks RUSALKA überhaupt nicht folgen. Es stimmt zwar, dass die deutsche Nachdichtung, FÜR SICH GENOMMEN, überwiegend sehr gelungen ist und sich auch gut LIEST. Aber selbst ohne die tschechische Sprache zu beherrschen, höre ich beim Original weitaus schönere und vor allem der Musik entsprechendere Klänge, wie überhaupt die slawischen Opern ein Grund wären, deren Sprache(n) zu lernen. Besonders musikalische Sprachen wie diese und natürlich die italienische oder französische, die viel mehr als die unsere aus Vokalen entwickelt scheinen, werden von der deutschen Sprache zwangsläufig besonders heftig vergewaltigt. Bei THE RAKE'S PROGRESS, um zum Englischen zurück zu kehren, würde mich die deutsche Sprache weniger stören, obwohl Audens Libretto ein sehr poetisches ist. Dessen Klang ist aber von der deutschen Sprache leichter nachzuvollziehen, und gerade diese Oper ist ohne Textverständnis kaum mehr nachvollziehbar.


    Es kommt also schon ein bisschen auf den Einzelfall, also die Ausgangssprache an, wenn man dem Ergebnis der Übersetzung gerecht werden will. Pauschale Anklagen helfen da nur bedingt und rufen noch am ehesten pauschale Verteidigungen hervor. Trotzdem würde ich auch bei Strawinsky für die Originalfassung plädieren - nicht, weil ich zufällig englisch kann, sondern weil ich es aus Prinzip vorziehe, wenn es schon seinb muss, die Nachteile zu wählen, die sich am besten kompensieren lassen.


    Ich sehe ich aber einen erheblich größeren Schaden als Nutzen, wenn man bei den genannten mediterranen und slawischen Sprachen die Eindeutschung wählt. Mein Schlüsselerlebnis dazu waren zwei Querschnitte des DON GIOVANNI, die ich in meiner Jugend sehr oft hörte, weil mehr nicht drin war. Es waren die CETRA Aufnahme der RAI Turin mit Maria Curtis Verna und (immerhin) Giuseppe Taddei unter Max Rudolf und ein deutscher Querschnitt mit Elisabeth Grümmer, Herrmann Prey und Fritz Wunderlich unter Hans Zanotelli. Ich habe sie immer noch und deshalb eben mal reingehört. Die deutsche Aufnahme ist vor allem sängerisch um Welten besser. Dennoch habe ich stets lieber die italienische Aufnahme gehört, weil die deutsche mir jedesmal irgendwie unnatürlich vorkam.


    Heute weiß ich besser, warum das so ist, aber gestört hat mich die Übersetzung schon immer. Auch wenn Cesare Valletti Wunderlich als Sänger kaum das Wasser reichen kann: mit den engen Vokalen von "Nur ihrem Frieden weih ich mein Leben" hat der Deutsche gegen das wundervolle "Dalla sua pace la mia depende" des Italieners keine Chance. Hinzu kommt, dass, wenn überhaupt, bei den traditionell beliebtesten Stücken fast immer sehr veraltete Übersetzungen eingesetzt werden. Wenn dann Zerline singen muss "Schmäle, schmäle, lieber Junge" möchte man meinen, ihr betuliches Tätscheln gälte einem unartigen kleinen Jungen statt einem nachvollziehbar zornigen Bauern. Wie anders klingt dagegen "Batti Batti, mio Masetto" und wieviel stärker ist die Bedeutung dieser Worte gegenüber dem, was der affektierte deutsche Text nahe legt.


    All das wird einem inzwischen zum Glück heute meist erspart. Schon aus dieser Erfahrung heraus wäre bei allem Verständnis für den Wunsch nach mehr Verständnis in der Oper eher dafür, auch dabei an der Musik und ihrer Erläuterung anzusetzen und nicht an der Sprache. Ich jedenfalls habe die deutschsprachigen Aufführungen des BARBIER VON SEVILLA, die mir einst viel Vergnügen bereiteten, nie vermisst.


    :hello: Rideamus


    PS: trifft eigentlich mein Eindruck zu, dass der Wunsch nach der deutschen Sprache hauptsächlich von Männern kommt, die bekanntlich mit double-tasking, etwa dem gleichzeitigen Hören und Lesen, genetische Probleme haben sollen? :untertauch:
    (Pace Knusper, ist scherzhaft gemeint).

  • Ist schon o.k, rideamus. Ich finde Deine Ausführungen mal wieder sehr interssant. Du bist so schön sachlich. Doch auch wenn ich italienisch, französisch, englisch und ein wenig niederländisch kann :O möchte ich die o.g. bereichernden Erfahrungen beim Hören der deutschen Einspielungen nicht missen. Und ja, ich glaube sehr, dass es für die Gewinnung neuer Opernfreunde ein guter Weg wäre, mal wieder in deutsch zu singen, auch wenn sich einigen Gourmets dann der Magen umdreht.

  • Zitat

    Original von Rideamus
    Wie viele meiner Generation und wohl auch ein Stück danach habe ich den MESSIAS auf deutsch kennen und lieben gelernt [...]


    Ich habe den "Messias" auch deutsch kennengelernt - Helmut Koch- und Karl Richter-Aufnahmen - und mir gefällt er noch heute deutsch besser.
    Ähnlich verhält es sich bei meinen dt.sprachigen Aufnahmen von "Israel in Ägypten" (Wolf-Dieter Hauschild) und "Semele" (Helmut Koch) aus den 70ern/80ern.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Auch ich höre ganz eindeutig eine Oper am liebsten in ihrer Originalsprache. Die meisten Übersetzungen (und oft sind es ja auch keine, da vieles sinnentfremdet werden muss, um den Versmaß zu halten) finde ich wirklich unterirdisch - plötzlich gibt es da so sinnentstelltes wie eine Spiegel- oder Champagnerarie). Ausserdem fallen meistens die Phrasierungen und Betonungen der Übersetzung zum Opfer. Bei mir hat Sprache ansich schon einen sehr hohen Stellenwert, der in der Oper keineswegs durch die Musik negiert oder gemindert wird. Im Gegenteil: Sprache ist doch schon Klang, ist Lautmalerei - ist auch Musik. Wie toll, wenn Sprache dann noch in einer Vertonung potenziert wird, eine zweite Bedeutungs- und Emotionsebene erfährt. (Genau deswegen hinkt auch der Vergleich mit Übersetzungen im Sprechtheater etwas). Und die bleit IMO nur im Original zu 100% erhalten. Es möchte doch auch niemand ernsthaft Wagner-Opern auf Englisch hören? Was da alles flöten ginge... Oder ist jemals einer auf die Idee gekommen Kunstlieder zu übersetzen? Wahrscheinlich schon, aber ich mag gar nicht dran denken... Und bei allem Verständnis dafür, daß man sich in der Oper "vergnügen" möchte - man sollte als Zuhörer und -schauer auch die Bereitschaft zur "Mitarbeit" haben - das gilt m. E. für alle Bereiche der Kunst. Man sollte sich informieren, bilden, konzentrieren, ausseinandersetzen etc. - man sollte etwas investieren - um so größer wird das Genusserlebnis. Wenn der Zuschauer sich nicht als aktiver Part versteht ist Kommunikation (und was ist Kunst letzterdings anderes?) kaum möglich. Im Theater, in der Kunst sollte der Zuschauer sich nicht als rein passiver Part verstehen, der "bedient" wird. Darin liegt auch der qualitative Unterschied zu beispielsweise Mainstream-Kino.
    Desweiteren verstehen besonders Opern-"Neulinge" auch den deutschsprachigen Gesang eher kaum bis gar nicht. Als ich mit zwei Freunden mal in einer Aufführung von Salome war, wären die ohne die deutsche Übertitelung vollkommen aufgeschmissen gewesen. Ich empfehle immer, sich vorher das Libretto (ggfs mit Überstezung) durchzulesen. Mir geht es da kaum anders, obwohl ich seit 24 Jahren Opern höre. Da gibt es IMO auch noch unglaublich große Defizite in der heutigen Gesangausbildung - auch bei deutschsprachigen Sängern. Da sind bezüglich der Artikulation und Wortverständlichkeit z. B. Helen Donath oder Jonas Kaufmann Ausnahmen. Und auf CD ist das auch nochmal was anderes als bei einer Liveaufführung.

  • Zitat

    Original von Der-wonnige-Laller
    Es möchte doch auch niemand ernsthaft Wagner-Opern auf Englisch hören? Was da alles flöten ginge...


    Kennst Du den Goodall-Ring? Der ist gar nicht so schlecht - sowohl sprachlich als auch musikalisch. Womöglich kann ich das aber nur sagen, weil ich mit Wagners Sprache noch größere Probleme habe als mit seiner Musik.


    Im Prnzip sind wir uns zur Abwechslung völlig einig, nur weiß ich nicht, ob Wagner das beste Argument gegen Übersetzungen ist, zumal es auch da drauf ankommt, in welche Sprache. Wagner auf italienisch fand ich allerdings immer komisch, wenn er mir so begegnete.


    R.

  • Zitat

    Original von Rosenkavalier
    Mein Opernabo führt mich teilweise in die Komische Oper und meine Erlebnisse mit deutschen Übersetzungen gehen von "geht gar nicht" (Carmen) über "so lala" (Hoffmanns Erzählungen) bis "ach, das ist nicht die Originalsprache?" ;) (Jenufa). Letzteres funktioniert aber vermutlich nur, weil ich das Werk überhaupt das erste Mal dort gehört habe und mir der Vergleich fehlte.
    Gruß
    Rosenkavalier


    Jenufa fand ich dort auch atemberaubend gut und man hatte wirklich das Gefühl, nur in dieser Sprache funktioniert sie so gut. Ähnlich erging es mir in München beim Schlauen Füchslein. Es gibt aber auch genug Verfechter des tschechischen Originaltextes.


    Bin ansonsten auch eher für die Originalsprache, aber eben gerade die KOB hat mir gezeigt, dass man durchaus auch ein riesiges Vergnügen mit einer witzigen deutschen Übersetzung haben kann und vor allem einem Ensemble, dass ausgesprochen verständlich singt und spielt, dass einem so und so das Herz aufgeht.


    Carmen und Hoffmanns Erzählungen habe ich dort noch nicht erlebt, aber neben der Jenufa Figaros Hochzeit, Cosi und die Liebe zu den drei Orangen. (Viel zu wenig :( )


    In unserem Münchner Gärtnerplatztheater war ich natürlich auch schon einige Male im Laufe der Jahrzehnte, aber da war meist die Textverständlichkeit nicht so gut und die Texte Richtung Reclam-Übersetzung.


    Ach ja, gestern Abend war ich total begeistert von einer Übertragung des Persée von Lully, obwohl ich keine Ahnung hatte um was es da ging, da ich überraschend in den Theaterkanal geriet, kaum ein Wort Französisch verstand, aber trotzdem von Musik, Gesang, Schauspiel, (sehr schönen Männern ;) ) mitgerissen wurde. So kann es also auch funktionieren.


    Liebe Grüße
    Ingrid


  • Nein, den Goodall-Ring kenne ich nicht.


    Ich muss gestehen, daß ich die Wagnerschen Alliterationen sprachlich und musikalisch ja wirklich toll finde :untertauch: , da sie - wenn auch vielleicht nicht immer sinnvoll - so doch immer sehr sinnlich sind (eine Qualität, die mir in der Kunst manchmal entgegen dem Intellekt zu "minderwertig" bewertet wird). Alleine das "Weia! Waga! Woge, du Welle! Walle zur Wiege! Wagalaweia! Wallala weiala weia!" beschreibt Klangsprachlich so treffend das fließende Element. Nur als Beispiel.

  • Zitat

    Original von Der-wonnige-Laller
    Alleine das "Weia! Waga! Woge, du Welle! Walle zur Wiege! Wagalaweia! Wallala weiala weia!" beschreibt Klangsprachlich so treffend das fließende Element. Nur als Beispiel.


    Wenn meine Erinnerung nicht komplett täuscht (ich habe diesen RING auch nicht, weil Goodall mir bei aller Qualität auch im Gesanglichen einfach zu langsam war), haben die das im Englischen sinnvollerweise auch beibehalten. Den Wert von Lautmalerei sehe ich genauso wie Du.


    Ob die Stabreime das auch leisten können, darüber könnte man diskutieren, aber dann in einem anderen Thread, denke ich.


    R.

  • Hallo,


    bei der Frage Original oder Übersetzung würde ich aber auch gern das Problem der "französichen" Verdi-Opern, die jetzt meist italienisch aufgeführt werden, in den Ring werfen.


    Gerade beim Don Carlos fällt IMO auf, dass italienisch nicht die Originalsprache ist.....


    :hello:


    Elisabeth

  • Mir sind die originalsprachlichen Aufführungen auch absolut lieber. Anfänglich war ich kein Freund der Übertitelung von Aufführungen, aber zwischenzeitlich denke ich, dass diese eine grosse Hilfe für das Verständnis der Werke sein können, wenn Besucher/innen die Stücke nicht sonderlich gut kennen oder die Kenntnis der gesungenen Worte sozusagen unabdingbar sind, wie bsplsw. bei Mozarts "Nozze" oder seiner "Cosi".


    Der Vorteil liegt dabei ganz klar in der Form einer freien Übersetzung, die nicht an die Gesangslinie gebunden ist und deshalb wesentlich näher am Original bleiben kann.


    Im Falle der "Komischen Oper" gebe ich gerne zu, dass ich mich freuen würde, wenn man von den deutschen Übersetzungen wegkäme. Allerdings erstellt man an der "Komischen Oper" gerne auch eigene Übersetzungen, die dann doch deutlich besser sind, als bekannte, ältere Eindeutschungen.


    Viele der alten Übersetzungen sind grauenhaft und verfälschend und bedienen sich einer Sprache, die heute manchmal gar nicht mehr verstanden wird. Das Zitat von Rideamus passt da gut hin.


    Aber selbst gelungenere Texte, wie z. B. die vom "Füchslein" (Janacek) durch Max Brod sind eine Bearbeitung und keine gute Übersetzung des Originals.


    Dass der Einstieg für "Neulinge" besser funktionieren würde, wenn deutsch gesungen würde, glaube ich auch nicht. Gerade die Sprachmelodie gehört doch auch zum Stück dazu - und ein wenig Vorbereitung, sprich: mindestens das Konsultieren eines Opernführers, sollte vor einem Opernbesuch leistbar sein.


    Umgekehrt ist es auch ganz interessant, wenn man "Zauberflöte" oder "Hänsel" mal in italienisch hört - und merkt, wo es dann hakt. Die englische "Cosi", der russische "Lohengrin"...


    Kurz zu Goodall: ich finde die Übersetzungen von Andrew Porter insgesamt gut und gelungen - aber natürlich geht da auch einiges verloren. "And sadly the god must depart: one kiss takes your godhead away!"

  • Ein richtiger und wichtiger Hinweis, liebe Elisabeth. Gleiches gilt ja auch für Donizettis LA FAVORITE oder Rossinis GUILLAUME TELL um nur die bekanntesten zu nennen.


    Allerdings:


    wie in dem Thread hier Giuseppe Verdi: Don Carlos richtig angemerkt wurde, sprachen dies Komponisten nicht besonders gut französisch (bzw. Rossini wohl erst später) und komponierten mit italienisch geprägtem Sprachgefühl. Das hört man auch. Deswegen finde ich, vorausgesetzt, man streicht nicht den ersten Akt, wie etwa Karajan grundsätzlich, einen italienischen DON CARLO weit weniger problematisch als einen deutschen, zumal die genannten Komponisten ja ihre Partituren den italienischen Fassungen angepasst und sie damit autorisiert haben.


    Bei den GLI UGONOTTI Meyerbeers habe ich da schon größere Probleme. Aber wenigstens gilt da dasselbe, was ich weiter oben zum Verhältnis deutsch-englisch gesagt habe: wenigstens sind die Sprachen in ihrem Klangcharakter nicht so himmelweit von einander entfernt, dass sie aus ihren Vorlagen gleich ganz andere Werke machen Bei all dem sehe ich aber keinen künstlerischen Grund, sondern allenfalls eine pragmatische Entschuldigung (die Sänger wollen keine weitere Sprache einstudieren), wenn man die genannten Werke in Deutschland oder Österreich in de falschen Originalfassung singt.


    Insofern gebe ich Dir uneingeschränkt Recht.


    Rideamus

  • Strauss hat ja z.B. bei der französischen Fassung der Salome (die ja keine Überstzung aus dem Deutschen ist, sondern die Originalfassung von Wilde verwendet, der die Salome ja in französischer Sprache verfasst hat) die Gesangslinien der Sprache angepasst.


    "Da Wildes Original-Salome französisch ist, möchte ich eine musterhafte Bearbeitung meiner Oper schaffen, die nicht den Eindruck erweckt, eine französische Übersetzung zu sein, sondern vielmehr eine wahrhaftige Vertonung des Originals... Es muß eine richtige französische Oper werden: keine Übersetzung!!!"(Richard Strauss)


    Ich finde diese Bearbeitung auch sehr gelungen, wenn ich mir auch einbilde, daß die Partitur hörbar auf den deutschen Text entstanden ist. Das kann aber auch daran liegen, daß ich die Salome natürlich auf Deutsch kennengelernt habe.


    Kennt ihr noch weitere Beispiele, wo ein Komponist eine Übersetzung auch selber musikalisch angepasst hat?


    Die französische Salome gibt´s auch auf CD:


  • Zitat

    Original von Der-wonnige-Laller


    Kennt ihr noch weitere Beispiele, wo ein Komponist eine Übersetzung auch selber musikalisch angepasst hat?


    Jetzt wird's richtig spannend, denn das würde mich auch sehr interessieren.


    Wenn es solche Fälle gibt, dann eher bei Verdi und seinen französischen Libretti (neben DON CARLOS auch JERUSALEM) oder noch viel früher, aber an die denkst Du wohl nicht.


    R.

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  • Zitat

    Original von Rideamus
    aber an die denkst Du wohl nicht.


    Ich denke an gar nix, bin da ganz offen für alle Beispiele die da kommen mögen. Die Salome ist der einzige Fall dieser Art den ich kenne.

  • Zitat

    Original von Rideamus
    PS: Moderator, Moderator, HILF! Ich krieg die Unterstreichungen nicht weg.


    Du hast deine Texte als Link-Beschreibungstexte definiert. Also einfach das [/url] jeweils direkt hinter die Links setzen!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • Na ja es gab Zeiten, als alles deutsch gesungen wurde........

  • Hallo,


    in meiner Jugend wurden alle Open in deutsch gesungen. Daneben war Radio und Schallplatte (so man welche hatte) das einzige Medium, auch dort wurde nur deutsch gesungen. Da man nichts anderes kannte, hat uns das genügt. Erst als man in der Oper anfing, die Werke in der Originalfassung zu spielen, merkte ich, wie anders man die Musik wahrnimmt, wenn in der Originalsprache gesungen wird. Wir hatten hier in Wiesbaden (oder war es in Mainz) vor 15 oder 20 Jahren einmal eine Hochzeit des Figaro in deutsch. Es klang auf einmal alles fremd.


    Wenn es um Vertändlichkeit der Sprache geht, muss ich sagen, dass deutsch gesungene Texte, zumal bei Chor und Ensemblegesang ja auch nicht zu verstehen sind. Nur der kann sie verstehen, der ohnehin den Text kann.


    Ich jedenfalls möchte keine Oper mehr in einer anderen als der Originalsprache hören, obgleich mein französisch mehr als mangelhaft und mein italienisch fast nicht vorhanden ist. Bei mir unbekannten Werken muss ich mir halt die Mühe machen, einmal das Libretto zu lesen. Es gibt gute, vergleichende Libretti, das Übrige ergibt sich aus der Musik. Von der Übertitelung halte ich eigentlich wenig, da es mich erstens vom Bühnengeschehen und zweitens von der Musik ablenkt.


    LG :hello:


    Emotione

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Du hast deine Texte als Link-Beschreibungstexte definiert. Also einfach das jeweils direkt hinter die Links setzen!


    Danke für die Hilfen, Elisabeth und Theophilus.


    An solchen Zwischenfällen merkt man doch auf besonders nette Art, dass man auch gelesen wird. :D


    :jubel: R.

  • Ich fühle mich allmählich wie einer, der auf einem verlorenen Posten kämpft. X(


    Einer der noch nie in der Oper war, hat der eine Ahnung davon was ihm erwartet? Wenn er ins Kino geht, braucht er doch auch nicht zuerst ein Textbuch zu lesen? ?(
    So einer braucht nicht eine Oper in eine Fremdsprache. Nein, die Landessprache ist vielleicht schon fast zu viel.
    Die Fremdsprache bleibt m.E. eine Hürde. Und ich wage das zu behaupten, weil ich Opern und Operetten eigentlich nur in Fremdsprachen höre.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von musicophil


    Einer der noch nie in der Oper war, hat der eine Ahnung davon was ihm erwartet? Wenn er ins Kino geht, braucht er doch auch nicht zuerst ein Textbuch zu lesen? ?(


    LG, Paul


    In vielen Ländern werden die Kinofilme auch nicht synchronisiert, sondern mit Untertiteln versehen. Dann haben wir das gleiche Phänomen wie in der Oper mit Übertiteln.....


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Zitat

    Original von musicophil
    Ich fühle mich allmählich wie einer, der auf einem verlorenen Posten kämpft. X(


    Zusammen ist man weniger einsam :] Ich bleibe auch bei meinen Statements und nachdem ich gestern noch mal mit einigen Opernersteinsteigern gesprochen habe erst recht: Oper auf deutsch ist eine Alternative und sollte auch mal wieder angeboten werden.

  • Als ich mit Opernbesuchen begonnen habe,wurde an unserer Oper in Graz nur Deutsch gesungen,und....man hat beinahe jedes Wort verstanden.Ich denke für einen Neuling ist es schon wichtig,die Handlung auch während der Aufführung zu verstehen.
    Untertitel stören mich,da lese ich doch lieber vorher das deutsche Textbuch.
    Ich muß jedoch zugeben,daß,wenn ich mir eine Aufnahme anhöre,mir die Originalsprache lieber ist.
    Lotosblume

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