Mariss Jansons wird das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2012 leiten

  • Zum zweiten Mal nach 2006 wird Mariss Jansons am 1. Januar 2012 für das Neujahrskonzert am Pult der Wiener Philharmoniker stehen. Als Gastdirigent arbeitet Jansons bereits seit zwanzig Jahren mit dem Orchester zusammen. Mariss Jansons ist seit 2003 Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und bekleidet seit 2004 dieselbe Position beim Concertgebouw Orchester Amsterdam. Von 1979 bis 2000 war er Chefdirigent des Oslo Philharmonic Orchestra, das unter seiner Leitung zu einem international anerkannten Orchester wurde. Von 1992 bis 1997 war er erster Gastdirigent des London Philharmonic und von 1997 bis 2004 Musikdirektor des Pittsburgh Symphony Orchestra.

  • Ja, da ist es schon. Werde ich mir auf jeden Fall ansehen und anhören.




    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • OT: Lieber Bernward, wirst du heute Nacht noch die 2000 schaffen?


    Liebe Grüße


    Willi ?(

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    ich denke, in nächster Zeit schon.Wann ist egal, ich höre jetzt erstmal Beethoven mit Krips und dem LSO, die hatte ich noch nicht. Ist zwar schon alt und vielleicht klanglich nicht erste Sahne, mir gefällt es aber trotzdem. Gern erinnere ich mich an meine Heimat "Eichsfeld", wo ich jahrelang im Kirchenchor und Männer-Gesangverein gesungen habe. Das fehlt mir schon ein wenig. Liebe Weihnachtsgrüße und weiterhin viel Spaß hier im forum im Neuen Jahr.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • OT: Lieber Bernward,


    ich komme gerade von der Probe. Ich bin Jahrgang 1946 und singe seit einem Jahr regelmäßig in zwei Chören und bis März in einem Haydn-Projekt (Nelson-Messe) noch in einem dritten Chor. In meinem Stammchor habe ich einen Tenorbruder, der mit 65 als Rentner wieder angefangen ist. Er ist jetzt unser Chorschreiner und hat vor einiger Zeit seinen 80. Geburtstag gefeiert. Er singt selbstverständlich bei unserem Konzert am 5. Februar (Rutter: Mass of the Children) mit. Fang' doch einfach wieder an.


    Liebe Grüße


    Willi :D

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich habe mir heute auch das Neujahrskonzert 2012 mit Mariss Jansons angesehen.


    Gut, der ganze Walzer-Kram ist nicht meine Musik. Ich hoffe ja immer auf eine Auswahl, die weniger "Wienlastig" ist. Trotzdem empfand ich die Auswahl der gespielten Stücke von Jansons wohlüberlegt und angemessen dargeboten. Ich hätte mir allerdings noch ein paar Werke mit etwas mehr Power gewünscht. Wen wundert´s wer mich kennt !?!


    So fand ich dann den Ausschnitt aus Bizet-Carmen-Suite noch die beste Auswahl, aber leider von Jansons nicht mit dem gebotenen Feuer interpretiert - eher auf eine wiener Rentnergemeinde abgestimmt, als auf die Zuschauer in aller Welt am TV.


    8) Ich kann nur wiederholen, was ich jedes Jahr empfinde:
    Der Pausenfilm in der Mitte mit schönen Bildern aus Wien hat mir wie immer sehr gut gefallen. Teils (wie immer) besser als das ganze Konzert . Dieser dürfte aber dieses Jahr auch bei einigen Zuschauern Kritik erhalten - wegen den "fliegenden Menschen" darin. :thumbup: Von mir keine Kritik zu dem Pausenfilm - auch 2012 wieder TOP gelungen !


    Wenn jetzt der Eindruck entsteht, ich würde mir das Neujahrskonzert wegen dem Pausenfilm ansehen ... ich könnte dem noch nicht einmal widersprechen, weil da was dran ist .... Ja, auch !


    :?: Wie fandet ihr Konzert und Pausenfilm ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich fand das Konzert durchwegs gut bis sehr gut. Jansona ist um einen "wienerischen" Tonfall bemüht, der ihm nicht immer gelingt, aber er dirigiert "saftig"
    Die heutige Auswahl fand ich ausnahmslos gelungen, es waren sehr viele kaum bekannte Werke darunter. Wenngleich ich kein Freund von Tschaikowskys "Blumenwalzer bin, so war er dennoch eine gelungene Ergänzung und zugleich eine freundliche Geste unseren russischen Touristen gegenüber, welche die Folgen der "Wirtschaftskrise" zumindest in Wien grösstenteils abfangen. Auch der Walzer von Lumbye war eine Bereicherung. Überhaupt war die Stimmung heute im Saal besonders gut, man hatte nicht den Eindruck es sei dies ein Konzert in schweren Zeiten, sondern eines in Aufbruchstimmung. Das Publikum reagierte manchmal geradezu enthusiastisch, beispielsweise wen "Unter Donner und Blitz" geradezu rekordverdächtig schnell gespielt wurde.


    Zum Pausenfilm. Ich finde ihn nahezu immer gut - vor allem wenn man die Absicht im Auge hat.
    Und die ist schlicht und einfach Wien aus vielerlei Standpunkten - aber stets im besten Licht - zu zeigen. Was bietet sich da mehr an als die Vogelperspektive ? Aber auch die gewählte Musik findet meine Zustimmung. Zunächst diverse Phantasien über Zauberflöte und Wiener Lieder, dann wurde auch der "orientalische" Touch Wiens gezeigt und durch entsprechende Musik unterstrichen. Die fliegenden Menschen ? Sie haben MICH NICHT gestört - waren wohl ein Tribut an die Jugend - sollten Aufmerksamkeit erregen. Vielleicht wurden sie ein wenig zu oft und zu vordergründig eingesetzt - aber das ist Erbsenzählerei. Fazit - der Film ist im Rahmen seine Sujets - Fremdenverkehrswerbung - ein Meisterwerk....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Seit nunmehr 53 Jahren sehe ich das Neujahrskonzert live, lange Jahre mit dem großartigen Willy Boskovsky am Pult und der ersten Geige, dann nach 21 wundervollen Boskovsky-Konzerten immerhin 11mal den, wie ich glaube, am meisten unterschätzten Lorin Maazel, daraufhin das legendäre Konzert 1987 mit HvK, die jeweils beiden denkwürdigen Konzerte mit Carlos Kleiber und Claudio Abbado, viermal Zubin Mehta und Riccardo Muti, dann zweimal Mariss Jansons und Georges Pretre sowie je einmal Seji Ozawa, Daniel Barenboim und Franz Welser-Möst.
    Ich glaube, die Wiener Philharmoniker, die ja nie einen festen Chefdirigenten hatten, haben bis heute keine schlechte Auswahl getroffen.
    Wolfgang sagt:

    Zitat

    Gut, der ganze Walzer-Kram ist nicht meine Musik.

    .
    Lieber Wolfgang, der Walzer ist uns immer und überall begegnet, sogar in Mozarts Requiem oder in Beethovens Missa Solemnis. Gibt es etwas Mitreißenderes als den Walzer in der Coda des Gloria in der Missa Solemnis?
    Es ließen sich noch zahlreiche weitere Beispeile finden.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Nun, einen Walzer aus der Missa solemnis mit einem Straußschen-Walzer quasi gleichzusetzen finde ich schon sehr bedenklich. Ich denke, Wolfgang meinte bestimmt, dass die Walzer-schrumm-schrumm-tata-Musik nicht so nach seinem Geschmack ist.


    :hello: LT

  • Ich hoffe ja immer auf eine Auswahl, die weniger "Wienlastig" ist.


    Die Zuschauer in aller Welt wollen aber beim Neujahrskonzert Wiener Musik hören! Deine Hoffnung wird aus Marketinggründen niemals erfüllt werden! ;)



    So fand ich dann den Ausschnitt aus Bizet-Carmen-Suite noch die beste Auswahl, aber leider von Jansons nicht mit dem gebotenen Feuer interpretiert - eher auf eine wiener Rentnergemeinde abgestimmt, als auf die Zuschauer in aller Welt am TV.


    Das lag aber vermutlich daran, dass es sich eben nicht um einen Ausschnitt aus der Carmen-Suite von Bizet handelte, sondern um die Carmen-Quadrille von Eduard Strauß!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Zitat

    Liebestraum: Nun, einen Walzer aus der Missa Solemnis mit einem Straußschen Walzer gleichzusetzen, finde ich schon sehr bedenlklich.


    Erstens, Liebestraum, habe ich den Walzer aus der Coda des Glorias der Missa Solemnis nicht mit eienem Straußschen Walzer gleichgesetzt (du müsstest mal meine Postings genau durchlesen), und zweitens hat Wolfgang eindeutig vom "ganzen Walzer-Kram" gesprochen, und dazu gehören eindeutig alle Walzer, auch die in Messen von Mozart, Haydn und Beethoven.
    Und der Walzer am Ende des Gloria in der Missa Solemnis hat nun mal exakt das Tempo eines Wiener Walzers (als Standarsd-Tanz im Gegensatz z. B. zum einem langsamen Walzer, der ebenfalls zu den Standardtänzen gehört).


    Gruß


    Willi 8)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    Walzer-Kram á la Strauß.


    Dieser "Walzer-Kram a la Strauß" wurde von Brahms, von Offenbach und vielen anderen Zeitgenössischen Komponisten hoch geschätzt. Strauß gastierte in Amerika, in Russland und war weltweit berühmt, von Wien gar nicht zu sprechen.


    Seine Berühmtheit war derart, daß sogar die Nationalsozialisten sich veranlasst sahen zu verheimlichen, daß er "Achteljude" war - sein Musik wäre demnach zu verbieten gewesen.


    An dieser Stelle möchte ich (Quelle Wikipedia) die private Beurteilung von Dr Joseph Goebbels zitieren, dessen Aufgabe offensichtlich sehr oft mit seinem unbestreitbar vorhandenem Klassikwissen im Widerspruch stand. Zugleich verrät die Tagebucheintragung, daß er viele Dinge so sah wie sie waren - auch wenn er das öffentlich nicht sagen durfte.....


    Zitat

    Bereits 1938 hatte Joseph Goebbels in seinem Tagebuch notiert: „Ein Oberschlauberger hat herausgefunden, daß Joh. Strauß ein Achteljude ist. Ich verbiete, das an die Öffentlichkeit zu bringen. Denn erstens ist es noch nicht erwiesen, und zweitens habe ich keine Lust, den ganzen deutschen Kulturbesitz so nach und nach unterbuttern zu lassen. Am Ende bleiben aus unserer Geschichte nur noch Widukind, Heinrich der Löwe und Rosenberg übrig. Das ist ein bißchen wenig.“


    Johann Strauß hat sich dem Walzer verschrieben - und damit Unsummen Geld gemacht - Er wäre indes jederzeit in der Lage gewesen - Sinfonische Dichtungen und Ähnliches zu komponieren. Warum aber sollte er das? Sein Ruhm ist weltweit. Vermutlich ist er noch heute berühmter als Bruckner oder Mahler.


    Theophilus hat ganz richtig bemerkt, daß es gerade das "Wienerische" ist, das die Leute, nicht nur Touristen, sondern auch Opern- Klassik- und Kunstkenner nach Wien zieht. Wien ist eine der wenigen Städte, welche sich weitgehend ihre nationalen und kulturellen Eigenheiten bewahrt hat und der allerorts stattgefundenen "Internationalisierung" und "Nivellierung des Geschmackes" erfolgreich die Stirn bietet.


    Und der Erfolg gibt uns Recht......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Willi und Liebestraum,


    Liebestraum hat mich völlig richtig verstanden - ich meine natürlich nur den Walzer-Kram á la Strauß. Wenn Walzer irgendwo (wie in deinen Beispielen) angemessen eingebunden sind, dann schätze ich das sogar sehr.
    Für mich ist zum Beispiel der Walzer aller Walzer : Ravel - La Valse ! Da sage ich nur: Whow ! ... Bei den Straussens - Whää ! :D



    :hello: Frohes neues Jahr 2012 !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ja, mit den Akzenten ist es so eine Sache ;-)


    Deshallb legten wir den Akzent während der Zeit des gestrigen Neujahrskonzerts weder auf Strauß noch Walzer, sondern auf ein köstliches, kulinarisches 3-Gänge-Menü im Grünen Baum zu Warmbronn.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Welche "Wahlmöglichkeit" hat ein Dirigent des Neujahrkonzertes überhaupt. An diesem Wochenende war in der Süddeutschen Zeitung, München, ein ganzseitiger Bericht über die monatelange Vorbereitung von Mariss Jansons zu lesen. Und da stand nicht nur zwischen den Zeilen, dass die Wiener Philharmoniker (mit Marketinggesichtspunkten im Hinterkopf) hinsichtlich der Programmgestaltung wohl "das Sagen" haben.


    Es wurde - werter Herr Schmidt - nicht der Blumenwalzer aus dem NUSSKNACKER, sondern ein Walzer aus dem Ballett DORNROESCHEN gespielt.

  • Nicht alles, was 3/4-Takt ist, ist Walzer. Das Ende des Gloria der Missa Solemnis m.E. ebensowenig wie der Kopfsatz der Eroica, selbst wenn d0rt Takt und Tempo dem Walzer ähneln.


    Ich finde allerdings ein leichtes Aufweichen des (sonst oft beinahe) reinen Strauß-Programms durch einzelne passende Werke sowohl anderer Wiener Komponisten (wie zB Lanner, Ziehrer, Hellmesberger) oder Jubilare (wie vor einem Jahr Liszt und '91 unter Abbado schon mal Mozart) oder eben auch mal Tschaikowski gar nicht so schlecht.
    Freilich sollte es um als Neujahrskonzert erkennbar zu bleiben, keine beliebige Mischung von leichteren oder tanznahen Stücken werden. Dafür gäbe es zB Silvesterkonzerte anderswo.
    (Und man muss natürlich drauf achten, das Publikum nicht zu überfordern. Die kannten vor ein paar Jahren bei Harnoncourt Webers "Aufforderung zum Tanz" so wenig, dass sie in die Coda reingeklatscht haben. Dass sie letztes Jahr den Mephisto-Walzer durchgehalten haben, verdient vermutlich schon Respekt... :D La Valse wäre ziemlich sicher "zu modern", außerdem, s.o., gibt es dafür genügend andere Konzerte)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Und da stand nicht nur zwischen den Zeilen, dass die Wiener Philharmoniker (mit Marketinggesichtspunkten im Hinterkopf) hinsichtlich der Programmgestaltung wohl "das Sagen" haben.


    Ja, was hast du denn geglaubt? Schließlich ist es das Konzert der Wiener Philharmoniker! Aber jeder geladene Dirigent bekommt natürlich die Möglichkeit, eigene Vorstellungen einzubringen und so dem im Großen und Ganzen vorgegebenen Event Neujahrskonzert eine persönliche Note zu geben. Aber das Ganze ist bis ins letzte Detail minutiös durchgeplant und mit höchstem Aufwand realisiert. Dass den Philharmonikern dabei irgendetwas egal sei, ist eine etwas naive Betrachtungsweise.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Die 'Einseitigkeit' des Wiener Neujahrskonzerts zugunsten Strauss'scher Walzer und Polkas ist ja bei diesem ganz speziellen Ereignis keineswegs ein Nachteil, sondern quasi unabdingbar. Ein Neujahrskonzert ohne Strauss-Walzer wäre dann eben nicht mehr DAS Neujahrskonzert, sondern einfach ein Konzert der Wiener Philahrmoniker, welches am 1. Januar stattfindet.


    Insofern ist diese Diskussion müßig, das wird sich nie ändern, kann sich nie ändern.



    Was ich persönlich allerdings hinterfragen würde, ist, ob man jedes Jahr immer wieder neue, nicht zu Unrecht in Vergessenheit geratene Werkchen der Vielschreiber aus der Strauss-Dynastie ausgraben müssen. Da werden völlige Belanglosigkeiten um einer Programmvielfalt willen in Kauf genommen, die es meines Erachtens gar nicht so sehr geben müsste.


    Es gibt ja nun auch wirklich gute Kompositionen, die allzu selten gespielt werden. Gschichten aus dem Wienerwald, Frühlingsstimmen, selbst der berühmte Kaiserwalzer sind beim Neujahrskonzert eher in sehr großen Intervallen zu finden. Dabei finde ich es gerade immer interessant, wie derartige 'populäre' Stücke vom jeweiligen Dirigenten gedeutet werden. Eine hervorragende Interpretation kann da durchaus einiges offenlegen, was man in solchen Stücken, die man in- und auswendig zu kennen glaubt, noch nie wahrgenommen hat. 'An der schönen blauen Donau zeigt es ja beispielhaft, dass ein Werk jedes Jahr gespielt werden kann, ohne zu langweilen.
    Leider wurden dann ausgerechnet hier Bilder aus dem Belvedere gezeigt, sodass man das Dirigat nicht miterleben konnte.
    Aber wie Jansons den ersten Tuttischlag gesetzt hat, mit welcher Präzision und transparenter Balance der einzelnen Instrumentengruppen, war einfach herrlich. Und dieser Walzer ist definitiv eine herausragende Komposition, es war keineswegs Ironie, dass Brahms dereinst dazu vermerkt hat 'Leider nicht von mir'.


    Stattdessen muss man sich irgendwelche Gelegenheits'kompositionen' anhören, die auch der beste Dirigent nicht zu retten vermag.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Zitat

    Und da stand nicht nur zwischen den Zeilen, dass die Wiener Philharmoniker (mit Marketinggesichtspunkten im Hinterkopf) hinsichtlich der Programmgestaltung wohl "das Sagen" haben.


    Das ist an sich völlig richtig. Da die Auswahl des Dirigenten jedoch vom Orchester selber und in freundschaftlichem Einvernehmen erfolgt, so werden dessen Wünsche sehr wohl berücksichtigt.



    Zitat

    Was ich persönlich allerdings hinterfragen würde, ist, ob man jedes Jahr immer wieder neue, nicht zu Unrecht in Vergessenheit geratene Werkchen der Vielschreiber aus der Strauss-Dynastie ausgraben muss. Da werden völlige Belanglosigkeiten um einer Programmvielfalt willen in Kauf genommen, die es meines Erachtens gar nicht so sehr geben müsste.


    Interessant. Hier wird genau das Gegenteil von dem Gemacht, was vor etwa 20 Jahren gang und gäbe war - nämlich nur die "Highlights" von Strauß zu spielen - immer und immer wieder. Das wurde immer wieder bekrittelt - und nun fährt man eben eine andere Schiene (worüber ich persönlich sehr froh bin)
    Natürlich wirkt es sich auch auf die Verkaufszahlen der CDs/DVDs negativ aus, wenn das Programm jedes Jahr ähnlich ist....



    Zitat

    nicht der Blumenwalzer aus dem NUSSKNACKER, sondern ein Walzer aus dem Ballett DORNROESCHEN gespielt.

    Tja - man sollte eben nach Sektgenuss keine Beiträge schreiben....


    Das Konzert wird von Österreich als Instrument der Fremdenverkehrswerbung gesehen - und entsprechend gestaltet...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Natürlich wirkt es sich auch auf die Verkaufszahlen der CDs/DVDs negativ aus, wenn das Programm jedes Jahr ähnlich ist....


    Ist das statistsich erwiesen?
    Ich persönlich würde mir eine Zusammenstellung wie die diesjährige nämlich bewusst wegen all dem drittklassigem Mist :stumm:, der da gespielt wurde, nicht kaufen. Die 'großen' Strauss-Kompositionen unter Jansons wären schon eher eine Überlegung wert gewesen.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Mein Beitrag bezog sich - ohne Naivität - darauf, dass in Presse-Rezensionen vielfach auf die "Auswahl" von Mariss Jansons Bezug genommen wurde. Das wollte ich doch etwas korrigieren.


    Naiv wäre ich wirklich, wenn ich forderte, dass das NEUJAHRSKONZERT in erster Linie ein künstlerisches Ereignis sein sollte. Aber so störender Firlefanz wie die schwebende Kamera sind ja inzwischen wichtiger geworden. Und wer sich - außer dem Orchester und dem Dirigenten - "seitenlang" im Abspann alles feiern läßt!


    Immerhin bleibt Besuchern und Zusehern des Wiener Neujahrskonzertes diese scheußliche, bonbonfarbige Lichtregie erspart, die in Deutschland bei der Übertragung klassischer Konzerte vorherrscht - an diesem Silvesterabend z.B. in Dresden (ZDF) und Berlin (ARD)

  • Es ist m.E. schon ziemlich lange "Programm", dass in jedem Konzert auch ein paar weniger bekannte Sachen ausgegraben werden. Die Balance von bekannten, mittelbekannten und unbekannten Stücken, von den langen Walzern (oder Ouverturen) und den kurzen (Polkas, Galopps usw.) gelingt nicht immer gleichermaßen. Bei einem der Harnoncourt-Konzerte meine ich mich an eine Kritik zu erinnern, die meinte, es seien zu wenige kurze, spritzige Stücke dabeigewesen.
    Die zusätzliche Einschränkung ist dann noch, dass eines der "langen" Stücke immer der Donauwalzer sein muss.
    Heuer gab es dann noch den ersten Walzer (Rathausball?) mit den Zitaten, "Freut Euch des Lebens", sowie Josefs "Delirien" und die Stücke von Ziehrer, Lumbye und Tschaikowsky (die drei meiner Erinnerung eher so mittellang). Etwa vier bis fünf lange Stücke (ca. 8-11 min) zusätzlich zum Donauwalzer scheint wohl die Norm zu sein.
    Ich halte die besten der längeren Walzer (also nicht Rathaus-xy) auch für die interessanteren Stücke, begrüße daher einen höheren Anteil. Aber von der Wirksamkeit leuchtet mir ein, dass eine Balance mit den spritzigeren und brillanten Stücken (Polka mazur also auch nicht unbedingt) gefunden werden muss.


    Ungewöhnlich war diesmal jedenfalls, dass außer den Nicht-Sträussen Ziehrer und Hellmesberger zwei "wienfremde" Komponisten, nicht einmal Jubilare dabei waren. Aber wie gesagt, finde ich das nicht schlecht. Jedes Jahr ca. 2 Stücke von Wiener Nicht-Sträussen und 1-2, die sich auf Jubilare beziehen oder vom Dirigenten persönlich ausgewählt wurden, scheint mir ein vernünftiger Anteil.

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Mein Beitrag bezog sich - ohne Naivität - darauf, dass in Presse-Rezensionen vielfach auf die "Auswahl" von Mariss Jansons Bezug genommen wurde. Das wollte ich doch etwas korrigieren.


    Nein, nicht du hast den Philharmonikern unterstellt, dass ihnen irgendein Aspekt am Neujahrskonzert egal sei. Da brauchst du dich nicht angesprochen fühlen.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • (Und man muss natürlich drauf achten, das Publikum nicht zu überfordern. Die kannten vor ein paar Jahren bei Harnoncourt Webers "Aufforderung zum Tanz" so wenig, dass sie in die Coda reingeklatscht haben. Dass sie letztes Jahr den Mephisto-Walzer durchgehalten haben, verdient vermutlich schon Respekt... :D La Valse wäre ziemlich sicher "zu modern", außerdem, s.o., gibt es dafür genügend andere Konzerte)


    In Berlin hat das Publikum dieses Jahr nach dem 1. Satz des Grieg Klavierkonzerts geklatscht. ;(

  • Ich verfolge das Neujahrskonzert erst heute und muss sagen, nach allem was ich bis jetzt gehört habe, dirigiert er für mich wie immer partituturgetreu-akademisch. Von einer schwunghaften Leichtigkeit so wie man sie von Karajan oder Kleiber kennt, ist Janssons meilenweit entfernt. Aber auch von den Ansätzen eines Georges Pretre oder eines Daniel Barenboim her, die mir insgesamt viel besser gefallen haben, kann Janssons nichts brauchbares dazusetzen. Den "Donau"-Walzer gar, mit der Janssonschen Tempoverzögerung, wird total vergeigt.


    :hello: LT


  • [...] dirigiert er für mich wie immer partituturgetreu-akademisch.
    Von einer schwunghaften Leichtigkeit [...] ist Janssons meilenweit entfernt.
    [...] kann Janssons nichts brauchbares dazusetzen.
    Den "Donau"-Walzer gar, mit der Janssonschen Tempoverzögerung, wird total vergeigt.


    Das ist eine sehr exklusive Meinung.


    Aber jemandem, der Mariss Jansons so gut kennt, dass er weiß, dass dieser immer partiturgetreu-akademisch dirgiert - und sich zudem im Nachnamen mit Doppel-S schreibt - wage ich nicht zu widersprechen. :pfeif:

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Da siehst du, wie ich von Jansons Dirigierleistungen überzeugt bin, das wird dann gar nicht erst im Gehirn abgespeichert.


    Ich kenne Jansons Schostakowitsch bei EMI, Tschaikowski bei Chandos, Jansons Mahler - alles mehr schlecht als recht. Kein Vergleich mit Swetlanow, Roshdestwenski, Mrawinski, Kondraschin.... - bei Mahler ist die Konkurrenz bereits so groß, da finde ich von allen Sinfonien nur die eine oder andere Sinfonie durch Jansons gelungen...


    :hello: LT

  • Kein Vergleich mit Swetlanow, Roshdestwenski, Mrawinski, Kondraschin....


    Eine Aufzählung von herausragenden Schostakowitsch-Dirigenten, die ich sofort unterschreiben würde. Nur sind bis auf einen, der meines Wissens kaum mehr was macht, leider alle tot.
    Und welcher heute lebende Dirigent vermag schon gegen die Flut interpretatorischer Meisterleistungen der Schallplattengeschichte wirklich zu bestehen?
    Mal abgesehen von alter Musik kommt man doch rein hypothetisch bestens mit Aufnahmen aus, von denen keine jünger als 30 Jahre ist.


    Dasselbe gilt natürlich auch für Mahler, insofern ist der folgende Satz eine Binsenweisheit:


    [...] bei Mahler ist die Konkurrenz bereits so groß, da finde ich von allen Sinfonien nur die eine oder andere Sinfonie durch Jansons gelungen...


    Bei einer Konkurrenz namens Bruno Walter, Otto Klemperer, Leonard Bernstein, John Barbirolli, Jascha Horenstein, Klaus Tennstedt etc. auch kein Wunder.


    Unter den lebenden Mahlergrößen sieht's schon anders aus: Abbado- Haitink - und Jansons.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Meiner Meinung nach, war das Neujahrskonzert unter Mariss Janssons das Beste der letzten 4 Jahre. Allerdings lag dies nicht umbedingt an den musikalischen Fähigkeiten des Dirigenten sondern vor allem an der Programmauswahl, die ich wirklich vorzüglich fand.
    Highlight war für mich der Kopenhagener Dampfeisenbahn-Galopp von Lumbye. Auch die Rathausballwalzer von Strauß und den zum gleichen Anlass komponierten Walzer von Ziehrer fand ich hervorragend ausgewählt. Besonders auffallen war natürlich der erstgenannte der zum Teil sehr sinfoninisch klang.
    Allerdings muss ich meinen Vorrednern zustimmen, das wienerische fehlte teils.
    Auch habe ich im Publikum mein Idol schlechthin entdeckt: Julie Andrews. Weiß irgendjemand wo im Saal sie saß? Falls ich mal das Glück habe eine Karte für Neujahrskonzert zu bekommen, würde ich ihr gerne einen Besuch abstatten :D


    Liebe Grüße
    Christian

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