Regietheater und künstlerische Freiheit

  • Da in Nürnberg überwiegend RT gezeigt wird, ist das Publikum vermutlich abgestumpft, und die noch nicht abgestumpft sind, bleiben höchstwahrscheinlich einfach weg.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Wenn diese Nürnberger Inszenierung nicht pervers und ekelerregend sein soll, dann weiß ich wirklich nicht mehr, was überhaupt noch pervers und ekelerregend ist. Kann es denn noch schlimmer kommen?? Es wird Zeit, dass dieser Regisseur endlich von der Bildfläche verschwindet!!! Mich wundert es, dass es noch ein Publikum gibt, das so pervers ist, sich so etwas anzusehen.


    Mit bedauernden Grüßen
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Vielleicht sollte man sich doch mal durchlesen, was die Presse so darüber denkt:

    Zitat

    Nürnberger Nachrichten...Die Mehrkomponentenkunst Oper feiert ein intensives Fest. Calixto Bieito liefert alles andere als Skandal- und Schockszenen, sondern erschafft die Atmosphäre von Kühle, Ausgeliefertsein undEntrechtung ganz organisch aus dem Stück heraus. Es stimmt in dieser Inszenierung jedes Komma, jeder Punkt. Diese Lesart ist sicherlich kein so opernästhetischer Meilenstein wie ernst Neuenfels' „Troubadour", aber sie reiht sich ein in die besten Deutungen, die das Haus am Frauentorgraben je gesehen hat. Unbedingt anschauen!


    Vielleicht ist ja alles nur eine Frage des Standpunktes? ?(


    Liebe Grüße


    Willi :D

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Vielleicht sollte man sich doch mal durchlesen, was die Presse so darüber denkt:


    Lieber William,


    klar habe ich die Lobhudeleien der Presse gelesen. Tut mir leid, aber diese Kritiker kann ich nicht ernst nehmen. Die möchten doch als intellektuell und nicht als rückständig gelten und sich nicht dem Verdacht aussetzen, man habe die genialen Intentionen des Regisseurs womöglich nicht verstanden (des Kaisers neue Kleider lassen wieder mal grüßen). Da verhält es sich ähnlich wie mit den Auszeichnungen "Opernhaus des Jahres" etc., die die Opernwelt vergibt. Für mich heißt das immer: Unbedingt vermeiden!

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Zitat

    Gerhard Wischniewski: Mich wundert es, dass es noch ein Publikum gibt, das so pervers ist, sich so etwas anzusehen.


    Mich wundert es auch, man muß schon sehr abgestumpft sein!



    Die Aufführung dieser "Turandot" fand bestimmt in einem Irrenhaus statt. Da sehe ich mir diese, eine meiner Lieblingsopern, besser auf DVD an. Diese wurde in China produziert:


    W.S.

  • Zitat

    Zitat Dieter Stockert: Ich sehe zumindest auf den Fotos nichts, worüber ich mich aufregen könnte.

    An dem Bild finde sogar ich, als wirklich sehr toleranter Operngänger (bzw. wenn man 2005 als 12jähriger zum ersten Mal in die Oper geht und daher kaum was anderes als Regietheater kennt und es darum als Standard toleriert) eine Menge, an dem ich mich aufregen könnte. Soll die blutige Dame eigentlich Liu oder Turandot sein?


    LG
    Christian

  • Ich sehe zumindest auf den Fotos nichts, worüber ich mich aufregen könnte.


    Ich auch nicht, aber ich gehöre ja auch zu den "Perversen", die Calixto Bieitos Regiearbeiten außerordentlich schätzen. :D

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Ich rege mich schon lange nicht mehr auf. Ich finde das ganze nur geschmacklos und widerwärtig. Turandot ist sicherlich eine recht blutrünstige Oper, aber man muss ja nicht um jeden Preis übertreiben, damit das blöde Publikum nur ja kapiert, dass Turandot eine blutrünstige Oper ist. Und die Verlegung von Ort(!) und Zeit führt nur dazu, dass wieder mal Text und optische Umsetzung meilenweit auseinanderklaffen. Vielleicht merkt es der eine oder andere nicht, aber ich kenne sowohl den deutschen wie auch den italienischen Text.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Lieber Dieter,


    Ich rege mich schon lange nicht mehr auf. Ich finde das ganze nur geschmacklos, hässlich und widerwärtig. Turandot ist sicherlich eine recht blutrünstige Oper, aber man muss ja nicht um jeden Preis übertreiben, damit das blöde Publikum nur ja kapiert, dass Turandot eine blutrünstige Oper ist. Und die Verlegung von Ort(!) und Zeit führt nur dazu, dass wieder mal Text und optische Umsetzung meilenweit auseinanderklaffen. Vielleicht merkt es der eine oder andere nicht, aber ich kenne sowohl den deutschen wie auch den italienischen Text. Wenn du so etwas goutierst, ist das deine Sache, aber wenn due die RT-Threads gelesen hast, hättest du merken müssen, dass die, die das nicht goutieren, auch mal wieder in die Oper gehen möchten.


    Gruß Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Soll die blutige Dame eigentlich Liu oder Turandot sein?

    Ich vermute mal, dass ist die Szene im dritten Akt, wo die drei Minister Ping, Pang und Pong die Sklavin Liu foltern, um Kalaf das Geständnis seines Namens abzutrotzen. Warum die drei Minister allerdings Brautkleider tragen, weiß ich auch nicht... ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • So fahren dann jetzt vermutlich einige wenige nach Nürnberg, viele andere nicht. Zu letzteren gehöre ich, denn die verwendeten "Gestaltungsmittel" kenne ich bereits aus dem Stuttgarter "Holländer" und "Parsifal". :hello:

  • @ Stimmenliebhaber @ Mme Cortese: Ihr Lieben, habt ihr mein "big grin"-Smiley nicht richtig gedeutet? Es ist kein Zufall, dass ich mit hn und wieder von solchen "Inszenierungen" mal in der Zeitung, mal im Forum, solche Fotos anschaue. Original habe ich solche Inszenierungen noch nie gsehen (und gehört).


    Liebe Grüße


    Willi :D:D

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich sehe zumindest auf den Fotos nichts, worüber ich mich aufregen könnte.


    Warum auch? In der Zeit der Reizüberflutung ist das sicher ganz normal. Da braucht es eben starke Stimulantien, die Sinne der Besucher zu erregen.
    Früher war das etwas komplizierter. Da wurde noch die eigene Phantasie gefordert. Das Risiko dabei war allerdings, dass man etwas missverstehen konnte.
    Die Gefahr ist ja nunmehr beseitigt, denn wer heutzutage nicht versteht, was auf der Bühne vor sich geht, ist vermutlich zu dumm, ein Loch in den Schnee zu pinkeln.


    Ich frage mich nur, was dann wird, wenn alle Möglichkeiten der drastischen Überdeutlichkeit ausgereizt sind. Eine Steigerung zum heutigen Excessivismus ist ja kaum möglich und wenn die Phantasie auch beim letzten Opernbesucher durch die permanente Begegnung mit der Gewalt abgetötet ist, haben unsere Meisterregisseure selbst den Ast abgesägt, auf dem sie zur Zeit noch ganz bequem sitzen. Denn wenn sich niemand mehr aufregt, entfällt ein wichtiges schöpferisches Inzitament.


    Bis dahin werde ich mich lieber vor dem Fernseher langweilen. Das ist jedenfalls billiger.

  • Zitat

    Ich frage mich nur, was dann wird, wenn alle Möglichkeiten der drastischen Überdeutlichkeit ausgereizt sind.


    Dann werden wir das Gegenteil auf die Bühne bringen. Mir ist wohl bewusst, daß die Arie die im folgernden Clip zu sehen ist, weder ideal gesungen wird, noch die Stimmlage stimmt, ja nicht mal die Ausstattung ist "authentisch". Es handelt sich aus meiner Sicht quasi um eine "Gegenwelt" dessen was heute das Regietheather auf die Bühne bringt. Wir sehen hier - welch ein Genuss - den Ausdruck allerhöchster Dekadenz. Das Mienenspiel des hübschen Sängers, diese Mischung zwischen Ironie, Verachtung Eleganz, Sugesstion, diese eleganten affektierten Bewegungen - einfach unerreicht. Ich fühlte mich in meine Jugend zurückversetzt, wo ich dieselbe spöttische, boshaft laszive Art des Vortragenden hatte, der mit seinen erotischen und gleichzeitig grausamen Katzenaugen die Menge fasziniert und sie gleichzeitig verachtet. Man beachte die Wichtigkeit die man seiner Kleidung beigemessen hat. Natürlich kann man so heute allenfalls eine Barockoper inszenieren - und keinen Verdi. Denn in gewisser Weise wird hier auch alles verfälscht - allerdings in eine idealisierende Richtung - kitschig schön. Wie zu Zeiten von Ludwig XIV der im Ballet die Rolle der "Sonne" tanzte - als Symbol dafür, daß er sich als den Mittelpunkt der Welt betrachtete. Sorry - aber ich musste mir nach soviel Hässlichkeit, wie sie in Beitrag 60 gezeigt wurde - einfach Luft machen....



    mfg aus Wien
    Alfred


    PS: Mit ist der kitschige Aspekt des hier gezeigten Videos durchaus bewusst - aber:
    besser Kitsch als Kotz

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Zitat von Dieter Stockert: Ich sehe zumindest auf den Fotos nichts, worüber ich mich aufregen könnte.

    Tut mir leid, lieber Dieter, aber wie man Gefallen an einer Frau finden kann, die gerade ihre Periode hat und keine Einlage trägt, verstehe ich nicht. Und unter den Zuschauern sind auch noch Frauen, die diese Demütigung ihres Geschlechts ertragen müssen.
    Hier hakt bei mir auch der letzte Versuch eines Verständnisses für solche Ansichten vollkommen aus.


    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Tut mir leid, lieber Dieter, aber wie man Gefallen an einer Frau finden kann, die gerade ihre Periode hat und keine Einlage trägt, verstehe ich nicht.

    Ich vermute eher mal, dass es sich um eine vergewaltige Frau handelt.


    Der Stern schreibt:


    Bieito erzählt die Geschichte der männermordenden chinesischen Prinzessin Turandot in kühlen, recht einfachen und schnörkellosen Bildern (Bühne: Rebecca Ringst). Vor einer Art chinesischer Mauer aus Pappkartons agiert der Chor in blauen Fabrikanzügen und mit Atemmasken - Assoziationen zum heutigen China sind sicher gewollt. Abgesehen von unzähligen roten Lampions in einer einzigen Szene verzichtet der Regisseur völlig auf Klischees.
    So können sich die Zuschauer ganz auf das Geschehen auf der Bühne konzentrieren. In der Schreckensherrschaft der eiskalten Prinzessin, die ihre Verehrer reihenweise köpfen lässt, wenn sie ihre Rätsel nicht lösen können, herrschen rohe Gewalt und Willkür. Immer wieder reißt jemand einer Frau brutal die Kleider vom Leib und missbraucht sie. Peitschenhiebe und Schläge sind an der Tagesordnung - oft völlig ohne erkennbaren Grund.
    Die psychischen Probleme der Figuren treten offen zutage - etwa wenn Turandot am Ende inmitten von Babypuppen sitzt und einer nach der anderen die Beine ausreißt. "Mich haben vor allem die Neurosen der Figuren interessiert", schreibt Bieito denn auch im Programmheft des Staatstheaters.
    Der Katalane bringt die Puccini-Oper zum ersten Mal auf die Bühne. Anschließend soll die Produktion in Toulouse und Belfast zu sehen sein. Der 50-Jährige verzichtet darin bewusst auf den Schluss, den der Komponist selbst nicht mehr schreiben konnte. Puccini starb 1924 an Kehlkopfkrebs, bevor sein Werk vollendet war.
    Bieito mutmaßt, dass Puccini auch gar nicht wusste, wie er die Oper hätte beenden sollen. "Ein Liebesduett zwischen Calaf und Turandot war nach dem Selbstmord Liùs eigentlich nicht mehr realistisch", sagte der Regisseur den "Nürnberger Nachrichten". Ein plötzlicher Sinneswandel Turandots inklusive innigem Kuss mit dem Prinzen wäre wohl nicht nur unrealistisch, sondern auch extrem kitschig.
    So endet Bieitos Fassung genauso wie die erste "Turandot"-Premiere im Jahr 1926 nach dem Tod der liebenden Sklavin. Er habe nicht den Sieg der Neurose erzählen wollen, sagt Bieito. "Ich habe das Gefühl, wenn wir mit Liùs Tod enden, hat nicht der Hass, die Staatsräson das letzte Wort, sondern wir enden mit Poesie." Und für alle, die das nicht verstanden haben, hängt sich Calaf ein Schild mit dem Wort "Poesie" um den Hals.


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  • Vor einer Art chinesischer Mauer aus Pappkartons agiert der Chor in blauen Fabrikanzügen und mit Atemmasken - Assoziationen zum heutigen China sind sicher gewollt.


    Ist wirklich originell. Vielleicht gelingt es Bieito damit, jene fünf Prozent der Bevölkerung aufzuklären, die noch nicht wissen, welche Probleme China mit der Luftverschmutzung hat.
    Ob aber jemand, der sich weder TV noch Zeitung leisten kann, das Geld für einen teuren Opernbesuch hat, scheint mir nicht sehr wahrscheinlich.


    Was also ist der Sinn dieser Entdeckung, die nicht einmal einem durchschnittlich begabten Oberschüler zur Ehre gereichen könnte?
    Sollen nun die Opernbesucher sich verständnisvoll zunicken und sich in Bewunderung ergehen über die Treffsicherheit der Analyse und das soziale Engagement eines überbezahlten Regisseurs?

  • Und warum jetzt statt einem aus klaffender Halswunde blutender Prinz eine vergewaltigte Frau gezeigt wird und warum Turandot mit Babypuppen statt mit abgeschlagenen Prinzenköpfen spielt, erschließt sich mir auch nicht ganz. Letzteres vermutlich um dem tumben Zuschauer klarzumachen, dass mit jedem toten Prinzen auch ein mögliches Kind getötet wurde. :no:

  • Zitat

    Zitat von Lutgra: Ich vermute eher mal, dass es sich um eine vergewaltige Frau handelt.

    Würde sich eine vergewaltigte Frau wohl so vor einem Publikum zeigen? In der Öffentlichkeit würden die Hilfskräfte sofort einen Sichtschutz errichten. Spätestens hier müssten doch alle anständigen Frauen protestierend den Saal verlassen. Und da gibt es noch Kritiker, die solch übertrieben brutale Szenen gutheißen. Wen wundert es, wenn bei uns die Brutalität immer mehr zunimmt, wenn so etwas nach dem Fernsehen jetzt auch auf der Bühne als adäquat empfunden wird.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Würde sich eine vergewaltigte Frau wohl so vor einem Publikum zeigen? [...]

    Wieso wird hier gefragt, ob das, was auf der Bühne passiert, auch »in Wirklichkeit« möglich wäre? Schon Kinder müssen lernen, dass Märchen und Realität verschiedene Sachen sind. Auch eine sogenannte konventionelle Inszenierung ist doch eigentlich neben der Realität (jemand stellt sich mehr oder weniger steifbeinig hin, macht den Mund auf und fängt an, eine Arie über seinen Gefühlszustand zu singen, also mir ist das auf der Straße noch nie passiert) – und gerade das ist doch ein wesentlicher Aspekt von Kunst, dass dadurch »wirkliche« Realität gespiegelt, überhöht, neu gesehen wird. Ich verstehe nicht, warum man das gerade beim sogenannten Regietheater kritisiert, nur weil das dort vielleicht weiter geht und man es als geschmacklos empfindet. Geht es bei Kunst um Geschmack? Darf man Kunst so herabwürdigen wie es hier oft geschieht, weil es nicht dem persönlichen Geschmacksempfinden entspricht? Freilich, wenn man leugnet, dass es sich bei Regietheater um – mehr oder weniger gelungene – Kunst handelt, braucht man nicht mehr zu diskutieren.

  • Zitat

    Zitat von Dieter Stockert: Ich habe nicht geschrieben, dass ich daran Gefallen finde.

    Ich will zugeben, dass du es nicht so gesagt hast. Ich habe das auch nicht gegen dich, sondern ganz allgemein gemeint. Und tatsächlich gibt es ja auch welche, die so etwas ja außerordentlich schätzen. An dich hätte ich die Frage anders stellen müssen: Wie können jemanden solche ekelhaften Auswüchse völlig unberührt lassen? Ich jedenfalls kann mich über solchen Sch... , der schon viele Opernfreunde - auch mich - aus den Opernhäusern vertrieben hat und den nur noch Hartgesottene vertragen, immer noch aufregen. Für mich ist Oper immer noch eine gehobenere Kunst, die sich von den Banalitäten und Perversitäten, die leider in unserem Alltag immer mehr einreißen, abheben sollte. Aber das ist ja noch schlimmer als die Ekelhaftigkeiten, die leider in unserem Alltag immer wieder passieren.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Tut mir leid, lieber Dieter, aber wie man Gefallen an einer Frau finden kann, die gerade ihre Periode hat und keine Einlage trägt, verstehe ich nicht.

    Ich habe nicht geschrieben, dass ich daran Gefallen finde. (Fast meine ich in solcher Art der Argumentation ein Muster zu sehen.)


    In der Tat ist hier ein argumentatives Muster zu erkennen, dem ein tiefgreifender Unterschied in der Erwartungshaltung gegenüber der Oper (oder dem Theater allgemein) zugrundeliegt. Wer in die Oper primär geht, um einen schönen Abend zu haben, dem wird eine solche Inszenierung wahrscheinlich nicht gefallen. Ich habe andere Erwartungen und Ansprüche an einen Opernbesuch: ich will intellektuell herausgefordert und emotional berührt werden, und diese Berührung kann sowohl durch Schönheit als auch durch Häßlichkeit oder Gewalt auf der Bühne geschehen. Die Frage ist nicht, ob schön oder häßlich, sondern ob es sich um eine schlüssige Interpretation des aufgeführten Stückes handelt. Und um das zu beurteilen, reichen weder genüßlich hier gepostete Fotos ("schaut nur, ach wie schrecklich") oder Fetzen aus Rezensionen, sondern man muss hineingehen und es sich anschauen. Ich kenne die Nürnberger Turandot-Inszenierung (noch) nicht und enthalte mich daher jeder Aussage dazu. Aber andere Inszenierungen von Bieito wie die Berliner "Entführung aus dem Serail" haben mich so stark berührt wie kaum eine andere Opernaufführung.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Bei der Oper handelt es sich immer noch um Musiktheater und der Begriff Musik steht vor dem Begriff Theater. Aus diesem Grunde ist für mich die Musik das wichtigste in der Oper. Warten wir mal ab wie Herr Bieto inszeniert wenn er das Alter von Dietrich Hilsdorf erreicht hat. Bei dem ist ja von Provokation nichts mehr in seinen Inszenierungen zu erkennen.

  • Bei der Oper handelt es sich immer noch um Musiktheater und der Begriff Musik steht vor dem Begriff Theater.

    Die Reihenfolge ist für mich keine Priorisierung - Musik und Theater sind in der Oper gleichberechtigt zu sehen.


    In der Definition einer jüngeren Geschichte der Oper heißt es: "Opera is a type of theatre in which most or all of the characters sing most or all of the time" (meine Hervorhebung).

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Zitat

    Zitat von Bertarido: ich will intellektuell herausgefordert und emotional berührt werden, und diese Berührung kann sowohl durch Schönheit als auch durch Häßlichkeit oder Gewalt auf der Bühne geschehen.

    Ich denke, die intellektuelle Herausforderung kann auch dezenter geschehen. Solche aufdringlichen und ekelerregenden Perversitäten oder auch - wie in vielen Fällen Veralberungen (um sogenannte "Action" zu bewirken) - sind für mich nicht intellektuell. Herausfordernd kann man sie sicherlich nennen, aber in negativem Sinne. Sie fordern mich und viele Opernfreunde heraus, die Oper nicht mehr zu besuchen, sondern sich auf - wenigstens heute noch erhältliche - gute DVDs zu beschränken.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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