Berühmte Mozart-Dirigenten

  • Hallo,


    Ganz zart, über Umwege quasi nähere ich mich einmal mehr dem Thema Wolfgang Amadeus Mozart, wobei es notwendig ist, den Namen vollständlig zu schreiben, waren doch auch Vater Leopold und Sohn Franz Xaver, Komponisten die Beachtung verdient haben, obwohlman dies heutzutage gelegentlich übersieht.....


    Mozart als strahlender Stern des Klassikuniversums, wie er zeitweise dargestellt wurde, gab es eigentlich nie.
    Schon zu Lebzeiten mußt er sich mit populären Rivalen wie Kozeluch und Salieri herumschlagen, ebenso mit der Kritik, die ihm gelegentlich vorwarf zu wenig "eingängig" zu schreiben.


    Es war also (auch ich konnte es kaum glauben) schon immer so, daß Mozarts Popularität im Konzertbetrieb starken Schwankungen unterworfen war. Anfang des 20. Jahrhunderts, war er soweit im Hintergrung (natürlich nur gemessen an seiner Bedeutung), daß Sir Thomas Beecham meinte (und vielleicht hatte er recht) diesen unterschätzen Komponisten wieder ins öffentliche Bewusstsein rufen zu müssen. Vieleicht ging er im Überschwang der Begeisterung etwas zu weit, wenn er das Finale der "Jupitersinfonie" durch Bläserstimmen
    ergänzte, um dem Werk zu "mehr Leuchtkraft" zu verhelfen, oder die
    Zauberflöte neu arrangierte, die Reihenfolge der Musiknummern in eine "logischere" Reihenfolge brachte, aber er konnte mit Recht in Treffen führen , daß Mozart mit Joh. Sebastian Bach auch nicht besser verfuhr.....


    Aber Mitte bis Ende der Dreißiger-Jahre stieg Mozarts Stern unaufhörlich, und diese Tendenz dauerte bis Ende der Achziger Jahre an.
    Zahlreiche Dirigenten konnte man als Mozart-Spezialisten bezeichnen, ich nenne hier stellvertretend für viele Karl Böhm, Joseph Krips und Bruno Walter.
    Diese "Mozart-Blüte" ist (ich beziehe mich jetzt auf die Stereo-Ära) auch durch viele, selbst heute noch nicht übertroffenen Aufnahmen belegt, aber von welchen Aufnahmen in bezug auf Mozart sollten sie denn übertroffen , werden, es gibt heutzutage ja kaum welche.
    Mozart passt irgendwie nicht in unsere nüchterne, schnellebige Zeit und so hat man sich einen "eigenen Mozart" gebastelt, einen eher linken Revoluzzer mit schlechten Manieren und aggressiver Klangsprache.
    Leider hat das irgendwie nicht so ganz funktioniert, und so weiß man mit ihm nichts anzufangen. Jenes Mozart-Bild, das man anmaßenderweise
    (Mozart war in dieser Hinsicht sehr intolerant) "Wolferl" nannte, war zwar in jeder Hinsicht genauso falsch wie das heutige, kam aber wie mir scheint, beim Publikum besser an.
    Ab den neunziger Jahren gab es, von Ausnahmen (Sandor Vegh) kaum mehr Mozart Dirigenten von Rang. Gelegentlich wird Harnoncout als solcher bezeichnet, ich empfinde seine Lesart jedoch als "unfreundlich" und schroff.
    Aber all das was ich geschrieben habe kann (und soll auch) durchaus zu Widerspruch reizen.
    Entstanden ist das Thema, als ich mir überlegte, sollte ich von der Tonträgerindustrie den Freibrief erhalten, sämtliche Mozart-Sinfonien erneut einzuspielen in der Rolle des Produzenten (nur als Hypothese :D),
    welchen international anerkannten Mozart-Spezialisten würde ich beauftragen ? Ehrlich gesagt, mir fiel kaum einer ein......


    Das Thema hier geht aber weit über diese Frage hinaus, es können natürlich auch Mozart-Spezialisten der Vergangenheit genannt werden, trotzdem immer mit Blick auf heute, d.h. auch heutige Dirigenten sollen ins Spiel gebracht werden. Einige habe ich bewußt ausgelassen.....


    Wir sollten dabei aber nicht zu sehr ins Detail gehen, weil ich, so wir genügend Mozartianer unter uns wissen, wichtige Schlüsselwerke und Ihre Aufnahmen einzeln besprechen werden (zumindest werde ich es versuchen zu initiieren)


    Das war mein Part,
    jetzt seid Ihr an der Reihe


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Also Trevor Pinnock wär ganz gewiss ein bedeutender Mozart-Interpret, wenn man ihn denn ließe :D

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Alfred,


    ich denke, J.E.Gardiner hat schon in mehrfacher Hinsicht (Opern, div. Sinfonien) bewiesen, dass er ein recht guter Mozart-Dirigent ist, P.Herrewghe kann ich mir gut vorstellen (kenne nur die c-moll Messe von ihm). Mögliche weiteren Kandidaten: R.Jacobs, Th.Hengelbrock.


    Gruß
    Uwe

  • P. Herreweghe und T. Pinnock halte ich auch für die aussichtsreichsten Kandidaten für eine zeitgemäße Mozartinterpretaion.

  • Hallo,


    Ja da sind sicher einige Interessante dabei, wobei ich nicht alle kenne


    Hengelbrock ist mir lediglich namentlich ein Begriff, gehört hab ich noch keine CD von ihm.


    Neville Marriner ist an sich OK, jedoch hat er die Mozart Sinfonien bereits vor etwa 30 Jahren, die Klavierkonzerte ca 10 Jahre später aufgenommen.


    Pinnock wäre sicher eine gute Wahl, ebenso Gardiner.


    (Welches Orchester dirigiert Pinnock jetzt? Er ist ja AFAIK nicht mehr bei The English Concert)


    Rene Jacobs, noch vor ein paar Wochen hätte ich gesagt, der nie, weil der ist ein Spezialist für alte Musik, - wenn ich mir jedoch seine beiden Einspielungen von Mozart-DaPonte Opern anhöre, dann muß ich sagen er wäre sicher optimal.


    Einen non HIP Ansatz könnte ich mir aber auch sehr gut unter Matthias Bamert vorstellen, der mit seinen London Mozart Players die Serie mit Musik von heute eher unbekannten Mozart-Zeitgenossen für das Label Chandos bestreitet. Typisch englisch klingt alles etwas weicher und nicht rhymisch überzeichnet, schon gar nicht "rauh. . ...ein Idealfall für Mozart.....


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Gardiner ist schon, sowohl was den instrumentalen und noch mehr den vokalen Mozart angeht, ein Dirigent, der die "Höheren Weihen" wohl zu recht empfangen hat. Gradmesser meiner Beurteilung bei Mozart sind für mich immer exemplarische Einspielungen des "Requiem" und der "Cosi", beide hat er in großartigen Einspielungen vorgelegt:



    Erwähnenswert finde ich in dem Zusmamenhang auch noch Hogwood,
    Norrington dagegen fand ich weniger überzeugend.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Das korrigierte Mozart-Bild, ist ja auch teilweise von Mozart selbst. Du brauchst ja nur die Briefe zu lesen. Ohne damit jetzt gleich jedes Extrem zu rechtfertigen.


    Wenn du zu Harnoncourts Aufnahmen die Partitur liest, ist die enorm genaue Phrasierung bemerkenswert. Ich habe mich jedenfalls daran gewöhnt und mag nicht mehr darauf verzichten, den alten Stil höre ich kaum noch.


    Ich habe nach einem Konzert einmal einen Geiger der Wiener Philharmoniker gefragt, der meinte dann, Harnonourt hätte ja "leider" immer recht. Er legt angeblich auch Quellen und Faksimiles in den Proben aus. Zurechtgebastelt hat sich also die Wagner-Tradition ihren Mozart. Aber jeder soll hören, was er mag.


    Übrigens, habt ihr einmal Leopold Mozarts Violinschule gelesen? Dann sieht man einige Dinge in der Phrasierung anders.


    Zu den großen Mozart-Dirigenten gehört Harnoncourt auf jeden Fall. Der ist bei ihm der Komponist Nr. 1. Hat sonst noch ein prominenter Dirigent der Kategorie das komplette geistliche Werk und fast alle Werke sonst aufgeführt und eingespielt?


    Von Hengelbrock habe ich noch keinen Mozart gehört, würde aber gespannt darauf warten.

  • Das Dritte Ohr schrieb:


    Zitat

    Zu den großen Mozart-Dirigenten gehört Harnoncourt auf jeden Fall. Der ist bei ihm der Komponist Nr. 1. Hat sonst noch ein prominenter Dirigent der Kategorie das komplette geistliche Werk und fast alle Werke sonst aufgeführt und eingespielt?


    Harnoncourts Mozart-Dirigat entbehrt nicht einer gewissen "aufgeregten Verdiesslichkeit"; ich habe bei ihm nur ganz selten den Eindruck, daß er Mozarts Musik wirklich liebt (erfreuliches Ausnahme, der "Idomeneo" von 1981). Seine letzte Einspielung des "Requiem" jedoch ist unsinpiriert und belanglos.Natürlcih gibt es verschiedene Wege , sich seinem "Gegenstand" angemessen zu nähern, was ja auch legitim ist, wenn es überzeugen kann ! Von einem Dirigenten mit dem Etikett "bedeutender Mozart-Interpret" erwarte ich jedoch anderes, wobei seine Verdienste um um die philologische Seite der Werke nicht gering zu schätzen sind.
    Von Abbado über Hogwood bis zu Pinnock und Hengelbrock wurden seine Anregungen inspiriert und fruchtbringend aufgegriffen und dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo,


    BigBerlin Bear schrieb:


    Zitat

    Harnoncourts Mozart-Dirigat entbehrt nicht einer gewissen "aufgeregten Verdiesslichkeit"; ich habe bei ihm nur ganz selten den Eindruck, daß er Mozarts Musik wirklich liebt


    Hier har sich der seltene Fall ereignet, daß jemand etwas so formuliert hat, wie ich es auch empfinde, mir jedoch diese Formulierung selber nicht eingefallen ist ;) Aber auch ich schätze Harnoncourt als Musiktheoretiker und Musikhistoriker über alle Maßen. Er ver mag es jedoch nicht, seine Erkenntnisse derart umzusetzen, daß er die Musik (speziell die von Mozart) zum Blühen bringt, aber ich vermute, das wollte er vermutlich auch gar nicht.


    Ich bin überzeugt, auch andere Dirigenten wussten daß sie die "Wahrheit" verfremdeten, aber es klang halt besser.


    Das soll jetzt kein Angriff auf HIP-Aufnahmen sein, da gibt es wunderbares.


    Durch einen Zufall gelangte eine Aufnahme der Haffner-Serenade (gekoppelt mit der Serenata Notturna) unter Ton Koopman und dem Amsterdam Baroque Orchestra in meine Hände.
    Ich muß sagen, diese Aufnahme hält jedem Vergleich stand.
    Sind die Violinen vielleicht weniger "süß" als bei Böhm, so sind dafür
    Pauken eindrucksvoller.
    Koopman ist also ab sofort im meiner Sammlung ein gern gesehener Mozart-Interpret (in Bezug auf Bach war er sowieso unumstritten)



    Zur Problematik "vergleichenden Hörens" werde ich allerdings voraussichtlich heute abend einen eigenen Thread starten.


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Liebe Mozartianer,


    Wie ich soeben sehe, haben sich etwa 200 Hits für dieses Thema erwärmt :]


    Da kann ich es natürlich nicht auf sich beruhen lassen, daß etliche der größten Mozart-Dirigenten der Vergangenheit noch noch einmal genannt wurden.



    Der in meinen Augen bedeutendste Mozart-Dirigent ist Karl Böhm.
    Er hatte ein unheimliches Gefühl für die richtige Innenspannung, und er konnte stets das Gefühl vermitteln, seine Tempi wären die richtigen.
    Er war ferner in der Lage (etwa im Gegensatz zu Harnoncourt) die Liebe die er selbst (nach eigener Aussage !!) für diesen Komponisten empfand, auf sein Publikum zu übertragen.
    Böhms Mozart war niemals plakativ, niemals schreiend, niemals vordergründig, aber stets kernig, fest und manchmal ein wenig tänzerisch, es gibt ferner eine Tendenz zum "majestätischen" und zum "Trumphierenden", "Strahlenden".
    Nie aber gibt es einen "Knalleffekt" oder "Bruch" (Manche heutigen Hörer, geprägt durch andere Dirigenten, mögen das vermissen)
    Für Einsteiger mag Böhm in den ersten Sekunden ein wenig "farblos" wirken, das verkehrt sich aber schon nach kurzer Zeit ins Gegenteil.


    Ein weiterer großer Mozartianer war Bruno Walter.
    Leider gibe es von ihm nur relativ wenige Stereo-Aufnahmen, und auch jene sind nur der Berharrlichkeit des seinerzeitgen Managements der CBS zu danken, etwas das ich in Gedanken immer wieder gern tue.


    Josef Krips wäre da noch zu nennen.
    Sein Mozart ist wesentlich strenger als jener von Böhm, aber ebenso hörenswert. Leider halten es seine Firmen scheinbar nicht für nötig sein Erbe ädiquat zu präsentieren. Eine wunderbare Aufnahmeserie einiger späterer Mozart Sinfonien für Philips auf LP wurde nur teilweise (und nochdazu IMO schlecht gemastert) auf CD übertragen.
    Jedoch habe ich als Trost seinen "Don Giovanni" von 1955 für DECCA (Stereo!!) welcher in der Serie "Legendary Performances" erschienen ist, wenn je der Titel dieser Serie wo gepasst hat, dann bei dieser Aufnahme !!!


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Sache mit dem "überzeugen" und "der Liebe zum Komponisten auf das Publikum übertragen" funktionierte aber seit 1979 im Concertgebouw und laut Verkaufszahlen bei ziemlich vielen Menschen. Was nicht bedeutet, daß es jeder mögen muß.


    Das interpretatorische Ziel ist vollkommen anders, eine Frage der Tonartencharakteristik und der Textausdeutung. Nehmen wir einmal g-moll, weil es gerade so schön zu deinem "verdrießlich" passt:


    Schubart beschrieb 1784 in den "Ideen zu Ästhetik der Tonkunst" die Charakteristik der Tonart g-moll: "Mißvergnügen, Unbehaglichkeit, Zerren an einem verunglückten Plane; mißmuthiges Nagen am Gebiß; mit einem Worte, Groll und Unlust." Oder Georg Joseph Vogler im Jahr 1779: "Das weiche G-moll ist schon schwermuethiger als das traurige weiche D-moll" Rousseau über g-moll: "für das traurige" (1691)
    Sehr schön auch die Definition von Ribock im Jahr 1783:
    "die Klage einer edeln Matrone, die aber die jugendliche Schoenheit nicht mehr hat"


    Die Tonart war ein Teil einer unsichtbaren Überschrift, die damals jeder Musiker verstand. Aber wie viele Dirigenten wissen das heute bei der g-moll- Sinfonie KV 555?


    Sämtliche Quellen verlangen vom Musiker, die im Text genannten Emotionen so intensiv wie möglich darzustellen. Wenn jemand vor Zorn rast, vor Empörung außer sich ist, Todesangst hat, vor Liebe dahinschmilzt, Mordpläne schmiedet, dann höre ich das bei Harnoncourt so direkt wie sonst nur bei den Dirigenten, die ihn ausdrücklich als starken Einfluss nennen. etwa Rene Jacobs oder Hengelbrock. Von Hengelbrock würde ich keinen anderen Stil erwarten, der war Geiger im Concentus Musicus.


    Aber es ging ja um die Frage, ob H. ein bedeutender Mozart-Dirigent ist, und da bleibt er derjenige, der Mozart die meiste Zeit und die meisten Aufführungen widmet. Auch unbekannten Werken wie den Vespern und anderen Stücken, die sonst kaum jemand anfasst. Und dass seine Mozart-Konzerte im Concertgebouw eine große Wirkung auf andere hatten, ist wohl unbestritten. Das reicht doch für eine größere Bedeutung.


    Ich kann aber auch Gidon Kremer bewerten lassen: „Ich bewundere Menschen wie Nikolaus Harnoncourt. Ich lerne bei jedem Zusammentreffen mit ihm etwas dazu. Mein Vertrauen in ihn ist so groß, daß ich bereit bin, alles mitzumachen, was er sich vorstellt.“ Oder Buchbinder "Harnoncourt ist mir der allerliebste". Bartoli "Mein wichtigster Einfluss und liebster Dirigent" und das lässt sich mit Gulda oder Rene Jacobs u.a. beliebig fortsetzten.

  • Böhm schätze ich sehr. Friedrich Gulda hat so nett beschrieben, daß man sich als Solist bei dem "warm anziehen musste". Der war nie so bieder wie viele heute denken. Ohnehin darf man nie rückwirkend den Stil einer anderen Generation mißachten. Jede Zeit sucht sich das, was zu ihr passt.


    Krips wird schon irgendwann wieder herauskommen. Demnächst dürften alle Aufnahmen public-domain frei verfügbar sein. Spätestens dann wird es jemand machen. Das Requiem mit der Wiener Hofmusikkapelle, Die Entführung aus dem Serail mit den Philharmonikern und diverse Ouvertüren habe ich bereits in einer legalen mp3-Plattform gesehen. Das müsste ich aber wieder suchen.


    Aber dann dauert es meistens nicht lange, dann erscheint so etwas bei den obskursten Billig-Anbietern. Die British-Library und das deutsche Rundfunkarchiv verkaufen auch Kopien solcher rechtefreien Aufnahmen. Aber nicht billig.

  • Alfred schrieb:


    Zitat

    Der in meinen Augen bedeutendste Mozart-Dirigent ist Karl Böhm


    Hallo Alfred, möglich, daß du das so empfindest, allerdings liegen von den wirklich zentralen Werken Mozarts, die Musikgeschichte geschrieben haben, (Cmoll-Messe,Requiem,Jeunehomme-Klavierkonzert, aber auch "Cosi") KEINE überragenden Deutungen Böhms vor, was mich diese Einschätzung nicht teilen lässt.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Big Berlin Bear schrieb:


    Zitat

    Hallo Alfred, möglich, daß du das so empfindest, allerdings liegen von den wirklich zentralen Werken Mozarts, die Musikgeschichte geschrieben haben, (Cmoll-Messe,Requiem,Jeunehomme-Klavierkonzert, aber auch "Cosi") KEINE überragenden Deutungen Böhms vor, was mich diese Einschätzung nicht teilen lässt

    .


    :D :D :D


    Also daruber sollte man schon diskutieren:


    Das Requiem unter Böhm ist als eine der ganz wenigen Analogaufnahmen noch heute im Katalog der Deutschen Grammophon Gesellschaft vertreten, und das zum Vollpreis, fast 25 Jahre nach Böhms Tod. Vergleichbares findet man nur bei Soltis Ring.


    -----------------------------------------------------------------------


    Zu Cosi fan tutte möchte ich folgendes sagen.


    Böhm hat dieses Werk mindestens 3 mal in Stereo eingespielt, und alle drei haben IMO Referenzcharakter. Erst die neue Cosi unter Jacobs erreicht dieses Niveau, wenngleich von einem völlig anderen Standpunkt betrachtet.


    Böhm hat AFAIK nie für die EMI aufgenommen. Im Falle der Cosi wollte man scheinbar auf ihn nicht verzichten, es ist seine einzige EMI-Einspielung in Stereo, soweit mir bekannt.
    So haben sowohl EMI, DECCA, als auch Deutsche Grammophon eine "Cosi fan tutte" mit Böhm im Programm, und das aus gutem Grund :)


    In Bezug auf die Große C-Dur Messe möchte ich kein Urteil abgeben,
    aber ich kann mir vorstellen, daß die zu erwartenden Verkaufszahlen nicht in Einklang mit Böhms Gage zu bringen waren.


    Zudem dürfte der Stellenwert des Werkes nicht jener gewesen sein, den Du ihm zubilligst, und den es vielleicht heute auch hat. Mein Konzertführer aus dem Jahre 1978 beschreibt lediglich Die Krönungsmesse und das Requiem, Harenberg hat geistliche Werke offensichtlich überhaupt nicht im Programm.


    Böhm hat übrigens auch KV 271 eingespielt. Ich kenne diese Aufnahme leider nicht, weiß nicht mal ob mono oder Stereo, anscheinend ein Konzertmitschnitt. Da der Pianist Friedrich Gulda ist, möcht ich doch behaupten, daß hier eine Refereninterpretation zu erwarten ist (die Tonqualität habe ich diesmal ausnahmsweise nicht berücksichtigt.


    Aber mein genereller Einwand gilt vor allem Deiner Einwänd bezüglichj der "Cosi"


    Trotzdem
    viele Grüße nach Berlin
    sendet Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zu der Pinnock-Frage weiter oben:
    Ein festes Orchester hat er anscheinend nicht. Sein eigenes Orchester hat er aufgelöst, sicher die große Konkurrenz auf diesem Gebiet in England.


    Man sieht in gelegentlich solistisch am Cembalo und als Gastdirigent, z.B. bei der Deutschen Kammerphilharmonie in Bremen. Demnächst hat übrigens als Solisten Sokolov in zwei Mozart-Klavierkonzerten.

    Einmal editiert, zuletzt von das_dritte_ohr ()

  • Sagitt meint:


    Ich will noch einen weiteren Namen in die Debatte einbringen,wobei ich zugebe, dass auch ich Mozart-geprägt wurde- von Karl Böhm, aber da hat sich meine Hörgewohnheit sehr verändert.
    Je transparenter, federnder gespielt, desto lieber sind mir seine Werke. Deswegen finde ich die Orchester-Begleitung der Klavierkonzerte von Gardiner, auch seine Aufnahmen gut anhörbar.
    Hinweisen will ich aber auf Joos von Immerseel, den ich mit den Sinfonien 39 bis 41 voriges Jahr beim Musikfest Bremen hörte.


    Ich erkenne für mich eine besondere Interpretation immer daran, dass ich Werke, die ich schon lange kenne, quasi wie neu höre. So war dieses Konzert. So transparent,lebendig, entfettet von allem Mozartkugel-Schwulst,aber durchaus nicht gegen den Strich bürstend, sondern die musikalischen Linien aufzeigen und musikantisch ausspielen.
    Anima eterna ist eines der ensembles, die nicht quasi verbeamtet ihr Gehalt abspielen,sondern immer hohe Qualität zeigen müssen, damit der Arbeitsplatz erhalten bleibt.
    Immerseel ist ein großartiger Musiker ( seine Auftritte als Pianist überzeugen mich weniger).
    Deswegen sollte er zwischen den Böhms und Karajans nicht verlorengehen. Da entweder Radio Bremen oder der Deutschlandfunk das Konzert aufzeichnet haben, müsste es im Prinzip erwerbbar sein.

  • Hallo,


    Danke Sagitt, daß Du den Faden Mozart hier fortspinnst.
    Immerseel ist mir zwar als Solist bekannt (Beethoven Klavierkonzerte), Ich wusste auch, daß er das Orchester Anima Eterna leitet, jedoch hab ich vor einigen Jahren eine wirklich vernichtende Kritik über dessen Schubert-Zyklus gelesen, daß ich mich näher damit befasste, vielleicht hätte ich das tun sollen.


    Zu Karl Böhm:


    IMO dirigiert auch er einen federnden Mozart, sogar tänzerisch möcht ich sagen, kraft voll und "jugendlich", aber selbstverständlich aus einem anderen Mozartgefühl heraus.
    Mozart wurde teilweise verzärtelt und süß dargestellt (was nicht unbedingt historisch falsch sein muß, darüber werde ich mich in Kürze in einem speziellen Thread auslassen) was Böhm aber niemals machte.
    Sein Mozart ist kraftvoll, aber nie herb, strahlend aber nie schreiend, lieblioch aber niemals süss, ja ich würde sagen, daß die Kunst Böhms darin bestand einen eleganten Mozart zu bieten, man hatte bei ihm immer das Gefühl : So und nicht anders muß es sein (und zwar unabhängig von den tatsächlichen Tempi, die im Laufe von Böhms Karriere doch auch Schwankungen unterworfen waren. Er beherrschte die Kunst die Tempi innerhalb des äusseren Grundtempos in gute Relation zueinander zu bringen)


    Karajan war AFAIK kein guter Mozart-Dirigent, abwohl manche das behaupten, er konnte IMO mit dieser Musik nichts anfangen.
    Natürlich passierte sein "Scheitern an Mozart" auf höchstem Niveau, aber obwohl er zu Lebzeiten mehr oder weniger unwiedersprochen als "der größte Dirigent aller Zeiten" akzeptiert wurde, galt das nicht für Mozart. Hier war nicht nur Böhm überlegen (Karajan wusste das und holte ihn immer wieder nach Salzburg) sondern auch Josef Krips und Bruno Walter.


    Zitat Sagitt:


    Zitat

    Ich erkenne für mich eine besondere Interpretation immer daran, dass ich Werke, die ich schon lange kenne, quasi wie neu höre


    Einverstanden, aber trotzdem sollte man hier vorsichtig sein, weil man, wenn man ein Werk schon zu oft gehört hat, anders interpretiert mit besser interpretiert verwechseln könnte.


    Zum Schluß noch auf von mir eine Empfehlung:


    Wolfgang Amadeus Mozart:


    Serenade Nr 6 in D-dur KV 239 "Serenata Notturna"
    Serenade Nr 7 in D-dur KV 250 "Haffner"


    The Amsterdam Baroque Orchestra
    Ton Koopman


    Erato/Apex


    Die Empfehlung bezieht sich auf diese CD, eine weiter Einspielung mit diesem Orchester ( mittlere Haydn Sinfonien) konnte da nicht mithalten....


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Höre z.Zt. obige "Grosse Messe C-Moll KV 427" von Wolfgang Amadeus Mozart!
    Dirigent Sir J.E. Gardiner
    Monteverdi Choir
    English Baroque Soloists. CD aufgenommen 1988.


    In Erstaunen setzt mich J.E. Gardiner aufs Neue, mit welch einer Klangvielfalt, Brillianz, einem in höheren Shpären singenden Monteverdi Choir, sowie exellent aufspielende English Baroque Soloists diese Grosse Messe C-Moll, von W.A.M. umsetzt.


    Eine auf allerhöchstem Level stehende Darbietungsform und Umsetzung Mozart'scher Musik.


    Dieser Rhytmus und die Beschwingtheit ist einmal mehr einem J-E.Gardiner zuzuordnen und sucht seines
    gleichen in der Musikwelt........
    Diese Mozart-CD gehört mit dieser Einspielung zu dem Feinsten, was die Interpretation Mozart'scher Musik der Neuzeit zu bieten hat.
    Ein wunderbares Klangerlebnis in Verbindung mit sehr gut intonierten Gesangssolisten.
    Wärmstens allen Mozartenthusiasten zu empfehlen, ein Ohrenschmaus allerfeinster Güte......


    Herzliche Grüße aus Spenge
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Liebe Forianer


    Ein etwas eigenartiger Thread, der mir hier eingefallen ist - nein er wurde mir vor die Füsse geworfen, ein Geschenk gewissermaßen ......


    Am Anfang stand diese Frage (von Spradow):


    Zitat

    ich habe die Symphonien 38 und 39 von Karajan und finde die Aufnahmen gut; ich kenne aber auch nix anderes. Erwartet mich eine Offenbarung, wenn ich Böhm oder einen anderen höre (also: lohnt es sich, da zu investieren)?


    Es geht in diesem Thread also um Sinfonien, bzw eventuell auch um Konzerte.
    Aber das Hauptaugenmerk wollen wir den Dirigenten und ihre Orchester werfen.


    Zunächst muß einschränkend gesagt werden, daß jene Riesenunterschiede, die die Mozartkenner hören - vom Einsteiger zumeist nicht - oder nur unterschwellig wahrgenommen werden könnten - das lässt sich im einzelnen nicht voraussagen, weil man ja nicht beurteilen kann, wie wichtig dem Neuling Mozart überhaupt ist.



    Was den Thread auch für Neueinsteiger mit kleiner Plattenauswahl ermöglicht, sind ZWEI Dinge: Zum einen kann man (kurz) via jpc in die meisten CDs reinhören, zum anderen gibt es derzeit viele aufnahmen von weltberühmten Mozartdirigenten zum Budgetpreis.



    Letztlich wird man sich die Frage zu stellen haben, wie Mozart denn nun eigentlich zu klingen hat.


    Ich gebe in diesem Thread die Vorgabe (nicht jeder wird einverstanden sein), daß HIP und "romantische" Lesart gleichberechtigt sind.


    Was soll hir nun passieren ?


    Wir haben heute schon in einem anderen Thread herbe Kritik an Neville Marriners Aufnahmen von Mozartsinfonien (Klavierkonzerten etc) gehört, wobei gesagt werden muss, daß er in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts als Mozart-Dirigent hohes Ansehen genoss (weiß der Himmel warum)


    Es sollte nun jeder Poster zumindest einen Beitrag schreiben, wo typische Merkmale der Mozart-Interpretation eines bestimmten, von ihm gewählen Dirigenten beschrieben werden.


    Der Reiz der Sache ist, daß auch eine andres Mitglied dieses Forums auf Wunsch den selben Dirigenten beschreiben kann - was zu interessanten Auffassungsunterschieden führen wird.


    Ob unter diesen Voraussetzungen eine wichtige Entscheidungshilfe gegebe ist, das wage ich anzuzweifeln - immerhin ist das Thema interessant und könnte ein spannender Dauerbrenner werden, weil nämlich jeder Poster BELIEBIG VIELE Dirigenten und ihr Verhältnis zu Mozart beschreiben kann -ABER JEWEILS NUR EINEN Pro BEITRAG !!


    (Oben soll als "Thema" der Name des Dirigenten , Vorname zuerst, eingegeben werden)


    Interessenten können dann entweder via internet-Schnippsel versuchen, ob Sie die Attribute hören, die hier beschrieben finden - oder aber die CD (oft genug im Budgetbereich) selbst kaufen.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • ...finde ich, was seine Einspielungen mit der Academy of St. Martin-in-the-Fields betrifft, gar nicht unglücklich:


    • Die Wahl der Tempi ist durchweg zufriedenstellend und
    • er überinterpretiert nicht, wie viele andere heutzutage


    Allerdings werde ich bei einer Dauerbeschallung mit der Marriner-Box spätestens nach der vierten Sinfonie von einer gewissen Gleichförmigkeit gelangweilt. Ebenso ergeht es mir auch bei den London Mozart-Players [dies nur zum Vergleich].


    Einzelne Sinfonien herausgepickt erklingen durchaus sehr durchdacht und auf den Punkt getroffen, so z. B. KV 425 "Linzer", sowie die letzten vier "großen". Die frühen Sinfonien sind nicht fetzig - da kein HIP - dafür aber schön spritzig und als U-Musik dienlich, wofür sie ja auch gedacht waren.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Weil es sich grade so ergibt - und nicht zuletzt der Übersichtlichkeit halber - liefere ich meinen ersten Beitrag in diesem Thread auch zum Thema Sir Neville Marriner und seinem Orchester "Academy of St. Martin in the Fields" ab


    Es war übrigens tatsächlich Marriners Orchester, er selbst hatte es 1959 als Kammerorchester gegründet und es war auf Barock und Frühklassik/Klassik spezialisiert - spielte aber NICHT mit Originalinstrumenten.


    Das Kammerorchester bestach durch äusserte Präzision und eine eher schlanken Klang, gemessen an den "großen" Orchestern. Dies schien es für Mozart geradezu ideal geeignet erscheinen - Allerdings verlor es fast über Nacht seine Pol-Position als eine neue Mode alles umkrempelte: Die HIP-Welle war angebrochen - mach spielte auf "Originalinstrumenten" zu Epoche passend - angeblich "Historisch informiert. Die Academiy of St. Martin in the Fields verlor schlagartig an Bedeuteun.


    Persönlich habe ich es als ein glattes. präzises aber langweiliges Orchester ohne Biß in Erinnerung -zumindest wenn es um Mozart ging.Ich habe die Aufnahmen schon seit vielen Jahren nicht mehr gehört - und es gibt auch kein signifikanes Merkmal, welches es unvergesslich gemacht hätte. Sauberer, routinierterMainstream-Mozart - nicht mehr und nicht weniger - aber kein Ausnahmeorchester...


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    Das Thema dieses zu Unrecht versickerten Threads ist an anderer Stelle des Forums zumindest angeklungen.
    Was Mozart-Opern betrifft, so sind neben Böhm und Krips sicher Friccay und Klemperer in die Spitzengruppe zu reihen - obwohl Reihungen natürlich nur ein amüsantes, aber nicht zu ernst zu nehmendes Spiel sein sollen.
    Unter den gegenwärtigen Dirigenten fällt mir Daniel Barenboim ein.
    Der seinerzeit vielgeschmähte Bernhard Paumgartner war vielleicht kein Spitzen-Mozartdirigent, aber ein Kapellmeister, wie man ihn stets greifbar wissen möchte, seine "Kleine Nachtmusik" höre ich noch immer gern.


    LG


    Waldi

  • Liebe Leute,


    ich möchte mich Alfred Schmidt in zweierlei Hinsicht anschließen: Krips ist ein grandioser Mozart-Interpret, das Timing, auch wenn er nicht rennt, ist aus meiner Sicht wundervoll.
    Harnoncourt als heutigen Mozart-Star zu feiern halte ich für einen Fehlgriff. Wenn an sich anhört, was er früher aufgenommen hat (Klavierkonzerte 23 u. 26 mit Gulda, Posthorn-Serenade), und dagegen etwa seine aus meiner Sicht völlig verunglückte Salzburger Nozze stellt, so ist da ein deutlicher Abschwung festzustellen. Das Missionieren muß, denke ich, nicht mit Nikolaus einsetzen; vor allem nicht mit der Gewalt, die er der mozartschen Eleganz angedeihen läßt.


    Mit Karl Böhm kann ich nicht so recht anfreunden, vieles klingt mir da recht fad und bieder (schlimm die Entführung, müde die zauberflöte, annehmbar die Cosi; dann habe ich da noch eine eher mittelmäßige CD mit Ouvertüren). Der junge Karajan hingegen scheint mir ein Idealfall des Mozartdirigenten zu sein. Die Ouvertüre zu Cosi ist von einer gespannten Nervigkeit und einer geschliffenen Präzision, die den Charme wie die Doppelbödigkeit der Musik aufs Beste ausdrücken. Ebenso seine Aufnahme der Nozze-Ouvertüre aus dem Jahr 1950 mit den Wienern - die beste, die ich kenne.
    Ich merke schon, daß ich mich vor allem bei den Opern aufhalte; für die symphonischen Werke muß ich mich erst noch einmal vertiefen. Carlos Kleibers Linzer aber ist ebenfalls so ein Glücksfall der Diskographie.


    Bis auf weiteres herzliche Grüße aus Berlin,



    Christian

  • Seltsam. - Bei Krips stimme ich sofort zu. - Ebenso bei der Einschätzung Harnoncourts. Sehr treffend finde ich den Hinweis auf die Gewalt, die er dieser Musik angedeihen lässt. - Nicht vertretbar erscheint mir aber die Wertung Böhms. Gerade seine genannten Operneinspielungen sind jede für sich ganz zauberhaft und spannungsvoll dirigiert. Man höre beispielsweise nur mal den Janitscharenchor aus der Entführung. Das ist alles andere als fad. - Bei der Bewertung Karajans als erstklassigem Opern-Dirigenten stimme ich wieder zu. Seine Cosi streitet m. E. nur mit Böhm um den Spitzenplatz. Beide "Zauberflöten" sind schwungvoll, prächtig und "schön". Beide Figaros - vor allem auch der spätere mit den Wienern (mein Favorit unter allen Figaros) - sind von mitreissendem Schwung, präzise und spannungsvoll dirigiert. Beim Don Giovanni schätze ich die besondere Dramatik, die Karajan mit seiner tradionell schweren, sinfonischen Lesart entwickelt.


    Loge

  • Zitat

    Original von Loge
    Bei der Bewertung Karajans als erstklassigem Opern-Dirigenten stimme ich wieder zu. Seine Cosi streitet m. E. nur mit Böhm um den Spitzenplatz. Beide "Zauberflöten" sind schwungvoll, prächtig und "schön". Beide Figaros - vor allem auch der spätere mit den Wienern (mein Favorit unter allen Figaros) - sind von mitreissendem Schwung, präzise und spannungsvoll dirigiert. Beim Don Giovanni schätze ich die besondere Dramatik, die Karajan mit seiner tradionell schweren, sinfonischen Lesart entwickelt.


    Vollste Zustimmung! Eine zu unrecht verschmähte Aufnahme.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Liebe Leute,


    vielleicht muß ich mich bei Böhm auch nur noch weiter einhören. Bei Wagner und Strauss schätze ich ihn sehr, daher weiß man ja nie. Ich denke aber doch, daß er nicht die entscheidende leggierezza hervorbringt.
    Um weitere Namen einzuwerfen: Fricsay ist ja schon mehrfach genannt, aber was ist mit Colin Davis? Dessen Mozart-Klang ist auch nicht zu verachten. Im übrigen: Was Shooting-Star Daniel Harding in Salzburg als Don Giovanni-Ouvertüre dirigiert hat, war in meinen Augen einfach unsäglich.



    Liebe Grüße,



    Christian

  • Habe ich ihn nur überlesen, oder hat wirklich noch niemend einen der ganz Großen genannt - ich meine Bruno Walter. Sein "Don Giovanni" von der Met (mit Pinz, Novotna ua.) taucht ja in verschiedenen Postings immer wieder auf und das Mozart-Requiem (Paris, Wiener Philharmoniker) habe ich selbst irgendwo angeführt. Ich denke, dass er nicht nur ein großer Mahler-Dirigent war, sondern auch bei Mozart einen Platz ganz oben am Podest beanspruchen kann. Dass sein Klangbild nicht so schlank und transparent ist, wie wir es heute zu hören gewohnt sind, ist eben der Stil seiner Zeit. Und die Zeiten ändern sich bekanntlich (und damit die Hörgewohnheiten).
    Und auch nicht vergessen würde ich auf Fritz Busch, dessen Einspielungen aus Glyndebourne für mich zu den wichtigsten (historischen) Aufnahmen zählen.


    Michael 2

  • Doch - Walter wurde erwähnt - und zwar in meinem Einführungsbeitrag


    Zitat

    Zahlreiche Dirigenten konnte man als Mozart-Spezialisten bezeichnen, ich nenne hier stellvertretend für viele Karl Böhm, Joseph Krips und Bruno Walter.


    Zu Karl Böhm ist schwer etwas zu schreiben - aber es wundert mich, daß er heute zu in Frage gestellt wird.
    Böhm - zu seiner Zeit als Mozartpapst gefeiert (und das ohne große PR, wie etwa bei Karajan) bietet einen eleganten, kernigen, dennoch luftigen und "tänzerischen" Mozart, der an gewissen Stellen hell und triumphierend erscheint. - Frei von Schärfe und nicht "allzu leicht" sondern durchaus bodenständig (er entsprach dem Zeitgeschmack- Mozart wurde damals von vielen als "zu leicht" empfunden. Böhms Mozart goovt natürlich auch nicht (wie jener von Jacobs) - Das Wort war ja damols noch garn nicht erfunden - und der entsprechende Stil auch nicht....


    Böhm steht für apollinarische Schönheit - und somit ist er für mich der Mann der ersten Wahl....



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Von Böhm wurde mir früher von etlichen Leuten abgeraten - angeblich zu altmodisch und langweilig.
    Aber zum Glück habe ich mich selber davon überzeugt - und war begeistert.
    Meine erste Begegnung mit Böhms Mozart war seine Don Giovanni-Studio-Aufnahme, und ich muß sagen, daß mir die Tempi bei Böhm wirklich am meisten zusagen (verglichen mit Giulini, Fricsay, Klemperer und Harnoncourt).
    Will mir mal seinen hochberühmten Figaro zulegen (mit Prey und Fischer-Dieskau, glaub ich).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner