Casta Diva - Der schwule Opernführer

  • Ich finde die vielen Klischees, die er seitenweise anführt, eher abschreckend.

    Ich kenne dieses Buch zwar nicht, sehe ich aber tendenziell ganz ähnlich. Wenn ich schon eine Wortneuschöpfung wie Operntunte lese - klischeehafter geht's ja kaum. Dadurch wird ein absurdes Schubladendenken doch gerade erst befördert. Noch dazu die dadurch assoziierte unzulässige Vermischung von Homosexuellen mit Transvestiten - immer und immer wiedergekäut.

    Soll Der schwule Opernführer übrigens nur männliche Homosexuelle ansprechen? Den Titel finde ich nicht sehr geglückt, das Projekt an sich aber durchaus spannend. Besser und neutraler als schwul (ein Wort, das ich persönlich überhaupt nicht mag, zumal wenn man seine Wurzeln bedenkt) wäre doch homoerotisch gewesen. Aber vermutlich sollte es auch reißerisch klingen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Köstlich, das Video. Wo war die Inszenierung zu sehen?

    das war 2014 wahrscheinlich in der Pariser Opera Comique (franz. Untertitel) mit Marcel Beekman als Platée. Möglich wäre auch Theater an der Wien, das war die gleiche Inszenierung von Robert Carsen (mit Simone Kermes als La Folie).

    Köstlich ist das richtige Wort


    Wenn ich schon eine Wortneuschöpfung wie Operntunte lese - klischeehafter geht's ja kaum. Dadurch wird ein absurdes Schubladendenken doch gerade erst befördert. Noch dazu die dadurch assoziierte unzulässige Vermischung von Homosexuellen mit Transvestiten


    Soll Der schwule Opernführer übrigens nur männliche Homosexuelle ansprechen? Den Titel finde ich nicht sehr geglückt, das Projekt an sich aber durchaus spannend. Besser und neutraler als schwul (ein Wort, das ich persönlich überhaupt nicht mag, zumal wenn man seine Wurzeln bedenkt) wäre doch homoerotisch gewesen. Aber vermutlich sollte es auch reißerisch klingen.

    Da unter den Autoren auch weibliche Namen zu finden sind, gehe ich davonaus, dass das ganze Spektrum LGBT (=Lesbisch, Schwul, Bisexuell und Transgender) abgedeckt wird.

    Der Begriff Operntunte ist übrigens eine Wortschöpfung, die hier bisher noch gar nicht aufgetaucht ist und wenn die Begriffe Homosexuelle + Operntunte + Transvestit vermischt werden, zeigt das nur, wie wenig Heterosexuelle differenzieren. Jemand kann(!), muss aber nicht alle drei abdecken, eine Operntunte(?) kann(!), muss aber nicht ein Transvestit sein, und um es nun noch komplizierter zu machen: Transgender sind auch keine Transvestiten (dazu mehr hier)

    Übrigens sollte man sich nicht am Wort schwul nicht stören, der wird von Schwulen selber ja auch benutzt und deckt alles ab von homosexuell über homoerotisch bis homophil, wie gay im Englischen

    .... das Buch von Wayne Koestenbaum, es ist einfach köstlich!

    Das 1996 erschienene Buch ist in Deutschland nur noch als Restposten zum Schleuderpreis erhältlich (teils für weniger als 1,- €) Es erschien Anfang der 1990 Jahre im Original mit dem Titel „The Queeen‘s Throat“ (Honi soit qui mal y pense!) und wurde nicht nur von Susan Sonntag sondern auch vom Musikjournalisten Klaus Geitel als wichtig eingestuft. Eine kleine Passage zur Beschreibung der amerikanischen Originalausgabe, die es bei amazon sowohl als Paperback (2001) wie auch als Hardcover (1993) gibt: „This passionate love letter to opera …… is now firmly established as a cult classic. In a learned, moving, and sparklingly witty melange of criticism, subversion, and homage, Wayne Koestenbaum illuminates mysteries of fandom and obsession, and has created an exuberant work of personal meditation and cultural history”.

    Wie sehr das Thema in den deutschsprachigen Ländern tabubelastet ist, zeigt sich schon am Titel: um Assoziationen zum Filmtitel „Deep throat“ zu vermeiden, machte der Verlag aus der Rachen/die Kehle der Königin die unverfängliche Königin der Nacht. Das lässt tief blicken* .


    * leider ist kein Wortspiel mit "deep look" möglich, denn auf englisch heisst es "very revealing"



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  • :thumbup::jubel:

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Aufgrund von Fiescos Begeisterung habe ich Koestenbaums Buch aus meinem Regal gekramt, den Staub vom Buchdeckel weggeblasen und einen neuen Anlauf genommen, es zu lesen (Das fünfte Mal? Das sechste Mal?). Mit großer Aufmerksamkeit habe ich die ersten 60 Seiten gelesen. Und zwar sehr konzentriert. Bemüht darum, wieder aufzuspüren, was mich damals so befremdet hat. Tatsächlich fand ich es jetzt ganz gut und teilweise auch amüsant (wie z.B. der Abschnitt über die Opernpolizist*Innen - Achtung, eine ironisch gemeinte Wortneuschöpfung von mir. Bitte nicht Koestenbaum anlasten!). Vielleicht war ich vor 15 Jahren noch nicht bereit für das Buch. Aber noch habe ich erst einen Bruchteil gelesen. Mich stört bislang nur die deutsche Übersetzung - paradoxerweise, weil sich der Übersetzer durchaus bewusst ist, dass einige Worte im Englischen doppeldeutig sind und sich nicht so einfach übersetzen lassen. Dadurch haftet der Übersetzung etwas Holpriges an.

    Wenn ich schon eine Wortneuschöpfung wie Operntunte lese - klischeehafter geht's ja kaum. Dadurch wird ein absurdes Schubladendenken doch gerade erst befördert. Noch dazu die dadurch assoziierte unzulässige Vermischung von Homosexuellen mit Transvestiten - immer und immer wiedergekäut.

    Bei so einer Aussage schrillen meine Alarmglocken. Diese Abgrenzungsdiskussion hatten wir in den 80er- und 90er-Jahren. Angesichts der homophoben Tendenzen weltweit sollten wir uns das verkneifen. Keineswegs wollte ich den Thread in so einen bierernsten Grundsatzstreit lenken ... In diesem Sinne: Ich bin eine Operntunte und stolz drauf ;-)Das soll meinen Stolz auf die Transgender-Schwestern, die ich in meinem persönlichen Umfeld als Bereicherung empfinde, gewiss nicht ausschließen.

  • Übrigens sollte man sich nicht am Wort schwul nicht stören, der wird von Schwulen selber ja auch benutzt und deckt alles ab von homosexuell über homoerotisch bis homophil, wie gay im Englischen

    Sogar die seit einiger Zeit gleichberechtigt beteiligten Lesben vom "Schwulen Museum" in Berlin haben entschieden, den Titel beizubehalten.

  • Berühmtes Beispiel ist der Topos des "Rosenbrechens". Das meint übersetzt schlicht: Da geht es um "Sex".

    Genau das kam mir gestern plötzlich in den Sinn, als ich Cecilia Bartoli hörte in Händels Trionfo del Tempo...

    Piacere singt, sich an Bellezza wendend "lascia la spina, cogli la rosa". Bisher habe ich das einfach nur als Aufforderung verstanden, das Leben zu geniessen. Dank Holgers Hinweis auf den topos des Rosenbrechens ist mir jetzt vollkommen klar, dass die imperativische Aufforderung, die Stacheln der Rose stehen zu lassen und nur die Blüte zu pflücken, eindeutig bedeutet: geniesse die körperliche Liebe (vulgo: Sex) und habe keine Bedenken.

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    Ist dieses Werbeplakat mit dem Bariton Matt Cahill für Glucks L'Arbre Enchanté beim Fire Island Opera Festival 2013 speziell für schwule Männer oder für heterosxuelle Frauen gedacht?


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    Gabriel Bermudez in Poulenc's "Les Mamelles de Tirésias". Da freuten sich bestimmt Hetero-Frauen wie auch schwule Männer.

    Einmal editiert, zuletzt von Souffleur ()

  • Da lag ich gar nicht so falsch mit meiner Theorie über Thésée und die Homoerotik in #23


    Edwin Crossley-Mercer, der den Thésée singt, bestätigt es


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  • Am 1. Oktober erscheint der schwule Opernführer Casta Diva und es wird somit die Gelegenit geben, Wayne Koestenbaums Buch über Oper, Homosexualität und Begehren (Untertitel) Königin der Nacht in Bezug zueinander zu stellen und durch die rosarote Brille zu betrachten


    Casta Diva, Buch     51z8YnuxKCL._SX333_BO1,204,203,200_.jpg

  • Ich finde es schade, daß es Tamino Souffleur nicht bei uns ausgehalten hat.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Ich finde es schade, daß es Tamino Souffleur nicht bei uns ausgehalten hat.

    Hallo Hans,


    ich weiss zwar nicht, warum er es "nicht ausgehalten hat", kann aber halbwegs verstehen, dass er es nicht ausgehalten hat. Wenn ich hier 44 Löschungen sehe, hatte er sicher noch mehr Ärger als ich jetzt schon habe.

  • Hallo Hans,


    ich weiss zwar nicht, warum er es "nicht ausgehalten hat", kann aber halbwegs verstehen, dass er es nicht ausgehalten hat. Wenn ich hier 44 Löschungen sehe, hatte er sicher noch mehr Ärger als ich jetzt schon habe.

    Ich finde es auch sehr schade, zumal Souflleurs Beiträge in diesem Thread sehr konstruktiv waren. Und wieso hast du Ärger?

  • ich weiss zwar nicht, warum er es "nicht ausgehalten hat", kann aber halbwegs verstehen, dass er es nicht ausgehalten hat.


    Ich finde es auch sehr schade, zumal Souflleurs Beiträge in diesem Thread sehr konstruktiv waren. Und wieso hast du Ärger?


    Er hat keinen Ärger mehr.

    Denn er ist Ascanio gefolgt.

    Im übrigen würde ich - vorsichtig formuliert . nicht ausschliessen - daß es sich um ein unddieselbe Person handelt. und ich bin ferner darüber hinaus nicht abgeneigt zu glauben, daß er unter anderem Namen wieder unter uns weil.

    Ich werde für die Zukunft die Kontrollen wieder verschärfen - was mir ein leichtes ist......:P


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Im übrigen würde ich - vorsichtig formuliert . nicht ausschliessen - daß es sich um ein unddieselbe Person handelt. und ich bin ferner darüber hinaus nicht abgeneigt zu glauben, daß er unter anderem Namen wieder unter uns weil.

    Ich werde für die Zukunft die Kontrollen wieder verschärfen

    Das mutet etwas befremdlich an.

    Warum macht ihr dann nicht Klarnamen für alle Mitglieder von vornherein zur Bedingung?

    Das wäre ehrlicher, als Spekulationen darüber anzustellen, wer unter welchem Namen Beiträge publiziert.


    Im übrigen ist es mir bei konstruktiven Beiträgen völlig schnuppe, wer sie äußert.


    Sollte man nicht eher Wert auf das Inhaltliche legen? Vor allem in diesem Thread.

  • Im übrigen würde ich - vorsichtig formuliert . nicht ausschliessen - daß es sich um ein unddieselbe Person handelt. und ich bin ferner darüber hinaus nicht abgeneigt zu glauben, daß er unter anderem Namen wieder unter uns weil.

    Es wäre ja charmant, wenn er ein musikalischer Wiedergänger wäre und in immer neuer Gestalt unter uns weilte.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Es wäre ja charmant, wenn er ein musikalischer Wiedergänger wäre und in immer neuer Gestalt unter uns weilte.


    Bevor wir drüber diskutieren, sollte sich jeder mit der Teminologie den Internetforen vertraut machen

    Den "Troll" wird wohl jeder kennen, die "Sockenpuppe" wohl nicht.


    Warum macht ihr dann nicht Klarnamen für alle Mitglieder von vornherein zur Bedingung?

    Weil hier der Widerstand zu groß wäre.

    Man kann nicht davon ausgehen, daß die Neuanmelder die Wahrheit sagen

    Daher muß der Name überprüft werden.

    Dazu habe ich ein einigermaßen sicheres System entwickelt:

    Die Telefonkontrolle mit Rückruf -

    ursprünglich auf Festnetz beschränkt.

    Der Name durfte dennoch geheim beliben - nur ICH musste ihn wissen.


    Manche Leute meinen, das Internet gehöre allen - und zwar bedingungslos.

    Die haben immer wieder Stunk gemacht.


    mit Nevember 2018 habe ich probeweise ein neues System eingeführt, welches zwar eine

    anomyme Registrierung ermöglicht (die aber von mir bestätigt werden muss)

    ABER der User ist "GASTMITGLIED"

    Diese Bezeichnung ist eigentlich falsch

    es ist eine euphemistische Umschreibung für "moderierter User"

    Ein Moderator muß den Beitrag für geeignet zur Freischaltung halten.

    Findet ihn keine für geeignet bleibt er unveröffentlicht stehen.


    Damit habe ich das Forum im Griff.

    Es muß ja auch gesagt werden, daß die beiden Personen um die es da geht

    nicht von uns rausgeworfen wurden, wir haben -vielleicht etwas zu tolerant - freigeschaltet.

    Der Konflikt war mit den anderen Mitgliedern - und das ist eben zu akteptieren.


    Wenn ein problematisches Mitglied fernbleibt, so ist das natürlich eine Entlastung für die Moderation


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein kurzer erhellender Beitrag, der mein Interesse für diesen besonderen Opernführer weckt. Mit Freude höre ich, dass das Buch weitestgehend von Wissenschaftlern erarbeitet wurde - also kein Szenebuch ist. Im Interview dazu der Kritiker Manuel Brug, der auch zum Autorenkreis gehört.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Mir hat der Artikel keinen Appetit auf das Buch gemach

    Das ist aber kein Beitrag aus dem Buch, der dir den Appetit gezügelt hat ?

    Sondern ein Text, indem einer der Herausgeber die Herangehensweise beim Verfassen eines Textes beschreibt. Zugegeben - das ist für uns Leser vielleicht nicht besonders relevant. Aber davon bereits Rückschlüsse auf das Gesamtwerk zu ziehen, an dem anscheinend Dutzende von Autoren beteiligt sind?

  • Der Thread ist anscheinend tot.

    Keine Aussicht auf Krawall, und schon sinkt das allgemeine Interesse auf null ...

  • Um mich keinem dummen Geschwätz aussetzen zu müssen habe ich keinen weiteren Kommentar gepostet!


    Ich habe ihn Zuhause und erfreue mich an seinem Inhalt, :baeh01: der ist jedenfalls gelungen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich habe ihn Zuhause und erfreue mich an seinem Inhalt, :baeh01: der ist jedenfalls gelungen!

    Das kann ich nur unterstreichen. Und das, obwohl weder Carmen als Lesbe noch Don Giovanni als Schwuler geoutet werden, wie hier mit homophober Ironie befürchtet wurde.

  • Das kann ich nur unterstreichen. Und das, obwohl weder Carmen als Lesbe noch Don Giovanni als Schwuler geoutet werden, wie hier mit homophober Ironie befürchtet wurde.

    :thumbup::!::hail::!:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Um mich keinem dummen Geschwätz aussetzen zu müssen habe ich keinen weiteren Kommentar gepostet!


    Ich habe ihn Zuhause und erfreue mich an seinem Inhalt, :baeh01: der ist jedenfalls gelungen!


    LG Fiesco

    Pardon, habe deinen Betrag erst später gelesen, kann ihn Inhaltlich sehr verstehen und akzeptieren

    MfG

    Wilfried

  • Hatte die Hoffnung, (befinde im Sachmodus) jemand kauft das Buch und stellt es hier vor.

    Na gut. Ich habe es gekauft. Ich unternehme mal einen Versuch aus meiner ganz persönlichen Perspektive.


    Spontan gefallen hat mir Barry Koskys Zitat auf dem Buchrücken. Er sieht in dem Opernführer "nicht nur ein Nachschlagewerk für schwule und lesbische, sondern für alle Leserinnen und Leser, die sich für die wunderbaren Anomalien in der Welt der Oper begeistern."


    Nach dem Grußwort von Kosky folgt eine kluge Einführung auf hohem intellektuellen Niveau - etwa 5 Seiten lang. Da geht es u.a. um die Frage, was die Verbindung zwischen Oper und dem homosexuellem Publikum eigentlich zugrunde liegt. Ich habe, da ich selbst nie an einer Universität studiert habe, nicht alles auf Anhieb verstanden und musste nochmal genauer lesen. Aber der eine oder andere Aha-Effekt hat sich umso heftiger eingestellt.


    Danach folgen rund 700 Seiten wie in einem gewöhnlichen Opernführer, chronologisch von Monteverdi über Mozart und Beethoven sowie Verdi und Wagner bis zu Philip Glass und Matthias Pintscher. Erst wird der Komponist auf zwei Seiten porträtiert, dann die jeweiligen Opern auf drei Seiten. Alles ist mit Fotos von Komponisten und Szenenbildern aus Inszenierungen farbig bebildert.


    Es gibt mindestens zwei Dutzend Autoren und Autorinnen, darunter Musikwissenschaftler, Journalisten und Leute, die an Opern- und Theaterhäusern arbeiten. Wenn ich das richtig sehe, sind die Ansätze sehr unterschiedlich - musikwissenschaftlich, psychoglogisch, dramaturgisch. Hab erst ungefähr dreissig Kapitel gelesen, darunter alle meine Lieblingsopern. Die Texte waren sehr unterhaltsam, sehr anspruchsvoll. Das meiste davon war mir unbekannt. Zum Beispiel, dass zu Beginn von Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche" von den zwei schwulen Studenten einer am Klavier Musik von Poulenc spielt. Das sollte eine Anspielung für Insider sein - ein Schwuler spielt Musik von einem schwulen Komponisten. Poulenc war, wie ich gar nicht wusste, ein schwuler Lebemann, der allerdings mit seiner Homosexualität zeitweise nicht klarkam und darum an heftigen Depressionen litt. Das spiegelte sich wiederum in seinen Kompositionen wider.


    Mir fällt gerade auf, dass ich gar nicht weiß, was ich hier noch alles an Interessantem aufzählen könnte ... 705 Seiten kann man nicht so einfach zusammenfassen.


    Fiesco, hab ich was Entscheidendes vergessen?

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