Nun zu meiner Tagesarbeit:
Rolle: Hans Stadinger in der "Waffenschmied" von Albert Lortzing
1. Gottlob Frick, hier zitiere ich zur Begründung aus einer Besprechung eines Berufenen. Der renommierte Kritiker und Musikwissenschaftler Karl Schuman schreibt: "Gottlob Frick ist ein Gemütsmensch, einer vom alten Schlag, ohne Verstiegenheit, ohne Skandale und und Schlagzeilen. Die Welt Lortzings entspricht seiner Mentalität. Das Lied des Waffenschmieds Stadinger kommt ihm aus der Seele; die Erinnerung an die "köstliche Zeit"erfüllt er mit Überzeugung, denn er ist im Grunde mehr ein Mensch des 19. als des 20. Jahrhunderts. Fricks Herzlichkeit und sein breiter, bedächtiger Humor erschaffen wie von selbst die Lortzing Szenerie: Fachwerk und Bürgersleute, das ehrliche Sentiment biederer Handwerksmeister , die altdeutschen Butzenscheiben und den Hauch von Märchen."
Ich selbst kann und will darüber hinaus nichts Weiteres hinzufügen. Der wortmächtige und stilistisch so treffend formulierende Karl Schumann hat Fricks besondere Affinität mit der deutschen Spieloper vollendet dargestellt.
2. Kurt Böhme, wie immer ein großartiger Sänger, Darsteller und Komödiant. Er war ein anderer Typ wie Gottlob Frick . Er war immer eine Größe, eine Autorität in seinen Rollen. Auf der Bühne noch zwingender als in seinen Aufnahmen.
3. Karl Ridderbusch, seine Stimme war weit heller als die der beiden vorgenannten. Er schaffte mühelos ein Repertoire vom Sachs bis zum Trinklied "Im tiefen Keller". Für die Spieloper schien er mir zu burschikos. Kein biederer, abgeklärter Bürger, sondern eher ein junger, wilder Revoluzzer. Bei Ridderbusch bin ich im Urteil immer hin-und hergerissen. Es wäre verdienstvoll wenn von unseren qualifizierten Melomanen im Tamino Forum die Künstlerpersönlichkeit von Ridderbusch umfassend charakterisiert würde. Sie arbeiten gewissermaßen mit Mikroskop und Skalpell bei der Analyse von Stimmen, wie Kritiker sind eher darauf getrimmt, den Gesamteindruck von Musik, Darstellung, Bühnenbild, Kostüm, also den Gesamteindruck zu erfassen und wiederzugeben
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Lieber Spielleiter bekomme ich Dein Placet, dass ich nicht immer die Quelle angeben muss. Bitte liebe Taminos nehmt es mir ab, dass ich in über 60 Jahren Beschäftigung und Auseinandersetzung zumindest mit dem Kernrepertoire der deutschen Oper, mit allen Facetten des Genres in Berührung gekommen bin. ich komme mir als über 85 jähriger etwas blöd vor, wenn ich begründen muss, wo ich den Prey, den Cordes, den Brendl, den Weikl, den Hotter usw. gesehen und erlebt habe. Falls es ausgefallene, moderne Stücke sind, die ich nicht oder kaum kenne schreibe ich nicht darüber. Ist es aber eine Spielregel für die es keine Ausnahme gibt ordne ich mich mit etwas Murren und Zähneknirschen unter.
Herzlichst
Operus (Hans)