Es wird Zeit für negativere Töne
Dass die Sonatine meisterhaft komponiert und gestaltet ist, kann man glaube ich nicht bestreiten. Der eher negative Eindruck ist also persönlicher Natur: Ravel ist überhaupt nicht mein Komponist. Französischer Impressionismus ist etwas, das ich in der bildenden Kunst sehr mag, in der Musik hingegen nicht wirklich. Ravel noch eher als Debussy.
Ich bedaure ausserordentlich - aber ich kann mit der "Klangwelt" Ravels - abgesehen vom Bolero nichts anfangen - sie langweilt mich. Die Anspielungen auf Musik des 18. Jahrhundert mag strukturell gegeben sein. Vom melodiösem Eindruck höre ich keine Ähnlichkeiten.
Ich gestehe freimütig, dass es mir ähnlich geht. Dass Ravel verflucht gut komponierte und das Stück das Werk eines großen Könners ist, ist selbstverständlich unbestritten. Trotzdem packt mich diese Musik nicht, und ich versuche zu ergründen, wieso das so ist. Irgendwie kommt mir das Stück wie ein wunderschönes Glasperlenspiel vor, dessen ästhetischen Reiz ich zwar anerkenne, das mir aber auf eine merkwürdige Weise inhaltsleer erscheint. Bei den Klavierwerken von Beethoven, Schubert und Brahms spüre ich, dass diese Musik etwas mit mir zu tun hat. Bei Ravel stehe ich anerkennend daneben und nehme zur Kenntnis, das jemand so etwas geschrieben hat. Würde man mich vor die Wahl stellen, Ravels Sonatine oder eine beliebige Sonate aus den 32 Stück vom großen Ludwig van zu hören, ich würde wohl in 499 von 500 Fällen für eines der Erzeugnisse von Maestro Beethoven votieren (und die eine Ausnahme nur deswegen wählen, um zu überprüfen, ob ich mit Ravel mittlerweile Fortschritte erziele).
LG